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Die technologische Revolution, allem voran die Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien, hat zu sozialen und wirtschaftlichen<br />

Transformationsprozessen geführt, deren kulturelle<br />

Auswirkungen Manuel Castells (2001-2003) in seiner Trilogie<br />

Das Informationszeitalter eindrücklich beschrieben hat.<br />

Diese Transformationsprozesse erfordern individuelle und gesellschaftliche<br />

Bewältigungsstrategien, in deren Zentrum Bildung<br />

und Lernen stehen. Es erstaunt deshalb nicht, dass einhergehend<br />

mit der Sichtbarkeit der Konsequenzen dieser<br />

Transformationsprozesse Mitte der 1990er Jahre das Konzept<br />

des Lebenslangen Lernens in Europa vorangetrieben wurde.<br />

Zwar lernt der Mensch von jeher sein Leben lang, doch war<br />

der Blick auf Bildungsbiographien sehr stark auf die einzelnen<br />

Etappen der schulischen und beruflichen Ausbildung, des Studiums<br />

und der Weiterbildung fokussiert. Dies änderte sich mit<br />

der Perspektivenverschiebung auf das Lernen im gesamten<br />

Lebenslauf.<br />

Doch die Frage, wo dieses Lernen stattfindet, stellt sich vor<br />

dem Hintergrund der technischen Entwicklung auf besondere<br />

Weise. Allerdings hat bereits Castells vor über zehn Jahren<br />

gerade für die Bildungsbereich konstatiert, dass sich hier die<br />

Entwicklung hin zu einer stärkeren Virtualisierung nur langsam<br />

vollziehen wird:<br />

»Schulen und Universitäten sind paradoxerweise die Institutionen,<br />

die von der virtuellen Logik, die in die Informationstechnologie<br />

eingebettet ist, am wenigsten betroffen sind, trotz des absehbaren,<br />

nahezu allgemeinen Einsatzes von Computern in<br />

den Hörsälen und Klassenzimmern der fortgeschrittenen Länder.<br />

Aber sie werden kaum in den virtuellen Raum entschwinden.<br />

[…] Im Fall der Universitäten ist der Grund, dass Bildung<br />

noch immer und auf lange Sicht mit der Intensität der persönlichen<br />

Interaktion zusammenhängt. […] Sie könnten in einem<br />

künftigen verbesserten System der Erwachsenenbildung eine<br />

wichtige Rolle spielen, aber kaum die gegenwärtigen Institutionen<br />

der höheren Bildung ersetzen. Was sich jedoch an <strong>gut</strong>en<br />

Universitäten abzeichnet, ist die Kombination des ‚distancelearning‘<br />

on-line mit Bildung an Ort und Stelle.« (Castells<br />

2001,452f.)<br />

Betrachtet man sich heute in Hochschulen und öffentlichen<br />

Bibliotheken den immensen Bedarf an realen Lern- und Arbeitsplätzen,<br />

scheint sich die virtuelle Logik ad absurdum zu<br />

führen: je umfangreicher die virtuellen Möglichkeiten werden,<br />

desto größer scheint auch das Bedürfnis nach realen Orten<br />

zu werden, an denen die Lernenden gemeinsam mit anderen<br />

lernen und arbeiten. Es wird also in Zukunft in besonderem<br />

Maße darum gehen, wie sich der reale und der virtuelle Raum<br />

koppeln lassen.<br />

Wirft man einen Blick auf die erziehungswissenschaftliche<br />

Literatur der letzten zehn Jahre, scheint sich aber der Eindruck<br />

zu verfestigen, dass dem virtuellen Raum unter anderem<br />

im Zuge der Diskussion über E-Learning, deutlich mehr<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird als dem realen Raum. Dies<br />

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