Über das Fliegen - Fecker
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English only<br />
Solange Menschen in den Cockpits von<br />
voll beladenen Flugzeugen sitzen, die<br />
sich denselben Luftraum teilen und mit<br />
Geschwindigkeiten knapp unter der<br />
Schallgeschwindigkeit dahinbewegen,<br />
solange Maschinen unterschiedlichster<br />
Nationen denselben Airport, dieselben<br />
Pisten benutzen, darf es nur eine<br />
Sprache geben, die alle Akteure verbindet.<br />
Anweisungen unter Landsleuten in<br />
Deutsch, Französisch oder Italienisch<br />
zu geben, ist grob fahrlässig und hat in<br />
der Vergangenheit schon zu Unfällen<br />
geführt, weil ein Dritter diese Anweisung<br />
nicht verstand.<br />
Mehr noch: die gemeinsame Sprache<br />
muss sogar standardisiert sein. Als<br />
besonders fatal hatte sich in der Vergangenheit<br />
immer wieder der Gleichklang<br />
der englischen Zahl Zwei, „two“, und<br />
des englischen Wortes „to“, für „nach“,<br />
erwiesen. Ein Jumbo der Flying Tiger Airways<br />
wurde am 19.2.1989 an die Anfl ugkontrolle<br />
von Kuala Lumpur übergeben.<br />
Die Piloten erhielten einen Direktanfl<br />
ug für die Landebahn 33. Als sie im<br />
Anfl ugverfahren waren, erhielten sie die<br />
Anweisung „descent 2400 Feet“ (ausgesprochen<br />
„descent two four zero zero<br />
feet“, „Sinkfl ug, 2400 Fuß“). Dies wurde<br />
missverstanden als „descend to 400<br />
feet“ (ausgesprochen „descend to four<br />
zero zero feet“, „Sinken auf 400 Fuß“).<br />
Flugvorbereitung<br />
� 250<br />
Die Maschine krachte folgerichtig in<br />
400 Fuß Höhe fl iegend gegen einen 1000<br />
Fuß hohen Berg, über dem die Mindesthöhe<br />
2400 Fuß gewesen wäre. Unter<br />
dem Unfalluntersuchungsbericht stand<br />
abschließend als Ursache: „Non-standard<br />
phraseology was used by Kuala<br />
Lumpur ATC, causing the crew to misinterpret<br />
the instructions.“ 1<br />
Um ähnliche Missverständnisse zu<br />
verhindern, wird nun <strong>das</strong> Wort „altitude“<br />
(Höhe) vor die Zahl gesetzt: „descent<br />
altitude two four zero zero feet“. Damit<br />
ist ausgeschlossen, <strong>das</strong>s die Präposition<br />
„to“ anstelle der Zahl „two“ hineininterpretiert<br />
wird.<br />
Auch salopper Gebrauch der Sprache<br />
führte schon zu kritischen Situationen:<br />
Eine Boeing 747 landete auf Runway<br />
22 L und musste nach dem Abrollen zum<br />
Terminal die Runway 22 R überqueren.<br />
Der Captain fragte beim Tower: „May<br />
we cross?“ 2 , und erhielt zur Antwort,<br />
„Hold short“. 3 Daraufhin schob der<br />
Pilot die Gase nach und überquerte<br />
die Runway, eine startende Boeing 737<br />
konnte gerade noch rechtzeitig über ihn<br />
hinwegziehen. Der Pilot erklärte später:<br />
„Auf meine Nachfrage ‚May we cross?‘<br />
antwortete der Tower ‚Oh sure!‘ 4 “ Die<br />
richtige Antwort hätte lauten müssen:<br />
„Negative. Hold position. Departing<br />
traffi c.“ 5<br />
Aber trotz standardisierter „Sprechgruppen“<br />
gibt es Grauzonen. Jeder kennt<br />
<strong>das</strong> typische „Roger“. ROGER bedeutet:<br />
„I have received and understood your<br />
last transmission.“ Dazu gibt es „WILCO“,<br />
<strong>das</strong> geht einen Schritt weiter und heißt:<br />
„Your message received, understood, and<br />
will be complied with.“ Auf <strong>das</strong> „will be<br />
complied with“ kommt es an. Eine Anweisung,<br />
etwas zu tun, kann daher niemals<br />
mit „ROGER“ beantwortet werden.<br />
Approach Control an einem amerikanischen<br />
Airport führte eine DC-10 in<br />
10 000 Fuß zum Anfl ug auf die Runway 27<br />
Left: „Maintain 10 000, cleared 27.“ Der<br />
Copilot bestätigte „Cleared two-seven.“<br />
Der Captain hatte die Worte des Copiloten<br />
mitgehört und verstanden: „Cleared<br />
(descent) to seven (thousand)“ und<br />
leitete seinen Sinkfl ug nach 7000 Fuß<br />
ein. Bei 9000 verpasste er knapp eine<br />
entgegenkommende Maschine.<br />
1 Es wurde keine Standard-Phraseologie<br />
benutzt durch die Flugsicherung in Kuala<br />
Lumpur. Die Crew hat dabei die Anweisungen<br />
falsch interpretiert.<br />
2 „Dürfen wir kreuzen?“<br />
3 „Warten Sie kurz.“<br />
4 „Aber natürlich!“<br />
5 „Negativ. Halten Sie Position. Startender<br />
Verkehr.“<br />
Alle Beschreibungen als Beispiel eines Fluges von Frankfurt/Main nach Boston<br />
Briefing<br />
– 2 Stunden vor Pushback<br />
Die Flugvorbereitung umfasst Studium<br />
von NOTAM und Flugplänen einschließlich<br />
möglicher Ausweichfl ughäfen,<br />
Airport Leseordner, Sicherheitsmitteilungen,<br />
den Ausdruck bereitgestellter<br />
Dokumente, Crew Briefi ng, Wetterberatung,<br />
Passagiere/VIPs, Besonderheiten<br />
beim Flug.<br />
Signing in<br />
– 1 Stunde vor Pushback<br />
Ein Crew-Bus bringt Piloten und Kabinenpersonal<br />
zum Flugzeug. Der Wartungschef<br />
übergibt dem Kapitän die<br />
Maschine.<br />
Refueling<br />
– 1 Stunde vor Pushback<br />
Mittlerweile ist absehbar, wie viele<br />
Passagiere mit wie viel Gepäck, wie<br />
viel Catering, wie viel Beifracht geladen<br />
wird. Aus dem Gesamtgewicht und<br />
der Routenplanung errechnet sich die<br />
notwendige Treibstoff menge. Diese<br />
wird auch beeinfl usst durch die neueste<br />
Wetter- und Höhenwindvorhersagen der<br />
zugewiesenen Flugstrecke sowie durch<br />
Cockpit to cabin crew<br />
communication<br />
„Cabin Crew, please prepare<br />
for gate departure“<br />
• Gepäckfächer geschlossen<br />
• Toiletten frei<br />
• Sitze senkrecht<br />
• Tische verstaut<br />
• Geräte aus<br />
• Passagiere angeschnallt<br />
„Doors on automatic“ oder<br />
„All doors in flight“<br />
Das bedeutet, <strong>das</strong>s der automatische<br />
Entfaltungsmechanismus der Notrutschen<br />
aktiviert wird. Öff net man nun<br />
nach einem Notfall die Türen, werden die<br />
Notrutschen automatisch aufgeblasen.<br />
die Wahl der Ausweichfl ughäfen. In etwa<br />
15 Minuten werden bis zu 210 000 Liter<br />
Kerosin in die Tanks gepumpt, über 200<br />
Liter pro Sekunde!<br />
Catering<br />
– etwa 1 Stunde vor Pushback<br />
Eine 747-400 benötigt für einen Interkontinentalfl<br />
ug etwa 114 Behälter und<br />
102 Trolleys mit einem Gesamtgewicht<br />
von fünf Tonnen. Insgesamt 800 verschiedene<br />
Artikel werden mitgenommen,<br />
vom Apfel bis zur Zeitung, vom Bier<br />
bis zum Zollformular samt Stift, insgesamt<br />
30 000 Einzelteile.<br />
Beim normalen Aussteigen ist <strong>das</strong> nicht<br />
wünschenswert, daher erfolgt vor dem<br />
Andocken am Gate die Auff orderung an<br />
die Crew: „Select doors on manual.“<br />
„Flight attendants, prepare<br />
for take-off please“<br />
Jetzt müssen die Sicherheitseinweisung<br />
beendet werden, alle losen<br />
Gegenstände verstaut, alle Klappen<br />
geschlossen werden. Alle Fenster Jalousien<br />
müssen bei Start und Landung<br />
immer off en sein, damit man im Falle<br />
eines Unfalls von außen nach innen und<br />
von innen nach außen sehen kann.<br />
„Cabin Crew, please be seated”<br />
Jetzt müssen sich auch die Flugbegleiter<br />
hinsetzen und anschnallen. Ihre<br />
Loading<br />
– etwa 45 Minuten vor Pushback<br />
Das Abfl uggepäck wird bereitgestellt.<br />
Ein High Lift bringt bis zu 14 Container<br />
mit je 35 bis 45 Koff ern an die Ladeluke.<br />
Umsteigergepäck wird bis kurz vor<br />
Abfl ug noch nachgeladen. Beifracht wird<br />
geladen.<br />
Walk around<br />
– etwa 30 Minuten vor Pushback<br />
Pilot oder FO überprüfen, ob am Flugzeug<br />
äußerlich sichtbare Veränderungen<br />
oder Beschädigungen zu erkennen<br />
sind. Größte Aufmerksamkeit gilt dabei<br />
Triebwerken, Tragfl ächen, Klappensystemen,<br />
Rumpf, Sensoren, Fahrwerk und<br />
Bremsen.<br />
Sitze sind so angebracht, <strong>das</strong>s sie an<br />
wichtigen Orten sitzen und die Passagiere<br />
beobachten können. Diese Aufforderung<br />
kann auch unterwegs beim<br />
Durchfl ug von Turbulenzen gegeben<br />
werden.<br />
„Cabin Crew,<br />
five minutes to ground”<br />
Dies ist eine Ansage, damit die Flugbegleiter<br />
wissen, wie viel Zeit ihnen<br />
noch bleibt, die Kabine klarzumachen.<br />
„Cabin Crew, please<br />
be seated for landing”<br />
Auch die Flugbegleiter müssen<br />
sich jetzt wieder hinsetzen und<br />
anschnallen.<br />
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