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Freitag, 4. April 2014 Special 35<br />
Golf Week: Welchen Unterschied<br />
macht es aus, wenn ein<br />
Platz im alpinen Bereich ist oder<br />
etwa in Spanien, wo Golfer das<br />
ganze Jahr spielen?<br />
Höfinger: Spanien und Süditalien<br />
sind auf C4Gräser ausgelegt,<br />
da es sehr heiß ist und<br />
es lange Trockenperioden gibt.<br />
Diese Gräsersorte ist sehr dominant.<br />
Bei uns hätten sie keine<br />
Chance, da sie den Frost nicht<br />
aushalten und schnell braun<br />
werden. In Österreich wird<br />
meis tens auf Flechtstraußgräsern,<br />
C3Gräsern gespielt,<br />
oftmals vermischt mit Rispengräsern,<br />
die heimisch sind,<br />
auch Poa Annua genannt. Im<br />
alpinen Bereich gibt es die<br />
Poa supina, die alpine Version<br />
der Poa annua. Das sind<br />
auch die üblichen Gräserzusammensetzungen<br />
auf Grüns.<br />
Die Gräsermischung ist schon<br />
in Deutschland eine andere.<br />
In Norddeutschland auf Sylt<br />
gibt es viele Schwindelgräser,<br />
auch Festucagräser genannt,<br />
die klassisch für England sind.<br />
Sie benötigen weniger Wasser<br />
und Dünger, sind nicht so aggressiv<br />
im Wachstum, dennoch<br />
sehr dicht, bilden auch nicht so<br />
schnell einen Pilz und die Pflege<br />
ist geringer über das ganze<br />
Jahr gesehen, im Vergleich zu<br />
unseren Flechtstraußgräsern.<br />
Spanien hat WarmSeason<br />
Grass, C4, bei höherer Lufttemperatur<br />
wird noch immer Photosynthese<br />
betrieben, sprich<br />
Futter produziert.<br />
Golf Week: Worauf sollte daher<br />
geachtet werden?<br />
Höfinger: Je besser der Aufbau<br />
ist, desto besser die Qualität<br />
der Grüns, aber auch umso<br />
teurer. Die USAmerikaner haben<br />
die USGA (United States<br />
Golf Association) mit der Green<br />
Section seit den 30erJahren,<br />
die intensiv den optimalen<br />
Aufbau zu kreieren versucht,<br />
der für alle Regionen in Amerika<br />
der richtige Aufbau wäre.<br />
Golf Week: Wie effizient wäre<br />
eine Lösung zur Angleichung?<br />
Höfinger: Es gibt ein Regelbuch,<br />
das USG Specifications<br />
for Greens Construction, das<br />
für alle Klimazonen den idealen<br />
Aufbau vorgibt. Nachteil:<br />
die klimatischen Bedingungen<br />
der meisten Regionen, die idealen<br />
Werte in Bezug auf Körnungen<br />
und Durchlässigkeit<br />
des Boden.<br />
Golf Week: Stichwort Nachhaltigkeit<br />
im Bezug zu all dem?<br />
Höfinger: Ein billiger Aufbau,<br />
ein ebenso günstiger, gar<br />
schlechter Sand dazu, sonstige<br />
Beigaben, aber nicht daran<br />
denkend, was in den nächsten<br />
zehn bis 15 Jahren passiert,<br />
wie sich die Grüns und Gräser<br />
bis dahin entwickeln – das<br />
ist nicht nachhaltig. Wenn die<br />
Pflege für den schon schlechten<br />
Aufbau auch nicht optimal<br />
ist, dann ist die Spielqualität<br />
vom Grün schlechter. Relativ<br />
simpel das Ganze, nur scheitert<br />
es meistens an den Kosten<br />
für den Golfplatzbau. Wenn<br />
man zu sparen beginnt, dann<br />
natürlich bei großen Mengen,<br />
Mischungen für Grüns, Etablierungspflege.<br />
Das sind Sachen,<br />
die kann man messen, steuern,<br />
kontrollieren, überwachen, eigentlich<br />
mit sehr simplen Maßnahmen<br />
– nur muss man diese<br />
umsetzen dürfen.<br />
Golf Week: Fauxpas passieren?<br />
Höfinger: Es scheitert an zu<br />
wenigen Greenkeepern pro<br />
Golfplatz, zu wenig Verständnis<br />
seitens des Managements oder<br />
des Clubs, Betreibers, Präsidenten.<br />
Wenn der Greenkeeper<br />
nicht den Rückhalt vom Management<br />
hat, wird er die Maßnahmen<br />
nie umsetzen können,<br />
um die Grüns vom Aufbau her<br />
zu verbessern. Er schneidet die<br />
Grüns tiefer, damit sie schneller<br />
sind. Das bedeutet, das Blatt<br />
hat weniger Blattmasse, weniger<br />
Photosynthese, ist anfällig<br />
bei Krankheiten, Trockenheit.<br />
Man muss in Pflege investieren,<br />
um die negativen Auswirkungen<br />
auszugleichen. Alles<br />
ein Teufelskreis.<br />
Golf Week: Wie könnte man<br />
dem entgegenwirken?<br />
Höfinger: Bei uns ist seit vielen<br />
Jahren sehr viel von Konzernen<br />
dominiert. Einen Greenkeeper<br />
umzustellen und zu<br />
sagen, du musst „unabhängiger“<br />
denken – sprich: weg vom<br />
Dünger, Wasser – das ist eine<br />
Alexander Höfinger erläutert worauf es im Frühjahr ankommt.<br />
Gratwanderung. Gibt er zu wenig,<br />
sterben die Gräser ab und<br />
er ist definitiv den Job los. Gibt<br />
er zu viel, gibt er zu viel Geld<br />
aus. Nur weil er mehr Dünger<br />
verwendet, heißt es nicht, dass<br />
die Gräser deswegen gesünder<br />
sind. Im Gegenteil, sie sind anfälliger<br />
und schwächer. Umstellung<br />
auf mehr Nachhaltigkeit<br />
ist ein Prozess, der dauert.<br />
Golf Week: Herzlichen Dank<br />
für das informative Gespräch!<br />
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