Praxisbericht 38 - ERCIS - European Research Center for ...
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den sind. Dennoch zeigt die Diskussion über den Sketch, dass die Studierenden nicht über das<br />
notwendige Hintergundwissen verfügten, um den Humor zu verstehen. So schreibt BeBö,<br />
22.01.2007: „[…] To be honest, I have to say that I didn’t like his – how shall I put it? – audio<br />
per<strong>for</strong>mance any better [than the text].“ Als Grund hierfür schlägt ein Studierender vor “it is quite<br />
difficult to “create” a funny and humorous “show” about sensitive topics […]“ (SteNü,<br />
23.03.2007).<br />
Ein Problem scheint insbesondere die Auseinandersetzung mit „non-safe topics“ zu sein, wie<br />
dies am Beispiel der Abtreibung deutlich wird [vgl. Ri83, S. 118]. In Europa ist Abtreibung zwar<br />
ein kontroverses Thema, aber es wird nicht unbedingt in dem Spannungsverhältnis zwischen<br />
Religion und Freiheit gesehen, wie dies in den USA häufig der Fall ist (vgl. http://www.payer.de-<br />
/fundamentalismus/fundamentalismus08.htm). In einigen Bundesstaaten der USA wird verhandelt,<br />
Abtreibung abzuschaffen bzw. strafbar zu machen, womit für die Frau ein starker Einschnitt<br />
in die Privatsphäre und ein Rückschritt in ihren Rechten verbunden sind. Dort wird dieses<br />
Thema sehr kontrovers diskutiert. Abtreibung ist somit in den USA ein emotionaleres Thema<br />
als in Europa (vgl. auch http://www.ppaction.org/campaign/An_abortion_ban_bill_-<br />
comes_to_Colorado). Es ist zu vermuten, dass einigen Studierenden dieses kulturelle Wissen<br />
fehlte, um den Humor von Bill Hicks einzuschätzen. Als Verbesserung ist hieraus ableitbar,<br />
dass insbesondere non-safe topics inhaltlich gründlich vorbereitet werden müssen, damit die<br />
Studierenden einen umfassenderen Blick bekommen und sich stärker in Perspektiven der anderen<br />
Kultur hineinversetzen können.<br />
Über das Fehlen von Hintergrundwissen scheint auch die mit einem Thema verbundene Emotionalität<br />
einen Einfluss auf die interkulturelle Kommunikation zu haben. Dies zeigen Kommentare<br />
zum Irak-Krieg. Ein Student stellt heraus: „To start off-I’d like to say that I am not a very big<br />
fan of talking about a topic as broad and „hot“ as War in Iraq – mainly because I almost always<br />
feel like I do not have enough in<strong>for</strong>mation to <strong>for</strong>mulate a fully developed opinion, and also because<br />
I think the in<strong>for</strong>mation we get tend to be manipulative, packed with emotions, and generally<br />
not directed at the core of the problem.” (AnSi, 28.11.2006). Zur Verbesserung der didaktischen<br />
Konzeption könnte die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Sichtweisen intensiver<br />
behandelt werden. Konstruktivistischen Lerntheorien folgend wäre es vorteilhaft, diese Sichtweisen<br />
weniger lehrerzentriert vorzugeben als sie vielmehr durch die Studierenden selbst entdecken<br />
zu lassen [vgl. Mi01]. So schreibt auch ein Student „I guess, while talking in class about<br />
this topic, we did at times do so in too much a black-and-white kind of style. [...] We need to<br />
consider more perspectives [...]“ (BeBö, 12.11.2007).<br />
Insgesamt bestätigt sich, dass Studierende aufgrund selektiven Vorwissens stereotypische<br />
Sichtweisen auf die Zielkultur entwickeln. So kommt es zu globalen Aussagen wie „The United<br />
States has really got Iraq, the world and itself into a real mess.“ (BeBö, 16.11.2006), als über<br />
die politische Aussenwirkung der USA diskutiert wird. Mithilfe der relativierenden Kritik der Kursleiterin,<br />
schien sie einen Teil der Studierenden zu einer differenzierteren Sichtweise anzuregen.<br />
„[…] Concerning Brook’s comment I think it is right that there are different point of views about<br />
the current situation in the US and Europe.[…]”(FloWa, 20.11.2006). Andere Studierende behielten<br />
jedoch eine vereinfachte und recht undifferenziert erscheindende Sichtweise bei, wie<br />
dieses Zitat zeigt: “[…] the US and UK prepared the greatest part of the war and they <strong>for</strong>ced the<br />
other countries to take part in this.” (ChriZi, 20.11.2006). Hier werden pauschale Urteile getroffen,<br />
die einen Dialog zwischen den Kulturen erschweren. Auch weitere Aussagen wie: „[…] I