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SCHÖNSTEN ZU BESUCH IN - Universum Magazin

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Erscheinungsort/Verlagspostamt: A–3100 St. Pölten. P.b.b., zum ermäßigten Entgelt„GZ 02Z030834 M<br />

UNI<br />

VER<br />

D A S S C H Ö N S T E M A G A Z I N Ö S T E R R E I C H S<br />

SUM<br />

SPEZIAL<br />

<strong>IN</strong><br />

<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong><br />

ÖSTERREICHS<br />

SCHÖNSTEN<br />

ZOOS<br />

Die sieben OZO-Tiergärten im Porträt<br />

TRAUMBERUF TIERPFLEGER<br />

Wie man Tiergarten-Mitarbeiter wird<br />

DIE WUNDERBARE WELT VON OZO<br />

Das ist die Österreichische Zoo Organisation<br />

FORSCHEN FÜR DIE <strong>ZU</strong>KUNFT<br />

Wissenschaft und Artenschutz in den Zoos<br />

D I E Ö S T E R R E I C H I S C H E Z O O O R G A N I S A T I O N I M I N T E R N E T :<br />

WWW.OZO.AT


COVER-FOTO: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />

COVER-FOTO:<br />

BILDAGENTUR<br />

MAURITIUS<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

<strong>IN</strong>HALT<br />

AUS DER REDAKTION<br />

<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong> IM ZOO<br />

ALLES ÜBER OZO<br />

04 Alle unter einem Dach<br />

Die Österreichische Zoo Organisation<br />

(OZO) und ihre Aufgaben.<br />

08 Für Tier und Mensch<br />

Dagmar Schratter, Präsidentin von OZO,<br />

über Zoos, ihre Geschichte und Ziele.<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: LW Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH,<br />

Gutenbergstraße 12, A-3100 St. Pölten,<br />

Tel. 0043-27 42/801-0, Fax-DW -1430, office@lwmedia.at.<br />

Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Mitarbeiter dieses<br />

UNIVERSUM MAGAZ<strong>IN</strong> SPEZIAL: Dr. Jürgen Hatzenbichler<br />

(Gf. Chefredakteur), Mag. Miriam Damev, Marlene Erhart,<br />

Mag. Ursel Nendzig, Peter A. Krobath,<br />

Patrick Püribauer (Art Director),<br />

Elke Bitter (Fotoredaktion)<br />

12 Die sieben OZO-Zoos<br />

- Tiergarten Schönbrunn (Wien)<br />

- Tierwelt Herberstein (Steiermark)<br />

- Alpenzoo Innsbruck (Tirol)<br />

- Zoo Salzburg (Salzburg)<br />

- Zoo Schmiding (Oberösterreich)<br />

- Haus des Meeres (Wien)<br />

- Vivarium Grebenzen (Steiermark)<br />

MENSCH & TIER<br />

28 Ausmisten, Interviews geben<br />

So ist der Arbeitsalltag in den Zoos.<br />

Plus: Wie ich Tierpfleger werden kann.<br />

33 Wunderwelt des Wissens<br />

Forschung in den OZO-Zoos.<br />

35 Lernen von Zoobewohnern<br />

Wie Wissen um die Natur vermittelt wird.<br />

Sieben Zoos, sieben<br />

Welten voller<br />

Naturwunder,<br />

jede mit ihrem<br />

eigenen Charme<br />

und Charakter.<br />

Die <strong>Universum</strong>-Redakteure<br />

haben alle besucht: von Innsbruck<br />

bis Wien, von Herberstein<br />

bis Schmiding, auch in<br />

Salzburg und Grebenzen waren<br />

wir. Jeder Zoo war eine<br />

Entdeckung für sich. Allen gemeinsam<br />

ist das Bedürfnis,<br />

den Menschen die Natur näherzubringen<br />

und sie zu ihrem<br />

Schutz zu motivieren.<br />

juergen.hatzenbichler@lwmedia.at<br />

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Zoo Organisation (OZO):<br />

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5 Zoos<br />

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1 Festpaket für 2 Personen<br />

1 Backstage-Führung im Aquarium<br />

für bis zu 5 Personen<br />

1 Safaridinner für 2 Personen<br />

20 Bücher „Wildnis Zoo“<br />

HAUS DES MEERES:<br />

1 Backstage-Führung<br />

für bis zu 5 Personen<br />

1 Familienjahreskarte<br />

5 Einzeljahreskarten<br />

5 Zooführer (80 Seiten Information)<br />

TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong>:<br />

1 Jahreskarte für 1 Erwachsenen<br />

1 VIP Carello-Tour für 5 Personen<br />

1 Vollmondwanderung für 2 Personen<br />

1 Familieneintrittskarte<br />

(2 Erw., 2 Kinder)<br />

ZOO SALZBURG:<br />

1 Jahreskarte, 5 Eintrittsgutscheine<br />

Alpenzoo Innsbruck:<br />

1 Tierpfleger-aktiv Programm<br />

(4-stündig)<br />

2 Broschüren Alpenzoo<br />

3 Eintrittskarten<br />

ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G:<br />

2 Jahreskarten<br />

1 Spezialführung Aquazoo<br />

für eine Familie (bis 5 Personen)<br />

5 Einzeleintrittskarten<br />

VIVARIUM GREBENZEN:<br />

2 x All-inclusive-Familieneintrittskarten<br />

(2 Erwachsene +<br />

2 Kinder) für Ausstellung Wasserwelten,<br />

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ausgewählten Zusatzartikels etwa zwei Wochen nach Zahlungseingang<br />

oder per Nachnahme. Solange der Vorrat reicht.<br />

5


ALLE UNTER E<strong>IN</strong>EM DACH<br />

Sieben Zoos vereint die OZO, die Österreichische Zoo Organisation. Da ist alles dabei, was<br />

kriecht, fliegt, schwimmt und krabbelt. Und noch viel mehr: Hinter den putzigen, faszinierenden,<br />

gefährlichen und seltenen Tieren spielt sich die eigentliche Arbeit ab.<br />

E<strong>IN</strong> BERICHT VON URSEL NENDZIG<br />

2<br />

UNIVERSUM <br />

März 2009


OZO<br />

Dachverband<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, HAUS DES MEERES, TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong><br />

TIERISCHE VIELFALT<br />

Sieben österreichische Zoos<br />

vereint die OZO unter ihrem Dach. In<br />

diesen wiederum leben rund 2.000<br />

zum Teil stark gefährdete Tierarten.<br />

Elefant, Bär, Affe, Schildkröte, Hai und<br />

Chamäleon sind nur einige der Publikumsmagneten<br />

in Österreichs Zoos.<br />

Zweitausend Tierarten, jährlich 3,8<br />

Millionen Menschen, 350 geschulte<br />

Mitarbeiter. Hinter den Zahlen<br />

der OZO verbirgt sich der Zusammenschluss<br />

von wissenschaftlich geführten<br />

Zoos und Aquarien in Österreich. Sie erfüllen<br />

die international gültigen Richtlinien<br />

der EAZA (European Association of Zoos<br />

and Aquaria) und der WAZA (World Association<br />

of Zoos and Aquariums) für die<br />

höchsten Standards in der Zootierhaltung.<br />

Damit aber nicht genug: Die OZO beteiligt<br />

sich an Forschungsaktivitäten zur Erhaltung<br />

der Artenvielfalt und an Projekten für den<br />

Natur- und Artenschutz. Erfolgreiche<br />

Artenschutzprojekte wie etwa die Zucht<br />

und Wiederansiedlung von Österreichs<br />

größtem Greifvogel, dem Bartgeier, die<br />

Rückführung der in freier Wildbahn bereits<br />

ausgestorbenen Przewalski-Pferde in ihre<br />

mongolische Heimat oder die Beteiligung<br />

der OZO-Zoos an Artenschutzprogrammen<br />

für die Tiger Asiens zeigen, wie wichtig und<br />

vielfältig eine koordinierte Zusammenarbeit<br />

auf nationaler und internationaler Ebene<br />

heute ist.<br />

Sieben Mitglieder zählt die Organisation<br />

derzeit: Den Alpenzoo Innsbruck in Tirol,<br />

der, am Fuß der Nordkette über den<br />

Dächern der Landeshauptstadt von Tirol<br />

gelegen, etwa 2.000 Alpentiere von rund 150<br />

Arten beherbergt. Kein anderer Zoo der<br />

Welt zeigt eine derart vollständige Sammlung<br />

von Wildtieren aus dem Alpenraum.<br />

Allein das Kaltwasser-Aquarium mit seinen<br />

50 alpinen Fischarten ist einzigartig. Reich<br />

an Aquarien ist natürlich das Haus des Meeres<br />

mit seinem Aqua Terra Zoo. Mehr als<br />

6.000 Tiere aus allen fünf Erdteilen fühlen<br />

sich im Flakturm mitten in Wien wohl. Einer<br />

der Höhepunkte ist die Erlebniswelt „Tropenhaus“.<br />

In feucht-warmer, tropischer<br />

Atmosphäre, über Holzsteige und Hängebrücke<br />

wandernd, vorbei am rauschenden<br />

Wasserfall, sind hier frei fliegende Vögel und<br />

herumlaufende Äffchen zu erleben.<br />

Ebenfalls in Wien ist der Tiergarten<br />

Schönbrunn angesiedelt, der älteste Zoo der<br />

Welt. Die einstige Menagerie des Kaisers<br />

präsentiert sich heute als moderner, nach aktuellen<br />

zoologischen Erkenntnissen geführter<br />

Zoo, in dem eine ganze Reihe bedrohter<br />

Tierarten Zuflucht gefunden hat. Große<br />

Pandas, Koalas, Panzernashörner, Sibirische<br />

Tiger und fast 5.000 andere Tiere freuen<br />

sich über Besuch. Die Tierwelt Herberstein<br />

bietet auf ihrem weitläufigen Areal bis zur<br />

Feistritzklamm über 600 Tieren aus 130 Arten<br />

einen Lebensraum. Rund 800 Tiere gibt<br />

es im Salzburger Zoo zu bestaunen. Und<br />

auch der Zoo Schmiding bietet Giraffen,<br />

Zebras, verschiedenen Affenarten, Krokodilen,<br />

Roten Pandas, Faultieren, exotischen<br />

Vögeln und rund 1.000 anderen Tieren ein<br />

Zuhause. Und: Österreichs einzige Gorillas<br />

sind dort zu sehen. Das jüngste unter den<br />

OZO-Mitgliedern ist das Vivarium im steirischen<br />

Mariahof. In insgesamt 14 großen<br />

Themen- und Kleinaquarien wird die heimische<br />

Fisch- und Amphibienwelt gezeigt.<br />

Eine Besonderheit ist auf jeden Fall der<br />

gläserne Tunnel durch Mitteleuropas größte<br />

Piranha-Anlage. (Porträts der einzelnen<br />

Zoos lesen Sie ab Seite 12.)<br />

Anspruchsvolle Kriterien<br />

Die Gründerzoos haben für ihre Mitglieder<br />

anspruchsvolle OZO-Kriterien definiert, die<br />

es zu erfüllen gilt. Dazu zählen eine hohe<br />

Qualität der Tierhaltung und fachliche<br />

Kompetenz durch veterinärmedizinisch<br />

oder zoologisch ausgebildete Führungskräfte.<br />

Auch ein ausgeprägtes Engagement in<br />

Forschung und Lehre und ausgereifte Konzepte<br />

der Zoopädagogik zur Vermittlung von<br />

Information und Bildung sind von hoher<br />

Wichtigkeit. Und schließlich gilt es natürlich,<br />

in den Bereichen Tierschutz, Artenschutz<br />

und Naturschutz Einsatz zu zeigen. Außerdem<br />

stehen die Bewusstseinsbildung und die<br />

Beteiligung und Umsetzung von Zuchtprogrammen<br />

und Forschungsaktivitäten zur Erhaltung<br />

der Artenvielfalt auf der Agenda der<br />

OZO und ihrer sieben Mitglieder. Auch die<br />

Ausbildung von Fachleuten im Bereich der<br />

Zootierhaltung ist unerlässlich für einen wissenschaftlich<br />

geführten Zoo. Dazu kommt<br />

noch die Beratung und Unterstützung von<br />

Privatpersonen, Medien und Behörden.<br />

Die OZO hat sich außerdem noch ein<br />

ganz spezielles Ziel gesteckt. Nämlich die<br />

Umsetzung von Artikel 1 der EU-Richtlinie<br />

1999/22/EG in Österreich. Darin heißt es,<br />

dass die Rolle der Zoos im Schutz wild<br />

lebender Tiere und der Erhaltung der biologischen<br />

Vielfalt gestärkt werden soll. Und<br />

das freut nicht nur die Tiere, sondern auch<br />

die Besucher.<br />

<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

5


DIE GRUNDPR<strong>IN</strong>ZIPIEN DER OZO<br />

OZO UND DER ARTENSCHUTZ<br />

Die Zoos, die Mitglieder der OZO sind, haben Artenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben,<br />

denen sich die Mitglieder der OZO<br />

sich selbst auferlegt, bestimmte Kriterien zu<br />

erfüllen. Zuallererst geht es dabei um die Vorgaben<br />

von EAZA und WAZA (Europäischer Eisbär oder Panda werden dabei in Projekten<br />

verschrieben haben. Nicht nur „Exoten“ wie<br />

Zooverband und Weltverband der Zoos und bedacht, sondern auch heimische Tiere.<br />

Aquarien, siehe Kasten „Organisationen“). Für<br />

die Entscheidung, ob ein Zoo in die OZO, Österreichs<br />

nationalen Zooverband, aufgenommen<br />

wird, sind diese Kriterien relevant.<br />

Zugrunde liegt diesen die Weltzoonaturschutzstrategie,<br />

die erstmals 1993 erschienen<br />

ist und vom Weltzooverband gemeinsam mit<br />

der IUCN (International Union for Conservation<br />

of Nature and Natural Resources) herausgegeben<br />

wurde. In dieser Strategie sind die Aufgaben<br />

festgeschrieben, die ein Zoo erfüllen DER BARTGEIER<br />

soll.<br />

Der Bartgeier wurde im 19. Jahrhundert im<br />

Im Grunde sind es immer noch jene vier, die Alpenraum ausgerottet. Zuchterfolge und Forschung<br />

im Alpenzoo führten zu einem interna-<br />

Heini Hedinger, der berühmte Schweizer Zoologe,<br />

in den 1950ern festgelegt hat: Erholung, tionalen Gemeinschaftsprojekt von Zoos und<br />

Forschung, Artenschutz, Bewusstseinsbildung. Naturschutzorganisationen mit dem Ziel der<br />

Diese vier sind wiederum in genauere Aufgaben<br />

untergliedert. Etwa veterinärmedizinische die ersten jungen Bartgeier im Nationalpark<br />

Wiederansiedlung des Bartgeiers. 1986 wurden<br />

Betreuung, ausgebildetes Personal, Edukation, Hohe Tauern freigelassen. Seither wurden insgesamt<br />

über 150 gezüchtete Bartgeier ausge-<br />

Mitarbeit an Forschungsprojekten und Artenschutzprojekten,<br />

Zusammenarbeit mit NGOs. wildert. Die Entwicklung dieser „Zoovögel“ im<br />

In Kurzform ist dieser Kriterienkatalog auch Hochgebirge verläuft so erfolgreich, dass bereits<br />

44 Jungvögel im Freiland geschlüpft und<br />

in die EU-Zoorichtlinie von 1999 eingeflossen.<br />

Und mittlerweile auch ins Bundestierschutzgesetz.<br />

flügge geworden sind.<br />

Die Erfüllung mancher Kriterien hängt auch<br />

von finanziellen Gegebenheiten ab. Ein Zoo,<br />

der mehr Geld hat, kann sehr viel mehr Projekte<br />

verwirklichen. Anders gesagt: Mehr<br />

Besucher bedeuten auch mehr Artenschutzprojekte,<br />

Projekte zur Bewusstseinsbildung,<br />

mehr Forschungsprojekte.<br />

DER HABICHTSKAUZ<br />

Auffälliges Artmerkmal des Habichtskauzes ist<br />

ein „unerschrockener“ Charakter und damit<br />

sehr geringe Fluchtdistanz im Freiland. Diese<br />

Eigenschaft begünstigte die Verfolgung durch<br />

den Menschen und dürfte zum Verschwinden<br />

der Art beigetragen haben. Der erste Schritt<br />

ist der Aufbau eines Zuchtnetzwerks. Momentan<br />

gibt es in Österreichs Zoos und anderen<br />

Institutionen wie der Eulen- und Greifvogelstation<br />

Haringsee 17 Brutpaare. In Osteuropa werden<br />

Findlinge aus der Wildbahn immer wieder<br />

in Zoos abgegeben. Die OZO hat in dieser Angelegenheit<br />

eine Vermittlerrolle übernommen.<br />

Infos zur Patenschaft: www.habichtskauz.at<br />

6<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

DER FROSCH<br />

Ein Drittel bis zur Hälfte aller Amphibienarten<br />

ist vom Aussterben bedroht. Die aktuelle Gefährdung<br />

geht von einer Pilzerkrankung aus,<br />

die rasch zum Tod führt. Aber auch Lebensraumverlust,<br />

Umweltverschmutzung und Pestizide<br />

setzen den Amphibien sehr zu. Aus diesem<br />

Grund haben alle Zoos der Welt, Aquarien<br />

und Umweltschutzorganisationen 2008 zum<br />

„Jahr des Frosches“ erklärt. In einer global koordinierten<br />

Kampagne sollen das Bewusstsein<br />

und das Verständnis der Öffentlichkeit für die<br />

Amphibienaussterbekrise geweckt werden.<br />

Wer spenden möchte, findet alle Infos hier:<br />

www.amphibianark.org/German/donations.htm<br />

DER WALDRAPP<br />

Der ehemals auch im Alpenraum verbreitete<br />

Waldrapp zählt heute zu den bedrohtesten<br />

Vogelarten der Welt. Ende der 80er-Jahre<br />

gab es nur mehr eine kleine Kolonie von 50<br />

Brutpaaren in Marokko und eine halbwilde Kolonie<br />

von 60 Vögeln in der Türkei. Seit 1997<br />

gibt es Forschungsprojekte, um eine Wiederansiedlung<br />

des Waldrapps zu erarbeiten. Das<br />

Waldrappteam versucht handzahmen Waldrappen<br />

eine Zugroute zu lehren. Die ersten<br />

Vögel haben erfolgreich die Wanderroute hinter<br />

sich gebracht und sind im folgenden Jahr<br />

auch wieder an ihren Ursprungsort zurückgekehrt.<br />

Die OZO unterstützt dieses weltweit<br />

einzigartige Forschungsprojekt finanziell und<br />

mit Waldrappküken.<br />

Infos zu Spenden oder Patenschaften:<br />

http://waldrappteam.at<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, BILDAGENTUR WALDHÄUSL


OZO<br />

Dachverband<br />

DIE WICHTIGSTEN<br />

ZOO-ORGANISATIONEN<br />

WAZA – World Association of Zoos and Aquariums<br />

Die OZO ist als nationaler Verband Mitglied bei diesem<br />

internationalen Dachverband. Die weltweite Organisation<br />

von Zoos und Aquarien hat zur Aufgabe, Zoos zu leiten<br />

und darin zu unterstützen, ihre Aufgaben Tier- und Artenschutzes<br />

und Edukation wahrnehmen zu können.<br />

Die WAZA tagt bei einer jährlichen Konferenz.<br />

www.waza.org<br />

EAZA – European Association of Zoos and Aquaria<br />

Was die WAZA weltweit ist, ist die EAZA, die Vereinigung<br />

der Zoos und Aquarien Europas, auf europäischer Ebene.<br />

Sie fördert Kooperationen in Bezug auf Artenschutz. Dafür<br />

gibt es spezielle, koordinierte Aufzuchtprogramme für<br />

Wildtiere, so genannte EEPs (European Endangered Species<br />

Programmes, Programme für gefährdete Tierarten).<br />

Außerdem werden Bildungsprogramme in Zoos gefördert.<br />

Zudem wirkt die EAZA in beratender Funktion bei<br />

übergeordneten Organisationen wie IUCN (Welttierschutzorganisation),<br />

EU oder CITES (Washingtoner<br />

Artenschutzübereinkommen) mit.<br />

www.eaza.net, www.iucn.org, www.cites.org<br />

EUAC – European Union of Aquarium Curators<br />

Sie vereint die Direktorien europäischer Aquarien.<br />

www.euac.org (under construction!)<br />

GESCHÜTZTE UMGEBUNG<br />

Jeder kennt ihn: Fu Long. Auch der Panda-Kinderstar<br />

aus dem Tiergarten Schönbrunn ist Teil eines<br />

internationalen Artenschutzprogramms.<br />

VDZ – Verband Deutscher Zoodirektoren<br />

Rund fünfzig Zoos – darunter auch solche aus Österreich<br />

und der Schweiz – gehören dieser ältesten Zoovereinigung<br />

der Welt an.<br />

www.zoodirektoren.de<br />

International Zoo Educators Association<br />

Die IZEA ist der weltweite Zusammenschluss der Zoopädagogen.<br />

Ihr Auftrag ist, die Vermittlungsprogramme<br />

in den Zoos, die sie vertreten, weiterzuentwickeln.<br />

www.izea.net<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

VZP – Verband deutschsprachiger Zoopädagogen<br />

Der VZP ist der Berufsverband der deutschsprachigen<br />

Zoopädagogen. Er hat Mitglieder in Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz, Tschechien sowie Ungarn und vertritt<br />

die Interessen der Zoopädagogen.<br />

www.vzp.de<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

7


AKTUELL<br />

Story<br />

Was ist OZO überhaupt? Wann,<br />

wodurch und warum ist die Österreichische<br />

Zoo Organisation<br />

entstanden?<br />

Wissenschaftlich geführte Zoos sind in<br />

ein großes Netzwerk eingebunden. Es gibt<br />

den Weltzooverband, den Europäischen<br />

Zooverband und es gibt nationale Verbände<br />

wie die OZO. Die OZO ist 2001 gegründet<br />

worden, zunächst mit vier Mitgliedern:<br />

Alpenzoo, Zoo Salzburg,Tiergarten<br />

Schönbrunn und Herberstein. Später kamen<br />

das Vivarium, das Haus des Meeres<br />

und der Zoologische Garten Schmiding<br />

dazu. Der Grund für den Zusammenschluss<br />

war der Wunsch, mit einer gemeinsamen<br />

Stimme sprechen zu können, gemeinsame<br />

Projekte durchzuführen und die<br />

Aufgaben eines Zoos gemeinsam nach außen<br />

zu tragen.<br />

Haben sich diese Aufgaben im Lauf der Zeit<br />

verändert?<br />

8<br />

UNIVERSUM SPEZIAL


OZO<br />

| Interview<br />

FÜR TIER UND MENSCH<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, U. RÖCK<br />

Dagmar Schratter, Präsidentin der OZO, im Interview. Sie erzählt von Aufgaben,<br />

dem Wandel, Zielen und Zusammenhalt der Zoos, und warum Stars<br />

wie Löwe, Eisbär und Panda unbedingt notwendig sind.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN URSEL NENDZIG UND JÜRGEN HATZENBICHLER<br />

Natürlich. Ende des 19. Jahrhunderts<br />

stand eine möglichst vollständige Sammlung<br />

von Tieren im Mittelpunkt, der Zoo<br />

als lebendes Lexikon. Es gab keine Massenmedien,<br />

wenige konnten sich große<br />

Reisen leisten. Man konnte exotische Tiere<br />

nur in einem Zoo sehen. Damals war es<br />

wichtig, möglichst viele Greifvogelarten<br />

oder drei Zebraarten vorzuweisen. Das hat<br />

sich im Tiergarten Schönbrunn in den<br />

1930er-Jahren langsam verändert. Mit<br />

Direktor Antonius (Direktor von 1924 bis<br />

1945, Anm.) ist das erste Mal ein Zoologe<br />

dem Tiergarten vorgestanden. Viele Forschungsarbeiten<br />

sind betrieben worden, es<br />

gab erste Artenschutzprojekte, etwa ein<br />

Wisent-Zucht- und Wiederansiedelungsprojekt.<br />

Der Schweizer Zoodirektor und<br />

Begründer der Tiergartenbiologie Heini<br />

Hedinger hat schlussendlich in den<br />

1950er-Jahren die Aufgaben eines Zoos<br />

festgeschrieben, an denen sich bis heute<br />

grundsätzlich nichts geändert hat: Da ging<br />

REDE UND ANTWORT<br />

Dagmar Schratter, Präsidentin<br />

der Österreichischen Zoo Organisation<br />

und Direktorin des Tiergartens<br />

Schönbrunn, sprach mit<br />

Jürgen Hatzenbichler und Ursel<br />

Nendzig vom <strong>Universum</strong> <strong>Magazin</strong><br />

über Ziele und Aufgaben der<br />

OZO und ihrer Mitglieder.<br />

es schon um Bewusstseinsbildung, Naturschutz<br />

und Artenschutz; darum, die Leute<br />

zu sensibilisieren und natürlich auch<br />

Wiederansiedelungsprojekte und andere<br />

Projekte im Freiland zu betreiben. Insofern<br />

haben sich die Aufgaben eines Zoos<br />

stetig weiterentwickelt und vervielfacht.<br />

Und die Haltungsbedingungen?<br />

Auch da hat sich vieles geändert. 1752,<br />

als der Tiergarten Schönbrunn gegründet<br />

wurde, waren die Logen, die kreisförmig um<br />

den Pavillon angelegt sind, relativ groß,<br />

1.000 Quadratmeter. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

sind sie geviertelt, gesechstelt und<br />

Antilopen oder Zebras darin gehalten worden.<br />

Mittlerweile wurden sie wieder in ihren<br />

ursprünglichen Zustand rückgeführt, denn<br />

seit dieser Zeit sind die Kenntnisse über die<br />

Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Tiere<br />

gewachsen, auch die Medizin ist fortgeschritten,<br />

und damit kam es zu einer ständigen<br />

Verbesserung in der Tierhaltung. Und<br />

auch heute gibt es ständig Weiterentwicklungen.<br />

Etwa das Elefantengehege im Tiergarten,<br />

das Mitte der 90er-Jahre für zwei Bullen<br />

gebaut worden ist – nach dem neuen Tierschutzgesetz,<br />

an dem die OZO mitgearbeitet<br />

hat, stimmen die Maße schon nicht mehr.<br />

Viele Anlagen sind nicht nur von den Größenverhältnissen<br />

her schnell veraltet.Vor allem<br />

für Tiere, die Erhaltungszuchtprogrammen<br />

unterliegen, werden die festgelegten<br />

Haltungsrichtlinien ständig dem neuesten<br />

Wissensstand angepasst.<br />

Welche Tiere sind das zum Beispiel?<br />

Panda,Tiger, Gepard, Kea … eine ganze<br />

Reihe. Diese Programme gibt es für Tierarten,<br />

die im Freiland hoch bedroht sind.<br />

Oder aber die Population innerhalb der<br />

Zoos ist sehr klein. Es wird versucht, einen<br />

genetischen Pool innerhalb der Zoos zu erhalten.Wir<br />

sind ja heute zum Großteil unabhängig<br />

von der Entnahme aus der freien<br />

Wildbahn und versuchen innerhalb der<br />

Zoowelt den Inzuchtfaktor möglichst gering<br />

zu halten, auch um so bei Bedarf Tiere für<br />

Wiederansiedelungsprojekte zur Verfügung<br />

stellen zu können, was zum Beispiel schon<br />

bei Bartgeiern, Alpensteinböcken, Przewalski-Pferden<br />

oder Waldrappen der Fall war.<br />

Man kann als Zoo steuern, was man den<br />

Besuchern mitteilen möchte. Aber haben die<br />

Besucher auch höhere Bedürfnisse?<br />

Sicher. Die Besucher wollten früher<br />

exotische Tiere sehen, Sensationen. Die<br />

Sensibilisierung für Tierschutz und Artenschutz,<br />

die Wahrnehmung von Tieren als<br />

Mitgeschöpfen ist in den letzten 20 Jahren<br />

stark gestiegen. Das macht sich natürlich<br />

auch im Tiergarten bemerkbar.Viele unserer<br />

Besucher beäugen kritisch die Qualität<br />

unserer Tierhaltung. Niemand will<br />

heutzutage mehr ein Tier bei offensichtlich<br />

schlechter Haltung besuchen kommen.<br />

Das Wissen der Besucher, auch<br />

durch Zoo-Doku-Soaps oder <strong>Universum</strong>-<br />

Berichte, ist gestiegen, und so auch der<br />

Wunsch nach guter Tierhaltung und<br />

weiterführenden Bildungsangeboten.<br />

Wie sieht die Zusammenarbeit innerhalb der<br />

OZO aus?<br />

Wir sind sehr gut vernetzt. Zwei bis<br />

drei Mal im Jahr gibt es Treffen, bei denen<br />

wir festlegen, welche Projekte wir gemeinsam<br />

unterstützen wollen. Aktuell etwa die<br />

Wiederansiedelung des Habichtskauzes<br />

im Wienerwald oder das Waldrapp-Projekt<br />

(siehe Kasten „Artenschutz“). Gibt es kritische<br />

Zooberichte, diskutieren wir sie und<br />

reagieren darauf. Die OZO ist auch Ansprechpartner<br />

für Behörden: Wenn ein<br />

Zoo um eine Genehmigung ansucht, fun-<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

9


gieren wir als Berater. Auch die Kontrolle<br />

der Standards, die wir uns auferlegt haben,<br />

gehört dazu. Bei uns selbst, aber<br />

auch, dass wir anderen Zoos helfen, die<br />

Standards erfüllen zu können.<br />

Wie sieht es mit Zoos aus, die nicht Mitglied<br />

von OZO sind?<br />

Diese werden von uns gerne beraten.<br />

Laut Tierschutzgesetz ist genau festgelegt,<br />

wie die Mindeststandards für die Haltung<br />

einzelner Tierarten aussehen und welche gehalten<br />

werden dürfen. Es gibt drei Kategorien<br />

von Zoos, A, B und C. Je nachdem,<br />

welche Tierarten man pflegt, gibt es ganz<br />

konkrete Forderungen. Ein A-Zoo kann zum<br />

Beispiel Großkatzen und Affen halten und<br />

braucht ausgebildetes Personal, eine wissenschaftliche<br />

Führung, einen Veterinärmediziner.<br />

Das können sich so kleine Zoos gar<br />

nicht leisten, dann muss man eben auf gewisse<br />

Tiere verzichten. Nicht nur bei Haltungs-,<br />

sondern auch bei Gestaltungsfragen<br />

helfen wir gerne. Gerade wenn man die Tierart<br />

selbst bei sich im Zoo hat, weiß man ja<br />

am besten, was funktioniert und was nicht.<br />

Wie sieht die Zukunft der OZO aus? Welche<br />

Ziele gibt es?<br />

Wir wollen gemeinsam versuchen, das<br />

Image der Zoos als reine Zurschaustellung<br />

von Tieren zu korrigieren – in Richtung<br />

Kompetenzzentrum für Natur- und Artenschutz.Wir<br />

möchten unsere Beratungsfunktion<br />

für andere Zoos noch stärker<br />

wahrnehmen, vor allem für kleine Zoos,<br />

die nicht OZO-Mitglieder sind.<br />

Es gibt immer wieder Stars unter den Zootieren.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Es gibt Besuchermagneten – Eisbär,<br />

Elefant oder Panda –, die Leute zuerst einmal<br />

in den Zoo locken. Die brauchen wir.<br />

Wegen einer Schildkröte oder einer<br />

Schlange allein wird niemand in den Zoo<br />

kommen. Im Hintergrund aber laufen<br />

Projekte mit der seltenen Wiesenotter oder<br />

der einzigen bei uns heimischen Schildkröte,<br />

der Sumpfschildkröte.Wenn ein Besucher<br />

schon im Zoo ist, entdeckt er vielleicht<br />

auch die Schildkröte, wird neugierig<br />

und erkennt die Artenvielfalt und Naturschutzprobleme<br />

unserer Umgebung. Um<br />

den Besucher hereinzubekommen,<br />

braucht es attraktive Arten. Um Projekte<br />

finanziell unterstützen zu können, braucht<br />

es Eintrittsgelder. Erst dann können wir<br />

Botschaften vermitteln und uns bei Projekten<br />

beteiligen.<br />

Gibt es den idealen Zoo?<br />

Gute Zootierhaltung ist immer ein Spagat.<br />

Das, was vielleicht ideal für das Tier<br />

wäre, ist es nicht unbedingt für den Besucher.<br />

Der Besucher muss die Möglichkeit<br />

haben, das Tier zu sehen, eine Beziehung<br />

aufzubauen. Umgekehrt brauchen die Tiere<br />

aber ein Rückzugsgebiet. Kein Besucher hat<br />

mit dem Kauf der Eintrittskarte das Recht,<br />

zu jeder Zeit jedes Tier zu sehen. Es gibt keinen<br />

idealen Zoo. Aber es gibt Kriterien für<br />

einen guten Zoo. Ein guter Zoo ist es dann,<br />

wenn er wirtschaftlich und nachhaltig geführt<br />

ist, er seine Aufgaben im Natur- und<br />

Artenschutz ernst nimmt und die Kriterien<br />

der WAZA erfüllt.Wenn sich die Tiere, die<br />

Besucher und das Personal wohlfühlen. Ein<br />

Zoo ist immer für beide, die Tiere und die<br />

Menschen da – das wissen gerade die Zoos<br />

der Österreichischen Zoo Organisation. <br />

10<br />

UNIVERSUM SPEZIAL


OZO<br />

| Interview<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, U. RÖCK<br />

<strong>IN</strong> SICHERHEIT<br />

Tiergärten haben sich<br />

in ihren Aufgaben<br />

weit weg von der reinen<br />

Zurschaustellung<br />

von Tieren hin zu<br />

einer Arche Noah<br />

bedrohter Tierarten<br />

entwickelt. Diesen<br />

Schutz genießt auch<br />

der Gepard.<br />

STRENGE REGELN<br />

Vor allem für Tiere,<br />

die Erhaltungszuchtprogrammen<br />

unterliegen, gibt es<br />

strenge Haltungsrichtlinien.<br />

Dazu<br />

gehören auch die<br />

Schönbrunner<br />

Eisbären-Zwillinge<br />

Arktos und Nanuq.<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

März 2009<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

11


TIERISCHES <strong>IN</strong> WIEN<br />

Die Agame (gr. Bild) lässt<br />

sich durch nichts aus der<br />

Ruhe bringen. Idealer Ausgangsort<br />

für einen Besuch<br />

in Schönbrunn ist der barocke<br />

Pavillon. Während<br />

das Regenwaldhaus die<br />

Regenwälder Borneos erlebbar<br />

macht, sind bedrohte<br />

Haustierrassen die<br />

Attraktion des Tirolerhofs.<br />

Exotisch und schön: die<br />

Flamingos, hier beim<br />

Freibaden (von o. nach u.).<br />

EXOTIK<br />

TRIFFT HEIMAT<br />

Kein Weg führt für den heimischen Zoofreund am Tiergarten Schönbrunn vorbei.<br />

Er ist nicht nur der älteste Zoo der Welt, sondern auch der bekannteste im Land.<br />

Hier leben Exoten aus aller Welt Tür an Tür mit heimischen Tieren.<br />

2


OZO<br />

| Schönbrunn<br />

Tiergarten Schönbrunn<br />

Maxingstraße 13b<br />

1130 Wien<br />

Tel.: +43 (0) 1/8779294<br />

Fax: +43 (0) 1/8779641<br />

E-Mail: office@zoovienna.at<br />

Homepage: www.zoovienna.at<br />

Ganz egal aus welcher Richtung –<br />

wer in den Tiergarten Schönbrunn<br />

geht, kommt nicht am Pavillon<br />

vorbei. Vor 250 Jahren als<br />

Frühstücksraum erbaut, bildet er das räumliche<br />

Zentrum des ehrwürdigen Zoos. Auf<br />

der Terrasse, die das achteckige Gebäude mit<br />

dem beeindruckenden Deckenfresko umgibt,<br />

liegen einem die in 12 Segmenten angeordneten<br />

Gehege zu Füßen. Panda, Giraffe,<br />

Gepard oder Zebra sind in einem Umkreis<br />

des Pavillons zu überblicken. Der Wald<br />

um den Tirolerhof ist zu sehen, oben, am<br />

Hügel. Dort hausen zwar weniger exotische,<br />

aber genauso bemerkenswerte Tiere. Brillenschafe,<br />

Pinzgauer Rinder, Sulmtaler Hühner,<br />

Montafoner Braunvieh. Der Tirolerhof<br />

heißt eigentlich Haidachhof, wurde 1722 in<br />

Tirol errichtet, 1993, über zweihundert Jahre<br />

später, Stück für Stück abgetragen und im<br />

„Tirolergarten“ unweit der Gloriette wieder<br />

zusammengesetzt. Hier spielt sich ab, was<br />

sich bestimmt nicht jeder von einem Zoo<br />

erwarten würde. Anstatt den tollenden Eisbären<br />

zuzusehen oder die Pinguine beim<br />

Watscheln zu beobachten, scharen sich hier<br />

Groß und Klein um die Stalltore und Gatter,<br />

hinter denen bäuerliche Lebensformen<br />

und gefährdete Haustierrassen unserer<br />

Alpen die Attraktion sind.<br />

Nur ein Stückchen weiter lässt sich vom<br />

Pavillon aus das Dach des Regenwaldhauses<br />

erkennen, ein Lebensraum im krassen Gegensatz<br />

zum Tirolergarten. Unter der Glaskuppel<br />

wird der Regenwald Borneos erlebbar.<br />

Mangrovensümpfe und Reisterrassen<br />

führen weiter in den Kronenbereich der<br />

Urwaldbäume – in freier Natur wäre man<br />

schon auf dreißig Meter Höhe. Bis ins<br />

kleinste Detail entspricht das Klima dieses<br />

Regenwaldes mitten in der Großstadt den<br />

„echten“ Bedingungen. Dafür sorgen nicht<br />

nur die über 300 Pflanzenarten, die sich hier<br />

prachtvoll mischen. Auch die Tierwelt beeindruckt<br />

die Regenwald-Besucher. Da gibt es<br />

Wasserschildkröten, Zwergotter, Schlammspringer,<br />

Flughunde in der Tropfsteinhöhle,<br />

mächtige Gespenstschrecken und prächtige<br />

Geckos. In den Kronen der Bäume flattert<br />

es, Elfenblauvögel, Prachttauben, Schamadrosseln<br />

und Blaukrönchen geben sich die<br />

Ehre. Und so mancher ist in dieser fremden<br />

Umgebung schon von einem tropischen Gewitter<br />

überrascht worden.<br />

Nicht nur die Kronen der tropischen<br />

Regenwaldbäume werden im Tiergarten<br />

Schönbrunn zum Highlight. Ein Baumwipfelpfad<br />

führt demnächst durch die Baumkronen<br />

des Tirolergartens in Schwindel erregende<br />

Höhen und lässt bei spannenden Fakten<br />

zum heimischen Ökosystem und einem<br />

sagenhaften Weitblick über Wien staunende<br />

Besucher zurück. Noch unzählige Attraktionen<br />

mehr gibt es im ältesten Zoo der Welt zu<br />

erkunden. Der barocke Pavillon ist dafür auf<br />

jeden Fall der perfekte Ausgangsort. <br />

FOTO: D. <strong>ZU</strong>PANC, U.RÖCK<br />

DREI FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />

W><br />

Was ist das Besondere an<br />

„Ihrem“ Zoo?<br />

Ich stelle unseren Zoo immer gerne<br />

als charmantesten Zoo der Welt<br />

vor. Er liegt in einer wunderschönen<br />

Stadt, er ist der älteste Zoo der Welt und der<br />

einzige, der noch barocke Anlagen hat. Ich glaube,<br />

die Kombination aus barocken Anlagen und<br />

moderner Tierhaltung ist ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />

Ich habe viele Lieblingstiere im Tiergarten.<br />

Ich mag Ziegen, ich mag Rinder. Ein spezielles<br />

DAGMAR SCHRATTER<br />

Tier gibt es aber nicht. Auch nicht Fu<br />

Long! Obwohl er natürlich etwas<br />

Besonderes ist.<br />

Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft des Wiener Tiergartens<br />

Schönbrunn?<br />

Ich wünsche mir, dass Schönbrunn und alle anderen<br />

Zoos nicht mehr nur als Zurschaustellung<br />

von Tieren wahrgenommen werden. Sondern dass<br />

ihre wichtigen Beiträge zum Artenschutz und<br />

Naturschutz breite Unterstützung finden und ihr<br />

Bildungsangebot in diesem Sinn vermehrt angenommen<br />

wird.<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

13


OZO Herberstein<br />

Die Timberwölfe haben es hier gut<br />

getroffen. Ebenso wie ihre weißen<br />

Artgenossen, die Polarwölfe. Ausgelassen<br />

toben sie durch die<br />

winterliche Landschaft – kein Wunder, steht<br />

ihnen doch ein großzügiges Revier von insgesamt<br />

13.500 Quadratmetern zur Verfügung.<br />

Dass man die Wolfsrudel dieser Tage<br />

so gut zu Gesicht bekommt, liegt an der<br />

Jahreszeit. Hat erst mal der Frühling im<br />

Tierpark Einzug gehalten, muss man schon<br />

sehr genau in die dicht bewachsenen Gehege<br />

der Wildtiere schauen und geduldig sein,<br />

denn es kommt durchaus vor, dass sich so<br />

mancher Bewohner in das üppige Grün zurückzieht,<br />

statt sich den Besuchern zu zeigen.<br />

In Herberstein ticken die Uhren nämlich<br />

bewusst anders. Gelangweilte Raubtiere,<br />

die in engen Käfigen auf und ab gehen,<br />

sieht man hier nirgendwo, ebenso wenig wie<br />

dicht aneinandergereihte Gehege. Die Tiere<br />

Herbersteins haben viel Platz in einer weitläufigen,<br />

naturbelassenen Landschaft – es<br />

ist, im wahrsten Sinn des Wortes, eine Tierwelt,<br />

die sich hier den Besuchern präsentiert.<br />

Tierhaltung in Herberstein hat eine lange<br />

Geschichte und Tradition. Die erste urkundliche<br />

Erwähnung des „Thüergartens“<br />

stammt bereits aus dem Jahre 1675. Ende<br />

der 1960er-Jahre wurde der private Tierpark<br />

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Damals wie heute verbunden mit<br />

der Vision, den Tierpark als wissenschaft-<br />

FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />

W><br />

Was ist das Besondere<br />

an „Ihrem“ Zoo?<br />

Zum einen liegt er in einer<br />

wunderschönen Naturlandschaft.<br />

Zum anderen können die Besucher<br />

ungestörte Tiere, fast wie in freier Wildbahn,<br />

beobachten und erleben. Denn wir haben hier viel<br />

Platz. Bei uns sind die einzelnen Lebensräume in<br />

die Landschaft integriert und ermöglichen so<br />

einen besseren Einblick in das Leben der Tiere.<br />

14 UNIVERSUM SPEZIAL<br />

lich geführten Zoo zu betreiben. Heute leben<br />

über 70 verschiedene Arten aus fünf<br />

Kontinenten in dem 23 Hektar großen<br />

Park, insgesamt sind es rund 500 Tiere.<br />

Über ganz besonderen Zuwachs freuten<br />

sich die Mitarbeiter im vergangenen Sommer:<br />

Direkt aus dem Zoo Berlin kamen<br />

zwei Brillenbären in die Steiermark. Andy<br />

und sein Sohn Hubärt, der im Februar<br />

zwar seinen ersten Geburtstag feierte, nach<br />

wie vor aber nur eines im Sinn hat: spielen<br />

und in der neu errichteten Außenanlage<br />

herumtollen.<br />

Neben den Bären zählen die afrikanischen<br />

Großkatzen zu den beliebtesten Tierparkbewohnern.Vor<br />

allem die spektakulären<br />

Fütterungen der flinken Geparde an Europas<br />

längstem Beutesimulator sind ein richtiger<br />

Publikumsmagnet. Mit bis zu 100 km/h<br />

jagen die Raubtiere hinter der Beute her, nur<br />

Sekunden später reißen die kräftigen Tatzen<br />

das Fleischstück von der Schnur des skiliftähnlichen<br />

Seilzugs. Ab 21. März können<br />

die Besucher wieder täglich den kommentierten<br />

Fütterungen beiwohnen. Nach der<br />

langen Winterpause öffnet die Tierwelt erneut<br />

ihre Pforten, ein Ereignis, das auch die<br />

Tiere feiern. Nach den Monaten der Ruhe<br />

freuen sie sich richtig auf den Trubel. Und<br />

wenn es ihnen dann doch zu viel wird,<br />

ziehen sie sich einfach zurück. Die Möglichkeit<br />

dazu haben sie in Herberstein ja glücklicherweise.<br />

<br />

DORIS WOLKNER-STE<strong>IN</strong>BERGER:<br />

Welches ist Ihr persönliches<br />

Lieblingstier?<br />

Der Löwe. Er ist majestätisch und kraftvoll,<br />

daher auch das Logo unseres Tierparks.<br />

Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft des Tierparks Herberstein?<br />

Da gibt es viele Wünsche. Ganz oben auf der<br />

Wunschliste steht eine Zuchtanlage, etwa für die<br />

Geparde. Dann könnten wir uns auch aktiv an dem<br />

Erhaltungszuchtprogramm beteiligen.<br />

Tierwelt Herberstein<br />

Tierwelt Herberstein<br />

Steirischer Landestiergarten GmbH<br />

8223 Stubenberg am See<br />

Tel.: +43 (0) 3176/80777<br />

Homepage: www.tierwelt-herberstein.at<br />

FOTOS: TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong>


ZAUNFREIHEIT<br />

<strong>IN</strong> HERBERSTE<strong>IN</strong><br />

Inmitten von natürlichen Schluchtwäldern und trockenen Felshängen liegt Herberstein.<br />

Die einzigartige Naturlandschaft bietet nicht nur den Wildtieren einen optimalen<br />

Lebensraum. Artenschutz wird hier großgeschrieben: Überall im Tierpark finden<br />

sich wichtige Kleinlebensräume für seltene Insekten-, Tier- und Pflanzenarten.<br />

HIER S<strong>IN</strong>D WIR TIER<br />

Der König der Tiere (gr. Bild)<br />

ist das Markenzeichen der<br />

Tierwelt Herberstein. Umgeben<br />

von üppigen Naturlandschaften<br />

hat hier auch eine<br />

Großfamilie, etwa jene der<br />

Mandrillaffen, viel Platz. Das<br />

Bad in der Sonne scheinen<br />

die zwei Luchsbabys sichtlich<br />

zu genießen, während<br />

Nasenbär und Puma<br />

lieber auf Erkundungsreise<br />

gehen (von o. nach u.).<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

März 2009<br />

UNIVERSUM<br />

5


E<strong>IN</strong> ZOO WILL HOCH H<strong>IN</strong>AUS<br />

Mit strengem Blick wacht<br />

der Adler (gr. Bild) über die<br />

Bewohner des Innsbrucker<br />

Alpenzoos. 2.000 Tiere<br />

leben hier, darunter über<br />

150 verschiedene alpine<br />

Tierarten. Sie sind wichtige<br />

Botschafter für ihre wilden<br />

Artgenossen, und so stehen<br />

Braunbären und Wölfe<br />

ebenso wie Luchse und die<br />

Zwergdommel für den<br />

Schutz gefährdeter alpiner<br />

Tierarten (von o. nach u.).<br />

Um die tierischen Alpenbewohner kennenzulernen, muss man in Innsbruck<br />

nicht unbedingt auf einen Berg steigen. Ein Spaziergang zum Alpenzoo<br />

Innsbruck am Fuß der Nordkette ermöglicht es, innerhalb weniger Stunden<br />

über 150 verschiedene alpine Tierarten hautnah zu beobachten und ihre<br />

Lebensweise verstehen zu lernen.<br />

6<br />

UNIVERSUM <br />

März 2009<br />

DIE BOTSCHAFT<br />

DER ALPENTIERWELT


OZO<br />

| Alpenzoo<br />

Alpenzoo Innsbruck<br />

Weiherburggasse 37<br />

6020 Innsbruck<br />

Tel.: +43 (0) 512/292323<br />

Homepage: www.alpenzoo.at<br />

Paul und Flora antworten mit einem<br />

lauten Begrüßungs-Krächzen.<br />

Das Kolkrabenpärchen des<br />

Alpenzoos in Innsbruck ist neugierig,<br />

was Zoodirektor Michael Martys für<br />

sie dabeihat. „Jedes Mal, wenn ich an dem<br />

Gehege der beiden Kolkraben vorbeigehe,<br />

bringe ich ihnen als kleine Aufmerksamkeit<br />

ein Ästchen oder einen Zapfen zum Spielen<br />

mit.“ Die beiden Vögel sind zwei der<br />

bekanntesten Bewohner des höchstgelegenen<br />

Zoos in Europa.<br />

Die über 2.000 Tiere des Innsbrucker<br />

Zoos sind wichtige Botschafter ihrer wilden<br />

Artgenossen in den Alpen. „Der Beitrag unseres<br />

Wolfsrudels, der Bären Fritz und Martina<br />

und der übrigen Tiere liegt darin, die<br />

Zoobesucher emotional zu berühren.Wenn<br />

unsere Besucher die Tiere beim Namen kennen<br />

und sehen, wie sie leben, sind sie auch<br />

bereit, sich für den Schutz gefährdeter Tierarten<br />

einzusetzen“, erzählt Direktor Martys.<br />

Und diesen Einsatz braucht es immer<br />

wieder. Das zeigt auch das Beispiel der<br />

Kreuzkröte. Die seltenste Krötenart Österreichs<br />

lebt nur noch an wenigen Standorten<br />

bei Gmünd in Niederösterreich und am<br />

Tiroler Lech. Deswegen hilft der Alpenzoo<br />

bei der Aufzucht der jungen Kröten mit.<br />

„Dieses Projekt erfolgt hinter den Kulissen<br />

des normalen Zooalltags, gehört aber zu<br />

unseren vielen wichtigen Aufgaben im<br />

Artenschutz“, meint Direktor Martys.<br />

Ganz und gar nicht hinter den Kulissen<br />

stehen die Zootiere selbst. Durch große<br />

Panorama-Glasscheiben, Gucklöcher oder<br />

auf barrierefreien Wegen durch die Gehege<br />

kann der Besucher Steinbock,Waldrapp &<br />

Co. aus nächster Nähe beobachten. Die<br />

möglichst vollständige Darstellung alpiner<br />

Tiergemeinschaften und Lebensräume aus<br />

historischer und heutiger Zeit ist das zentrale<br />

Thema des Alpenzoos. Am „Gipfel“ der<br />

Anlage, in den höchstgelegenen Gehegen,<br />

leben die Bewohner des Hochgebirges, wie<br />

Bartgeier, Schneehuhn und Murmeltier zusammen.<br />

Weiter unten kauen Elche neben<br />

Wisent und Wildschwein an ihrem Raufutter.<br />

„Unsere naturnahen Landschaftsgehege<br />

sind mit Naturboden,Wasserläufen, Bäumen<br />

und Steinen ausgestattet und ermöglichen<br />

den Tieren das Ausleben ihres arteigenen<br />

Verhaltens, bieten aber auch genügend<br />

Rückzugsmöglichkeiten“, erklärt Direktor<br />

Martys. Auch der Lebensraum Wasser<br />

kommt nicht zu kurz: Biber, Fischotter, Enten<br />

und zahlreiche Fischarten können in ihrem<br />

nassen Element beobachtet werden.<br />

Zu den freudigsten Momenten im Alpenzoo<br />

zählen die Geburten von Jungtieren,<br />

darunter auch seltener Nachwuchs bei Tannenhäher,<br />

Zwergdommel, Baummarder und<br />

Hermelin.<br />

„Derzeit liegen unsere Hoffnungen auf<br />

dem Habichtskauz-Zuchtpaar“, erzählt Direktor<br />

Martys. „Ihre Nachkommen werden<br />

für ein Wiederansiedelungsprojekt in Österreich<br />

zur Verfügung gestellt. Damit sollen die<br />

Populationen der Nachbarländer wieder miteinander<br />

verbunden werden. Dies ist nur eines<br />

der Artenschutzprojekte im Alpenraum,<br />

an denen unser Zoo aktiv mitwirkt.“ <br />

FOTOS: ALPENZOO <strong>IN</strong>NSBRUCK<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />

W><br />

Was ist das Besondere an<br />

Ihrem Zoo?<br />

Als Themenzoo mit alpinem Schwerpunkt<br />

zeigen wir eine einzigartige<br />

Sammlung von 150 Alpentierarten – in<br />

einer Ganzheit, wie sie sonst nirgends gegeben ist.<br />

Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />

im Zoo?<br />

Ich habe keine Lieblingstierart, jedoch gibt es<br />

Tierpersönlichkeiten, zu denen ich eine besondere<br />

emotionale Bindung habe, wie zum Beispiel Bär<br />

Fritz, Elch Herwig oder auch das Wildkatzenpärchen<br />

MICHAEL MARTYS:<br />

Ida und Vitus, das kürzlich in den<br />

Alpenzoo übersiedelt ist.<br />

Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft des Alpenzoos?<br />

Ich wünsche mir möglichst viele<br />

interessierte Besucher, Erfolge in der Tierhaltung<br />

und auch in der Bewirtschaftung der Anlage.<br />

Dadurch können zahlreiche neue Projekte<br />

und Themen bearbeitet werden, wie zum Beispiel<br />

der Artenschutz in situ und die Errichtung neuer,<br />

attraktiver Gehege für seltene und gefährdete<br />

Alpentiere.<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

17


OZO Salzburg<br />

Der Zoo Salzburg ist größer als sein<br />

Gelände. Zumindest, wenn man<br />

den Aktivitätsradius seiner frei<br />

fliegenden Weißkopfgeier alias<br />

Gänsegeier miteinrechnet. Sie fliegen bis zu<br />

160 Quadratkilometer weit, brüten am<br />

Untersberg – rund vier Kilometer vom Zoo<br />

entfernt – und kommen mit ihren Jungen<br />

meist Ende August zum Futterplatz in den<br />

Zoo. In den vergangenen Jahren gesellten<br />

sich auch Vögel aus freier Wildbahn zur<br />

Hellbrunner Geierkolonie. Auch mancher<br />

Jungvogel der Zoo-Salzburg-Gruppe zieht<br />

mit seinen Artgenossen aus den Zentralalpen<br />

(Rauris) im Herbst auf die Kvarner<br />

Inseln an der Adria, um dort zu überwintern.<br />

Die Weißkopfgeier leben frei und sind<br />

nur locker an den Zoo gebunden. Es gibt<br />

also keine Garantie, diese imposanten Vögel<br />

jederzeit im Tiergarten sehen zu können.<br />

Wenn man aber das Glück hat, ist es einmalig,<br />

sie aus unmittelbarer Nähe zu erleben.<br />

Zu sehen gibt es natürlich viel mehr im<br />

Hellbrunner Zoo! Denn auf dem 14 Hektar<br />

großen Zoogelände leben neben den gefiederten<br />

Gästen rund 800 Tiere, die zu<br />

140 Arten gehören. Im Zoo Salzburg arbeiten<br />

45 Mitarbeiter. Jährlich besuchen rund<br />

280.000 Menschen den Zoo. Faszinierend,<br />

was sie hier zu sehen bekommen: Das kleinste<br />

Tier im Zoo, die Zwergmaus, bringt gerade<br />

0,7 Gramm auf die Waage. Die Giganten<br />

des Zoos sind im Afrika-Bereich zu be-<br />

FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />

><br />

WWas ist das Besondere<br />

an „Ihrem“ Zoo?<br />

Diese Frage ist in der Kürze<br />

kaum zu beantworten! Sicherlich<br />

ist die einmalige Naturlandschaft<br />

am Fuße des Hellbrunner Berges mit seinen Ausläufern<br />

in die Auenlandschaft und dem Blick auf<br />

die Salzburger Bergwelt etwas ganz Besonderes.<br />

Diese abwechslungsreiche, natürliche Geländestruktur<br />

in Hellbrunn ist die ideale Voraussetzung<br />

für die Haltung von Alpensteinbock, Breitmaulnashorn<br />

und Co. im Geo-Zoo Salzburg.<br />

Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />

Unsere sieben frei fliegenden Gänsegeier zäh-<br />

20 UNIVERSUM SPEZIAL<br />

obachten: Breitmaulnashörner. Bis zu 3.600<br />

Kilogramm bringen männliche Tiere auf die<br />

Waage. Sie sind Symbol für die Aktivitäten<br />

dieses Geo-Zoos, denn die in freier Wildbahn<br />

in ihrem Bestand gefährdeten Nashörner<br />

sollen sich in Zusammenarbeit mit dem<br />

europäischen Erhaltungszuchtprogramm<br />

für Breitmaulnashörner auch in Salzburg<br />

vermehren.<br />

Was Tieren so wieder Zukunft gibt, hat<br />

auch eine lange Vergangenheit: Knapp 400<br />

Jahre ist es her, dass Fürsterzbischof Markus<br />

Sittikus das Schloss Hellbrunn mit den heute<br />

weltberühmten Wasserspielen und den<br />

Parkanlagen errichten ließ. Aus dem einstigen<br />

Wildgehege des Erzbischofs entstand<br />

der Zoo Salzburg – ein wunderschön angelegtes,<br />

zeitgemäßes Natur- und Artenschutzzentrum.<br />

Die Welt der Hellbrunner Tiere<br />

gliedert sich heute nach ihren Lebensräumen.<br />

Im Salzburger Geo-Zoo können die<br />

Besucher sich an die Lebewesen Eurasiens,<br />

Afrikas und Amerikas annähern.<br />

Übrigens, noch eine Attraktion lockt im<br />

August in den Salzburger Zoo: der Nachtzoo.<br />

Bis 23 Uhr können Besucher jeden Freitag<br />

und Samstag das nächtliche Treiben der<br />

Zootiere erleben (letzter Einlass an der<br />

Hauptkassa ist um 21.30 Uhr). Zu jeder Jahreszeit<br />

und bei jeder Witterung ist der Zoo<br />

im Süden der Stadt Salzburg einen Besuch<br />

wert. 365 Tage im Jahr öffnen sich die Tore<br />

für Zoobesucher pünktlich um 9 Uhr. <br />

SAB<strong>IN</strong>E GREBNER:<br />

len zu meinen Lieblingstieren. Sie faszinieren<br />

mich immer wieder aufs Neue –<br />

nicht nur ihre Größe sondern auch ihr Verhalten.<br />

Außerhalb des Zoo sind es scheue<br />

Wesen. Aber sobald sie auf dem Besucherweg<br />

landen, legen sie jede Scheu ab und zeigen<br />

uns, was sie von uns erwarten: nämlich Futter.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />

Salzburger Zoos?<br />

Ich wünsche mir, dass die Zahl unsere Zoobesucher<br />

und Freunde auch weiterhin steigt.<br />

Damit wir auch in Zukunft nachhaltig unseren<br />

Beitrag für den aktiven Natur- und Artenschutz<br />

leisten können.<br />

Zoo Salzburg<br />

Natur- und Artenschutzzentrum Salzburg<br />

5081 Anif<br />

Tel.: +43 (0) 662/820176-0<br />

Homepage: www.salzburg-zoo.at<br />

FOTOS: ZOO SALZBURG


UNTER GEIERN<br />

UND BEI NASHÖRNERN<br />

Vom erzbischöflichen Wildpark hat sich der Zoo Salzburg hin zum Natur- und<br />

Artenschutzzentrum entwickelt. Gleich neben Schloss Hellbrunn können<br />

Besucher die Tiere der Welt in einem modernen Geo-Zoo entdecken.<br />

ZOOALLTAG <strong>IN</strong> SALZBURG<br />

Etwa 100 Kilogramm Futter<br />

benötigt das Breitmaulnashorn<br />

(gr. Bild) am Tag. Der<br />

wohl jüngste Zuwachs in<br />

Salzburg ist der nur wenige<br />

Wochen alte Alpaka-Hengst.<br />

Eher locker an den Zoo gebunden<br />

und daher nicht immer<br />

anwesend sind die Weißkopfgeier.<br />

Immer da sind die<br />

Jaguare, Kattas und Präriehunde<br />

(von o. nach u.).<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

März 2009<br />

UNIVERSUM<br />

9


UNIVERSUM <br />

E<strong>IN</strong>E REISE UM DIE WELT<br />

Bekannt ist der Zoo<br />

Schmiding vor allem wegen<br />

seiner österreichweit<br />

einzigen Gorillas (gr. Bild).<br />

Dabei hat er noch viel<br />

mehr zu bieten: Hier kann<br />

man Giraffen auf Augenhöhe<br />

begegnen, Haifische<br />

und Sibirische Tiger bewundern,<br />

Nashörnern zusehen<br />

und das vielfältige<br />

Leben im Meerwasseraquarium<br />

beobachten<br />

(von o. nach u.).<br />

Der Zoo Schmiding in Krenglbach bei Wels ist bekannt für Gorillas, Giraffen, Sibirische<br />

Tiger und die begehbare Greifvogelanlage. Weniger bekannt ist, dass man<br />

im neu eröffneten Aquazoo die Entstehung des Lebens und die Geschichte der<br />

Evolution miterleben kann. Auch wenn es draußen stürmt, regnet oder schneit …<br />

10<br />

März 2009<br />

E<strong>IN</strong>MAL URKNALL<br />

UND <strong>ZU</strong>RUCK


OZO<br />

| Schmiding<br />

Zoo Schmiding<br />

Schmidinger Straße 5<br />

4631 Krenglbach<br />

Tel.: +43 (0) 7249/46272<br />

Homepage: www.zooschmiding.at<br />

Wie eine Kommandobrücke mutet<br />

der Eingangsbereich des<br />

Aquazoos an. Eine Stahlkonstruktion<br />

und ein halbrunder,<br />

dunkler Raum, nur erleuchtet von Schaukästen,<br />

mit Modellen von Trilobiten, Urzeitfischen<br />

und Quallen. Hier startet die Reise<br />

durch die Zeit. Auf dem überdimensionalen<br />

Bildschirm läuft gerade der Urknall ab,<br />

bilden sich erste Materie und Planeten,<br />

entstehen Meere und verschieben sich die<br />

Kontinentalplatten.<br />

Was sich auf der gerade entstandenen<br />

Erde entwickelt hat, zeigen die Schaukästen:<br />

Urbakterien und dann Zyanobakterien, die<br />

schon zur Photosynthese fähig sind. Präkambrium,<br />

Kambrium, Devon, Karbon.<br />

Tiere entstehen, verschwinden, gehen an<br />

Land.Wieso diese Entwicklung, die vor fast<br />

14 Milliarden Jahren begann, im Aquazoo<br />

untergebracht ist? Ganz klar, „im Wasser<br />

war der Ursprung des Lebens“, sagt Direktor<br />

Andreas Artmann.<br />

Die Zeitreise geht weiter, vorbei an lebensgroßen<br />

Modellen von Dinosauriern in<br />

einer urzeitlichen Landschaft. Riesige Insekten,<br />

säugetierähnliche Reptilien, Ursaurier.<br />

Trias, Jura und Kreide ziehen in Form von<br />

Stegosaurus, Allosaurus, Meeressauriern<br />

und Flugsauriern vorbei.<br />

Eine Glasplatte am Boden führt über eine<br />

Ausgrabungsstätte mit dem Skelett eines<br />

Mosasaurus. Einen Schritt weiter in der<br />

Evolution – das Skelett eines Archäopteryx,<br />

das Bindeglied zu unseren heutigen Vögeln.<br />

Noch ein paar Schritte weiter beginnt der<br />

Aquazoo tatsächlich zu leben. In einem<br />

Aquarium ist der Lebensraum Riffkante<br />

dargestellt, bevölkert wird das Riff von majestätisch<br />

vorbeigleitenden Riffhaien, sieben<br />

an der Zahl. „Lebende Fossilien“ nennt sie<br />

der Direktor, denn: „Haie sind seit 400 Millionen<br />

Jahren auf der Welt und haben Leben<br />

und Sterben der Saurier überlebt.“ Die Haie<br />

und eine bunte Vielzahl von Korallenfischen<br />

bewohnen gemeinsam dieses einzigartige<br />

Becken, das größte Meerwasseraquarium<br />

Österreichs mit 320.000 Litern Wasser.<br />

Der Weg führt vorbei an Rotfeuerfischen,<br />

Seepferdchen, Kofferfischen aus dem Meer<br />

auf das Land, wo einen Kaimane erwarten.<br />

Gürteltiere wohnen nebenan und sind Teil<br />

eines Zuchtprogramms. Auch der Lebensraum<br />

Amazonas mit Piranhas, Anakondas<br />

und vielen anderen Mitbewohnern ist hier<br />

vertreten. Nach Schildkröten und Hundskopfschlingern<br />

gelangt man zu den Jungtieraufzuchtsterrarien.<br />

Hier wachsen gerade<br />

junge Jemenchamäleons und Blauzungenskinke<br />

heran.<br />

Wer jetzt noch immer meint, der Zoo<br />

Schmiding sei „der mit den Gorillas“, hat<br />

zwar recht. Und doch hat der Zoo selbst eine<br />

gewaltige Evolution hinter sich gebracht und<br />

bietet für jedes Wetter und jeden Besucher<br />

ein Highlight.<br />

<br />

FOTO: FOTOS: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G<br />

DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />

ANDREAS ARTMANN:<br />

><br />

WWas ist das Besondere an<br />

Ihrem Zoo?<br />

Besonders sind die großzügigen,<br />

naturnah gestalteten Lebensraumanlagen,<br />

die von verschiedenen Tierarten<br />

gemeinsam bewohnt werden, wie es auch in<br />

der Natur der Fall ist.<br />

Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />

im Zoo?<br />

Fast jede Tierart hat ihre Faszination, weshalb<br />

es mir schwerfällt, ein einziges Lieblingstier zu<br />

nennen. Sicherlich gehören jedoch unsere Gorillas,<br />

aber auch die Giraffen und Nashörner<br />

zu meinen Favoriten.<br />

Was wünschen Sie sich für die<br />

Zukunft des Zoo Schmiding?<br />

Ich wünsche mir, dass Zoo und<br />

Aquazoo Schmiding auch in Zukunft bei vielen<br />

Menschen Freude und Begeisterung für die Natur<br />

und Tierwelt wecken und dass wir gerade auch<br />

Kindern viel Spannendes und Wissenswertes über<br />

die Biologie vermitteln können und durch unsere<br />

zahlreichen Artenschutzprojekte einen Beitrag<br />

zur Erhaltung bedrohter Tierarten leisten können.<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

23


OZO Haus des Meeres<br />

Vorbei an einem Wasserfall schwingt<br />

sich ein Weißbüscheläffchen geschickt<br />

von Ast zu Ast. Rasch hat<br />

der ausgezeichnete Kletterer die<br />

Baumkrone erreicht und gesellt sich nun zu<br />

seinen Artgenossen. Es ist nämlich „Grooming“-Zeit<br />

bei den Affen – so heißt die<br />

gegenseitige Körperpflege –, und die will<br />

keiner verpassen. Eine Hand wäscht dabei<br />

die andere: Akribisch wird mit den krallenartigen<br />

Nägeln das Haarkleid durchkämmt<br />

und auf unerwünschte Parasiten durchsucht.<br />

Kurzerhand werden die lästigen<br />

Schmarotzer mit den Zähnen entfernt.<br />

Was wie ein Urwald-Abenteuer klingt, ist<br />

tierischer Alltag im zweiten Stock des Flakturms<br />

im Esterhazypark in Wien Mariahilf.<br />

Das Tropenhaus zählt zu den Höhepunkten<br />

im Haus des Meeres, das auf über 3.500<br />

Quadratmetern mehr als 6.000 Tiere beherbergt.<br />

Eine Terrarienabteilung mit Gift-,<br />

Riesenschlangen und Echsen hat hier ebenso<br />

Platz wie eine tropische See- und<br />

Süßwasserabteilung und eine Mittelmeerabteilung.<br />

Besonders spektakulär ist das Haibecken.<br />

Dieses 2007 eröffnete Aquarium, das sich<br />

über zwei Stockwerke erstreckt, ist mit<br />

seinen 300.000 Litern Fassungsvermögen<br />

eines der größten Aquarien Österreichs und<br />

Lebensraum für große und kleine Meeresbewohner,<br />

darunter Schwarz- und Weißspit-<br />

FRAGEN AN DIREKTOR<br />

W><br />

Was ist das Besondere<br />

an „Ihrem“ Zoo?<br />

Das Haus des Meeres ist in<br />

Österreich ein Unikat. Oder wer<br />

erwartet schon in einem grauen<br />

Betonbunker aus dem Zweiten Weltkrieg so buntes<br />

und lebendiges Innenleben?<br />

Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />

Auch nach längerem Nachdenken ist Herrn<br />

Mitic kein Lieblingstier eingefallen. „Ich habe alle<br />

gleich lieb“, sagt er.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />

Haus des Meeres?<br />

24 UNIVERSUM SPEZIAL<br />

zenhaie. Außerdem ist das Becken Heimat<br />

für Meeresschildkröte „Puppi“, die vor 25<br />

Jahren als Findelkind nach Wien kam.<br />

Eine kleine Sensation gelang dem Haus<br />

des Meeres mit der Haltung von Hammerhaien,<br />

die ebenso seltene wie heikle Zoobewohner<br />

sind. Deshalb durften sich die aus<br />

Florida stammenden Exemplare im vergangenen<br />

Frühling erst nach einer mehrmonatigen<br />

Eingewöhnungsphase außerhalb des<br />

Schaubereichs zu ihren Artgenossen gesellen.<br />

Der „Krokipark“, der an der Westfront<br />

des Turms gestaltet wurde, soll Dschungel-<br />

Atmosphäre vermitteln, was bei der schweren,<br />

feuchtwarmen Luft (Temperatur: 28<br />

Grad) auch ziemlich gut gelingt. Den Namensgeber,<br />

Brillenkaiman „Kroki“, entdeckt<br />

man inmitten der üppigen Landschaft oft<br />

erst bei genauerem Hinsehen. Kein Wunder,<br />

liegt er doch völlig bewegungslos im seichten<br />

Wasser und tut – nichts. Aufregender<br />

verspricht der Sommer zu werden, dann ist<br />

nämlich Brunftzeit bei den Krokodilen.<br />

„Wir hoffen natürlich, dass „Kroki“ und<br />

sein Weibchen, die derzeit noch voneinander<br />

getrennt sind, auch Nachwuchs bekommen“,<br />

so Michael Mitic. „Platz hätten wir<br />

zunächst ja auch genug.“ Bis dahin sorgen<br />

die übrigen Bewohner – Sumpf- und Landschildkröten,<br />

frei fliegende Vögel und selbstverständlich<br />

die Weißbüscheläffchen – für<br />

jede Menge Abwechslung.<br />

<br />

MICHAEL MITIC<br />

Dass der Besucherstrom anhält und wir<br />

weitere Projekte verwirklichen können.<br />

Momentan denken wir an ein 80.000-Liter-Süßwasserbecken<br />

auf dem Dach. Es<br />

soll elf Meter hoch und von einem integrierten<br />

Aufzug befahrbar sein. So könnten wir<br />

wunderbar den Schichtenaufbau der Fische zeigen.<br />

Voraussetzung für so eine Konstruktion ist<br />

neben den Finanzen natürlich eine Baugenehmigung<br />

sowie die Zustimmung der Bevölkerung,<br />

schließlich müssten wir sechs Meter aufstocken.<br />

Aber ich bin zuversichtlich, dass die Befürworter<br />

überwiegen werden.<br />

Haus des Meeres im Esterhazypark<br />

Haus des Meeres im Esterhazypark<br />

Fritz-Grünbaum-Platz 1<br />

1060 Wien<br />

Tel.: +43 (0) 1/5871417<br />

Homepage: www.haus-des-meeres.at<br />

FOTOS: HAUS DES MEERES


TROPENFLAIR TROTZ<br />

BUNKERATMOSPHARE<br />

Seit über 50 Jahren residiert das Haus des Meeres im Flakturm in Wien Mariahilf.<br />

Auf sechs Ebenen tummeln sich insgesamt über 6.000 lebende Tiere, angefangen<br />

von tropischen Fischen über Schlangen und Krokodile bis hin zu bunten Vögeln<br />

und kleinen Äffchen, die sich im Tropenhaus frei bewegen.<br />

DSCHUNGEL IM BUNKER<br />

Nicht überall bekommt man<br />

Haie (gr. Bild) zu Gesicht – im<br />

Haus des Meeres leben gleich<br />

mehrere Arten davon. Bunt<br />

geht es in der Mittelmeerabteilung<br />

zu, eher gemächlich dafür<br />

im Krokipark. Die Brillenkaimane<br />

verbringen oft Tage nur mit<br />

Nichtstun. Im neuen 300.000-<br />

Liter-Haibecken tummeln sich<br />

Schwarz- und Weißspitzenhaie,<br />

aber auch kleinere Tiere<br />

wie Kraken und Clownfische<br />

leben hier (von o. nach u.).<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

März 2009<br />

UNIVERSUM<br />

13


UNIVERSUM <br />

DAS WASSERPARADIES<br />

Das Leguanpärchen (gr. Bild)<br />

geht im Regenwaldhaus des<br />

Vivariums auf Tuchfühlung.<br />

Im Teichaquarium haben<br />

heimische Räuber wie der<br />

Barsch ihre Heimat. Das Krokodilbecken<br />

teilen sich zwei<br />

Brillenkaimane. Höhepunkt<br />

des exotischen Erlebens im<br />

Vivarium ist der gläserne<br />

Tunnel durch Mitteleuropas<br />

größte Piranha-Anlage, von<br />

dem aus Besucher bei der<br />

Fütterung der Fische zusehen<br />

können (von o. nach u.).<br />

Wer die heimische Fischwelt und jene des Amazonas erkunden will, liegt im<br />

Vivarium Was(s)erleben im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen richtig. Wer selbst<br />

ins Wasser gehen und ausspannen will, auch. Gleichzeitig lockt der Naturpark<br />

zum Entdecken der Region.<br />

14<br />

März 2009<br />

<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong> <strong>IN</strong> DER<br />

UNTERWASSERWELT


OZO<br />

| Vivarium<br />

Vivarium Was(s)erleben<br />

Stadlob 500<br />

8812 Mariahof<br />

Tel.: +43 (0) 3584/40500<br />

Homepage: www.VIVARIUM.at<br />

Schnapp! Flott hat die Forelle einen<br />

Futterfisch in ihrem Maul verschwinden<br />

lassen.Was sonst verborgen<br />

im Wasser passiert, ereignet sich<br />

im Vivarium Was(s)erleben in Mariahof bei<br />

Neumarkt in der Obersteiermark vor den<br />

Augen des staunenden Besuchers. Die<br />

22.000 Liter des Flussaquariums beheimaten<br />

Bachforellen, Huchen, Barben, Saiblinge,<br />

Regenbogenforellen, Nasen, Aitel und<br />

Sterlet. Durch die gewölbten Scheiben wird<br />

ein optischer Effekt erzielt, der in die geheimnisvolle<br />

Flusswelt eintauchen lässt. Das<br />

Vivarium präsentiert aber auch Quelle,<br />

Bach, Tümpel, Teich und See als Lebensraum.Wer<br />

sich für die heimische Fischwelt<br />

interessiert, kann hier in diese Biotope eintauchen<br />

und in dem OZO-Zoo unweit der<br />

steirisch-kärntnerischen Landesgrenze anständig<br />

staunen. Denn gerade im Vivarium<br />

bewahrheitet sich, dass es die Naturwunder<br />

vor der Haustür sein können, die am faszinierendsten<br />

zu entdecken sind. Obendrein<br />

präsentiert sich das Vivarium in einer großartigen,<br />

modernen und didaktisch vorbildlichen<br />

Weise: Hier können nicht nur Schulklassen<br />

etwas dazulernen.<br />

Als ob die Gewässer Österreichs nicht genug<br />

wären, entführt das Vivarium auch noch<br />

in die exotischen Gefilde des Amazonas. Höhepunkt<br />

in diesem Teil des Vivariums ist der<br />

gläserne Tunnel durch Mitteleuropas größte<br />

Piranha-Anlage, die 220.000 Liter fasst und<br />

über 200 Tiere beherbergt. Jeden Sonntag<br />

um 11 Uhr haben Besucher die Möglichkeit,<br />

bei der Fütterung zu sehen, wie Piranhas<br />

ihren schlechten Ruf als blutrünstige, angriffslustige<br />

Räuber erhalten haben.Wesentlich<br />

ruhiger gestaltet sich da das Leben der<br />

beiden Brillenkaimane, die hier im Vivarium<br />

zu Gast sind. In der Affenanlage nebenan<br />

haben Weißbüscheläffchen, Stirnlappenbasilisken<br />

und ein Grüner Leguan ihren Lebensraum.<br />

Spektakulär ist das Angebot für „Wellness<br />

by Fish“ im Vivarium: Diese Kombination<br />

von Leben im Wasser für Mensch und<br />

Tier ist in Europa einzigartig. Der Erlebnispool<br />

mit 30 Grad Wassertemperatur – in direkter<br />

Nachbarschaft mit Einblicken zum<br />

Reich des Amazonas (Krokodile, Schildkröten<br />

und Boas) – ermöglicht Badevergnügen.<br />

Um das Vivarium lockt das QuaQuarium,<br />

ein riesiger Spielplatz, die Kinder: Erlebnisstationen<br />

wie ein begehbarer Maulwurfshügel,<br />

Pfahlbau, Spechtbaumweg, Pyramidenturm,<br />

Hochsitz, Wasserspiel und ein<br />

Kleintierzoo mit seltenen Haustierrassen<br />

sind nur einige Highlights, die den Park zu<br />

einem Abenteuer der besonderen Art machen.<br />

Wer noch weiter verweilen und mehr<br />

Steiermark erleben will: Der Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen<br />

hat im Vivarium sein<br />

Info-Zentrum und lockt mit einem umfangreichen<br />

Ausflugsangebot.<br />

FOTO: FOTOS: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

VIVARIUM GREBENZEN<br />

DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />

><br />

WWas ist das Besondere an<br />

Ihrem Zoo?<br />

Die Gegenüberstellung der zwei<br />

Süßwasserbereiche „Heimische<br />

Fischwelt“ und „Reich des Amazonas“,<br />

die in ihrer Art mit Tier und Pflanzenwelt<br />

einzigartig sind – und doch so verschieden. Plus,<br />

wir sind das größte Süßwasseraquarium Österreichs<br />

und haben die größte Piranha-Anlage<br />

Mitteleuropas.<br />

Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />

im Zoo?<br />

Der Piranha: ein unscheinbarer, pflegeleichter<br />

FRANZ ROHN:<br />

Schwarmfisch, ein Mythos, der eigentlich<br />

nur alles Kranke, alles Verletzte<br />

und alles Tote frisst – also ein<br />

Aasfresser.<br />

Sieht man bei der wöchentlichen<br />

Fütterung zu, weckt es einen unheimlichen Respekt<br />

und gleichzeitig den Gedanken, dass man<br />

diesem Fisch im Wasser nie begegnen möchte.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />

Vivariums?<br />

Weiterhin viele Besucher und Besucherinnen<br />

und obendrein eine ständige Erweiterung dieses<br />

wundervollen Projekts.<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

27


AUFREGEND …<br />

So stellt man sich das<br />

Leben eines Tierpflegers<br />

vor: Die actionreiche<br />

Fütterung am<br />

Becken der Mähnenrobbe<br />

ist ein wahrer<br />

Publikumsmagnet.<br />

… UND AUFREIBEND<br />

Auch das gehört dazu.<br />

Die Scheiben und Klettergerüste<br />

im Affengehege<br />

des Tiergartens<br />

Schönbrunn werden<br />

regelmäßig gereinigt.<br />

Revierleiter Alfred<br />

Maier im Einsatz.


OZO<br />

| Beruf Tierpfleger<br />

MIST SCHAUFELN<br />

UND <strong>IN</strong>TERVIEWS GEBEN<br />

Kommt im Zoo ein besonderes Tier zur Welt, werden die betreuenden Tierpfleger<br />

und Tierpflegerinnen zu beneideten Helden. Was dabei oft übersehen wird: Dieser<br />

Beruf erfordert körperliche Schwerstarbeit.<br />

E<strong>IN</strong> BERICHT VON PETER A. KROBATH<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />

Alfred Maier begrüßt mich mit<br />

einer Plastikbox unterm Arm. Im<br />

Gefäß befindet sich ein Gebilde<br />

aus Eierkartons. Es ist von<br />

zahlreichen daumengroßen Wanderheuschrecken<br />

bewohnt. Ich war schon oft im<br />

Tiergarten Schönbrunn, aber diese kleinen<br />

Lebewesen sind mir noch nie aufgefallen.<br />

Was kein Wunder ist, denn kaum sind die<br />

Heuschrecken in den Gehege entlassen,<br />

schon sind sie verschwunden. Es dauert<br />

nämlich nicht lange, bis die flinken Kattas<br />

ihre Ration an tierischem Eiweiß gefangen<br />

und verspeist haben. „Das ist eine Eigenzüchtung<br />

und die Affen fressen die überaus<br />

gern. Das ist für sie eine Delikatesse, wie<br />

Soletti bei uns“, erklärt Maier.<br />

Willkommen im Backstage-Bereich des<br />

Zoos! Der erfahrene Revierleiter Alfred<br />

Maier und die junge Tierpflegerin Sandra<br />

Keiblinger führen mich in die Materialkammer<br />

der so genannten Affeninsel. Denn hinter<br />

dem Idyll der hier lebenden Kattas und<br />

Gibbons steckt jede Menge Arbeit. An der<br />

Wand hängen Schaufeln, Rechen, Besen<br />

und Mistgabeln. Der Arbeitstag für die Tierpfleger<br />

beginnt um 7.30 Uhr.<br />

„In der Früh geht man auf die Abteilung<br />

und schaut, ob bei den Tieren alles in Ordnung<br />

ist, ob ein Tier krank ist, verletzt oder<br />

gar tot, kann alles vorkommen“, sagt Maier.<br />

Dann gibt es für die Tiere Frühstück: Pellets,<br />

Müsli, Salat oder Sonstiges. „Wir schneiden<br />

am Tag an die 30 Kilo Futter.“ Danach fangen<br />

die umfangreichen Reinigungsarbeiten<br />

an, ausmisten, neue Streu verteilen, „und<br />

das geht dann den ganzen Tag so weiter“.<br />

Denn auch die großen Scheiben der Gehege<br />

müssen regelmäßig geputzt werden, oder<br />

das Revier rund um die Abteilung: Dort<br />

werden die Straßen gekehrt und die Mistkübel<br />

entleert.<br />

„Das Putzen macht zwischen 60 und 70<br />

Prozent der Arbeit aus“, schätzt die 21-jährige<br />

Sandra Keiblinger. Zu den schwersten<br />

Aufgaben zählt sie das Einrichten der Gehege,<br />

zum Beispiel bei den Orang-Utans oder<br />

den Kattas, wo riesige Bäume durch die engen<br />

Türen manövriert und stabil verbaut<br />

werden mussten. Und welche Arbeit ist die<br />

unangenehmste? Maier: „Wenn man in die<br />

Kanalschächte runterkraxeln muss, weil es<br />

dort eine Verstopfung oder Sonstiges zu beheben<br />

gibt.“ Keiblinger: „Ratten oder Kaninchen<br />

als Futter für Greifvögel oder<br />

Großkatzen töten zu müssen, als Lehrling<br />

musste ich das machen.“<br />

Ausbildung zum Tierpfleger<br />

Die OZO-Zoos verstehen sich als traditioneller<br />

Ausbildungsbetrieb. Pro Jahr werden<br />

fünf Lehrlinge aufgenommen. In den drei<br />

Jahren Ausbildungszeit durchlaufen die<br />

jungen Frauen und Männer alle Abteilungen.<br />

Auch jene Abteilung, in der Futtertiere<br />

wie Ratten, Mäuse, Kaninchen und<br />

Meerschweine gezüchtet und schließlich<br />

fachgerecht getötet werden, um sie an die<br />

Schlangen, Marder oder Raubkatzen zu<br />

verfüttern. „Daran denken die wenigsten,<br />

die sich bei uns bewerben“, konstatiert<br />

Erlung Kohl. Er ist Betriebsassistent und<br />

für die Lehrlingsausbildung vor Ort zuständig,<br />

zudem unterrichtet er die angehenden<br />

Tierpfleger und Tierpflegerinnen<br />

an der Berufsschule.<br />

Bewerbungen bekommt die Tiergartenverwaltung<br />

viele, rund 200 im Jahr. Seitdem<br />

auf diversen Fernsehkanälen Zoo-Doku-<br />

Soaps ausgestrahlt werden, hat der Tierpflegerberuf<br />

an Attraktivität gewonnen. Doch<br />

nicht immer vermitteln die Medien ein richtiges<br />

Bild. „85 Prozent der Bewerbungen<br />

kommen von Mädchen“, erzählt Kohl. „Viele<br />

von ihnen haben die Vorstellung, als Tierpflegerin<br />

würden sie hauptsächlich Tiere<br />

streicheln, wie zu Hause ihre Kaninchen und<br />

Meerschweinchen. Das ist aber im Tiergarten<br />

nicht der Fall.Wir haben hauptsächlich<br />

Wildtiere, nur in Ausnahmefällen hat man<br />

Kontakt zu ihnen. Bei uns ist Tierpflege<br />

Schwerstarbeit.“<br />

Von der Ausbildung her gibt es heute drei<br />

Möglichkeiten: Die normale Lehre, eine private<br />

Tierpflegerschule und als Externist (siehe<br />

Kasten). Im Tiergarten Schönbrunn sollte<br />

man sich bis Mitte des Jahres bewerben,<br />

mit dem Halbjahreszeugnis der letzten<br />

Schulklasse. Aus diesen Bewerbungen werden<br />

15 Leute ausgesucht und zu zwei<br />

Schnuppertagen eingeladen: zu einem am<br />

Tirolerhof und einem bei den Singvögeln.<br />

„Die Kollegen dort beurteilen dann auch<br />

das Praktische, also wie sich die Leute anstellen.<br />

Weil viele junge Leute heutzutage<br />

wissen ja nicht einmal, wie sie einen Besen<br />

oder eine Schaufel angreifen sollen. Darum<br />

haben Jugendliche vom Land mit Bauernhoferfahrung,<br />

wenn sie Interesse zeigen und<br />

auch sonst geschickt und vernünftig sind, oft<br />

bessere Chancen bei uns.“<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

29


OZO<br />

Beruf Tierpfleger<br />

UNBEKANNTER W<strong>IN</strong>ZL<strong>IN</strong>G<br />

Nur wenige wissen, dass die<br />

Sumpfschildkröte in Österreich heimisch<br />

ist. Um sie kümmern sich die<br />

Tierpfleger genauso aufopfernd wie<br />

um bekanntere Tierarten.<br />

Schwer sind fast alle Arbeiten, meint Ausbildner<br />

Kohl. „Bei den Elefanten eher in<br />

körperlicher Hinsicht. In der Zucht der Futterinsekten<br />

ist mehr das Fingerspitzengefühl<br />

gefragt, damit zum Beispiel bei den<br />

Heimchen keines ihrer vielen Larvenstadien<br />

übersehen wird. Und die Aquarianer wieder<br />

müssen ein bissel chemisch angehaucht sein<br />

und immer schauen, dass die Wasserqualitäten<br />

stimmen. Bei den Nashörnern gibt es<br />

leicht Probleme mit den Füßen, die müssen<br />

dann gut behandelt werden, und auch der<br />

Bodengrund muss immer stimmen. So gibt<br />

es überall spezielle Anforderungen.“<br />

Unter dem Meer<br />

Im Zoo Schmiding lässt Thomas Tikatsch<br />

gerade den Unterwasser-Staubsauger in<br />

eines der großzügigen Aquarien gleiten.<br />

Einmal die Woche muss die Scheibe sauber<br />

gemacht werden und der Tierpfleger mit<br />

Hang zu technischen Raffinessen sagt: „Ich<br />

könnte auch tauchen und von Hand putzen.<br />

Aber mit dem Putzroboter geht es einfach<br />

schneller.“ Die Fische selbst sind relativ<br />

unbeeindruckt davon.Thomas Tikatsch<br />

zeigt, was die speziellen Anforderungen<br />

seines Jobs sind. Dazu steigt er die Wendeltreppe<br />

hinab, in den verborgenen Bereich<br />

unter den Aquarien.Was hier an Bildschirmen,<br />

Messgeräten und brummenden Pumpen<br />

zu tun ist, verbindet wohl niemand mit<br />

der Arbeit eines Tierpflegers. Riesige Tonnen<br />

und Becken, darin Filteranlagen für die<br />

Aquarien. So genannte Abschäumer, die<br />

Schmutz in Form von bräunlichem<br />

Schaum aus dem Meerwasserbecken entfernen,<br />

ein Kalkreaktor, Denitrifikationsfilter,<br />

Ozonerzeuger, Restozonvernichter –<br />

die Aufschriften auf den zahlreichen Gerätschaften<br />

muten fremd an. „Zweimal in der<br />

Stunde wird das Wasser in den Becken umgewälzt“,<br />

sagt Thomas Tikatsch und drückt<br />

auf einem Touchscreen an der Wand herum,<br />

woraufhin jedes einzelne Becken<br />

schematisch dargestellt wird. Seit vier<br />

Jahren ist er hier im Zoo Schmiding und<br />

kümmert sich um die Unterwasser-Wunderwelt.<br />

Ob er durch seine Ausbildung auf<br />

die speziellen Aufgaben hier vorbereitet<br />

war? „Natürlich nicht exakt auf diese Geräte“,<br />

sagt er. „Man braucht eben ein gewisses<br />

Grundverständnis, darf keine Berührungsängste<br />

haben. Das gehört alles zu<br />

meinem Beruf dazu, mit der Zeit sammelt<br />

man genug Erfahrung.“<br />

Im Tiergarten Schönbrunn öffnet Alfred<br />

Maier die Tür zur Katta-Anlage und wir treten<br />

ungeniert ein. Die katzengroßen Kattas<br />

mit den schwarz-weiß geringelten Schwänzen<br />

hocken auf Baumstämmen und Seilen.<br />

Sie mustern uns neugierig, zwei nähern sich<br />

vorsichtig, keiner flieht. Maier: „Wenn man<br />

hier mit Leckerlis reinkommt, mit süßem<br />

Obst oder Dörrobst, dann wird es natürlich<br />

hektisch, weil dann hat man auf einmal<br />

zwanzig Kattas auf und um sich sitzen. Aber<br />

unangenehm wird es eher unter den Kattas<br />

selbst: Dort haben die Damen das Sagen,<br />

aber die Herren wollen auch ihren Teil, und<br />

den bekommen sie in so einer Situation dann<br />

auch, nur eben aufs Auge.“<br />

FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />

30<br />

UNIVERSUM SPEZIAL


OZO<br />

| Beruf Tierpfleger<br />

Seit 1977 gibt es den Lehrberuf TierpflegerIn.<br />

Als Alfred Maier 1979 im Tiergarten<br />

Schönbrunn anfing, war er der einzige Lehrling,<br />

der aufgenommen worden war. Er<br />

wusste bereits mit 13, dass er diesen Beruf<br />

erlernen will. „Du Glücklicher“, meint ein<br />

vorbeikommender Kollege, „ich hab es erst<br />

mit 25 gewusst, das war dann nicht so leicht,<br />

in Schönbrunn genommen zu werden. Ich<br />

hab erst zwei Jahre Praxis in Gänserndorf<br />

absolvieren müssen.“ Es entwickelt sich eine<br />

kleine Diskussion über die Qualität der verschiedenen<br />

Ausbildungswege und auch über<br />

die allgemeine Arbeitsmarktsituation: „Aber<br />

gute und engagierte Tierpfleger werden immer<br />

gebraucht.“<br />

Karriere mit Lehre<br />

Was sich in den letzten Jahrzehnten zum Positiven<br />

geändert hat, ist einstimmig der Status<br />

der Tierpfleger. Maier: „Wie ich angefangen<br />

hab, da war man Dreckputzer, quasi<br />

Hilfsarbeiter.“ Heute gehört viel mehr dazu.<br />

Man muss z.B. Krankheiten seiner Schützlinge<br />

rechtzeitig erkennen. Oder den Besuchern<br />

als Vermittler zur Verfügung stehen.<br />

STREICHELE<strong>IN</strong>HEIT<br />

Die Tierpfleger und -pflegerinnen sind<br />

nicht nur Futterlieferanten und Reinigungskräfte.<br />

Wie hier mit dem kleinen<br />

Großen Ameisenbär: Bei Gesundheitskontrollen<br />

gibt es schon einmal direkten<br />

Kontakt mit den Schützlingen.<br />

„Als Tiergarten haben wir was zu verkaufen.<br />

Zwar keine Tiere, aber eine Idee.<br />

Die Idee des Naturschutzes und des Artenschutzes,<br />

und das muss ich natürlich den<br />

Leuten rüberbringen. Und das muss auch<br />

funktionieren, wenn an einem Sommerwochenende<br />

17.000 Leute da sind und es sich<br />

ziemlich abspielt. Auch da muss ich als Ansprechpartner<br />

für die Leute präsent sein.<br />

Und natürlich für die Medien.“ Letzteres<br />

gilt auch im Moment: Unter den Kattas ist<br />

aufgeregtes Geschwätz aufgekommen und<br />

ich frage warum. „Sie beobachten jetzt gerade<br />

die Krähen auf den Bäumen gegenüber“,<br />

weiß der Fachmann.<br />

Wenn besondere Tiere im Zoo zur Welt<br />

kommen, stehen auch die Auskunft gebenden<br />

Pfleger und Pflegerinnen im Vordergrund.<br />

So wurde Eveline Dungl, welche die<br />

Medien souverän über die Fortschritte des<br />

Pandababys Fu Long informierte, oft von<br />

Leuten auf der Straße erkannt und musste<br />

sogar Autogramme geben.<br />

Konfliktträchtigere Begegnungen mit dem<br />

Publikum, welche die Tierpfleger und<br />

Tierpflegerinnen stets freundlich über die<br />

FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />

März 2009<br />

UNIVERSUM<br />

5


OZO<br />

Beruf Tierpfleger<br />

BERUFSPROFIL TIERPFLEGER<br />

Ein Tierpfleger oder eine Tierpflegerin sollte<br />

nach der Ausbildung in der Lage sein,<br />

die nachfolgenden Tätigkeiten fachgerecht,<br />

selbstständig und eigenverantwortlich auszuführen:<br />

1. Pflegen, Betreuen und Versorgen von<br />

Wild- und Zootieren, Labortieren und<br />

Haustierrassen<br />

2. Durchführen von Maßnahmen<br />

zur Erhaltung der Tiergesundheit<br />

3. Wahrnehmen, Messen und Beurteilen<br />

von Verhaltensänderungen bei Tieren<br />

4. Züchten und Aufziehen von Tieren<br />

5. Beschaffen, Lagern, Zubereiten und<br />

Anwenden von Futtermitteln,<br />

Füttern und Tränken<br />

6. Herrichten und Warten von<br />

Tierunterkünften<br />

7. Warten, Instandsetzen und Handhaben<br />

von technischen Einrichtungen,<br />

Geräten und Arbeitsbehelfen<br />

8. Rationelle Energieverwendung der<br />

betrieblichen Energiequellen unter<br />

dem Aspekt des Umweltschutzes<br />

9. Durchführen von Tiertransporten<br />

10. Anwenden der Bestimmungen über<br />

den Tierschutz<br />

11. Mithilfe bei tierärztlichen Tätigkeiten<br />

12. Mithilfe bei wissenschaftlichen<br />

Tätigkeiten<br />

13. Weitergabe von Fachwissen über Tiere<br />

14. Erkennen, Beurteilen und Beherrschen<br />

von betrieblich relevanten<br />

Notfallsituationen<br />

15. Fachgerechtes Töten von Futtertieren<br />

AUSBILDUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

Derzeit kann der Beruf „Tierpfleger“<br />

durch drei verschiedene Ausbildungswege<br />

erlernt werden.<br />

1. Als Lehrberuf<br />

Dauer: 3 Jahre<br />

Voraussetzungen:<br />

* abgeschlossenes neuntes Schuljahr<br />

* schriftliche Bewerbung<br />

* erfolgreiche Aufnahmsprüfung<br />

* eine Lehrstelle in einem Betrieb<br />

* Berufsschule in Wien<br />

* Altersgrenze, ab 15 Jahren, nach<br />

oben offen<br />

Lehrlingsentschädigung<br />

2. An der Privatschule des Fonds zur<br />

Förderung der TierpflegerInnenausbildung<br />

(Tierpflegerschule)<br />

Dauer: 3 Jahre<br />

Voraussetzungen:<br />

* abgeschlossenes neuntes Schuljahr<br />

* schriftliche Bewerbung<br />

* erfolgreiche Aufnahmsprüfung<br />

* Alter zwischen 15 und 20 Jahren<br />

monatliches Schulgeld ist zu bezahlen<br />

3. Über den zweiten Bildungsweg<br />

Dauer: 2 Jahre<br />

Voraussetzungen:<br />

* Mindestalter 21 Jahre<br />

* Nachweis von mind. 2 Jahren Praxis<br />

* Theoriekurs (derzeit WIFI Wien)<br />

Kursgeld ist zu bezahlen<br />

Bühne bringen müssen, betreffen das unerlaubte<br />

Füttern der Zootiere. „Wenn die Leute<br />

weder Deutsch noch Englisch sprechen,<br />

ist es schwierig, sich verständlich zu machen“,<br />

sagt Sandra Keiblinger.<br />

Aber auch Bilder werden gern missverstanden.<br />

Die sympathische Tierpflegerin<br />

erzählt eine Anekdote: Am Eingang des<br />

Affenhauses, in dem frei laufende Weißbüscheläffchen<br />

leben, die nicht von Besuchern<br />

gefüttert werden sollen, ist ein Mann abgebildet,<br />

der gerade in eine Wurstsemmel beißt.<br />

Das Bild ist durchgestrichen, die Botschaft<br />

klar. Nicht allen: „Einmal hat ein essender<br />

Besucher zur Rechtfertigung gemeint, er<br />

esse eh keine Wurstsemmel, sondern nur ein<br />

Langos.“<br />

<br />

AUSBILDUNGSBETRIEBE<br />

Mit einer soliden Ausbildung beginnt der<br />

Weg zum Traumberuf. Nicht jeder Zoo in<br />

Österreich hat die Erlaubnis, Tierpfleger<br />

auszubilden. Bei folgenden vier Zoos kann<br />

sich eine Bewerbung lohnen:<br />

* Alpenzoo Innsbruck<br />

www.alpenzoo.at<br />

* Tierwelt Herberstein<br />

www.tierwelt-herberstein.at<br />

* Zoo Salzburg<br />

www.salzburg-zoo.at<br />

* Tiergarten Schönbrunn<br />

www.zoovienna.at<br />

WAAGE-MUTIG<br />

Da war er noch klein und<br />

leicht: Fu Long wurde im November<br />

2007 im Alter von<br />

wenigen Monaten das erste<br />

Mal gewogen: Knapp über<br />

drei Kilo ermittelte die Tierpflegerin<br />

Gudrun Tomek.


OZO<br />

Forschung<br />

WUNDERWELTEN DES WISSENS<br />

Zoos bieten die Möglichkeit, Tiere zu bestaunen, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt.<br />

Doch Tiergärten erfüllen einen weit wichtigeren Zweck als nur den der Unterhaltung: Vor allem im<br />

Bereich der Forschung und des Artenschutzes kommt zoologischen Gärten große Bedeutung zu.<br />

E<strong>IN</strong> BERICHT VON MARLENE ERHART<br />

werden und bringen Vorteile für Forscher<br />

und Tiere.<br />

FOTOS: ZOO LISIEUX, D. <strong>ZU</strong>PANC<br />

IDEALE VORAUSSET<strong>ZU</strong>NGEN<br />

Zoos bieten die Möglichkeit, mithilfe von Kameras und Mikrofonen gefährdete<br />

Tierarten zu beobachten und zu belauschen. Ohne dass sie gestört werden.<br />

Sie wirken kuschelig und weich und<br />

ein Blick aus ihren schwarz umrandeten<br />

Augen lässt Zuseher dahinschmelzen.<br />

Die drei Pandabären im<br />

Tiergarten Schönbrunn sind beliebt, der<br />

kleine Fu Long ist ein wahrer Publikumsmagnet.<br />

So gemütlich und entspannt ihr Leben<br />

im Zoo aussieht, so schwierig ist es für<br />

ihre frei lebenden Artgenossen. Die Zahl der<br />

wilden Pandas hat in den letzten Jahren rapide<br />

abgenommen, schuld daran ist vor allem<br />

die Zerstörung ihres Lebensraumes.<br />

Aufgrund dieser Bedrohung sind die Anstrengungen,<br />

erfolgreiche Zuchtprogramme<br />

zu etablieren, gestiegen. Dazu ist es wichtig,<br />

die Bedürfnisse der Bären zu kennen.<br />

Bisher ist wenig über ihr Fortpflanzungsverhalten<br />

bekannt und Beobachtungen in<br />

freier Wildbahn sind zeitaufwändig und<br />

kostspielig. Die Erforschung der Fortpflanzungsrituale<br />

und die kontrollierte Aufzucht<br />

von Jungtieren ist speziell bei gefährdeten<br />

Arten eine wichtige Aufgabe, für die Zoos<br />

ideale Voraussetzungen bieten. Speziell im<br />

Bereich der Verhaltensforschung sind es oft<br />

Langzeitstudien, die zu neuen Erkenntnissen<br />

führen. Diese können in einem kontrollierten<br />

Umfeld viel leichter durchgeführt<br />

Unsichtbare Spione<br />

In zoologischen Gärten können Tiere mithilfe<br />

von Kameras und Mikrofonen beobachtet<br />

und belauscht werden. Somit können<br />

sie ein Leben lang erforscht werden,<br />

ohne direkt von Menschen gestört zu werden.<br />

Die Geburt des Pandas Fu Long ermöglicht<br />

eine Langzeitstudie, die bis Juli<br />

2010 laufen wird. Anhand der Entwicklung<br />

des Bambusbären werden Informationen<br />

und Daten gesammelt, die den Erfolg künftiger<br />

Zuchterfolge steigern können.<br />

Grundsätzlich ist der Nachwuchs ein Eckpfeiler<br />

der Zooforschung. Dabei handelt es<br />

sich allerdings nicht nur um tierische Nachkommen,<br />

sondern auch um den Nachwuchs<br />

an Fachkräften. Zahlreiche Studentinnen<br />

und Studenten haben die Möglichkeit, im<br />

„geschützten Umfeld“ des Geheges Erfahrungen<br />

mit „großen Patienten“ wie Elefanten<br />

oder Wildkatzen zu sammeln. Die Arbeit<br />

mit Studenten bringt auch den Tiergärten<br />

Vorteile, weshalb ein Großteil der Forschung<br />

in Kooperation mit Universitäten erfolgt.<br />

Durch die Mitarbeit von Studenten stehen<br />

nicht nur Know-how, sondern auch genügend<br />

personelle Ressourcen zur Verfügung.<br />

Die Österreichische Zoo Organisation<br />

(OZO) hat sich die Arterhaltung und den<br />

Naturschutz zum Ziel gesetzt. Dazu zählt<br />

auch Engagement in der Forschung. Mit der<br />

Unterstützung von Biologen und Universitäten<br />

werden immer neue Erkenntnisse gewonnen,<br />

die helfen, Tiere besser zu verstehen.<br />

„Die Grundlagenforschung ist ein<br />

wichtiger Teil der Arbeit von Zoos und trägt<br />

sehr viel zum Artenschutz bei“, erklärt Regina<br />

Pfistermüller, Kuratorin für Forschung<br />

UNIVERSUM SPEZIAL<br />

33


OZO<br />

Forschung<br />

MEHR VERSTÄNDNIS<br />

Doris Preininger und Walter Hödl bei Tonund<br />

Filmaufnahmen der Winkerfrösche<br />

auf Borneo (li. o.). Elefanten, diesmal mit<br />

der Wärmebildkamera aufgenommen (o.).<br />

Tamar Gutnick überprüft den Zustand des<br />

jungen Korallenstocks in der Korallenfarm<br />

des Aquarienhauses (li. u.).<br />

und Artenschutz im Tiergarten Schönbrunn.Tatsächlich<br />

wurde ein großer Teil des<br />

heutigen Wissens über Tiere, ihr Verhalten<br />

und ihre Lebensweise in Zoos gewonnen.<br />

Missverstandene Zeitgenossen<br />

Von Forschungsergebnissen profitieren auch<br />

Tiere in freier Wildbahn, so etwa Elefanten<br />

auf Sri Lanka. Der Konflikt zwischen<br />

Mensch und Dickhäuter fordert auf dem Inselstaat<br />

immer wieder Opfer auf beiden Seiten.<br />

Eine Studie zur Kommunikation von<br />

Elefanten im Tiergarten Schönbrunn hat gezeigt,<br />

dass sich die grauen Riesen mittels<br />

Infraschall verständigen. Auf Basis dieser Erkenntnisse<br />

können Geräte entwickelt werden,<br />

die als eine Art Frühwarnsystem zeigen,<br />

wann eine Herde Elefanten im Anmarsch ist.<br />

Davon profitieren die Bauern auf Sri Lanka,<br />

da sie rechtzeitig Bescheid wissen und die<br />

Tiere durch Licht und Lärm von ihren Feldern<br />

fernhalten können. Auch die Erforschung<br />

des Sozialverhaltens von Tieren kann<br />

helfen, das Verständnis für sie zu erhöhen.<br />

Hier liegt ein weiterer wesentlicher Vorteil<br />

von Tiergärten: Da das soziale Gefüge der<br />

Tiere genau nachgestellt wird, kann auch<br />

das Sozialverhalten gut erforscht werden.<br />

Die Verhaltensforschung zählt im Zoo<br />

Salzburg zu den Themenschwerpunkten im<br />

Bereich Wissenschaft und Forschung. Besonderes<br />

Augenmerk wird darauf gelegt, die<br />

natürlichen Verhaltensweisen der Tiere zu<br />

fordern und fördern. Das kann etwa durch<br />

unterschiedliche Fütterungszeiten oder Veränderungen<br />

im Gehege erreicht werden.<br />

Obwohl Zoos detailgetreue Forschung ermöglichen,<br />

gibt es dennoch Faktoren, die sie<br />

nicht berücksichtigen können. Die Grenzen<br />

der Möglichkeiten zeigen sich etwa bei der<br />

Ergründung des Jagdverhaltens. Auch wenn<br />

das Jagdverhalten etwa bei Geparden trainiert<br />

wird, fällt es schwer, aussagekräftige<br />

Erkenntnisse darüber zu gewinnen.<br />

Neben Exoten und gefährlichen Jägern<br />

werden in Zoos aber auch heimische Tiere<br />

erforscht. So hat sich der Alpenzoo die<br />

Ergründung von Biologie und Lebensweise<br />

alpiner Tiere zum Ziel gesetzt. Dazu wurde<br />

eigens der wissenschaftliche Verein „Forschungs-<br />

und Lehrinstitut des Alpenzoo<br />

Innsbruck“ gegründet. Als großer Erfolg<br />

kann hier die Wiederansiedelung des Bartgeiers,Wahrzeichen<br />

des Alpenzoos, genannt<br />

werden. Dieser harmlose Aasfresser fiel seinem<br />

Ruf als Kinderräuber und Lämmerdieb<br />

zum Opfer und wurde im 19. Jahrhundert in<br />

den Alpen vollständig ausgerottet. Durch<br />

Forschung und anschließende Zuchterfolge<br />

im Alpenzoo gelang es, den Bartgeier langsam<br />

aber sicher wieder in seine ursprüngliche<br />

alpine Heimat einzugliedern. Dank<br />

neuer Erkenntnisse wird auch die Lebensqualität<br />

der Zootiere gesteigert und auf ihre<br />

natürlichen Bedürfnisse Bedacht genommen.<br />

In der Tierwelt Herberstein versteht<br />

man unter Forschungsarbeit auch die kontinuierliche<br />

Verbesserung der Haltungsbedingungen<br />

der Zootiere. „Es ist uns ein besonderes<br />

Bedürfnis, unsere Tiere und ihr Verhalten<br />

noch besser kennen- und verstehen zu<br />

lernen“, erklärt Michaela Frewein, Marketingleiterin<br />

der Tierwelt Herberstein.<br />

Im Haus des Meeres wird großer Wert<br />

auf den artgerechten Speiseplan eines ganz<br />

kleinen Bewohners gelegt. Seepferdchen genießen<br />

einen besonderen Gourmetservice.<br />

Die Züchtung verschiedenster Planktonarten<br />

erlaubt es, für jede Seepferdart das optimale<br />

Futter zur Verfügung zu stellen, was<br />

wiederum eine wichtige Grundlage für die<br />

Zucht der bedrohten Meeresbewohner ist.<br />

Im Mittelpunkt der Forschung stehen<br />

aber nicht nur Tiere. Auch Zoobesucher<br />

selbst sind Gegenstand von Studien. Ziel<br />

ist es, herauszufinden, ob ein Ausflug in<br />

den Zoo die Naturverbundenheit der<br />

Gäste erhöht.Tierische Zoobewohner erleichtern<br />

demnach nicht nur als Forschungsobjekte<br />

das Leben ihrer Artgenossen.<br />

Sie vermitteln Besuchern Verständnis<br />

für ihre Lebensweise sowie Wissen über<br />

mögliche Bedrohung durch den Menschen<br />

und artgerechte Haltung.<br />

<br />

FOTO: N. WEISSENBÖCK, ARCHIV<br />

34<br />

UNIVERSUM SPEZIAL


OZO<br />

Zoopädagogik<br />

Zootiere sind schon<br />

längst nicht mehr nur<br />

zum Anschauen da. Die<br />

Zoopädagogik sorgt dafür,<br />

dass ein Besuch im Tiergarten<br />

zu einer lehrreichen<br />

Veranstaltung wird, bei der<br />

man durch lebende Tiere<br />

nicht nur lernt, ihr Verhalten<br />

zu verstehen, sondern auch<br />

über ihren Lebensraum<br />

und ihre Bedürfnisse und<br />

Probleme nachzudenken<br />

beginnt. Im Idealfall sogar,<br />

ohne es zu merken.<br />

LERNEN VON DEN<br />

ZOOBEWOHNERN<br />

FOTOS: TGS ARCHIV, ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G<br />

So viel ist sicher: Ob jung, ob alt –<br />

lebende Tiere üben eine starke<br />

Anziehungskraft aus. Und eignen<br />

sich somit perfekt als Grundlage<br />

dafür, mehr über die Lebewesen selbst,<br />

ihren Lebensraum und ihre Gefährdung<br />

in freier Wildbahn zu lernen. Die Disziplin<br />

der Zoopädagogik, die sich der Vermittlung<br />

dieser Themen verschrieben hat, gibt<br />

es in Europa seit den 1960er-Jahren – in<br />

den USA seit 1929. Heute ist es in jedem<br />

Zoo üblich, „erzieherische“ Maßnahmen<br />

zu setzen – meist gibt es eine zoopädagogische<br />

Abteilung, die zumindest einen<br />

Zoopädagogen beschäftigt.<br />

In erster Linie richtet sich die Arbeit<br />

der Pädagogen darauf aus, Schulklassen in<br />

Zusammenarbeit mit Lehrern zu unterrichten.<br />

In den letzten Jahren wurden<br />

dabei ausgefeilte Methoden entwickelt,<br />

um Themen der Zoopädagogik an Mann,<br />

Frau und Kind zu bringen.<br />

Die Tierwelt Herberstein etwa bietet<br />

unter anderem eine „Zoolympiade“–<br />

Kinder können sich mit den Rekordhaltern<br />

in Höhe, Schnelligkeit und Weite aus<br />

dem Tierreich messen. Auch im Tiergarten<br />

Schönbrunn helfen maßgeschneiderte<br />

Unterrichtsführungen, Modellierkurse,<br />

Ethologie-Seminare, Heimtierseminare<br />

und Spezialführungen für alle jene, die<br />

nicht nur „Tiere schauen“ wollen, dabei,<br />

die Tierwelt zu verstehen. Genauso lehrreich<br />

sind Waldlehrpfad oder Tiger Trail<br />

oder Panda Quiz.<br />

Im Salzburger Zoo haben die Zoopädagogen<br />

lehrreiche Führungen entwickelt.<br />

Da gibt es heimische Säugetiere,<br />

Tiere der afrikanischen Savanne und<br />

Südamerikas zu sehen und begreifen. Eine<br />

Ethologie-Führung samt Beobachtungsbögen,<br />

die in Kooperation mit der Universität<br />

Salzburg entstanden, zeigt Jugendlichen,<br />

wie sich Tiere verhalten – etwa wie man<br />

das Leittier eines Wolfsrudels erkennt.<br />

Im Alpenzoo Innsbruck wird Wert auf<br />

spielerisches Lernen durch verschiedene<br />

Tierquiz-Varianten gelegt, gemeinsam<br />

werden Verhaltensweisen unterschiedlicher<br />

Tierarten beobachtet und analysiert. Auch<br />

der Zoo Schmiding, das Haus des Meeres<br />

und das Vivarium bieten tolle Möglichkeiten,<br />

sich an die tierischen Bewohner heranzutasten.<br />

Die Liste der zoopädagogischen Maßnahmen<br />

könnte beliebig lange fortgesetzt<br />

werden, das Angebot der österreichischen<br />

Zoos ist enorm vielfältig. Und eines ist klar:<br />

Wer genau schaut, kann auf jeden Fall etwas<br />

von den Tieren im Zoo lernen. <br />

TIERE ERLEBEN<br />

Der Zoo macht es möglich, ganz nah<br />

an Lebewesen heranzukommen.<br />

Dabei lernen die Besucher, dass es<br />

die Natur zu schützen gilt.


ALLE<br />

OZO-<br />

TIERGÄRTEN<br />

AUF<br />

E<strong>IN</strong>EN BLICK<br />

Tiergarten Schönbrunn (1)<br />

Maxingstraße 13b<br />

1130 Wien<br />

Tel.: +43 (0) 1/8779294-234<br />

Fax: +43 (0) 1/8779641<br />

E-Mail: office@zoovienna.at<br />

Homepage: www.zoovienna.at<br />

Alpenzoo Innsbruck (2)<br />

Weiherburggasse 37<br />

6020 Innsbruck<br />

Tel.: +43 (0) 512/292323<br />

Fax: +43 (0) 512/293089<br />

E-Mail: alpenzoo@tirol.com<br />

Homepage: www.alpenzoo.at<br />

Zoo Salzburg (3)<br />

Natur- und Artenschutzzentrum Salzburg<br />

5081 Anif<br />

Tel.: +43 (0) 662/820176-0<br />

Fax: +43 (0) 662/820176-6<br />

E-Mail: office@salzburg-zoo.at<br />

Homepage: www.salzburg-zoo.at<br />

4<br />

3 3<br />

2 2<br />

77<br />

66<br />

1<br />

5 5<br />

Zoo Schmiding (4)<br />

Schmidinger Straße 5<br />

4631 Krenglbach bei Wels<br />

Tel.: +43 (0) 7249/46272<br />

Fax: +43 (0) 7249/46272-2<br />

E-Mail: office@zooschmiding.at<br />

Homepage: www.zooschmiding.at<br />

Haus des Meeres (5)<br />

Fritz–Grünbaum-Platz 1<br />

1060 Wien<br />

Tel.: +43 (0) 1/5871417<br />

E-Mail: Haus_des_Meeres@gmx.net<br />

Homepage: www.haus-des-meeres.at<br />

Die Österreichische Zoo Organisation<br />

(OZO) vereint als Dachverband<br />

sieben wissenschaftlich<br />

geführte Tiergärten unter<br />

ihrem Namen. Mit unterschiedlichen<br />

thematischen Schwerpunkten<br />

locken die Zoos Besucher zum<br />

Tierbeobachten. Heimische und exotische Natur kann<br />

hautnah erlebt werden. Arten- und Naturschutz wird hier<br />

beispielhaft praktiziert. Das <strong>Universum</strong> <strong>Magazin</strong> zeigt,<br />

wo Sie die OZO-Tiergärten finden können.<br />

<br />

www.ozo.at<br />

ÖSTERREICHS ZOOS<br />

Tierwelt Herberstein (6)<br />

Buchberg 50<br />

8223 Stubenberg<br />

Tel.: +43 (0) 3176/80777-0<br />

Fax: +43 (0) 3176/80777-20<br />

E-Mail: info@tierwelt-herberstein.at<br />

Homepage: www.tierwelt-herberstein.at<br />

Vivarium Grebenzen (7)<br />

Stadlob 500<br />

8812 Mariahof<br />

Tel.: +43 (0) 3584/40500<br />

Fax: +43 (0) 3584/40500-4<br />

E-Mail: f.rohn@vivarium.at<br />

Homepage: www.VIVARIUM.at

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