SCHÃNSTEN ZU BESUCH IN - Universum Magazin
SCHÃNSTEN ZU BESUCH IN - Universum Magazin
SCHÃNSTEN ZU BESUCH IN - Universum Magazin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Erscheinungsort/Verlagspostamt: A–3100 St. Pölten. P.b.b., zum ermäßigten Entgelt„GZ 02Z030834 M<br />
UNI<br />
VER<br />
D A S S C H Ö N S T E M A G A Z I N Ö S T E R R E I C H S<br />
SUM<br />
SPEZIAL<br />
<strong>IN</strong><br />
<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong><br />
ÖSTERREICHS<br />
SCHÖNSTEN<br />
ZOOS<br />
Die sieben OZO-Tiergärten im Porträt<br />
TRAUMBERUF TIERPFLEGER<br />
Wie man Tiergarten-Mitarbeiter wird<br />
DIE WUNDERBARE WELT VON OZO<br />
Das ist die Österreichische Zoo Organisation<br />
FORSCHEN FÜR DIE <strong>ZU</strong>KUNFT<br />
Wissenschaft und Artenschutz in den Zoos<br />
D I E Ö S T E R R E I C H I S C H E Z O O O R G A N I S A T I O N I M I N T E R N E T :<br />
WWW.OZO.AT
COVER-FOTO: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />
COVER-FOTO:<br />
BILDAGENTUR<br />
MAURITIUS<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
<strong>IN</strong>HALT<br />
AUS DER REDAKTION<br />
<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong> IM ZOO<br />
ALLES ÜBER OZO<br />
04 Alle unter einem Dach<br />
Die Österreichische Zoo Organisation<br />
(OZO) und ihre Aufgaben.<br />
08 Für Tier und Mensch<br />
Dagmar Schratter, Präsidentin von OZO,<br />
über Zoos, ihre Geschichte und Ziele.<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: LW Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH,<br />
Gutenbergstraße 12, A-3100 St. Pölten,<br />
Tel. 0043-27 42/801-0, Fax-DW -1430, office@lwmedia.at.<br />
Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Mitarbeiter dieses<br />
UNIVERSUM MAGAZ<strong>IN</strong> SPEZIAL: Dr. Jürgen Hatzenbichler<br />
(Gf. Chefredakteur), Mag. Miriam Damev, Marlene Erhart,<br />
Mag. Ursel Nendzig, Peter A. Krobath,<br />
Patrick Püribauer (Art Director),<br />
Elke Bitter (Fotoredaktion)<br />
12 Die sieben OZO-Zoos<br />
- Tiergarten Schönbrunn (Wien)<br />
- Tierwelt Herberstein (Steiermark)<br />
- Alpenzoo Innsbruck (Tirol)<br />
- Zoo Salzburg (Salzburg)<br />
- Zoo Schmiding (Oberösterreich)<br />
- Haus des Meeres (Wien)<br />
- Vivarium Grebenzen (Steiermark)<br />
MENSCH & TIER<br />
28 Ausmisten, Interviews geben<br />
So ist der Arbeitsalltag in den Zoos.<br />
Plus: Wie ich Tierpfleger werden kann.<br />
33 Wunderwelt des Wissens<br />
Forschung in den OZO-Zoos.<br />
35 Lernen von Zoobewohnern<br />
Wie Wissen um die Natur vermittelt wird.<br />
Sieben Zoos, sieben<br />
Welten voller<br />
Naturwunder,<br />
jede mit ihrem<br />
eigenen Charme<br />
und Charakter.<br />
Die <strong>Universum</strong>-Redakteure<br />
haben alle besucht: von Innsbruck<br />
bis Wien, von Herberstein<br />
bis Schmiding, auch in<br />
Salzburg und Grebenzen waren<br />
wir. Jeder Zoo war eine<br />
Entdeckung für sich. Allen gemeinsam<br />
ist das Bedürfnis,<br />
den Menschen die Natur näherzubringen<br />
und sie zu ihrem<br />
Schutz zu motivieren.<br />
juergen.hatzenbichler@lwmedia.at<br />
Jetzt abonnieren!<br />
10 x jährlich<br />
&<br />
UNIVERSUM MAGAZ<strong>IN</strong><br />
Jetzt: 1 JAHR<br />
UNIVERSUM<br />
+ 10 Euro SPAR-<br />
Gutschein<br />
2 x jährlich<br />
UNIVERSUM KIDS<br />
MENSCH<br />
NATUR<br />
TIER<br />
Das Geschenk zum Abo:<br />
10 Euro Einkaufsgutschein von SPAR
DAS GEW<strong>IN</strong>NSPIEL<br />
JETZT DAS ERLEBNIS ZOO GEW<strong>IN</strong>NEN!<br />
BEANTWORTE DIE GEW<strong>IN</strong>NFRAGE:<br />
DIESE PREISE ERWARTEN DIE GEW<strong>IN</strong>NER:<br />
Wie viele Mitglieder<br />
hat die Österreichische<br />
Zoo Organisation (OZO):<br />
3 Zoos<br />
5 Zoos<br />
7 Zoos<br />
Antworte per Postkarte (siehe unten)<br />
oder per Fax (0 27 42/18 30-14 30)<br />
oder per E-Mail<br />
(Kennwort OZO):<br />
office@lwmedia.at<br />
Das Gewinnspiel im Internet –<br />
mach mit unter:<br />
www.universum.co.at<br />
Einsendeschluss: 30. Juni 2009<br />
Die Preise werden verlost,<br />
der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
TIERGARTEN SCHÖNBRUNN:<br />
1 Festpaket für 2 Personen<br />
1 Backstage-Führung im Aquarium<br />
für bis zu 5 Personen<br />
1 Safaridinner für 2 Personen<br />
20 Bücher „Wildnis Zoo“<br />
HAUS DES MEERES:<br />
1 Backstage-Führung<br />
für bis zu 5 Personen<br />
1 Familienjahreskarte<br />
5 Einzeljahreskarten<br />
5 Zooführer (80 Seiten Information)<br />
TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong>:<br />
1 Jahreskarte für 1 Erwachsenen<br />
1 VIP Carello-Tour für 5 Personen<br />
1 Vollmondwanderung für 2 Personen<br />
1 Familieneintrittskarte<br />
(2 Erw., 2 Kinder)<br />
ZOO SALZBURG:<br />
1 Jahreskarte, 5 Eintrittsgutscheine<br />
Alpenzoo Innsbruck:<br />
1 Tierpfleger-aktiv Programm<br />
(4-stündig)<br />
2 Broschüren Alpenzoo<br />
3 Eintrittskarten<br />
ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G:<br />
2 Jahreskarten<br />
1 Spezialführung Aquazoo<br />
für eine Familie (bis 5 Personen)<br />
5 Einzeleintrittskarten<br />
VIVARIUM GREBENZEN:<br />
2 x All-inclusive-Familieneintrittskarten<br />
(2 Erwachsene +<br />
2 Kinder) für Ausstellung Wasserwelten,<br />
Wellness-Bereich und<br />
QuaQuarium Abenteuerspielpark<br />
5 Unterwasserweltenbücher mit<br />
Entspannungs-CD<br />
… und viele Überraschungspreise!<br />
Abo-Hotline<br />
0 27 42/802-1212<br />
Abo-Fax<br />
0 27 42/801-1430<br />
E-Mail<br />
office@lwmedia.at<br />
Internet<br />
www.universum.co.at<br />
Oder Karte abziehen<br />
und einsenden an:<br />
LW Media,<br />
UNIVERSUM <strong>Magazin</strong>,<br />
Gutenbergstraße 12,<br />
3100 St. Pölten<br />
*1 Jahr UNIVERSUM MAGAZ<strong>IN</strong> beinhaltet<br />
10 Ausgaben plus 2 Ausgaben UNIVERSUM KIDS.<br />
Das Abo ist problemlos mit 6-wöchiger Frist schriftlich kündbar.<br />
Ansonsten erhalte ich danach UNIVERSUM zum jeweils gültigen<br />
Sonderpreis. Preise inkl. MwSt. und Versand. Zusendung des<br />
ausgewählten Zusatzartikels etwa zwei Wochen nach Zahlungseingang<br />
oder per Nachnahme. Solange der Vorrat reicht.<br />
5
ALLE UNTER E<strong>IN</strong>EM DACH<br />
Sieben Zoos vereint die OZO, die Österreichische Zoo Organisation. Da ist alles dabei, was<br />
kriecht, fliegt, schwimmt und krabbelt. Und noch viel mehr: Hinter den putzigen, faszinierenden,<br />
gefährlichen und seltenen Tieren spielt sich die eigentliche Arbeit ab.<br />
E<strong>IN</strong> BERICHT VON URSEL NENDZIG<br />
2<br />
UNIVERSUM <br />
März 2009
OZO<br />
Dachverband<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, HAUS DES MEERES, TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong><br />
TIERISCHE VIELFALT<br />
Sieben österreichische Zoos<br />
vereint die OZO unter ihrem Dach. In<br />
diesen wiederum leben rund 2.000<br />
zum Teil stark gefährdete Tierarten.<br />
Elefant, Bär, Affe, Schildkröte, Hai und<br />
Chamäleon sind nur einige der Publikumsmagneten<br />
in Österreichs Zoos.<br />
Zweitausend Tierarten, jährlich 3,8<br />
Millionen Menschen, 350 geschulte<br />
Mitarbeiter. Hinter den Zahlen<br />
der OZO verbirgt sich der Zusammenschluss<br />
von wissenschaftlich geführten<br />
Zoos und Aquarien in Österreich. Sie erfüllen<br />
die international gültigen Richtlinien<br />
der EAZA (European Association of Zoos<br />
and Aquaria) und der WAZA (World Association<br />
of Zoos and Aquariums) für die<br />
höchsten Standards in der Zootierhaltung.<br />
Damit aber nicht genug: Die OZO beteiligt<br />
sich an Forschungsaktivitäten zur Erhaltung<br />
der Artenvielfalt und an Projekten für den<br />
Natur- und Artenschutz. Erfolgreiche<br />
Artenschutzprojekte wie etwa die Zucht<br />
und Wiederansiedlung von Österreichs<br />
größtem Greifvogel, dem Bartgeier, die<br />
Rückführung der in freier Wildbahn bereits<br />
ausgestorbenen Przewalski-Pferde in ihre<br />
mongolische Heimat oder die Beteiligung<br />
der OZO-Zoos an Artenschutzprogrammen<br />
für die Tiger Asiens zeigen, wie wichtig und<br />
vielfältig eine koordinierte Zusammenarbeit<br />
auf nationaler und internationaler Ebene<br />
heute ist.<br />
Sieben Mitglieder zählt die Organisation<br />
derzeit: Den Alpenzoo Innsbruck in Tirol,<br />
der, am Fuß der Nordkette über den<br />
Dächern der Landeshauptstadt von Tirol<br />
gelegen, etwa 2.000 Alpentiere von rund 150<br />
Arten beherbergt. Kein anderer Zoo der<br />
Welt zeigt eine derart vollständige Sammlung<br />
von Wildtieren aus dem Alpenraum.<br />
Allein das Kaltwasser-Aquarium mit seinen<br />
50 alpinen Fischarten ist einzigartig. Reich<br />
an Aquarien ist natürlich das Haus des Meeres<br />
mit seinem Aqua Terra Zoo. Mehr als<br />
6.000 Tiere aus allen fünf Erdteilen fühlen<br />
sich im Flakturm mitten in Wien wohl. Einer<br />
der Höhepunkte ist die Erlebniswelt „Tropenhaus“.<br />
In feucht-warmer, tropischer<br />
Atmosphäre, über Holzsteige und Hängebrücke<br />
wandernd, vorbei am rauschenden<br />
Wasserfall, sind hier frei fliegende Vögel und<br />
herumlaufende Äffchen zu erleben.<br />
Ebenfalls in Wien ist der Tiergarten<br />
Schönbrunn angesiedelt, der älteste Zoo der<br />
Welt. Die einstige Menagerie des Kaisers<br />
präsentiert sich heute als moderner, nach aktuellen<br />
zoologischen Erkenntnissen geführter<br />
Zoo, in dem eine ganze Reihe bedrohter<br />
Tierarten Zuflucht gefunden hat. Große<br />
Pandas, Koalas, Panzernashörner, Sibirische<br />
Tiger und fast 5.000 andere Tiere freuen<br />
sich über Besuch. Die Tierwelt Herberstein<br />
bietet auf ihrem weitläufigen Areal bis zur<br />
Feistritzklamm über 600 Tieren aus 130 Arten<br />
einen Lebensraum. Rund 800 Tiere gibt<br />
es im Salzburger Zoo zu bestaunen. Und<br />
auch der Zoo Schmiding bietet Giraffen,<br />
Zebras, verschiedenen Affenarten, Krokodilen,<br />
Roten Pandas, Faultieren, exotischen<br />
Vögeln und rund 1.000 anderen Tieren ein<br />
Zuhause. Und: Österreichs einzige Gorillas<br />
sind dort zu sehen. Das jüngste unter den<br />
OZO-Mitgliedern ist das Vivarium im steirischen<br />
Mariahof. In insgesamt 14 großen<br />
Themen- und Kleinaquarien wird die heimische<br />
Fisch- und Amphibienwelt gezeigt.<br />
Eine Besonderheit ist auf jeden Fall der<br />
gläserne Tunnel durch Mitteleuropas größte<br />
Piranha-Anlage. (Porträts der einzelnen<br />
Zoos lesen Sie ab Seite 12.)<br />
Anspruchsvolle Kriterien<br />
Die Gründerzoos haben für ihre Mitglieder<br />
anspruchsvolle OZO-Kriterien definiert, die<br />
es zu erfüllen gilt. Dazu zählen eine hohe<br />
Qualität der Tierhaltung und fachliche<br />
Kompetenz durch veterinärmedizinisch<br />
oder zoologisch ausgebildete Führungskräfte.<br />
Auch ein ausgeprägtes Engagement in<br />
Forschung und Lehre und ausgereifte Konzepte<br />
der Zoopädagogik zur Vermittlung von<br />
Information und Bildung sind von hoher<br />
Wichtigkeit. Und schließlich gilt es natürlich,<br />
in den Bereichen Tierschutz, Artenschutz<br />
und Naturschutz Einsatz zu zeigen. Außerdem<br />
stehen die Bewusstseinsbildung und die<br />
Beteiligung und Umsetzung von Zuchtprogrammen<br />
und Forschungsaktivitäten zur Erhaltung<br />
der Artenvielfalt auf der Agenda der<br />
OZO und ihrer sieben Mitglieder. Auch die<br />
Ausbildung von Fachleuten im Bereich der<br />
Zootierhaltung ist unerlässlich für einen wissenschaftlich<br />
geführten Zoo. Dazu kommt<br />
noch die Beratung und Unterstützung von<br />
Privatpersonen, Medien und Behörden.<br />
Die OZO hat sich außerdem noch ein<br />
ganz spezielles Ziel gesteckt. Nämlich die<br />
Umsetzung von Artikel 1 der EU-Richtlinie<br />
1999/22/EG in Österreich. Darin heißt es,<br />
dass die Rolle der Zoos im Schutz wild<br />
lebender Tiere und der Erhaltung der biologischen<br />
Vielfalt gestärkt werden soll. Und<br />
das freut nicht nur die Tiere, sondern auch<br />
die Besucher.<br />
<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
5
DIE GRUNDPR<strong>IN</strong>ZIPIEN DER OZO<br />
OZO UND DER ARTENSCHUTZ<br />
Die Zoos, die Mitglieder der OZO sind, haben Artenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben,<br />
denen sich die Mitglieder der OZO<br />
sich selbst auferlegt, bestimmte Kriterien zu<br />
erfüllen. Zuallererst geht es dabei um die Vorgaben<br />
von EAZA und WAZA (Europäischer Eisbär oder Panda werden dabei in Projekten<br />
verschrieben haben. Nicht nur „Exoten“ wie<br />
Zooverband und Weltverband der Zoos und bedacht, sondern auch heimische Tiere.<br />
Aquarien, siehe Kasten „Organisationen“). Für<br />
die Entscheidung, ob ein Zoo in die OZO, Österreichs<br />
nationalen Zooverband, aufgenommen<br />
wird, sind diese Kriterien relevant.<br />
Zugrunde liegt diesen die Weltzoonaturschutzstrategie,<br />
die erstmals 1993 erschienen<br />
ist und vom Weltzooverband gemeinsam mit<br />
der IUCN (International Union for Conservation<br />
of Nature and Natural Resources) herausgegeben<br />
wurde. In dieser Strategie sind die Aufgaben<br />
festgeschrieben, die ein Zoo erfüllen DER BARTGEIER<br />
soll.<br />
Der Bartgeier wurde im 19. Jahrhundert im<br />
Im Grunde sind es immer noch jene vier, die Alpenraum ausgerottet. Zuchterfolge und Forschung<br />
im Alpenzoo führten zu einem interna-<br />
Heini Hedinger, der berühmte Schweizer Zoologe,<br />
in den 1950ern festgelegt hat: Erholung, tionalen Gemeinschaftsprojekt von Zoos und<br />
Forschung, Artenschutz, Bewusstseinsbildung. Naturschutzorganisationen mit dem Ziel der<br />
Diese vier sind wiederum in genauere Aufgaben<br />
untergliedert. Etwa veterinärmedizinische die ersten jungen Bartgeier im Nationalpark<br />
Wiederansiedlung des Bartgeiers. 1986 wurden<br />
Betreuung, ausgebildetes Personal, Edukation, Hohe Tauern freigelassen. Seither wurden insgesamt<br />
über 150 gezüchtete Bartgeier ausge-<br />
Mitarbeit an Forschungsprojekten und Artenschutzprojekten,<br />
Zusammenarbeit mit NGOs. wildert. Die Entwicklung dieser „Zoovögel“ im<br />
In Kurzform ist dieser Kriterienkatalog auch Hochgebirge verläuft so erfolgreich, dass bereits<br />
44 Jungvögel im Freiland geschlüpft und<br />
in die EU-Zoorichtlinie von 1999 eingeflossen.<br />
Und mittlerweile auch ins Bundestierschutzgesetz.<br />
flügge geworden sind.<br />
Die Erfüllung mancher Kriterien hängt auch<br />
von finanziellen Gegebenheiten ab. Ein Zoo,<br />
der mehr Geld hat, kann sehr viel mehr Projekte<br />
verwirklichen. Anders gesagt: Mehr<br />
Besucher bedeuten auch mehr Artenschutzprojekte,<br />
Projekte zur Bewusstseinsbildung,<br />
mehr Forschungsprojekte.<br />
DER HABICHTSKAUZ<br />
Auffälliges Artmerkmal des Habichtskauzes ist<br />
ein „unerschrockener“ Charakter und damit<br />
sehr geringe Fluchtdistanz im Freiland. Diese<br />
Eigenschaft begünstigte die Verfolgung durch<br />
den Menschen und dürfte zum Verschwinden<br />
der Art beigetragen haben. Der erste Schritt<br />
ist der Aufbau eines Zuchtnetzwerks. Momentan<br />
gibt es in Österreichs Zoos und anderen<br />
Institutionen wie der Eulen- und Greifvogelstation<br />
Haringsee 17 Brutpaare. In Osteuropa werden<br />
Findlinge aus der Wildbahn immer wieder<br />
in Zoos abgegeben. Die OZO hat in dieser Angelegenheit<br />
eine Vermittlerrolle übernommen.<br />
Infos zur Patenschaft: www.habichtskauz.at<br />
6<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
DER FROSCH<br />
Ein Drittel bis zur Hälfte aller Amphibienarten<br />
ist vom Aussterben bedroht. Die aktuelle Gefährdung<br />
geht von einer Pilzerkrankung aus,<br />
die rasch zum Tod führt. Aber auch Lebensraumverlust,<br />
Umweltverschmutzung und Pestizide<br />
setzen den Amphibien sehr zu. Aus diesem<br />
Grund haben alle Zoos der Welt, Aquarien<br />
und Umweltschutzorganisationen 2008 zum<br />
„Jahr des Frosches“ erklärt. In einer global koordinierten<br />
Kampagne sollen das Bewusstsein<br />
und das Verständnis der Öffentlichkeit für die<br />
Amphibienaussterbekrise geweckt werden.<br />
Wer spenden möchte, findet alle Infos hier:<br />
www.amphibianark.org/German/donations.htm<br />
DER WALDRAPP<br />
Der ehemals auch im Alpenraum verbreitete<br />
Waldrapp zählt heute zu den bedrohtesten<br />
Vogelarten der Welt. Ende der 80er-Jahre<br />
gab es nur mehr eine kleine Kolonie von 50<br />
Brutpaaren in Marokko und eine halbwilde Kolonie<br />
von 60 Vögeln in der Türkei. Seit 1997<br />
gibt es Forschungsprojekte, um eine Wiederansiedlung<br />
des Waldrapps zu erarbeiten. Das<br />
Waldrappteam versucht handzahmen Waldrappen<br />
eine Zugroute zu lehren. Die ersten<br />
Vögel haben erfolgreich die Wanderroute hinter<br />
sich gebracht und sind im folgenden Jahr<br />
auch wieder an ihren Ursprungsort zurückgekehrt.<br />
Die OZO unterstützt dieses weltweit<br />
einzigartige Forschungsprojekt finanziell und<br />
mit Waldrappküken.<br />
Infos zu Spenden oder Patenschaften:<br />
http://waldrappteam.at<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, BILDAGENTUR WALDHÄUSL
OZO<br />
Dachverband<br />
DIE WICHTIGSTEN<br />
ZOO-ORGANISATIONEN<br />
WAZA – World Association of Zoos and Aquariums<br />
Die OZO ist als nationaler Verband Mitglied bei diesem<br />
internationalen Dachverband. Die weltweite Organisation<br />
von Zoos und Aquarien hat zur Aufgabe, Zoos zu leiten<br />
und darin zu unterstützen, ihre Aufgaben Tier- und Artenschutzes<br />
und Edukation wahrnehmen zu können.<br />
Die WAZA tagt bei einer jährlichen Konferenz.<br />
www.waza.org<br />
EAZA – European Association of Zoos and Aquaria<br />
Was die WAZA weltweit ist, ist die EAZA, die Vereinigung<br />
der Zoos und Aquarien Europas, auf europäischer Ebene.<br />
Sie fördert Kooperationen in Bezug auf Artenschutz. Dafür<br />
gibt es spezielle, koordinierte Aufzuchtprogramme für<br />
Wildtiere, so genannte EEPs (European Endangered Species<br />
Programmes, Programme für gefährdete Tierarten).<br />
Außerdem werden Bildungsprogramme in Zoos gefördert.<br />
Zudem wirkt die EAZA in beratender Funktion bei<br />
übergeordneten Organisationen wie IUCN (Welttierschutzorganisation),<br />
EU oder CITES (Washingtoner<br />
Artenschutzübereinkommen) mit.<br />
www.eaza.net, www.iucn.org, www.cites.org<br />
EUAC – European Union of Aquarium Curators<br />
Sie vereint die Direktorien europäischer Aquarien.<br />
www.euac.org (under construction!)<br />
GESCHÜTZTE UMGEBUNG<br />
Jeder kennt ihn: Fu Long. Auch der Panda-Kinderstar<br />
aus dem Tiergarten Schönbrunn ist Teil eines<br />
internationalen Artenschutzprogramms.<br />
VDZ – Verband Deutscher Zoodirektoren<br />
Rund fünfzig Zoos – darunter auch solche aus Österreich<br />
und der Schweiz – gehören dieser ältesten Zoovereinigung<br />
der Welt an.<br />
www.zoodirektoren.de<br />
International Zoo Educators Association<br />
Die IZEA ist der weltweite Zusammenschluss der Zoopädagogen.<br />
Ihr Auftrag ist, die Vermittlungsprogramme<br />
in den Zoos, die sie vertreten, weiterzuentwickeln.<br />
www.izea.net<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
VZP – Verband deutschsprachiger Zoopädagogen<br />
Der VZP ist der Berufsverband der deutschsprachigen<br />
Zoopädagogen. Er hat Mitglieder in Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz, Tschechien sowie Ungarn und vertritt<br />
die Interessen der Zoopädagogen.<br />
www.vzp.de<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
7
AKTUELL<br />
Story<br />
Was ist OZO überhaupt? Wann,<br />
wodurch und warum ist die Österreichische<br />
Zoo Organisation<br />
entstanden?<br />
Wissenschaftlich geführte Zoos sind in<br />
ein großes Netzwerk eingebunden. Es gibt<br />
den Weltzooverband, den Europäischen<br />
Zooverband und es gibt nationale Verbände<br />
wie die OZO. Die OZO ist 2001 gegründet<br />
worden, zunächst mit vier Mitgliedern:<br />
Alpenzoo, Zoo Salzburg,Tiergarten<br />
Schönbrunn und Herberstein. Später kamen<br />
das Vivarium, das Haus des Meeres<br />
und der Zoologische Garten Schmiding<br />
dazu. Der Grund für den Zusammenschluss<br />
war der Wunsch, mit einer gemeinsamen<br />
Stimme sprechen zu können, gemeinsame<br />
Projekte durchzuführen und die<br />
Aufgaben eines Zoos gemeinsam nach außen<br />
zu tragen.<br />
Haben sich diese Aufgaben im Lauf der Zeit<br />
verändert?<br />
8<br />
UNIVERSUM SPEZIAL
OZO<br />
| Interview<br />
FÜR TIER UND MENSCH<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, U. RÖCK<br />
Dagmar Schratter, Präsidentin der OZO, im Interview. Sie erzählt von Aufgaben,<br />
dem Wandel, Zielen und Zusammenhalt der Zoos, und warum Stars<br />
wie Löwe, Eisbär und Panda unbedingt notwendig sind.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTEN URSEL NENDZIG UND JÜRGEN HATZENBICHLER<br />
Natürlich. Ende des 19. Jahrhunderts<br />
stand eine möglichst vollständige Sammlung<br />
von Tieren im Mittelpunkt, der Zoo<br />
als lebendes Lexikon. Es gab keine Massenmedien,<br />
wenige konnten sich große<br />
Reisen leisten. Man konnte exotische Tiere<br />
nur in einem Zoo sehen. Damals war es<br />
wichtig, möglichst viele Greifvogelarten<br />
oder drei Zebraarten vorzuweisen. Das hat<br />
sich im Tiergarten Schönbrunn in den<br />
1930er-Jahren langsam verändert. Mit<br />
Direktor Antonius (Direktor von 1924 bis<br />
1945, Anm.) ist das erste Mal ein Zoologe<br />
dem Tiergarten vorgestanden. Viele Forschungsarbeiten<br />
sind betrieben worden, es<br />
gab erste Artenschutzprojekte, etwa ein<br />
Wisent-Zucht- und Wiederansiedelungsprojekt.<br />
Der Schweizer Zoodirektor und<br />
Begründer der Tiergartenbiologie Heini<br />
Hedinger hat schlussendlich in den<br />
1950er-Jahren die Aufgaben eines Zoos<br />
festgeschrieben, an denen sich bis heute<br />
grundsätzlich nichts geändert hat: Da ging<br />
REDE UND ANTWORT<br />
Dagmar Schratter, Präsidentin<br />
der Österreichischen Zoo Organisation<br />
und Direktorin des Tiergartens<br />
Schönbrunn, sprach mit<br />
Jürgen Hatzenbichler und Ursel<br />
Nendzig vom <strong>Universum</strong> <strong>Magazin</strong><br />
über Ziele und Aufgaben der<br />
OZO und ihrer Mitglieder.<br />
es schon um Bewusstseinsbildung, Naturschutz<br />
und Artenschutz; darum, die Leute<br />
zu sensibilisieren und natürlich auch<br />
Wiederansiedelungsprojekte und andere<br />
Projekte im Freiland zu betreiben. Insofern<br />
haben sich die Aufgaben eines Zoos<br />
stetig weiterentwickelt und vervielfacht.<br />
Und die Haltungsbedingungen?<br />
Auch da hat sich vieles geändert. 1752,<br />
als der Tiergarten Schönbrunn gegründet<br />
wurde, waren die Logen, die kreisförmig um<br />
den Pavillon angelegt sind, relativ groß,<br />
1.000 Quadratmeter. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
sind sie geviertelt, gesechstelt und<br />
Antilopen oder Zebras darin gehalten worden.<br />
Mittlerweile wurden sie wieder in ihren<br />
ursprünglichen Zustand rückgeführt, denn<br />
seit dieser Zeit sind die Kenntnisse über die<br />
Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Tiere<br />
gewachsen, auch die Medizin ist fortgeschritten,<br />
und damit kam es zu einer ständigen<br />
Verbesserung in der Tierhaltung. Und<br />
auch heute gibt es ständig Weiterentwicklungen.<br />
Etwa das Elefantengehege im Tiergarten,<br />
das Mitte der 90er-Jahre für zwei Bullen<br />
gebaut worden ist – nach dem neuen Tierschutzgesetz,<br />
an dem die OZO mitgearbeitet<br />
hat, stimmen die Maße schon nicht mehr.<br />
Viele Anlagen sind nicht nur von den Größenverhältnissen<br />
her schnell veraltet.Vor allem<br />
für Tiere, die Erhaltungszuchtprogrammen<br />
unterliegen, werden die festgelegten<br />
Haltungsrichtlinien ständig dem neuesten<br />
Wissensstand angepasst.<br />
Welche Tiere sind das zum Beispiel?<br />
Panda,Tiger, Gepard, Kea … eine ganze<br />
Reihe. Diese Programme gibt es für Tierarten,<br />
die im Freiland hoch bedroht sind.<br />
Oder aber die Population innerhalb der<br />
Zoos ist sehr klein. Es wird versucht, einen<br />
genetischen Pool innerhalb der Zoos zu erhalten.Wir<br />
sind ja heute zum Großteil unabhängig<br />
von der Entnahme aus der freien<br />
Wildbahn und versuchen innerhalb der<br />
Zoowelt den Inzuchtfaktor möglichst gering<br />
zu halten, auch um so bei Bedarf Tiere für<br />
Wiederansiedelungsprojekte zur Verfügung<br />
stellen zu können, was zum Beispiel schon<br />
bei Bartgeiern, Alpensteinböcken, Przewalski-Pferden<br />
oder Waldrappen der Fall war.<br />
Man kann als Zoo steuern, was man den<br />
Besuchern mitteilen möchte. Aber haben die<br />
Besucher auch höhere Bedürfnisse?<br />
Sicher. Die Besucher wollten früher<br />
exotische Tiere sehen, Sensationen. Die<br />
Sensibilisierung für Tierschutz und Artenschutz,<br />
die Wahrnehmung von Tieren als<br />
Mitgeschöpfen ist in den letzten 20 Jahren<br />
stark gestiegen. Das macht sich natürlich<br />
auch im Tiergarten bemerkbar.Viele unserer<br />
Besucher beäugen kritisch die Qualität<br />
unserer Tierhaltung. Niemand will<br />
heutzutage mehr ein Tier bei offensichtlich<br />
schlechter Haltung besuchen kommen.<br />
Das Wissen der Besucher, auch<br />
durch Zoo-Doku-Soaps oder <strong>Universum</strong>-<br />
Berichte, ist gestiegen, und so auch der<br />
Wunsch nach guter Tierhaltung und<br />
weiterführenden Bildungsangeboten.<br />
Wie sieht die Zusammenarbeit innerhalb der<br />
OZO aus?<br />
Wir sind sehr gut vernetzt. Zwei bis<br />
drei Mal im Jahr gibt es Treffen, bei denen<br />
wir festlegen, welche Projekte wir gemeinsam<br />
unterstützen wollen. Aktuell etwa die<br />
Wiederansiedelung des Habichtskauzes<br />
im Wienerwald oder das Waldrapp-Projekt<br />
(siehe Kasten „Artenschutz“). Gibt es kritische<br />
Zooberichte, diskutieren wir sie und<br />
reagieren darauf. Die OZO ist auch Ansprechpartner<br />
für Behörden: Wenn ein<br />
Zoo um eine Genehmigung ansucht, fun-<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
9
gieren wir als Berater. Auch die Kontrolle<br />
der Standards, die wir uns auferlegt haben,<br />
gehört dazu. Bei uns selbst, aber<br />
auch, dass wir anderen Zoos helfen, die<br />
Standards erfüllen zu können.<br />
Wie sieht es mit Zoos aus, die nicht Mitglied<br />
von OZO sind?<br />
Diese werden von uns gerne beraten.<br />
Laut Tierschutzgesetz ist genau festgelegt,<br />
wie die Mindeststandards für die Haltung<br />
einzelner Tierarten aussehen und welche gehalten<br />
werden dürfen. Es gibt drei Kategorien<br />
von Zoos, A, B und C. Je nachdem,<br />
welche Tierarten man pflegt, gibt es ganz<br />
konkrete Forderungen. Ein A-Zoo kann zum<br />
Beispiel Großkatzen und Affen halten und<br />
braucht ausgebildetes Personal, eine wissenschaftliche<br />
Führung, einen Veterinärmediziner.<br />
Das können sich so kleine Zoos gar<br />
nicht leisten, dann muss man eben auf gewisse<br />
Tiere verzichten. Nicht nur bei Haltungs-,<br />
sondern auch bei Gestaltungsfragen<br />
helfen wir gerne. Gerade wenn man die Tierart<br />
selbst bei sich im Zoo hat, weiß man ja<br />
am besten, was funktioniert und was nicht.<br />
Wie sieht die Zukunft der OZO aus? Welche<br />
Ziele gibt es?<br />
Wir wollen gemeinsam versuchen, das<br />
Image der Zoos als reine Zurschaustellung<br />
von Tieren zu korrigieren – in Richtung<br />
Kompetenzzentrum für Natur- und Artenschutz.Wir<br />
möchten unsere Beratungsfunktion<br />
für andere Zoos noch stärker<br />
wahrnehmen, vor allem für kleine Zoos,<br />
die nicht OZO-Mitglieder sind.<br />
Es gibt immer wieder Stars unter den Zootieren.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Es gibt Besuchermagneten – Eisbär,<br />
Elefant oder Panda –, die Leute zuerst einmal<br />
in den Zoo locken. Die brauchen wir.<br />
Wegen einer Schildkröte oder einer<br />
Schlange allein wird niemand in den Zoo<br />
kommen. Im Hintergrund aber laufen<br />
Projekte mit der seltenen Wiesenotter oder<br />
der einzigen bei uns heimischen Schildkröte,<br />
der Sumpfschildkröte.Wenn ein Besucher<br />
schon im Zoo ist, entdeckt er vielleicht<br />
auch die Schildkröte, wird neugierig<br />
und erkennt die Artenvielfalt und Naturschutzprobleme<br />
unserer Umgebung. Um<br />
den Besucher hereinzubekommen,<br />
braucht es attraktive Arten. Um Projekte<br />
finanziell unterstützen zu können, braucht<br />
es Eintrittsgelder. Erst dann können wir<br />
Botschaften vermitteln und uns bei Projekten<br />
beteiligen.<br />
Gibt es den idealen Zoo?<br />
Gute Zootierhaltung ist immer ein Spagat.<br />
Das, was vielleicht ideal für das Tier<br />
wäre, ist es nicht unbedingt für den Besucher.<br />
Der Besucher muss die Möglichkeit<br />
haben, das Tier zu sehen, eine Beziehung<br />
aufzubauen. Umgekehrt brauchen die Tiere<br />
aber ein Rückzugsgebiet. Kein Besucher hat<br />
mit dem Kauf der Eintrittskarte das Recht,<br />
zu jeder Zeit jedes Tier zu sehen. Es gibt keinen<br />
idealen Zoo. Aber es gibt Kriterien für<br />
einen guten Zoo. Ein guter Zoo ist es dann,<br />
wenn er wirtschaftlich und nachhaltig geführt<br />
ist, er seine Aufgaben im Natur- und<br />
Artenschutz ernst nimmt und die Kriterien<br />
der WAZA erfüllt.Wenn sich die Tiere, die<br />
Besucher und das Personal wohlfühlen. Ein<br />
Zoo ist immer für beide, die Tiere und die<br />
Menschen da – das wissen gerade die Zoos<br />
der Österreichischen Zoo Organisation. <br />
10<br />
UNIVERSUM SPEZIAL
OZO<br />
| Interview<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC, U. RÖCK<br />
<strong>IN</strong> SICHERHEIT<br />
Tiergärten haben sich<br />
in ihren Aufgaben<br />
weit weg von der reinen<br />
Zurschaustellung<br />
von Tieren hin zu<br />
einer Arche Noah<br />
bedrohter Tierarten<br />
entwickelt. Diesen<br />
Schutz genießt auch<br />
der Gepard.<br />
STRENGE REGELN<br />
Vor allem für Tiere,<br />
die Erhaltungszuchtprogrammen<br />
unterliegen, gibt es<br />
strenge Haltungsrichtlinien.<br />
Dazu<br />
gehören auch die<br />
Schönbrunner<br />
Eisbären-Zwillinge<br />
Arktos und Nanuq.<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
März 2009<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
11
TIERISCHES <strong>IN</strong> WIEN<br />
Die Agame (gr. Bild) lässt<br />
sich durch nichts aus der<br />
Ruhe bringen. Idealer Ausgangsort<br />
für einen Besuch<br />
in Schönbrunn ist der barocke<br />
Pavillon. Während<br />
das Regenwaldhaus die<br />
Regenwälder Borneos erlebbar<br />
macht, sind bedrohte<br />
Haustierrassen die<br />
Attraktion des Tirolerhofs.<br />
Exotisch und schön: die<br />
Flamingos, hier beim<br />
Freibaden (von o. nach u.).<br />
EXOTIK<br />
TRIFFT HEIMAT<br />
Kein Weg führt für den heimischen Zoofreund am Tiergarten Schönbrunn vorbei.<br />
Er ist nicht nur der älteste Zoo der Welt, sondern auch der bekannteste im Land.<br />
Hier leben Exoten aus aller Welt Tür an Tür mit heimischen Tieren.<br />
2
OZO<br />
| Schönbrunn<br />
Tiergarten Schönbrunn<br />
Maxingstraße 13b<br />
1130 Wien<br />
Tel.: +43 (0) 1/8779294<br />
Fax: +43 (0) 1/8779641<br />
E-Mail: office@zoovienna.at<br />
Homepage: www.zoovienna.at<br />
Ganz egal aus welcher Richtung –<br />
wer in den Tiergarten Schönbrunn<br />
geht, kommt nicht am Pavillon<br />
vorbei. Vor 250 Jahren als<br />
Frühstücksraum erbaut, bildet er das räumliche<br />
Zentrum des ehrwürdigen Zoos. Auf<br />
der Terrasse, die das achteckige Gebäude mit<br />
dem beeindruckenden Deckenfresko umgibt,<br />
liegen einem die in 12 Segmenten angeordneten<br />
Gehege zu Füßen. Panda, Giraffe,<br />
Gepard oder Zebra sind in einem Umkreis<br />
des Pavillons zu überblicken. Der Wald<br />
um den Tirolerhof ist zu sehen, oben, am<br />
Hügel. Dort hausen zwar weniger exotische,<br />
aber genauso bemerkenswerte Tiere. Brillenschafe,<br />
Pinzgauer Rinder, Sulmtaler Hühner,<br />
Montafoner Braunvieh. Der Tirolerhof<br />
heißt eigentlich Haidachhof, wurde 1722 in<br />
Tirol errichtet, 1993, über zweihundert Jahre<br />
später, Stück für Stück abgetragen und im<br />
„Tirolergarten“ unweit der Gloriette wieder<br />
zusammengesetzt. Hier spielt sich ab, was<br />
sich bestimmt nicht jeder von einem Zoo<br />
erwarten würde. Anstatt den tollenden Eisbären<br />
zuzusehen oder die Pinguine beim<br />
Watscheln zu beobachten, scharen sich hier<br />
Groß und Klein um die Stalltore und Gatter,<br />
hinter denen bäuerliche Lebensformen<br />
und gefährdete Haustierrassen unserer<br />
Alpen die Attraktion sind.<br />
Nur ein Stückchen weiter lässt sich vom<br />
Pavillon aus das Dach des Regenwaldhauses<br />
erkennen, ein Lebensraum im krassen Gegensatz<br />
zum Tirolergarten. Unter der Glaskuppel<br />
wird der Regenwald Borneos erlebbar.<br />
Mangrovensümpfe und Reisterrassen<br />
führen weiter in den Kronenbereich der<br />
Urwaldbäume – in freier Natur wäre man<br />
schon auf dreißig Meter Höhe. Bis ins<br />
kleinste Detail entspricht das Klima dieses<br />
Regenwaldes mitten in der Großstadt den<br />
„echten“ Bedingungen. Dafür sorgen nicht<br />
nur die über 300 Pflanzenarten, die sich hier<br />
prachtvoll mischen. Auch die Tierwelt beeindruckt<br />
die Regenwald-Besucher. Da gibt es<br />
Wasserschildkröten, Zwergotter, Schlammspringer,<br />
Flughunde in der Tropfsteinhöhle,<br />
mächtige Gespenstschrecken und prächtige<br />
Geckos. In den Kronen der Bäume flattert<br />
es, Elfenblauvögel, Prachttauben, Schamadrosseln<br />
und Blaukrönchen geben sich die<br />
Ehre. Und so mancher ist in dieser fremden<br />
Umgebung schon von einem tropischen Gewitter<br />
überrascht worden.<br />
Nicht nur die Kronen der tropischen<br />
Regenwaldbäume werden im Tiergarten<br />
Schönbrunn zum Highlight. Ein Baumwipfelpfad<br />
führt demnächst durch die Baumkronen<br />
des Tirolergartens in Schwindel erregende<br />
Höhen und lässt bei spannenden Fakten<br />
zum heimischen Ökosystem und einem<br />
sagenhaften Weitblick über Wien staunende<br />
Besucher zurück. Noch unzählige Attraktionen<br />
mehr gibt es im ältesten Zoo der Welt zu<br />
erkunden. Der barocke Pavillon ist dafür auf<br />
jeden Fall der perfekte Ausgangsort. <br />
FOTO: D. <strong>ZU</strong>PANC, U.RÖCK<br />
DREI FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />
W><br />
Was ist das Besondere an<br />
„Ihrem“ Zoo?<br />
Ich stelle unseren Zoo immer gerne<br />
als charmantesten Zoo der Welt<br />
vor. Er liegt in einer wunderschönen<br />
Stadt, er ist der älteste Zoo der Welt und der<br />
einzige, der noch barocke Anlagen hat. Ich glaube,<br />
die Kombination aus barocken Anlagen und<br />
moderner Tierhaltung ist ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />
Ich habe viele Lieblingstiere im Tiergarten.<br />
Ich mag Ziegen, ich mag Rinder. Ein spezielles<br />
DAGMAR SCHRATTER<br />
Tier gibt es aber nicht. Auch nicht Fu<br />
Long! Obwohl er natürlich etwas<br />
Besonderes ist.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft des Wiener Tiergartens<br />
Schönbrunn?<br />
Ich wünsche mir, dass Schönbrunn und alle anderen<br />
Zoos nicht mehr nur als Zurschaustellung<br />
von Tieren wahrgenommen werden. Sondern dass<br />
ihre wichtigen Beiträge zum Artenschutz und<br />
Naturschutz breite Unterstützung finden und ihr<br />
Bildungsangebot in diesem Sinn vermehrt angenommen<br />
wird.<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
13
OZO Herberstein<br />
Die Timberwölfe haben es hier gut<br />
getroffen. Ebenso wie ihre weißen<br />
Artgenossen, die Polarwölfe. Ausgelassen<br />
toben sie durch die<br />
winterliche Landschaft – kein Wunder, steht<br />
ihnen doch ein großzügiges Revier von insgesamt<br />
13.500 Quadratmetern zur Verfügung.<br />
Dass man die Wolfsrudel dieser Tage<br />
so gut zu Gesicht bekommt, liegt an der<br />
Jahreszeit. Hat erst mal der Frühling im<br />
Tierpark Einzug gehalten, muss man schon<br />
sehr genau in die dicht bewachsenen Gehege<br />
der Wildtiere schauen und geduldig sein,<br />
denn es kommt durchaus vor, dass sich so<br />
mancher Bewohner in das üppige Grün zurückzieht,<br />
statt sich den Besuchern zu zeigen.<br />
In Herberstein ticken die Uhren nämlich<br />
bewusst anders. Gelangweilte Raubtiere,<br />
die in engen Käfigen auf und ab gehen,<br />
sieht man hier nirgendwo, ebenso wenig wie<br />
dicht aneinandergereihte Gehege. Die Tiere<br />
Herbersteins haben viel Platz in einer weitläufigen,<br />
naturbelassenen Landschaft – es<br />
ist, im wahrsten Sinn des Wortes, eine Tierwelt,<br />
die sich hier den Besuchern präsentiert.<br />
Tierhaltung in Herberstein hat eine lange<br />
Geschichte und Tradition. Die erste urkundliche<br />
Erwähnung des „Thüergartens“<br />
stammt bereits aus dem Jahre 1675. Ende<br />
der 1960er-Jahre wurde der private Tierpark<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />
Damals wie heute verbunden mit<br />
der Vision, den Tierpark als wissenschaft-<br />
FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />
W><br />
Was ist das Besondere<br />
an „Ihrem“ Zoo?<br />
Zum einen liegt er in einer<br />
wunderschönen Naturlandschaft.<br />
Zum anderen können die Besucher<br />
ungestörte Tiere, fast wie in freier Wildbahn,<br />
beobachten und erleben. Denn wir haben hier viel<br />
Platz. Bei uns sind die einzelnen Lebensräume in<br />
die Landschaft integriert und ermöglichen so<br />
einen besseren Einblick in das Leben der Tiere.<br />
14 UNIVERSUM SPEZIAL<br />
lich geführten Zoo zu betreiben. Heute leben<br />
über 70 verschiedene Arten aus fünf<br />
Kontinenten in dem 23 Hektar großen<br />
Park, insgesamt sind es rund 500 Tiere.<br />
Über ganz besonderen Zuwachs freuten<br />
sich die Mitarbeiter im vergangenen Sommer:<br />
Direkt aus dem Zoo Berlin kamen<br />
zwei Brillenbären in die Steiermark. Andy<br />
und sein Sohn Hubärt, der im Februar<br />
zwar seinen ersten Geburtstag feierte, nach<br />
wie vor aber nur eines im Sinn hat: spielen<br />
und in der neu errichteten Außenanlage<br />
herumtollen.<br />
Neben den Bären zählen die afrikanischen<br />
Großkatzen zu den beliebtesten Tierparkbewohnern.Vor<br />
allem die spektakulären<br />
Fütterungen der flinken Geparde an Europas<br />
längstem Beutesimulator sind ein richtiger<br />
Publikumsmagnet. Mit bis zu 100 km/h<br />
jagen die Raubtiere hinter der Beute her, nur<br />
Sekunden später reißen die kräftigen Tatzen<br />
das Fleischstück von der Schnur des skiliftähnlichen<br />
Seilzugs. Ab 21. März können<br />
die Besucher wieder täglich den kommentierten<br />
Fütterungen beiwohnen. Nach der<br />
langen Winterpause öffnet die Tierwelt erneut<br />
ihre Pforten, ein Ereignis, das auch die<br />
Tiere feiern. Nach den Monaten der Ruhe<br />
freuen sie sich richtig auf den Trubel. Und<br />
wenn es ihnen dann doch zu viel wird,<br />
ziehen sie sich einfach zurück. Die Möglichkeit<br />
dazu haben sie in Herberstein ja glücklicherweise.<br />
<br />
DORIS WOLKNER-STE<strong>IN</strong>BERGER:<br />
Welches ist Ihr persönliches<br />
Lieblingstier?<br />
Der Löwe. Er ist majestätisch und kraftvoll,<br />
daher auch das Logo unseres Tierparks.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft des Tierparks Herberstein?<br />
Da gibt es viele Wünsche. Ganz oben auf der<br />
Wunschliste steht eine Zuchtanlage, etwa für die<br />
Geparde. Dann könnten wir uns auch aktiv an dem<br />
Erhaltungszuchtprogramm beteiligen.<br />
Tierwelt Herberstein<br />
Tierwelt Herberstein<br />
Steirischer Landestiergarten GmbH<br />
8223 Stubenberg am See<br />
Tel.: +43 (0) 3176/80777<br />
Homepage: www.tierwelt-herberstein.at<br />
FOTOS: TIERWELT HERBERSTE<strong>IN</strong>
ZAUNFREIHEIT<br />
<strong>IN</strong> HERBERSTE<strong>IN</strong><br />
Inmitten von natürlichen Schluchtwäldern und trockenen Felshängen liegt Herberstein.<br />
Die einzigartige Naturlandschaft bietet nicht nur den Wildtieren einen optimalen<br />
Lebensraum. Artenschutz wird hier großgeschrieben: Überall im Tierpark finden<br />
sich wichtige Kleinlebensräume für seltene Insekten-, Tier- und Pflanzenarten.<br />
HIER S<strong>IN</strong>D WIR TIER<br />
Der König der Tiere (gr. Bild)<br />
ist das Markenzeichen der<br />
Tierwelt Herberstein. Umgeben<br />
von üppigen Naturlandschaften<br />
hat hier auch eine<br />
Großfamilie, etwa jene der<br />
Mandrillaffen, viel Platz. Das<br />
Bad in der Sonne scheinen<br />
die zwei Luchsbabys sichtlich<br />
zu genießen, während<br />
Nasenbär und Puma<br />
lieber auf Erkundungsreise<br />
gehen (von o. nach u.).<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
März 2009<br />
UNIVERSUM<br />
5
E<strong>IN</strong> ZOO WILL HOCH H<strong>IN</strong>AUS<br />
Mit strengem Blick wacht<br />
der Adler (gr. Bild) über die<br />
Bewohner des Innsbrucker<br />
Alpenzoos. 2.000 Tiere<br />
leben hier, darunter über<br />
150 verschiedene alpine<br />
Tierarten. Sie sind wichtige<br />
Botschafter für ihre wilden<br />
Artgenossen, und so stehen<br />
Braunbären und Wölfe<br />
ebenso wie Luchse und die<br />
Zwergdommel für den<br />
Schutz gefährdeter alpiner<br />
Tierarten (von o. nach u.).<br />
Um die tierischen Alpenbewohner kennenzulernen, muss man in Innsbruck<br />
nicht unbedingt auf einen Berg steigen. Ein Spaziergang zum Alpenzoo<br />
Innsbruck am Fuß der Nordkette ermöglicht es, innerhalb weniger Stunden<br />
über 150 verschiedene alpine Tierarten hautnah zu beobachten und ihre<br />
Lebensweise verstehen zu lernen.<br />
6<br />
UNIVERSUM <br />
März 2009<br />
DIE BOTSCHAFT<br />
DER ALPENTIERWELT
OZO<br />
| Alpenzoo<br />
Alpenzoo Innsbruck<br />
Weiherburggasse 37<br />
6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43 (0) 512/292323<br />
Homepage: www.alpenzoo.at<br />
Paul und Flora antworten mit einem<br />
lauten Begrüßungs-Krächzen.<br />
Das Kolkrabenpärchen des<br />
Alpenzoos in Innsbruck ist neugierig,<br />
was Zoodirektor Michael Martys für<br />
sie dabeihat. „Jedes Mal, wenn ich an dem<br />
Gehege der beiden Kolkraben vorbeigehe,<br />
bringe ich ihnen als kleine Aufmerksamkeit<br />
ein Ästchen oder einen Zapfen zum Spielen<br />
mit.“ Die beiden Vögel sind zwei der<br />
bekanntesten Bewohner des höchstgelegenen<br />
Zoos in Europa.<br />
Die über 2.000 Tiere des Innsbrucker<br />
Zoos sind wichtige Botschafter ihrer wilden<br />
Artgenossen in den Alpen. „Der Beitrag unseres<br />
Wolfsrudels, der Bären Fritz und Martina<br />
und der übrigen Tiere liegt darin, die<br />
Zoobesucher emotional zu berühren.Wenn<br />
unsere Besucher die Tiere beim Namen kennen<br />
und sehen, wie sie leben, sind sie auch<br />
bereit, sich für den Schutz gefährdeter Tierarten<br />
einzusetzen“, erzählt Direktor Martys.<br />
Und diesen Einsatz braucht es immer<br />
wieder. Das zeigt auch das Beispiel der<br />
Kreuzkröte. Die seltenste Krötenart Österreichs<br />
lebt nur noch an wenigen Standorten<br />
bei Gmünd in Niederösterreich und am<br />
Tiroler Lech. Deswegen hilft der Alpenzoo<br />
bei der Aufzucht der jungen Kröten mit.<br />
„Dieses Projekt erfolgt hinter den Kulissen<br />
des normalen Zooalltags, gehört aber zu<br />
unseren vielen wichtigen Aufgaben im<br />
Artenschutz“, meint Direktor Martys.<br />
Ganz und gar nicht hinter den Kulissen<br />
stehen die Zootiere selbst. Durch große<br />
Panorama-Glasscheiben, Gucklöcher oder<br />
auf barrierefreien Wegen durch die Gehege<br />
kann der Besucher Steinbock,Waldrapp &<br />
Co. aus nächster Nähe beobachten. Die<br />
möglichst vollständige Darstellung alpiner<br />
Tiergemeinschaften und Lebensräume aus<br />
historischer und heutiger Zeit ist das zentrale<br />
Thema des Alpenzoos. Am „Gipfel“ der<br />
Anlage, in den höchstgelegenen Gehegen,<br />
leben die Bewohner des Hochgebirges, wie<br />
Bartgeier, Schneehuhn und Murmeltier zusammen.<br />
Weiter unten kauen Elche neben<br />
Wisent und Wildschwein an ihrem Raufutter.<br />
„Unsere naturnahen Landschaftsgehege<br />
sind mit Naturboden,Wasserläufen, Bäumen<br />
und Steinen ausgestattet und ermöglichen<br />
den Tieren das Ausleben ihres arteigenen<br />
Verhaltens, bieten aber auch genügend<br />
Rückzugsmöglichkeiten“, erklärt Direktor<br />
Martys. Auch der Lebensraum Wasser<br />
kommt nicht zu kurz: Biber, Fischotter, Enten<br />
und zahlreiche Fischarten können in ihrem<br />
nassen Element beobachtet werden.<br />
Zu den freudigsten Momenten im Alpenzoo<br />
zählen die Geburten von Jungtieren,<br />
darunter auch seltener Nachwuchs bei Tannenhäher,<br />
Zwergdommel, Baummarder und<br />
Hermelin.<br />
„Derzeit liegen unsere Hoffnungen auf<br />
dem Habichtskauz-Zuchtpaar“, erzählt Direktor<br />
Martys. „Ihre Nachkommen werden<br />
für ein Wiederansiedelungsprojekt in Österreich<br />
zur Verfügung gestellt. Damit sollen die<br />
Populationen der Nachbarländer wieder miteinander<br />
verbunden werden. Dies ist nur eines<br />
der Artenschutzprojekte im Alpenraum,<br />
an denen unser Zoo aktiv mitwirkt.“ <br />
FOTOS: ALPENZOO <strong>IN</strong>NSBRUCK<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />
W><br />
Was ist das Besondere an<br />
Ihrem Zoo?<br />
Als Themenzoo mit alpinem Schwerpunkt<br />
zeigen wir eine einzigartige<br />
Sammlung von 150 Alpentierarten – in<br />
einer Ganzheit, wie sie sonst nirgends gegeben ist.<br />
Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />
im Zoo?<br />
Ich habe keine Lieblingstierart, jedoch gibt es<br />
Tierpersönlichkeiten, zu denen ich eine besondere<br />
emotionale Bindung habe, wie zum Beispiel Bär<br />
Fritz, Elch Herwig oder auch das Wildkatzenpärchen<br />
MICHAEL MARTYS:<br />
Ida und Vitus, das kürzlich in den<br />
Alpenzoo übersiedelt ist.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft des Alpenzoos?<br />
Ich wünsche mir möglichst viele<br />
interessierte Besucher, Erfolge in der Tierhaltung<br />
und auch in der Bewirtschaftung der Anlage.<br />
Dadurch können zahlreiche neue Projekte<br />
und Themen bearbeitet werden, wie zum Beispiel<br />
der Artenschutz in situ und die Errichtung neuer,<br />
attraktiver Gehege für seltene und gefährdete<br />
Alpentiere.<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
17
OZO Salzburg<br />
Der Zoo Salzburg ist größer als sein<br />
Gelände. Zumindest, wenn man<br />
den Aktivitätsradius seiner frei<br />
fliegenden Weißkopfgeier alias<br />
Gänsegeier miteinrechnet. Sie fliegen bis zu<br />
160 Quadratkilometer weit, brüten am<br />
Untersberg – rund vier Kilometer vom Zoo<br />
entfernt – und kommen mit ihren Jungen<br />
meist Ende August zum Futterplatz in den<br />
Zoo. In den vergangenen Jahren gesellten<br />
sich auch Vögel aus freier Wildbahn zur<br />
Hellbrunner Geierkolonie. Auch mancher<br />
Jungvogel der Zoo-Salzburg-Gruppe zieht<br />
mit seinen Artgenossen aus den Zentralalpen<br />
(Rauris) im Herbst auf die Kvarner<br />
Inseln an der Adria, um dort zu überwintern.<br />
Die Weißkopfgeier leben frei und sind<br />
nur locker an den Zoo gebunden. Es gibt<br />
also keine Garantie, diese imposanten Vögel<br />
jederzeit im Tiergarten sehen zu können.<br />
Wenn man aber das Glück hat, ist es einmalig,<br />
sie aus unmittelbarer Nähe zu erleben.<br />
Zu sehen gibt es natürlich viel mehr im<br />
Hellbrunner Zoo! Denn auf dem 14 Hektar<br />
großen Zoogelände leben neben den gefiederten<br />
Gästen rund 800 Tiere, die zu<br />
140 Arten gehören. Im Zoo Salzburg arbeiten<br />
45 Mitarbeiter. Jährlich besuchen rund<br />
280.000 Menschen den Zoo. Faszinierend,<br />
was sie hier zu sehen bekommen: Das kleinste<br />
Tier im Zoo, die Zwergmaus, bringt gerade<br />
0,7 Gramm auf die Waage. Die Giganten<br />
des Zoos sind im Afrika-Bereich zu be-<br />
FRAGEN AN DIREKTOR<strong>IN</strong><br />
><br />
WWas ist das Besondere<br />
an „Ihrem“ Zoo?<br />
Diese Frage ist in der Kürze<br />
kaum zu beantworten! Sicherlich<br />
ist die einmalige Naturlandschaft<br />
am Fuße des Hellbrunner Berges mit seinen Ausläufern<br />
in die Auenlandschaft und dem Blick auf<br />
die Salzburger Bergwelt etwas ganz Besonderes.<br />
Diese abwechslungsreiche, natürliche Geländestruktur<br />
in Hellbrunn ist die ideale Voraussetzung<br />
für die Haltung von Alpensteinbock, Breitmaulnashorn<br />
und Co. im Geo-Zoo Salzburg.<br />
Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />
Unsere sieben frei fliegenden Gänsegeier zäh-<br />
20 UNIVERSUM SPEZIAL<br />
obachten: Breitmaulnashörner. Bis zu 3.600<br />
Kilogramm bringen männliche Tiere auf die<br />
Waage. Sie sind Symbol für die Aktivitäten<br />
dieses Geo-Zoos, denn die in freier Wildbahn<br />
in ihrem Bestand gefährdeten Nashörner<br />
sollen sich in Zusammenarbeit mit dem<br />
europäischen Erhaltungszuchtprogramm<br />
für Breitmaulnashörner auch in Salzburg<br />
vermehren.<br />
Was Tieren so wieder Zukunft gibt, hat<br />
auch eine lange Vergangenheit: Knapp 400<br />
Jahre ist es her, dass Fürsterzbischof Markus<br />
Sittikus das Schloss Hellbrunn mit den heute<br />
weltberühmten Wasserspielen und den<br />
Parkanlagen errichten ließ. Aus dem einstigen<br />
Wildgehege des Erzbischofs entstand<br />
der Zoo Salzburg – ein wunderschön angelegtes,<br />
zeitgemäßes Natur- und Artenschutzzentrum.<br />
Die Welt der Hellbrunner Tiere<br />
gliedert sich heute nach ihren Lebensräumen.<br />
Im Salzburger Geo-Zoo können die<br />
Besucher sich an die Lebewesen Eurasiens,<br />
Afrikas und Amerikas annähern.<br />
Übrigens, noch eine Attraktion lockt im<br />
August in den Salzburger Zoo: der Nachtzoo.<br />
Bis 23 Uhr können Besucher jeden Freitag<br />
und Samstag das nächtliche Treiben der<br />
Zootiere erleben (letzter Einlass an der<br />
Hauptkassa ist um 21.30 Uhr). Zu jeder Jahreszeit<br />
und bei jeder Witterung ist der Zoo<br />
im Süden der Stadt Salzburg einen Besuch<br />
wert. 365 Tage im Jahr öffnen sich die Tore<br />
für Zoobesucher pünktlich um 9 Uhr. <br />
SAB<strong>IN</strong>E GREBNER:<br />
len zu meinen Lieblingstieren. Sie faszinieren<br />
mich immer wieder aufs Neue –<br />
nicht nur ihre Größe sondern auch ihr Verhalten.<br />
Außerhalb des Zoo sind es scheue<br />
Wesen. Aber sobald sie auf dem Besucherweg<br />
landen, legen sie jede Scheu ab und zeigen<br />
uns, was sie von uns erwarten: nämlich Futter.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />
Salzburger Zoos?<br />
Ich wünsche mir, dass die Zahl unsere Zoobesucher<br />
und Freunde auch weiterhin steigt.<br />
Damit wir auch in Zukunft nachhaltig unseren<br />
Beitrag für den aktiven Natur- und Artenschutz<br />
leisten können.<br />
Zoo Salzburg<br />
Natur- und Artenschutzzentrum Salzburg<br />
5081 Anif<br />
Tel.: +43 (0) 662/820176-0<br />
Homepage: www.salzburg-zoo.at<br />
FOTOS: ZOO SALZBURG
UNTER GEIERN<br />
UND BEI NASHÖRNERN<br />
Vom erzbischöflichen Wildpark hat sich der Zoo Salzburg hin zum Natur- und<br />
Artenschutzzentrum entwickelt. Gleich neben Schloss Hellbrunn können<br />
Besucher die Tiere der Welt in einem modernen Geo-Zoo entdecken.<br />
ZOOALLTAG <strong>IN</strong> SALZBURG<br />
Etwa 100 Kilogramm Futter<br />
benötigt das Breitmaulnashorn<br />
(gr. Bild) am Tag. Der<br />
wohl jüngste Zuwachs in<br />
Salzburg ist der nur wenige<br />
Wochen alte Alpaka-Hengst.<br />
Eher locker an den Zoo gebunden<br />
und daher nicht immer<br />
anwesend sind die Weißkopfgeier.<br />
Immer da sind die<br />
Jaguare, Kattas und Präriehunde<br />
(von o. nach u.).<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
März 2009<br />
UNIVERSUM<br />
9
UNIVERSUM <br />
E<strong>IN</strong>E REISE UM DIE WELT<br />
Bekannt ist der Zoo<br />
Schmiding vor allem wegen<br />
seiner österreichweit<br />
einzigen Gorillas (gr. Bild).<br />
Dabei hat er noch viel<br />
mehr zu bieten: Hier kann<br />
man Giraffen auf Augenhöhe<br />
begegnen, Haifische<br />
und Sibirische Tiger bewundern,<br />
Nashörnern zusehen<br />
und das vielfältige<br />
Leben im Meerwasseraquarium<br />
beobachten<br />
(von o. nach u.).<br />
Der Zoo Schmiding in Krenglbach bei Wels ist bekannt für Gorillas, Giraffen, Sibirische<br />
Tiger und die begehbare Greifvogelanlage. Weniger bekannt ist, dass man<br />
im neu eröffneten Aquazoo die Entstehung des Lebens und die Geschichte der<br />
Evolution miterleben kann. Auch wenn es draußen stürmt, regnet oder schneit …<br />
10<br />
März 2009<br />
E<strong>IN</strong>MAL URKNALL<br />
UND <strong>ZU</strong>RUCK
OZO<br />
| Schmiding<br />
Zoo Schmiding<br />
Schmidinger Straße 5<br />
4631 Krenglbach<br />
Tel.: +43 (0) 7249/46272<br />
Homepage: www.zooschmiding.at<br />
Wie eine Kommandobrücke mutet<br />
der Eingangsbereich des<br />
Aquazoos an. Eine Stahlkonstruktion<br />
und ein halbrunder,<br />
dunkler Raum, nur erleuchtet von Schaukästen,<br />
mit Modellen von Trilobiten, Urzeitfischen<br />
und Quallen. Hier startet die Reise<br />
durch die Zeit. Auf dem überdimensionalen<br />
Bildschirm läuft gerade der Urknall ab,<br />
bilden sich erste Materie und Planeten,<br />
entstehen Meere und verschieben sich die<br />
Kontinentalplatten.<br />
Was sich auf der gerade entstandenen<br />
Erde entwickelt hat, zeigen die Schaukästen:<br />
Urbakterien und dann Zyanobakterien, die<br />
schon zur Photosynthese fähig sind. Präkambrium,<br />
Kambrium, Devon, Karbon.<br />
Tiere entstehen, verschwinden, gehen an<br />
Land.Wieso diese Entwicklung, die vor fast<br />
14 Milliarden Jahren begann, im Aquazoo<br />
untergebracht ist? Ganz klar, „im Wasser<br />
war der Ursprung des Lebens“, sagt Direktor<br />
Andreas Artmann.<br />
Die Zeitreise geht weiter, vorbei an lebensgroßen<br />
Modellen von Dinosauriern in<br />
einer urzeitlichen Landschaft. Riesige Insekten,<br />
säugetierähnliche Reptilien, Ursaurier.<br />
Trias, Jura und Kreide ziehen in Form von<br />
Stegosaurus, Allosaurus, Meeressauriern<br />
und Flugsauriern vorbei.<br />
Eine Glasplatte am Boden führt über eine<br />
Ausgrabungsstätte mit dem Skelett eines<br />
Mosasaurus. Einen Schritt weiter in der<br />
Evolution – das Skelett eines Archäopteryx,<br />
das Bindeglied zu unseren heutigen Vögeln.<br />
Noch ein paar Schritte weiter beginnt der<br />
Aquazoo tatsächlich zu leben. In einem<br />
Aquarium ist der Lebensraum Riffkante<br />
dargestellt, bevölkert wird das Riff von majestätisch<br />
vorbeigleitenden Riffhaien, sieben<br />
an der Zahl. „Lebende Fossilien“ nennt sie<br />
der Direktor, denn: „Haie sind seit 400 Millionen<br />
Jahren auf der Welt und haben Leben<br />
und Sterben der Saurier überlebt.“ Die Haie<br />
und eine bunte Vielzahl von Korallenfischen<br />
bewohnen gemeinsam dieses einzigartige<br />
Becken, das größte Meerwasseraquarium<br />
Österreichs mit 320.000 Litern Wasser.<br />
Der Weg führt vorbei an Rotfeuerfischen,<br />
Seepferdchen, Kofferfischen aus dem Meer<br />
auf das Land, wo einen Kaimane erwarten.<br />
Gürteltiere wohnen nebenan und sind Teil<br />
eines Zuchtprogramms. Auch der Lebensraum<br />
Amazonas mit Piranhas, Anakondas<br />
und vielen anderen Mitbewohnern ist hier<br />
vertreten. Nach Schildkröten und Hundskopfschlingern<br />
gelangt man zu den Jungtieraufzuchtsterrarien.<br />
Hier wachsen gerade<br />
junge Jemenchamäleons und Blauzungenskinke<br />
heran.<br />
Wer jetzt noch immer meint, der Zoo<br />
Schmiding sei „der mit den Gorillas“, hat<br />
zwar recht. Und doch hat der Zoo selbst eine<br />
gewaltige Evolution hinter sich gebracht und<br />
bietet für jedes Wetter und jeden Besucher<br />
ein Highlight.<br />
<br />
FOTO: FOTOS: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G<br />
DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />
ANDREAS ARTMANN:<br />
><br />
WWas ist das Besondere an<br />
Ihrem Zoo?<br />
Besonders sind die großzügigen,<br />
naturnah gestalteten Lebensraumanlagen,<br />
die von verschiedenen Tierarten<br />
gemeinsam bewohnt werden, wie es auch in<br />
der Natur der Fall ist.<br />
Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />
im Zoo?<br />
Fast jede Tierart hat ihre Faszination, weshalb<br />
es mir schwerfällt, ein einziges Lieblingstier zu<br />
nennen. Sicherlich gehören jedoch unsere Gorillas,<br />
aber auch die Giraffen und Nashörner<br />
zu meinen Favoriten.<br />
Was wünschen Sie sich für die<br />
Zukunft des Zoo Schmiding?<br />
Ich wünsche mir, dass Zoo und<br />
Aquazoo Schmiding auch in Zukunft bei vielen<br />
Menschen Freude und Begeisterung für die Natur<br />
und Tierwelt wecken und dass wir gerade auch<br />
Kindern viel Spannendes und Wissenswertes über<br />
die Biologie vermitteln können und durch unsere<br />
zahlreichen Artenschutzprojekte einen Beitrag<br />
zur Erhaltung bedrohter Tierarten leisten können.<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
23
OZO Haus des Meeres<br />
Vorbei an einem Wasserfall schwingt<br />
sich ein Weißbüscheläffchen geschickt<br />
von Ast zu Ast. Rasch hat<br />
der ausgezeichnete Kletterer die<br />
Baumkrone erreicht und gesellt sich nun zu<br />
seinen Artgenossen. Es ist nämlich „Grooming“-Zeit<br />
bei den Affen – so heißt die<br />
gegenseitige Körperpflege –, und die will<br />
keiner verpassen. Eine Hand wäscht dabei<br />
die andere: Akribisch wird mit den krallenartigen<br />
Nägeln das Haarkleid durchkämmt<br />
und auf unerwünschte Parasiten durchsucht.<br />
Kurzerhand werden die lästigen<br />
Schmarotzer mit den Zähnen entfernt.<br />
Was wie ein Urwald-Abenteuer klingt, ist<br />
tierischer Alltag im zweiten Stock des Flakturms<br />
im Esterhazypark in Wien Mariahilf.<br />
Das Tropenhaus zählt zu den Höhepunkten<br />
im Haus des Meeres, das auf über 3.500<br />
Quadratmetern mehr als 6.000 Tiere beherbergt.<br />
Eine Terrarienabteilung mit Gift-,<br />
Riesenschlangen und Echsen hat hier ebenso<br />
Platz wie eine tropische See- und<br />
Süßwasserabteilung und eine Mittelmeerabteilung.<br />
Besonders spektakulär ist das Haibecken.<br />
Dieses 2007 eröffnete Aquarium, das sich<br />
über zwei Stockwerke erstreckt, ist mit<br />
seinen 300.000 Litern Fassungsvermögen<br />
eines der größten Aquarien Österreichs und<br />
Lebensraum für große und kleine Meeresbewohner,<br />
darunter Schwarz- und Weißspit-<br />
FRAGEN AN DIREKTOR<br />
W><br />
Was ist das Besondere<br />
an „Ihrem“ Zoo?<br />
Das Haus des Meeres ist in<br />
Österreich ein Unikat. Oder wer<br />
erwartet schon in einem grauen<br />
Betonbunker aus dem Zweiten Weltkrieg so buntes<br />
und lebendiges Innenleben?<br />
Welches ist Ihr persönliches Lieblingstier?<br />
Auch nach längerem Nachdenken ist Herrn<br />
Mitic kein Lieblingstier eingefallen. „Ich habe alle<br />
gleich lieb“, sagt er.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />
Haus des Meeres?<br />
24 UNIVERSUM SPEZIAL<br />
zenhaie. Außerdem ist das Becken Heimat<br />
für Meeresschildkröte „Puppi“, die vor 25<br />
Jahren als Findelkind nach Wien kam.<br />
Eine kleine Sensation gelang dem Haus<br />
des Meeres mit der Haltung von Hammerhaien,<br />
die ebenso seltene wie heikle Zoobewohner<br />
sind. Deshalb durften sich die aus<br />
Florida stammenden Exemplare im vergangenen<br />
Frühling erst nach einer mehrmonatigen<br />
Eingewöhnungsphase außerhalb des<br />
Schaubereichs zu ihren Artgenossen gesellen.<br />
Der „Krokipark“, der an der Westfront<br />
des Turms gestaltet wurde, soll Dschungel-<br />
Atmosphäre vermitteln, was bei der schweren,<br />
feuchtwarmen Luft (Temperatur: 28<br />
Grad) auch ziemlich gut gelingt. Den Namensgeber,<br />
Brillenkaiman „Kroki“, entdeckt<br />
man inmitten der üppigen Landschaft oft<br />
erst bei genauerem Hinsehen. Kein Wunder,<br />
liegt er doch völlig bewegungslos im seichten<br />
Wasser und tut – nichts. Aufregender<br />
verspricht der Sommer zu werden, dann ist<br />
nämlich Brunftzeit bei den Krokodilen.<br />
„Wir hoffen natürlich, dass „Kroki“ und<br />
sein Weibchen, die derzeit noch voneinander<br />
getrennt sind, auch Nachwuchs bekommen“,<br />
so Michael Mitic. „Platz hätten wir<br />
zunächst ja auch genug.“ Bis dahin sorgen<br />
die übrigen Bewohner – Sumpf- und Landschildkröten,<br />
frei fliegende Vögel und selbstverständlich<br />
die Weißbüscheläffchen – für<br />
jede Menge Abwechslung.<br />
<br />
MICHAEL MITIC<br />
Dass der Besucherstrom anhält und wir<br />
weitere Projekte verwirklichen können.<br />
Momentan denken wir an ein 80.000-Liter-Süßwasserbecken<br />
auf dem Dach. Es<br />
soll elf Meter hoch und von einem integrierten<br />
Aufzug befahrbar sein. So könnten wir<br />
wunderbar den Schichtenaufbau der Fische zeigen.<br />
Voraussetzung für so eine Konstruktion ist<br />
neben den Finanzen natürlich eine Baugenehmigung<br />
sowie die Zustimmung der Bevölkerung,<br />
schließlich müssten wir sechs Meter aufstocken.<br />
Aber ich bin zuversichtlich, dass die Befürworter<br />
überwiegen werden.<br />
Haus des Meeres im Esterhazypark<br />
Haus des Meeres im Esterhazypark<br />
Fritz-Grünbaum-Platz 1<br />
1060 Wien<br />
Tel.: +43 (0) 1/5871417<br />
Homepage: www.haus-des-meeres.at<br />
FOTOS: HAUS DES MEERES
TROPENFLAIR TROTZ<br />
BUNKERATMOSPHARE<br />
Seit über 50 Jahren residiert das Haus des Meeres im Flakturm in Wien Mariahilf.<br />
Auf sechs Ebenen tummeln sich insgesamt über 6.000 lebende Tiere, angefangen<br />
von tropischen Fischen über Schlangen und Krokodile bis hin zu bunten Vögeln<br />
und kleinen Äffchen, die sich im Tropenhaus frei bewegen.<br />
DSCHUNGEL IM BUNKER<br />
Nicht überall bekommt man<br />
Haie (gr. Bild) zu Gesicht – im<br />
Haus des Meeres leben gleich<br />
mehrere Arten davon. Bunt<br />
geht es in der Mittelmeerabteilung<br />
zu, eher gemächlich dafür<br />
im Krokipark. Die Brillenkaimane<br />
verbringen oft Tage nur mit<br />
Nichtstun. Im neuen 300.000-<br />
Liter-Haibecken tummeln sich<br />
Schwarz- und Weißspitzenhaie,<br />
aber auch kleinere Tiere<br />
wie Kraken und Clownfische<br />
leben hier (von o. nach u.).<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
März 2009<br />
UNIVERSUM<br />
13
UNIVERSUM <br />
DAS WASSERPARADIES<br />
Das Leguanpärchen (gr. Bild)<br />
geht im Regenwaldhaus des<br />
Vivariums auf Tuchfühlung.<br />
Im Teichaquarium haben<br />
heimische Räuber wie der<br />
Barsch ihre Heimat. Das Krokodilbecken<br />
teilen sich zwei<br />
Brillenkaimane. Höhepunkt<br />
des exotischen Erlebens im<br />
Vivarium ist der gläserne<br />
Tunnel durch Mitteleuropas<br />
größte Piranha-Anlage, von<br />
dem aus Besucher bei der<br />
Fütterung der Fische zusehen<br />
können (von o. nach u.).<br />
Wer die heimische Fischwelt und jene des Amazonas erkunden will, liegt im<br />
Vivarium Was(s)erleben im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen richtig. Wer selbst<br />
ins Wasser gehen und ausspannen will, auch. Gleichzeitig lockt der Naturpark<br />
zum Entdecken der Region.<br />
14<br />
März 2009<br />
<strong>ZU</strong> <strong>BESUCH</strong> <strong>IN</strong> DER<br />
UNTERWASSERWELT
OZO<br />
| Vivarium<br />
Vivarium Was(s)erleben<br />
Stadlob 500<br />
8812 Mariahof<br />
Tel.: +43 (0) 3584/40500<br />
Homepage: www.VIVARIUM.at<br />
Schnapp! Flott hat die Forelle einen<br />
Futterfisch in ihrem Maul verschwinden<br />
lassen.Was sonst verborgen<br />
im Wasser passiert, ereignet sich<br />
im Vivarium Was(s)erleben in Mariahof bei<br />
Neumarkt in der Obersteiermark vor den<br />
Augen des staunenden Besuchers. Die<br />
22.000 Liter des Flussaquariums beheimaten<br />
Bachforellen, Huchen, Barben, Saiblinge,<br />
Regenbogenforellen, Nasen, Aitel und<br />
Sterlet. Durch die gewölbten Scheiben wird<br />
ein optischer Effekt erzielt, der in die geheimnisvolle<br />
Flusswelt eintauchen lässt. Das<br />
Vivarium präsentiert aber auch Quelle,<br />
Bach, Tümpel, Teich und See als Lebensraum.Wer<br />
sich für die heimische Fischwelt<br />
interessiert, kann hier in diese Biotope eintauchen<br />
und in dem OZO-Zoo unweit der<br />
steirisch-kärntnerischen Landesgrenze anständig<br />
staunen. Denn gerade im Vivarium<br />
bewahrheitet sich, dass es die Naturwunder<br />
vor der Haustür sein können, die am faszinierendsten<br />
zu entdecken sind. Obendrein<br />
präsentiert sich das Vivarium in einer großartigen,<br />
modernen und didaktisch vorbildlichen<br />
Weise: Hier können nicht nur Schulklassen<br />
etwas dazulernen.<br />
Als ob die Gewässer Österreichs nicht genug<br />
wären, entführt das Vivarium auch noch<br />
in die exotischen Gefilde des Amazonas. Höhepunkt<br />
in diesem Teil des Vivariums ist der<br />
gläserne Tunnel durch Mitteleuropas größte<br />
Piranha-Anlage, die 220.000 Liter fasst und<br />
über 200 Tiere beherbergt. Jeden Sonntag<br />
um 11 Uhr haben Besucher die Möglichkeit,<br />
bei der Fütterung zu sehen, wie Piranhas<br />
ihren schlechten Ruf als blutrünstige, angriffslustige<br />
Räuber erhalten haben.Wesentlich<br />
ruhiger gestaltet sich da das Leben der<br />
beiden Brillenkaimane, die hier im Vivarium<br />
zu Gast sind. In der Affenanlage nebenan<br />
haben Weißbüscheläffchen, Stirnlappenbasilisken<br />
und ein Grüner Leguan ihren Lebensraum.<br />
Spektakulär ist das Angebot für „Wellness<br />
by Fish“ im Vivarium: Diese Kombination<br />
von Leben im Wasser für Mensch und<br />
Tier ist in Europa einzigartig. Der Erlebnispool<br />
mit 30 Grad Wassertemperatur – in direkter<br />
Nachbarschaft mit Einblicken zum<br />
Reich des Amazonas (Krokodile, Schildkröten<br />
und Boas) – ermöglicht Badevergnügen.<br />
Um das Vivarium lockt das QuaQuarium,<br />
ein riesiger Spielplatz, die Kinder: Erlebnisstationen<br />
wie ein begehbarer Maulwurfshügel,<br />
Pfahlbau, Spechtbaumweg, Pyramidenturm,<br />
Hochsitz, Wasserspiel und ein<br />
Kleintierzoo mit seltenen Haustierrassen<br />
sind nur einige Highlights, die den Park zu<br />
einem Abenteuer der besonderen Art machen.<br />
Wer noch weiter verweilen und mehr<br />
Steiermark erleben will: Der Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen<br />
hat im Vivarium sein<br />
Info-Zentrum und lockt mit einem umfangreichen<br />
Ausflugsangebot.<br />
FOTO: FOTOS: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
VIVARIUM GREBENZEN<br />
DREI FRAGEN AN DIREKTOR<br />
><br />
WWas ist das Besondere an<br />
Ihrem Zoo?<br />
Die Gegenüberstellung der zwei<br />
Süßwasserbereiche „Heimische<br />
Fischwelt“ und „Reich des Amazonas“,<br />
die in ihrer Art mit Tier und Pflanzenwelt<br />
einzigartig sind – und doch so verschieden. Plus,<br />
wir sind das größte Süßwasseraquarium Österreichs<br />
und haben die größte Piranha-Anlage<br />
Mitteleuropas.<br />
Welches Tier ist Ihr persönliches Lieblingstier<br />
im Zoo?<br />
Der Piranha: ein unscheinbarer, pflegeleichter<br />
FRANZ ROHN:<br />
Schwarmfisch, ein Mythos, der eigentlich<br />
nur alles Kranke, alles Verletzte<br />
und alles Tote frisst – also ein<br />
Aasfresser.<br />
Sieht man bei der wöchentlichen<br />
Fütterung zu, weckt es einen unheimlichen Respekt<br />
und gleichzeitig den Gedanken, dass man<br />
diesem Fisch im Wasser nie begegnen möchte.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des<br />
Vivariums?<br />
Weiterhin viele Besucher und Besucherinnen<br />
und obendrein eine ständige Erweiterung dieses<br />
wundervollen Projekts.<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
27
AUFREGEND …<br />
So stellt man sich das<br />
Leben eines Tierpflegers<br />
vor: Die actionreiche<br />
Fütterung am<br />
Becken der Mähnenrobbe<br />
ist ein wahrer<br />
Publikumsmagnet.<br />
… UND AUFREIBEND<br />
Auch das gehört dazu.<br />
Die Scheiben und Klettergerüste<br />
im Affengehege<br />
des Tiergartens<br />
Schönbrunn werden<br />
regelmäßig gereinigt.<br />
Revierleiter Alfred<br />
Maier im Einsatz.
OZO<br />
| Beruf Tierpfleger<br />
MIST SCHAUFELN<br />
UND <strong>IN</strong>TERVIEWS GEBEN<br />
Kommt im Zoo ein besonderes Tier zur Welt, werden die betreuenden Tierpfleger<br />
und Tierpflegerinnen zu beneideten Helden. Was dabei oft übersehen wird: Dieser<br />
Beruf erfordert körperliche Schwerstarbeit.<br />
E<strong>IN</strong> BERICHT VON PETER A. KROBATH<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />
Alfred Maier begrüßt mich mit<br />
einer Plastikbox unterm Arm. Im<br />
Gefäß befindet sich ein Gebilde<br />
aus Eierkartons. Es ist von<br />
zahlreichen daumengroßen Wanderheuschrecken<br />
bewohnt. Ich war schon oft im<br />
Tiergarten Schönbrunn, aber diese kleinen<br />
Lebewesen sind mir noch nie aufgefallen.<br />
Was kein Wunder ist, denn kaum sind die<br />
Heuschrecken in den Gehege entlassen,<br />
schon sind sie verschwunden. Es dauert<br />
nämlich nicht lange, bis die flinken Kattas<br />
ihre Ration an tierischem Eiweiß gefangen<br />
und verspeist haben. „Das ist eine Eigenzüchtung<br />
und die Affen fressen die überaus<br />
gern. Das ist für sie eine Delikatesse, wie<br />
Soletti bei uns“, erklärt Maier.<br />
Willkommen im Backstage-Bereich des<br />
Zoos! Der erfahrene Revierleiter Alfred<br />
Maier und die junge Tierpflegerin Sandra<br />
Keiblinger führen mich in die Materialkammer<br />
der so genannten Affeninsel. Denn hinter<br />
dem Idyll der hier lebenden Kattas und<br />
Gibbons steckt jede Menge Arbeit. An der<br />
Wand hängen Schaufeln, Rechen, Besen<br />
und Mistgabeln. Der Arbeitstag für die Tierpfleger<br />
beginnt um 7.30 Uhr.<br />
„In der Früh geht man auf die Abteilung<br />
und schaut, ob bei den Tieren alles in Ordnung<br />
ist, ob ein Tier krank ist, verletzt oder<br />
gar tot, kann alles vorkommen“, sagt Maier.<br />
Dann gibt es für die Tiere Frühstück: Pellets,<br />
Müsli, Salat oder Sonstiges. „Wir schneiden<br />
am Tag an die 30 Kilo Futter.“ Danach fangen<br />
die umfangreichen Reinigungsarbeiten<br />
an, ausmisten, neue Streu verteilen, „und<br />
das geht dann den ganzen Tag so weiter“.<br />
Denn auch die großen Scheiben der Gehege<br />
müssen regelmäßig geputzt werden, oder<br />
das Revier rund um die Abteilung: Dort<br />
werden die Straßen gekehrt und die Mistkübel<br />
entleert.<br />
„Das Putzen macht zwischen 60 und 70<br />
Prozent der Arbeit aus“, schätzt die 21-jährige<br />
Sandra Keiblinger. Zu den schwersten<br />
Aufgaben zählt sie das Einrichten der Gehege,<br />
zum Beispiel bei den Orang-Utans oder<br />
den Kattas, wo riesige Bäume durch die engen<br />
Türen manövriert und stabil verbaut<br />
werden mussten. Und welche Arbeit ist die<br />
unangenehmste? Maier: „Wenn man in die<br />
Kanalschächte runterkraxeln muss, weil es<br />
dort eine Verstopfung oder Sonstiges zu beheben<br />
gibt.“ Keiblinger: „Ratten oder Kaninchen<br />
als Futter für Greifvögel oder<br />
Großkatzen töten zu müssen, als Lehrling<br />
musste ich das machen.“<br />
Ausbildung zum Tierpfleger<br />
Die OZO-Zoos verstehen sich als traditioneller<br />
Ausbildungsbetrieb. Pro Jahr werden<br />
fünf Lehrlinge aufgenommen. In den drei<br />
Jahren Ausbildungszeit durchlaufen die<br />
jungen Frauen und Männer alle Abteilungen.<br />
Auch jene Abteilung, in der Futtertiere<br />
wie Ratten, Mäuse, Kaninchen und<br />
Meerschweine gezüchtet und schließlich<br />
fachgerecht getötet werden, um sie an die<br />
Schlangen, Marder oder Raubkatzen zu<br />
verfüttern. „Daran denken die wenigsten,<br />
die sich bei uns bewerben“, konstatiert<br />
Erlung Kohl. Er ist Betriebsassistent und<br />
für die Lehrlingsausbildung vor Ort zuständig,<br />
zudem unterrichtet er die angehenden<br />
Tierpfleger und Tierpflegerinnen<br />
an der Berufsschule.<br />
Bewerbungen bekommt die Tiergartenverwaltung<br />
viele, rund 200 im Jahr. Seitdem<br />
auf diversen Fernsehkanälen Zoo-Doku-<br />
Soaps ausgestrahlt werden, hat der Tierpflegerberuf<br />
an Attraktivität gewonnen. Doch<br />
nicht immer vermitteln die Medien ein richtiges<br />
Bild. „85 Prozent der Bewerbungen<br />
kommen von Mädchen“, erzählt Kohl. „Viele<br />
von ihnen haben die Vorstellung, als Tierpflegerin<br />
würden sie hauptsächlich Tiere<br />
streicheln, wie zu Hause ihre Kaninchen und<br />
Meerschweinchen. Das ist aber im Tiergarten<br />
nicht der Fall.Wir haben hauptsächlich<br />
Wildtiere, nur in Ausnahmefällen hat man<br />
Kontakt zu ihnen. Bei uns ist Tierpflege<br />
Schwerstarbeit.“<br />
Von der Ausbildung her gibt es heute drei<br />
Möglichkeiten: Die normale Lehre, eine private<br />
Tierpflegerschule und als Externist (siehe<br />
Kasten). Im Tiergarten Schönbrunn sollte<br />
man sich bis Mitte des Jahres bewerben,<br />
mit dem Halbjahreszeugnis der letzten<br />
Schulklasse. Aus diesen Bewerbungen werden<br />
15 Leute ausgesucht und zu zwei<br />
Schnuppertagen eingeladen: zu einem am<br />
Tirolerhof und einem bei den Singvögeln.<br />
„Die Kollegen dort beurteilen dann auch<br />
das Praktische, also wie sich die Leute anstellen.<br />
Weil viele junge Leute heutzutage<br />
wissen ja nicht einmal, wie sie einen Besen<br />
oder eine Schaufel angreifen sollen. Darum<br />
haben Jugendliche vom Land mit Bauernhoferfahrung,<br />
wenn sie Interesse zeigen und<br />
auch sonst geschickt und vernünftig sind, oft<br />
bessere Chancen bei uns.“<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
29
OZO<br />
Beruf Tierpfleger<br />
UNBEKANNTER W<strong>IN</strong>ZL<strong>IN</strong>G<br />
Nur wenige wissen, dass die<br />
Sumpfschildkröte in Österreich heimisch<br />
ist. Um sie kümmern sich die<br />
Tierpfleger genauso aufopfernd wie<br />
um bekanntere Tierarten.<br />
Schwer sind fast alle Arbeiten, meint Ausbildner<br />
Kohl. „Bei den Elefanten eher in<br />
körperlicher Hinsicht. In der Zucht der Futterinsekten<br />
ist mehr das Fingerspitzengefühl<br />
gefragt, damit zum Beispiel bei den<br />
Heimchen keines ihrer vielen Larvenstadien<br />
übersehen wird. Und die Aquarianer wieder<br />
müssen ein bissel chemisch angehaucht sein<br />
und immer schauen, dass die Wasserqualitäten<br />
stimmen. Bei den Nashörnern gibt es<br />
leicht Probleme mit den Füßen, die müssen<br />
dann gut behandelt werden, und auch der<br />
Bodengrund muss immer stimmen. So gibt<br />
es überall spezielle Anforderungen.“<br />
Unter dem Meer<br />
Im Zoo Schmiding lässt Thomas Tikatsch<br />
gerade den Unterwasser-Staubsauger in<br />
eines der großzügigen Aquarien gleiten.<br />
Einmal die Woche muss die Scheibe sauber<br />
gemacht werden und der Tierpfleger mit<br />
Hang zu technischen Raffinessen sagt: „Ich<br />
könnte auch tauchen und von Hand putzen.<br />
Aber mit dem Putzroboter geht es einfach<br />
schneller.“ Die Fische selbst sind relativ<br />
unbeeindruckt davon.Thomas Tikatsch<br />
zeigt, was die speziellen Anforderungen<br />
seines Jobs sind. Dazu steigt er die Wendeltreppe<br />
hinab, in den verborgenen Bereich<br />
unter den Aquarien.Was hier an Bildschirmen,<br />
Messgeräten und brummenden Pumpen<br />
zu tun ist, verbindet wohl niemand mit<br />
der Arbeit eines Tierpflegers. Riesige Tonnen<br />
und Becken, darin Filteranlagen für die<br />
Aquarien. So genannte Abschäumer, die<br />
Schmutz in Form von bräunlichem<br />
Schaum aus dem Meerwasserbecken entfernen,<br />
ein Kalkreaktor, Denitrifikationsfilter,<br />
Ozonerzeuger, Restozonvernichter –<br />
die Aufschriften auf den zahlreichen Gerätschaften<br />
muten fremd an. „Zweimal in der<br />
Stunde wird das Wasser in den Becken umgewälzt“,<br />
sagt Thomas Tikatsch und drückt<br />
auf einem Touchscreen an der Wand herum,<br />
woraufhin jedes einzelne Becken<br />
schematisch dargestellt wird. Seit vier<br />
Jahren ist er hier im Zoo Schmiding und<br />
kümmert sich um die Unterwasser-Wunderwelt.<br />
Ob er durch seine Ausbildung auf<br />
die speziellen Aufgaben hier vorbereitet<br />
war? „Natürlich nicht exakt auf diese Geräte“,<br />
sagt er. „Man braucht eben ein gewisses<br />
Grundverständnis, darf keine Berührungsängste<br />
haben. Das gehört alles zu<br />
meinem Beruf dazu, mit der Zeit sammelt<br />
man genug Erfahrung.“<br />
Im Tiergarten Schönbrunn öffnet Alfred<br />
Maier die Tür zur Katta-Anlage und wir treten<br />
ungeniert ein. Die katzengroßen Kattas<br />
mit den schwarz-weiß geringelten Schwänzen<br />
hocken auf Baumstämmen und Seilen.<br />
Sie mustern uns neugierig, zwei nähern sich<br />
vorsichtig, keiner flieht. Maier: „Wenn man<br />
hier mit Leckerlis reinkommt, mit süßem<br />
Obst oder Dörrobst, dann wird es natürlich<br />
hektisch, weil dann hat man auf einmal<br />
zwanzig Kattas auf und um sich sitzen. Aber<br />
unangenehm wird es eher unter den Kattas<br />
selbst: Dort haben die Damen das Sagen,<br />
aber die Herren wollen auch ihren Teil, und<br />
den bekommen sie in so einer Situation dann<br />
auch, nur eben aufs Auge.“<br />
FOTOS: D. <strong>ZU</strong>PANC<br />
30<br />
UNIVERSUM SPEZIAL
OZO<br />
| Beruf Tierpfleger<br />
Seit 1977 gibt es den Lehrberuf TierpflegerIn.<br />
Als Alfred Maier 1979 im Tiergarten<br />
Schönbrunn anfing, war er der einzige Lehrling,<br />
der aufgenommen worden war. Er<br />
wusste bereits mit 13, dass er diesen Beruf<br />
erlernen will. „Du Glücklicher“, meint ein<br />
vorbeikommender Kollege, „ich hab es erst<br />
mit 25 gewusst, das war dann nicht so leicht,<br />
in Schönbrunn genommen zu werden. Ich<br />
hab erst zwei Jahre Praxis in Gänserndorf<br />
absolvieren müssen.“ Es entwickelt sich eine<br />
kleine Diskussion über die Qualität der verschiedenen<br />
Ausbildungswege und auch über<br />
die allgemeine Arbeitsmarktsituation: „Aber<br />
gute und engagierte Tierpfleger werden immer<br />
gebraucht.“<br />
Karriere mit Lehre<br />
Was sich in den letzten Jahrzehnten zum Positiven<br />
geändert hat, ist einstimmig der Status<br />
der Tierpfleger. Maier: „Wie ich angefangen<br />
hab, da war man Dreckputzer, quasi<br />
Hilfsarbeiter.“ Heute gehört viel mehr dazu.<br />
Man muss z.B. Krankheiten seiner Schützlinge<br />
rechtzeitig erkennen. Oder den Besuchern<br />
als Vermittler zur Verfügung stehen.<br />
STREICHELE<strong>IN</strong>HEIT<br />
Die Tierpfleger und -pflegerinnen sind<br />
nicht nur Futterlieferanten und Reinigungskräfte.<br />
Wie hier mit dem kleinen<br />
Großen Ameisenbär: Bei Gesundheitskontrollen<br />
gibt es schon einmal direkten<br />
Kontakt mit den Schützlingen.<br />
„Als Tiergarten haben wir was zu verkaufen.<br />
Zwar keine Tiere, aber eine Idee.<br />
Die Idee des Naturschutzes und des Artenschutzes,<br />
und das muss ich natürlich den<br />
Leuten rüberbringen. Und das muss auch<br />
funktionieren, wenn an einem Sommerwochenende<br />
17.000 Leute da sind und es sich<br />
ziemlich abspielt. Auch da muss ich als Ansprechpartner<br />
für die Leute präsent sein.<br />
Und natürlich für die Medien.“ Letzteres<br />
gilt auch im Moment: Unter den Kattas ist<br />
aufgeregtes Geschwätz aufgekommen und<br />
ich frage warum. „Sie beobachten jetzt gerade<br />
die Krähen auf den Bäumen gegenüber“,<br />
weiß der Fachmann.<br />
Wenn besondere Tiere im Zoo zur Welt<br />
kommen, stehen auch die Auskunft gebenden<br />
Pfleger und Pflegerinnen im Vordergrund.<br />
So wurde Eveline Dungl, welche die<br />
Medien souverän über die Fortschritte des<br />
Pandababys Fu Long informierte, oft von<br />
Leuten auf der Straße erkannt und musste<br />
sogar Autogramme geben.<br />
Konfliktträchtigere Begegnungen mit dem<br />
Publikum, welche die Tierpfleger und<br />
Tierpflegerinnen stets freundlich über die<br />
FOTO: XXXXXXXXXXXXXXX<br />
März 2009<br />
UNIVERSUM<br />
5
OZO<br />
Beruf Tierpfleger<br />
BERUFSPROFIL TIERPFLEGER<br />
Ein Tierpfleger oder eine Tierpflegerin sollte<br />
nach der Ausbildung in der Lage sein,<br />
die nachfolgenden Tätigkeiten fachgerecht,<br />
selbstständig und eigenverantwortlich auszuführen:<br />
1. Pflegen, Betreuen und Versorgen von<br />
Wild- und Zootieren, Labortieren und<br />
Haustierrassen<br />
2. Durchführen von Maßnahmen<br />
zur Erhaltung der Tiergesundheit<br />
3. Wahrnehmen, Messen und Beurteilen<br />
von Verhaltensänderungen bei Tieren<br />
4. Züchten und Aufziehen von Tieren<br />
5. Beschaffen, Lagern, Zubereiten und<br />
Anwenden von Futtermitteln,<br />
Füttern und Tränken<br />
6. Herrichten und Warten von<br />
Tierunterkünften<br />
7. Warten, Instandsetzen und Handhaben<br />
von technischen Einrichtungen,<br />
Geräten und Arbeitsbehelfen<br />
8. Rationelle Energieverwendung der<br />
betrieblichen Energiequellen unter<br />
dem Aspekt des Umweltschutzes<br />
9. Durchführen von Tiertransporten<br />
10. Anwenden der Bestimmungen über<br />
den Tierschutz<br />
11. Mithilfe bei tierärztlichen Tätigkeiten<br />
12. Mithilfe bei wissenschaftlichen<br />
Tätigkeiten<br />
13. Weitergabe von Fachwissen über Tiere<br />
14. Erkennen, Beurteilen und Beherrschen<br />
von betrieblich relevanten<br />
Notfallsituationen<br />
15. Fachgerechtes Töten von Futtertieren<br />
AUSBILDUNGSMÖGLICHKEITEN<br />
Derzeit kann der Beruf „Tierpfleger“<br />
durch drei verschiedene Ausbildungswege<br />
erlernt werden.<br />
1. Als Lehrberuf<br />
Dauer: 3 Jahre<br />
Voraussetzungen:<br />
* abgeschlossenes neuntes Schuljahr<br />
* schriftliche Bewerbung<br />
* erfolgreiche Aufnahmsprüfung<br />
* eine Lehrstelle in einem Betrieb<br />
* Berufsschule in Wien<br />
* Altersgrenze, ab 15 Jahren, nach<br />
oben offen<br />
Lehrlingsentschädigung<br />
2. An der Privatschule des Fonds zur<br />
Förderung der TierpflegerInnenausbildung<br />
(Tierpflegerschule)<br />
Dauer: 3 Jahre<br />
Voraussetzungen:<br />
* abgeschlossenes neuntes Schuljahr<br />
* schriftliche Bewerbung<br />
* erfolgreiche Aufnahmsprüfung<br />
* Alter zwischen 15 und 20 Jahren<br />
monatliches Schulgeld ist zu bezahlen<br />
3. Über den zweiten Bildungsweg<br />
Dauer: 2 Jahre<br />
Voraussetzungen:<br />
* Mindestalter 21 Jahre<br />
* Nachweis von mind. 2 Jahren Praxis<br />
* Theoriekurs (derzeit WIFI Wien)<br />
Kursgeld ist zu bezahlen<br />
Bühne bringen müssen, betreffen das unerlaubte<br />
Füttern der Zootiere. „Wenn die Leute<br />
weder Deutsch noch Englisch sprechen,<br />
ist es schwierig, sich verständlich zu machen“,<br />
sagt Sandra Keiblinger.<br />
Aber auch Bilder werden gern missverstanden.<br />
Die sympathische Tierpflegerin<br />
erzählt eine Anekdote: Am Eingang des<br />
Affenhauses, in dem frei laufende Weißbüscheläffchen<br />
leben, die nicht von Besuchern<br />
gefüttert werden sollen, ist ein Mann abgebildet,<br />
der gerade in eine Wurstsemmel beißt.<br />
Das Bild ist durchgestrichen, die Botschaft<br />
klar. Nicht allen: „Einmal hat ein essender<br />
Besucher zur Rechtfertigung gemeint, er<br />
esse eh keine Wurstsemmel, sondern nur ein<br />
Langos.“<br />
<br />
AUSBILDUNGSBETRIEBE<br />
Mit einer soliden Ausbildung beginnt der<br />
Weg zum Traumberuf. Nicht jeder Zoo in<br />
Österreich hat die Erlaubnis, Tierpfleger<br />
auszubilden. Bei folgenden vier Zoos kann<br />
sich eine Bewerbung lohnen:<br />
* Alpenzoo Innsbruck<br />
www.alpenzoo.at<br />
* Tierwelt Herberstein<br />
www.tierwelt-herberstein.at<br />
* Zoo Salzburg<br />
www.salzburg-zoo.at<br />
* Tiergarten Schönbrunn<br />
www.zoovienna.at<br />
WAAGE-MUTIG<br />
Da war er noch klein und<br />
leicht: Fu Long wurde im November<br />
2007 im Alter von<br />
wenigen Monaten das erste<br />
Mal gewogen: Knapp über<br />
drei Kilo ermittelte die Tierpflegerin<br />
Gudrun Tomek.
OZO<br />
Forschung<br />
WUNDERWELTEN DES WISSENS<br />
Zoos bieten die Möglichkeit, Tiere zu bestaunen, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt.<br />
Doch Tiergärten erfüllen einen weit wichtigeren Zweck als nur den der Unterhaltung: Vor allem im<br />
Bereich der Forschung und des Artenschutzes kommt zoologischen Gärten große Bedeutung zu.<br />
E<strong>IN</strong> BERICHT VON MARLENE ERHART<br />
werden und bringen Vorteile für Forscher<br />
und Tiere.<br />
FOTOS: ZOO LISIEUX, D. <strong>ZU</strong>PANC<br />
IDEALE VORAUSSET<strong>ZU</strong>NGEN<br />
Zoos bieten die Möglichkeit, mithilfe von Kameras und Mikrofonen gefährdete<br />
Tierarten zu beobachten und zu belauschen. Ohne dass sie gestört werden.<br />
Sie wirken kuschelig und weich und<br />
ein Blick aus ihren schwarz umrandeten<br />
Augen lässt Zuseher dahinschmelzen.<br />
Die drei Pandabären im<br />
Tiergarten Schönbrunn sind beliebt, der<br />
kleine Fu Long ist ein wahrer Publikumsmagnet.<br />
So gemütlich und entspannt ihr Leben<br />
im Zoo aussieht, so schwierig ist es für<br />
ihre frei lebenden Artgenossen. Die Zahl der<br />
wilden Pandas hat in den letzten Jahren rapide<br />
abgenommen, schuld daran ist vor allem<br />
die Zerstörung ihres Lebensraumes.<br />
Aufgrund dieser Bedrohung sind die Anstrengungen,<br />
erfolgreiche Zuchtprogramme<br />
zu etablieren, gestiegen. Dazu ist es wichtig,<br />
die Bedürfnisse der Bären zu kennen.<br />
Bisher ist wenig über ihr Fortpflanzungsverhalten<br />
bekannt und Beobachtungen in<br />
freier Wildbahn sind zeitaufwändig und<br />
kostspielig. Die Erforschung der Fortpflanzungsrituale<br />
und die kontrollierte Aufzucht<br />
von Jungtieren ist speziell bei gefährdeten<br />
Arten eine wichtige Aufgabe, für die Zoos<br />
ideale Voraussetzungen bieten. Speziell im<br />
Bereich der Verhaltensforschung sind es oft<br />
Langzeitstudien, die zu neuen Erkenntnissen<br />
führen. Diese können in einem kontrollierten<br />
Umfeld viel leichter durchgeführt<br />
Unsichtbare Spione<br />
In zoologischen Gärten können Tiere mithilfe<br />
von Kameras und Mikrofonen beobachtet<br />
und belauscht werden. Somit können<br />
sie ein Leben lang erforscht werden,<br />
ohne direkt von Menschen gestört zu werden.<br />
Die Geburt des Pandas Fu Long ermöglicht<br />
eine Langzeitstudie, die bis Juli<br />
2010 laufen wird. Anhand der Entwicklung<br />
des Bambusbären werden Informationen<br />
und Daten gesammelt, die den Erfolg künftiger<br />
Zuchterfolge steigern können.<br />
Grundsätzlich ist der Nachwuchs ein Eckpfeiler<br />
der Zooforschung. Dabei handelt es<br />
sich allerdings nicht nur um tierische Nachkommen,<br />
sondern auch um den Nachwuchs<br />
an Fachkräften. Zahlreiche Studentinnen<br />
und Studenten haben die Möglichkeit, im<br />
„geschützten Umfeld“ des Geheges Erfahrungen<br />
mit „großen Patienten“ wie Elefanten<br />
oder Wildkatzen zu sammeln. Die Arbeit<br />
mit Studenten bringt auch den Tiergärten<br />
Vorteile, weshalb ein Großteil der Forschung<br />
in Kooperation mit Universitäten erfolgt.<br />
Durch die Mitarbeit von Studenten stehen<br />
nicht nur Know-how, sondern auch genügend<br />
personelle Ressourcen zur Verfügung.<br />
Die Österreichische Zoo Organisation<br />
(OZO) hat sich die Arterhaltung und den<br />
Naturschutz zum Ziel gesetzt. Dazu zählt<br />
auch Engagement in der Forschung. Mit der<br />
Unterstützung von Biologen und Universitäten<br />
werden immer neue Erkenntnisse gewonnen,<br />
die helfen, Tiere besser zu verstehen.<br />
„Die Grundlagenforschung ist ein<br />
wichtiger Teil der Arbeit von Zoos und trägt<br />
sehr viel zum Artenschutz bei“, erklärt Regina<br />
Pfistermüller, Kuratorin für Forschung<br />
UNIVERSUM SPEZIAL<br />
33
OZO<br />
Forschung<br />
MEHR VERSTÄNDNIS<br />
Doris Preininger und Walter Hödl bei Tonund<br />
Filmaufnahmen der Winkerfrösche<br />
auf Borneo (li. o.). Elefanten, diesmal mit<br />
der Wärmebildkamera aufgenommen (o.).<br />
Tamar Gutnick überprüft den Zustand des<br />
jungen Korallenstocks in der Korallenfarm<br />
des Aquarienhauses (li. u.).<br />
und Artenschutz im Tiergarten Schönbrunn.Tatsächlich<br />
wurde ein großer Teil des<br />
heutigen Wissens über Tiere, ihr Verhalten<br />
und ihre Lebensweise in Zoos gewonnen.<br />
Missverstandene Zeitgenossen<br />
Von Forschungsergebnissen profitieren auch<br />
Tiere in freier Wildbahn, so etwa Elefanten<br />
auf Sri Lanka. Der Konflikt zwischen<br />
Mensch und Dickhäuter fordert auf dem Inselstaat<br />
immer wieder Opfer auf beiden Seiten.<br />
Eine Studie zur Kommunikation von<br />
Elefanten im Tiergarten Schönbrunn hat gezeigt,<br />
dass sich die grauen Riesen mittels<br />
Infraschall verständigen. Auf Basis dieser Erkenntnisse<br />
können Geräte entwickelt werden,<br />
die als eine Art Frühwarnsystem zeigen,<br />
wann eine Herde Elefanten im Anmarsch ist.<br />
Davon profitieren die Bauern auf Sri Lanka,<br />
da sie rechtzeitig Bescheid wissen und die<br />
Tiere durch Licht und Lärm von ihren Feldern<br />
fernhalten können. Auch die Erforschung<br />
des Sozialverhaltens von Tieren kann<br />
helfen, das Verständnis für sie zu erhöhen.<br />
Hier liegt ein weiterer wesentlicher Vorteil<br />
von Tiergärten: Da das soziale Gefüge der<br />
Tiere genau nachgestellt wird, kann auch<br />
das Sozialverhalten gut erforscht werden.<br />
Die Verhaltensforschung zählt im Zoo<br />
Salzburg zu den Themenschwerpunkten im<br />
Bereich Wissenschaft und Forschung. Besonderes<br />
Augenmerk wird darauf gelegt, die<br />
natürlichen Verhaltensweisen der Tiere zu<br />
fordern und fördern. Das kann etwa durch<br />
unterschiedliche Fütterungszeiten oder Veränderungen<br />
im Gehege erreicht werden.<br />
Obwohl Zoos detailgetreue Forschung ermöglichen,<br />
gibt es dennoch Faktoren, die sie<br />
nicht berücksichtigen können. Die Grenzen<br />
der Möglichkeiten zeigen sich etwa bei der<br />
Ergründung des Jagdverhaltens. Auch wenn<br />
das Jagdverhalten etwa bei Geparden trainiert<br />
wird, fällt es schwer, aussagekräftige<br />
Erkenntnisse darüber zu gewinnen.<br />
Neben Exoten und gefährlichen Jägern<br />
werden in Zoos aber auch heimische Tiere<br />
erforscht. So hat sich der Alpenzoo die<br />
Ergründung von Biologie und Lebensweise<br />
alpiner Tiere zum Ziel gesetzt. Dazu wurde<br />
eigens der wissenschaftliche Verein „Forschungs-<br />
und Lehrinstitut des Alpenzoo<br />
Innsbruck“ gegründet. Als großer Erfolg<br />
kann hier die Wiederansiedelung des Bartgeiers,Wahrzeichen<br />
des Alpenzoos, genannt<br />
werden. Dieser harmlose Aasfresser fiel seinem<br />
Ruf als Kinderräuber und Lämmerdieb<br />
zum Opfer und wurde im 19. Jahrhundert in<br />
den Alpen vollständig ausgerottet. Durch<br />
Forschung und anschließende Zuchterfolge<br />
im Alpenzoo gelang es, den Bartgeier langsam<br />
aber sicher wieder in seine ursprüngliche<br />
alpine Heimat einzugliedern. Dank<br />
neuer Erkenntnisse wird auch die Lebensqualität<br />
der Zootiere gesteigert und auf ihre<br />
natürlichen Bedürfnisse Bedacht genommen.<br />
In der Tierwelt Herberstein versteht<br />
man unter Forschungsarbeit auch die kontinuierliche<br />
Verbesserung der Haltungsbedingungen<br />
der Zootiere. „Es ist uns ein besonderes<br />
Bedürfnis, unsere Tiere und ihr Verhalten<br />
noch besser kennen- und verstehen zu<br />
lernen“, erklärt Michaela Frewein, Marketingleiterin<br />
der Tierwelt Herberstein.<br />
Im Haus des Meeres wird großer Wert<br />
auf den artgerechten Speiseplan eines ganz<br />
kleinen Bewohners gelegt. Seepferdchen genießen<br />
einen besonderen Gourmetservice.<br />
Die Züchtung verschiedenster Planktonarten<br />
erlaubt es, für jede Seepferdart das optimale<br />
Futter zur Verfügung zu stellen, was<br />
wiederum eine wichtige Grundlage für die<br />
Zucht der bedrohten Meeresbewohner ist.<br />
Im Mittelpunkt der Forschung stehen<br />
aber nicht nur Tiere. Auch Zoobesucher<br />
selbst sind Gegenstand von Studien. Ziel<br />
ist es, herauszufinden, ob ein Ausflug in<br />
den Zoo die Naturverbundenheit der<br />
Gäste erhöht.Tierische Zoobewohner erleichtern<br />
demnach nicht nur als Forschungsobjekte<br />
das Leben ihrer Artgenossen.<br />
Sie vermitteln Besuchern Verständnis<br />
für ihre Lebensweise sowie Wissen über<br />
mögliche Bedrohung durch den Menschen<br />
und artgerechte Haltung.<br />
<br />
FOTO: N. WEISSENBÖCK, ARCHIV<br />
34<br />
UNIVERSUM SPEZIAL
OZO<br />
Zoopädagogik<br />
Zootiere sind schon<br />
längst nicht mehr nur<br />
zum Anschauen da. Die<br />
Zoopädagogik sorgt dafür,<br />
dass ein Besuch im Tiergarten<br />
zu einer lehrreichen<br />
Veranstaltung wird, bei der<br />
man durch lebende Tiere<br />
nicht nur lernt, ihr Verhalten<br />
zu verstehen, sondern auch<br />
über ihren Lebensraum<br />
und ihre Bedürfnisse und<br />
Probleme nachzudenken<br />
beginnt. Im Idealfall sogar,<br />
ohne es zu merken.<br />
LERNEN VON DEN<br />
ZOOBEWOHNERN<br />
FOTOS: TGS ARCHIV, ZOO SCHMID<strong>IN</strong>G<br />
So viel ist sicher: Ob jung, ob alt –<br />
lebende Tiere üben eine starke<br />
Anziehungskraft aus. Und eignen<br />
sich somit perfekt als Grundlage<br />
dafür, mehr über die Lebewesen selbst,<br />
ihren Lebensraum und ihre Gefährdung<br />
in freier Wildbahn zu lernen. Die Disziplin<br />
der Zoopädagogik, die sich der Vermittlung<br />
dieser Themen verschrieben hat, gibt<br />
es in Europa seit den 1960er-Jahren – in<br />
den USA seit 1929. Heute ist es in jedem<br />
Zoo üblich, „erzieherische“ Maßnahmen<br />
zu setzen – meist gibt es eine zoopädagogische<br />
Abteilung, die zumindest einen<br />
Zoopädagogen beschäftigt.<br />
In erster Linie richtet sich die Arbeit<br />
der Pädagogen darauf aus, Schulklassen in<br />
Zusammenarbeit mit Lehrern zu unterrichten.<br />
In den letzten Jahren wurden<br />
dabei ausgefeilte Methoden entwickelt,<br />
um Themen der Zoopädagogik an Mann,<br />
Frau und Kind zu bringen.<br />
Die Tierwelt Herberstein etwa bietet<br />
unter anderem eine „Zoolympiade“–<br />
Kinder können sich mit den Rekordhaltern<br />
in Höhe, Schnelligkeit und Weite aus<br />
dem Tierreich messen. Auch im Tiergarten<br />
Schönbrunn helfen maßgeschneiderte<br />
Unterrichtsführungen, Modellierkurse,<br />
Ethologie-Seminare, Heimtierseminare<br />
und Spezialführungen für alle jene, die<br />
nicht nur „Tiere schauen“ wollen, dabei,<br />
die Tierwelt zu verstehen. Genauso lehrreich<br />
sind Waldlehrpfad oder Tiger Trail<br />
oder Panda Quiz.<br />
Im Salzburger Zoo haben die Zoopädagogen<br />
lehrreiche Führungen entwickelt.<br />
Da gibt es heimische Säugetiere,<br />
Tiere der afrikanischen Savanne und<br />
Südamerikas zu sehen und begreifen. Eine<br />
Ethologie-Führung samt Beobachtungsbögen,<br />
die in Kooperation mit der Universität<br />
Salzburg entstanden, zeigt Jugendlichen,<br />
wie sich Tiere verhalten – etwa wie man<br />
das Leittier eines Wolfsrudels erkennt.<br />
Im Alpenzoo Innsbruck wird Wert auf<br />
spielerisches Lernen durch verschiedene<br />
Tierquiz-Varianten gelegt, gemeinsam<br />
werden Verhaltensweisen unterschiedlicher<br />
Tierarten beobachtet und analysiert. Auch<br />
der Zoo Schmiding, das Haus des Meeres<br />
und das Vivarium bieten tolle Möglichkeiten,<br />
sich an die tierischen Bewohner heranzutasten.<br />
Die Liste der zoopädagogischen Maßnahmen<br />
könnte beliebig lange fortgesetzt<br />
werden, das Angebot der österreichischen<br />
Zoos ist enorm vielfältig. Und eines ist klar:<br />
Wer genau schaut, kann auf jeden Fall etwas<br />
von den Tieren im Zoo lernen. <br />
TIERE ERLEBEN<br />
Der Zoo macht es möglich, ganz nah<br />
an Lebewesen heranzukommen.<br />
Dabei lernen die Besucher, dass es<br />
die Natur zu schützen gilt.
ALLE<br />
OZO-<br />
TIERGÄRTEN<br />
AUF<br />
E<strong>IN</strong>EN BLICK<br />
Tiergarten Schönbrunn (1)<br />
Maxingstraße 13b<br />
1130 Wien<br />
Tel.: +43 (0) 1/8779294-234<br />
Fax: +43 (0) 1/8779641<br />
E-Mail: office@zoovienna.at<br />
Homepage: www.zoovienna.at<br />
Alpenzoo Innsbruck (2)<br />
Weiherburggasse 37<br />
6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43 (0) 512/292323<br />
Fax: +43 (0) 512/293089<br />
E-Mail: alpenzoo@tirol.com<br />
Homepage: www.alpenzoo.at<br />
Zoo Salzburg (3)<br />
Natur- und Artenschutzzentrum Salzburg<br />
5081 Anif<br />
Tel.: +43 (0) 662/820176-0<br />
Fax: +43 (0) 662/820176-6<br />
E-Mail: office@salzburg-zoo.at<br />
Homepage: www.salzburg-zoo.at<br />
4<br />
3 3<br />
2 2<br />
77<br />
66<br />
1<br />
5 5<br />
Zoo Schmiding (4)<br />
Schmidinger Straße 5<br />
4631 Krenglbach bei Wels<br />
Tel.: +43 (0) 7249/46272<br />
Fax: +43 (0) 7249/46272-2<br />
E-Mail: office@zooschmiding.at<br />
Homepage: www.zooschmiding.at<br />
Haus des Meeres (5)<br />
Fritz–Grünbaum-Platz 1<br />
1060 Wien<br />
Tel.: +43 (0) 1/5871417<br />
E-Mail: Haus_des_Meeres@gmx.net<br />
Homepage: www.haus-des-meeres.at<br />
Die Österreichische Zoo Organisation<br />
(OZO) vereint als Dachverband<br />
sieben wissenschaftlich<br />
geführte Tiergärten unter<br />
ihrem Namen. Mit unterschiedlichen<br />
thematischen Schwerpunkten<br />
locken die Zoos Besucher zum<br />
Tierbeobachten. Heimische und exotische Natur kann<br />
hautnah erlebt werden. Arten- und Naturschutz wird hier<br />
beispielhaft praktiziert. Das <strong>Universum</strong> <strong>Magazin</strong> zeigt,<br />
wo Sie die OZO-Tiergärten finden können.<br />
<br />
www.ozo.at<br />
ÖSTERREICHS ZOOS<br />
Tierwelt Herberstein (6)<br />
Buchberg 50<br />
8223 Stubenberg<br />
Tel.: +43 (0) 3176/80777-0<br />
Fax: +43 (0) 3176/80777-20<br />
E-Mail: info@tierwelt-herberstein.at<br />
Homepage: www.tierwelt-herberstein.at<br />
Vivarium Grebenzen (7)<br />
Stadlob 500<br />
8812 Mariahof<br />
Tel.: +43 (0) 3584/40500<br />
Fax: +43 (0) 3584/40500-4<br />
E-Mail: f.rohn@vivarium.at<br />
Homepage: www.VIVARIUM.at