JAHRESBERICHT DES KKH E.V. 01.01.2012 - 31.12.2012
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Eltern in der Gesellschaft geraten sind, steht für die Kinder nicht mehr zur Verfügung. Sie ahnen deshalb schon früh, dass sie<br />
so, wie ihre Eltern sind, nicht werden können und nicht werden wollen.<br />
Der ungelöste Identitätskonflikt treibe viele Jugendliche zu Rauschgift, Spielsucht und Kriminalität.<br />
Der Schmerz darüber, in Deutschland zurückgewiesen zu werden, führe die Jugendlichen aber auch auf die Suche nach ihrer<br />
nationalen Identität.<br />
In der Hinwendung zur nationalen Identität und Kultur würden die Jugendlichen versuchen, ihre Position zu finden. Immer<br />
mehr junge Kurden beteiligten sich im Vergleich zu früher an kulturellen Aktivitäten wie Folklore, Theater oder Chören.<br />
Auf Menschen, deren nationale Identität nicht hinreichend gefestigt ist, üben Widersprüche meistens zerstörerische Wirkung<br />
aus. Es entstehen Menschen mit gebrochener nationaler Identität und Persönlichkeit. Schematisch gedacht besteht bei<br />
einem Immigrantenkind, das hier aufwächst, die Gefahr einer Spaltung seiner Persönlichkeit in zwei Teile.<br />
Dazu kommt ein besonderer Beratungsbedarf für Flüchtlinge. Für sie ist die juristisch korrekte Handhabung des Asylrechts<br />
von existenzieller Bedeutung. Die komplizierte und ständige Modifikation unterworfenen Asylrechts ist für<br />
Asylbewerberinnen und -bewerber kaum zu durchschauen. Neben erheblichen Sprachschwierigkeiten sind etliche unter<br />
ihnen in einer labilen psychischen Verfassung und stark traumatisiert. Denn viele wurden direkte Zeugen oder sogar Opfer<br />
der gewaltsamen Unterdrückung in der Heimat. Im Kurdenkonflikt wurde vor Allem das ländliche kurdische Siedlungsgebiet<br />
zerstört. Für die relativ ungebildete Landbevölkerung Kurdistans bedeutet die Flucht in das moderne und industrialisierte<br />
Deutschland auch eine extreme Umstellung der Lebensweise.<br />
Die meisten kurdischen Flüchtlinge kommen aus ländlichen Regionen, haben in Subsistenzwirtschaft gelebt und sind mehr<br />
oder weniger Analphabeten. Um ihre Art zu denken und ihre Überlebensstrategien zu verstehen, ist Vorwissen über die<br />
Lebensumstände erforderlich.<br />
Eine Flüchtlingsberatung sollte Rechtsanwälte, Sprachkurse und Wohnungen vermitteln, Umverteilungsanträge stellen,<br />
damit die Familien, die oft in verschiedenen Bundesländern in Sammellagern untergebracht sind, offiziell zusammen leben<br />
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