22.04.2014 Aufrufe

JAHRESBERICHT DES KKH E.V. 01.01.2012 - 31.12.2012

JAHRESBERICHT DES KKH E.V. 01.01.2012 - 31.12.2012

JAHRESBERICHT DES KKH E.V. 01.01.2012 - 31.12.2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2005 (Grieche) Theodoros Boulgarides, Mitinhaber eines Schlüsseldienstes, wurde am 15. Juni 2005 in seinem Geschäft in<br />

München-Westend getötet.<br />

2006 (Kurde) Mehmet Kubaşık, Besitzer eines Kiosks, wurde am 4. April 2006 in seinem Geschäft in Dortmund ermordet.<br />

2006 (Türke) Halit Yozgat, Betreiber eines Internetcafé, wurde am 6. April 2006 in Kassel durch zwei Kopfschüsse getötet.<br />

Die Medien stellen diesen Prozess immer mehr in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung und suggerieren der Öffentlichkeit,<br />

dass damit alle offenen Fragen hinsichtlich der NSU-Mordserie beantworten werden können. Doch das Kapitel NSU ist noch<br />

lange nicht abgeschlossen.<br />

Wir bewerten diesen Prozess sehr kritisch! Denn offene Fragen bestehen nicht nur im Zusammenhang mit bekennenden<br />

Rassist_innen. Auch die politisch Verantwortlichen und staatlichen Institutionen sind den Angehörigen der Opfer unzählige<br />

Antworten schuldig und können sich durch den Prozess nicht aus der Verantwortung ziehen. Nach mehr als einem Jahrzehnt<br />

müssen die politisch Verantwortlichen zugeben, dass hinter den Bombenanschlägen und der Ermordung von neun Menschen<br />

eine rassistische Motivation besteht. Unterstützt bzw. ermöglicht wurden jene Taten durch das Wegschauen, die<br />

Verschleierung und die falsche Spurensetzung von den sogenannten Sicherheitsbehörden, politisch Verantwortlichen,<br />

Medien aber auch der Zivilgesellschaft. Die Gefahr von rechts wurde kontinuierlich verharmlost und Neonazis strukturell und<br />

finanziell von staatlichen Institutionen unterstützt. Die vorhandenen rassistischen Denkmuster innerhalb dieser Institutionen<br />

und der Gesellschaft haben eine rechtzeitige Aufklärung verhindert. Für uns steht fest, dass staatliche Organe eine (Mit-<br />

)Verantwortung, gar eine (Mit-)Schuld an den NSU-Morden und an der politischen Stimmung in Deutschland tragen. Die<br />

Verstrickungen von Polizei und Verfassungsschutz sowie die Kriminalisierung und Schikanieren der Opfer und ihrer<br />

Angehörigen, verdeutlichen den institutionellen Rassismus in Deutschland. Der in der Medienöffentlichkeit verwendete<br />

Begriff "Döner-Morde" verhöhnte die Mordopfer, entmenschlicht sie und bagatellisiert die Morde. Ausgerechnet die Medien,<br />

die diesen Begriff auf ihrer Titelseite platziert haben, sitzen jetzt im Gerichtssaal in der ersten Reihe, während nichtdeutschsprachige<br />

Medien im Gerichtssaal unerwünscht sind. Die Benennung der eingesetzten Sonderkommission für die<br />

Ermittlung der Mordserie als „SoKo Bosporus“ verdeutlicht den Rassismus innerhalb staatlicher Institutionen. So wird Zudem<br />

der Eindruck erweckt, als handele es sich um Taten, die "fernab" bzw. "außerhalb" der hiesigen Gesellschaft stattfanden. Für<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!