Viterbo - Kunstwanderungen
Viterbo - Kunstwanderungen
Viterbo - Kunstwanderungen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
RK A07
V i t e r b o
Wir gehen in Viterbo aus dem Bahnhof Porta Romana hinaus und auf der
Querstraße rechts.
Der mittelalterliche Charakter der etruskischen Stadt, die Surrena hieß, ist trotz Bombenbeschuss
1944 weitgehend erhalten geblieben. Nach der Eroberung durch die Römer
entstand die Kolonie Vicus Elbii. Im 8. Jh. gehört Viterbo der Kirche und wird fortan in
die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser, Papst und Gegenpäpsten hineingezogen.
Die Stadt, als Residenz mehrerer Päpste im 13. Jh. und Ort mehrerer Papstwahlen stand
seitdem fast immer auf Seiten der Welfen (Guelfen) gegen das staufische Kaisertum.
Regiert wird die Stadt von den Gatti, später den Conti di Vico. 1354 erobert Kardinal
Albornoz Viterbo. Er errichtet die Burg. Im späten 14. Jh. werden die di Vico von den
Bürgern wieder eingesetzt. Aber nur für kurze Zeit. Schon 1396 untersteht die Stadt
wieder dem Klerus, wofür Papst Bonifaz IX. sorgt.
In den späteren Jahrhunderten zerfällt Viterbo zur Provinzstadt und ist seit 1927 Hauptstadt
der gleichnamigen Provinz.
*
***** Historische Bauten in Hülle und Fülle, kaum von Neubauten
unterbrochen, machen die riesige Altstadt zu einem einzigen
Latium-Museum.
7 Minuten später wandern wir vor der
*** Porta Romana, ein mittelalterliches Stadttor, das barock
restauriert wurde,
*** S. Sisto. Der romanische Bau der Sixtus-Kirche des 12.
Jhs. besitzt einen Chor des 13. Jhs., auf der Stadtmauer einen
Glockenturm des 12. Jhs. sowie einen Turm des Vorgängerbaus
aus dem 9. Jh., also langobardischer Zeit.
Die Langobarden
links auf die „Via delle Fortezze“ und gehen nun außen entlang an der
***** Ringmauer. Die 5 km lange Stadtbefestigung, begonnen
1095 und im 13. Jh. vollendet, besitzt eine Menge Türme und
lässt durch sieben Tore ein.
Später wandern wir vorbei an der Ruine der Kirchs
*** S. Leonardo. Erhalten sind von der Renaissancekirche auf
mittelalterlichem Grund lediglich noch der Ostbau und der
Ringmauerturm. Die Anlage dient heute als Freilichttheater.
Später wandern wir links treppauf in die Kirche
*** S. Pietro. Das (fast immer geschlossene) barocke Gotteshaus
wurde im 17. Jh. errichtet.
Wir gehen aus der Kirche hinaus, steigen treppab und wandern durch die
*** Porta San Pietro der Stadtmauer, ein Tor aus dem 16. Jh.
Wir kommen vorbei am sofort rechts stehenden
*** Palazzo dell’Abbate aus dem 13. Jh., auch „Palazzo
Pamphili“ genannt, weil er im 17. Jh. für Olimpia Pamphili umgestaltet
wurde.
Die Langobarden waren ein germanischer Stamm, der um das
Jahr Null beiderseits der Elbe beheimatet war. Im Laufe der
folgenden Jahrhunderte wanderte der Stamm mit großen Teilen
nach Österreich, Ungarn und in slawische Gebiete. 568 fielen
die Langobarden über die Lombardei und Mittelitalien her. Viele
Zeugnisse hier künden von hoher Kunst im 9. Jh. 951 kam
die langobardische Krone unter die deutsche.
*
Das Innere. Beachtlich sind die Kapitelle auf den Säulen, besonders
am ersten Paar mit seinen außergewöhnlichen Formen.
– Zum Chor leitet die große Treppe aus 17 Stufen hinauf. –
Zum rechten Querhaus führt ein fein gearbeitetes Renaissance-
Portal.
Das Chorhaus. Altar aus Steinstücken des 4. und 5. Jhs. – Am
zum Raum verhältnismäßig hohen Triumphbogen befinden sich
zwei romanische Kanzeln des 12. Jhs.
Rechte Frontwand: Muttergottes, Goldgrundgemälde des Neri
di Bicci, 1459.
Die Krypta schließt eine halbkreisförmige Apsis. Hier steht ein
romanischer Altartisch.
Wir gehen aus der Kirche hinaus und richtunghaltend weiter auf der „Via G.
Garibaldi“. – Später wandern wir auf der „Piazza Fontana Grande“ mit der
*** Fontana Grande von 1212, geschaffen von Pietro di Giovanni
Bertoldo Giovanni, mit einer Schale in Form eines griechischen
Kreuzes,
*** Palazzo Gatti des 14. Jhs. Der Palast gleicht einer mit Zinnen
bekrönten Festung, ist dreigeschossig, hat Doppelfenster
und Arkaden.
Kurz darauf biegen wir links ab auf die „Via Grotti“, kurz danach wandern
wir auf der Quergasse rechts und kurz darauf links in die an der Ecke erbaute
Kirche
*** San Pellegrino. Die Kirche des 11. Jhs. wurde vom 13. bis
20. Jh. mehrfach verändert, besonders im Jahre 1889. Das Gotteshaus
besitzt keine nennenswerten Kunstschätze.
Wir gehen aus der Kirche hinaus und Richtung haltend über den Platz durch
***** San Pellegrino. Der Platz des heiligen Pilgers gilt als
das besterhaltene einheitliche Ensemble in der Stadt und zeigt
sich im Gewand des 13. Jhs. Das gesamte, sich anschließende
Viertel schaut über weite Teile hinweg noch so aus wie zur
Bauzeit: romanische und gotische Wohnhäuser, zwölf Geschlechtertürme,
Paläste sorgen dafür. Die Quergassen haben
ein ähnliches Flair.
Wir wandern vorbei am rechts erbauten
*** Palazzo degli Alessandri aus dem 12. Jh., mit großem
Balkon.
Später wandern wir auf der „Piazza S. Carluccio“ rechts, auf der Quergasse
abermals rechts und auf der „Piazza S. Maria Nuova“ links in die Kirche
*** S. Maria Nuova. Das Gotteshaus, einst Ordenskirche der
Dominikaner, erstrahlt nach der Kriegszerstörung 1944 wieder
im ursprünglichen Gewand des 12. Jhs. Über dem Portal
schwebt ein Jupiterkopf; außerdem ist außen eine Kanzel des
13. Jhs. angebracht, von der um 1267 Thomas von Aquin predigte.
Das Innere schmücken auf den Säulen schöne Kapitelle. Die
Deckendekoration stammt aus dem 15. Jh.
Linkes Seitenschiff: Apsisaltar: Thronender Jesus mit Lamm
Gottes, Johannes und Maria, 15. Jh. –
Matteo Giovannetti
Der Maler wird um 1300 in Viterbo geboren. Er schließt sich
der senesischen Schule um Simone Martini und Ambrogio Lorenzetti
an. Matteo arbeitet außer in Viterbo u. a. an der
Karthause von Villeneuve, im Papstpalast zu Avignon und im
Vatikan zu Rom. Er stirbt 1369.
*
3. Hieronymus zwischen Laurentius und Johannes dem Täufer,
von Pastura, um 1500.
Rechtes Seitenschiff. Apsisaltar mit einer Madonna des 15. Jhs.
– Die Fresken in den Wandkapellen: 1. Kreuzigung, mit Heiligen,
von 1293; 2. Kruzifixus zwischen Maria, Johannes und
Heiligen, von Francesco d’Antonio; 3. Muttergottes zwischen
Bartholomäus und Stephanus, Gemälde von Matteo
Giovannetti. – Säule aus Marmor, von 1081.
Wir gehen aus der Kirche hinaus, halten uns rechts und betreten durch die Gitterpforte
den
*** Kreuzgang aus dem elften Jahrhundert.
Wir gehen aus dem Kreuzgang hinaus, auf der Gasse rechts und auf der Quergasse
links leicht bergauf. Wir bleiben nun immer auf dieser „Via San Lorenzo“,
schreiten auf ihr über die „Piazza della Morte“ mit dem Brunnen ** Fontane
della Morte des 14. Jhs., und kommen hier vorbei am links erbauten
*** Palazzo S. Tommaso. Der Palast besitzt mächtige Doppelfenster
und Erdgeschossarkaden sowie eine Loggia und einen
romanischem Geschlechterturm, der um die hohen Stockwerke
gekappt wurde (der Wohnturm von geächteten Geschlechtern
wurde regelmäßig um die oberen Stockwerke gekürzt).
Wir wandern weiter auf der „Via S. Lorenzo“, gehen schließlich über den
*** Ponte del Duomo, eine Brücke,
von der wir malerische *** Ansichten haben, und vorbei am rechts stehenden
*** Palazzo Farnese. Der Palast besitzt antikes Mauerwerk des
13. und 14. Jhs., erscheint aber überwiegend im gotischen Stil
des 15. Jhs. und mehrfach restauriert. Hier soll Papst Paul III.,
das ist Alessandro Farnese, 1468 geboren worden sein. Der Palast
besitzt eine hölzerne zweigeschossige Loggia. Die Ansicht
des Innenhofes wird von einer wuchtigen Treppe bestimmt.
Wir gelangen auf die Piazza S. Lorenzo. Hier steht links der Palazzo,
*** Casa di Valentino della Pagnotta. Der Palast ist im Wesentlichen
aus dem 15. Jh., allerdings sichtlich in romanischen
Teilen des 13. Jhs. errichtet, mit zweibogiger Loggia sowie reichem
Maßwerkdekor.
An der gegenüber liegenden Seite des Platzes steht der
*** Palazzo dei Papi (Palazzo papale = Papstpalast). Zwischen
1257 und 1287 residierten hier sage und schreibe acht Päpste.
Von der Loggia aus hat man eine
**** Ansicht über das Land bis Montefiascone.
Viterbesen und Päpste
Viterbo besitzt seit dem Jahre 1095 eine republikanische Verfassung.
Im Bewusstsein dieses Vorzugs muss man sich die nun
ergebende Geschichte der Viterbesen einmal vor Augen führen.
Viterbo war viermal Stätte von Konklaven (streng abgeschlossener
Versammlungsraum der Kardinäle bei Papstwahlen). Heraus
kamen: Gregor X, Johannes XXI., Martin IV. und Urban
IV.
Letzterer hat Rom nie gesehen, ein Schönheitsfehler, der ihn sicher
gekümmert hat. Dafür verfügte Urban den Fronleichnamstag,
was ihm im Gedächtnis der Nachfahren einen Platz einräumte,
besonders den Deutschen, denen jährlich ein arbeitsfreier
Tag ins Haus steht und Kurzurlaubern meistens ein verlängertes,
freies Wochenende.
1144 vertreiben Volk und Senat Papst Lucius II. aus Rom. Die
Viterbesen empfangen ihn mit offenen Armen, um Rom eins
auszuwischen, denn Rom hasst seine Päpste, Viterbo liebt sie –
und liebt die staufischen Herrscher. Daher ist die Stadt Operationsbasis
des waiblinger Heeres. Das nutzt den Papst aber gar
nichts, wird er doch bei einer kriegerischen Auseinandersetzung
„totgeworfen“.
Wie könnte es anders sein, bekämpfen sich die Kontrahenten
mit dem Segen ihrer geistlichen Beistände. Das ist auf römischer
Seite ab 1159 Rolando Bandinelli aus Siena, besser bekannt
als Papst Alessandro III., und auf viterbischer der vier
Jahre residierende Gegenpapst Paschalis III., der 1165 Karl den
Großen heilig spricht. Der tote Kaiser wird’s ihm danken, weilte
er ansonsten doch immer noch unheilig im Himmel. Der
viterbische Beistand wird erhöht durch den geistlichen Kölner
Reinald von Dassel, der für Rotbart Friedrich I. das Umland
Roms verwüstet. 1167 dankt Friedrich den Viterbesen für ihre
Hilfe mit einem neuen Stadtwappen: der Kaiseradler in den
Pranken des Löwen. Man sieht, die Viterbesen sind geschickt.
Für nicht minder schlitzohrig halten sich die Stadtväter von
Ferento in Latium. 1169 verbünden sie sich mit Viterbo, wer
hätte eine solche Stadt nicht gern zum Partner, gegen die Stadt
Nepi. Die Viterbesen rücken gegen Nepi und gedenken sich am
Monte Cimino mit den Ferentinern zu vereinigen. Diese jedoch
vollbringen das Schurkenstück, das von jeder Verteidigung entblößte
Viterbo zu überfallen und zu plündern. Die Rache soll
fürchterlich sein. 1170 fällt Ferento in Asche, und die Palme in
dessen Wappen wird der viterbischen hinzugefügt.
Mit der Palme hielt der Teufel Einzug in die Stadt, denn kaisertreue
(ghibellinische = staufisch-waiblingische) Bürger und
päpstliche (guelfische = welfische) Bürger schlagen sich die
Köpfe ein. Da weiß Papst Innozenz IV. Rat. Kurzerhand vermählt
er zwei junge Männer mit zwei jungen Mädchen aus den
rivalisierenden Parteien miteinander. Von da an darf man
Viterbo päpstlich nennen, wovon der Papstpalast zeugt. Ihre rüden
Sitten aber halten die Viterbesen bei, wie die Geschichte
fürderhin beweisen wird.
Nach dem Tod Clemens des IV. im Jahre 1268 können sich die
Kardinäle drei Jahre lang nicht für einen Kandidaten entscheiden.
Bonaventura da Bagnoregio empfiehlt daraufhin der Stadtverwaltung
von Viterbo drakonische Maßnahmen: zuerst
schließt man die Herren Kardinäle ein. Es hilft nichts. Dann
kürzt man den Inhalt des Futtertrogs. Es hilft nichts. Schließlich
deckt man das Dach ab und setzt die Herren unter Regen, Wind
und Sonne. Es hilft, möglicherweise aber aus einem anderen
Grund: man hatte lange genug der Frauen entbehrt. Man wählt
den auf Pilgerreise im Heiligen Lande befindlichen Bischof von
Lüttich zum Papst. Er, Gregor X., hätte sich auch im Falle des
Dabeiseins nicht wehren können. Immerhin bewirkte die
Papstwahl neue Konklavebestimmungen.
Von Stund’ an entwickeln die Viterbesen ein merkwürdiges
Verhältnis zu hiesigen Papstwahlen. Allerdings steht das
Schicksal ihnen nicht gerade günstig bei.
Der 1276 zum Papst gewählte Hadrian flüchtet aus dem von
Malaria verseuchten Rom hinter seinem Ruf als Geizkragen her,
der vorher schon in Viterbo eingetroffen war. Das hat den
Viterbesen gerade noch gefehlt, dass ihnen ein – auch noch in
Rom gekrönter – Papst die Krankheit anschleppt. Hadrian muss
den Unmut gespürt und nicht verwunden haben, denn er schläft
hier nach 40 Tagen Regierungszeit amtsmüde, wie er war, für
immer ein. Daraufhin wird ein gewisser Herr Dante so dreist
sein und den Stellvertreter Gottes ins Fegefeuer schicken. Er
dichtet: „Meine Bekehrung, wehe mir, kam spät. Erst als ich
Oberhirte war in Rom, durchschaute ich die Täuschungen des
Lebens. Vorher war meine Seele heimatlos, Ferne von Gott und
ganz in Geiz befangen.“
Nicht genug des Ungemachs für die Viterbesen. Papst Johannes
der XXI. wird nicht nur in Viterbo gewählt, sondern auch noch
im Jahre 1276 im hiesigen Papstpalast unter den Wänden seines
Studierzimmers begraben, das von Büchern überlastet war. Da
der Papst aber passionierter Hobbychemiker ist, mag es wohl
sein, dass er unvorsichtig rumgewerkelt hat. Jedenfalls ist auch
von einer Explosion die Rede.
1277 soll ein Orsini Papst werden – und zwar in Rom. Pfui Teufel.
Prompt bestellt man in Viterbo einen Orsini zum Bürgermeister
und preist die Stadt mit ihren Vorzügen dem vermutlichen
neuen Papst an. In diesem Brief aus dem Jahre 1278 verspricht
man den Inquisitoren freie Hand. Bei Auseinandersetzungen
um Immobilien solle die päpstliche Seite stets Recht erhalten.
Ja, gar die Huren wolle man aus der Stadt vertreiben.
Der Orsinipapst Nikolaus III. nutzt dergleichen Angebote ausgiebig
und versorgt seine Familie mit Besitztümern um Viterbo
herum, ohne jedoch in die Stadt zu ziehen. Möglicherweise hat
ihn die ein wenig übertriebene Offerte mit den auszuweisenden
Huren abgeschreckt. Um über einen Umzug nachzudenken hat
Nikolaus bis 1281 Zeit, dann ist er plötzlich um die Ecke ge-
acht. In der Folge jagen die Viterbesen die Orsini wie die Hasen.
Am folgenden Ereignis tragen die Viterbesen jedoch selbst
Schuld. 1281 brechen sie ins Konklave ein, verhaften zwei ihnen
unbeliebte Kardinäle und sperren den Kardinal Matteo Rosso
Orsini in den Hungerturm, allerdings nicht, ohne ihn vorher
gehörig durchgeprügelt zu haben. Drei Wochen später wählt
man Martin IV. zum Papst. Dieser befreit Orsini aus dem Bau,
vergewissert sich dessen Blessuren und verlässt Viterbo wutschnaubend,
tut dies allerdings nicht, ohne die Stadt in Bann zu
schlagen.
Sechsundneunzig Jahre lang wagt kein Papst mehr einen Fuß in
die Stadt Viterbo zu setzen. Was die Viterbesen tun, tun sie
gründlich, und sie pflegen an ihrem Brauchtum zu hängen. An
eben dergleichen Bräuche gewohnt, bedrohen sie Urban V. mit
tumultartigen Aufständen, als er im Jahre 1376 den Ort durchreist,
so dass das geistliche Oberhaupt die Stadt fluchtartig verlässt.
Dass sich daraufhin in Viterbo überhaupt noch Päpste blicken
lassen, hängt damit zusammen, dass die Zustände in Rom noch
schlimmer sind.
*
Wir wandern weiter in die Kathedrale
**** S. Lorenzo. Der Dom des 12. Jhs. wurde auf Fundamenten
der etruskischen Akropolis errichtet, im 14. Jh. gotisch verändert
und 1560 mit neuer Fassade versehen. Der gotischtoskanische
Campanile stammt aus dem 14. Jh. Im 2. Weltkrieg
hat das Gotteshaus großen Schaden genommen. – Neben
dem Bau steht das Baptisterium aus romanischer Zeit.
Im Inneren teilen zwanzig Monolithsäulen mit beachtenswerten
Kapitellen die drei Schiffe.
Linkes Seitenschiff. Apsis: Madonna della Carbonara, 12. Jh.
(Kopie; Original im Dommuseum). –
5. Laurentius speist Arme, Gemälde von Carlo Maratta.
Rückwand: Freskenrest des 15. Jhs.: Muttergottes.
Rechtes Seitenschiff. Außenwand: 1. Laurentius empfängt die
Kommunion, von Marco Benefial, 18. Jh.; 2. (in der Kapelle)
Altarblatt: Martyrium der Valentinus und Diarius, von Morandi,
1697, sowie links wie rechts an den Wänden: Martyrium zweier
Heiliger, von Ansanti; 3. Gemälde der Heiligen Familie mit
Bernardino von Siena, von Giovanni Francesco Romanelli;
4. Gemälde der Enthauptung Johannes des Täufers, von Francesco
d’Ancona, 1470;
5. Davor: Taufbrunnen von 1470;
6. Kapelle mit der Vermählung der Katharina von Siena mit Jesus,
zuzüglich zweier Heiliger, 13. Jh. sowie Freskenrest der
Muttergottes (über dem Eingang), 14. Jh.
Das Mittelschiff. Rest des ursprünglichen Bodenbelags aus dem
12. Jh.
Wir gehen aus dem Dom hinaus und rechts ins
*** Dommuseum (10-13, 15-20 Uhr).
Stephanus und Laurentius, 14. Jh.
Im Ticket ist drin: Sakrale Schätze des Museums (lohnend, auch, weil man
dort ohne Führung durchgehen darf) sowie eine Führung in den Barockchor
(wird aber nur gemacht, falls keine Messe ist), Führung in den Konklavesaal
(nicht lohnend, da der Raum von innen total kahl sowie sehensunwert ist,
auch nichts bringt und man einen halbstündigen Vortrag über sich ergehen
lassen muss) und Führung in die Loggia (nicht lohnend, da die von außen viel
schöner ist und von innen genauso aussieht). Empfehlung: Man gehe ins Museum
und spare sich die Zeit der Führung.
*** Torre di Borgognone, ein imposanter Turm,
links über die „Piazza del Gesù“, vorbei an einer ** Fontana aus alten Teilen,
z. B. des 14. Jhs., doch soll die Schale romanisch sein, und in die Kirche
*** Il Gesù (bzw. San Silvestro). Das Gotteshaus ist ein romanischer
Bau des 11. Jhs., dessen Fassade an den Dachschrägen
von Tierskulpturen bekrönt wird.
Das Innere. Das Holzkruzifix wurde im 17. Jh. geschnitzt. –
Das Fresko Noli me tangere ist von 1540.
Guido von Monfort
Kronprinz Eduard I. von England tötete in einer Schlacht den
Oppositionellen Earl of Leicester, letzterer ein Spross aus dem
Hause Monfort war. Das hatte zur Folge, dass die Beziehung
zwischen den beiden Geschlechtern arg belastet wurde. Um nun
die schlechte Stimmung zwischen den beiden Adelsfamilien
aufzulockern, sandte Eduard I. seinen Bruder, den Prinzen
Heinrich von Cornwall, nach Viterbo, dort nämlich weilte Guido
de Monfort, Sohn des Earl of Leicester, welcher von Karl
von Anjou hier als Vikar eingesetzt worden war. Heinrich von
Cornwall hatte die Aufgabe, Frieden zu stiften.
Leider kam es nicht dazu. Während einer Messe in der Kirche Il
Gesù am 14.3.1272 stürmte Guido in die heilige Handlung hinein,
um sich Heinrich vorzunehmen. Dieser, unbewaffnet, konnte
noch bis zum Altar flüchten, sich, den Herrn um Hilfe anflehend,
daran festhalten, was ihm jedoch nichts nutzte. Guido
schlug mit seinem Schwert auf ihn ein, hieb ihm einfach die
Hand ab, packte ihn und schleifte den an der Angelegenheit völlig
unschuldigen Heinrich aus der Kirche hinaus. Auf dem
Kirchplatz angekommen, war Heinrich schon im Himmel. Guido
flüchtete vor den Viterbesen, die Prinz Heinrich sehr gemocht
hatten.
Papst Gregor X. versprach Eduard eine gründliche Untersuchung
des Vorfalles; anstatt einer Bestrafung handelte sich
Guido 1277 die Verzeihung des Papstes ein, avancierte und
vergnügte sich schließlich als Kommandant der vatikanischen
Truppen.
*
Wir gehen aus der Kirche hinaus, auf dem Platz nach links in die „Via del
Gesù“, auf der Quergasse rechts und vorbei am links erbauten
*** Palazzo Chigi, ein Renaissance-Bauwerk, neben mittelalterlichem
Turm, mit beachtenswertem Innenhof, darin Loggia,
Portale, Treppenaufgänge und Holzdecken eine Einheit bilden.
Auf der quer verlaufenden Via S. Lorenzo wandern wir links. – Später wandern
wir auf die
***** Piazza del Plebiscito, das historische Zentrum Viterbos.
Die Gebäude aus der Zeit zwischen 1450 und 1550 bilden ein
einheitliches Ensemble.
Hier wandern wir zum links erbauten
*** Palazzo del Prefettura, der ursprünglich aus dem 15. Jh.
stammt, auch Palazzo Comunale heißt und 1771 neu konstruiert
wurde, mit erholsamem Hof (nicht mehr zugänglich; Polizei) samt
Loggia und Brunnen. – Die Ratskapelle im Inneren wurde 1610
barock stuckiert. Die berühmten Persönlichkeiten im Ratssaal
wurden 1558 gemalt. Baldassare Croce schuf 1588 die Bilder
aus der viterbischen Geschichte im Parlamentssaal.
Johann Caspar Goethe
Mai 1740: „Lassen Sie mich nun berichten, dass ich auf dem
Weg nach Florenz über Storta, Bracciano, Monterosi,
Ronciglione und Montagna nach Viterbo reisen musste; alle
diese Orte sind Poststationen, das kleine Dorf Ronciglione ausgenommen,
das der Familie Borghese gehört, wie das Wappen
an den Türen anzeigt. Schließlich erreichte ich Viterbo, das die
Hauptstadt von der Gräfin Mathilde dem päpstlichen Stuhl geschenkten
Gebietes und zugleich die Vaterstadt des verlogenen
Dominikanermönchs und Geschichtsschreibers Giovanni Annio
ist. Viterbo ist von mittlerer Größe, überwiegend aus Stein erbaut
und wird von einer Mauer umgeben. Außerdem ist es mit
viereckigem Felsgestein gepflastert.
Einst war Viterbo eine namhafte Stadt, dennoch genießt es heute,
trotz seiner vielen Bewohner kein großes Ansehen mehr. Die
Kürze meines Aufenthaltes gestattete mir zwar keine langen
Besichtigungen, aber ich konnte immerhin dem Rathaus einen
flüchtigen Besuch abstatten...“
*
Diesem Palast rechtwinklig angebaut ist der
*** Palazzo dei Priori, aus dem 15./16. Jh.
Hier befinden sich im schönen Innenhof
ein Brunnen des 17. Jhs., stehen etruskische Sarkophage.
*** Palazzo del Podestà, ein Gebäude des 13. Jhs., das vielfach
umgebaut wurde.
Dort steht auch die
*** Stadtsäule mit den Wahrzeichen Löwe, Palme und Adler.
Östlich steht die Kirche
*** Sant’Angelo. Der schlichte romanisch-lombardische Bau
aus dem 11. Jh. wurde immer wieder umgebaut. An der Mauer
der romanischen Kirche ist der Sarkophag der Galiana (Kopie)
angebracht.
Galiana.
Eine Legende belegt die Rivalität zwischen Rom und Viterbo.
Die Viterbesin Galiana soll im 12. Jahrhundert gelebt haben
und von einem Römer zur Frau erwählt worden sein. Sie verweigerte
sich diesem jedoch hartnäckig. Daraufhin war der stolze
Römer so unfreundlich, die Stadt zu belagern. Als ihm sein
Unterfangen jedoch keinen Erfolg beschied, entschloss er sich,
wieder abzuziehen, vorausgesetzt, die von ihm geliebte Galiana
verabschiede ihn von der Höhe der Stadtmauer herab. Die Bedingung
wurde erfüllt. Als Galiana hoch oben auf den Zinnen
stand, holte sie ein Pfeil vom Bogen des heimtückischen Römers
von dort herunter.
*
Wir verlassen die Piazza durch den Bogen zwischen dem Palazzo del Podestà
und dem Palazzo dei Priori. Sollte der Zugang hier möglich sein, so gelangt
man in den ersten Stock des Podestà-Palastes. Dort könnte man das soeben
beschriebene Innenleben bestaunen. Ansonsten kommen wir zur links unterhalb
der Straße erbauten, über die Treppe zu erreichenden Kirche
*** S. Maria della Salute. Die Kirche der Maria der Rettung/des
Heils aus dem 14. Jh. ist ein Zentralbau und besitzt eine
Fassade im Schachbrettmuster aus rotem und weißem Marmor,
darin eingelassen ein gotisches Portal von 1320, auf dem
Weinlaub und Reben die Barmherzigkeit darstellen; außerdem
sieht man u. a. den thronenden Jesus, Maria sowie die Höllenfahrt,
Kreuzigung und Heilige.
Wir gehen aus der Kirche hinaus, links treppauf, auf der „Via Ascenzi“ links,
dann über den Platz, daraufhin vor der Rotunde
*** S. Maria della Peste, der Pestkirche von 1494, jetzt
Wir gehen aus der Kirche hinaus und halten Richtung auf die „Via Maria SS.
Liberatrice“. – Später wandern wir auf der „Piazza S. Faustino“ in die Kirche
*** SS. Faustino e Giovita. Zurückgehend auf das 13. Jahrhundert
wurde die Kirche bis ins 18. Jh. immer wider verändert
und zeigt sich daher im klassizistischen Gewande. Der Turm ist
aus dem 17. Jh.
Das Innere. Links des Hauptaltars befindet sich ein Bild byzantinischer
Schule des 16. Jhs.: Die Jungfrau von Konstantinopel.
Wir gehen aus der Kirche hinaus und auf der Piazza links auf die „Via S.
Faustino“. – Kurz darauf wandern wir links ins Museum in der Burg
*** Rocca Albornoz. Der Komplex ist eine päpstliche Zwingburg
von 1357, die vielfach umgebaut wurde.
Aegidius Albornoz
Um 1310 geboren, 1467 gestorben erreichte es der Spanier zu
den Ersten seiner Zeit zu zählen. Besonders die Städte Latiums
und Umbriens sind mit seinem Namen verbunden. Albornoz
brachte es bis zum kastilischen Erzbischof und königlichen
Kanzler. Als er mit dem König in Konflikt geriet, floh er zum
Hof des Papstes, der zu jener Zeit in Avignon weilen musste.
1350 wurde er dort zum Kardinal erhoben. Der Papst sandte ihn
als Legaten nach Mittelitalien, wo er die dem Klerus abtrünnigen
Städte, die an der Kaisertreue festgehalten hatten oder von
Signori regiert wurden, zurückeroberte. So die Herrschaft wieder
an die in Avignon lebenden Päpste bringend, bereitete er
den Boden für die Rückkunft des Heiligen Vaters nach Rom.
*
*** Museo Nazionale Etrusco. (Mi-Mo 9-19.30 Uhr). Das Archäologische
Museum informiert per Schautafeln und Modellen
über das Leben der Etrusker, es stellt deren gefundene Tonwaren
und Grabbeilagen aus, zeigt den ersten etruskischen Zweiradwagen
sowie Säulen und römische Musen.
Wir gehen aus dem Museum hinaus, nach links, auf der „Piazza di Rocca“ her
zwischen rechts stehendem
*** Brunnen von 1575
und links erbauter
*** Porta Fiorentina
auf die „Via S. Francesco“. – Später wandern wir in die Kirche
*** S. Francesco alla Rocca. Der gotische Bau der Burgkirche
von 1236 mit Veränderungen von 1373, der im Zweiten Weltkrieg
fast völlig zerstört worden war, besitzt ein Portal von
1372 und eine Außenkanzel des 15. Jhs., von der 1426 Bernardino
von Siena predigte.
Das Innere ist einschiffig. Die Holzdecke wird von fünf Spitzbögen
getragen.
Rechter Querhausarm, Rückwand: Grabmal des Pietro di Vico
(+1268) mit Marmorintarsien.
Frontwand: Von Cosmaten geschmücktes Grabmal. mit liegendem
Hadrian V. (+1276).
Die Cosmaten
Cosmaten nannte sich ein Zusammenschluss mehrerer Künstlerfamilien
zwischen 1150 und 1350, die Cosmas als Vornamen
evorzugten. Sie schufen Mosaiken in Anlehnung an die arabischen
Vorbilder Süditaliens.
*
Die Figur des Hadrian schuf Arnolfo di Cambio.
Arnolfo di Cambio
Arnolfo di Cambio, dessen Geburtsdatum um 1245 in Colle di
Val d’Elsa angesetzt ist, gilt als der Hauptmeister der italienischen
Gotik. Zunächst war er in Rom und in Perugia als Bildhauer
tätig, unterhielt gegen Ende seines Lebens Werkstätten in
Rom und Florenz. Die ersten Pläne für den Palazzo Vecchio,
für den Dom und für S. Croce, sämtlich in Florenz, werden ihm
zugeschrieben. Als Schüler von Niccolò Pisano arbeitete er
auch an der Domkanzel in Siena mit. Ähnlich anderen Bildhauern
trat er, wie oben gesehen, auch als Baumeister auf. Arnolfo
starb in Florenz um 1302.
*
Linker Querhausarm: 1. Grabmal Clemens’ IV. (+1268) von
P. Oderisi; davor liegend: Kardinal Pierre Le Gros de Saint-
Gilles; 2. Grabmal für Gerardo Landriano (+1445).
*** Theater, ein Bau von Virgino Vespignani im Stil des Klassizismus,
von 1855,
steht, zu Gunsten der „Via S. Rosa“. – Kurz darauf gelangen wir in die Kirche
*** S. Rosa. Die Wallfahrtskirche ist aus dem 19. Jh., mit einer
Fassade von 1908 und gewaltiger Kuppel aus derselben Zeit.
Rosa.
Rosa, die Franziskanerterziarin, ist die Stadtpatronin Viterbos.
Die Klarissinnen verweigerten die Aufnahme Rosas in ihren
Orden aus wohlbedachten Gründen. Man kann es auch so ausdrücken:
...wegen ihrer Armut verweigerten ihr die Klarissinnen
die Aufnahme. Rosa lebte zwischen 1233 und 1252 und war militante
Papstgängerin, die zum Kampf gegen den waiblinger
Stauferkaiser aus Sizilien, Friedrich II., aufrief. Man kann es
auch so ausdrücken: ...rief in öffentlichen Predigten die Mitbürger
zur Treue zum Papst auf. Mit acht Jahren soll sie schon auf
den Zinnen der Stadt gestanden und den Kaiser geschmäht haben.
Fanatisch ging sie gegen angebliche Häretiker vor.
Irrwitzigerweise wurde sie von den Viterbesen 1249 aus der
Stadt gejagt.
Viel mehr verbrachte sie zu Lebzeiten nicht, vor allem keine
Wunder. Diese stellten sich angeblich erst nach ihrem Tode ein.
Da ihr Körper nicht verweste – man kann es auch so ausdrücken:
...den wollten weder Erd’ noch Himmel –, fanden auch
prompt wundersame Heilungen an ihrem Grabe statt – aber nur
angeblich. So schrieb man vor allem die Ausmerzung der Pest
im Jahre 1643 ihrer Fürbitte zu. Fehlender messbarer Wunder
wegen wurde sie zum Verrecken nicht heilig gesprochen. Das
wohl einzige Wunder stellte sich im 17. Jh. ein. Von nun an
nämlich rechnete sie die Volksseele zur Heiligen – aus Versehen.
Und das ist wirklich ein Wunder.
*
Der Chor. Das Hochaltarbild malte Francesco Modesti, um
1900: Rosa, die Angehörige des Dritten Ordens.
Der Dritte Orden
Nach den Bettelorden kamen im 13. Jh. diese so genannten
Dritten Orden auf. Der erste Orden waren die männlichen
Geistlichen, Mönche, die im Kloster lebten. Der zweite Orden
waren die weiblichen Geistlichen, Nonnen, die in Klöstern lebten.
Der dritte Orden waren die Laien, Tertiäre, die weltlich
oder im Berufsleben tätig wurden und sich bedingungslos den
beiden ersten Orden unterstellten.
*
Linkes Seitenschiff. 2. Kapelle: Polyptychon (vielteiliger Flügel)
von Ballatta, 1441: Muttergottes.
Malerschule von Viterbo
Die Malerschule errang in der Zeit des 14. bis 16. Jhs. höchste
Bedeutung. Ihre größten Vertreter waren die zugleich größten
Maler Latiums im 15. Jahrhundert: Lorenzo da Viterbo und
Matteo Giovannetti. Aber auch Pastura (Antonia da Viterbo)
und Ballatta (Francesco d’Antonio) gehören dazu.
*
3. Kapelle: Muttergottes und Heilige, Gemälde des 19. Jhs.
Rechtes Seitenschiff: 2. Kapelle: Hinter verziertem Gitter im
Schrein: Gebeine der Rosa.
*** S. Giovanni in Zoccoli. Dem romanischen Raum des 12.
Jhs. der Sockel-Johannes-Kirche wurde in der Fassade ein Rosenfenster
mit Evangelistensymbolen und Adlern verliehen.
Im Inneren befindet sich ein Polyptychon (vielflügeliger Altar)
von Ballatta (1441): Muttergottes mit Heiligen.
Wir wandern Richtung haltend über die Piazza und durch den Hausbogen. –
Kurz darauf wandern wir links auf die „Via Niccolo della Tuccia“, halten uns
links durchs Mauertor, gehen in der Unterführung unter der Straße her und ins
*** Museo Civico (Mi-Mo 9-19). Die Exponate werden in den
Räumlichkeiten des aufgelassenen Klosters gezeigt.
, in der Pinakothek Werke von, Vitale da Bologna, Pastura,
Andrea della Robbia u. a. gezeigt sowie eine Pietà von 1524
des Piombo.
Wir gehen aus dem Museum hinaus, nach links und in die Kirche
*** S. Maria della Verità. Die Wahrheitskirche aus dem 14.
Jh. wurde in der Renaissancezeit des 15. Jhs. radikal vergrößert,
im 2. Weltkrieg zerbombt und danach wieder aufgebaut.
Linkes Querhaus: 1. Nährende Maria, 14. Jh.;
2. Fabian, zwischen Sebastian und Rochus, aus dem Umkreis
von Antoniazzo Romano, 15. Jh.; 3. Dreifaltigkeit, aus der
Schule des L. da Viterbo, 16. Jh.; 4. Stigmatisation des Franz
von Assisi.
Das Schiff: Linke Wand: Thronende Muttergottes zwischen Johannes
dem Täufer und Dominikus, von 1611.
Rechte Kapelle: Fresken der Zeit vor 1500: 1. Geburt Mariens
(rechte Wand), 2. Darstellung Mariens im Tempel (linke
Wand), 3. Vermählung der Jungfrau Maria, von Lorenzo da
Viterbo (linke Wand).
Lorenzo da Viterbo
Der Stil des Malers, ein Zeitgenosse des Piero della Francesca,
verrät umbrische Einflüsse.
*
*** Casa di Giovanni di Antonio Baciocchi, das Haus des
Barbiers von Papst Paul III., 1540,
und rechts die Nr. 34,
*** Palazzo dei Mazzatosta.
Später wandern wir auf der „Via Saffi“ links. – Später steigen wir treppab und
gelangen ins
*** Museo della Ceramica (Apr.-Sept. Do-So 10-13, 16-19).
Wir gehen aus dem Museum hinaus, steigen treppauf und wandern vor der
*** Casa Poscia, ein mittelalterlicher Palast des 14. Jhs. mit
fein strukturiertem Treppenaufgang,
rechts. – Auf der „Piazza Fontana Grande“ wandern wir Richtung haltend auf
der „Via G. Garibaldi“ weiter.
5 Minuten später wandern wir hinter der Porta Romana rechts.
2 Minuten später wandern wir an der Gabelung links.
3 Minuten später wandern wir zur Stazione Porta Romana in Viterbo.
Viterbo
RK 07
Ende
*
Diese Kirche liegt außerhalb der Stadt im Nordosten!
(*** Madonna della Quercia. Die Wallfahrtskirche der Muttergottes
an der Eiche wurde zwischen 1470 und 1525 als das
vielleicht harmonischste Renaissance-Bauwerk des gesamten
Latium errichtet. Von der einstigen Vorhalle der quaderverblendeten
Fassade von 1509 sind noch vier Säulen und Pilaster
erhalten. Im Dreiecksgiebel bewachen zwei Löwen das an einer
Eiche aufgefundenen Gnadenbild. In den Lünetten der Portale
stehen Majoliken von 1508 des Andrea della Robbia.
Das dreischiffige Innere besitzt eine Kassettendecke der Renaissance,
nach einem Entwurf des Antonio di Sangallo d. J.,
1518; sie zeigt das Wappen des Farnese-Papstes, Paul III.
Im Apsisgewölbe befindet sich ein Rundbild der Madonna della
Quercia von Truffetta (1519). - Die Bilder hinter dem Hochaltar
stammen von Frau Bartolomeo 1543 (Gottvater), Marietto
Albertinelli (Marienkrönung, Himmelfahrt). - Den Hochaltartabernakel
aus Marmor schuf Andrea Bregno 1490. - Das Chorgestühl
mit seinen Intarsien ist von 1514. - Die Orgel stammt
aus barocker Zeit. Vom Kreuzgang schuf Daniele da Viterbo
das Untergeschoß, wohingegen das Obergeschoß, um 1500, einem
Bramante-Schüler zugeschrieben wird. Der Ort war einst
wundertätige Stätte.
Michel de Montaigne
„Die Kirche ist schön, voll von heiligem Schmuck und unzähligen
Weihegeschenken. Die lateinische Inschrift besagt, dass vor
ungefähr hundert Jahren ein Mann, von Räubern verfolgt und
halbtot, sich zu einer Eiche geflüchtet habe, an der sich dieses
Bild der Madonna befand; er flehte sie an und wurde durch ein
Wunder für die Räuber unsichtbar und entkam so der nahen
Gefahr. An dieses Wunder knüpft sich die besondere Verehrung
der Madonna.“
Carlo Borromeo
So steht es im Führer. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht
abgelaufen. Gott sei Dank, können wir Nachgeborenen sagen.
Erbauen wir uns also.
Unglücklicherweise muss dem Kardinal Giovanni Francesco
Gambara mitten in seine in Ausführung stehende Planung ein
seltsamer Heiliger in die Quere kommen: Carlo Borromeo. Jener
bis zur Selbstaufgabe sich für Reformen hingebende
Milanese liest dem Kardinal die Leviten und reibt ihm Vergeudung
unter die Nase. Statt solch unchristlicher Verschwendung
soll Giovanni Francesco doch bitte ein Nonnenkloster bauen.
Auch das noch. Da war nichts zu machen. Der hl. Karl Borromäus,
wie er so schön deutsch geheißen wird und somit wie ein
germanischer Heiliger wirkt, führt eine Spesenkontrolle ein, der
sich der Kardinal zu unterwerfen hat, und prompt ist der Bauherrlichkeit
erst einmal ein Ende gesetzt. Aber gewiefte Katholiken
wären keine gewieften, wenn sie keinen Ausweg fänden.
Und der Schlauesten aller dürfte der Herr im Himmel sein. Der
nämlich nahm den hl. Borromäus aus dem Leben. Das muss den
Bauherrn zu neuer und noch eifrigerer Tätigkeit angeregt haben,
denn im Todesjahr des Heiligen schreibt jemand der zu eben jener
Zeit dort weilt und der es wissen muss:
Michel de Montaigne,
„Vor allem kommt das Wasser frisch aus der Quelle...und zwar
in solchem Überfluss ..., dass es für tausend Wasserkünste
reicht. Neben den tausend Teilen jenes kunstreichen Körpers
erblickt man eine hohe Pyramide, welche in zahlreichen Abwechslungen
das Wasser in die Höhe spritzt...Die Teiche und
die Pyramiden vermag man auf schönen Wegen zu umschreiten,
welche von hübschen, kunstreich in Stein gearbeiteten Geländern
gefasst sind.
Im Westen von San Martino:
Castello di Vignanello
***** Giardino all’italiana. Der Anlage sind zwei Palazzini
mit Loggien, vier Mohren (von Taddeo Landini), eine Fontana
dei Lumini, also ein Brunnen der Lichter, Grotten, die Fontana
dei Giganti, also ein Brunnen von Flusspersonifikationen, ein
Delphinbrunnen und ein Sintflutbrunnen eingeplant.
Liegt nahe Viterbo, allerdings außerhalb der Stadt im Osten.
Bagnaia
*** Villa Lante. 1477 begonnen wird der Bau der Villa unter
Kardinal Giovanni Francesco Gambara zwischen 1566 und
1578 von Vignola vollendet. Kardinal Alessandro Montalto
lässt dann zwischen 1585 und 1590 einen weiteren Pavillon und
die Brunnen des Parks anlegen.
RK A07
Viterbo
Ende
*