Mai 2012 - Bürgerblick
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Reportage<br />
Mensch Alter, dass ich Dich<br />
noch persönlich kennenlernen<br />
durfte. Seit Jahrzehnten<br />
begleitest du mich mit Deiner<br />
Musik. Hab deine Abstürze<br />
verfolgt und all das<br />
Geschreibsel über dich, als<br />
du ganz tief unten im Keller<br />
warst. Hast gesoffen, gehurt<br />
und dir nach eigenen Angaben<br />
22 Mal die Kavalierskrankheit<br />
Tripper geholt.<br />
Du bist auf einem Berg von<br />
Schulden sitzengeblieben -<br />
über 500.000 Euro. Keiner<br />
hätte mehr nur einen Cent<br />
für Dich gegeben. Und doch<br />
bist du jetzt wieder oben.<br />
Weil du ein Lebensmotto<br />
hast und das heißt: „Steh<br />
auf Mann und bleib nicht liegen.“<br />
Jetzt sitzen mein junger Kollege<br />
Ilhan Coskun und ich<br />
neben Dir. Hier im Harburger<br />
Hafen auf Deinem gemütlichen<br />
Hausboot und wollen<br />
wissen, wie du damals all<br />
die Negativschlagzeilen verkraftet<br />
hast und was du den<br />
Dummschwätzern heute zu<br />
sagen hast, die dich damals<br />
längst abgeschrieben haben.<br />
Deine Antwort: „Ich bin zu<br />
alt, um mir noch etwas gefallen<br />
zu lassen. Ich habe es in<br />
meinem Leben zu oft mitten<br />
in die Fresse bekommen, um<br />
mir überhaupt noch etwas<br />
gefallen zu lassen. Ich habe<br />
auch keine Lust mehr, mir etwas<br />
gefallen zu lassen.“<br />
Am 11. Juni wirst du 70 Jahre<br />
alt, Gunter Gabriel. Ich<br />
bin zehn Jahre jünger. Männer<br />
in unserem Alter gehen<br />
zur Krebsvorsorge. Ich weiß<br />
nicht, ob du deine Darmspie-<br />
Seite 12<br />
Henrie Laib über seinen Besuch bei Countrysänger Gunter Gabriel, der 70 Jahre alt wird!<br />
„Alter, Du bist schon eine coole Type!“<br />
Alter schützt vor Torheit nicht! Immer zu einem Späßchen aufgelegt: Countrysänger Gunter Gabriel zeigt Henrie Laib den „Stinkefinger“<br />
gelung schon hinter Dir hast.<br />
Aber ich kann mir vorstellen,<br />
wenn Du da auf der Liege<br />
liegst und dein Proktologe<br />
kommt mit dem Koloskop,<br />
dass du ihm erst mal freundschaftlich<br />
auf die Schulter<br />
klopfst und mit deiner sonoren<br />
Stimme sagst: „Doc,<br />
wetten, dass ich in meinem<br />
Leben mehr A....löcher gesehen<br />
habe als Sie?“ Und<br />
wahrscheinlich hast du auch<br />
hier recht. Heute trinkst du<br />
nicht mehr, hast es lieber<br />
etwas ruhiger. Aber bei den<br />
Frauen hast du immer noch<br />
einen Schlag. Du bist wieder<br />
oben. Die GEMA-Tantiemen<br />
fließen dank deiner neuen<br />
CD. Dein Johnny Cash-Musical<br />
ist ständig ausverkauft<br />
und dein Terminkalender<br />
voll. Die TV-Sender reißen<br />
sich um dich. Weil du Klartext<br />
redest und nicht darauf<br />
achtest, ob du jemand auf<br />
den Schlips trittst. Du lebst<br />
seit über zehn Jahren auf<br />
einem Hausboot - ein paar<br />
Kilometer weiter in Tötensen<br />
steht die Luxusvilla deines<br />
Musikerkollegen Dieter<br />
Bohlen. Aber beneiden, so<br />
sagst du, tust du ihn nicht.<br />
„Das Wort Neid kenne ich<br />
gar nicht. Wenn einer Neider<br />
hat, sollte er sich nicht davon<br />
beeindrucken lassen. Wenn<br />
andere mehr Erfolg haben<br />
als ich sage ich nur ‚Herzlichen<br />
Glückwunsch‘ und fertig.<br />
Neid ist eine der schlechtesten<br />
Eigenschaften.“<br />
Einmal im Jahr, erzählst du,<br />
spielst du für „nothing“ in<br />
Altenheimen. Oder auch im<br />
Knast. So, wie Dein großes