Mai 2012 - Bürgerblick
Mai 2012 - Bürgerblick
Mai 2012 - Bürgerblick
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Lebenshilfe<br />
Dr. phil. Erika Neuser über das Thema:<br />
Wenn wir uns für Tage niedergeschlagen,<br />
gereizt,<br />
nutz- und kraftlos fühlen,<br />
hat dies meist mit, z.B.<br />
schwankendem Klima, Ärger<br />
am Arbeitsplatz, missverstandene<br />
Äußerung, zu<br />
tun. Wir sind dann für einige<br />
Tage einer Depressivität<br />
ausgesetzt, die vorübergeht.<br />
Nicht vergleichbar ist die<br />
begrenzte Niedergeschlagenheit<br />
mit dem klinischen<br />
Krankheitsbild der Depression.<br />
Die Depressionen<br />
gehören zu den häufigsten<br />
Erkrankungen neben<br />
Herz-/Kreislauf und Krebs.<br />
Dennoch wird gerade die<br />
Depression am wenigsten<br />
ausgesprochen. Daher erhebt<br />
sich die Frage, ob wir<br />
immer mehr verlernen, dass<br />
Körper, Geist und Seele als<br />
ein Ganzes zu sehen sind!<br />
Depressionen sind psychische<br />
Störungen, die je nach<br />
Schwere der Erkrankung die<br />
sozialen und beruflichen Ak-<br />
Leben mit Depressionen<br />
tivitäten nach und nach erheblich<br />
beeinträchtigen.<br />
Die Auswirkungen bei depressiv<br />
erkrankten Menschen<br />
sind so unterschiedlich<br />
wie die Menschen selbst. Die<br />
Symptome wirken sich in<br />
Ess-/Schlafstörungen, Verzweiflung,<br />
Aggressivität, innere<br />
Leere, Ausweglosigkeit<br />
bis hin zu Suizidgedanken<br />
aus.<br />
,Warum erkranke ich an Depressionen?‘<br />
Eine gute Frage,<br />
die nicht mit ein/zwei<br />
Sätzen beantwortet werden<br />
kann. Die menschliche Psyche<br />
lässt sich nicht in Schubladen<br />
einordnen, wie z.B.<br />
ein chirurgischer Eingriff.<br />
Die Wissenschaft hat die<br />
Depression in drei Faktoren<br />
eingeteilt.<br />
Die endogene Depression<br />
unterliegt einer gewissen<br />
Veranlagung/ Vererbung.<br />
Wir alle haben Erbanteile<br />
von unseren Eltern, Großeltern,<br />
Tanten und Onkel in<br />
uns, die uns positiv wie negativ<br />
prägen und von uns<br />
übernommen werden.<br />
Die reaktive Depression hat<br />
zur Folge, dass der Mensch<br />
ein tief greifendes, schmerzliches<br />
Ereignis/Erleben nicht<br />
verkraftet, wie z.B. der Tod<br />
eines geliebten Menschen,<br />
ein tragischer Unfall, eine<br />
verschmähte Liebe. Hier<br />
fehlt die Kraft des Verarbeitens<br />
und des Loslassens.<br />
Gerade das Loslassen ist eine<br />
der schwersten Aufgaben<br />
des Menschen.<br />
Die neurotische Depression<br />
wird überwiegend durch<br />
äußere Einwirkungen ausgelöst.<br />
Der Mensch tut sich<br />
schwer, Entscheidungen zu<br />
treffen, die vielleicht zum<br />
Verlust eines Anderen oder<br />
einer liebgewordenen Sache<br />
führen können. Manche<br />
Entscheidungen müssen ge-<br />
Seite 27<br />
troffen werden, um den Alltag<br />
und die Psyche nicht zu<br />
belasten. Da gibt es noch die<br />
postnatale Depression bei<br />
Wöchnerinnen, die sich nach<br />
der Entbindung dem Neugeborenen<br />
und den künftigen<br />
Anforderungen gegenüber<br />
überfordert fühlen. Selten<br />
entwickelt sich aus dieser<br />
Phase eine Depression, vielmehr<br />
überwiegt die Freude<br />
über das neue Leben.<br />
Depressionen können sich<br />
auch einstellen, wenn der<br />
Mensch nur schwer mit Belastungen<br />
jeder Art umgehen<br />
kann und die Belastbarkeit<br />
nicht ausreicht, um<br />
Probleme zu bewältigen.<br />
Jeder psychisch Erkrankte<br />
trägt eigenverantwortlich<br />
die Entscheidung, einen<br />
Arzt, psychologische oder<br />
psychiatrische Hilfe aufzusuchen<br />
und anzunehmen.<br />
Ganz wichtig sind darüber<br />
hinaus verständnisvolle Gespräche!