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Download - Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig

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3 | 2013 <strong>Evangelisch</strong>e Perspektiven | 11<br />

Interview<br />

Häufig wird kritisiert, die evangelische Kirche sei durch<br />

ihre synodale Struktur zu pluralistisch und zu wenig klar<br />

<strong>in</strong> ihrem Auftreten. Teilen Sie diese Kritik?<br />

Ne<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> pluralistisches Me<strong>in</strong>ungsbild gehört <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

demokratischen System dazu. Mehrheitsentscheidungen<br />

s<strong>in</strong>d gut evangelisch.<br />

Welche Macht hat der Präsident e<strong>in</strong>er Landessynode?<br />

Der Präsident selbst hat ke<strong>in</strong>e Macht, er ordnet die Verhandlungen<br />

und sorgt dafür, dass Konflikte angemessen<br />

ausgetragen werden. Die Landessynode hat aber e<strong>in</strong>e ganze<br />

Menge Macht. Und zwar durch die Beschlüsse, die sie trifft.<br />

Deswegen b<strong>in</strong> ich der Me<strong>in</strong>ung, dass die Kräfte <strong>in</strong> der Quadriga<br />

nicht ganz gleich s<strong>in</strong>d. Die Landessynode hat e<strong>in</strong> bisschen<br />

mehr Gewicht als die anderen Leitungsorgane, weil die grundlegenden<br />

Fragen der Kirche hier entschieden werden müssen.<br />

Das heißt aber auch, dass e<strong>in</strong>e Landessynode große<br />

Verantwortung hat. Berücksichtigt das synodale Pr<strong>in</strong>zip<br />

<strong>in</strong> ausreichender Weise, dass für Leitungsentscheidungen<br />

e<strong>in</strong> hohes Maß an Sachkompetenz nötig ist?<br />

Die Synoden kommen <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht sicher immer wieder<br />

an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Wie alle Gremien,<br />

<strong>in</strong> denen Haupt- und Ehrenamtliche zusammenwirken. Meistens<br />

haben die Hauptamtlichen e<strong>in</strong>en Informationsvorsprung.<br />

Deswegen müssen die Ehrenamtlichen von ihnen unterstützt<br />

werden, so dass sie kompetent mitentscheiden können.<br />

Wie wichtig s<strong>in</strong>d Synodale, die von Hause aus e<strong>in</strong>e<br />

besondere Kompetenz mitbr<strong>in</strong>gen?<br />

Die Mitglieder der Landessynode werden durch die<br />

Propsteisynoden gewählt. Dadurch fehlt es manchmal an<br />

Sachkompetenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen. Um diesen Mangel<br />

auszugleichen, kann die Kirchenregierung entsprechende<br />

Personen zusätzlich berufen.<br />

Ist das synodale Pr<strong>in</strong>zip auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Grundlage, um die Kirche zu leiten?<br />

Die Vorteile überwiegen. Die demokratische Mitwirkung ist<br />

gut und richtig. Natürlich s<strong>in</strong>d Kompromisse manchmal mühsam.<br />

Wie politisch dürfen Synoden se<strong>in</strong>?<br />

Die braunschweigische Landessynode war nur bei herausragenden<br />

Fragen politisch, zum Beispiel beim Irak-Krieg,<br />

bei zentralen Umweltfragen oder der Flüchtl<strong>in</strong>gsproblematik.<br />

Bei tagespolitischen Fragen pflegte sie zurecht Zurückhaltung.<br />

Entscheidend ist das richtige Maß. Die Kirche muss<br />

sich nicht zu allem äußern.<br />

Das Tagungszentrum der Landessynode ist seit Jahrzehnten<br />

das Haus Hessenkopf <strong>in</strong> Goslar. Nun hat sich die <strong>Landeskirche</strong><br />

durch Synodenbeschluss von der E<strong>in</strong>richtung als<br />

Eigentümer verabschiedet. E<strong>in</strong>e schmerzliche Entscheidung?<br />

Diese Entscheidung ist vielen Synodalen schwer gefallen,<br />

weil sie viele positive Er<strong>in</strong>nerungen an das Haus haben.<br />

Nicht nur an Synodentagungen, der Hessenkopf war ja e<strong>in</strong><br />

Ort zahlreicher kirchlicher Veranstaltungen. Mir persönlich<br />

hat dieser Abschied auch sehr leid getan, weil die Synode<br />

ganz bewusst hier getagt hat. Der Ort bot stets die Möglichkeit,<br />

auch außerhalb der öffentlichen Sitzungen mite<strong>in</strong>ander<br />

<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen.<br />

Welche Beschlüsse der Landessynode waren aus Ihrer<br />

E<strong>in</strong>schätzung besonders wichtig?<br />

E<strong>in</strong>erseits die Reformbeschlüsse vom November 2010.<br />

Damit hat die Landessynode Maßstäbe gesetzt. Andererseits<br />

hat sie sich stets dafür e<strong>in</strong>gesetzt, dass die <strong>Landeskirche</strong><br />

eigenständig bleibt. Das schließt Kooperationen mit anderen<br />

Kirchen <strong>in</strong> Niedersachsen nicht aus. Und natürlich hat<br />

sich die Landessynode mit Fragen befasst, die jeweils dran<br />

waren. So haben wir zum Beispiel früher als andere über<br />

die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare diskutiert. In der<br />

Folge ist seitdem unter bestimmten Voraussetzungen bei<br />

uns e<strong>in</strong>e solche Segnung möglich. Hannover hat bis heute<br />

ke<strong>in</strong>en entsprechenden Synodalbeschluss.<br />

Was wünschen Sie der neuen Synode?<br />

Ich halte es nach wie vor für richtig, dass <strong>Braunschweig</strong><br />

e<strong>in</strong>e eigene <strong>Landeskirche</strong> bleibt. Die Besonderheiten dieser<br />

Region s<strong>in</strong>d so stark, dass sie e<strong>in</strong>e eigene <strong>Landeskirche</strong><br />

rechtfertigen. Was historisch gewachsen ist, soll man<br />

nicht ohne Not aufgeben. Die Erfahrungen anderer Kirchen<br />

zeigen, dass Zusammenschlüsse nicht immer das richtige<br />

Mittel s<strong>in</strong>d. Häufig gehen die kle<strong>in</strong>eren Kirchen dar<strong>in</strong> unter. In<br />

e<strong>in</strong>er großen niedersächsischen Kirche wäre <strong>Braunschweig</strong><br />

vermutlich nicht mehr als e<strong>in</strong> Sprengel.<br />

Was bedeutet Ihnen Ihre ehrenamtliche Tätigkeit für<br />

die Kirche?<br />

Kirche und Landessynode waren und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> großer Teil<br />

me<strong>in</strong>es Lebens, nach Familie und Beruf der wichtigste. Ich<br />

habe mich gerne für die Kirche engagiert, auch wenn es bisweilen<br />

e<strong>in</strong>e Menge Arbeit war. Me<strong>in</strong>e Aufgabe habe ich vor<br />

allem dar<strong>in</strong> gesehen, Debatten und Beschlüsse zu ermöglichen,<br />

die unsere Kirche zukunftsfähig machen. | mic<br />

Foto: Agentur Hübner

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