Download - Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
Download - Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
Download - Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 | 2013 <strong>Evangelisch</strong>e Perspektiven | 5<br />
Porträt<br />
Leidenschaftlicher Lobpreis<br />
Er kommt aus Detroit (USA), hat den Soul <strong>in</strong> der Stimme und lebt seit zwölf Jahren <strong>in</strong> <strong>Braunschweig</strong>:<br />
X Jones. Als Sänger, Musiklehrer und Dirigent zeigt er Chören, wie Gospel geht. Mit Erfolg und der<br />
Liebe zur deutschen Kultur.<br />
Wo er auftritt, reißt er die Menschen mit: Den Körper<br />
unter Spannung, das Outfit extravagant, die Augen, verborgen<br />
h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er dunklen Brille – so legt er los. Klatscht<br />
rhythmisch <strong>in</strong> die Hände, tänzelt leichtfüßig vor se<strong>in</strong>em<br />
Gospelchor und schmettert mit diesem im Wechsel leidenschaftlich<br />
den Lobpreis – mit e<strong>in</strong>er Stimme, die mehrere<br />
Oktaven umfasst. Dieser Mann ist e<strong>in</strong> Phänomen, e<strong>in</strong> Enterta<strong>in</strong>er<br />
und auch optisch e<strong>in</strong> echter H<strong>in</strong>gucker: der Gospel-<br />
Sänger X Jones.<br />
„X ist wirklich me<strong>in</strong> Vorname“, beteuert der Sänger und<br />
Chordirigent lachend, „auch wenn immer alle denken, das<br />
sei e<strong>in</strong> Künstlername.“ Seit 2001 ist der gebürtige US-Amerikaner<br />
<strong>in</strong> <strong>Braunschweig</strong> aktiv und hat seitdem Soul- und<br />
Gospelgesang auch hier zu e<strong>in</strong>er festen Größe etabliert. Zwei<br />
se<strong>in</strong>er Chöre heißen „Joy Gospel Choir“ und „Devotion“. Mit<br />
ihnen tourt er durch die Lande, bei Gottesdiensten, Hochzeiten<br />
und eigenen Konzerten.<br />
„<strong>Braunschweig</strong> ist die kle<strong>in</strong>ste Stadt, <strong>in</strong> der ich je gelebt<br />
habe“, lacht X Jones, offenbar immer gut gelaunt. Se<strong>in</strong> Alter?<br />
Bleibe se<strong>in</strong> Geheimnis – und erneut folgt e<strong>in</strong> Lachen. Er<br />
kommt aus Detroit, e<strong>in</strong>st „die“ amerikanische Auto-Metropole<br />
und Sitz des legendären Motown-Labels, welches maßgeblich<br />
die Soul- und Popmusik prägte. Viele se<strong>in</strong>er Verwandten<br />
leben noch immer dort. „Wir waren damals e<strong>in</strong>e<br />
sehr große Familie“, er<strong>in</strong>nert sich X Jones, „me<strong>in</strong> Großvater<br />
hatte fünf Geschwister und selbst sechs K<strong>in</strong>der.“<br />
Glaube und Gott spielten <strong>in</strong> der Familie Jones immer e<strong>in</strong>e<br />
große Rolle. Se<strong>in</strong>e Großmutter habe ihre K<strong>in</strong>der an den Sonntagen<br />
<strong>in</strong> die Kirche geschickt. Ihr Credo: „Es ist egal, woran<br />
ihr glaubt, aber geht euch bedanken.“ Und so lernte X Jones<br />
von kle<strong>in</strong> auf verschiedene christliche Konfessionen kennen:<br />
die baptistische über se<strong>in</strong>e Großmutter, die katholische über<br />
se<strong>in</strong>e Mutter, später folgten E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> Methodisten- und<br />
Pf<strong>in</strong>gstgeme<strong>in</strong>den. „Das Spektrum der Gottesdienste reichte<br />
von bes<strong>in</strong>nlich bis lebendig, von getragen bis kraftvoll.“ Aber<br />
Musik und Gesang war immer. Und daher wollte der junge<br />
X Jones bald nur noch e<strong>in</strong>s: s<strong>in</strong>gen.<br />
Gegen den Willen se<strong>in</strong>er Eltern startete er e<strong>in</strong>e professionelle<br />
Musikerkarriere. Vom Tambourmajor und Dirigent<br />
zweier March<strong>in</strong>g Bands zum Tänzer und Choreographen<br />
tourte Jones schließlich mit verschiedenen bekannten<br />
Gesangsformationen über den Globus. E<strong>in</strong>es Tages gab er<br />
e<strong>in</strong>en Musik-Workshop <strong>in</strong> Wendeburg bei Pe<strong>in</strong>e. Bei dieser<br />
Gelegenheit fragte e<strong>in</strong>e junge Teilnehmer<strong>in</strong>, ob er so etwas<br />
nicht auch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> ihrer Heimatstadt anbieten wolle. „Dabei<br />
wusste ich damals nicht mal, was <strong>Braunschweig</strong> überhaupt<br />
ist. Ich dachte, das wäre e<strong>in</strong>e Veranstaltungshalle oder so…“<br />
Doch er kam – und blieb. „Deutsche Kultur und Geschichte<br />
haben mich fasz<strong>in</strong>iert, die alten Gebäude wie der <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Dom – als die gebaut wurden, gab es me<strong>in</strong> Heimatland<br />
noch gar nicht“, sagt X Jones begeistert. Doch se<strong>in</strong><br />
Start <strong>in</strong> der Löwenstadt war alles andere als e<strong>in</strong>fach: „Hier<br />
Ausländer zu se<strong>in</strong>, dazu noch als Farbiger ohne Deutschkenntnisse,<br />
das war ke<strong>in</strong>e leichte Aufgabe.“ Abweisungen<br />
und Unfreundlichkeiten habe es nicht nur an Diskothekentüren<br />
gegeben. Se<strong>in</strong> Dank gelte daher den deutschen Freunden,<br />
die ihm <strong>in</strong> dieser Phase Halt und Unterstützung gegeben<br />
hätten.<br />
Inzwischen klappt es mit der deutschen Sprache recht<br />
gut. „Das Lernen fiel mir – dank Gott – plötzlich leicht.“<br />
Wichtig seien ihm die Arbeit mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen,<br />
„bei der sie Selbstwertgefühl entwickeln und neue D<strong>in</strong>ge ausprobieren<br />
können“, und der Kontakt nach Hause. „Sechs- bis<br />
zehnmal im Jahr fliege ich <strong>in</strong> die USA“, erzählt Jones, „und<br />
freue mich dann auf e<strong>in</strong> Wiedersehen mit Freunden, me<strong>in</strong>er<br />
Familie und Fans <strong>in</strong> Detroit, Atlanta, Seattle oder Honolulu.“<br />
| Michael Siano<br />
Foto: Agentur Hübner