Claudia Fraas & Stefan Meier - Multimodale Stil-Frameanalyse .pdf
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<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 149<br />
feind Nummer 1 gekennzeichnet. Die durch diese sprachlich-visuellen Schnittstellen<br />
evozierten Framing-Effekte lassen Bin Laden eher als einen bestraften Schuldigen als<br />
ein wehrlos getötetes Opfer erscheinen. Auch wenn sprachliche Charakterisierungen<br />
wie unbewaffnet und sofort tot eine Wehrlosigkeit Bin Ladens in der Tötungssituation<br />
nahelegen, wird diese jedoch im Text gleich wieder relativiert. Von einem Sturmgewehr<br />
ist die Rede, das sich in Reichweite des Al-Kaida-Anführers befunden haben soll. Damit<br />
wird die Tötung eher als Selbstschutz der US-Soldaten denn als Hinrichtung dargestellt.<br />
Am anderen Ende der Welt, in Washington, wird die Mission von US-Präsident<br />
Barack Obama verfolgt. Das diesem Textabschnitt zugeordnete Bild zeigt Obama abwartend<br />
und die Lage konzentriert beobachtend. Er ist mediengestützt in die Lage versetzt,<br />
alle Schritte der militärischen Aktion zu überwachen und kann demnach kraft<br />
seines Amtes jederzeit eingreifen. Bildlich angedeutet wird diese Einflussmöglichkeit<br />
durch die Positionierung Obamas gleich neben dem vermeintlich befehlshabenden General.<br />
Trotz der situativ abwartend dargestellten Passivität ist er weiterhin als aktiv<br />
handlungsfähiger Akteur zu begreifen. Ähnliche semantische Schnittstellen zwischen<br />
sprachlichen und bildlichen Elementen streichen den Verlauf der Aktion samt ihrer<br />
genauen Umstände heraus. Ort und Lage des Einsatzortes werden dabei sprachlich und<br />
bildlich gezeigt und beschrieben. Sprengungen, die der Einsatztruppe Zugang zum Anwesen<br />
verschaffen, sind sprachlich und bildlich behandelt. Auch der Absturz eines<br />
Hubschraubers ist sprachlich wie bildlich als besonderer Umstand der Aktion hervorgehoben.<br />
Diese sprachlich-visuellen Schnittstellen verursachen Framing-Effekte, die die<br />
damit thematisierten Inhalte im Verhältnis zu anderen herausheben, die entweder eher<br />
sprachlich oder eher bildlich ausgedrückt sind.<br />
Durch die Kodierung der sprachlich realisierten Frame-Elemente und der bildstilistisch<br />
geformten Motive, Motivpräsentationsweisen und Motivkompositionen wird das<br />
multimodale Diskursfragment analytisch zugänglich gemacht, um Framing-Effekte<br />
offenlegen zu können. Auch wenn die statischen Bilder lediglich aus dem Zeit- und<br />
Raum-Kontinuum herausgelöste Schlaglichter der im Text angesprochenen Referenzbereiche<br />
zeigen, so geben sie doch durch ihre ikonisch bedingte maximale Detailfülle den<br />
entsprechenden sprachlich umgesetzten Inhalten bzw. Referenzbereichen eine besondere<br />
Präsenz. Die Bilder versetzen den Betrachter in die Nähe des Gezeigten. Sie bieten<br />
ihm durch die geringere Arbitrarität höhere Beteiligung am sprachlich dargestellten<br />
Verlauf des Geschehens. Umgekehrt weisen die entsprechenden sprachlichen Kontextualisierungen<br />
den Bildmotiven und ihren besonderen Präsentationen einen konkreten<br />
Platz im Raum-Zeit-Kontinuum zu und framen auf diese Weise wiederum das visuell<br />
Dargestellte. Sie bieten ursächliche Einordnungen, stellen den genauen Verlauf der<br />
Aktion und darüber hinaus Alternativmöglichkeiten oder Relativierungen der Militär-<br />
Aktion dar.<br />
Entsprechend weiterer Schlüsselkonzepte, die eingangs anhand des Einstiegstextes<br />
bestimmt wurden, können nun weitere Diskursausschnitte gesampelt werden, die sich<br />
vom vorherigen in minimaler oder maximaler Weise unterscheiden. Kriterien für eine