Claudia Fraas & Stefan Meier - Multimodale Stil-Frameanalyse .pdf
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<strong>Claudia</strong> <strong>Fraas</strong> / <strong>Stefan</strong> <strong>Meier</strong> 137<br />
Handlungsdurchführung“ (ebd.: 9). Dies macht diesen <strong>Stil</strong>-Begriff für die Diskursanalyse,<br />
die auf die Untersuchung sozialer Wirklichkeit ausgerichtet ist, sehr geeignet.<br />
Allerdings bleibt bei Sandig eine konkrete Anwendung auf visuelle Artefakte noch<br />
sehr zögerlich. Explizit haben dies allerdings sozialsemiotische Ansätze und darunter<br />
prominent Kress und van Leeuwen (1996, 2001) durchgeführt. Sie richten die Aufmerksamkeit<br />
auf soziale Rollen, Zugehörigkeiten und Abgrenzungen, die durch die Gestaltung<br />
von Bildinhalten prototypisch nahegelegt sind. In lockerer Anlehnung an die sozialsemiotischen<br />
Meta-Funktionen der „ideational“, der „interactive“ und der „compositional<br />
function“ (vgl. Kress 2010) werden in diesem Beitrag deshalb multimodale<br />
<strong>Stil</strong>-Handlungen als P r a x i s d e r A u s w a h l u n d F o r m u n g v o n B i l d m o t i -<br />
v e n , als deren durch Ausschnitt und Perspektive realisierte s p e z i f i s c h e P r ä s e n -<br />
t a t i o n sowie als deren spezifische V e r k n ü p f u n g b z w . K o m p o s i t i o n verstanden<br />
(vgl. <strong>Meier</strong> 2011, i.Dr.). Während die Auswahl von Bildmotiven in den<br />
visuellen Fragmenten durch die sprachliche Diskurspraxis motiviert bzw. durch entsprechendes<br />
Framing nahegelegt ist, äußert sich in der Formung, Präsentationsspezifik<br />
und der Bildkomposition die spezifische visuelle Kodierung der Bildlichkeit, die durch<br />
Flächigkeit, Simultanität, semantische Dichte und Fülle (vgl. Stöckl 2010: 48) gekennzeichnet<br />
ist. Visuelle <strong>Stil</strong>-Analyse orientiert sich an diesen drei kommunikativen Teil-<br />
Funktionen und rekonstruiert deren Bedeutsamkeiten innerhalb des vorliegenden multimodalen<br />
Diskursfragmentes. Bei der Bestimmung der Auswahl und Präsentationspraxis<br />
der Bildmotive treten die möglichen dargestellten Akteure, Gegenstände und lokalen<br />
Kontexte in den Blick, die z. B. hinsichtlich der Akteure in ihrer prototypischen sozialen<br />
Rolle anhand von Kleidung, Gestik sowie sozialer und kultureller Funktionalität und<br />
(Status-)Zugehörigkeit beschrieben werden können. Durch die Analyse der Präsentationsspezifik<br />
kann die nahegelegte Beziehung zwischen Betrachter und Motiv aufgeschlüsselt<br />
werden, welche durch die Kameraeinstellung (z. B. Totale, Halbtotale, Nahund<br />
Detaileinstellung) bzw. Perspektive (Vogel-, Normal-, Frosch-Perspektive) suggeriert<br />
wird. Mit der Perspektive auf die Komposition der Bildmotive zueinander können<br />
deren Salienzen, Zugehörigkeiten und Abgrenzungen bestimmt werden. Alle visuellen<br />
<strong>Stil</strong>-Praktiken lassen sich im weiteren Schritt hinsichtlich ihrer Framing-Effekte auf das<br />
vorliegende sprachliche Material beschreiben, was anschließend im dargestellten Triangulationsentwurf<br />
weiter ausgeführt wird.<br />
Triangulation: <strong>Multimodale</strong> <strong>Stil</strong>- und <strong>Frameanalyse</strong> für eine Online-Diskursanalyse<br />
– Ein Beispiel<br />
Wie die multimodale <strong>Stil</strong>analyse und die <strong>Frameanalyse</strong> für eine Online-Diskursanalyse<br />
trianguliert werden können, soll im Folgenden exemplarisch anhand eines Diskursausschnitts<br />
veranschaulicht werden. Der Diskursausschnitt bezieht sich auf ein Ereignis,<br />
das international als Vorgang von globaler Relevanz wahrgenommen wurde und ent-