NZg_35-2009 - Neue Zeitung
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NZ <strong>35</strong>/<strong>2009</strong><br />
U N G A R N D E U T S C H E C H R I S T L I C H E N A C H R I C H T E N 11<br />
Ungarndeutsche<br />
Christliche<br />
413 Nachrichten<br />
Schatz und Herz<br />
Jesus spricht: Wo euer Schatz ist,<br />
da ist auch euer Herz. (Lk 12, 34)<br />
Der Monatsspruch für September<br />
entstammt dem Lukasevangelium<br />
an einer Stelle, wo es um das<br />
richtige und falsche Sorgen geht.<br />
Die alltäglichen Dinge des Lebens<br />
können uns sehr mit Beschlag<br />
belegen, manchmal so<br />
sehr, daß wir vor Alltag und Sorgen<br />
kaum noch etwas anderes sehen<br />
können. Jesus warnt davor,<br />
sich zu sehr um das eigene Leben,<br />
um Essen und Trinken, besonders<br />
aber um Geld zu sorgen – denn<br />
danach trachten die „Heiden“,<br />
also die Nichtgläubigen. Denn<br />
wer Schätze anhäuft, der bindet<br />
sich daran, nicht nur auf der körperlichen<br />
oder geistigen Ebene,<br />
sondern eben auch auf der geistlichen.<br />
Die Sorge um das tägliche<br />
Auskommen ist sicherlich verständlich,<br />
besonders bei Menschen,<br />
denen es um die nackte<br />
Existenz geht. Aber bei den<br />
meisten Menschen in Mitteleuropa<br />
geht es heute ja gar nicht mal<br />
mehr darum, sondern vielmehr<br />
um die Verbesserung des Lebensstandards.<br />
Und tatsächlich<br />
sind es auch nicht wenige Menschen,<br />
deren Probleme eher die<br />
bestmögliche Geldanlage, der Zugewinn,<br />
die Steigerung des Luxus<br />
sind. Gleich zu welchen wir gehören<br />
– Jesus sagt uns, daß wir<br />
auf diesem Weg nicht weiter<br />
kommen, weder zu Gott noch zu<br />
uns selbst. Wir werden auf diesem<br />
Weg nicht das Glück finden,<br />
weil wir es an der falschen Stelle<br />
suchen. Unser Herz hängt nämlich<br />
an dem, was uns wichtig ist,<br />
was wir sammeln: Geld und Gold<br />
und Besitz – oder eben am Reich<br />
Gottes. Martin Luther wird später<br />
sagen: Woran ihr euer Herz hängt,<br />
das ist euer Gott. Jesus lädt uns<br />
ein, es mit dem wahren Gott zu<br />
versuchen, auf ihn zu vertrauen:<br />
„Macht euch Geldbeutel, die<br />
nicht veralten, einen Schatz, der<br />
niemals abnimmt, im Himmel,<br />
wo kein Dieb hinkommt, und den<br />
keine Motten fressen.“ Was dies<br />
im eigenen Leben bedeutet und<br />
braucht, das wissen wir vielleicht<br />
schon längst in unserem Herzen.<br />
Ihr Pfarrer<br />
Michael Heinrichs<br />
Internationaler Kongreß<br />
Renovabis <strong>2009</strong><br />
Der 13. Internationale Kongreß<br />
Renovabis findet vom 3. bis 5.<br />
September in Freising statt und befaßt<br />
sich unter dem Titel „Einheit<br />
suchen – Vielfalt wahren: Ost und<br />
West im ökumenischen Gespräch“<br />
mit den Kirchen der östlichen Tradition<br />
und ihrer Rolle in Europa.<br />
Mehr denn je empfinden heute<br />
die Christen in Ost und West die<br />
jahrhundertealten Trennungen als<br />
schmerzlich und sehen darin einen<br />
eklatanten Widerspruch zum Wort<br />
Jesu „Alle sollen eins sein“ (Joh<br />
17,21). Schon vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg gab es erste Gespräche<br />
zwischen den Konfessionen; in der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
sind katholische, evangelische und<br />
orthodoxe Christen wichtige<br />
Schritte gegangen, freilich nicht<br />
ohne Gegenbewegungen und Rückschläge.<br />
Der Kongreß wird versuchen,<br />
Kernpunkte des aktuellen<br />
ökumenischen Dialogs anzusprechen<br />
und damit zu einer lebendigen<br />
Diskussion beizutragen. Als Referenten<br />
werden u.a. auch Walter Kardinal<br />
Kasper, Präsident des Päpstlichen<br />
Rates zur Förderung der Einheit<br />
der Christen aus Rom, Bischof<br />
Dr. Gerhard Ludwig Müller, Bischof<br />
von Regensburg, Vorsitzender<br />
der Ökumenekommission der Deutschen<br />
Bischofskonferenz aus Regensburg,<br />
Metropolit Joseph (Pop)<br />
Erzbischof und Metropolit der rumänisch-orthodoxen<br />
Metropolie<br />
von West- und Südeuropa, sowie<br />
Prof. Dr. Borys Gudziak Rektor der<br />
Ukrainischen Katholischen Universität,<br />
Lwiw (Ukraine) erwartet.<br />
<strong>Neue</strong>s Kirchenfenster<br />
in Radibor<br />
Das neue Kirchenfenster<br />
Die katholische Kirche in Radibor<br />
hat ein neues Kirchenfenster erhalten,<br />
welches dem sorbischen Kaplan<br />
Alois Andritzki, der 1943 von<br />
den Nazis durch eine Giftspritze getötet<br />
wurde, gewidmet ist. Er wurde<br />
am 2. Juli 1914 in Radibor geboren<br />
und bestand zwanzig Jahre später in<br />
Bautzen sein Abitur mit Auszeichnung.<br />
1939 erhielt er ebenfalls in<br />
Bautzen seine Priesterweihe und in<br />
Dresden eine Anstellung als Kaplan.<br />
Er bekannte sich stets zu seinem<br />
sorbischen Volk. Auch in der<br />
Zeit, in der die sorbische Sprache<br />
verboten war, druckte er seine Primizbildchen<br />
in der Sprache seines<br />
Volkes. Die dafür notwendigen<br />
Druckbuchstaben holte er sich<br />
heimlich aus dem Schutt der vernichteten<br />
Smolerischen Druckerei.<br />
So war er den nazistischen Machthabern<br />
ein Dorn im Auge. Nach siebenmonatiger<br />
Untersuchungshaft<br />
wurde er im Oktober 1941 ins KZ<br />
Dachau verschleppt. Es folgten<br />
Hunger und die Erkrankung an Typhus.<br />
Am 3. Februar hatte dann sein<br />
Martyrium ein Ende.<br />
Nun rückt die Seligsprechung<br />
dieses sorbischen Märtyrers langsam<br />
näher. Die ersten Anregungen<br />
dafür gab es durch sorbische Studenten<br />
bereits 1988. Am 2.7. 1997<br />
wurde durch eine Kommission des<br />
Vatikans das Verfahren zur Seligsprechung<br />
eröffnet.<br />
Heinz Noack<br />
Suche nach<br />
christlichen<br />
Wurzeln Europas<br />
„Geht zu allen Völkern und macht<br />
alle Menschen zu meinen Jüngern“<br />
– mit Jesu Worten hat Kardinal<br />
Christoph Schönborn in Fünfkirchen<br />
an die Aktualität des Taufauftrages<br />
erinnert. Der Wiener Erzbischof<br />
vertrat Papst Benedikt bei der<br />
1.000-Jahr-Feier der südungarischen<br />
Diözese und überbrachte<br />
dem gesamten Bistum Glück- und<br />
Segenswünsche des Papstes. Am<br />
viersprachigen Festgottesdienst in<br />
der Kathedrale nahmen auch Kardinal-Primas<br />
Péter Erdô, und Spitzenvertreter<br />
des Staates teil. Das<br />
Jahrtausend der Diözese verweise<br />
auch auf die christlichen Wurzeln<br />
Europas, so Schönborn. Viele<br />
Christen hätten dazu beigetragen,<br />
die Ursprünge des christlichen<br />
Glaubens dort wachzuhalten.<br />
Gegenüber der italienischen Redaktion<br />
von Radio Vatikan sagte der<br />
Kardinal: „Wir dürfen, wenn wir<br />
von unseren Wurzeln sprechen, eines<br />
nicht vergessen: Die Quelle des<br />
Glaubens ist in der Taufe und im<br />
Leben der Heiligen und Gläubigen<br />
dieses Landes präsent, in ihren Gebeten<br />
und ihrer Selbsthingabe. Es<br />
sind diese oft so demütigen Gläubigen,<br />
die die Ursprünge des christlichen<br />
Glaubens am Leben erhalten,<br />
aus denen sich Glauben heute<br />
nährt. Es geht also nicht nur um die<br />
Verkündigung des Evangeliums,<br />
sondern auch darum, die Wurzeln<br />
des Glaubens in unserer Gesellschaft<br />
wiederzuentdecken.“<br />
Der Alltag in neuer Freiheit nach<br />
der „Wende“ von 1989 erweise sich<br />
noch als mühevoll und beschwerlich,<br />
so Schönborn. Doch gerade in<br />
Zeiten der Säkularisierung sei die<br />
Suche nach den christlichen Wurzeln<br />
Europas notwendig.<br />
„Das Jubiläum ist eine weitere<br />
Gelegenheit, die Verbindung zwischen<br />
Kultur und Christentum zu<br />
stärken. Das geht nicht ohne<br />
Schwierigkeiten vonstatten. Denn<br />
die Nähe des Glaubens und der Kultur<br />
ist nicht so offensichtlich – es<br />
bedeutet manchmal Arbeit, das anzunähern,<br />
was heute weit voneinander<br />
entfernt scheint. Es ist also nicht<br />
einfach, die christlichen Wurzeln<br />
der Kultur zu finden. Aber diese<br />
Herausforderung sollte man annehmen.“<br />
(rv/kap)