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Die Kaskoversicherung im Spannungsfeld zur P&I Versicherung

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technischen Entwicklungen der Handelsschiffahrt und in der Rechtsfortbildung wurzelt. Mir<br />

scheint, es wiederholen sich heute unter einer modernen Überschrift Dinge, die es in ihren<br />

Grundzügen eigentlich <strong>im</strong>mer schon so oder die es <strong>im</strong>mer wieder gegeben hat.<br />

Seit dem großen Feuer in London <strong>im</strong> Jahre 1666 entstanden dort Feuerversicherungs-<br />

Gegenseitigkeitsvereine. 1693 wurde ein mächtiger, holländischer und englischer<br />

Handelsschiff-Convoy mit 400 Einheiten zusammengestellt, um <strong>im</strong> Schutz von Kriegsschiffen<br />

nach Smyrna ( Izmir ) zu versegeln. <strong>Die</strong> Hauptflotte wurde durch die Kriegsschiffe<br />

ausreichend geschützt, die Nachzügler jedoch nicht. Bei Lagos ( Algarve ) griff die<br />

französische Toulon-Schwadron an und versenkte oder kaperte an die 100 Schiffe. <strong>Die</strong><br />

privaten Kasko-Underwriter <strong>im</strong> Londoner Markt führte die "Smyrna-Flotte" an den Rand des<br />

Ruins, eine Vielzahl von Reedern erhielt mangels Zahlungsfähigkeit ihrer Underwriter keine<br />

Entschädigung.<br />

So gründeten die Reeder erste "Clubs" nach dem "hand in hand"-Prinzip, bei denen jeder<br />

Reeder eine Prämie in einen gemeinsamen Topf zahlte und man dem Management sog.<br />

"Calls" ermöglichte, falls die Clubkasse <strong>zur</strong> Zahlung der Schäden nicht ausreichte. <strong>Die</strong><br />

Reeder entwickelten somit für Kriegsrisiken – und zunächst nur für diese - "mutuals" auf<br />

Non-Profit-Basis 1 .<br />

Neben den Individuals <strong>im</strong> "Coffee-House" von Lloyd’s gewährte das Parlament um 1720 ein<br />

gesetzliches Monopol für die Schiffsversicherung, betrieben in der Rechtsform der<br />

Aktiengesellschaft, ausschließlich der Royal Exchange Assurance und der London<br />

Assurance, die diese einzigartige Stellung fast 100 Jahre innehatten. Sog. "Partnerschaften",<br />

d.h. damit auch die Grundlage der Gegenseitigkeitsvereine, waren durch den Bubble Act von<br />

1720 verboten 2 . Trotz ihres gesetzlichen Oligopols zeichneten die beiden Gesellschaften um<br />

1800 aber nur 4 % der Risiken des gesamten Londoner Marine Marktes 3 , der Rest lag<br />

überwiegend in den Händen von Lloyd's.<br />

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildeten sich <strong>im</strong> Norden Englands – vermutlich ausgelöst<br />

durch die Kohle-Schiffahrt – etwa 20 freundschaftliche Zusammenschlüsse von Reedern<br />

zum Zwecke der <strong>Versicherung</strong> von Schiffen auf der Basis der Gegenseitigkeit, und dies nicht<br />

für Kriegsrisiken, sondern für volle Kaskobedingungen. Das muß damals angesichts des<br />

gesetzlich abgesicherten Oligopols der beiden <strong>Versicherung</strong>sgesellschaften nicht ganz legal<br />

1 Robert H. Brown, Marine Insurance, Volume Three, Hull Practice, 2. Edition, London 1993, Seite 558<br />

2 Robert H. Brown, Seite 559; durch dieses Gesetz wurde verboten, öffentlich Beteiligungskapital ohne Erlaubnis<br />

einzuwerben<br />

3 Harold E. Raynes, A History of British Insurance, 1948, London, Seite 188<br />

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