03.05.2014 Aufrufe

Mercedes-Benz Offroad

Mercedes-Benz Offroad

Mercedes-Benz Offroad

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22 |<br />

MBO-Archiv<br />

R A T G E B E R | 23<br />

cherheitsverordnung den Beschäftigten<br />

nur Arbeitsmittel bereitgestellt werden,<br />

die für die am Arbeitsplatz gegebenen<br />

Bedingungen geeignet sind. Zu den Arbeitsmitteln<br />

gehören auch Firmenfahrzeuge.<br />

Der Arbeitgeber trägt also für die<br />

Eignung des Fahrzeuges – und dessen<br />

Bereifung – grundsätzlich die Verantwortung.<br />

Verantwortlich ist aber auch der Fahrer,<br />

denn er entscheidet letztlich, ob die<br />

Ausrüstung der Wetterlage angepasst<br />

ist. Wenn sich der Arbeitnehmer deshalb<br />

aus triftigem Grund weigert, die Risiken<br />

und rechtlichen Unsicherheiten auf sich<br />

zu nehmen, darf ihm kein arbeitsrechtlicher<br />

Nachteil entstehen.<br />

Besondere Verantwortung trifft übrigens<br />

auch Autovermietungen, wenn<br />

diese Fahrzeuge zur Teilnahme am Straßenverkehr<br />

anbieten, die keine geeignete<br />

Bereifung aufweisen. Hier kann der<br />

Mieter vor Ort vom Vertrag zurücktreten<br />

oder eine Umbereifung verlangen.<br />

Die Entwicklung<br />

<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> überlässt bei der Entwicklung<br />

eines Fahrzeugs nichts dem<br />

Zufall. Schon gar nicht die Reifen, die wesentlich<br />

die Fahreigenschaften und Fahrsicherheit<br />

mitbestimmt. Deshalb arbeitet<br />

auch die Versuchsabteilung eng mit führenden<br />

Reifenherstellern zusammen.<br />

Ein großer Zaun, zahlreiche Videokameras<br />

und der grimmige Werkschutz<br />

signalisieren: Zutritt verboten. Fotografieren<br />

verboten. Und Filmen ebenfalls.<br />

Das Testgelände scheint besser bewacht<br />

als die amerikanische Goldreserven in<br />

Fort Knox.<br />

Die parallel ablaufende Entwicklung<br />

eines neuen Reifens und eines neuen<br />

Autos ist schließlich keine Publikumsveranstaltung.<br />

Auf dem Handlingkurs<br />

zieht ein in Mattschwarz getarnter<br />

<strong>Mercedes</strong> seine Kreise.<br />

Der über zwei Millionen Euro teure<br />

Prototyp dient den praxisnahen Tests von<br />

Reifen-Mustern. „Reifen sind die einzige<br />

Verbindung zur Straße. Das macht sie zu<br />

einem maßgeblichen Sicherheitsfaktor“,<br />

erklärt der Entwicklungsingenieur. Statt<br />

bequem einen Reifen aus dem Regal zu<br />

nehmen, entwickelt <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> für<br />

jedes neue Modell auch den speziell<br />

maßgeschneiderten Pneu. Bevor dieser<br />

die Serienfreigabe erhält, muss er die<br />

Vorgaben bis ins Detail erfüllen. Zu den<br />

Kriterien zählen Handling, Geradeauslauf,<br />

Aquaplaningverhalten, Komfort,<br />

Rollgeräusch, Laufleistung, Verschleißbild<br />

und Vibrationen.<br />

„Die tagelangen Testfahrten auf abgesperrten<br />

Strecken sind unerlässlich,<br />

um zu überprüfen, wie weit die Vorgaben<br />

des Lastenheftes erfüllt sind“, meint<br />

Jean-Luc Hagenmüller als technischer<br />

Projektleiter von Michelin.<br />

Das sensibelste Messinstrument bleiben<br />

dabei die Testfahrer. Sie können<br />

angeblich fühlen, ob ein Zwei-Euro-<br />

Stück mit der Zahl oder dem Adler auf<br />

der Straße oben liegt. Das behauptet<br />

zumindest die Legende. Die Ingenieure<br />

gleichen ihre Beurteilung permanent ab<br />

und tasten sich auf diese Weise immer<br />

näher an den gewünschten Serienstandard<br />

heran.<br />

Beim Optimieren der Versuchsreifen<br />

helfen Hightechverfahren mit Lasern,<br />

Beschleunigungsaufnehmern, Schwingungsmessern<br />

und Computersimulationen.<br />

Mit rund 200 verschiedenen Stoffen<br />

experimentieren zum Beispiel die<br />

Michelin-Chemiker in Versuchsreihen,<br />

bis sie die optimale Rezeptur gefunden<br />

haben. Diese Fortschritte werden täglich<br />

nach Sindelfingen übermittelt, wo sie<br />

die Reifenentwickler von <strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong><br />

mit ihren Vorgaben vergleichen.<br />

Insgesamt dauert dieser Prozess rund<br />

vier Jahre. Am Anfang steht das Lastenheft,<br />

in dem alle Eigenschaften des<br />

Reifens definiert sind. Etwa drei Jahre<br />

vor der Markteinführung eines neuen<br />

<strong>Mercedes</strong>-<strong>Benz</strong> wie der M- oder GL-Klasse<br />

beginnt die Entwicklung.<br />

Schließlich sind Zielkonflikte zu lösen:<br />

Ein Reifen, der durch geringeren<br />

Rollwiderstand deutlich Kraftstoff spart,<br />

hat erst einmal schlechtere Nässe-Eigenschaften.<br />

Eine hohe Laufleistung geht<br />

grundsätzlich zu Lasten der Griffigkeit,<br />

hoher Komfort mindert die Fahrstabilität.<br />

Eine Sisyphos-Aufgabe: Bis die optimale<br />

Lösung für ein neues Modell gefunden<br />

ist, vergehen gut zwei Jahre.<br />

Dann müssen die besten Reifen-Prototypen<br />

– bis dahin als Einzelstücke in<br />

Handarbeit hergestellt – auch als Großserienprodukt<br />

die hohen Qualitätsanforderungen<br />

erfüllen.<br />

Die Zukunfts-Aussichten<br />

Der perfekte Winter- oder Sommerreifen<br />

läuft leicht und leise, bremst gut<br />

auf nasser Straße, verschleißt kaum und<br />

senkt obendrein den Kraftstoffverbrauch.<br />

Doch das ist physikalisch unmöglich.<br />

Ein Reifen ist eben immer ein Kompromiss<br />

– zwischen Nässe-Eigenschaften<br />

und Verschleiß, zwischen Laufleistung<br />

und Griffigkeit, zwischen Komfort und<br />

Fahrstabilität. Mit innovativen Materialien,<br />

optimierten Profil-Entwürfen und<br />

Feintuning am Reifenaufbau gilt es den<br />

bestmöglichen Pneu zu finden.<br />

Die Reifen von morgen sind aber nicht<br />

nur sicher, sondern intelligent: Sensoren<br />

direkt im Profil werden zum Beispiel bei<br />

jeder Radumdrehung die Verformung<br />

bestimmen. Aus der Deformation und<br />

ihrem Zeitverlauf lassen sich zahlreiche<br />

Größen wie Antriebs-, Brems- und Querkräfte,<br />

Radlast, Luftdruck und Reibwert<br />

bestimmen.<br />

Die Vorläufer dieser Alleskönner rollen<br />

bereits. So wacht bei einigen <strong>Mercedes</strong>-<br />

Fahrzeugen die Elektronik über den<br />

Luftdruck in den Reifen. Bei der M- oder<br />

GL-Klasse wird dies über den sich bei<br />

einer Druckveränderung ändernden Abrollumfang<br />

gemessen, bei anderen über<br />

Sensoren in den Ventilen.<br />

Mehr Sicherheit, aber vor allem mehr<br />

Komfort verspricht die Idee, dass der<br />

Reifen nicht nur allein den Druck misst,<br />

sondern ihn während der Fahrt auch<br />

selbst verändert. Ein Kompressor kann<br />

die benötigte Luft in die Felge pumpen.<br />

Gesteuert wird das System über eine<br />

Anzeige im Display: Der Druck wird<br />

während der Fahrt entweder per Befehl<br />

oder automatisch an die Fahrgeschwindigkeit,<br />

Straßenoberfläche oder Beladung<br />

angepasst.<br />

Ohne Kompressor, weil ganz ohne<br />

Luft, könnte die Zukunft der Reifen aber<br />

auch aussehen. Viel weniger Gewicht<br />

und einen geringeren Rollwiderstand<br />

verspricht zum Beispiel die Zukunftsstudie<br />

Michelin Tweel. In der Kombination<br />

aus Rad (tyre) und Reifen (wheel)<br />

übernehmen hochflexible Speichen die<br />

Feder- und Dämpfungswirkung der Luft.<br />

Sie verbinden die Lauffläche aus Gummi<br />

mit der integrierten Leichtmetallfelge<br />

und federn Fahrbahn-Unebenheiten ab.<br />

Gut für die Umwelt: Ein Tweel ist praktisch<br />

unverwüstlich, lediglich die Lauffläche<br />

aus Gummi muss von Zeit zu Zeit<br />

erneuert werden.<br />

Auch der Michelin Airless braucht keine<br />

Luft. Im Gegensatz zum Tweel wird<br />

der Hightech-Reifen auf herkömmliche<br />

Felgen montiert. Die Grundkonstruktion<br />

des Reifens, die Karkasse ist stark<br />

genug, um das Fahrzeuggewicht zu tragen.<br />

Möglich macht das eine neue Gewebestruktur.<br />

Dieser Unterbau des Reifens<br />

soll ein Autoleben lang halten, lediglich<br />

die Kautschuk-Lauffläche wird runderneuert.<br />

Doch das sind Visionen – das anstehende<br />

Umbereifen auf Winterpneus dagegen<br />

Realität.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!