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Podologie Hautveränderungen erkennen und beurteilen (Vorschau)

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Für die Praxis<br />

Im Umgang mit Desinfektionsmitteln/Teil I:<br />

Risiken – von Eiweißfehler<br />

bis Seifenfehler<br />

Von Priv. Doz. Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Mikrobiologe, <strong>und</strong><br />

Dr. med. Sebastian Werner, Facharzt für Hygiene <strong>und</strong> Umweltmedizin<br />

Für die Hygiene in der podologischen <strong>und</strong> fußpflegerischen<br />

Praxis sind Desinfektionsmittel<br />

unverzichtbar. Deshalb ist es wichtig zu wissen,<br />

was deren Wirkungen beeinträchtigen kann.<br />

Denn nur mit dem entsprechenden Know-how<br />

sind Ihre Patienten <strong>und</strong> Sie wirklich geschützt.<br />

Die Wirkung von Desinfektionsmitteln<br />

gegenüber<br />

Mikroorganismen<br />

<strong>und</strong> Viren basiert auf unterschiedlichen<br />

Prinzipien:<br />

u Oxydierende Wirkstoffe gehen<br />

chemische Bindungen<br />

mit Krankheitserregern ein<br />

<strong>und</strong> zerstören auf diese Weise<br />

deren Funktionsfähigkeit.<br />

u Mittel mit tensidischen Eigenschaften<br />

(das heißt mit lipophilen<br />

<strong>und</strong> hydrophilen<br />

Molekülstrukturen wie Bi<strong>und</strong><br />

Diguanide, Phenole,<br />

QAV <strong>und</strong> Amphotenside) zeigen<br />

dagegen meist membranzerstörende<br />

Effekte. Sie<br />

wirken deshalb oft nur auf solche<br />

Erreger, die Cytoplasmamembranen<br />

besitzen. Dies ist<br />

bei allen zellulär organisierten<br />

Mikroorganismen sowie<br />

bei behüllten Viren der Fall.<br />

u Einige Substanzen wirken zudem<br />

über pH-Wert Effekte,<br />

indem sie Erreger destabilisieren.<br />

Meist sind derartige<br />

Wirkungen aber sehr selektiv<br />

<strong>und</strong> man beobachtet sie<br />

vorzugsweise bei behüllten<br />

Viren.<br />

u Säuren <strong>und</strong> Laugen können<br />

auch über ihre Ätzwirkung<br />

antimikrobiell bzw. viruzid<br />

wirken.<br />

u Wieder andere Wirkstoffe<br />

hemmen oder destabilisieren<br />

Enzyme <strong>und</strong> damit auch Stoffwechselfunktionen<br />

von Mikroorganismen.<br />

Letzterer Vorgang<br />

lässt sich vorzugsweise<br />

bei Metallverbindungen beobachten.<br />

Bei diesen kennt<br />

man auch Kontakteffekte, die<br />

aber oft erst dann zum Tragen<br />

kommen, wenn ein direkter<br />

Kontakt der Metalloberfläche<br />

mit dem zu tötenden beziehungsweise<br />

zu inaktivierenden<br />

Erreger besteht.<br />

Die Hilfsstoffe einer Desinfektionsmittelrezeptur<br />

zeigen dagegen<br />

in aller Regel zwar keine<br />

besondere Eigenwirksamkeit,<br />

sie können aber einen starken<br />

Einfluss auf die Wirkung einer<br />

Desinfektion haben.<br />

Mit dem zu desinfizierenden<br />

Gut, dessen Art, Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Verschmutzungsgrad<br />

bringt man einen dritten wichtigen<br />

Einflussfaktor in das ohnehin<br />

schon komplizierte Desinfektionsgeschehen.<br />

Es verw<strong>und</strong>ert<br />

daherkaum, dass man<br />

auch hierdurch die Wirksamkeit<br />

entsprechender Mittel erheblich<br />

beeinflussen kann.<br />

Typische Fehlerquellen<br />

in der Praxis<br />

Doch dies sind längst noch<br />

nicht alle Faktoren, die unter<br />

Praxisbedingungen die Wirk-<br />

samkeit<br />

von Desinfektionsverfahren<br />

beeinflussen.<br />

Einige der besonders<br />

wichtigen Faktoren sind auf<br />

Gr<strong>und</strong> langer Erfahrungen inzwischen<br />

gut bekannt <strong>und</strong> als<br />

„Fehlerquellen“ identifiziert.<br />

In der Fachsprache werden sie<br />

mit Begriffen wie „Eiweiß-“,<br />

„Seifen-“ <strong>und</strong> „Kältefehler“<br />

oder Ähnlichem benannt. Darüber<br />

hinaus gibt es weitere entscheidende<br />

Einflüsse, die aber<br />

bislang noch keinen festen Ausdruck<br />

in der „Fehlerterminologie“<br />

erhalten haben.<br />

Der Eiweißfehler<br />

Dieser ist sicherlich eine der<br />

bedeutendsten Fehlerquellen<br />

bei der Anwendung von<br />

Desinfektionsmitteln. Darunter<br />

versteht man die Reduktion<br />

von deren Wirksamkeit<br />

durch organisches Material.<br />

Krankheitserreger werden<br />

stets mit Begleitmaterialien<br />

freigesetzt. Dies sind zum Beispiel<br />

Blut <strong>und</strong> Eiter, Serum<br />

<strong>und</strong> Gewebe, Hautkrusten sowie<br />

Hornhaut- <strong>und</strong> Nagelspäne.<br />

Hauptbestandteile dieser<br />

Materialien sind vorwie-<br />

(Foto: © Per Thomson - Fotolia.com)<br />

Andere, für die <strong>Podologie</strong><br />

weniger bedeutende Begleitmaterialien<br />

sind Tränenflüssigkeit,<br />

Sputum, Nasensekret<br />

<strong>und</strong> sonstige Schleimhautsekrete,<br />

Muttermilch<br />

<strong>und</strong> Sperma sowie Urin<br />

<strong>und</strong> Stuhl<br />

© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 19

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