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Podologie Hautveränderungen erkennen und beurteilen (Vorschau)

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Für die Praxis<br />

Netzmittel sind Substanzen,<br />

die die Oberflächenspannung<br />

einer Flüssigkeit<br />

herabsetzen <strong>und</strong> die Bildung<br />

von Dispersionen ermöglichen<br />

oder unterstützen<br />

bzw. als Lösungsvermittler<br />

wirken<br />

bare Wasser überschritten, so<br />

muss das durch die Erhöhung<br />

der Anwendungskonzentration<br />

kompensiert werden.<br />

Eine Verlängerung der<br />

Einwirkungszeit hingegen ist<br />

keine geeignete Maßnahme<br />

zur Korrektur.<br />

In welchem Umfang die Konzentration<br />

zu korrigieren ist,<br />

erfragt man am besten beim<br />

Hersteller der Präparate. Sie<br />

sollten über entsprechendes<br />

Datenmaterial verfügen <strong>und</strong><br />

präzise Hilfen geben können.<br />

Der Kältefehler<br />

Im medizinischen Bereich wird<br />

bei der praktischen Desinfektion<br />

meist bei Raumtemperatur<br />

gearbeitet – zwischen<br />

18 °C <strong>und</strong> 22 °C. Kaum einem<br />

Anwender ist aber bekannt,<br />

wie dramatisch die Wirksamkeitseinbußen<br />

einiger Wirkstoffe<br />

sind, wenn die Temperatur<br />

auch nur leicht darunter<br />

liegt. Hierfür prägte man den<br />

Begriff Kältefehler.<br />

QAV, Biguanide <strong>und</strong> Amphotenside<br />

sind oft weniger empfindlich,<br />

können im Einzelfall<br />

aber immer noch beträchtlich<br />

in ihrer Wirksamkeit reduziert<br />

werden. Alkohole <strong>und</strong> Aktivsauerstoff<br />

werden dagegen<br />

erst dann unwirksam, wenn es<br />

zum Gefrieren der Anwendungslösungen<br />

kommt. Vorher<br />

werden sie kaum beeinflusst.<br />

Bei Aldehyden jedoch ist beim<br />

Abfall der Temperatur von<br />

20 °C auf 10 °C mit einer um<br />

2,5- bis 3-fachen Erhöhung<br />

der Anwendungskonzentration<br />

zu kalkulieren. Durch Verlängerung<br />

der Einwirkungszeit<br />

lässt sich dies nicht kompensieren.<br />

Gleiches gilt für orga-<br />

8Tipp<br />

Ein Hautschutz- <strong>und</strong> Desinfektionsplan<br />

zum kostenlosen<br />

Download bietet die Firma<br />

Schülke & Mayr unter:<br />

www.schuelke.com/<br />

download/pdf/cde_<br />

lde_Desinfektionsplan_<br />

<strong>Podologie</strong>.pdf<br />

darin befindlichen Kalzium<strong>und</strong><br />

Magnesium-Ionen mit allen<br />

tensidischen Bestandteilen<br />

des Desinfektionsmittels<br />

reagieren <strong>und</strong> diese ausfällen.<br />

Der Härtefehler kann also auch<br />

indirekt über den Einfluss auf<br />

Hilfsstoffe, insbesondere von<br />

Netzmitteln auftreten.<br />

Die klassischen oxidierenden<br />

Substanzen Persäuren, Aldehyde<br />

<strong>und</strong> Halogene zeigen<br />

dagegen nur geringe Härtefehler;<br />

<strong>und</strong> Alkohole werden<br />

durch die Wasserhärte überhaupt<br />

nicht beeinflusst. Sie<br />

werden jedoch in aller Regel<br />

auch nicht weiter mit Wasser<br />

verdünnt. Vielmehr handelt<br />

es sich um „ready-to-use Präparate",<br />

so dass man sich hier<br />

ohnehin nicht um Härtefehler<br />

Gedanken machen muss.<br />

Tensidische Wirkstoffe sind<br />

dagegen durch die Wasserhärte<br />

erheblich zu beeinflussen.<br />

Hier kommt es beim Kontakt<br />

bzw. Verdünnen der Konzentrate<br />

mit hartem Wasser zu<br />

einer Reaktion, bei der die<br />

Wirkstoffe als unlösliche Reaktionsprodukte<br />

schlimmstenfalls<br />

ausfallen können. Das Ergebnis<br />

sind massive Wirksamkeitseinbußen.<br />

In der Textilhygiene<br />

werden Härtefehler daher<br />

durch den Einsatz von demineralisiertem<br />

Wasser kompensiert.<br />

Auch bei der Flächendesinfektion<br />

sollte man sich<br />

über die Wasserhärte des zur<br />

Verdünnung der Konzentrate<br />

verwendeten Wassers Klarheit<br />

verschaffen. Dabei ist zu<br />

berücksichtigen, dass die Wirksamkeit<br />

der Mittel auf Wasser<br />

standardisierter Härte <strong>und</strong> damit<br />

auf einen Härtegrad (°dH)<br />

von etwas über 8 °dH eingestellt<br />

wird. Wird dieser Härtegrad<br />

durch das lokal verfügnische<br />

Säuren. Wird die Temperatur<br />

dagegen in den Bereich<br />

über 20 °C angehoben,<br />

so steigt nicht nur die Wirksamkeit<br />

exponentiell mit der<br />

Erhöhung, sondern auch die<br />

Wirkungsbreite. Zum Beispiel<br />

wirkt Zitronensäure bei Raumtemperatur<br />

nicht sporizid. Bei<br />

einer Temperatur von 70 °C<br />

bis 80 °C werden jedoch sogar<br />

bakterielle Sporen in wenigen<br />

Minuten bis Sek<strong>und</strong>en<br />

abgetötet.<br />

Der pH-Fehler<br />

Die Wirksamkeit vieler Desinfektionsmittel<br />

ändert sich<br />

mit dem pH-Wert. Besonders<br />

ausgeprägt ist dies bei Glutardialdehyd,<br />

welcher im alkalischen<br />

Bereich äußerst wirksam,<br />

im Neutralbereich deutlich<br />

reduzierter <strong>und</strong> im sauren<br />

pH-Bereich praktisch unwirksam<br />

ist.<br />

Ein vergleichbares Verhalten<br />

zeigt auch Wasserstoffperoxid.<br />

Peressigsäure ist dagegen<br />

als Säure besonders reaktiv<br />

<strong>und</strong> wirksam, dagegen im Neutralen<br />

oder gar Alkalischen<br />

weniger wirksam, dafür aber<br />

stabiler. So lässt sich Peressigsäure<br />

besser lagern <strong>und</strong> zeigt<br />

sich auch verträglicher gegenüber<br />

dem zu desinfizieren-<br />

(Fotos: © Archiv - Fotolia.com)<br />

22 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014

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