Podologie Hautveränderungen erkennen und beurteilen (Vorschau)
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Für die Praxis<br />
den Gut. Bei der Validierung<br />
der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln<br />
ist deshalb die<br />
Feststellung des pH-Wertes eine<br />
der wichtigsten Kenngrößen.<br />
Wer sich durch Nachfrage<br />
beim Hersteller Prüfgutachten<br />
beschaffen kann, der<br />
sollte unbedingt die pH-Werte<br />
der Mittel beachten <strong>und</strong> mit<br />
denjenigen der Fertigpräparate<br />
vergleichen. Dies lässt sich<br />
in aller Regel mit Indikatorstreifen<br />
durchführen <strong>und</strong> ist<br />
überhaupt nicht schwierig.<br />
Finden sich erhebliche Abweichungen,<br />
zwischen dem<br />
Soll- <strong>und</strong> dem Ist-pH-Wert der<br />
Anwendungslösungen von<br />
Desinfektionsmitteln, sollte<br />
man auch die Wirksamkeit vor<br />
Ort überprüfen <strong>und</strong> wenn dies<br />
nicht möglich ist, mindestens<br />
Rücksprache mit dem Hersteller<br />
halten.<br />
In der Praxis selbst gibt es vielerlei<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Risiken,<br />
welche den pH-Wert einer<br />
Anwendungslösung verfälschen.<br />
So können organische<br />
Verschmutzungen den Wert<br />
verändern. Insbesondere Blut<br />
<strong>und</strong> Blutserum besitzen eine<br />
beachtliche Pufferkapazität,<br />
welche dafür sorgt, dass sich<br />
der pH-Wert in Richtung des<br />
Neutralpunktes (pH 7) bewegt.<br />
Aber auch Hilfsmittel können<br />
den Wert verändern. Enthält<br />
zum Beispiel ein Spray-Desinfektionsmittel<br />
als Treibgas<br />
CO 2 <strong>und</strong> werden Gas <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />
nicht durch<br />
eine entsprechende Technologie<br />
in der Sprühdose von<br />
einander getrennt, säuert das<br />
Treibgas das Desinfektionsmittel<br />
an. Je höher der Wassergehalt<br />
des Desinfektionsmittels<br />
dabei ist, desto ausgeprägter<br />
zeigt sich der Effekt.<br />
Der Seifenfehler<br />
Der Begriff „Seifenfehler“<br />
findet sich gelegentlich als<br />
Synonym für den zuvor beschriebenen<br />
Härtefehler. Beim<br />
Seifenfehler handelt es sich<br />
also nicht um eine Wirksamkeitseinbuße<br />
oder Modifikation<br />
durch den Zusatz von Reinigern<br />
oder sogar von Seife,<br />
sondern um die Beeinflussung<br />
der Wirksamkeit durch die<br />
Wasserhärte. Was man jedoch<br />
aus dem Begriff lernen kann,<br />
ist die Tatsache, dass man<br />
durch Tenside, Reiniger oder<br />
Waschmittel, die man einem<br />
Desinfektionsmittel zusetzt,<br />
dessen Wirksamkeit erheblich<br />
beeinflussen kann. Dies gilt<br />
für alle Desinfektionsmittelinhaltsstoffe<br />
<strong>und</strong> trifft für Mischungen<br />
von Konzentraten<br />
(Desinfektionsmittelkonzentrat<br />
plus Reinigerkonzentrat<br />
<strong>und</strong> nachfolgende Verdünnung<br />
der Mischung auf Anwendungsbedingungen)<br />
zu<br />
wie auch auf Anwendungslösungen<br />
(vorverdünntes Desinfektionsmittelkonzentrat<br />
plus vorverdünntes Reinigerkonzentrat<br />
<strong>und</strong> nachfolgende<br />
Verdünnung der Mischung<br />
auf Anwendungsbedingungen).<br />
Wer hier nach Gutdünken<br />
mischt, kann weder von<br />
einer ausreichenden Reinigung<br />
noch von einer annähernd<br />
sicheren Desinfektionswirkung<br />
der Kombination ausgehen.<br />
Ein sicheres Indiz für<br />
den Totalverlust beider Leistungen<br />
(also der Reinigungsleistung<br />
wie der Desinfektionsleistung)<br />
ist die Mischung von<br />
alkalischen Präparaten mit<br />
sauren Präparaten (also Mischungen<br />
von alkalischen Reinigern<br />
mit sauren Desinfek-<br />
8 Buchtipp<br />
Umfassendes Basiswissen<br />
zum Thema Hygiene,<br />
Infektiologie <strong>und</strong> Mikrobiologie<br />
bietet dieses<br />
Buch aus dem Thieme<br />
Verlag. Leicht verständlich<br />
geschrieben, erhält<br />
der Leser einen Überblick<br />
zur Mikrobiologie<br />
<strong>und</strong> Infektiologie. Darüber<br />
hinaus erfährt er alles Wichtige<br />
zu hygienisch korrektem Arbeiten sowie<br />
über Sicherheit zum Schutz für Patienten<br />
<strong>und</strong> sich selbst.<br />
Jassoy, Christian; Schwarzkopf,<br />
Andreas: Hygiene, Infektiologie,<br />
Mikrobiologie. Thieme Verlag,<br />
Stuttgart 2013, 2. Aufl., 376 S. ,<br />
220 Abb., brosch., 29,99 Euro,<br />
ISBN: 9783131361325<br />
tionsmitteln oder umgekehrt).<br />
Aber selbst Schwankungen<br />
beider Komponenten innerhalb<br />
des sauren oder alkalischen<br />
pH-Bereichs über mehr<br />
als zwei pH-Stufen sind problematisch.<br />
Wer also Reinigung<br />
<strong>und</strong> Desinfektion in einem Arbeitsgang<br />
<strong>und</strong> durch die Mischung<br />
entsprechender Präparate<br />
durchführen möchte,<br />
der kann sich nur auf geprüfte<br />
Kombinationen verlassen.<br />
Interessanter Weise ist dabei<br />
in aller Regel nur das Ergebnis<br />
der Desinfektionsleistung<br />
zu erfahren, soweit die Hersteller<br />
der Präparate derartige<br />
Kombinationen empfehlen.<br />
Als Anwender sollte man aber<br />
auch den Beleg einer erfolgreich<br />
getesteten Reinigungsleistung<br />
einfordern. Dieser<br />
wird ihm nämlich in aller Regel<br />
vorenthalten <strong>und</strong> oft genug<br />
überhaupt nicht erbracht.<br />
Als Konsequenz daraus sollte<br />
besonders auf die Qualität<br />
der Reinigungsleistung geachtet<br />
<strong>und</strong> das Mittel nicht gemischt<br />
werden.<br />
Selbst die totale Übereinstimmung<br />
beider pH-Werte<br />
ist nicht die Garantie für<br />
eine erfolgreich anwendbare<br />
Mischung<br />
Lesen Sie im zweiten Teil dieses<br />
Beitrages alles Wichtige<br />
zu Wirkungslücke <strong>und</strong> Wirkungsschwäche,<br />
zu Fehlern bei<br />
der Einwirkzeit <strong>und</strong> beim Ansetzen<br />
der Lösung sowie bei<br />
der Lagerung von Gebinden<br />
<strong>und</strong> bei der Entsorgung. g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
PD Dr. Dr. Friedrich von<br />
Rheinbaben<br />
Garather Weg 21<br />
40789 Monheim<br />
E-Mail: F.v.Rheinbaben@<br />
t-online.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 23