Kapitel 3 Der Beschäftigtenzuwachs in den „industrie- <strong>und</strong> technologiebezogenen Aktivitätszweigen <strong>der</strong> wissensintensiven Wirtschaft“ <strong>im</strong> Zeitraum 1997 – 2005 ist am stärksten in den Großstadtregionen des Südens <strong>der</strong> EU (siehe Tab. 7) sowie in Dublin, Nantes <strong>und</strong> Leipzig (Sachsendreieck). Auch Berlin, Stuttgart <strong>und</strong> Kopenhagen können beträchtliche Arbeitsplatzgewinne für den Gesamt-Komplex <strong>der</strong> industrie- <strong>und</strong> technologiebezogenen Aktivitätszweige <strong>der</strong> „knowledge economy“ verzeichnen. Die aggregierte Darstellung <strong>der</strong> „industrie- <strong>und</strong> technologiebezogenen Aktivitätszweige <strong>der</strong> wissensintensiven Wirtschaft“ unterstreicht, dass forschungsintensive <strong>Industrie</strong>n zusammen mit den technologiebezogenen Dienstleistungen nach wie vor eine bedeutende wirtschaftliche Basis <strong>der</strong> Großstadtregionen <strong>und</strong> Metropolräume <strong>der</strong> Europäischen Union bilden, selbst wenn sie <strong>im</strong> Vergleich zu an<strong>der</strong>en Teilsektoren nicht den größten Anteil an den Gesamtbeschäftigten erreichen. Im Bereich <strong>der</strong> wissensintensiven Dienstleistungen werden nachfolgend drei ausgewählte Subsektoren betrachtet: erstens <strong>die</strong> „wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleistungen“, welche vor allem <strong>die</strong> qualifizierten Unternehmens<strong>die</strong>nste (Wirtschafts- <strong>und</strong> Rechtsberatung usw.) repräsentieren, zweitens <strong>die</strong> „wissensintensiven Finanz<strong>die</strong>nstleistungen“, <strong>und</strong> drittens <strong>die</strong> „wissensintensiven Dienstleistungen <strong>im</strong> Bereich Ges<strong>und</strong>heit, Bildung, Kultur <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>n“. Im Subsektor <strong>der</strong> „wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleistungen“ sind erwartungsgemäß <strong>die</strong> Metropolregionen London <strong>und</strong> Paris sowie Mailand, Madrid, Barcelona, <strong>die</strong> Randstad Holland, Hamburg <strong>und</strong> Frankfurt-Main als herausragende Stand-ortzentren ausgewiesen (siehe Abb. 11); <strong>die</strong> Rhein-Ruhr-Agglomeration <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ballungsräume Manchester / Leeds / Liverpool sowie Florenz / Bologna zeigen vor allem aufgr<strong>und</strong> des Aggregationseffekts <strong>der</strong> Zusammenfassung einer Reihe von urbanen Standortzentren eine erhebliche regionale Konzentration von wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleistungen. In <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland sind <strong>die</strong> pr<strong>im</strong>ären Standortzentren wissensintensiver Markt<strong>die</strong>nstleistungen in einem polyzentrischen <strong>Stadtsystem</strong> über mehrere Metropolräume verteilt. Es braucht nicht weiter kommentiert werden, dass sich <strong>die</strong> stärkste Konzentration von qualifizierten Unternehmens<strong>die</strong>nsten in prominenten „Global Cities“ des europäischen Wirtschaftsraumes herausgebildet hat. Die führenden Metropolräume fungieren bekanntlich nicht nur als Dienstleistungszentren eines best<strong>im</strong>mten nationalstaatlichen Territoriums, son<strong>der</strong>n auch als Standortzentren für <strong>die</strong> internationalen bzw. globalen Firmen <strong>im</strong> Bereich qualifizierter Unternehmens<strong>die</strong>nste. Die meisten zuvor genannten Metropolräume <strong>der</strong> EU finden sich auch in <strong>der</strong> „Spitzengruppe“ be<strong>im</strong> absoluten Zuwachs <strong>der</strong> Beschäftigtenzahlen wissensintensiver Markt<strong>die</strong>nstleistungen, mit Ausnahme von London, Manchester <strong>und</strong> Frankfurt-Main, <strong>die</strong> be<strong>im</strong> Arbeitsplatzzuwachs in <strong>die</strong>sem Subsektor erst in <strong>der</strong> „2. Liga“ (2. Rang-Gruppe von 5 Perzentilen) erscheinen. Dafür rücken <strong>die</strong> Stadtregionen von Dublin, Rom <strong>und</strong> Sevilla in <strong>die</strong> 1. Rang-Gruppe des Beschäftigungszuwachses. In <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland können München <strong>und</strong> Mannhe<strong>im</strong> in <strong>die</strong> 2. Rang-Gruppe (von 5 Perzentilen) des Beschäftigtenzuwachses eingruppiert werden, während <strong>der</strong> Metropolraum Berlin <strong>und</strong> das sog. Sachsendreieck einen weit geringeren Zuwachs an Beschäftigung bei den wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleitungen zu verzeichnen haben. Die herausragenden Standortzentren für den Subsektor <strong>der</strong> „wissensintensiven Finanz<strong>die</strong>nstleistungen“ sind neben <strong>der</strong> Metropolregion London - <strong>die</strong> alle an<strong>der</strong>en Metropolen bei weitem übertrifft - Paris, Mailand, Frankfurt- Main <strong>und</strong> Amsterdam. Zu den pr<strong>im</strong>ären Finanzzentren des europäischen <strong>Stadtsystem</strong>s (vgl. Taylor/Walker 2001; Hoyler 2005) gehören darüberhinaus Madrid, Hamburg, München, sowie - unter dem Einfluss des Aggregationseffekts bei den Beschäftigungsdaten polyzentrischer Metropolregionen - Florenz / Bologna, Manchester / Liverpool / Leeds <strong>und</strong> <strong>die</strong> Rhein-Ruhr-Agglomeration (siehe Tab. 8). Bezogen auf <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en Stadtregionen in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland finden sich Berlin, Stuttgart <strong>und</strong> Mannhe<strong>im</strong> in <strong>der</strong> zweiten Rang-Gruppe in <strong>die</strong>sem Bereich. 28
Kapitel 3 Abbildung 11: Absolute Konzentrationen <strong>der</strong> wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleistungen <strong>im</strong> EU <strong>Stadtsystem</strong> 2005 Tabelle 8: Gruppierung europäischer Großstadt- <strong>und</strong> Metropolregionen nach <strong>der</strong> Beschäftigtenzahl in wissensintensiven Finanz<strong>die</strong>nstleistungen 2005 Klassifizierung nach 5 Perzentilen ( 1.Perzentil enthält höchste Werte) 29