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Metropolisierung und die Zukunft der Industrie im Stadtsystem ...

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Kapitel 2<br />

mische Großstadtregionen <strong>und</strong> Metropolräume ist allerdings auch eine wesentliche Triebkraft bei <strong>der</strong> Verstärkung<br />

regionaler Disparitäten in Europa.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> These, dass <strong>im</strong> Rahmen einer zunehmend innovationsgetriebenen Ökonomie <strong>die</strong> Entwicklungsaussichten<br />

von Städten <strong>und</strong> Regionen in beson<strong>der</strong>em Maße von Potenzialen <strong>und</strong> Kapazitäten <strong>im</strong> Bereich wissensintensiver<br />

Wirtschaftsaktivitäten best<strong>im</strong>mt sind, werden in neuerer Zeit in <strong>der</strong> Wirtschaftsgeographie <strong>und</strong> Regionalforschung<br />

<strong>die</strong> Perspektiven einer „wissensbasierten Regionalentwicklung“ thematisiert (Malecki/Oinas 1999;<br />

Keeble/Wilkinson 2000; Cooke 2002; Lo/Schamp 2003; Matthiesen 2004; Kujath 2005 a; Cooke et al. 2007). Diese<br />

Debatte verweist auf den Stellenwert von Wissensressourcen sowie Forschungs- <strong>und</strong> Bildungs-Infrastrukturen, auf<br />

<strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> interaktiven Wissensgenerierung in Unternehmens-Clustern für <strong>die</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Regionen, <strong>und</strong> nicht zuletzt auf <strong>die</strong> mögliche Stärkung <strong>der</strong> Entwicklungsaussichten von Städten <strong>und</strong> Regionen<br />

durch den Ausbau von wissensintensiven Aktivitätszweigen <strong>der</strong> Regionalwirtschaft (Profilierung einer Region als<br />

Zentrum <strong>der</strong> „Knowledge Economy“).<br />

Dabei ist <strong>die</strong> Abgrenzung wissensintensiver Aktivitätszweige recht schwierig <strong>und</strong> notwendigerweise mit Unschärfen<br />

verb<strong>und</strong>en: an erster Stelle werden hier stets <strong>die</strong> Produzenten <strong>und</strong> Dienstleister von Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsindustrien<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en "neuen" <strong>Industrie</strong>n mit hohem Anteil an Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten<br />

wie z.B. <strong>die</strong> Biotechnologie genannt, ferner <strong>die</strong> sog. höherqualifizierten Unternehmens-Dienstleistungen. Doch<br />

haben zweifellos auch <strong>die</strong> „traditionellen“ <strong>Industrie</strong>n wie insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> technologiezentrierten <strong>Industrie</strong>branchen<br />

eine hochentwickelte Wissensbasis, <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Standortzentren traditioneller <strong>Industrie</strong>n verfügen über differenzierte<br />

Innovationsfähigkeiten. Mit Bezug auf <strong>die</strong> sog. wissensbasierte Wirtschaft wäre auch <strong>die</strong> Frage aufzuwerfen,<br />

ob etwa <strong>die</strong> Konstruktion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bau von Automobilen <strong>und</strong> Maschinen nicht weit mehr Wissensreichtum<br />

erfor<strong>der</strong>n als <strong>die</strong> Programmierung eines Softwareprodukts o<strong>der</strong> gar <strong>die</strong> Erfindung eines neuen Finanz-„produkts“<br />

zur Mehrung des leistungslosen Besitzeinkommens. Mit Bezug auf <strong>die</strong> Beraterbranche, <strong>die</strong> als Kernstück <strong>der</strong> expan<strong>die</strong>renden<br />

„wissensintensiven Markt<strong>die</strong>nstleistungen“ u.a. von <strong>der</strong> Unwissenheit <strong>und</strong> den wissenschaftlichen<br />

Legit<strong>im</strong>ationsbedürfnissen <strong>der</strong> politischen Klasse lebt, wäre zu fragen, welche Wissens-Qualitäten denn <strong>die</strong> längst<br />

hochstandardisierten Produkte <strong>der</strong> bekannten Marktführer <strong>der</strong> Consultingbranche etwa <strong>im</strong> Vergleich zur Entwicklung<br />

neuer Technologien haben.<br />

2.1. Aufbau <strong>der</strong> empirischen Analyse wirtschaftlicher Potenziale <strong>im</strong> <strong>Stadtsystem</strong> Europas<br />

Um <strong>die</strong> Tendenzen des wirtschaftlichen Strukturwandels <strong>im</strong> EU-Raum unter dem Aspekt <strong>der</strong> <strong>Metropolisierung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Ausdifferenzierung ökonomischer Profile <strong>und</strong> Entwicklungspfade <strong>der</strong> europäischen Großstadtregionen nachzuzeichnen,<br />

wurden <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Eurostat-Regiodatenbank bereitgestellten Daten zur wissensintensiven Wirtschaft für<br />

den Zeitraum 1997 – 2005 ausgewertet. Vorteil <strong>die</strong>ser Datenbasis ist <strong>der</strong> europaweite Bezug, <strong>die</strong> regionale Differenzierung<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Gruppierung von Branchen innerhalb des <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong> Dienstleistungssektors nach mehr o<strong>der</strong><br />

weniger forschungs- <strong>und</strong> wissensintensiven Aktivitätszweigen. Datenlücken best<strong>im</strong>mter EU-Län<strong>der</strong> o<strong>der</strong> -Regionen<br />

für das Bezugsjahr 1997 wurden gemäß <strong>der</strong> in gesamteuropäischen Analysen üblichen Praxis durch Daten des<br />

nächstmöglichen verfügbaren Bezugsjahres ergänzt <strong>und</strong> bei zusammenfassenden Datenangaben entsprechend angepasst<br />

(abweichende Bezugszeitpunkte sind jeweils in den kartographischen Darstellungen ausgewiesen).<br />

Bedauerlicherweise fehlen für Polen jegliche Angaben über <strong>die</strong> regionalen Wirtschaftsstrukturen für den Zeitraum<br />

vor 2004, so dass <strong>im</strong> Falle Polens <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigung in Teilsektoren <strong>der</strong> wissensintensiven Wirtschaft<br />

nur für den Zeitraum 2004 – 2005 einbezogen werden kann. Für Polen dürfen <strong>die</strong> Angaben zur Beschäftigungsdynamik<br />

in Teilsektoren also nur mit beson<strong>der</strong>er Vorsicht (als kurzfristige, weniger verlässliche Än<strong>der</strong>ung<br />

von Beschäftigtendaten) interpretiert werden. Die Stadtregionen <strong>der</strong> baltischen Län<strong>der</strong> Estland, Lettland <strong>und</strong><br />

Litauen wurden mangels regional differenzieren<strong>der</strong> Daten nicht in <strong>die</strong> Untersuchung aufgenommen. Auch <strong>die</strong><br />

Stadtregionen <strong>der</strong> 2007 neu hinzugekommenen EU-Mitgliedslän<strong>der</strong> Rumänien <strong>und</strong> Bulgarien blieben wegen<br />

gravieren<strong>der</strong> Lücken in <strong>der</strong> Datenbasis unberücksichtigt.<br />

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