Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen! - Pfarre Moosbrunn
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<strong>Man</strong> <strong>wird</strong> <strong>die</strong> <strong>Herrlichkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong> <strong>sehen</strong>!<br />
Das neue Jahr beginnt mit dem<br />
Hochfest der Gottesmutter Maria.<br />
Sie und <strong>die</strong> Wüstenväter sind<br />
für uns ein Vorbild für ein Leben<br />
im Angesichte Gottes. Der heilige<br />
Prophet Elija und der heiligen<br />
Johannes vom Kreuz sollen uns<br />
führen und begleiten auf dem<br />
Weg der Nachfolge Christi in<br />
Schweigen und im Gebet.<br />
„Die Wüste und das trockene Land<br />
sollen sich freuen, <strong>die</strong> Steppe soll jubeln<br />
und jauchzen. Sie soll prächtig blühen<br />
wie <strong>die</strong> Lilie, jubeln soll sie, jubeln und<br />
jauchzen. Die <strong>Herrlichkeit</strong> <strong>des</strong> Libanon<br />
<strong>wird</strong> ihr geschenkt, <strong>die</strong> Pracht <strong>des</strong><br />
Karmel und der Ebene Scharon. <strong>Man</strong><br />
<strong>wird</strong> <strong>die</strong> <strong>Herrlichkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong> <strong>sehen</strong>,<br />
<strong>die</strong> Pracht unseres Gottes.“ (Jes 35,1-2)<br />
Der Segen Gottes und seine Liebe<br />
möge uns durch das Jahr 2012<br />
begleiten. Einsiedler Johannes<br />
Sonntag, 1. Januar<br />
Gottesmutter Maria – Neujahr<br />
Hl. Basilius, Predigt auf <strong>die</strong> Geburt<br />
Christi: „Was sollen wir mit<br />
dir anfangen, o Mensch? Solange<br />
Gott in der Höhe weilte, hast du<br />
ihn nicht gesucht; nachdem er<br />
aber zu dir herabgestiegen und<br />
jetzt in seinem Fleische mit dir<br />
verkehrt, nimmst du ihn nicht<br />
auf! Vielmehr fragst du erst nach<br />
dem Grunde, weshalb du mit<br />
Gott verwandt geworden. So<br />
vernimm ihn! Deshalb war Gott<br />
im Fleische, weil <strong>die</strong>ses verfluchte<br />
Fleisch geheiligt, das geschwächte<br />
Fleisch gestärkt, das<br />
Gott entfremdete wieder ihm<br />
nahe gebracht, das aus dem Para<strong>die</strong>s<br />
verstoßene wieder in den<br />
Himmel zurückgeführt werden<br />
sollte. Und welches war <strong>die</strong><br />
Werkstätte für <strong>die</strong>sen Heilsplan?<br />
Der Leib der heiligen Jungfrau.<br />
Welches sind <strong>die</strong> wirkenden Ursachen<br />
der Geburt? Der Heilige<br />
Geist und <strong>die</strong> überschattende<br />
Kraft <strong>des</strong> Allerhöchsten. Doch<br />
vernimm <strong>die</strong> eigenen Worte <strong>des</strong><br />
Evangeliums! ‚Denn als seine Mutter<br />
Maria’, heißt es, ‚mit Josef verlobt<br />
war, fand es sich, dass sie, ehe sie zusammenkamen,<br />
vom Heiligen Geiste<br />
empfangen hatte’. Jungfrau, und<br />
dabei verlobt mit einem <strong>Man</strong>ne,<br />
war sie als das geeignete Werkzeug<br />
zur Erlösung auser<strong>sehen</strong>,<br />
damit so <strong>die</strong> Jungfrauschaft geehrt<br />
und andererseits <strong>die</strong> Ehe<br />
nicht verrufen wurde. Die Jungfräulichkeit<br />
wurde als geeignet<br />
zur Heiligung auser<strong>sehen</strong>; mit der<br />
Verlobung aber war der Anfang<br />
zum ehelichen Leben gegeben.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 407-408.<br />
1<br />
Montag, 2. Januar<br />
Hl. Basilius und hl. Gregor<br />
Basilius der Große, Bischof von<br />
Cäsarea, und Gregor von Nazianz,<br />
Bischof von Konstantinopel<br />
waren Freunde. Hl. Gregor von<br />
Nazianz, Rede über den Sohn:<br />
„Was er war, ist er geblieben; was<br />
er nicht war, hat er angenommen.<br />
Am Anfang war er ohne Grund;<br />
denn welchen Grund gibt es<br />
schon für Gott? Später fing er<br />
wegen eines Grun<strong>des</strong> an zu sein<br />
– <strong>die</strong>ser bestand darin, dass du,<br />
der du ihn verunglimpfst und<br />
seine Gottheit <strong>des</strong>wegen verachtest,<br />
weil er dein dichtes Fleisch<br />
angenommen hat, gerettet werden<br />
solltest – und hat sich unter<br />
Vermittlung einer Geistseele mit<br />
Fleisch zusammengetan, und der<br />
irdische Mensch ist Gott geworden,<br />
da er sich mit Gott vermischt<br />
hat und mit ihm einer<br />
geworden ist, wobei das Stärkere<br />
den Sieg davongetragen hat, damit<br />
ich so weit Gott werde, wie<br />
jener Mensch geworden ist. Zwar<br />
wurde er einmal gezeugt, doch<br />
war er auch immer gezeugt, einmal<br />
geboren von einer Frau, <strong>die</strong><br />
jedoch auch Jungfrau war. Dies<br />
war menschlich, jenes göttlich.<br />
Hier ist ohne Vater, doch dort<br />
auch ohne Mutter.“<br />
Gregor von Nazianz, Theologische Reden.<br />
Freiburg 1996, 211-212.<br />
2<br />
Dienstag, 3. Januar<br />
Heiligster Name Jesu<br />
Hl. Basilius: „Das aus Heiligkeit<br />
zusammengesetzte Fleisch war<br />
also würdig, mit der Gottheit <strong>des</strong><br />
Eingeborenen vereint zu werden.<br />
‚Sie <strong>wird</strong> einen Sohn gebären, und du<br />
sollst ihm den Namen Jesus geben.’<br />
Wir haben beobachtet, dass <strong>die</strong><br />
Namen derer, denen sie eigens<br />
beigelegt werden, <strong>die</strong> Natur ihres<br />
Trägers angeben, wie z. B. Abraham,<br />
Isaak und Israel. Denn bei<br />
einem jeden von <strong>die</strong>sen brachte<br />
der Name nicht so fast <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />
<strong>des</strong> Leibes zum Ausdruck<br />
als vielmehr ihre charakteristische<br />
Eigenart. Darum <strong>wird</strong><br />
aus er jetzt Jesus genannt, d. h.<br />
‚Rettung <strong>des</strong> Volkes’. – Zugleich ist<br />
aber auch das Geheimnis, das vor<br />
Zeiten bestimmt und einst durch<br />
<strong>die</strong> Propheten verkündet worden<br />
ist, in Erfüllung gegangen. ‚Siehe,<br />
<strong>die</strong> Jungfrau <strong>wird</strong> empfangen und einen<br />
Sohn gebären, und sie <strong>wird</strong> seinen<br />
Namen Emmanuel nennen, das verdolmetscht<br />
heißt: Gott ist mit uns.’<br />
Eben <strong>die</strong>ser Name enthält schon<br />
längst <strong>die</strong> Offenbarung <strong>des</strong> ganzen<br />
Geheimnisses, dass nämlich<br />
Gott unter den Menschen wandeln<br />
würde, weil der Name Emmanuel<br />
in der Übersetzung bedeutet:<br />
‚Gott mit uns’.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 410.
Mittwoch, 4. Januar<br />
Die rettende Gnade Gottes<br />
Hl. Basilius: „Deshalb ist Gott im<br />
Fleische, um den darin verborgenen<br />
Tod zu töten. Wie <strong>die</strong> Arzneien<br />
als Gegengift dem Zersetzungsprozess<br />
Einhalt gebieten,<br />
sobald sie mit dem Körper sich<br />
verbinden, und <strong>die</strong> Finsternis im<br />
Hause verschwindet, sobald man<br />
Licht hereinbringt, so ist auch<br />
der Tod, der in der menschlichen<br />
Natur herrschte, durch <strong>die</strong> Gegenwart<br />
der Gottheit verscheucht<br />
worden. Und wie das Eis im<br />
Wasser, solange Nacht ist und<br />
Schatten, <strong>die</strong> Nässe beherrscht,<br />
unter dem Strahle der wärmenden<br />
Sonne aber schmilzt, so hat<br />
auch der Tod bis zur Ankunft<br />
Christi geherrscht. Als aber <strong>die</strong><br />
rettende Gnade Gottes erschien und<br />
<strong>die</strong> Sonne der Gerechtigkeit aufging,<br />
da wurde der Tod verschlungen<br />
im Siege, weil er <strong>die</strong> Gegenwart<br />
<strong>des</strong> wahren Lebens nicht ertragen<br />
konnte. O Tiefe der Güte und Liebe<br />
Gottes! Dank <strong>die</strong>ser übergroßen<br />
Menschenfreundlichkeit haben<br />
wir das Joch der Knechtschaft<br />
abgeschüttelt. Und da suchen<br />
Menschen noch nach dem<br />
Grunde, weshalb Gott unter den<br />
Menschen weilte, in<strong>des</strong> sie doch<br />
seine Güte anbeten sollten.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 407.<br />
Donnerstag, 5. Januar<br />
Ein Stern geht auf aus Jakob<br />
Hl. Basilius der Große: „‚Als Jesus<br />
geboren war’, heißt es, ‚zu Bethlehem<br />
in Judäa, zur Zeit <strong>des</strong> Hönigs Hero<strong>des</strong>,<br />
siehe, da kamen Magier aus dem<br />
Morgenlande nach Jerusalem und sprachen:<br />
Wo ist der neugeborene König der<br />
Juden?’ Die Magier waren persischer<br />
Herkunft, gaben sich ab<br />
mit Wahrsagerei, Zauberei und<br />
außernatürlichen Kräften und<br />
verlegten sich auch auf <strong>die</strong> Beobachtung<br />
der Himmelserscheinungen.<br />
In <strong>die</strong>ser Wahrsagekunst<br />
scheint aber auch Bileam bewandert<br />
gewesen zu sein, den Balak<br />
kommen ließ, um über Israel mit<br />
gewissen Zeremonien den Fluch<br />
auszusprechen, und der in seinem<br />
vierten Gleichnisse also<br />
vom <strong>Herrn</strong> redet: ‚Es spricht der<br />
<strong>Man</strong>n, der da sieht, der da hört Gottes<br />
Worte, der da kennt <strong>die</strong> Lehre <strong>des</strong><br />
Höchsten, der das Gesicht Gottes im<br />
Schlafe sieht, <strong>des</strong>sen Augen geöffnet<br />
sind. Ich will es ihm zeigen, aber nicht<br />
jetzt; ich preise ihn glücklich; aber er<br />
ist nicht nahe. Es <strong>wird</strong> aufgehen ein<br />
Stern aus Jakob, und aufstehen ein<br />
<strong>Man</strong>n aus Israel.’ Darum wollten<br />
<strong>die</strong> Magier den Ort in Judäa aufsuchen<br />
und kamen, zu fragen, wo<br />
der neugeborene König der Juden<br />
wäre.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 413 f.<br />
Freitag, 6. Januar<br />
Erscheinung <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong><br />
Hl. Basilius: „Der Stern aber, der<br />
im Morgenlande sichtbar wurde<br />
und <strong>die</strong> Magier zum Aufsuchen<br />
<strong>des</strong> Neugeborenen veranlasste,<br />
war wieder so lange unsichtbar,<br />
bis er ihnen in ihrer Ratlosigkeit<br />
ein zweites Mal in Judäa erschien<br />
und sie so erkennen konnten,<br />
wessen Stern er war, wem er<br />
<strong>die</strong>nte und wesentwegen er aufgegangen.<br />
‚Denn als der Stern am<br />
Orte, wo das Kind war, ankam, stand<br />
er still’. Daher hatten auch <strong>die</strong><br />
Magier, wie sie ihn sahen, eine<br />
überaus große Freude. So wollen<br />
denn auch wir <strong>die</strong>se große Freude<br />
in unsere Herzen aufnehmen!<br />
Diese Freude verkündigten ja <strong>die</strong><br />
Engel den Hirten. Mit den Magiern<br />
wollen auch wir anbeten,<br />
mit den Hirten lobpreisen, mit<br />
den Engeln frohlocken! ‚Denn<br />
heute ist uns der Heiland geboren worden,<br />
welcher ist Christus, der Herr’.<br />
‚Gott ist der Herr, und uns ist er erschienen’,<br />
nicht in der Gestalt Gottes,<br />
damit er das Schwache nicht<br />
erschrecke, sondern in der Gestalt<br />
eines Knechtes, um das Geknechtete<br />
zur Freiheit zu führen.<br />
Wer wäre so schläfrig, wer so undankbar,<br />
dass er sich nicht freuen<br />
sollte ob dem heutigen Tag?“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 416.<br />
Samstag, 7. Januar<br />
Taufe: Vereinigung mit Gott<br />
Hl. Basilius der Große: „Johannes<br />
predigte <strong>die</strong> Taufe der Buße,<br />
und ganz Judäa ging zu ihm hinaus.<br />
Der Herr predigt <strong>die</strong> Taufe<br />
der Kindschaft Gottes, und wer<br />
von denen, <strong>die</strong> auf ihn gehofft<br />
haben, <strong>wird</strong> nicht auf ihn hören?<br />
Jene Taufe leitete nur ein, <strong>die</strong>se<br />
vollendet. Jene war Abkehr von<br />
der Sünde, <strong>die</strong>se ist Vereinigung<br />
mit Gott. Johannes war allein, als<br />
er predigte, und zog alle zur Buße<br />
hin. Du aber, von den Propheten<br />
unterrichtet: ‚Wascht, reinigt<br />
euch!’, von dem Psalmisten<br />
ermahnt: ‚Kommt zu ihm, und lasst<br />
euch erleuchten’, von den Aposteln<br />
mit der frohen Botschaft beglückt:<br />
‚Tuet Buße, und ein jeder von<br />
euch lasse sich taufen auf den Namen<br />
<strong>des</strong> <strong>Herrn</strong> Jesu Christi zur Vergebung<br />
der Sünden, und ihr werdet empfangen<br />
<strong>die</strong> Verheißung <strong>des</strong> Heiligen Geistes’,<br />
vom <strong>Herrn</strong> selbst eingeladen:<br />
‚Kommt zu mir alle, <strong>die</strong> ihr mühselig<br />
und beladen sein; und ich will euch<br />
erquicken!’, du säumst, überlegst,<br />
zögerst? Du, von Kindheit an im<br />
Glauben unterrichtet, stimmst<br />
der Wahrheit noch nicht bei?<br />
Immer lerntest du, und bist noch<br />
nicht zur Erkenntnis gekommen!“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 303.<br />
3<br />
4
Sonntag, 8. Januar<br />
TAUFE DES HERRN<br />
Hl. Basilius der Große: „Du betest<br />
den an, der für dich gestorben?<br />
Nun dann lass dich auch<br />
mit ihm in der Taufe begraben!<br />
Bist du nicht mit ihm vereint in<br />
der Ähnlichkeit <strong>des</strong> To<strong>des</strong>, wie<br />
wirst du dann an seiner Auferstehung<br />
teilnehmen? Jenes Israel<br />
wurde auf Mose getauft, in der<br />
Wolke und im Meere, dir zum<br />
Vorbild und zur Bezeichnung der<br />
Wahrheit, <strong>die</strong> ‚am Ende der Zeiten’<br />
sich offenbaren sollte. Du<br />
aber fliehst vor der Taufe, <strong>die</strong><br />
nicht im Meere vorgebildet, sondern<br />
in der Wahrheit vollendet<br />
<strong>wird</strong>, nicht in der Wolke, sondern<br />
im Geiste, nicht auf Mose, der<br />
auch Knecht war, sondern auf<br />
Christus, den Schöpfer. Wäre<br />
Israel nicht durch das Meer gegangen,<br />
so wäre es von Pharao<br />
nicht losgekommen. Auch du<br />
wirst nicht von der grausamen<br />
Herrschaft <strong>des</strong> Teufels befreit<br />
werden, wenn du nicht durch das<br />
Wasser gehst. – Auch hätte Israel<br />
nicht aus dem geistigen Felsen<br />
getrunken (1 Kor 10,4), wäre es<br />
nicht vorbildlich getauft worden.<br />
Auch dir <strong>wird</strong> niemand den wahren<br />
Trank reichen, wenn du nicht<br />
wahrhaft getauft bist.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 304 f.<br />
Montag, 9. Januar<br />
Hl. Andreas Corsini<br />
Geboren 1301, Karmelit und<br />
Bischof, gestorben am 6. 1. 1374.<br />
Hl. Basilius der Große: „Elias<br />
erschrak nicht vor dem feurigen<br />
Wagen und den feurigen Rossen,<br />
<strong>die</strong> auf ihn zukamen, sondern<br />
wagte im Verlangen nach der<br />
himmlischen Reise das Schreckliche,<br />
bestieg hochentzückt den<br />
flammenden Wagen, obschon er<br />
noch im Fleische lebte. Du aber<br />
hast keine feurigen Wagen zu<br />
besteigen, sondern sollst durch<br />
Wasser und Geist zum Himmel<br />
emporsteigen. Und du willst<br />
nicht auf den Ruf herbeieilen? –<br />
Elias zeigte <strong>die</strong> Kraft der Taufe<br />
auf dem Altare der Brandopfer,<br />
als er nicht durch Feuer, sondern<br />
mit Wasser das Opfer verbrannte.<br />
Sonst kämpft <strong>die</strong> Natur <strong>des</strong><br />
Feuers mit dem Wasser. Damals<br />
aber, als das Wasser geheimnisvoll<br />
dreimal auf den Altar gegossen<br />
ward, entzündete es Feuer<br />
und nährte wie Öl <strong>die</strong> Flamme...<br />
Dadurch gibt <strong>die</strong> Schrift zu verstehen,<br />
dass der Täufling durch<br />
<strong>die</strong> Taufe mit Gott vereinigt<br />
<strong>wird</strong>, und dass lauteres, himmlisches<br />
Licht mit dem Glauben an<br />
<strong>die</strong> Dreifaltigkeit in den Seelen<br />
aufleuchtet.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 305 f.<br />
Dienstag, 10. Januar<br />
Das Licht <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong><br />
Hl. Basilius der Große: „Geh in<br />
das Gemach deiner Seele und<br />
wecke <strong>die</strong> Erinnerung an deine<br />
Werke! Sind deine Sünden zahlreich,<br />
lass den Mut nicht sinken<br />
ob der Menge! ‚Denn als <strong>die</strong><br />
Sünde voll war, ward übervoll <strong>die</strong><br />
Gnade’; du brauchst <strong>die</strong> Gnade<br />
nur anzunehmen. Wer viel schuldet,<br />
dem <strong>wird</strong> auch viel erlassen,<br />
damit er mehr liebe. Sind deine<br />
Sünden aber klein, leicht und<br />
nicht zum Tode, was ängstigt<br />
dich dann <strong>die</strong> Zukunft, da du<br />
dich doch in der Vergangenheit<br />
so ritterlich gehalten, also zu<br />
einer Zeit, da du im Gesetze<br />
noch nicht unterwiesen warst?<br />
Stelle dir vor, deine Seele stünde<br />
gleichsam auf einer Waage und<br />
würde hier von Engeln, dort von<br />
Teufeln angezogen. Wohin <strong>wird</strong><br />
nun dein Herz den Ausschlag<br />
geben? Was <strong>wird</strong> bei dir siegen,<br />
<strong>die</strong> Lust <strong>des</strong> Fleisches oder <strong>die</strong><br />
Heiligung der Seele? ... Niemand<br />
kann wissen, ob du zu uns gehörst<br />
oder zum Feind, wenn du<br />
nicht mit den geheimnisvollen<br />
Symbolen <strong>die</strong> Verwandtschaft<br />
nachweisest, wenn nicht auf dich<br />
gezeichnet ist das Licht <strong>des</strong> Antlitzes<br />
<strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 307 f.<br />
Mittwoch, 11. Januar<br />
Gebet, Fasten, Psalmengesang<br />
Hl. Basilius der Große: „Aber der<br />
Schatz ist so schwer zu bewahren.<br />
Aber wache nur, lieber Bruder!<br />
Du hast Helfer, wenn du<br />
willst, am Gebete, das Nächte<br />
durchwachen hilft, am Fasten,<br />
welches das Haus hütet, am<br />
Psalmengesang, der das Herz<br />
erquickt. Nimm sie alle mit dir!<br />
Sie sollen mit dir wachen, um <strong>die</strong><br />
Schätze zu hüten! Was ist besser,<br />
reich zu sein und für <strong>die</strong> Bewachung<br />
der Schätze Sorge zu tragen,<br />
oder von vorneherein nichts<br />
haben, was wir bewachen könnten?<br />
... Du rühmst mit Worten<br />
<strong>die</strong> Heiligkeit, weilst aber in der<br />
Tat unter den Verworfenen. Sieh<br />
zu, dass dich nicht einmal deine<br />
bösen Anschläge gereuen, wenn<br />
<strong>die</strong> Reue dir nichts mehr nützt.<br />
Das Beispiel der Jungfrauen soll<br />
dich warnen. Sie hatten kein Öl<br />
in den Lampen und merkten erst,<br />
als sie mit dem Bräutigam einziehen<br />
sollten, dass es ihnen am<br />
Nötigen fehlte. Daher nennt sie<br />
auch <strong>die</strong> Schrift töricht, weil sie<br />
<strong>die</strong> Zeit, da sie das Öl brauchten,<br />
mit Herumgehen und Einkaufen<br />
verloren und sich unvermerkt<br />
von der Freude <strong>des</strong> Brautgemaches<br />
ausschlossen.“<br />
Basilius der Große, Ausgewählte Homilien<br />
und Predigten, München 1925, 314 f.<br />
5<br />
6
Donnerstag, 12. Januar<br />
Hl. Aelred von Rievaulx<br />
Geboren 1109, Zisterzienser, er<br />
starb am 12. 1. 1167. Auslegung<br />
<strong>des</strong> Evangeliums: Als Jesus zwölf<br />
Jahre alt wurde: „Jetzt möchte ich<br />
auf dich zurückkommen, geliebter<br />
Sohn, denn du möchtest Christus<br />
gleichförmig werden und<br />
enger den Spuren Jesu folgen,<br />
wenn es mir gelingt, mit Hilfe<br />
<strong>die</strong>ses Evangeliums dir deinen<br />
Fortschritt vor Augen zu führen,<br />
so dass du auf <strong>die</strong>sen Blättern<br />
lesen wirst, was du innerlich in<br />
dir selbst als süße Erfahrung<br />
empfin<strong>des</strong>t. Von der Armut<br />
Bethlehems herkommend gelangtest<br />
du zu den Reichtümern Nazareths<br />
und im zwölften Jahre<br />
stiegst du von den Blüten Nazareths<br />
hinauf zu den Früchten<br />
Jerusalems. Diese heiligen Wahrheiten<br />
sammeltest du nicht so<br />
sehr aus den Büchern als vielmehr<br />
aus deinem eigenen Streben.<br />
Wie Bethlehem, wo Christus<br />
arm und gering geboren <strong>wird</strong>,<br />
den Anfang <strong>des</strong> heiligen Lebens,<br />
und wie Nazareth, wo er aufwächst,<br />
<strong>die</strong> Übung <strong>des</strong> Tugendlebens<br />
versinnbildet, so gilt Jerusalem,<br />
wohin der Zwölfjährige<br />
aufsteigt, als erreichtes Schauen<br />
der himmlischen Geheimnisse.“<br />
Aelred von Rieval, Über <strong>die</strong> geistliche<br />
Freundschaft, Trier 1978, 143.<br />
Freitag, 13. Januar<br />
Bethlehem macht uns arm<br />
Hl. Aelred von Rievaulx: „In<br />
Bethlehem <strong>wird</strong> unser Herz arm,<br />
in Nazareth <strong>wird</strong> es reich, in Jerusalem<br />
fließt es über vor Glück.<br />
Der voll Verzicht auf <strong>die</strong> Welt<br />
macht es arm, das Tugendstreben<br />
macht es reich, der Genuss geistiger<br />
Erkenntnisse erfüllt es mit<br />
Freude. Es gilt ja aus dem Tale<br />
der Tränen an den Abgründen<br />
der Versuchungen entlang, über<br />
den langen Weg <strong>des</strong> geistigen<br />
Mühens hinaufzusteigen zu den<br />
lichten Höhen der Betrachtung.<br />
In Bethlehem erhält <strong>die</strong> Kindheit<br />
<strong>die</strong> Weihe eines neuen Umgangs;<br />
noch unfähig, streng zu denken,<br />
verletzt sie niemanden, täuscht<br />
niemanden; frei von Begierden,<br />
unberührt von Eigennutz, verurteilt<br />
niemanden, verachtet niemanden,<br />
begehrt nichts; sie kennt<br />
keine Angst für <strong>die</strong> Gegenwart,<br />
keine Sorge für <strong>die</strong> Zukunft, vertraut<br />
dem Urteil der anderen.<br />
Eine solche Kindheit empfiehlt<br />
uns der hl. Paulus: ‚Wenn jemand<br />
unter euch meint, weise zu sein, so<br />
werde er ein Tor, damit er weise werde’.<br />
Der Herr mahnt im Evangelium:<br />
‚Wenn ihr euch nicht bekehrt und<br />
werdet wie <strong>die</strong> Kinder, so werdet ihr<br />
nicht in das Himmelreich eingehen’.“<br />
Aelred von Rieval, Über <strong>die</strong> geistliche<br />
Freundschaft, Trier 1978, 143.<br />
Samstag, 14. Januar<br />
Sieben Jahre in Nazareth<br />
Hl. Aelred von Rievaulx: „Wenn<br />
in einer solchen Seele, mit solcher<br />
Kindheit begonnen, nach<br />
überstandenen herodianischen<br />
Verfolgungen, <strong>die</strong> Blüten der<br />
Tugenden auf solch fruchtbaren<br />
Boden überreich sprießen, wohnt<br />
sie sieben Jahre in Nazareth, das<br />
ganz passend mit ‚Blüte’ übersetzt<br />
<strong>wird</strong>, und erwartet ruhig das<br />
zwölfte Jahr. Der Acker unseres<br />
Herzens allerdings muss zuerst<br />
mit der Erinnerung an unsere<br />
Sünden und mit dem Eingeständnis<br />
unserer Schwäche gleichsam<br />
gedüngt werden. Dann ist er öfter<br />
mit dem Pflug der Versuchungen<br />
aufzubrechen. Dann<br />
aber werden <strong>die</strong> Samenkörner<br />
der Tugenden keimen und wachsen<br />
und zu Blüten der geistlichen<br />
Werke. Betrachte also den als<br />
Knaben eines Jahres, an dem der<br />
Geist der Furcht <strong>die</strong> alten Laster<br />
und eingewachsenen Begierden<br />
zurückgeschnitten hat. Wenn ihn<br />
dann der Geist der Frömmigkeit<br />
mild und gehorsam gemacht hat,<br />
gelte er als Knabe von zwei Jahren.<br />
Wenn der Geist der Wissenschaft<br />
ihn zur Erkenntnis seiner<br />
Schwäche kommen lässt, hat er<br />
das dritte Jahr erreicht.“<br />
Aelred von Rieval, Über <strong>die</strong> geistliche<br />
Freundschaft, Trier 1978, 143.145.<br />
Sonntag, 15. Januar<br />
Geist der Weisheit<br />
Hl. Aelred von Rievaulx: „Wenn<br />
der Geist der Tapferkeit ihn gegen<br />
alle Versuchungen und Begierden<br />
<strong>des</strong> Fleisches, <strong>die</strong> gegen<br />
<strong>die</strong> Seele kämpfen, gestärkt und<br />
unbeirrbar gemacht hat, bewundere<br />
ihn als Knaben von vier<br />
Jahren. Es trete hinzu der Geist<br />
<strong>des</strong> Rates und lasse ihn mit der<br />
Kraft der Unterscheidung ausgerüstet<br />
als Knaben <strong>des</strong> fünften<br />
Jahres erscheinen. Wenn der<br />
Geist <strong>des</strong> Verstan<strong>des</strong> ihm <strong>die</strong><br />
Betrachtung <strong>des</strong> göttlichen Gesetzes<br />
lehrt, schreitet er fort zum<br />
sechsten Lebensjahr. Das siebte<br />
Jahr führt der Geist der Weisheit<br />
herbei, <strong>die</strong> aus <strong>die</strong>ser Betrachtung<br />
<strong>des</strong> göttlichen Gesetzes hervorgeht<br />
und der strebenden Seele <strong>die</strong><br />
vier Tugenden gleichsam als vier<br />
Jahre schenkt, <strong>die</strong> in ihr glänzen,<br />
und ihr nützen, wie es im Menschenleben<br />
nichts gibt, das ihr<br />
mehr nützen kann. So steht ja<br />
auch von der Weisheit selbst<br />
geschrieben: ‚Sie lehrt <strong>die</strong> Nüchternheit<br />
und Klugheit, Gerechtigkeit und<br />
Tugendkraft, und nichts ist von größerem<br />
Nutzen’. Dies sind <strong>die</strong> Tugenden,<br />
<strong>die</strong> alle vorhergehenden<br />
lenken und ohne sie können <strong>die</strong>se<br />
nicht erworben werden.“<br />
Aelred von Rieval, Über <strong>die</strong> geistliche<br />
Freundschaft, Trier 1978, 145.<br />
7<br />
8
Montag, 16. Januar<br />
Das Licht <strong>des</strong> Schauens<br />
Hl. Aelred von Rievaulx: „Es<br />
folgt das zwölfte Jahr, das Licht<br />
<strong>des</strong> Schauens, das <strong>die</strong> sorgende<br />
Seele zum himmlischen Jerusalem<br />
erhebt, <strong>die</strong> den Himmel aufschließt,<br />
<strong>die</strong> Pforten <strong>des</strong> Para<strong>die</strong>ses<br />
öffnet, das den Bräutigam<br />
zeigt, ihn, der schöner ist als alle<br />
Menschenkinder, so dass <strong>die</strong><br />
Augen <strong>des</strong> reinen Herzens ihn<br />
jenseits <strong>des</strong> Gitters betrachten<br />
dürfen, und seine süße Stimme<br />
hören: ‚Ganz schön bist du, meine<br />
Freundin und kein Fehler ist an dir!’<br />
Gereinigt nämlich von allem<br />
Schmutz der Leidenschaften,<br />
entflogen den Netzen der Behinderungen,<br />
– wenn alles Vergangene<br />
vergessen ist, wenn <strong>die</strong> Bilder<br />
aller äußerlichen Dinge verschwunden<br />
sind, dann erhebt <strong>die</strong><br />
Seele ihr schönes Antlitz, mit<br />
größter Sehnsucht den zu schauen,<br />
den sie liebt. Darum darf sie<br />
dann hören: ‚Ganz schön bist du!<br />
Der Winter ist vergangen, der Regen<br />
hat aufgehört, <strong>die</strong> Blüten haben sich<br />
wieder geöffnet’. Duftende Blüten<br />
sind es, Tugenden, wenn auch<br />
jung, nach dem Winter der Verfolgungen<br />
und den Regenstürmen<br />
der Versuchungen glücklich<br />
dem Herzen entsprossen.“<br />
Aelred von Rieval, Über <strong>die</strong> geistliche<br />
Freundschaft, Trier 1978, 145.147.<br />
Dienstag, 17. Januar<br />
Hl. Antonius der Große<br />
Geboren um 250/260 in Kome<br />
in Ägypten, Einsiedler in der<br />
Wüste von Ägypten, Vater <strong>des</strong><br />
Mönchtums, gestorben 355/365,<br />
105 Jahre alt. Ap. 1: „Der heilige<br />
Abba Antonios, als er einst in der<br />
Wüste [in seiner Höhle in der<br />
hesychia] saß, verfiel in geistliche<br />
Verzagtheit (akedia) und tiefe<br />
Verfinsterung der Gedanken. Er<br />
sprach zu Gott: ‚Herr, ich will<br />
gerettet werden, aber <strong>die</strong> Gedanken<br />
hindern mich. Was soll ich in<br />
<strong>die</strong>ser meiner Bedrängnis tun?<br />
Wie kann ich gerettet werden?’<br />
Und als er nur für einen Augenblick<br />
aufstand und [aus seiner<br />
Höhle] heraustrat, sieht der Antonios<br />
jemanden gleichsam wie<br />
sich selbst: Er sitzt und arbeitet,<br />
dann steht er von der Arbeit auf<br />
und betet; dann wieder setzt er<br />
sich und wirkt das Seil, dann<br />
wieder steht er auf zum Gebet.<br />
Es war aber ein Engel <strong>des</strong> <strong>Herrn</strong>,<br />
dazu gesandt, Antonios auf den<br />
rechten Weg zu bringen und Sicherheit<br />
zu geben. Und er hörte<br />
den Engel sagen: ‚Tue so, so<br />
wirst du gerettet!’ Da er <strong>die</strong>s hörte,<br />
gewann er große Freude und<br />
Zuversicht. Und da er danach tat,<br />
wurde er gerettet.“<br />
Schulz / Ziemer, Mit Wüstenvätern und<br />
Wüstenmüttern im Gespräch, 2010, 46.<br />
Mittwoch, 18. Januar<br />
<strong>Man</strong> gewinnt Licht und Trost<br />
Ap. 7: „Sprach der Abba Antonios:<br />
‚Ich sah alle Schlingen <strong>des</strong><br />
Fein<strong>des</strong> auf <strong>die</strong> Erde hin ausgebreitet.<br />
Ich stöhnte und sprach:<br />
Wer kann ihnen entkommen?<br />
Und ich hörte eine Stimme, <strong>die</strong><br />
sprach: <strong>die</strong> Demut.“<br />
Ap. 8: „Wiederum sprach er: ‚Es<br />
gibt solche, <strong>die</strong> ihren Leib durch<br />
Askese aufgerieben haben, aber<br />
da sie <strong>die</strong> Unterscheidungsgabe<br />
nicht hatten, sind sie weit von<br />
Gott abgekommen’.“<br />
Ap. 9: „Wiederum sprach er:<br />
‚Vom Nächsten kommen für uns<br />
das Leben und der Tod. Gewinnen<br />
wir nämlich den Bruder, so<br />
gewinnen wir Gott. Werden wir<br />
aber dem Bruder zum Anstoß, so<br />
sündigen wir gegen Christus’.“<br />
Ap. 10: „Wiederum sprach er:<br />
‚Wie <strong>die</strong> Fische, <strong>die</strong> auf dem Trockenen<br />
liegen bleiben, verenden,<br />
so lösen sich <strong>die</strong> Mönche aus der<br />
Spannung der Hesychia, wenn sie<br />
außerhalb <strong>des</strong> Kellions verweilen<br />
oder mit Weltleuten ihre Zeit<br />
verbringen. So müssen auch wir,<br />
wie <strong>die</strong> Fische ins Meer, zum<br />
Kellion zurückstreben, damit wir<br />
nicht <strong>die</strong> Bewahrung <strong>des</strong> Inneren<br />
vernachlässigen, wenn wir draußen<br />
verweilen.“<br />
Schulz / Ziemer, Mit Wüstenvätern und<br />
Wüstenmüttern im Gespräch, 2010, 47.<br />
Donnerstag, 19. Januar<br />
Hl. Makarius der Ägypter<br />
Geboren um 300, Einsiedler in<br />
der Sketischen Wüste, gestorben<br />
um 390. Ap. 464: „Einmal begab<br />
sich der Altvater Makarios vom<br />
See in sein Kellion und trug eine<br />
Last Palmzweige. Da begegnete<br />
ihm der Teufel mit einer Sichel.<br />
Wie er ihn schlagen wollte, vermochte<br />
er es nicht, und er sprach<br />
zu ihm: ‚Eine große Kraft geht<br />
von dir aus, Makarios, so dass ich<br />
gegen dich nichts vermag! Siehe,<br />
wenn du etwas tust, tue ich es<br />
auch: Du fastest, ich auch – du<br />
hältst Nachwache, ich schlafe<br />
überhaupt nicht. In einem jedoch<br />
besiegst du mich.’ Da sagte der<br />
Altvater Makarios zu ihm: ‚Was<br />
ist das?’ Der aber antwortete:<br />
‚Deine Demut. Und <strong>des</strong>halb<br />
vermag ich nichts gegen dich!’“<br />
Ap. 469: „Der Altvater Makarios,<br />
der Große, sprach zu den Brüdern,<br />
als er den Gottes<strong>die</strong>nst<br />
verließ: ‚Fliehet, Brüder!’ Und<br />
einer von den Alten sagte zu ihm:<br />
‚Wohin sollen wir denn in <strong>die</strong>ser<br />
Wüste noch hinfliehen?’ Makarios<br />
legte ihm den Finger auf den<br />
Mund und sagte: ‚Das fliehet!’<br />
Und er betrat sein Kellion,<br />
schloss <strong>die</strong> Tür und setzte sich<br />
nieder.“<br />
Weisung der Väter. Apophthegmata Patrum,<br />
Trier 1980, 166.167-188.<br />
9<br />
10
Freitag, 20. Januar<br />
Herr, erbarme dich!<br />
Ap. 472: „Einige fragten den Altvater<br />
Makarios: ‚Wie müssen wir<br />
beten?’ Der Greis antwortete: ‚Es<br />
ist nicht notwendig, viele Worte<br />
zu machen, sondern man muss<br />
<strong>die</strong> Hände ausstrecken und sprechen:<br />
Herr, wie du willst und weißt,<br />
erbarme dich! Wenn aber eine Anfechtung<br />
kommt, dann: Herr, hilf!<br />
Denn er weiß, was förderlich ist<br />
und wirkt an uns Erbarmen.’“<br />
Ap. 473: „Der Altvater Makarios<br />
sprach: Wenn dich Verachtung<br />
trifft wie Lob, Armut wie Reichtum,<br />
Bedürftigkeit wie Überfluss:<br />
dann wirst du nicht sterben.<br />
Denn unmöglich ist es, dass einer,<br />
der wahrhaft glaubt und sich<br />
in Frömmigkeit bemüht, in den<br />
Schmutz der Leidenschaften fällt<br />
und in den Trug der Dämonen.“<br />
Ap. 475: „Altvater Moses sprach<br />
zum Altvater Makarios: ‚Ich will<br />
mit der Ruhe (hesychia) hingeben,<br />
aber <strong>die</strong> Brüder lassen mich<br />
nicht.’ Altvater Makarios sagte zu<br />
ihm: ‚Ich sehe, dass deine Natur<br />
zart ist und du den Bruder nicht<br />
zurückweisen kannst. Aber wenn<br />
du <strong>die</strong> Beschauung pflegen willst,<br />
dann geh in <strong>die</strong> Wüste, drinnen<br />
bei Petra, und dort hast du Ruhe’.<br />
Er tat es und kam zur Ruhe.“<br />
Weisung der Väter. Apophthegmata Patrum,<br />
Trier 1980, 168.169.<br />
Samstag, 21. Januar<br />
Hl. Meinrad von Reichenau<br />
„Meinrad wanderte nach Süden,<br />
in den Finsteren Wald hinauf.<br />
Der Platz, den er passend fand,<br />
lag in einem vermoorten Hochtal<br />
880 Meter hoch, um einiges o-<br />
berhalb der damaligen Besiedelungsgrenze.<br />
Dort war Meinrad<br />
ganz allein, höchstens wie ein<br />
ägyptischer Wüstenvater von<br />
einer Teufelsschar gequält und<br />
von einem Engel getröstet. Er<br />
hielt sich einige Hühner, den<br />
Rest an Nahrung boten Wurzeln<br />
und Waldbeeren. Gelegentlich<br />
brachte man ihm Brot von weiter<br />
drunten. Trinkwasser fand sich in<br />
der Nähe. Die Äbtissin <strong>des</strong><br />
nächstgelegenen Klosters Schänis<br />
half ihm wohl, sich einzurichten.<br />
Ab und zu kamen Mönche von<br />
Reichenau, um nach dem Mitbruder<br />
zu <strong>sehen</strong>. <strong>Man</strong>chmal<br />
tauchten Landstreicher bei ihm<br />
auf, um zu betteln. Das war alles.<br />
Um Meinrads Zelle sammelten<br />
sich nicht wie an der Steinach<br />
Hütten anderer Eremiten. So<br />
lebte Meinrad 26 Jahre lang.<br />
Dann kamen zwei Landstreicher,<br />
einer aus Alemannien, einer aus<br />
Rätien. Sie vermuteten große<br />
Schätze in der Zelle und erschlugen<br />
den Einsiedler 861.“<br />
Borst, Arno, Mönche am Bodensee, Lengwil<br />
2010, 137.<br />
Sonntag, 22. Januar<br />
3. Sonntag im Jahreskreis<br />
Sel. Heinrich Seuse: „Der Diener:<br />
Herr, ich sinne dem Zuge deiner<br />
Liebe nach, da du von dir selber<br />
sprichst im Buche der Weisheit:<br />
«Transite ad me omnes etc.».<br />
Kommt alle zu mir, <strong>die</strong> ihr mein<br />
begehrt; von meinen Geburten<br />
werdet ihr erfüllt! Ich bin eine<br />
Mutter der schönen Liebe; mein<br />
ist süßer als Honig und mein<br />
Erbe über Honig und Honigseim.<br />
Edler Wein und süßes Getön<br />
erfreuen das Herz und über<br />
ihnen beiden der Weisheit Liebe.<br />
Zarter Herr, wie kannst du dich<br />
selber so lieb und zärtlich anbieten,<br />
dass alle Herzen dein gelüsten<br />
möchten und sie einen sehnenden<br />
Jammer nach deiner Liebe<br />
haben. Es fließen <strong>die</strong> Liebesworte<br />
so lieblich aus deinem<br />
Munde, dass sie manche Herzen<br />
in ihren blühenden Tagen so<br />
kräftig verwundeten, dass in ihnen<br />
alle vergängliche Liebe gänzlich<br />
erlosch. Eya, zarter Herr,<br />
danach jammert mein Herz, danach<br />
elendet mein Gemüt, davon<br />
hörte ich dich gerne sprechen.<br />
Nun sprich, mein einziger auserwählter<br />
Trost, eine einziges<br />
Wörtlein zu meiner Seele, zu<br />
deiner armen Magd.“<br />
Seuse, Heinrich, Das Büchlein der Ewigen<br />
Weisheit, Stein am Rhein 1987, 61-62.<br />
Montag, 23. Januar<br />
Sel. Heinrich Seuse<br />
Geboren 1293, Dominikaner, gestorben<br />
am 25. 1. 1366: „Antwort<br />
der Ewigen Weisheit: Nun hör,<br />
meine Tochter, und sieh! Neige<br />
zu mir dein Ohr! Tu eine kräftige<br />
Einkehr und vergiss deiner selbst<br />
und aller Dinge. Ich bin in mir<br />
selber unbegreifbare Gut, das<br />
immer war und immer ist, das nie<br />
gesprochen ward und nie gesprochen<br />
<strong>wird</strong>. Ich kann mich wohl<br />
dem Herzen innerlich zu empfinden<br />
geben, aber keine Zunge<br />
vermag mich eigentlich in Worte<br />
zu fassen oder auszusprechen.<br />
Und doch, wenn ich mich, das<br />
übernatürliche, unwandelbare<br />
Gut, jeglichem Geschöpf nach<br />
seinem Vermögen in der Weise<br />
gebe, wie es für mich empfänglich<br />
ist, so umwinde ich der Sonne<br />
Glast mit einem Tuch und<br />
gebe dir geistlichen Sinn in leiblichen<br />
Worten von mir und meiner<br />
Liebe also: ich stelle mich<br />
zart vor deines Herzens Augen.<br />
Nun zier und kleide mich in<br />
geistlichem Sinne und mache<br />
mich fein nach Wunsches Gewalt<br />
und gib mir alles, das dein Herz<br />
zu besonderer Liebe und Freude<br />
und zu ganzer Herzenslust bewegen<br />
kann.“<br />
Seuse, Heinrich, Das Büchlein der Ewigen<br />
Weisheit, Stein am Rhein 1987, 62-63.<br />
11<br />
12
Dienstag, 24. Januar<br />
Hl. Franz von Sales<br />
Geboren 1567, Bischof von Genf<br />
und Seelenführer, gestorben ist er<br />
am 28. 12. 1622: „Der Glaube<br />
lehrt uns, dass Gott unendlich<br />
erhaben und unendlich gut ist.<br />
Betrachten wir seine Vollkommenheit,<br />
dann können wir nicht<br />
anders, als uns an ihm freuen.<br />
Und wir freuen uns mehr noch<br />
an seiner Freude als an der unsern...<br />
Er ist der Gott unseres<br />
Herzens, weil wir uns an ihm<br />
freuen; dadurch <strong>wird</strong> er unser<br />
eigen. Und er ist unser Erbteil, da<br />
wir <strong>die</strong> Vollkommenheiten der<br />
Gottheit aufnehmen wie ein geistige<br />
Speise und uns an ihnen laben.<br />
Wie groß <strong>wird</strong> einst unsere<br />
Freude sein, wenn wir den Geliebten<br />
unseres Herzens schauen<br />
werden, <strong>des</strong>sen Wesen einem<br />
unendlichen Meer der Vollkommenheit<br />
und Güte gleicht. Gelangt<br />
man in den Besitz eines<br />
endlichen Gutes, so hört <strong>die</strong><br />
Sehnsucht danach auf. Das unendliche<br />
Gut hingegen stillt <strong>die</strong><br />
Sehnsucht durch seine heilige<br />
Gegenwart und gibt ihr zugleich<br />
Nahrung, so dass in allen, <strong>die</strong> es<br />
besitzen, eine beglückende Sehnsucht<br />
und eine sehnsüchtige<br />
Glückseligkeit lebt.“<br />
Franz von Sales, Über <strong>die</strong> Gottesliebe.<br />
Meditationen, Zürich 1992, 101-102.<br />
Mittwoch, 25. Januar<br />
Bekehrung d. Apostels Paulus<br />
Hl. Franz von Sales: „Selig sind,<br />
<strong>die</strong> ein übernatürliches Leben<br />
führen, mögen sie auch niemals<br />
eine Verzückung erleben. Im<br />
Himmel gibt es viele Heilige, <strong>die</strong><br />
auf Erden keine Ekstasen kannten;<br />
doch es gab noch nie einen<br />
Heiligen, der nicht sich selbst<br />
und seine natürlichen Neigungen<br />
überwunden hätte. Denn unser<br />
alter Mensch ist mit Christus ans<br />
Kreuz geschlagen, und wir sind<br />
mit ihm der Sünde gestorben.<br />
Wir sind aber auch mit ihm auferstanden<br />
und sollen gleich ihm<br />
in einem neuen Leben wandeln,<br />
sollen ferner nicht mehr Knechte<br />
der Sünde sein. Wer immer zu<br />
<strong>die</strong>sem neuen Leben gelangen<br />
will, muss sein Fleisch mit all<br />
seinen Lastern und Begierden<br />
kreuzigen und es begraben in den<br />
Fluten der Taufe oder der Buße.<br />
Ist der Mensch zu <strong>die</strong>sem neuen<br />
Leben auferstanden, dann lebt er<br />
nicht mehr in sich und für sich,<br />
sondern für seinen Erlöser und<br />
in seinem Erlöser. Das meint der<br />
heilige Paulus, wenn er schreibt:<br />
Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in<br />
mir. Christus ist für uns gestorben.<br />
Durch seinen Tod hat er<br />
uns das Leben gegeben.“<br />
Franz von Sales, Über <strong>die</strong> Gottesliebe.<br />
Meditationen, Zürich 1992, 119.<br />
Donnerstag, 26. Januar<br />
Hl. Timotheus und hl. Titus<br />
Sie waren Schüler <strong>des</strong> hl. Paulus,<br />
Bischöfe in Ephesus und Kreta.<br />
Hl. Franz von Sales: „Echte Liebe<br />
ist niemals undankbar. Sie<br />
möchte dem Geliebten Freude<br />
bereiten. Darum gleichen wir uns<br />
dem an, den wir lieben. ‚Die Liebe<br />
findet entweder schon Gleichheit vor,<br />
oder sie bewirkt Gleichheit’, sagt der<br />
heilige Johannes Chrysostomus.<br />
Das Beispiel geliebter Menschen<br />
übt eine sanfte, unmerkliche<br />
Macht über uns aus; wir müssen<br />
uns von ihnen trennen oder sie<br />
nachahmen. Da sich unser Herz<br />
an dem geliebten Gegenstand<br />
freut, nimmt es <strong>des</strong>sen Beschaffenheit<br />
an. Denn <strong>die</strong> Freude weitet<br />
das Herz, so wie Traurigkeit<br />
es verengt. Hat es sich aber erst<br />
entschlossen, dann ist es aufnahmefähig<br />
für alles, was mit<br />
dem Gegenstand zusammenhängt,<br />
der seine Freude ist. So<br />
werden wir durch das Wohlgefallen<br />
an Gott ihm ähnlich, weil wir<br />
ihn lieben. Und je mehr wir uns<br />
an ihm freuen, <strong>des</strong>to vollkommener<br />
<strong>wird</strong> unsere Ungestaltung.<br />
Deshalb wurden <strong>die</strong> Heiligen, <strong>die</strong><br />
von glühender Liebe zu Gott<br />
erfüllt waren, schnell und vollkommen<br />
umgewandelt.“<br />
Franz von Sales, Über <strong>die</strong> Gottesliebe.<br />
Meditationen, Zürich 1992, 120-121.<br />
Freitag, 27. Januar<br />
Gehorsam aus Liebe<br />
Hl. Franz von Sales: „Die Liebe<br />
bewirkt, dass unser Herz sich zu<br />
Gott erhebt. So sind auch alle<br />
unsere Neigungen auf ihn gerichtet,<br />
alle unsere Handlungen ihm<br />
geweiht. Denn <strong>die</strong> Liebe<br />
wünscht, dass Gott das Höchste<br />
an Ehre, Verherrlichung und<br />
Dank erwiesen werde. Seiner<br />
unendlichen Güte wegen wünschen<br />
wir, dass er mit aller nur<br />
denkbaren Liebe geliebt, dass er<br />
seiner Vollkommenheit wegen<br />
gepriesen und angebetet werde.<br />
Weil Gott Ursprung und Ziel,<br />
Schöpfer, Erhalter und Herr aller<br />
Dinge ist, wünschen wir, dass<br />
alles ihm in vollkommenem Gehorsam<br />
untertan sei. Und da sein<br />
Wille unendlich vollkommen und<br />
Gerecht ist, wünschen wir, dass<br />
er Richtmaß und oberstes Gesetz<br />
aller Dinge sei, dass jeder geschöpfliche<br />
Wille ihm gehorche<br />
und ihm <strong>die</strong>ne. Wir sprechen hier<br />
nicht von dem Gehorsam, der<br />
Gott als unserem <strong>Herrn</strong> und Gebieter,<br />
unserem Vater und Wohltäter<br />
gebührt, denn er ist eine<br />
Forderung der Gerechtigkeit,<br />
und nicht der Liebe. Wir meinen<br />
hier eine andere Art von Gehorsam.“<br />
Franz von Sales, Über <strong>die</strong> Gottesliebe.<br />
Meditationen, Zürich 1992, 121-122.<br />
13<br />
14
Samstag, 28. Januar<br />
Hl. Thomas von Aquin<br />
Geboren 1225, Dominikaner und<br />
Kirchenlehrer, gestorben am 28.<br />
1. 1274: „Es ist nicht daran zu<br />
zweifeln, dass <strong>die</strong> selige Jungfrau<br />
in hervorragender Weise das<br />
Geistgeschenk der Weisheit und<br />
<strong>die</strong> Gnade der Tugenden wie<br />
auch <strong>die</strong> Gnade der Weissagung<br />
empfangen habe. Gleichwohl hat<br />
sie sie nicht empfangen, dass sie<br />
jeglichen Gebrauch <strong>die</strong>ser und<br />
ähnlicher Gnaden hätte, so wie<br />
Christus ihn hatte, sondern gemäß<br />
dem, was ihrem Stande entsprach.<br />
Den Gebrauch der Weisheit<br />
hat sie gehabt in der Beschauung,<br />
gemäß dem Wort:<br />
»Maria aber bewahrte alle <strong>die</strong>se Worte,<br />
sie wägend in ihrem Herzen«; nicht<br />
aber hat sie den Gebrauch der<br />
Weisheit gehabt in der Weise <strong>des</strong><br />
Lehrens. Den Gebrauch der<br />
Weissagung aber hat sie besessen,<br />
wie es offenbar <strong>wird</strong> in dem Gesange,<br />
den sie gemacht hat:<br />
»Hochpreiset meine Seele den <strong>Herrn</strong>«...<br />
Da <strong>die</strong> selige Jungfrau bloße<br />
geistbegabte Kreatur ist, gebührt<br />
ihr nicht Anbetung, sondern nur<br />
Verehrung, jedoch eine höhere<br />
Verehrung als den übrigen Geschöpfen,<br />
weil sie <strong>die</strong> Mutter<br />
Gottes ist..“<br />
Thomas von Aquin, Sentenzen über Gott<br />
und <strong>die</strong> Welt, Einsiedeln 2000, 281.283.<br />
Sonntag, 29. Januar<br />
4. Sonntag im Jahreskreis<br />
Hl. Thomas von Aquin: „Die<br />
Liebe Gottes verursacht das Gute,<br />
das in uns ist, wie <strong>die</strong> Liebe<br />
<strong>des</strong> Menschen hervorgerufen und<br />
verursacht <strong>wird</strong> durch das Gute,<br />
das sich im Geliebten findet. –<br />
Hierdurch aber <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Meinung<br />
derer ausgeschlossen, welche<br />
sagen, <strong>die</strong> Gnade Gottes schaffe<br />
keine Wirklichkeit im Menschen;<br />
wie etwa in einem von dem es<br />
heißt, er besitze <strong>die</strong> Gnade <strong>des</strong><br />
Königs, keine Wirklichkeit entsteht,<br />
vielmehr nur in dem König,<br />
den er liebt. Es ist also offenbar,<br />
dass, wer solches behauptet,<br />
darin sich täuscht, dass er den<br />
Unterschied nicht beachtet hat<br />
zwischen göttlicher und menschlicher<br />
Liebe. – Die heilig machende<br />
Gnade bereitet <strong>die</strong> Seele,<br />
Gott zu haben. Dies ist <strong>die</strong> Bedeutung<br />
<strong>des</strong>sen, dass gesagt <strong>wird</strong>,<br />
der Heilige Geist werde geschenkt<br />
im Geschenk der Gnade.<br />
– Durch das Geschenk der heilig machenden<br />
Gnade <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Kreatur dahin<br />
vervollkommnet, dass sie nicht allein in<br />
Freiheit <strong>die</strong>ses geschaffene Geschenk<br />
gebrauche, sondern dass sie Gott selbst<br />
genieße. – Durch <strong>die</strong> heilig machende<br />
Gnade wohnt im Gemüte<br />
<strong>die</strong> ganze Dreieinigkeit.“<br />
Thomas von Aquin, Sentenzen über Gott<br />
und <strong>die</strong> Welt, Einsiedeln 2000, 383.385.<br />
Montag, 30. Januar<br />
Weisheit und Liebe von Gott<br />
Hl. Thomas von Aquin: „Durch<br />
<strong>die</strong> Annahme an Sohnes Statt<br />
werden wir zu Brüdern Christi,<br />
da wir sozusagen denselben Vater<br />
haben wie er, der gleichwohl<br />
auf andere Weise der Vater<br />
Christi und auf andere Weise<br />
unser Vater ist. Darum spricht<br />
der Herr bedeutsam getrennt von<br />
»meinem Vater« und »eurem Vater«.<br />
Er ist nämlich Christi Vater<br />
kraft der naturhaften Zeugung,<br />
<strong>die</strong> ihm wesenseigentümlich ist.<br />
Unser Vater aber ist er kraft einer<br />
freien Tat, welche ihm und dem<br />
Sohne und dem Heiligen Geiste<br />
gemeinsam ist; darum ist Christus<br />
nicht, wie wir, der Sohn der ganzen<br />
Dreieinigkeit. – Die Annahme<br />
an Sohnes Statt, wiewohl sie<br />
der ganzen Dreieinigkeit gemeinsam<br />
ist, <strong>wird</strong> doch dem Vater zu<br />
eigen gegeben als dem Urheber,<br />
dem Sohn als dem Urbild, dem<br />
Heiligen Geiste als dem, der uns<br />
das Abbild <strong>die</strong>ses Urbil<strong>des</strong> einprägt.<br />
– Wie der Heilige Geist<br />
unsichtbar in <strong>die</strong> Seele eintritt<br />
durch das Geschenk der Liebe,<br />
so der Sohn durch das Geistgeschenk<br />
der Weisheit, worin <strong>die</strong><br />
Offenbarung <strong>des</strong> Vaters selbst<br />
beruht.“<br />
Thomas von Aquin, Sentenzen über Gott<br />
und <strong>die</strong> Welt, Einsiedeln 2000, 391.393.<br />
Dienstag, 31. Januar<br />
Freundschaft mit Gott<br />
Hl. Thomas von Aquin: „Was<br />
von Gott her in uns wohnt, führt<br />
sich auf Gott zurück als auf <strong>die</strong><br />
Ursache und das Urbild. Auf <strong>die</strong><br />
Ursache, sofern durch <strong>die</strong> wirkende<br />
Kraft Gottes etwas in uns<br />
gewirkt <strong>wird</strong>; auf das Urbild, sofern<br />
das, was von Gott her in uns<br />
ist, Gott auf irgendwelche Weise<br />
abbildet. Da also dem Vater, dem<br />
Sohne und dem Heiligen Geiste<br />
<strong>die</strong>selbe Wirkkraft eigen ist wie<br />
auch <strong>die</strong> gleiche Wesenheit, so<br />
muss all das, was Gott in uns<br />
wirkt, zugleich vom Vater, Sohn<br />
und Heiligem Geist als der wirkenden<br />
Ursache ausgehen. Das<br />
uns von Gott eingesenkte Wort<br />
der Weisheit aber, durch das wir<br />
Gott erkennen, ist im eigentlichen<br />
Sinn ein Bild <strong>des</strong> Sohnes;<br />
und ähnlich ist <strong>die</strong> Liebe, wodurch<br />
wir Gott lieben, das eigentliche<br />
Abbild <strong>des</strong> Heiligen Geistes.<br />
Und so <strong>wird</strong> von der Liebe,<br />
welche in uns ist, wiewohl sie<br />
verursacht und gewirkt ist durch<br />
Vater, Sohn und Heiligen Geist,<br />
dennoch in besonderem Sinne<br />
gesagt, sie sei in uns durch den<br />
Heiligen Geist. – Die Liebe ist<br />
eine Freundschaft <strong>des</strong> Menschen<br />
mit Gott.“<br />
Thomas von Aquin, Sentenzen über Gott<br />
und <strong>die</strong> Welt, Einsiedeln 2000, 397.<br />
15<br />
16