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Dezember 2013 - pharmaSuisse

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Apotheker im Inselspital Bern<br />

Hightech in der Spitalapotheke<br />

Die Spitalapotheke im Inselspital Bern scheut keine Mühe, um Patienten mit speziell<br />

auf sie zugeschnittenen Medikamenten zu versorgen – rund um die Uhr.<br />

Angela Brunner, <strong>pharmaSuisse</strong><br />

21<br />

12 / <strong>2013</strong><br />

Pause ist für ihn ein Fremdwort: Der<br />

vollautomatische Rüstroboter in der<br />

Apotheke des Inselspitals Bern schuftet 24<br />

Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.<br />

Sobald bei ihm ein elektronischer Auftrag<br />

eingeht, schwirrt er aus und greift sich<br />

treffsicher das bestellte Medikament aus<br />

dem Arzneimittellager, damit der Patient<br />

so schnell wie möglich das passende Arzneimittel<br />

erhält. Bis zu acht Packungen pro<br />

Minute fertigt er ab – fehlerfrei, wie die<br />

Chefapothekerin Jeannette Goette sagt.<br />

Sie leitet seit über zehn Jahren die Spitalapotheke<br />

und setzt sich mit ihrem 18-köpfigen<br />

Apothekerteam für die Spitzenpharmazie<br />

ein. Dank dem Rüstroboter sparen<br />

sie vor allem Zeit und Platz: Der sogenannte<br />

Kommissionier-Vollautomat bewirtschaftet<br />

rund 30 000 Packungen auf engstem<br />

Raum. Der Apotheker wacht jedoch<br />

weiterhin über ausgewählte Produkte, die<br />

separat gelagert werden müssen, z. B. Betäubungsmittel<br />

oder Krebsmedikamente.<br />

Jeannette Goette,<br />

Chefapothekerin<br />

Inselspital Bern<br />

Spezielle Medikamente herstellen<br />

Auch in den übrigen Bereichen setzt Chefapothekerin<br />

Jeannette Goette auf Hightech<br />

und hohe Qualitätsstandards: Schlägt<br />

z. B. bei einem Patienten eine Therapie<br />

nicht an und ist auf dem Schweizer Markt<br />

kein passendes Mittel zugelassen, sucht die<br />

Spitalapotheke weltweit nach Alternativen<br />

– oder stellt bei Bedarf selbst ein geeignetes<br />

Arzneimittel in limitierter Menge her.<br />

So ermöglicht sie ihren Patienten zum Teil<br />

«exotische» Therapieansätze, um nichts unversucht<br />

zu lassen.<br />

Auf Patienten zugeschnitten<br />

Um den modernen Produktionsansprüchen<br />

gerecht zu werden, wurde die denkmalgeschützte<br />

Spitalapotheke für 42,5<br />

Millionen Schweizer Franken saniert und<br />

erweitert. Rund 40 Lagerartikel und 1 000<br />

Der Kommissionier-Vollautomat bewirtschaftet rund 30 000 Packungen und holt für jeden Patienten das richtige Medikament hervor<br />

Arzneimittel auf Rezept werden seit der<br />

Eröffnung im Mai pro Monat im modernen<br />

Nebengebäude produziert. Dabei handelt<br />

es sich um spezielle Medikamente, die auf<br />

dem Markt nicht erhältlich sind, z. B. Arzneimittel<br />

für herzkranke Neugeborene oder<br />

Infusionen mit einem Mix aus hochwirksamen<br />

Schmerzmitteln. Die unter strengen<br />

Auflagen entstandenen Eigenproduktionen<br />

werden laufend auf ihre Wirksamkeit<br />

und Qualität geprüft. Pro Jahr beteiligt sich<br />

die Spitalapotheke auch an rund 25 klinischen<br />

Studien, um neuartige Arzneimittel<br />

zu entwickeln und zu optimieren.<br />

Neugier wichtig<br />

Neugierig und genau arbeitend – das muss<br />

ein Spitalapotheker laut Jeannette Goette<br />

sein. Doch für diese Arbeit muss man ebenfalls<br />

kommunikativ stark sein und gewillt,<br />

Verantwortung in einem interdisziplinären<br />

Umfeld zu übernehmen. Genau dies macht<br />

die Aufgaben in einer Spitalapotheke ihrer<br />

Meinung nach so spannend. Ihre Spitalapotheker<br />

beraten u. a. schwer kranke<br />

Patienten betreffend Schmerzmittel und<br />

informieren Patienten nach einem ersten<br />

Herzinfarkt vor dem Spitalaustritt, wie<br />

wichtig es ist, vorbeugend Medikamente<br />

richtig einzunehmen.<br />

Nachwuchs fördern<br />

Künftig will sich die Chefapothekerin noch<br />

stärker für die Nachwuchsförderung engagieren<br />

und angehenden Apothekern ab<br />

2015 während einem Teil der Assistenzzeit<br />

Einblick in die Spitalpharmazie gewähren.<br />

Kein Thema ist für sie hingegen die Öffnung<br />

der Spitalapotheke für das breite Publikum,<br />

wie dies einzelne Spitalapotheken<br />

in der Schweiz tun. Der Medikamentenbezug<br />

soll weiterhin Patienten des Inselspitals<br />

und dem Personal vorbehalten bleiben.<br />

«Aus Sicherheitsgründen empfehle ich<br />

Patienten, Medikamente wenn möglich<br />

in der Stammapotheke zu beziehen», sagt<br />

Jeannette Goette. Nur so hat der Stammapotheker<br />

stets den Überblick über sämtliche<br />

Medikamente, die der Kunde bei ihm<br />

bezieht – unabhängig davon, ob bzw. von<br />

wem sie verschrieben wurden.<br />

Heilpflanzen im Garten<br />

Vorbeieilende Passanten ahnen kaum, wie<br />

viel Hightech hinter den Mauern der Spitalapotheke<br />

steckt. Ungehindert können<br />

sie hingegen in den Heilkräutergarten<br />

beim Eingang der Spitalapotheke blicken,<br />

der in Anlehnung an einen Klostergarten<br />

entworfen wurde und einen Bezug zu den<br />

Anfängen der Arzneimittelproduktion herstellen<br />

soll. Wenn sich Chefapothekerin<br />

Jeannette Goette einmal im Garten eine<br />

Pause von der Arbeit gönnt, greift der Rüstroboter<br />

im Untergeschoss der Spitalapotheke<br />

unermüdlich im Sekundentakt zum<br />

nächsten bestellten Medikament. n<br />

Mehr Informationen:<br />

www.spitalpharmazie.insel.ch<br />

Foto: P. Gugler

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