Ärzteblatt Juni 2007 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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Sechs Zylinder, Musik zum Hinsehen - die etwas andere musikalische<br />
Umrahmung der Ärztetags-Eröffnung<br />
„Die Worte hör´ ich wohl; allein – mir fehlt der Glaube!“ So<br />
läßt sich wohl die überwiegende Meinung des Auditoriums<br />
zusammenfassen, als Frau Schmidt erklärt, die Budgets würden<br />
2009 abgeschafft und durch feste Preise ersetzt. Diese<br />
sollten von der Selbstverwaltung innerhalb eines „Mengengerüsts“<br />
ausgehandelt werden. Morbiditätsabhängig solle<br />
auch mehr Geld ins System fließen – welches jedoch an anderer<br />
Stelle wieder eingespart werden müsse. „Mengengerüst“ –<br />
auf jeden Fall eine Abkehr von der Überfremdung der deutschen<br />
Sprache!<br />
Insgesamt bestimmten Zweifel und (nicht feindliche) Distanz<br />
die Reaktionen des Auditoriums auf die Worte der Bundesgesundheitsministerin.<br />
Unmut kam jedoch auf, als sie die verschlechterten<br />
Arbeitsbedingungen, Fremdbestimmung und<br />
zunehmende Bürokratie ignorierend den Arztberuf als chancenreich<br />
und zukunftsfähig in Deutschland bezeichnet.<br />
Professor Hoppe hat dann auch sehr schnell klar gemacht,<br />
warum Frau Schmidts Appell zur gemeinsamen Verantwortung<br />
bei der Umsetzung des Reformgesetzes ins Leere ging.<br />
„Mit diesem Gesetz ist keines der wesentlichen Probleme im<br />
Gesundheitswesen gelöst. ... Das ist im Grunde eine Bankrotterklärung.“<br />
In unnachahmlicher Art, emotionslos und präzise<br />
seziert der Pathologe Hoppe die „Totgeburt“ GKV-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz:<br />
Entstaatlichung der Daseinsfürsorge<br />
und Verstaatlichung der Versorgungsprozeduren, staatliche<br />
Rationierung, Entindividualisierung der Arzt-Patienten-Beziehung.<br />
Die „Marktbereinigung“ der Krankenhauslandschaft<br />
wird weitere Versorgungslücken aufreißen und fatale Auswirkungen<br />
auf die Weiterbildung haben. Aus der sozialen wird<br />
die reine Marktwirtschaft: Konzentration und Personalabbau<br />
führen zu langen Wegen, langen Wartezeiten und Leistungseinschränkungen.<br />
Der Präsident des Ärztetages wendet sich<br />
vehement gegen die Industrialisierung des Arztberufes als<br />
„Funktionsarzt an der Wertschöpfungskette Patient“. Starker<br />
und anhaltender Beifall auf die Erklärung „Bevor das passiert,<br />
AUSGABE 6 / <strong>2007</strong> 17. JAHRGANG<br />
Prof. Dr. Hoppe bei seinem Grundsatzreferat<br />
zum TOP I „Gesundheits- und Sozialpolitik“<br />
LEITARTIKEL<br />
werden wir von<br />
Freiberuflern zu<br />
Freiheit skämp -<br />
fern“!<br />
Hoppe läßt keines<br />
der gesundheitspolitischen<br />
Themen aus: Er<br />
wendet sich gegen<br />
die Telekommunikationsüberwachung<br />
von Ärzten,<br />
gegen eine<br />
Kommerzialisierung<br />
der Gewebetransplantation,<br />
gegen den Mißbrauch<br />
der GKV<br />
und kündigt eine kritische Mitarbeit bei der Einführung<br />
einer Gesundheitskarte an. Zum Thema Gewebetransplantation<br />
begrüßt er die von der Ministerin angekündigten Änderungen<br />
des Gesetzes, stellt aber Heiterkeit auslösend fest,<br />
daß wir alle (mit Blick auf die Keimzellen) nach dem derzeitigen<br />
Entwurf sowohl Arzneimittel als auch Arzneimittelhersteller<br />
sind. Neben der Gesundheitspolitik, dem Transplantationsgesetz<br />
und der Telematik in der Medizin sind die Kindergesundheit<br />
in ihrer gesellschaftlichen Dimension, die Muster-<br />
Weiterbildungsordnung – speziell das Fachgebiet Innere und<br />
Allgemeinmedizin – sowie der Tätigkeitsbericht Themen des<br />
110. Deutschen Ärztetages in Münster in Westfalen. Außerdem<br />
stehen Wahlen zum Vorstand der Bundesärztekammer<br />
auf der Tagesordnung. Es ist billige Polemik der Gesundheitsministerin,<br />
wenn sie dem Präsidenten als Motiv der mit an-<br />
Im Gespräch (v.l.n.r.): Dr. Windhorst, Präsident der gastgebenden<br />
ÄK Westfalen-Lippe, Frau Minister Schmidt, Dr. Crusius, BÄK-Präsident<br />
Prof. Hoppe<br />
Fortsetzung auf Seite 192<br />
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