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CP 1-10_Ums - Pluradent

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PROF. DR. MED. DENT. PETER CICHON<br />

<strong>CP</strong>: Welche zahnärztlichen Herausforderungen gehen<br />

mit der Behandlung einher?<br />

Cichon: Aus der IV. Deutschen Mundgesundheitsstudie, kurz<br />

DMS IV (Lit. 3, 4), wissen wir, dass in allen Altersgruppen<br />

ein Kariesrückgang zu verzeichnen ist. Patienten mit Behinderungen<br />

weisen aber überdurchschnittlich viele und größere<br />

kariöse Destruktionen auf, was hauptsächlich auf die<br />

mangelnde Fähigkeit zu akkurater Zahnpflege zurückgeht.<br />

Für uns Zahnärzte liegt also die Herausforderung in der Verbesserung<br />

ihrer Mundhygiene. Bei Parodontalerkrankungen<br />

ist die Lage erst recht dramatisch. Patienten mit Behinderungen<br />

sind überproportional gefährdet, da bei ihnen oft<br />

mehrere Risikofaktoren zusammenwirken. Die zahnärztliche<br />

Herausforderung besteht darin, hier zu einer Langzeitbehandlung<br />

zu kommen, um Zahnverluste zu minimieren.<br />

Seit 1999 leitet und lehrt Prof. Dr.<br />

med. dent. Peter Cichon an der<br />

Universität Witten/Herdecke die<br />

zahnärztliche Betreuung von Patienten<br />

mit Behinderungen. Im<br />

September 2009 wurde ihm der<br />

Apollonia-Förderpreis für seine<br />

Bemühungen um den Zahnerhalt<br />

bei Patienten mit Morbus Down<br />

verliehen. In Borken betreibt Professor<br />

Cichon eine parodontologische<br />

Praxis (www.parozentrum.de, E-Mail: info@parozentrum.de).<br />

Außerdem leitet er auch Fortbildungen und verfasst<br />

parodontologische Forschungsarbeiten.<br />

„Prävention und Zahnerhaltung<br />

statt Extraktion führen zu<br />

nachhaltigem Erfolg“<br />

Abb. 2<br />

Abb. 2: Aufwachraum zur Narkosebehandlung an der Universität<br />

Witten/Herdecke (UWH)<br />

Abb. 3: Anfertigung von Röntgenaufnahmen während der<br />

Behandlung in ITN in einem dafür eingerichteten OP-Raum<br />

Abb. 3<br />

Weitere Herausforderungen liegen darin, dass ein Teil der<br />

schwerbehinderten Patienten unter Vollnarkose therapiert<br />

werden muss. Mit der gesetzlichen Kasse kann man im Allgemeinen<br />

eine Stunde Anästhesie abrechnen. Die Taschensondierung,<br />

das Röntgen, die Grundreinigung, die eigentliche<br />

Behandlung: Alles muss sich innerhalb dieser einen Stunde<br />

vollziehen. Hier ist also zahnärztliche Routine gefordert –<br />

außerdem braucht man ein eingespieltes Team. Darüber hinaus<br />

ist man gut beraten, die zahnärztliche Verwaltungsangestellte<br />

speziell auf die organisatorischen Anforderungen<br />

hin zu schulen. Denn sie muss mit der Krankenkasse, Beihilfe<br />

oder einer Hilfsorganisation verhandeln, es gilt, Formulare,<br />

Anträge und Fragebögen auszufüllen, den Betreuern muss<br />

viel erklärt und gezeigt werden.<br />

<strong>CP</strong>: Mit welchem Konzept führen Sie die Behandlung<br />

zu einem nachhaltigen Erfolg?<br />

Cichon: Ich verfolge in der Behindertenzahnheilkunde ein<br />

Konzept der Prävention und Zahnerhaltung statt Extraktion<br />

(Lit. 5-7). Mit Quartals-Recalls, die eine professionelle Zahnreinigung<br />

beinhalten, versuchen wir über Jahre hinweg, die<br />

unzureichende Zahnpflege zu kompensieren und so der<br />

Plaqueakkumulation und Parodontitis Einhalt zu gebieten.<br />

In unserer Praxis habe ich zwei Jahrzehnte lang 25 Morbus-<br />

Down-Fälle in der Art behandelt und lückenlos dokumentiert<br />

(Lit. 8). Das Ergebnis der Langzeitstudie: Die Zahl von<br />

Zahnextraktionen beläuft sich pro Patient auf nur 2,5 in<br />

zwanzig Jahren! In der DMS IV steht, dass der Zahnverlust<br />

bei Erwachsenen und Senioren durchschnittlich bei 2,7 Zähnen<br />

liegt – wir haben gleichgezogen! Wer sich für mein Konzept<br />

interessiert: Ich biete in Zusammenarbeit mit der Konrad-<br />

Morgenroth-Förderergesellschaft, Münster, Fortbildungsvorträge<br />

an*.<br />

CHANCE<br />

PRAXIS<br />

* Konrad-Morgenroth-Förderergesellschaft: www.kmfg.de; E-Mail: Anja.Schlegel@Zahnaerzte-wl.de

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