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POWIZEI - Institut für Politikwissenschaft - Johannes Gutenberg ...

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INNERES<br />

Verzerrung der Realität dadurch. Nicht bei Vielen,<br />

aber bei Manchen. Roland Koch ist so ein Beispiel<br />

für mich. Der ist viel umgänglicher im persönlichen<br />

Umgang, als er jemals über einen Fernsehbildschirm<br />

wirken würde. Die Claudia Roth von<br />

den Grünen ist ein wunderbares Beispiel. Das ist<br />

eine absolut nette Person, die für viele doch ziemlich<br />

unerträglich wirkt in ihrer Betroffenheitsmanie,<br />

wenn sie vor einem Mikrofon steht. Aber<br />

die ist im richtigen Leben absolut kumpelhaft,<br />

humorvoll und angenehm. Wie gesagt, da gibt es<br />

manche Verzerrungen dieser Art. Man merkt vor<br />

allem in vielen Gesprächen mit Politikern etwas<br />

über die informellen Eigenschaften, wie Politik<br />

tatsächlich verläuft. Politik verläuft einerseits auf<br />

einer Bühne, wo viel inszeniert und verkündet<br />

wird, aber die tatsächliche Politik verläuft eher in<br />

Hinterzimmern und Gremien, eher unter vier oder<br />

sechs Augen. Das sind Aushandlungsprozesse, «do<br />

ut des», wenn du mir das gibst, dann gebe ich dir<br />

jenes. Das sind Kompromisse, die geschlossen werden<br />

müssen und dann in der Öffentlichkeit als faul<br />

gebrandmarkt werden. Aber sie sind einfach ein<br />

Element der Demokratie. Das mitzukriegen, das<br />

ist ein Geschenk, der Preis dafür ist, dass man sich<br />

ein klein bisschen stärker in der politischen Öffentlichkeit<br />

bewegen muß, so wie ich das manchmal<br />

tue.<br />

in Beziehung auf die Richtlinienkompetenz des<br />

Kanzlers. Solche Dinge klar zu machen, das ist ja<br />

auch ein bisschen ein staatsbürgerlicher Bildungsauftrag.<br />

Und ich gebe zu, das macht mir nach wie<br />

vor Spaß, ebenso wie dieses Interview.<br />

Herr Falter, vielen Dank für dieses Gespräch.<br />

| lennart |<br />

Sie kennen die Politik nicht nur abseits der<br />

Öffentlichkeit, sondern saßen in vielen Talksendungen<br />

und bei vielen Wahlanalysen auch vor<br />

der Kamera. Ist ein solcher Auftritt im Fernsehen<br />

für Sie immer noch etwas Besonders?<br />

Also ich stelle fest, dass ich heute weniger aufgeregt<br />

bin als die meisten anderen, die mit mir in einer<br />

Talkrunde sitzen. Aber wenn sie 23mal bei Sabine<br />

Christiansen waren, dann wissen sie irgendwann:<br />

Man kriegt das einigermaßen hin. Manchmal finde<br />

ich geradezu, dass ich inzwischen bei solchen Gelegenheiten<br />

zu wenig Adrenalin im Blut habe. Ich<br />

muss mich dann zusammenreißen, weil ich, wenn<br />

ich ein bisschen aufgeregt bin, insgesamt besser<br />

bin. Ich hab viel Routine in der Zwischenzeit. Und<br />

das ist nicht nur positiv. Andererseits macht es mir<br />

immer noch Spaß, auch kompliziertere Zusammenhänge<br />

so zu verdeutlichen, dass auch Menschen,<br />

die sich nicht täglich in der Politik bewegen,<br />

etwas davon verstehen. Vielleicht auch etwas<br />

zu sagen über die Gewissensfreiheit von Abgeordneten,<br />

oder was Kompetenz-Kompetenz bedeutet<br />

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