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Psychophysiologische.. - Jochen Fahrenberg

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2 Fragestellungen und Hypothesen<br />

2.1 Zielsetzung<br />

Bei Patienten mit essentieller Hypertonie werden die Akzeptanz und die möglichen Effekte der hier als<br />

„Blutdruck-Video“ bezeichneten psychophysiologischen Methodik geprüft. Es handelt sich um die im<br />

Abstand von zwei Wochen wiederholte Kombination (1) eines halbstrukturierten psychologischen<br />

Interviews zu bestimmten Emotionen und Lebenssituationen mit (2) einer kontinuierlichen Blutdruckregistrierung.<br />

Die Videoaufzeichnung des ersten Interviews wird den Patienten in der dazwischenliegenden<br />

Woche am Monitor (als Playback) anschaulich gemacht. Aus der bisherigen Erfahrung lässt<br />

sich sagen, dass viele Patienten erheblich beeindruckt sind, erstmals die Korrelation ihrer momentanen<br />

Blutdruckreaktionen und Emotionen so anschaulich und direkt zu sehen. Es könnte sein, dass diese<br />

Erfahrung tendenziell gesundheitsdienliche Vorsätze im Sinne eines besseren Selbstmanagements fördert.<br />

2.2 Fragestellungen und Hypothesen<br />

Die wichtigsten Fragestellungen und Erwartungen lauten:<br />

• Patienten mit essentieller Hypertonie zeigen im Vergleich zu normotonen Patientinnen stärkere<br />

Blutdruck-Anstiege beim Ansprechen und Aktualisieren emotional bedeutsamer Lebenssituationen.<br />

• Die Blutdruck-Reaktionen während der Interview-Phasen und das Niveau der Ruhe-Phasen nehmen<br />

von der ersten zur zweiten Untersuchung ab.<br />

• Die Reduktion ist stärker, wenn zwischen beiden Registrierungen ein Playback des aufgezeichneten<br />

ersten Interviews – im Sinne einer Symptom-Kontext-Analyse – betrachtet und psychologisch<br />

vertieft wird.<br />

• Die Patientinnen, die das Blutdruck-Video sehen, werden im Vergleich zu einer Kontroll-Gruppe<br />

zur Zeit der katamnestischen Erhebung (sechs Monate später) mehr positive Auswirkungen des<br />

gesamten stationären Reha-Verfahrens auf das Gesundheitsverhalten erkennen lassen: Diese Patienten<br />

werden häufiger Selbstmessungen des Blutdrucks vornehmen, eine veränderte Einstellung<br />

zum Abbau von Risikofaktoren und zur Compliance äußern und eher Vorsätze zu Konfliktlösungen<br />

im Umgang mit inneren und äußeren Konfliktpotentialen ausgebildet haben.<br />

Die gemeinsame Symptom-Kontext-Analyse macht die blutdrucksteigernden Emotionen/Konflikte<br />

deutlich und wirkt motivierend für den gesamten Rehabilitationsverlauf. Die psychologische Rückmeldung<br />

und gemeinsame Symptom-Kontext-Analyse des emotionalen Blutdruckverhaltens<br />

wird – so ist die zentrale These – die generelle Compliance und die Bereitschaft zum Selbstmonitoring<br />

und zum Selbstmanagement der Hypertonie erhöhen.<br />

Als Blutdruckvideo wird hier die audiovisuelle Aufzeichnung des psychologischen Interviews mit<br />

simultaner und kontinuierlicher Registrierung von Blutdruck und Herzfrequenz mittels Portapres<br />

(TNO/BMI Amsterdam) bezeichnet. Nur mit der kontinuierlichen Registrierung des Finger-Blutdrucks<br />

ist die notwendige zeitliche Auflösung zu erreichen. Im Video sind dann der Patient und daneben die<br />

Schlag-zu-Schlag-Darstellung des momentanen Blutdrucks und der Herzfrequenz auf dem Monitor zu<br />

sehen. Auf diese Weise kann der psychophysiologische Zusammenhang anschaulich gemacht und das<br />

Blutdruckverhalten individuell demonstriert werden. Von dieser persönlichen Erfahrung und Einsicht<br />

der Patienten ausgehend werden die individuellen Risiken und Vorsätze angesprochen und psychologisch<br />

vertieft und das Selbstmanagement unterstützt.<br />

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