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Holzbalkendecken über Kriechkeller - Quadriga

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<strong>Holzbalkendecken</strong> <strong>über</strong> <strong>Kriechkeller</strong><br />

Forschungsergebnisse zeigen sicheren konstruktiven Holzschutz<br />

Mit der Artikelserie „Prima Klima im <strong>Kriechkeller</strong>?“<br />

(HOLZBAU 2/2005 und 4/2005) wurden bereits<br />

grundlegende nationale und internationale Erfahrungen<br />

zu den hygrothermischen Verhältnissen in<br />

<strong>Kriechkeller</strong>n unter Holzbodenplatten und mögliche<br />

Konstruktionsprinzipien behandelt. Die Bestätigung<br />

dieser Empfehlungen erfolgt nun durch<br />

ein kürzlich abgeschlossenes Forschungsvorhaben<br />

von der MFPA Leipzig und der TU München.<br />

Holzschutz<br />

Ausgangssituation<br />

<strong>Kriechkeller</strong>konstruktionen<br />

in Verbindung mit gut<br />

gedämmten Holzbodenplatten<br />

wurden in der Vergangenheit<br />

bezüglich ihrer<br />

Dauerhaftigkeit als kritische<br />

Bauteile angesehen, was<br />

infolge eingetretener Schadensfälle<br />

der 70-er Jahre<br />

auch gerechtfertigt schien.<br />

Bis zum heutigen Zeitpunkt<br />

wurden nur wenige Bemühungen<br />

unternommen, die<br />

damals getroffenen Aussagen<br />

zu <strong>über</strong>prüfen und vor<br />

allem ihre Richtigkeit bezogen<br />

auf den jetzigen Stand<br />

der Technik zu bewerten.<br />

Hohe Dämmstandards,<br />

luftdichte Ausführung der<br />

Konstruktion, feuchteresistentere<br />

Plattenwerkstoffe<br />

oder auch qualitativ hochwertiges<br />

und trocken verbautes<br />

Holz schaffen bessere<br />

Voraussetzungen für eine<br />

dauerhaft schadensfreie<br />

Konstruktion. Internationale<br />

Forschung, besonders aus<br />

dem skandinavischen Raum<br />

aber auch erste Objektmessungen<br />

der MFPA Leipzig<br />

zeigten zugleich vielversprechende<br />

Lösungsvorschläge<br />

(vgl. Heft 2 und 4/2005),<br />

für die Errichtung von<br />

Holzbodenplatten <strong>über</strong><br />

<strong>Kriechkeller</strong>n. Zur Überprüfung<br />

der internationalen<br />

Ergebnisse unter deutschen<br />

Klimarandbedingungen<br />

wurde ein entsprechendes<br />

Forschungsvorhaben auf<br />

Basis von Labor- und Feldversuchen,<br />

an der Gesellschaft<br />

für Materialforschung<br />

und Prüfungsanstalt<br />

für das Bauwesen Leipzig<br />

Autor:<br />

Norman Werther,<br />

wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

für Holzbau und Baukonstruktion<br />

der Technischen Universität<br />

München<br />

(MFPA Leipzig) und dem<br />

Lehrstuhl für Holzbau und<br />

Baukonstruktion der Technischen<br />

Universität München<br />

durchgeführt.<br />

Abb. 1:<br />

Versuchsstand mit <strong>Kriechkeller</strong><br />

auf dem Gelände der MFPA<br />

Leipzig.<br />

Laborversuchsstand<br />

Der Versuchsstand in Leipzig<br />

bestand aus sechs einzelnen<br />

Kammerbereichen, mit<br />

einer Grundfläche von<br />

jeweils 2,5 m x 2,5 m und<br />

einer Höhe von 0,55 m und<br />

unterschiedlichen konstruktiven<br />

Aufbauten. Jeweils<br />

zwei Kammern wiesen dabei<br />

immer die gleiche Bodenabdeckung<br />

auf, unterschieden<br />

sich jedoch in der Art der<br />

kriechkellerseitigen Bekleidung<br />

der Bodenplatte. Die<br />

Kammern waren bis auf<br />

Kammerbereiche mit gleichen<br />

Ausführungen im<br />

Bodenbereich luftdicht<br />

voneinander getrennt.<br />

Das Netto-Öffnungsverhältnis<br />

wurde <strong>über</strong> die<br />

Untersuchungsperiode<br />

zwischen 4,5 cm 2 /m 2 und<br />

13,5 cm 2 /m 2 (cm 2 Lüftungsöffnung/m<br />

2 Grundfläche)<br />

variiert (entspricht unter<br />

Berücksichtung der Einengungen<br />

durch Lüftungsgehäuse<br />

und Kleintierschutzgitter<br />

ca.7 bis 21<br />

cm 2 /m 2 Bruttoöffnungsfläche).<br />

Die voll ausgedämmte<br />

Bodenplatte wies<br />

einen mittleren U-Wert von<br />

U m = 0,2 W/m 2 *K auf.<br />

Der konstruktive Aufbau<br />

der einzelnen Kammerbereiche<br />

und der Holzbodenplatte<br />

kann Abb. 2 und<br />

Abb. 3 entnommen werden.<br />

Das Klima im Innenraum<br />

entsprach (20°C,<br />

50 % rel.F).<br />

Materialien in der<br />

Holzkellerdecke<br />

Die Auflagerung der Bodenplatte<br />

erfolge dabei auf<br />

Nivellierschwellen aus Lärchenkernholz,<br />

das ohne<br />

chemische Holzschutzmaßnahmen<br />

in der Gebrauchsklasse<br />

2 nach DIN 68800<br />

eingesetzt werden kann,<br />

was abgedeckten Bereichen<br />

ohne Erdkontakt entspricht.<br />

Ein gelegentliches<br />

Auftreten von Holzfeuchten<br />

> 20 Masse-% wäre<br />

somit zulässig.<br />

Die Deckenbalken der<br />

Bodenplatte bestanden aus<br />

Konstruktionsvollholz<br />

(Fichte) und wurden wegen<br />

der konstruktiven Unzugänglichkeit<br />

für Insekten<br />

sowie der erwartenden<br />

Holzfeuchte von < 20 M.-%<br />

der Gebrauchsklasse 0 zugeordnet.<br />

Sowohl die als kriechkellerseitige<br />

Bekleidung eingesetzten<br />

zementgebundenen<br />

Spanplatten als auch<br />

1/2009<br />

41


Holzschutz<br />

A - I<br />

Bodenabdeckung:<br />

Mutterboden<br />

ohne Abdeckung<br />

Bekleidung:<br />

zementgeb. Spanplatte<br />

B - I<br />

Bodenabdeckung:<br />

Mutterboden<br />

ohne Abdeckung<br />

Bekleidung:<br />

Holzweichfaserplatte<br />

Lüftungsöffnung außen Ø 75 mm<br />

Abb. 2:<br />

Übersicht zum Kammeraufbau<br />

mit Art der Bodenabdeckung<br />

und des Bekleidungsmaterials<br />

der Bodenplatte.<br />

Abb. 3:<br />

Konstruktiver Aufbau der<br />

Bodenplatte und des <strong>Kriechkeller</strong>s<br />

im Laborversuch.<br />

A - II<br />

Bodenabdeckung:<br />

PE-Folie s d = 100 m<br />

Bekleidung:<br />

zementgeb. Spanplatte<br />

B - II<br />

Bodenabdeckung:<br />

PE-Folie s d = 100 m<br />

Bekleidung:<br />

Holzweichfaserplatte<br />

die Holzweichfaserplatte<br />

vom Typ SB.H werden entsprechend<br />

ihrer Produktnormen<br />

für die Anwendung<br />

im Feuchtbereich zugelassen.<br />

Dieser Einsatzbereich<br />

wird entsprechend der Nutzungsklasse<br />

2 gemäß DIN<br />

1052: 2008-12 definiert.<br />

Dies entspricht Werkstofffeuchten,<br />

welche sich bei<br />

Temperaturen von 20°C<br />

und einer rel. Luftfeuchte<br />

der Umgebung einstellen,<br />

die nur wenige Wochen im<br />

Jahr den Wert von 85 %<br />

rel.F. <strong>über</strong>schreitet. Materialfeuchten<br />

der Plattenwerkstoffe<br />

von maximal<br />

18 % wären somit zulässig.<br />

Das Messprogramm<br />

Als Messgrößen dienten<br />

neben dem Umgebungs-,<br />

A - III<br />

Bodenabdeckung:<br />

PE-Folie + XPS Dämmung<br />

Bekleidung:<br />

zementgeb. Spanplatte<br />

B - III<br />

Bodenabdeckung:<br />

PE-Folie + XPS Dämmung<br />

Bekleidung:<br />

Holzweichfaserplatte<br />

Lüftungsöffnung innen Ø 100 mm<br />

Raum- und <strong>Kriechkeller</strong>klima<br />

(Temperaturen und<br />

relative Luftfeuchten)<br />

auch die Strömungsgeschwindigkeiten<br />

in den<br />

Lüftungsöffnungen sowie<br />

zugehörige Windereignisse<br />

und Niederschlagsmengen.<br />

Gleichzeitig erfolgte eine<br />

kontinuierliche Erfassung<br />

der Materialfeuchten von<br />

Holz und Holzwerkstoffen<br />

sowie die Überprüfung des<br />

Risikos von Schimmelbefall<br />

an mehreren<br />

Holzwerkstoffproben.<br />

Zusätzlich zu den<br />

Versuchen im Modellkriechkeller<br />

in Leipzig<br />

wurden messtechnische<br />

Untersuchungen an bestehenden<br />

Objekten mit<br />

<strong>Kriechkeller</strong>n durchgeführt.<br />

OSB Platte 22 mm<br />

KVH, Mineralwolldämmung 220 mm<br />

Belüftungsöffnung<br />

kriechkellerseitige Bekleidung<br />

Lärchenschwelle<br />

- Variante A: zem. geb. Spanplatte, 16 mm<br />

- Variante B: Holzweichfaserplatte SB.H, 24 mm<br />

Bodenabdeckungsvariante:<br />

- I: Mutterboden<br />

- II: Folienabdeckung (s d = 100 m) mit Kiesauflage<br />

- III: Folienabdeckung (s d = 90 m) mit 60 mm XPS-Dämmung<br />

Klima im <strong>Kriechkeller</strong><br />

Aus den Messergebnissen<br />

aller Untersuchungsobjekte<br />

ließ sich eine Korrelation<br />

von Außenklima<br />

und <strong>Kriechkeller</strong>klima<br />

ableiten. Die Temperaturen<br />

im <strong>Kriechkeller</strong> folgen<br />

dem sinusförmigen Verlauf<br />

des Jahresaußenklimas,<br />

jedoch mit einer deutlichen<br />

Dämpfung, die abhängig<br />

vom Maß der Belüftung ist.<br />

Auch der zusätzliche<br />

thermische Einfluss des<br />

Bodens auf die <strong>Kriechkeller</strong>temperatur<br />

konnte<br />

bestätigt werden. Dieser<br />

führte in den Wintermonaten<br />

zu „wärmeren“ und<br />

in den Sommermonaten<br />

zu „kälteren“ Bedingungen<br />

als im Außenbereich. Trotz<br />

Dekaden (10 Tages Zeiträume)<br />

mit deutlichen<br />

Frostereignissen im Außenbereich<br />

waren in den<br />

Kellern immer Temperaturen<br />

von <strong>über</strong> 5 °C zu verzeichnen.<br />

Über den Jahresverlauf<br />

traten für alle untersuchten<br />

Objekte Kellertemperaturen<br />

im Dekadenmittel<br />

von durchschnittlich<br />

13°C ± 5 auf.<br />

Der Jahresverlauf der<br />

relativen Luftfeuchten verhielt<br />

sich entsprechend<br />

asynchron zum Verlauf der<br />

relativen Außenluftfeuchten.<br />

Die feuchtesten und<br />

damit kritischsten Bedingungen<br />

für belüftete<br />

<strong>Kriechkeller</strong> traten, unabhängig<br />

vom Grad der Belüftung,<br />

jeweils in den Sommerdekaden<br />

auf. Eingetragene<br />

Außenluft, die hier in<br />

der Regel höhere Temperaturen<br />

als im <strong>Kriechkeller</strong><br />

aufwies, wurde abgekühlt<br />

und erhöhte die relative<br />

Luftfeuchte dauerhaft.<br />

Was bringt die Dampfbremse<br />

auf dem<br />

Boden?<br />

Mit der Reduktion der Lüftungsöffnungen<br />

auf 13,5<br />

cm 2 /m 2 (ab Anfang Mai<br />

2007) setzte am Untersuchungsstandort<br />

gleichzeitig<br />

eine sehr windige und regnerische<br />

Dekade ein, die<br />

42<br />

1/2009


zum signifikanten Anstieg<br />

der Luftfeuchten führte.<br />

Vor allem in den Kammerbereichen<br />

ohne PE-Folien<br />

als Bodenabdeckung traten<br />

daraufhin sehr kritische<br />

Situationen mit relativen<br />

Luftfeuchten deutlich <strong>über</strong><br />

90 % auf, was neben der<br />

Überschreitung der kritischen<br />

Holzfeuchten vor<br />

allem zu Schimmelpilzwachstum<br />

führte. Aber<br />

auch in den ersten Winterdekaden<br />

lagen in diesem<br />

Bereiche die relativen Luftfeuchten<br />

meist deutlich<br />

<strong>über</strong> 80 %.<br />

●<br />

Für die mit PE-Folie und<br />

Grobkiesauflage abgedeckten<br />

Bereiche resultierte<br />

10 – 15 % geringere<br />

relative <strong>Kriechkeller</strong>feuchte,<br />

was auch in den<br />

Sommerdekaden im Mittel<br />

die relative Luftfeuchten<br />

auf ca. 80 % begrenzte<br />

(Abb. 4).<br />

Eine weitere Reduktion<br />

der relativen Luftfeuchten<br />

für die kritischen Sommerdekaden<br />

wurde durch eine<br />

zusätzliche 60 mm dicke<br />

XPS Dämmung auf dem<br />

Erdreich erreicht. Die daraus<br />

resultierende höhere<br />

Kellertemperatur (ca. 1°C)<br />

führte im Sommer zu einer<br />

weiteren (geringfügigen)<br />

Absenkung um 2 – 3 %<br />

rel.F.<br />

In den Winterdekaden<br />

blieben an allen untersuchten<br />

Objekten mit dampfbremsender<br />

Bodenabdeckung<br />

die Dekadenwerte<br />

der relativen Luftfeuchte<br />

unterhalb des 70 %<br />

Niveaus. Für die mit<br />

Bodendämmung versehenen<br />

Bereiche ergaben<br />

sich aufgrund der abgeminderten<br />

<strong>Kriechkeller</strong>temperatur<br />

geringfügig höhere<br />

relative Luftfeuchten, was<br />

jedoch ebenfalls als unkritisch<br />

bezeichnet werden<br />

kann. Ein signifikanter<br />

Einfluss der kriechkellerseitigen<br />

Bekleidung auf die<br />

klimatischen Verhältnisse in<br />

den Kammerbereichen<br />

konnte nicht festgestellt<br />

werden.<br />

relative Luftfeuchte [%]<br />

nachträglich mit PE-Folie 100 m<br />

100<br />

45<br />

Belüftung mit 21 cm 2 /m 2 Belüftung mit 13,5 cm 2 /m 2 Sd<br />

abgedeckt<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

einsetzender Schimmelbefall<br />

40<br />

35<br />

30<br />

50<br />

25<br />

40<br />

20<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Feb. 07 Mrz. 07 Apr. 07 Mai 07 Jun. 07 Jul. 07 Aug. 07 Sep. 07 Okt. 07 Nov. 07 Dez. 07<br />

rel. Luftf. ohne Bodenabd.<br />

Temp. ohne Bodenabd.<br />

Woher kommt die<br />

Feuchte?<br />

Ein Vergleich der ermittelten<br />

absoluten Luftfeuchten<br />

<strong>über</strong> den Untersuchungszeitraum<br />

weist auf vorhandene<br />

Feuchtequellen hin.<br />

Die absoluten <strong>Kriechkeller</strong>luftfeuchten<br />

aller untersuchten<br />

Objekte wichen<br />

nur in geringem Maß voneinander<br />

ab. Sie zeigten<br />

<strong>über</strong> ein Jahr hinweg ein<br />

mit dem Temperaturverlauf<br />

und damit mit dem äußeren<br />

(absoluten) Dampfgehalt<br />

synchrones Verhalten.<br />

Dabei bestätigte sich die<br />

aus den Vorversuchen<br />

gewonnene Erkenntnis,<br />

dass auch abgedeckte Bereiche<br />

einen um ca. 1 g/m 3<br />

höheren Wasserdampfgehalt<br />

als der Außenbereich<br />

aufwiesen, wobei sich dieser<br />

Unterschied in den Sommerdekaden<br />

verringert.<br />

Ursache für diesen Potentialunterschied<br />

können die<br />

Restdiffusion durch die<br />

Folienabdeckung des<br />

Bodens (insbesondere in<br />

den Randbereichen) sowie<br />

Verdunstung aus den nicht<br />

abgedeckten Fundamenten<br />

sein.<br />

Für die unabgedeckten<br />

Bodenbereiche war aus<br />

der freien Verdunstung eine<br />

zusätzliche Feuchtelast von<br />

weiteren 1 – 2 g/m 3 zu verzeichnen,<br />

die als ursächlich<br />

für die hohen relativen<br />

rel. Luftf. PE-Folie<br />

Temp. PE-Folie<br />

rel. Luftf. PE-Folie + XPS<br />

Temp. PE-Folie + XPS<br />

Feuchten anzusehen ist. Ein<br />

Blick auf die bekannte<br />

Taupunktkurve zeigt,<br />

dass z.B. bei 12°C Lufttemperatur<br />

eine Erhöhung des<br />

absoluten Dampfgehaltes<br />

um 1 g/m 3 eine Erhöhung<br />

der relativen Luftfeuchte<br />

von 10%-Punkte zur Folge<br />

hat.<br />

Belüftung notwendig!<br />

Für die bisher als „große<br />

Unbekannte“ angesehene<br />

Größe des Luftwechsels<br />

im <strong>Kriechkeller</strong> wurden im<br />

Freilandversuch in der ersten<br />

Untersuchungsperiode<br />

Luftwechsel von > 0,5 h -1<br />

verzeichnet (Abb. 5), was<br />

zur Abfuhr der gegen<strong>über</strong><br />

außen erhöhten Kellerfeuchte<br />

nennenswert beitragen<br />

kann. In einer zweiten<br />

Untersuchungsperiode, ab<br />

Dezember 2007 wurde der<br />

Einfluss der Belüftung<br />

genauer untersucht.<br />

Geringe Öffnungsverhältnisse<br />

mit 4,5 cm 2 /m 2 (netto)<br />

bei planmäßiger und gleichmäßiger<br />

Verteilung <strong>über</strong> die<br />

Fundamentflächen führten<br />

zu den konstantesten Bedingungen<br />

<strong>über</strong> den Untersuchungszeitraum<br />

hinweg.<br />

Die vollständige Unterbindung<br />

der Belüftung zeigte<br />

hingegen eine kontinuierliche<br />

Auffeuchtung der Kellerbereiche<br />

bzw. eine Stagnation<br />

der Luft- und Bauteilfeuchten<br />

auf sehr hohem<br />

rel. Luftf. außen<br />

Temp. außen<br />

Temperatur [°C]<br />

Abb. 4:<br />

Relative Luftfeuchten und<br />

Temperaturen im Laborversuch<br />

– Dekadenmittelwerte der<br />

ersten Untersuchungsperiode.<br />

Niveau mit kritischen Zuständen.<br />

Holzfeuchten<br />

im <strong>Kriechkeller</strong><br />

Kritische Holzfeuchten<br />

stellten sich schon während<br />

der ersten Untersuchungsperiode<br />

in den nicht abgedeckten<br />

Bereichen des<br />

Laborversuchsstandes ein.<br />

Wie die relativen Luftfeuchten<br />

dieser Bereiche<br />

traten die maximalen Holzfeuchten<br />

ebenfalls in den<br />

Sommerdekaden auf (Abb.<br />

6). Sowohl für die Schwelle<br />

als auch für die eingesetzte<br />

Holzweichfaserplatte wurden<br />

die normativ festgelegten<br />

kritischen Materialfeuchten<br />

im nicht abgedeckten<br />

Bodenbereich<br />

erreicht. Gleichzeitig war<br />

bei <strong>Kriechkeller</strong>temperaturen<br />

von ca. 18°C erster<br />

Schimmelbefall, mit teilweise<br />

großflächigem Myzelwachstum<br />

in Form von<br />

Penicillium und Aspergillus<br />

niger erkennbar (Abb. 7).<br />

Besonders die kriechkellerseitige<br />

Holzweichfaserplatte<br />

als auch das bautechnische<br />

MDF, das neben weiteren<br />

Holzwerkstoffen als<br />

Holzschutz<br />

1/2009 43


Holzschutz<br />

Luftwechselrate [h -1 ]<br />

Strömungsgeschwindigkeit [m/s]<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Jun. 07 Jul. 07 Aug. 07 Sep. 07 Okt. 07 Nov. 07 Dez. 07<br />

Strömungsgeschwindigkeit in den Lüftungsöffnungen<br />

Luftwechselrate<br />

Außenwindgeschwindigkeit in Bodennähe<br />

Luftwechselrate Dekadenmittel<br />

Abb. 5:<br />

Strömungsgeschwindigkeiten<br />

und Luftwechselraten durch<br />

die Belüftungsöffnungen.<br />

Abb. 6:<br />

Holzfeuchten im Bereich mit<br />

und ohne Bodenabdeckung –<br />

Dekadenmittelwerte der ersten<br />

Untersuchungsperiode<br />

Holzfeuchte [M-%]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Schimmelprobe diente,<br />

erwies sich als gutes Nährsubstrat.<br />

Die zementgebundene<br />

Spanplatte wies auch<br />

in diesem Anwendungsbereich<br />

geringe Holzwerkstofffeuchten<br />

von maximal<br />

13 M.-% und keinen<br />

Schimmelbefall auf. Erst<br />

eine direkte kurzzeitige Befeuchtung<br />

infolge eingedrungenen<br />

Niederschlagswassers<br />

im November 2007<br />

führte partiell zu Plattenfeuchten<br />

von 15 M.-%.<br />

Im Gegensatz dazu wiesen<br />

die abgedeckten Bereiche<br />

in den Sommerdekaden<br />

maximale Holzfeuchten<br />

an den Schwellen von<br />

15 M.-% und an der kriechkellerseitigen<br />

Bekleidung<br />

von 14 M.-% auf. Selbst an<br />

den Deckenbalken wurden<br />

im unteren Bereich bei dieser<br />

Ausführung maximal<br />

Holzfeuchten von 13 M.-%<br />

verzeichnet.<br />

●<br />

Für alle untersuchten<br />

Objekte mit Bodenabdeckung<br />

und Belüftung<br />

wurde weder ein Pilzbefall<br />

noch Schimmelwachstum<br />

an der kriechkellerseitigen<br />

Bekleidung<br />

und in der Konstruktion<br />

festgestellt.<br />

Die Notwendigkeit der<br />

Bodenabdeckung, mit einer<br />

mindestens diffusionshemmenden<br />

und kapillar nicht<br />

saugenden Schicht sowie<br />

einer funktionsfähigen<br />

Belüftung bestätigte sich<br />

nachträglich mit PE-Folie sd 100 m<br />

abgedeckt<br />

Belüftung mit 21cm 2 /m 2 Belüftung mit 13,5 cm 2 /m 2 Wassereinbruch<br />

0<br />

Feb. 07 Mrz. 07 Apr. 07 Mai 07 Jun. 07 Jul. 07 Aug. 07 Sep. 07 Okt. 07 Nov. 07 Dez. 07<br />

Schwelle - I<br />

Schwelle - II<br />

zem. geb. Spanplatte - I<br />

zem. geb. Spanplatte - II<br />

Holzweichfaser - I<br />

Holzweichfaser - I<br />

auch durch Schadensfälle<br />

an bestehenden Objekten<br />

(Abb. 8).<br />

Fazit: Konstruktionsempfehlungen<br />

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse<br />

ist für die<br />

praktische Anwendung eine<br />

vollflächige Abdeckung des<br />

Bodenbereiches mit einer<br />

diffusionshemmenden<br />

Schicht (s d 100 m) notwendig.<br />

Eine zusätzlich aufgebrachte<br />

Dämmung im<br />

Boden- und Fundamentbereich<br />

reduziert vor allem<br />

in den kritischen Sommermonaten<br />

die <strong>Kriechkeller</strong>feuchten.<br />

Eine weitere Grundvoraussetzung<br />

stellt eine funktionsfähige<br />

Belüftung dar.<br />

Für deutsche Klimarandbedingungen<br />

wird ein Brutto-<br />

Belüftungsquerschnitt von<br />

10 – 20 cm 2 /m 2 empfohlen.<br />

Die Anordnung der Lüftungsöffnungen<br />

muss hierbei<br />

regelmäßig <strong>über</strong> die<br />

Grundfläche verteilt erfolgen,<br />

um auch für innen liegende<br />

Fundamenträume<br />

eine gleichmäßige Durchströmung<br />

zu gewährleisten.<br />

Pro Fundamentkammer<br />

sind dabei mindestens zwei<br />

Öffnungen vorzusehen.<br />

Unter diesen Voraussetzungen<br />

entstehen klimatische<br />

Verhältnisse, die der<br />

Nutzungsklasse 2 nach DIN<br />

1052:2008-12 entsprechen.<br />

Auf Basis dieser Erkenntnisse<br />

wird zukünftig eine<br />

Zuordnung der Deckenbalken<br />

der Bodenplatte zur<br />

Gebrauchsklasse 0 nach<br />

DIN 68800-2 (aktuell in<br />

Überarbeitung) möglich<br />

sein. Zusätzlichen Schutzmaßnahmen<br />

können somit<br />

entfallen.<br />

Holzwerkstoffe, die im<br />

direkten Kontakt mit dem<br />

<strong>Kriechkeller</strong> stehen, müssen<br />

mindestens für den Einsatz<br />

in der Nutzungsklasse 2<br />

zugelassen sein. Erfüllt wird<br />

diese Anforderung für Holzwerkstoffe,<br />

die nach DIN<br />

EN 13986 mindestens für<br />

den Feuchtbereich anwendbar<br />

sind. Ein vollständiger<br />

44<br />

1/2009


Luftdichtheit und Dämmung<br />

– einfach mit System!<br />

Abb. 7:<br />

Schimmelbefall im Laborversuchsstand<br />

(Penicillium und<br />

Aspergillus niger) an der<br />

kriechkellerseitigen Holzweichfaserplatte<br />

ohne Bodenabdeckung<br />

im Juli 2007.<br />

Ausschluss eines Schimmelbefalls<br />

der kriechkellerseitigen<br />

Holzwerkstoffe ist unter<br />

diesen Randbedingungen<br />

jedoch nicht gegeben.<br />

Als Empfehlung gilt: Es<br />

sollten flächige Plattenwerkstoffe<br />

eingesetzt werden, die<br />

durch ihre Zusammensetzung<br />

und Herstellung ein<br />

fungizides Wachstum<br />

(Schimmelbefall) erschweren.<br />

Hier können beispielsweise<br />

mineralisch gebundene<br />

– oder kunst-harzbeschichtete<br />

Platten zur<br />

Anwendung kommen.<br />

Diese Konstruktionsform<br />

erfordert nach wie vor eine<br />

Abb. 8:<br />

Braunfäule an den freiliegenden<br />

Deckenbalken bei einem<br />

Objekt mit fehlender Bodenabdeckung.<br />

sorgfältige Planung und<br />

Ausführung … und den<br />

Hinweis an die Eigentümer/<br />

Nutzer, dass zur Aufrechterhaltung<br />

der Funktionalität<br />

die Belüftung und<br />

Bodenabdeckung dauerhaft<br />

erforderlich sind. ■<br />

Danksagung<br />

Der Autor bedankt sich<br />

beim Bundesamt für Bauwesen<br />

und Raumordnung<br />

für die Förderung des Forschungsvorhabens<br />

und beim<br />

Projektträger, der Deutschen<br />

Gesellschaft für Holzforschung<br />

e.V. (DGfH), für<br />

die gute Betreuung.<br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] Winter, S., Bauer, P.,<br />

Werther, N.: Untersuchung der<br />

klimatischen Verhältnisse in<br />

<strong>Kriechkeller</strong>n unter gedämmten<br />

Holzbodenplatten zur Vermeidung<br />

von Bauschäden bei nicht<br />

unterkellerten Gebäuden und<br />

zur Kostenreduzierung –<br />

Abschlussbericht, Fraunhofer<br />

IRB Verlag<br />

Bei uns finden Sie nicht nur ein Produkt, sondern<br />

innovative Lösungen für Mensch und Umwelt.<br />

1/2009 45<br />

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