Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten - Die neue ...
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Im Blickpunkt: Brandschutz – Update<br />
– 18 – 5/2013<br />
<strong>Brandschutzkonzepte</strong> <strong>für</strong> <strong>mehrgeschossige</strong> <strong>Holzbauten</strong><br />
<strong>Die</strong> Einzelvorschriften an Baustoffe, Bauteile, Brandabschnitte<br />
und Rettungswege der Landesbauordnungen repräsentieren<br />
ein vom Gesetzgeber gewünschtes Sicherheitsniveau und<br />
bilden damit ein „Standardbrandschutzkonzept“.<br />
Dabei sind Abweichungen von den Anforderungen der Landes-<br />
und Musterbauordnung sowie ergänzender rechtlicher<br />
Regelungen, insbesondere <strong>für</strong> den brennbaren Baustoff Holz,<br />
häufig unumgänglich. Zur Umsetzung der Schutzziele des<br />
Baurechts muss die Abstimmung der gewählten brandschutztechnischen<br />
Maßnahmen in sich schlüssig und nachvollziehbar<br />
dargestellt werden. <strong>Die</strong>s geschieht durch ein individuell<br />
erstelltes Brandschutzkonzept.<br />
Autor:<br />
Dr.-Ing. Holger Schopbach,<br />
Bundesbildungszentrum,<br />
Kassel<br />
Bauaufsichtliche<br />
Anforderungen<br />
<strong>Die</strong> bauordnungsrechtlich<br />
geforderten brandschutztechnischen<br />
Schutzziele sind in<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
in den einzelnen Landesbauordnungen<br />
sowie der Musterbauordnung<br />
(MBO) im so<br />
genannten „Grundsatz-Paragraphen“<br />
geregelt. Stellvertretend<br />
sei hier § 14 „Brandschutz“<br />
der MBO 2008 zitiert:<br />
„Bauliche Anlagen sind so anzuordnen,<br />
zu errichten, zu<br />
ändern und instand zu halten,<br />
dass der Entstehung eines<br />
Brandes und der Ausbreitung<br />
von Feuer und Rauch (Brandausbreitung)<br />
vorgebeugt wird<br />
und bei einem Brand die<br />
Rettung von Menschen und<br />
Tieren sowie wirksame Löscharbeiten<br />
möglich sind“.<br />
In zahlreichen Landesbauordnungen<br />
sind darüber<br />
hinaus ergänzende Anforde-<br />
rungen im jeweiligen Grundsatz-Paragraphen<br />
definiert.<br />
So finden sich hier vereinzelt<br />
bereits An forderungen an<br />
Baustoffe und Bauteile oder<br />
aber grundsätzliche Anforderungen<br />
an Anzahl und Ausbildung<br />
von Rettungswegen.<br />
Aber auch Rauchwarnmelder<br />
<strong>für</strong> Schlafräume und Kinderzimmer<br />
sowie Flure in Woh -<br />
nungen <strong>für</strong> alle Neubauten<br />
können gefordert werden;<br />
bestehende Gebäude sind bis<br />
zu einer Übergangsfrist nachzurüsten.<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung dieser im<br />
Grundsatz-Paragraphen definierten<br />
Schutzziele wird in<br />
denjenigen Abschnitten der<br />
Landesbauordnungen näher<br />
beschrieben, die sich mit Bauteilen,<br />
Rettungswegen und der<br />
technischen Ge bäu deausrüstung<br />
beschäftigen. Darüber<br />
hinaus existieren in zahlreichen<br />
Bundesländern ergänzende<br />
Durchführungs- und<br />
Verwaltungsvorschriften, die<br />
zusätzlich bei einer brandschutztechnischen<br />
Beurteilung<br />
zu be rücksichtigen sind.<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen der<br />
Landesbauordnungen folgen<br />
nicht einheitlich der Musterbauordnung.<br />
Dabei hat die<br />
Musterbauordnung den Charakter<br />
einer unter den <strong>für</strong> die<br />
Bauordnungen zuständigen<br />
Ländern ge meinsam erarbeiteten<br />
Empfehlung, dient aber<br />
nicht als verbindlicher Rahmen<br />
<strong>für</strong> die einzelnen Bundesländer.<br />
Im Zuge der 1990<br />
einsetzenden Bauordnungsreformen<br />
sind immer mehr Länder<br />
vom Rahmen der sei nerzeitigen<br />
Musterbauordnung<br />
abgewichen, so dass man die<br />
MBO überarbeitet, auf die allgemein<br />
bestehenden Bedürfnisse<br />
zugeschnitten und damit<br />
auch wieder ein bundesweit<br />
stärker vereinheitlichtes<br />
Bauordnungsrecht geschaffen<br />
hat. <strong>Die</strong> MBO in der Fassung<br />
von 2002 stand <strong>für</strong> die zu<br />
novellierenden Bauordnungen<br />
Pate.<br />
Gebäudeklassifizierung<br />
Noch vor zehn Jahren klassifizierten<br />
sämtliche Bauordnungen,<br />
abgesehen von Hochhäusern<br />
oder Sonderbauten,<br />
in „Gebäude geringer Höhe“<br />
und „Gebäude mittlerer Höhe“.<br />
Bei Ge bäuden geringer Höhe<br />
durfte der oberste Geschossfußboden,<br />
in dem Aufenthaltsräume<br />
möglich sind,<br />
maximal 7,0 m über der Geländeoberkante<br />
liegen. <strong>Die</strong>se<br />
Höhe ergibt sich aus den Anforderungen<br />
an den zweiten<br />
Rettungsweg.<br />
Während die Anforderung<br />
an die Feuerwiderstandsdauer<br />
der tragenden Bauteile bei Gebäuden<br />
geringer Höhe bei 30<br />
Minuten lag (feuerhemmend,<br />
Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus<br />
in Wenden, Erdgeschoss<br />
Massiv-, Obergeschosse Holzrahmenbauweise<br />
(Foto: Markus Möllenbeck)
5/2013 – 19 – Im Blickpunkt: Brandschutz – Update<br />
normalentflammbare Baustoffe<br />
zulässig), erhöhte er sich<br />
bei Gebäuden mittlerer Höhe<br />
schlagartig auf 90 Minuten<br />
(feuerbeständig, nur nicht<br />
brennbare Baustoffe zulässig).<br />
Tragende Holzbauteile waren<br />
damit <strong>für</strong> Gebäude mittlerer<br />
Höhe nicht mehr zulässig.<br />
<strong>Die</strong>ser extreme Sprung in<br />
den Anforderungen an Bauteile<br />
und Baustoffe konnte in<br />
der MBO von 2002 deutlich<br />
entschärft werden. Während<br />
im althergebrachten Klassifizierungssystem<br />
Gebäude in<br />
zwei Klassen eingeteilt wurden<br />
(geringe und mittlere<br />
Höhe), beruht das Klassifizierungssystem<br />
der MBO 2002<br />
auf fünf Gebäudeklassen. Dabei<br />
entsprechen die Gebäudeklassen<br />
1-3 weitgehend der<br />
Klassifizierung „Gebäude geringer<br />
Höhe“, während Gebäudeklasse<br />
5 den Anforderungen<br />
an „Gebäude mittlerer<br />
Höhe“ entspricht. <strong>Die</strong> Gebäudeklasse<br />
4 <strong>für</strong> Gebäude mit<br />
einer Höhe des obersten Geschossfußbodens<br />
bis zu 13 m<br />
und Nutzungseinheiten mit<br />
jeweils nicht mehr als 400 m 2<br />
gewährleistet nun einen<br />
gleichmäßigen Übergang in<br />
den bauaufsichtlichen Anforderungen:<br />
in dieser Gebäudeklasse<br />
müssen Bauteile „hochfeuerhemmend“<br />
sein und da -<br />
mit eine Feuerwiderstandsdauer<br />
von 60 Minuten aufweisen.<br />
Auch brennbare Baustoffe<br />
dürfen entsprechend<br />
§ 26 MBO <strong>für</strong> tragende und<br />
aussteifende Bauteile verwendet<br />
werden, wenn diese allseitig<br />
eine brandschutztechnisch<br />
wirksame Bekleidung<br />
aus nichtbrennbaren Baustoffen<br />
(Brandschutzbekleidung)<br />
und Dämmstoffe aus nichtbrennbaren<br />
Baustoffen haben.<br />
Bei den brandschutztechnischen<br />
Anforderungen können<br />
die einzelnen Landesbauordnungen<br />
von den Anforderungen<br />
der MBO abweichen.<br />
So klassifizieren die Bau -<br />
ordnungen von Brandenburg<br />
und Nordrhein-Westfalen<br />
beispielsweise nach wie vor in<br />
Gebäude geringer und mittlerer<br />
Höhe und beharren nach<br />
wie vor auf dem <strong>für</strong> den Baustoff<br />
Holz nachteiligen Sprung<br />
von feuerhemmend auf feuerbeständig.<br />
Brandschutzfunktion<br />
und Kapselklasse<br />
Was versteht man aber nun<br />
unter einer „brandschutztechnisch<br />
wirksamen Bekleidung“?<br />
Eine solche Bekleidung, definiert<br />
in DIN EN 13501-2<br />
„Klassifizierung von Bauprodukten<br />
und Bauarten zu ihrem<br />
Brandverhalten“, muss das<br />
dahinter liegende Material vor<br />
Entzündung, Verkohlung und<br />
anderen Schäden <strong>für</strong> eine<br />
festgelegte Zeit (z. B. 60 Minuten)<br />
schützen. Sie muss eine<br />
Erhöhung der Temperatur der<br />
Holzkonstruktion auf mehr als<br />
270° C während der relevanten<br />
Beanspruchungsdauer verhindern;<br />
dadurch kann eine<br />
Selbstentzündung des Holzes<br />
ausgeschlossen werden.<br />
<strong>Die</strong> brandschutztechnische<br />
Wirksamkeit dieser Bekleidung<br />
wird durch die Abkürzung K 2<br />
zusammen mit der Zeitangabe,<br />
z. B. K 2 30, klassifiziert (so<br />
ge nann tes Kapselkriterium).<br />
<strong>Die</strong> relevante Beanspruchungsdauer<br />
ergibt sich aus der<br />
bauaufsichtlichen Anforderung:<br />
<strong>für</strong> Gebäudeklasse 4<br />
sechzig Minuten (F60) und<br />
damit eine geforderte Brandschutzfunktion<br />
bzw. Kapselklasse<br />
K 2 60. Ein entsprechend<br />
der Brandschutzfunktion<br />
gekapseltes Bauteil erreicht<br />
eine weitaus höhere Feuerwiderstandsdauer:<br />
So hat ein<br />
K 2 60 gekapseltes Bauteil nicht<br />
selten eine Feuerwiderstandsdauer<br />
von 120 Minuten (F120).<br />
Da ein Bauwerk stets aus<br />
verschiedenen Bauteilen zusammengesetzt<br />
ist, muss auch<br />
bei den Bauteilanschlüssen<br />
untereinander gewährleistet<br />
bleiben, dass die geforderte<br />
Brandschutzfunktion erreicht<br />
wird. Auch durch Öffnungen,<br />
wie Türen oder Fenster, sowie<br />
den zum Betrieb eines Ge -<br />
bäudes notwendigen Installationen<br />
darf die geforderte<br />
Brandschutzfunktion nicht<br />
unterschritten werden. <strong>Die</strong><br />
dazu notwendigen Anforderungen<br />
sind in der so genannten<br />
„Muster-Holzbaurichtlinie“<br />
definiert.<br />
<strong>Die</strong> M-HFHHolzR<br />
Auf der Grundlage eines<br />
durch das Deutsche Institut <strong>für</strong><br />
Bautechnik (DIBt) über die<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Holzforschung e.V. (DGfH)<br />
finanzierten Forschungsvorhabens<br />
wurden in der Neufassung<br />
der MBO zusätzliche<br />
Bestimmungen aufgenommen,<br />
die Gebäude mittlerer Höhe in<br />
Holzbauweise betreffen. <strong>Die</strong><br />
Forschungsergebnisse wurden<br />
in der Muster-Holzbaurichtlinie<br />
(MHBauRL) zusammengefasst.<br />
<strong>Die</strong> aktuelle Fassung der<br />
Richtlinie (2004-07) wurde<br />
zwischenzeitlich in „Muster-<br />
Richtlinie über brandschutztechnische<br />
Anforderungen an<br />
hochfeuerhemmende Bauteile<br />
in Holzbauweise (M-HFH-<br />
HolzR)“ umbenannt, wird aber<br />
um gangssprachlich nach wie<br />
vor als Muster-Holzbaurichtlinie<br />
bezeichnet. <strong>Die</strong> M-HFH-<br />
HolzR ist in zahlreichen<br />
Bundesländern als Technische<br />
Baubestimmung eingeführt und<br />
damit öffentliches Baurecht<br />
geworden.<br />
Nachfolgend sind einige<br />
wesentlichen Anforderungen<br />
der Muster-Holzbaurichtlinie<br />
dargestellt. Es ist im konkreten<br />
Fall selbstverständlich stets die<br />
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Im Blickpunkt: Brandschutz – Update<br />
– 20 – 5/2013<br />
Abb. 1:<br />
Anschluss tragende Wand an Decke<br />
[M-HFHHolzR]<br />
Abb. 2:<br />
Bauteilöffnung mit Brandschutzbekleidung<br />
[M-HFHHolzR]<br />
Ansicht<br />
Schnitt 1-1<br />
umlaufendes<br />
Füllholz<br />
Bauteilöffnung<br />
Fugenversatz<br />
umlaufendes<br />
Füllholz<br />
komplette Richtlinie zu be -<br />
achten, die bei Bedarf im Internet<br />
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Geltungsbereich<br />
und Allgemeines<br />
<strong>Die</strong> Richtlinie gilt <strong>für</strong><br />
Gebäude, deren tragende,<br />
aussteifende oder raumabschließende<br />
Teile aus Holz<br />
oder Holzwerkstoffen bestehen,<br />
die nach bauaufsichtlichen<br />
Vorschriften:<br />
• hochfeuerhemmend sein<br />
müssen,<br />
• allseitig eine brandschutztechnisch<br />
wirksame Bekleidung<br />
aus nichtbrennbaren<br />
Baustoffen haben müssen<br />
und<br />
• deren Dämmstoffe nur aus<br />
nichtbrennbaren Baustoffen<br />
bestehen dürfen.<br />
Einbau von Abschlüssen<br />
nach Abschnitt 3.5, Absatz 2<br />
<strong>Die</strong> Richtlinie gilt <strong>für</strong> Holztafel-,<br />
Holzrahmen- und<br />
Fachwerkbauweisen; sie gilt<br />
nicht <strong>für</strong> Holz-Massivbauweisen<br />
wie Brettstapel- und<br />
Blockbauweise, ausgenommen<br />
Brettstapeldecken.<br />
<strong>Die</strong> Richtlinie stellt brandschutztechnische<br />
Anforderungen,<br />
die sich insbesondere<br />
beziehen auf<br />
• die Baustoffe,<br />
• die Brandschutzbekleidung,<br />
• die konstruktive Ausbildung<br />
der Wand- und Deckenbauteile,<br />
Stützen und Träger<br />
einschließlich ihrer Anschlüsse,<br />
• die Öffnungen <strong>für</strong> Türen,<br />
Fenster und sonstige<br />
Einbauten und<br />
• die Installationsführungen.<br />
Durch diese Anforderungen<br />
sollen<br />
• ein Brennen der tragenden<br />
und aussteifenden Holzkonstruktionen,<br />
• die Einleitung von Feuer<br />
und Rauch in die Wandund<br />
Deckenbauteile über<br />
Fugen, Installationen oder<br />
Einbauten sowie eine<br />
Brandausbreitung innerhalb<br />
dieser Bauteile und<br />
• die Übertragung von Feuer<br />
und Rauch über Anschlussfugen<br />
von raumabschließenden<br />
Bauteilen in<br />
angrenzende Nutzungseinheiten<br />
oder Räume verhindert<br />
werden.<br />
Bauteilanforderungen<br />
Dämmstoffe müssen aus<br />
nichtbrennbaren Baustoffen<br />
mit einem Schmelzpunkt<br />
> 1000°C gemäß DIN 4102-17<br />
bestehen; die Fu gen müssen<br />
dicht gestoßen sein.<br />
<strong>Die</strong> als K 2 60 klassifizierte<br />
Brandschutzbekleidung muss<br />
allseitig und durchgängig aus<br />
nichtbrennbaren Baustoffen<br />
bestehen und ist mit Fugenversatz,<br />
Stufenfalz oder Nutund<br />
Federverbindungen auszubilden.<br />
Hochfeuerhemmende Stützen<br />
und Träger sind mit einer<br />
allseitigen Brandschutzbekleidung<br />
zu versehen.<br />
Normalentflammbare Folien<br />
<strong>für</strong> die Bauteilabdichtung sowie<br />
Dampfbremsen sind zulässig.<br />
Anschlüsse<br />
Im Anschlussbereich sind<br />
die Brandschutzbekleidungen<br />
der Bauteile mit Fugenversatz,<br />
Stufenfalz oder Nut- und Federverbindungen<br />
so auszubilden,<br />
dass keine durchgängigen<br />
Fugen entstehen (siehe<br />
Abb. 1).<br />
<strong>Die</strong> Brandschutzbekleidung<br />
darf bei durch Brandeinwirkung<br />
entstehende Verformungen<br />
nicht aufreißen. <strong>Die</strong> Bauteile<br />
(Wände, Decken etc.)<br />
sind im Anschlussbereich in<br />
Abständen von höchstens 500<br />
mm mit Schrauben (Mindestdurchmesser<br />
in der Regel 12<br />
mm) zu verbinden. Fugen sind<br />
mit nichtbrennbaren Baustoffen<br />
zu verschließen (z. B. Verspachtelung<br />
oder Deckleis ten).<br />
Bauteilöffnungen<br />
Werden in hochfeuerhemmenden<br />
Bauteilen Öffnungen<br />
<strong>für</strong> Einbauten wie Fenster,<br />
Türen, Verteiler und Lampenkästen<br />
hergestellt, ist die<br />
Brandschutzbekleidung in<br />
den Öffnungsleibungen mit<br />
Fugenversatz, Stufenfalz<br />
oder Nut- und Federverbindungen<br />
auszuführen (siehe<br />
Abb. 2).<br />
Installationen<br />
Installationen (Leitungsund<br />
Lüftungsanlagen) dürfen<br />
nicht in hochfeuerhemmenden<br />
Bauteilen geführt werden. Sie<br />
sind vor Wänden bzw. unterhalb<br />
von Decken oder in<br />
Schächten und Kanälen zu<br />
führen.<br />
Einzelne elektrische Leitungen<br />
dürfen dagegen innerhalb<br />
derselben Nutzungseinheit<br />
in Wänden und Decken<br />
geführt werden. Auch dürfen<br />
einzelne Hohlwanddosen zum<br />
Einbau von Steckdosen,<br />
Schaltern und Verteilern<br />
eingebaut werden, wenn der<br />
Abstand zum nächsten Holzständer<br />
bzw. zur nächs ten<br />
Holzrippe mindestens 150 mm<br />
beträgt.<br />
Abweichungen<br />
und Ausnahmen<br />
<strong>Die</strong> Landesbauordnungen<br />
und ergänzend die Sonderbauvorschriften<br />
sind <strong>für</strong> ein<br />
breites Spektrum unterschied-
5/2013 – 21 – Im Blickpunkt: Brandschutz – Update<br />
licher Gebäudearten und Nutzungen<br />
vorgesehen. Dadurch<br />
ist es unausweichlich, dass<br />
nicht alle Gebäude mit ihren<br />
Bestandteilen vollständig in<br />
die Systematik passen. Es sind<br />
daher grundsätzlich Abweichungen<br />
von den Regelungen<br />
der Technischen Baubestimmungen<br />
zulässig wenn gewährleistet<br />
ist, dass mit einer<br />
anderen Lösung in gleichem<br />
Maße die Anforderungen erfüllt<br />
werden.<br />
Dabei ist zu beachten, dass<br />
auf Abweichungen ein Rechtsanspruch<br />
besteht, wenn nachgewiesen<br />
wird, dass das Ziel<br />
der Vorschrift auf andere Weise<br />
erreicht wird. Auf Befreiungen<br />
besteht kein Rechtsanspruch;<br />
die Behörde kann<br />
einen Befreiungsantrag ohne<br />
Begründung ablehnen. Auf<br />
Ausnahmen besteht dagegen<br />
zunächst ein Rechtsanspruch.<br />
Sind die definierten Ausnahmevoraussetzungen<br />
allerdings<br />
als „unbestimmte Rechtsbegriffe“<br />
gefasst, ist die Auslegung<br />
dieser Begriffe Sache der<br />
Behörde.<br />
Den Nachweis, dass beim<br />
Abweichen von einer technischen<br />
Anforderung deren<br />
Zweck auf andere Weise entsprochen<br />
wird, hat der Bauherr<br />
zu erbringen. <strong>Die</strong>s geschieht<br />
in der Regel durch ein<br />
Brandschutzkonzept, mit dem<br />
nachgewiesen wird, dass das<br />
eigentliche, im Grundsatz-<br />
Paragraphen geregelte Schutzziel<br />
durch eine abweichende<br />
Lösung in gleicher Weise erreicht<br />
wird. <strong>Die</strong> Zulassung<br />
von Abweichungen sowie von<br />
bauplanungsrechtlichen Ausnahmen<br />
und Befreiungen sind<br />
gesondert schriftlich zu beantragen.<br />
Brandschutzkonzept<br />
Grundlage eines <strong>Brandschutzkonzepte</strong>s<br />
sind zu nächst<br />
die Anforderungen der jeweiligen<br />
Bauordnung. Ergänzend<br />
werden Anforderungen weiterer<br />
tangierter Richtlinien,<br />
Normen und Verordnungen<br />
eingearbeitet. Weiterhin müssen<br />
die Wünsche und Anforderungen<br />
des Bauherren, der<br />
Architekten, der Bauaufsicht,<br />
der Feuerwehr und ggf. der<br />
Versicherer berücksichtigt<br />
werden. Auf der Grundlage<br />
dieses Anforderungskatalogs<br />
erfolgt eine Risikoanalyse<br />
unter Berücksichtigung der<br />
Nutzung, der Bauweise, der<br />
Brandlasten sowie des abwehrenden<br />
Brandschutzes.<br />
Ein Brandschutzkonzept<br />
führt nicht nur zu einer hohen<br />
Sicherheit <strong>für</strong> das Gebäude,<br />
sondern kann durch die ganzheitliche<br />
Brandschutzbetrachtung<br />
zusätzlich zur Senkung<br />
der Baukosten beitragen.<br />
Im Hinblick auf die Schutzziele<br />
sollen in einem Brandschutzkonzept<br />
die ge wählten<br />
Einzelkomponenten und deren<br />
Abstimmung aufeinander, unter<br />
Berücksichtigung der Nutzung,<br />
des Brandrisikos sowie<br />
des zu erwartenden Schadenausmaßes,<br />
beschrieben werden.<br />
Dabei ist zu bewerten,<br />
inwieweit die definierten<br />
Schutzziele erreicht werden.<br />
Bei der Planung und Erstellung<br />
eines Bauwerkes gilt es<br />
zahlreiche weitere Richtlinien<br />
und Anforderungen zu beachten.<br />
Dazu zählen insbesondere<br />
die Richtlinien <strong>für</strong> die haustechnischen<br />
Installationen,<br />
wie beispielsweise die Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie<br />
(MLAR). Ergänzend zu beachten<br />
ist auch die Muster-Richtlinie<br />
über Flächen <strong>für</strong> die<br />
Feuerwehr (MRFlFw). Neben<br />
zahlreichen weiteren tangierenden<br />
technischen Normen<br />
sollten auch die VdS-Richtlinien<br />
beachtet werden. Ob wohl<br />
die vom VdS (Verband deutscher<br />
Sachversicherer) herausgegebenen<br />
technischen<br />
Regeln keine Vorschriften mit<br />
Gesetzes- oder gesetzesähnlichem<br />
Charakter sind, tragen<br />
sie zur Definition des Standes<br />
der Technik bei.<br />
Das erklärte Ziel der aktuellen<br />
Landesbauordnungen,<br />
Baugenehmigungsverfahren<br />
zu vereinfachen, geschieht<br />
auch unter dem Gesichtspunkt<br />
der Reduzierung von staatlichen<br />
Aufgaben. Da mit wird<br />
die alleinige Verantwortung,<br />
oftmals ohne zusätzliche Kontrollinstanz,<br />
auf den Planverfasser<br />
übertragen. <strong>Brandschutzkonzepte</strong><br />
sollten daher<br />
von ausreichend fachkundigen,<br />
möglichst allgemein anerkannten<br />
Brandschutzplanern<br />
aufgestellt werden, um<br />
<strong>für</strong> das jeweilige Bauwerk<br />
risikoorientiert den notwendigen<br />
Brandschutz zu ermitteln.<br />
Aufbau eines<br />
<strong>Brandschutzkonzepte</strong>s<br />
Bezüglich eines <strong>Brandschutzkonzepte</strong>s<br />
hat die Vereinigung<br />
zur Förderung des<br />
Deutschen Brandschutzes eine<br />
Richtlinie veröffentlicht<br />
(vfdb 01/01).<br />
Ein Brandschutzkonzept<br />
sollte demnach folgende<br />
Grobgliederung aufweisen:<br />
•<br />
Allgemeine Angaben zum<br />
Gebäude (Lage, Abmessung,<br />
Nutzung, nutzender<br />
Personenkreis, Brandlasten,<br />
bauaufsichtliche Einstufung<br />
etc.)<br />
•<br />
Vorbeugender Brandschutz<br />
– Baulicher Brandschutz<br />
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Im Blickpunkt: Brandschutz – Update<br />
– 22 – 5/2013<br />
Abb. 3:<br />
Installationsführung [M-HFHHolzR]<br />
Rauchabschnitte, Baustoffund<br />
Feuerwiderstandsklassen<br />
der tragenden und<br />
raumab schließenden Bauteile,<br />
Flächen <strong>für</strong> die Feuerwehr<br />
etc.) – Anlagentechnischer<br />
Brandschutz (Brandmelde-,<br />
Rauchabzug-,<br />
Feuerlöschanlagen etc.)<br />
• Organisatorischer (betrieblicher)<br />
Brandschutz (Brandschutzordnung,<br />
Werkfeuerwehr,<br />
Rettungswegkennzeichnung<br />
etc.)<br />
•<br />
Abwehrender Brandschutz<br />
(Löschwasserversorgung,<br />
Feuerwehrpläne etc.)<br />
Dabei sollen unter Berücksichtigung<br />
• der Nutzung,<br />
• des Brandrisikos und<br />
• des zu erwartenden Schadenausmaßes<br />
die Einzelkomponenten und<br />
ihre Verknüpfung im Hinblick<br />
auf die Schutzziele be schrieben<br />
werden.<br />
Kompensation<br />
Im Rahmen eines <strong>Brandschutzkonzepte</strong>s<br />
ist es möglich,<br />
Abweichungen von bauaufsichtlichen<br />
Anforderungen<br />
zu begründen und damit<br />
durchzusetzen. Das zugrunde<br />
liegende Schutzziel muss<br />
selbstverständlich bestehen<br />
bleiben. <strong>Die</strong> Ab weichungen<br />
können häufig durch zusätzlich<br />
brandschutztechnisch<br />
wirksame Maßnahmen kompensiert<br />
werden. So können<br />
beispielsweise hölzerne Treppenläufe<br />
in einem Mehrfamilienhaus<br />
nach einer Um nutzung<br />
bzw. Modernisierung<br />
(nach Wegfall des Bestandschutzes)<br />
häufig erhalten<br />
bleiben, wenn der Treppenraum<br />
an oberster Stelle eine<br />
Rauchabzugvorrichtung erhält<br />
und alle am Treppenraum<br />
gelegenen Wohnungseingangstüren<br />
mit Selbstschließvorrichtungen<br />
versehen werden.<br />
Das eigentliche Schutzziel,<br />
die Nutzbarkeit des Rettungsweges<br />
zu erhalten, kann<br />
damit, auch bei der Verwendung<br />
brennbarer Baustoffe<br />
<strong>für</strong> die tragenden Bauteile der<br />
Treppe, erhalten bleiben.<br />
Fazit<br />
Holzbauteile sind heute <strong>für</strong><br />
bis zu fünfgeschossige Gebäude<br />
normaler und eine Vielzahl<br />
von Bauwerken besonderer<br />
Art und Nutzung aus brandschutztechnischer<br />
und bauaufsichtlicher<br />
Sicht problemlos<br />
verwendbar. Aber auch<br />
höherer Gebäude sind mit<br />
einem angepassten Brandschutzkonzept<br />
zu realisieren.<br />
Ergänzend sind Abweichungen<br />
von den Bau- und Verordnungen<br />
sowie Sonderbaurichtlinien<br />
und daraus resultierend<br />
eine weitergehende<br />
Verwendung von Holz in Bauwerken<br />
möglich, wenn durch<br />
<strong>Brandschutzkonzepte</strong> nachgewiesen<br />
wird, dass die bauaufsichtlich<br />
geforderten Schutzziele<br />
erreicht werden.<br />
Während der Planung und<br />
Ausführung ist in besonderem<br />
Maße zu berücksichtigen, dass<br />
die brandschutztechnische<br />
Wirksamkeit eines Bauteils<br />
in erheblichem Maße von der<br />
Detailausbildung abhängt.<br />
Eine nicht abgeschottete<br />
Rohrdurchführung macht beispielsweise<br />
die Investition in<br />
die Brandschutzbekleidung<br />
eines hochwertigen Bauteils<br />
zunichte. <br />
<strong>Die</strong>ser Artikel erschien erstmals<br />
in der HOLZBAU 5/2006 und<br />
wurde jetzt vom Autor <strong>für</strong> diese<br />
Ausgabe und <strong>für</strong> den eben neu<br />
erschienenen condetti & Co.<br />
Band 3 neu überarbeitet.<br />
(Näheres siehe rechte Seite)<br />
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Lohnabbund und Massiv-Holz-Mauer<br />
Lohnabbund aus und<br />
aus<br />
Sachsen Massiv-Holz-Mauer<br />
Sachsen<br />
aus Sachsen<br />
GmbH Co. KG<br />
Abbundzentrum Dahlen GmbH & Co. KG<br />
Abbundzentrum Dahlen GmbH & Co. KG<br />
Massiv<br />
- Massiv<br />
Gewerbestrasse Ökologisch, ohne Leim<br />
Gewerbestrasse 3 - - Massiv Ökologisch, ohne Leim<br />
04774 Dahlen Gesund und behaglich<br />
04774 Gewerbestrasse Dahlen 3 - - Ökologisch, Gesund und ohne behaglich Leim<br />
Tel.: +49 (0) 34361 532 52 Schnell<br />
Tel.: 04774 +49 Dahlen (0) 34361 - 532 52 - - Gesund Schnellund behaglich<br />
Fax: +49 (0) 34361 532 53 Direkt vom Hersteller<br />
Fax: Tel.: +49 (0) 34361 - 532 53 52 - - Schnell Direkt vom Hersteller<br />
Fax: +49 (0) 34361 - 532 53 - Freies Bauen<br />
- Direkt Freies vom Bauen Hersteller<br />
- Freies Bauen<br />
Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: info@abbund-dahlen.de<br />
Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: info@abbund-dahlen.de<br />
Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: info@abbund-dahlen.de<br />
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Tele-Sattel und Wechselsystem Typ X-SW<br />
Informationen unter +49 9234 9914-0 oder www.auwaerter.com
FACHVERLAG HOLZ<br />
Dringend erwartet und soeben erschienen<br />
condetti & Co. 3<br />
Details im Holzhausbau<br />
Neu<br />
Borsch-Laaks, Köhnke, Schopbach, Stelzer, Wagner, Wendorff, Winter, Zeitter<br />
Ein weiteres Kompendium zur Fortsetzung<br />
der erfolgreichen Reihe<br />
160 Seiten, vierfarbig<br />
Details im Holzhausbau<br />
€ 25,– zzgl. Versandkosten<br />
Lehrende und Lernende im Bereich des Bauwesens erhalten<br />
gegen Nachweis (z.B. Schülerausweis, Immatrikulationsbescheinigung)<br />
50% Rabatt (nur bei Direktbestellung im Verlag)<br />
Montage<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
2.<br />
Seit 1999 werden die aktuellen technischen Regeln in den<br />
condetti-Details der zweimonatlich erscheinenden Fachzeitschrift<br />
<strong>für</strong> den Holzhausbau „HOLZBAU – die <strong>neue</strong> quadriga“ interpretiert<br />
und weiterentwickelt.<br />
Nun liegt neben condetti & Co. 1 und 2 die von den Autoren aktuell<br />
überarbeitete Fassung der sechs wichtigsten Details und Fachartikel<br />
der Jahre 2004 bis 2009 vor.<br />
Für alle, die condetti bereits kennen, schätzen und anwenden<br />
eine Unterstützung der täglichen Arbeit.<br />
Für Neueinsteiger eine ideale Einführung in die Denkwelt von condetti.<br />
Kompaktes Wissen <strong>für</strong> alle am Holzhausbau Beteiligten und Interessierten,<br />
ein kompetentes Netzwerk von integral gedachten und zu Papier<br />
gebrachten Informationen.<br />
1.<br />
5.<br />
Details im Holzhausbau<br />
Weiterhin jeweils zu denselben Konditionen erhältlich solange der Vorrat reicht:<br />
condetti & Co. 1 und 2<br />
condetti & Co.1<br />
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Fachverlag Holz im Verlag Kastner · Frau Karrer<br />
Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach · Tel.: 0 84 42/92 53-0, Fax: 0 84 42/22 89 · Email: karrer@kastner.de<br />
Details im Holzhausbau<br />
condetti & Co.<br />
Bestellung per Fax an den Verlag: 0 84 42/22 89, Frau Karrer<br />
....... Ex. condetti & Co. 3 (wie oben beschrieben) je € 25,–<br />
....... Ex. condetti & Co. 1 je € 25,–<br />
....... Ex. condetti & Co. 2 je € 25,–<br />
(zzgl. Versandkosten, ab 100 € Bestellvolumen frei Haus)<br />
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Unterschrift, Datum: ...............................................................................