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Trocknungsreserven schaffen - Quadriga

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Im Blickpunkt: Holzschutz<br />

–28–<br />

1/2010<br />

<strong>Trocknungsreserven</strong> <strong>schaffen</strong><br />

Einfluss des Feuchteeintrags aus Dampfkonvektion<br />

Hygrothermische Simulationen stellen mittlerweile den Stand<br />

der Technik zur Beurteilung der Feuchtesicherheit von Baukonstruktionen<br />

dar [1]. Meist wird dazu eine eindimensionale<br />

Berechnung für den Regelquerschnitt des Bauteils durchgeführt.<br />

Ebenso wie beim sog. „Glaserverfahren“ werden hierbei<br />

Undichtheiten vernachlässigt, so dass beidseitig diffusionsdichte<br />

Konstruktionen im Widerspruch zu den praktischen<br />

Erfahrungen häufig als unproblematisch erscheinen. Da selbst<br />

bei sorgfältig luftdicht ausgeführten Konstruktionen immer<br />

Restleckagen haben und damit kleine Feuchteeinträge verbleiben,<br />

sind diese zur Schadensvermeidung durch eine entsprechende<br />

Trocknungsreserve zu kompensieren.<br />

Eine quantitative Erfassung der Auswirkung von Dampfkonvektionsvorgängen<br />

ist daher dringend erforderlich. Basierend<br />

auf einer umfangreichen Literaturrecherche wurde deshalb in<br />

[2] ein vereinfachtes Modell zur Berücksichtigung der Dampfkonvektion<br />

bei hygrothermischen Simulationsrechnungen<br />

vorgestellt. Die Hintergründe, Annahmen und Voraussetzungen<br />

für dieses Modell werden im Folgenden zusammengefasst<br />

und seine praktische Relevanz mit einem Anwendungsbeispiel<br />

untermauert.<br />

Druckneutrale Ebene<br />

Autoren:<br />

Hartwig M. Künzel und<br />

Daniel Zirkelbach<br />

Fraunhofer- Institut für Bauphysik<br />

(IBP), Holzkirchen<br />

Quantifizierung von<br />

Feuchteeinträgen durch<br />

Dampfkonvektion<br />

Der konvektive Eintrag von<br />

Feuchte über Fehlstellen der<br />

Dampfbremse bzw. Luftdichtheitsebene<br />

ist ein mehrdimensionaler<br />

Effekt der mit einer<br />

eindimensionalen Berechnung<br />

nicht unmittelbar erfasst werden<br />

kann. Da die genaue Ausbildung<br />

von Leckagen und<br />

Durchströmungswegen nicht<br />

bekannt ist, erscheint daher<br />

ein Modell sinnvoll, bei dem<br />

in einer eindimensionalen<br />

Simulation nicht die Durchströmung<br />

selbst, sondern nur<br />

das ausfallende Tauwasser als<br />

Feuchtequelle innerhalb der<br />

Konstruktion abgebildet wird.<br />

Einen ersten Versuch der<br />

Quantifizierung von Feuchte -<br />

einträgen durch Dampfkonvektion<br />

stellt die vom IBP<br />

schon 1999 für die Feuchteschutzbeurteilung<br />

von Holzkonstruktionen<br />

vorgeschla-<br />

gene Einbeziehung einer Konvektionstauwassermenge<br />

von<br />

250 g/m 2 bei der Diffusionsberechnung<br />

nach Glaser dar<br />

[3]. Dieser Wert zur Berücksichtigung<br />

konvektionsbeding<br />

ter Feuchtequellen wurde<br />

damals aus den Ergebnissen<br />

amerikanischer Untersuchungen<br />

an praxisgerecht ausgeführten<br />

Leicht baukonstruktionen<br />

[4] abgeleitet. Inzwischen<br />

scheint er auf eine breitere<br />

Akzeptanz zu stoßen, wie z.B.<br />

im Informationsdienst Holz zu<br />

Flachdächern [5], bei den<br />

Aachener Bausachverständigentagen<br />

[6] oder im Entwurf<br />

zur Holzschutznorm DIN<br />

68 800-2 [7] zu sehen.<br />

Die Größenordnung<br />

stimmt<br />

Im Vergleich zu den zulässigen<br />

Tauwassermengen aufgrund<br />

von Dampfdiffusion<br />

nach DIN 4108-3 [8] von 500<br />

bzw. 1000 g/m 2 erscheint die<br />

Größenordnung der konvektionsbedingten<br />

Feuchtequelle<br />

mit 250 g/m 2 als angemessen.<br />

Leider gibt es darüber hinaus<br />

bislang kaum belastbare Untersuchungen<br />

aus denen zuverlässigere<br />

Werte für die<br />

Bauteilbefeuchtung durch<br />

Dampfkonvektion entnommen<br />

werden könnten [2]. Deshalb<br />

dient die damals für eine<br />

nordorientierte Außenwandkonstruktion<br />

ermittelte konvektive<br />

Feuchtequelle bis auf<br />

weiteres auch als Referenzfall<br />

zur Entwicklung eines instationären<br />

Dampfkonvektionsmodells<br />

für hygrothermische<br />

Simulationsberechnungen.<br />

Wind und thermischer Auftrieb<br />

als treibende Kraft<br />

Abb. 1:<br />

Druckdifferenzen über der Gebäudehülle<br />

infolge von thermischen Auftriebskräften.<br />

In Mitteleuropa ist die<br />

Feuch te konzentration im Innenraum<br />

und damit der Wasserdampfpartialdruck<br />

in der<br />

Regel höher als in der Außenluft.<br />

Eine nennenswerte<br />

Durchströmung von undichten<br />

Bauteilen findet allerdings<br />

nur statt, wenn die Druckverhältnisse<br />

dies ermöglichen –<br />

also z.B. bei Winddruck/ -sog<br />

von außen oder bei größeren<br />

Temperaturdifferenzen zwischen<br />

innen und außen durch<br />

thermischen Auftrieb. Während<br />

eine Durchströmung von<br />

außen eher zu einer Trocknung<br />

des Bauteils beiträgt,<br />

kann eine Durchströmung von<br />

innen zu einer nennenswerten<br />

Feuchtezufuhr führen, wenn<br />

entlang des Strömungswegs<br />

die Taupunkttemperatur unterschritten<br />

wird. Befeuchtungsrelevant<br />

sind also nur<br />

Zeiträume mit einer höheren<br />

Innenraum- als Außenlufttemperatur,<br />

wenn gleichzeitig<br />

ein Gesamtdruckgefälle von<br />

innen nach außen vorliegt.<br />

Während der Wind bei der<br />

Durchströmung von Bauteilen<br />

aus feuchtetechnischer Sicht<br />

eine untergeordnete Rolle<br />

spielt, hat der thermische Auftrieb<br />

eine wesentlich größere<br />

Bedeutung. Er führt im Winter<br />

zu einer höhenabhängigen<br />

Druckdifferenz über der Gebäudehülle<br />

(Abb. 1). Dadurch<br />

entsteht im oberen Bereich<br />

des Gebäudes ein stetiger<br />

Überdruck mit der Folge einer<br />

Durchströmung von innen<br />

nach außen und damit einer<br />

Gefährdung der Bauteile<br />

durch Konvektion. Dem steht<br />

im unteren Gebäudebereich<br />

ein Unterdruck gegenüber,<br />

der eine Durchströmung von<br />

außen nach innen bewirkt<br />

und damit feuchtetechnisch<br />

uninteressant ist. Eine aus-


1/2010 –29–<br />

führliche Beschreibung der<br />

thermischen Auftriebsphänomene<br />

bei Gebäuden ist z.B. in<br />

[9] zu finden. Über die Risiken<br />

verschiedener Strömungspfade<br />

gibt auch das condetti BASICs<br />

in diesem Heft Auskunft.<br />

Dampfkonvektionsmodell<br />

Die Gebäudehöhe muss<br />

folg lich in ein instationäres<br />

Konvektionsmodell einfließen.<br />

Hinzu kommt, dass eine Befeuchtung<br />

im Modell vereinfachend<br />

nur dann berücksichtigt<br />

wird, wenn im Durchströmungsbereich<br />

die Taupunkttemperatur<br />

des Innenraumklimas<br />

unterschritten wird – sich<br />

also an der betreffenden Position<br />

i.d.R an der Unterspannbahn<br />

oder äußeren Beplankung<br />

Kondensat bilden würde.<br />

Im Falle einer Unterschreitung<br />

der Taupunkttemperatur<br />

in der Durchströmungsebene<br />

wird der aus der Temperaturdifferenz<br />

resultierende auftriebsbedingte<br />

Überdruck im<br />

Innenraum ermittelt. Die<br />

ANSI/ ASHRAE Norm 160-<br />

2009 zur feuchtetechnischen<br />

Auslegung der Gebäudehülle<br />

[10] empfiehlt zur Berechnung<br />

der auftriebsbedingten Druckdifferenzen<br />

folgenden Ansatz<br />

bei dem die neutrale Ebene in<br />

der Mitte des zusammenhängenden<br />

Luftraums liegend und<br />

die Leckagen als gleichmäßig<br />

verteilt angenommen werden:<br />

mit:<br />

DP [Pa]<br />

(1)<br />

Druckdifferenz zwischen<br />

innen und<br />

außen<br />

r [kg/m 3 ] Dichte der Außenluft<br />

(r = 1,3 kg/m 3 )<br />

T a [K] Lufttemperatur<br />

außen<br />

T i [K] Lufttemperatur<br />

innen<br />

g [m/s 2 ] Gravitationskonstante<br />

(g = 9,81 m/s 2 )<br />

h [m] Höhe des zusammenhängenden<br />

Luftraums im Gebäude<br />

Vereinfacht ergibt sich daraus<br />

für den leckagebedingten<br />

Volumenstrom q CL (CL = component<br />

leakage) im oberen<br />

Bereich der Gebäudehülle:<br />

q CL = k CL · DP (2)<br />

q CL [m 3 /m 2 h] Luftvolumen -<br />

strom durch das<br />

Bauteil<br />

k CL [m/hPa] Durchlässigkeitskoeffizient<br />

des Bauteils, wobei<br />

der Koeffizient<br />

k CL die Qualität<br />

der Luftdichtheit<br />

darstellt.<br />

Die aus der Dampfkonvektion<br />

resultierende Tauwassermenge<br />

wird dann aus der Differenz<br />

der in der Innenraumluft<br />

vorhandenen Wasserdampfkonzentration<br />

und der<br />

Sättigungskonzentration bei<br />

der Temperatur in der Tauwasserebene<br />

nach Gleichung 3<br />

ermittelt und der entsprechenden<br />

Bauteilschicht als Feuchtequelle<br />

S CL zugeführt:<br />

S CL = q CL · (c i - c sat,xp ) (3)<br />

S CL [kg/m 2 h]dampfkonvek -<br />

tionsbedingte<br />

Feuchtequelle<br />

im Bauteil<br />

c i<br />

[kg/m 3 ] Wasserdampfkonzentration<br />

im Gebäude<br />

c sat,xp [kg/m 3 ] Wasserdampf -<br />

sättigungskonzentration<br />

bei<br />

der Temperatur<br />

an der Position<br />

xp, wo der konvektionsbedingte<br />

Tauwasserausfall<br />

vermutet<br />

wird<br />

Das Modell ermöglicht also<br />

eine instationäre Ermittlung<br />

der konvektiv eingetragenen<br />

Feuchtemenge in Abhängigkeit<br />

von<br />

• der Höhe des zusammenhängenden<br />

Raumluftvolumens,<br />

• der Temperatur in der vorher<br />

festgelegten potentiellen<br />

Tauwasserebene des Bauteils,<br />

• von den aktuellen Außenund<br />

Raumklimabedingungen<br />

• sowie vom Durchlässigkeitskoeffizient<br />

k CL des betrachteten<br />

Bauteils.


Im Blickpunkt: Holzschutz<br />

–30–<br />

1/2010<br />

Tabelle 1: Luftdichtheitsklassen abhängig von der Durchströmung der<br />

Gebäudehülle<br />

Luftdurchlässigkeit Durchlässigkeitskoeff.<br />

Luftdichtheitsklasse n. DIN 4108-7 Bauteil<br />

q 50 [m 3 /m 2 h]<br />

k CL [m/hPa]<br />

A 1,0 0,0015<br />

B 3,0 0,004<br />

C 5,0 0,007<br />

Abb. 2:<br />

Konstruktionsquerschnitt<br />

des Anwendungsbeispiels<br />

s d<br />

300 m<br />

s d<br />

2 m<br />

bzw.<br />

Die Qualität der<br />

Gebäudehülle<br />

Der Koeffizient k CL ist noch<br />

unbekannt; er hängt von der<br />

Qualität der Gebäudehülle ab.<br />

Wie eingangs erwähnt kann<br />

er aus einer Rückrechnung<br />

mit Hilfe von WUFI ® 5 gewonnen<br />

werden. Dazu dient als<br />

Referenz (analog zu [3]) die<br />

Nordwand (Holzkonstruktion<br />

mit 20 cm Mineralwolle) eines<br />

Einfamilienhauses mit zwei<br />

Geschossen (h = 5 m). Dort<br />

soll im oberen Bereich der äußeren<br />

Beplankung unter Holzkirchner<br />

Klimabedingungen<br />

eine konvektionsbedingte Tauwassermenge<br />

von 250 g/m 2<br />

anfallen. Der sich daraus ergebende<br />

Durchlässigkeitskoeffizient<br />

k CL beträgt 0,007 m/hPa<br />

(Klasse C in Tabelle 1).<br />

Bei diesem Referenzfall<br />

wurde für das Gebäude ein<br />

n 50 -Wert von 5 h -1 vorausgesetzt.<br />

Bei besserer Gebäudedichtheit,<br />

wie heute üblich, ist<br />

davon auszugehen, dass auch<br />

die Bauteilleckagen und damit<br />

die Bauteildurchlässigkeit abnehmen.<br />

Geht man von einem<br />

näherungsweise linearen Zusammenhang<br />

zwischen der<br />

Bauteildurchlässigkeit und der<br />

Luftdichtheit der gesamten Gebäudehülle<br />

aus, lässt die in Tabelle<br />

1 vorgestellte Abstufung<br />

von k CL anhand von Luftdichtheitsklassen<br />

vornehmen.<br />

s d<br />

100 m<br />

22<br />

240<br />

Im Fall von Einfamilienhäusern<br />

ergibt sich näherungsweise<br />

Zahlenwertgleichheit<br />

zwischen dem q 50 -Wert und<br />

dem üblicherweise bei Objektprüfungen<br />

ermittelten n 50 -<br />

Wert, so dass die Luftdichtheitsklassen<br />

hier mit den Anforderungen<br />

an den Luftwechsel<br />

übereinstimmen. Klasse A<br />

entspricht dabei dem künftigen<br />

Grenzwert für ein Gebäude<br />

mit kontrollierter Lüftung und<br />

Wärmerückgewinnung nach<br />

DIN 4108-7:2010 (n 50 = 1,0 h -1 )<br />

und Klasse B spiegelt die Mindestanforderungen<br />

der Bonusregelung<br />

der deutschen Energieeinsparverordnung<br />

für ein<br />

luftdichtes Gebäude wieder<br />

(n 50 = 3,0 h -1 ). Klasse C – ohne<br />

Nachweis – entspricht in etwa<br />

dem Niveau neuerer Holzhäuser<br />

in Deutsch land [9].<br />

Anwendungsbeispiel<br />

Anhand einer Flachdachkonstruktion<br />

mit 240 mm<br />

Mineralfaserdämmung und<br />

äußerer OSB-Schalung soll<br />

der Einfluss der Dampfkonvektion<br />

auf die feuchtetechnische<br />

Beurteilung verdeutlicht<br />

werden. Die Abdichtung des<br />

Dachs weist einen Diffusionswiderstand<br />

von 300 m und<br />

eine kurzwellige Strahlungsabsorptionszahl<br />

von 0,6<br />

(graue Farbgebung) auf.<br />

Auf der Innenseite wird entweder<br />

eine Dampfsperre mit<br />

einem s d -Wert von 100 m oder<br />

eine Dampfbremse mit nur 2<br />

m eingesetzt. Als Außenklima<br />

wird der meteorologische Datensatz<br />

von Holzkirchen und<br />

im Innenraum eine normale<br />

Feuchtelast nach [11] verwendet.<br />

Als mögliche konvektive<br />

Befeuchtungsebene wird die<br />

Zone zwischen OSB-Schalung<br />

und darunter liegender Mineralfaserdämmung<br />

ausgewählt.<br />

Die Berechnungen werden mit<br />

Hilfe der hygrothermischen<br />

Simulationssoftware WUFI ® 5<br />

für ein zweistöckiges Haus (h<br />

= 5 m) durchgeführt.<br />

Der Verlauf der Holzfeuchte<br />

über den Berechnungszeitraum<br />

von sieben Jahren ist<br />

für die Konstruktion mit der<br />

Dampfsperre (s d = 100 m) in<br />

Abb. 3 oben dargestellt. Da<br />

diese Variante nach außen<br />

und innen weitgehend diffusionsdicht<br />

ausgeführt ist,<br />

kann vorhandene oder eindringende<br />

Feuchte kaum austrocknen.<br />

Daher führt bereits<br />

eine geringe konvektiv bedingte<br />

Feuchtequelle von etwa<br />

40 g/m 2 a (Luftdichtheitsklasse<br />

A, q 50 = 1,0 m 3 /m 2 h) zu einer<br />

langsamen Auffeuchtung der<br />

OSB-Schalung. Bei größeren<br />

Undichtheiten wird die kritische<br />

Holzfeuchte von 20 M-%<br />

bereits nach 7 (q 50 = 3,0<br />

m 3 /m 2 h) bzw. 4 Jahren (q 50 =<br />

5,0 m 3 /m 2 h) überschritten.<br />

Ganz andere Verhältnisse<br />

ergeben sich bei der Variante<br />

mit der moderaten Dampfbremse<br />

(s d = 2 m) in Abb. 3<br />

unten. Hier nimmt die Feuchte<br />

ausgehend von einem Gleichgewichtszustand<br />

bei 80 % r.F.<br />

jeweils langsam ab. Im Gegensatz<br />

zur ersten Konstruktionsvariante<br />

zeigen sich im<br />

Feuchteverhalten nur geringe<br />

Unterschiede zwischen den<br />

drei Luft dichtheitsklassen.<br />

Eine kritische Holzfeuchte<br />

wird hier trotz Dampfkonvektion<br />

in keinem Fall erreicht,<br />

weil das Rücktrockungspotential<br />

überwiegt.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass<br />

beidseitig stark diffusionshemmend<br />

ausgeführte Konstruktionen<br />

wenig fehlertolerant<br />

sind und dementsprechend<br />

hohe Anforderungen an eine<br />

luftdichte Ausführung gestellt<br />

werden müssen. Bei der diffusionsoffeneren<br />

Ausführung<br />

werden die hygrothermischen<br />

Verhältnisse durch zusätzliche<br />

Feuchtequellen dagegen weit<br />

weniger stark beeinflusst. Sie<br />

sind somit wesentlich fehler -<br />

toleranter.<br />

Je höher desto dichter<br />

Dass die konvektive Feuchtequelle<br />

nicht nur von der<br />

Luftdichtheit und dem Konstruktionstyp<br />

abhängt, sondern<br />

auch von der Höhe des<br />

zusammenhängenden Raumluftvolumens<br />

zeigt Abb. 4<br />

oben. Im Gegensatz zum<br />

schwarz eingezeichneten Referenzfall<br />

(Holzkirchner<br />

Klima, Gebäudehöhe 5 m,<br />

Dampfbremse mit s d = 2 m)<br />

führt eine größere Gebäudehöhe<br />

zu einer langsamen


1/2010<br />

Im Blickpunkt: Holzschutz<br />

Österreichs führender<br />

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kommt Ihnen ein gutes<br />

Stück näher.<br />

Abb. 3:<br />

Berechneter Verlauf der Holzfeuchte<br />

in der äußeren OSB-Schalung in Abhängigkeit<br />

von der Dichtheit der Gebäudehülle.<br />

Der Diffusionswiderstand<br />

(s d -Wert) des Daches nach innen beträgt<br />

100 m (oben) bzw. 2 m (unten).<br />

Abb. 4:<br />

Berechneter Verlauf der Holzfeuchte<br />

in der äußeren OSB-Schalung in Abhängigkeit<br />

von der Gebäudehöhe<br />

und des Außenklimas (Referenzfall<br />

jeweils schwarz eingezeichnet).<br />

Auffeuchtung der OSB-Schalung.<br />

Dies könnte jedoch<br />

durch eine bessere Luftdichtheit<br />

kompensiert werden, da<br />

die Gebäudehöhe eine ähnliche<br />

Wirkung hat wie die<br />

Durchlässigkeit der Gebäudehülle.<br />

Wie anhand der Gleichungen<br />

1 und 2 zu erkennen,<br />

steigt die Dampf konvektion<br />

jeweils proportional zur Gebäudehöhe<br />

sowie zur Luftdurchlässigkeit<br />

an. D.h. eine<br />

Verdoppelung der Gebäudehöhe<br />

führt zu keiner Veränderung<br />

wenn gleichzeitig die<br />

Durchlässigkeit der Gebäudehülle<br />

halbiert wird. Anders<br />

ausgedrückt: Je höher man<br />

baut, desto luftdichter muss<br />

die Gebäudehülle sein.<br />

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Im Blickpunkt: Holzschutz<br />

–32–<br />

1/2010<br />

Das Außenklima ist<br />

entscheidend<br />

Der Einfluss des Außenklimas<br />

folgt demgegeüber ganz<br />

anderen Gesetzen. Betrachtet<br />

man neben Holzkirchen einen<br />

wärmeren und einen noch alpineren<br />

Standort, wie z.B. Locarno<br />

und Davos ergeben sich<br />

die in Abb. 4 unten dargestellten<br />

Holzfeuchteverläufe. Während<br />

die Konstruktionsvarian -<br />

te mit der moderaten Dampfbremse<br />

(s d = 2 m, Höhe 5 m)<br />

in Holzkirchen und Locarno<br />

problemlos funktioniert säuft<br />

sie in Davos in kurzer Zeit ab<br />

(> 20 M.-% nach 1,5 Jahren).<br />

Der Hauptgrund für die starken<br />

Unterschiede liegt hier<br />

nicht nur am geringfügig größeren<br />

Feuchteeintrag im Winter,<br />

sondern in erster Linie am<br />

wesentlich kleineren sommerlichen<br />

Austrocknungspotential<br />

in der Gebirgsregion von Davos.<br />

Unter solchen Bedingungen<br />

stellt aber auch der Einsatz<br />

einer Dampfsperre<br />

(s d = 100 m) keine bessere Lösung<br />

dar. Hier dauert es nur<br />

etwas länger (2 Jahre) bis die<br />

kritische Feuchte von 20 M-%<br />

dauerhaft überschritten wird.<br />

In diesem Fall hilft nur die<br />

Wahl einer völlig anderen<br />

Dachkonstruktion (z.B. die in<br />

Alpenregionen übliche Aufdachdämmung).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Berücksichtigung des<br />

Feuchteeintrags durch Dampfkonvektion<br />

erhöht die Planungssicherheit<br />

im Holzbau,<br />

da sich die Auswirkungen der<br />

unterschiedlichen baulichen<br />

und klimatischen Einflussfaktoren<br />

besser abschätzen lassen.<br />

Die Feuchteschutzbeurteilung<br />

mithilfe hygrothermischer<br />

Simulationsverfahren<br />

wird dadurch praxisgerechter,<br />

denn die notwendigen <strong>Trocknungsreserven</strong><br />

lassen sich<br />

genauer bemessen. Die mit<br />

dampfdichten Konstruktionen<br />

verbundenen Feuchterisiken<br />

werden genauso offengelegt,<br />

wie die Probleme, die sich bei<br />

innenseitig diffusionsoffeneren<br />

Konstruktionen ergeben,<br />

wenn die sommerliche Rücktrocknung<br />

aufgrund der äußeren<br />

Klima- oder Strahlungsverhältnisse<br />

hinter den Erwartungen<br />

zurückbleibt. Obwohl<br />

hinsichtlich der Spezifizierung<br />

der Luftdurchlässigkeit von<br />

Bauteilen noch Unsicherheiten<br />

bestehen, stellt der Einsatz des<br />

hier vorgestellten Dampfkonvektionsmodells<br />

für feuchteempfindliche<br />

Konstruktionen<br />

eine deutliche Verbesserung<br />

der Risikoabschätzung<br />

dar. <br />

Literatur<br />

[1 DIN EN 15026: Wärme- und<br />

feuchtetechnisches Verhalten von<br />

Bauteilen und Bauelementen – Bewertung<br />

der Feuchteübertragung durch<br />

numerische Simulation. Juli 2007.<br />

[2] Zirkelbach, D., Künzel, H.M.<br />

Schafaczek, B. und Borsch-Laaks, R.:<br />

Dampfkonvektion wird berechenbar –<br />

Instationäres Modell zur Berücksichtigung<br />

von konvektivem Feuchteeintrag<br />

bei der Simulation von Leichtbaukons -<br />

truktionen. Proceedings AIVC-BUILD -<br />

AIR, Berlin 2009.<br />

[3] Künzel, H. M.: Dampfdiffusionsberechnung<br />

nach Glaser – quo vadis?<br />

IBP Mitteilung 26 (1999), Nr. 355.<br />

[4] TenWolde, A. et al.: Air Pressures<br />

in Wood Frame Walls. Thermal<br />

Performance of the Exterior Envelopes<br />

of Buildings VII. Clearwater, Florida,<br />

USA (1998).<br />

[5] Schmidt, D.; Winter, S.: Informationsdienst<br />

Holz Spezial - Flachdächer<br />

in Holzbauweise. H 576 (September<br />

2008).<br />

[6] Borsch-Laaks, R.: Wie undicht<br />

ist dicht genug? Tagungsband Aachener<br />

Bausachverständigentage 2009,<br />

S. 119-132.<br />

[7] E DIN 68 800-2: Holzschutz -<br />

Vorbeugende bauliche Maßnahmen im<br />

Hochbau, Normentwurf 11/2009.<br />

[8] DIN 4108-3: Wärmeschutz und<br />

Energie-Einsparung in Gebäuden –<br />

Klimabedingter Feuchteschutz. Juli<br />

2001.<br />

[9] Geißler, A. und Hauser, G.: Abschätzung<br />

des Risikopotentials infolge<br />

konvektiven Feuchtetransports. Abschlussbericht<br />

AiF-Forschungsvorhaben<br />

12764, Fachgebiet Bauphysik der<br />

Universität Kassel (Juli 2002).<br />

[10] ANSI/ASHRAE Standard 160-<br />

2009: Criteria for Moisture Control<br />

Design Analysis in Buildings.<br />

[11] WTA-Merkblatt 6-2: Simulation<br />

wärme- und feuchtetechnischer<br />

Prozesse. Mai 2002.<br />

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