Risiko Dampfkonvektion - Quadriga
Risiko Dampfkonvektion - Quadriga
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<strong>Risiko</strong> <strong>Dampfkonvektion</strong><br />
Wann gibt es wirklich Schäden?<br />
Regelmäßige Leser dieser Zeitschrift wissen es<br />
längst: Tauwasserrisiken entstehen in Holzbauteilen<br />
vor allem durch Wasserdampf, der per Luftströmung<br />
in den Konstruktionsquerschnitt eintritt.<br />
Schon bei geringen Druckdifferenzen kann durch<br />
einen Meter Fuge von wenigen Millimetern Breite<br />
weit mehr Dampf strömen als über zig m 2 Fläche<br />
per Diffusion wandert. Schon im Sammelband<br />
[condetti & Co 2003] 1 hatten wir die bauphysikalischen<br />
Wirkungsmechanismen und einige lehrreiche<br />
Schadensfälle dargestellt.<br />
Jetzt ist es an der Zeit klar zu stellen, dass es dennoch<br />
nicht richtig ist, hinter jeder Leckage, die<br />
beim BlowerDoor-Test gefunden wurde, gleich<br />
einen potenziellen Feuchteschaden zu vermuten.<br />
Es kommt darauf an, wo die betreffende Leckage<br />
sich befindet, welche Antriebskräfte und welche<br />
Strömungspfade dazu führen können, dass gasförmiges<br />
Wasser wirklich auskondensiert.<br />
In diesem Beitrag wollen wir die heutigen<br />
Erkenntnisse aus Forschung und Gutachtererfahrung<br />
kompakt zusammenfassen.<br />
Special: Luftdichtheit<br />
Auf die Richtung<br />
kommt es an<br />
Winterliche Raumluft<br />
hat auch dann, wenn wir<br />
sie als „trockene Heizungsluft“<br />
empfinden, absolut<br />
gesehen, einen höheren<br />
Wasserdampfgehalt als die<br />
Außenluft zum gleichen<br />
Zeitpunkt (vgl. Taupunktkurve<br />
in dnq 1/2003, Seite<br />
35). Dies heißt für die Frage<br />
des Tauwasserrisikos bei<br />
<strong>Dampfkonvektion</strong> zweierlei:<br />
●<br />
Von außen nach innen<br />
eindringende Luft kann<br />
auf ihrem Strömungsweg<br />
niemals auskondensieren.<br />
Die Luft wird sich auf dem<br />
Weg zum Innenraum immer<br />
erwärmen, d. h. ihre relative<br />
Luftfeuchtigkeit sinkt im<br />
Verlauf des Durchtritts<br />
durch die Konstruktion.<br />
Zu allen derartig unproblematischen<br />
Leckagen gibt<br />
es aber auch an anderer<br />
Stelle das passende Gegenstück:<br />
die von innen nach<br />
außen durchströmte Fuge.<br />
Hierbei gilt:<br />
● Auf dem Strömungsweg<br />
innen außen kommt<br />
es zu Tauwasserausfall,<br />
sobald die eingedrungene<br />
Raumluft unter ihre jeweilige<br />
Taupunkttemperatur<br />
abkühlt (s. Tab. 1).<br />
1<br />
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Abb. 1<br />
Eigentlich nichts Neues: Thermik<br />
demonstriert an einem<br />
Modellraum im Jahr 1914. Segeltuchbahn<br />
zeigt die Druckverhältnisse<br />
an der Hülle eines<br />
beheizten Kastens.<br />
Quelle: Weil’s Handbuch der Hygiene,<br />
Band 4, Leipzig 1914<br />
Tabelle 1: Taupunkttemperatur in Abhängigkeit von Lufttemperatur und rel. Luftfeuchte<br />
Lufttemperatur<br />
Taupunkttemperatur in ° C bei einer relativen Luftfeuchte von<br />
Autoren:<br />
Robert Borsch-Laaks,<br />
Sachverständiger für<br />
Bauphysik, Aachen<br />
30 % 40 % 50 % 60 %<br />
22° C 3,6 7,8 11,1 13,9<br />
20° C 1,9 6,0 9,3 12,0<br />
18° C 0,2 4,2 7,4 10,1<br />
3/2006 17
Special: Luftdichtheit<br />
Abb. 2:<br />
Wo geht es rein und wo raus?<br />
Wo liegt die druckneutrale<br />
Zone? Thermisch bedingte<br />
Strömungsverhältnisse in Abhängigkeit<br />
von der Leckageverteilung<br />
bei einem EFH mit<br />
Dachausbau.<br />
Druckneutrale Ebene oben<br />
Druckneutrale Ebene unten<br />
Je langsamer,<br />
desto riskanter<br />
Bei der Dampfdiffusion<br />
lässt sich die Lage des Tauwasserbereichs<br />
exakt definieren<br />
und die Menge rechnerisch<br />
ermitteln (Glaserverfahren).<br />
Ob, wann und<br />
wo ein Konvektionsstrom<br />
so weit abgekühlt ist, dass<br />
er seine Feuchtelast durch<br />
Kondensation ablädt, ist<br />
von vielen Faktoren abhängig<br />
und lässt sich nicht praxistauglich<br />
berechnen. Aber<br />
aus neueren wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen und<br />
der Gutachtererfahrung<br />
lässt sich das <strong>Risiko</strong> qualitativ<br />
eingrenzen. Das „Reich<br />
der Möglichkeiten“ bewegt<br />
sich zwischen folgenden<br />
Extremen:<br />
●<br />
Druckneutrale Ebene<br />
Druckneutrale Ebene<br />
Kurze Strömungspfade,<br />
direkter Durchgang<br />
innen nach außen.<br />
Eher unproblematisch, da<br />
eine geringe Abkühlung der<br />
Luft erfolgt und bei hohen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten<br />
die Oberflächen der Fugenwandungen<br />
eine Tendenz<br />
zur Erwärmung aufweisen,<br />
vgl. [Kempkes<br />
2004].<br />
●<br />
Lange Strömungspfade<br />
entlang von kalten Außenoberflächen.<br />
Die hierbei auftretenden<br />
eher geringen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
bergen ein<br />
besonders großes Tauwasserrisiko:<br />
Die Luft hat genügend<br />
Zeit unter ihre Taupunkttemperatur<br />
abzukühlen<br />
und der vergleichsweise<br />
geringe Wärmeeintrag ist<br />
nicht in der Lage, die Oberflächen<br />
des Strömungskanals<br />
zu erwärmen.<br />
Wind: unangenehm<br />
aber unproblematisch<br />
Aus dem Blick der thermischen<br />
Behaglichkeit sind<br />
vor allen Dingen die Windkräfte<br />
der unangenehmste<br />
„Antriebsmotor“ für Luftströmungen.<br />
Durchgehende<br />
Ritzen und Fugen (z. B. bei<br />
Fensteranschlüssen oder<br />
Balkendurchdringungen),<br />
können im Aufenthaltsbereich<br />
Zugerscheinungen<br />
hervorrufen.<br />
Feuchtetechnisch sind<br />
diese Leckagen allerdings<br />
unproblematisch, auch<br />
wenn eine Durchströmung<br />
von innen nach außen erfolgt.<br />
Und zwar aus zwei<br />
Gründen:<br />
● Starkwindwetterlagen<br />
sind im mitteleuropäischen<br />
Winter vor allen<br />
Dingen die Folge von<br />
Tiefdruckgebieten, die<br />
aus dem Westen kommen.<br />
D. h. die Temperaturen<br />
sind eher mild, was<br />
das <strong>Risiko</strong> der Taupunktunterschreitung<br />
begrenzt.<br />
● Winddruck führt zu hohen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten,<br />
die, wie oben<br />
beschrieben, feuchtetechnisch<br />
ein geringeres <strong>Risiko</strong><br />
darstellten.<br />
Thermik: <strong>Risiko</strong>faktor<br />
No. 1<br />
Durch Thermik verursachte<br />
Luftströmungen sind<br />
aus zwei Gründen besonders<br />
kritisch:<br />
Thermik entsteht umso<br />
mehr je niedriger die Außentemperaturen<br />
fallen, also<br />
dann, wenn es im Konstruktionsquerschnitt<br />
stets<br />
Bereiche gibt, die kälter<br />
sind als die Taupunkttemperatur<br />
der Raumluft.<br />
Dass die Antriebskräfte<br />
hierbei i.d.R. nicht so stark<br />
sind wie bei Windangriff<br />
(i.d.R. in unserem Klima<br />
nur zwei bis acht Pascal)<br />
wirkt sich in feuchtetechnischer<br />
Sicht geradezu heimtückisch<br />
aus. Es entstehen<br />
langsame, aber oft wochenlang<br />
anhaltende Durchströmungen,<br />
deren Schadenspotenzial<br />
vielfach höher ist,<br />
als die Zugerscheinungen<br />
bei Westwind.<br />
Im Osten und Südosten<br />
Deutschlands geht Frostwetter<br />
nicht selten einher<br />
mit steifem Ostwind. Ob<br />
sich dann beide Strömungsantriebe<br />
feuchtetechnisch<br />
summieren oder abschwächen,<br />
ist bislang nicht erforscht.<br />
Schadensgutachter<br />
sollten ein besonderes Augenmerk<br />
auf Wind abgewandte<br />
und im oberen Teil<br />
des Gebäudes liegende Bauteile<br />
richten.<br />
Strömungsrichtungen<br />
bei Thermik<br />
Auch im strengen Winter<br />
gilt: Es gibt „gute“ und<br />
„böse“ Leckagen. Auch Laien<br />
wissen: warme Luft<br />
steigt nach oben. Physikalisch<br />
ausgedrückt heißt<br />
dies: Im oberen Teil des<br />
Gebäudes entsteht eine<br />
Überdruckzone. Die größte<br />
Druckdifferenz herrscht am<br />
höchsten Punkt. Umgekehrt<br />
besteht der stärkste<br />
Unterdruck am tiefsten<br />
Punkt im Gebäudeschnitt<br />
(vgl. Abb. 1). Irgendwo<br />
dazwischen liegt eine<br />
druckneutrale Zone, in der<br />
sich die Strömungsrichtung<br />
umkehrt.<br />
18<br />
3/2006
Aus den vorgenannten<br />
Wirkungsmechanismen ergibt<br />
sich Folgendes: Die<br />
stärkste Kaltluftströmung<br />
findet im Erdgeschoss z. B.<br />
im Bereich undichter<br />
Schwellen (im Holzbau)<br />
und Außentüren (auch im<br />
Massivbau) statt. Dies ist<br />
raumklimatisch besonders<br />
unangenehm und führt zum<br />
berüchtigten „Kaltluftsee“.<br />
Aber feuchtetechnisch sind<br />
diese Leckagen die unproblematischsten,<br />
da hier<br />
stets eine Durchströmung<br />
von außen nach innen erfolgt.<br />
Logischerweise sind dementsprechend<br />
alle Leckagen<br />
im oberen Teil des Gebäudes,<br />
insbesondere in den<br />
Dachgeschossen, die kritischsten<br />
aus feuchtetechnischer<br />
Sicht.<br />
Dies wird verstärkt, wenn<br />
sich der Raumluftverbund<br />
über mehrere Geschosse erstreckt,<br />
da der thermische<br />
Auftrieb proportional zur<br />
Höhe steigt (offene Wohnungsgrundrisse<br />
oder auch<br />
offen stehende Innentüren).<br />
Gefahren am<br />
Deckenanschluss?<br />
Die Anschlüsse von Zwischendecken<br />
sind vielfach<br />
eine Quelle von Luftundichtheiten<br />
in Holzbauweisen.<br />
Analog verhalten sich<br />
die Traufanschlüsse der<br />
Dachgeschosse bei Massivhäusern.<br />
Bei zweigeschossigen Gebäuden<br />
liegt der Deckenanschluss<br />
allerdings oft in der<br />
Nähe der druckneutralen<br />
Zone und ist dann nicht<br />
durch thermisch angetriebene<br />
Feuchtewanderung gefährdet.<br />
Dies ist jedoch nur<br />
dann der Fall, wenn sich<br />
die Gesamtleckagen etwa<br />
gleichmäßig über die Gebäudehülle<br />
verteilen. Ist der<br />
obere Bereich des Hauses<br />
überproportional undicht,<br />
wandert die druckneutrale<br />
Zone nach oben, d. h. der<br />
neuralgische Punkt Deckenanschluss<br />
liegt in der<br />
Unterdruckzone und wird<br />
von außen nach innen<br />
durchströmt. (Abb. 2 oben)<br />
Ist das Dach allerdings<br />
nach dem heutigen Stand<br />
der Technik gut und sorgfältig<br />
gedichtet und liegen<br />
die Leckagen eher im Erdgeschoss,<br />
bzw. bei undichten<br />
Türen des Kellerabgangs,<br />
so kann die druckneutrale<br />
Zone sich so weit<br />
nach unten verschieben,<br />
dass die Deckenanschlüsse<br />
nun dummerweise von innen<br />
nach außen durchströmt<br />
werden. (Abb. 2<br />
unten)<br />
Auf die „passende“ Lage<br />
der druckneutrale Zone zu<br />
spekulieren, kann sich als<br />
fatal erweisen, denn auch<br />
das Öffnen von Fenstern<br />
und Innentüren, sowie Disbalancen<br />
in einer Lüftungsanlage<br />
können die Strömungsrichtungen<br />
über<br />
Leckagepfade umkehren.<br />
Fazit für Schadensgutachter:<br />
BlowerDoor-Messungen<br />
mit n 50 -Kontrolle und die<br />
Messung und Dokumentation<br />
von Strömungsgeschwindigkeiten<br />
an Leckagen<br />
gehören mittlerweile<br />
zum Alltag bei der Qualitätssicherung<br />
und bei<br />
Rechtstreitigkeiten. Doch<br />
die feuchtetechnische Bewertung<br />
erfordert fortgeschrittene<br />
Kenntnisse der<br />
Bauphysik. Zwei Schadensfälle<br />
sollen im Folgenden<br />
die Vielfalt der Aspekte zeigen.<br />
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3/2006 19
Special: Luftdichtheit<br />
a<br />
b<br />
Abb. 3:<br />
Feuchteschäden bei einem<br />
neuen Holzrahmenbau<br />
a) Hier tropfte es aus der<br />
Kehle.<br />
b) Nebelaustritt zeigt<br />
Undichtheiten.<br />
Es tropft aus der Kehle<br />
Bei einem neu errichteten<br />
Holzrahmenbau tropfte<br />
es nach dem Ende einer<br />
längeren Frostperiode aus<br />
einer Dachkehle in das<br />
Treppenhaus (Abb. 3) Per<br />
Nebelgenerator konnte bei<br />
Überdruckprüfung mit der<br />
BlowerDoor starke Luftströmungen<br />
festgestellt werden.<br />
Ursache war eine fehlerhafte<br />
Einbindung der Treppenhaustrennwände<br />
an die<br />
Dachschräge.<br />
Diese Innenwände waren<br />
einseitig mit Gipsfaserplatte<br />
beplankt im Rohbau erstellt<br />
worden und ragten in den<br />
Sparrenzwischenraum wie<br />
Abb. 4 a zeigt. An der beplankten<br />
Seite konnte während<br />
des Rohbaus ein funktionstüchtiger<br />
luftdichter<br />
Anschluss einfach hergestellt<br />
werden. Die andere<br />
Wandseite blieb für den<br />
Elektriker offen und wurde<br />
erst im Zuge des Innenausbaus<br />
geschlossen. Hierbei<br />
kam es zum bereits vielfach<br />
erwähnten „Königskindereffekt“,<br />
d. h. die Innenwand<br />
durchstößt die Luftdichtheitsebene<br />
des Daches.<br />
Innenwände sind zum<br />
Wohnraum hin nicht dicht<br />
(Elektroinstallationen, Türeinbauten<br />
etc.). Es besteht<br />
auch keine dementsprechende<br />
Anforderung in den<br />
Normen und Fachregeln.<br />
Treppenhäuser haben auch<br />
im Einfamilienhaus i.d.R.<br />
einen Luftverbund über<br />
drei Geschosse (vom Keller<br />
bis zum Dach) und bieten<br />
von daher beste Voraussetzung<br />
für thermisch angetriebene<br />
Luftströmungen.<br />
Nachträgliche Sanierung:<br />
Eine Brücke für<br />
die Königskinder<br />
Die Schadensfolgen<br />
konnten in Grenzen gehalten<br />
werden, da sich das<br />
Feuchteproblem relativ<br />
schnell durch Risse in der<br />
Bekleidung und austropfendes<br />
Kondensat zu erkennen<br />
gab. Eine einfache Lösung<br />
zur Sanierung von außen,<br />
die mit Erfolg umgesetzt<br />
wurde, zeigt Abb. 4 b. Der<br />
diffusionsoffene Anschlussstreifen,<br />
den wir bereits von<br />
Deckenanschlüssen in<br />
Plattformbauweise kennen,<br />
wurde nachträglich von außen<br />
montiert und verbindet<br />
Dampfbremsfolie mit dem<br />
Randsparren neben der Innenwand.<br />
Einblicke in<br />
Strömungskanäle<br />
Auf der anderen Seite<br />
des Treppenhauses fand<br />
sich der gleiche fehlerhafte<br />
Anschluss. Die Öffnung der<br />
Konstruktion im angrenzenden<br />
Technikraum offenbarte<br />
interessante Einblicke in<br />
das Strömungsverhalten<br />
von konvektiv angetriebe-<br />
a<br />
Vorhandene Situation<br />
b<br />
Sanierungsvorschlag<br />
Anschließend Dämmung wieder einlegen<br />
und MDF montieren. Je nach Zustand<br />
neues Material verwenden.<br />
Anschlussstreifen aus<br />
diffusionsoffener Unterspannbahn<br />
einkleben!<br />
Abb. 4:<br />
a) Undichter Anschluss links<br />
von der Trennwand und<br />
b) der realisierte Sanierungsvorschlag<br />
(von außen ausgeführt).<br />
Aufgerissene Anschlussfuge<br />
dauerlastisch versiegeln<br />
(ggf. mit Hinterfüllprofil,<br />
wg. Zweiflankenhaftung)<br />
20<br />
3/2006
a<br />
b<br />
Special: Luftdichtheit<br />
ner Feuchte. Abb. 5 a) zeigt<br />
durch Schimmelansatz und<br />
Wasserränder an der MDF-<br />
Platte Erschreckliches:<br />
●<br />
Auch die Diffusionsoffenheit<br />
eines Unterdaches<br />
schützt nicht vor den<br />
feuchtetechnischen Folgen<br />
von <strong>Dampfkonvektion</strong>.<br />
Besonders interessant sind<br />
die Ergebnisse der Holzfeuchtemessung<br />
in Abb. 5<br />
b) und c). Unmittelbar nebeneinander<br />
liegend finden<br />
sich trockene und stark befeuchtete<br />
Bereiche.<br />
Die Ursache: Im trockenen<br />
Bereich lag die eingebaute<br />
Mineralfaser unmittelbar<br />
an der Platte an.<br />
Dort, wo zwischen Platte<br />
und Dämmung ein Hohlraum<br />
von 5 bis 10 mm bestand,<br />
wurden sehr hohe<br />
Materialfeuchten festgestellt.<br />
Dies bestätigt die zuvor<br />
gemachten Ausführungen<br />
über die Risiken thermisch<br />
betriebener <strong>Dampfkonvektion</strong><br />
durch Hohlräume<br />
auf der kalten Seite des<br />
Konstruktionsquerschnitts.<br />
Abb. 5:<br />
Feuchteschäden<br />
entlang von Strömungskanälen<br />
zwischen Dämmung<br />
und MDF-<br />
Unterdeckung<br />
a) Wasserränder<br />
und Schimmelansatz<br />
zeigen<br />
wiederholte<br />
Befeuchtungen<br />
b) Plattenfeuchte<br />
55 (!) Masse-%<br />
im Strömungskanal<br />
zwischen<br />
Dämmung und<br />
MDF<br />
c) Trockene Platten<br />
(17,1 M.%) dort,<br />
wo die Dämmung<br />
an der<br />
Platte anlag.<br />
c<br />
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a<br />
b<br />
c<br />
Abb. 6:<br />
a) Eine Neubausiedlung in<br />
Norddeutschland: Belüftete<br />
Walmdächer über zweischaligem<br />
Mauerwerk.<br />
b) Pilzrasen auf MDF-Platten<br />
c) Kaum Verschimmelung auf<br />
Holzweichfaser-Unterdeckplatten<br />
Fotos: Th. Helmond, Holzbunge<br />
Was kann die Belüftung<br />
leisten?<br />
Das zweite Beispiel aus<br />
einer großen Neubausiedlung<br />
mit baugleichen Häusern<br />
in Norddeutschland<br />
wirft ein Schlaglicht auf die<br />
oft überschätzte Entfeuchtungswirkung<br />
der Belüftung<br />
unbeheizter Spitzböden<br />
(vgl. Bildfolge 6). Die nicht<br />
ausgebauten Walmdächer<br />
waren mit Unterdeckplatten<br />
und ordnungsgemäßen<br />
Belüftungsöffnungen ausgestattet.<br />
Bei einem Teil der<br />
Gebäude entstanden an der<br />
Unterseite der MDF-Platten<br />
großflächige Pilzrasen,<br />
siehe Abb. 6 b.<br />
Die Ursache war eine<br />
klassische „außerplanmäßige<br />
Befeuchtung“ (Schulze).<br />
Das kerngedämmte, zweischalige<br />
Mauerwerk der<br />
beiden Vollgeschosse hatte<br />
eine zum Dachraum hin<br />
offene Schalenfuge. Deshalb<br />
konnte Feuchtigkeit,<br />
die von der Verblendschale<br />
bei Schlagregenbelastung<br />
aufgenommen wurde, in<br />
großen Mengen in den<br />
Dachraum hinein verdunsten.<br />
Schon im Heft 6/ 2004<br />
hatten wir darauf hingewiesen,<br />
dass Belüftungsregeln<br />
nur für die Abfuhr der (relativ<br />
geringen) Wasserdampfmengen<br />
aus Diffusion<br />
ausgelegt sind. Dies bestätigt<br />
der Schadensfall eindrücklich.<br />
Kaum Schimmel bei Unterdeckung<br />
aus Holzweichfaserplatten<br />
Die andere Hälfte der<br />
untersuchten Objekte hatte<br />
keine MDF- sondern Holzfaserdämmplatten<br />
als Unterdeckung.<br />
In diesen<br />
Dachräumen gab es kaum<br />
Schimmel. Nur unmittelbar<br />
oberhalb des Zwischenraums<br />
der Mauerwerksschalen<br />
gab es leichte Schimmelansätze,<br />
vgl. Abb. 6 c).<br />
Die diffusionstechnischen<br />
Eigenschaften der beiden<br />
Plattentypen unterscheiden<br />
sich nur geringfügig. Was<br />
kann die Ursache für das<br />
unterschiedliche Verhalten<br />
Tabelle 2: Luftdurchlässigkeit von porösen Holzfaserdämmplatten<br />
Druckdifferenz<br />
[Pascal]<br />
sein? Hierzu kann es verschiedene<br />
Erklärungsansätze<br />
geben:<br />
● Höhere Sorptionsfähigkeit<br />
der Weichfaserplatten<br />
und ggf. Feuchteabfuhr<br />
durch Sorptionsund<br />
Kapillarleitung, vgl.<br />
„Jenseits von Glaser“, dnq<br />
5/2003 bis 1/2004.<br />
● Luftdurchlässigkeit der<br />
„porösen Holzfaserdämmplatten“<br />
(Normbezeichnung<br />
nach DIN 68752),<br />
siehe Tabelle 2<br />
Luftdurchlässigkeit<br />
[m 3 /m 2 h]<br />
10 1,0<br />
20 2,0<br />
30 2,9<br />
40 3,8<br />
50 4,9<br />
●<br />
Besonders hohe, biologisch<br />
bedingte Schimmelanfälligkeit<br />
von parafinierten<br />
MDF-Werkstoffen.<br />
Eine endgültige Aussage,<br />
welche der drei genannten<br />
Faktoren für die augenscheinlich<br />
unterschiedliche<br />
Fehlertoleranz der Materialien<br />
ausschlaggebend ist,<br />
lässt sich beim gegenwärtigen<br />
Stand des Wissens<br />
nicht treffen. Da wir aber<br />
aus vielen, auch in dieser<br />
Zeitschrift publizierten,<br />
Schadensfällen wissen, dass<br />
insbesondere MDF-Platten<br />
immer wieder von Schimmelproblemen<br />
betroffen<br />
sind, wären bauphysikalische<br />
und mykologische Forschungen<br />
dringend erforderlich.<br />
■<br />
Literatur<br />
[condetti & Co 2003] Autorenteam,<br />
condetti & Co, Details<br />
im Holzhausbau, Wolnzach: Verlag<br />
Kastner, 2003<br />
[Kempkes 2004] Das Feuchterisiko<br />
bei der Durchströmung<br />
von Leckagen. In: Tagungsband<br />
zum 9. BlowerDoor Symposium<br />
April 2004. Energie- und Umweltzentrum<br />
(Hg.), Springe 2004<br />
Quelle: Prüfung des FiW, München, im Auftrag der Pavatex AG<br />
22<br />
3/2006