Ausgabe 27 (Juni 2004) - Rheingau-Taunus-Monatsanzeiger
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Seite 6 Aus Bund und Land<br />
<strong>Juni</strong> <strong>2004</strong><br />
50 Milliarden Euro neue Schulden 2006<br />
Finanzminister Hans Eichel erwarten Steuerausfälle in Milliardenhöhe<br />
Die jüngste Steuerschätzung<br />
hat Eichel für das laufende<br />
Jahr 7 Milliarden Euro Steuerausfälle<br />
beschert. Diese<br />
Mindereinnahmen sind jedoch<br />
nur ein Teil des Haushaltsdebakels.<br />
Hinzu kommen<br />
die Luftbuchungen bei der<br />
Maut, Hartz IV und den Privatisierungserlösen.<br />
Sie führen dazu, daß das Defizit<br />
des Bundes in diesem Jahr<br />
die Rekordhöhe von rund 45<br />
Milliarden Euro erreichen wird.<br />
Nur zwei Monate nach Verabschiedung<br />
des Bundeshaushalts<br />
leistet Eichel damit den<br />
Offenbarungseid. Die rot-grüne<br />
Haushalts- und Finanzpolitik<br />
ist auf der ganzen Linie gescheitert.<br />
Rot-Grün verantwortet bis<br />
jetzt 190 Milliarden Euro<br />
Neuverschuldung<br />
Seit der Amtsübernahme hat<br />
Rot-Grün neue Schulden des<br />
Bundes von 190 Milliarden<br />
Euro zu verantworten. Das<br />
führt zu jährlich 10 Milliarden<br />
Euro zusätzlichen Zinsausgaben,<br />
die der Haushalt verkraften<br />
muß. Statt larmoyant über<br />
die ach so schlechte Konjunktur<br />
zu klagen, statt das selbstverschuldete<br />
Elend auch sechs<br />
Jahre nach der Regierungsübernahme<br />
noch der Opposition<br />
in die Schuhe zu schieben,<br />
sollten Schröder und Eichel<br />
endlich mit den Strukturveränderungen<br />
beginnen, die allein<br />
in der Lage sind, den notwendigen<br />
Wachstumsschub für<br />
Deutschland auszulösen.<br />
Steuerausfälle und gleichzeitig<br />
Mehrkosten für Arbeit<br />
Aufgrund der Steuerausfälle<br />
und zusätzlicher Arbeitsmarktausgaben<br />
droht 2005 mit rund<br />
50 Milliarden Euro ein noch<br />
größeres Defizit. Rot-Grün wird<br />
zum vierten Mal in Folge den<br />
Europäischen Stabilitätspakt<br />
und die Verfassung brechen.<br />
Mit hemmungslosem Schuldenmachen<br />
fördert Rot-Grün<br />
kein wirtschaftliches Wachstum,<br />
sondern verschiebt nur Lasten<br />
auf zukünftige Generationen.<br />
Alle – die internationalen Wirtschaftsorganisationen,<br />
die EZB<br />
und die Bundesbank, aber auch<br />
die Wirtschaftsweisen – alle<br />
sind sich darin einig, daß die<br />
wesentlichen Wachstumshindernisse<br />
Deutschland struktureller<br />
Natur sind: Ein unflexibler<br />
Arbeitsmarkt, ein undurchschaubares<br />
Steuerrecht mit<br />
vielfältigen, politisch motivierten<br />
Fehlanreizen, eine überbordende<br />
Bürokratie, ein nicht<br />
mehr zeitgemäßes und zu zeitraubendes<br />
Bildungssystem, ein<br />
den Faktor Arbeit belastendes<br />
und den Anforderungen schon<br />
der nahen Zukunft nicht gerecht<br />
werdendes Sozialversicherungssystem<br />
– um nur einige<br />
der wichtigsten Bereiche zu<br />
benennen. Solange nicht die<br />
notwendigen Strukturreformen<br />
erfolgen, können auch die öffentlichen<br />
Haushalte in<br />
Deutschland nicht gesunden.<br />
Die Vorstellung von Rot-Grün,<br />
Haushaltspolitik im Sinne von<br />
Konsolidierungspolitik losgelöst<br />
von den gesellschaftlichen<br />
Bedingungen zu betreiben,<br />
gleicht dem Versuch einer Frau,<br />
durch Schminken des Spiegelbildes<br />
schöner zu werden.<br />
Rot-Grün betreibt ideologische<br />
Arbeitsmarktpolititk<br />
chen Wachstums in Deutschland<br />
vernachlässigt.<br />
Schröders Agenda 2010<br />
reicht nicht aus<br />
Der Versuch Schröders im März<br />
2003, mit der Agenda 2010 den<br />
rot-grünen Zug umzusteuern,<br />
war zwar nicht ausreichend,<br />
aber im Ansatz richtig. Wenn<br />
jetzt selbst diese bescheidenen<br />
Ansätze als „Zumutungen“ diffamiert<br />
und abgebrochen werden,<br />
darf sich niemand wundern,<br />
daß auch die öffentliche<br />
Haushalte endgültig aus dem<br />
Ruder laufen. Mit schlechter<br />
Konjunktur hat das alles nichts,<br />
aber auch gar nichts zu tun –<br />
die Konjunktur brummt weltweit,<br />
nur die Deutschen haben<br />
Watte in den Ohren.<br />
Die Union hat die Bundesregierung<br />
bereits mehrfach aufgefordert,<br />
eine das Wachstum<br />
befördernde Wirtschafts- und<br />
Finanzpolitik einzuleiten.<br />
Dazu gehört, einen ehrlichen<br />
Kassensturz vorzunehmen,<br />
eine sofortige Haushaltssperre<br />
zu verhängen, Kürzungen<br />
im konsumtiven Bereich vorzunehmen,<br />
einen Nachtragshaushalt<br />
zusammen mit einem<br />
Haushaltssicherungsgesetz<br />
vorzulegen sowie die nötigen<br />
Strukturreformen anzugehen.<br />
Chaos im Verteidigungsministerium<br />
Verteidigungsminister Struck muß in Sachen Wehrpflicht ein Machtwort sprechen<br />
Erst vor kurzem Tagen hat Minister<br />
Struck in einem Interview<br />
erklärt, er werde sich<br />
„mit allen Kräften“ für die<br />
Wehrpflicht einsetzen. Angesichts<br />
der jüngsten Berichte<br />
allerdings muß man sich fragen,<br />
wie weit die Kräfte des Ministers<br />
noch reichen und wie<br />
ernst er von seinen eigenen<br />
Leuten noch genommen wird.<br />
Das Durcheinander im Ministerium<br />
ist kaum noch zu überbieten:<br />
Das Verteidigungsministerium<br />
legt Revision gegen<br />
das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts<br />
ein, während der<br />
Generalinspekteur sich für<br />
eine allgemeine Dienstpflicht<br />
ausspricht.<br />
Gleichzeitig lobt der Leiter Planungsstab<br />
Berufsarmeen und<br />
deren Interventionsfähigkeit,<br />
während Struck betont, die<br />
Bundeswehr sei keine Interventionsarmee.<br />
Der heimische Bundestagsabgeordnete<br />
Klaus-Peter<br />
Willsch (CDU) zeigte sich erfreut<br />
über die Information<br />
von der SPD-Landtagsabgeordneten<br />
Christel Hoffmann,<br />
daß die Bundesregierung<br />
einsichtig die Beschreibung<br />
ihres Forschungsvorhabens<br />
zur „Erfassung des Fehlverhaltens<br />
bei der Anwendung<br />
von Pflanzenschutzmitteln<br />
[...]“ abgeändert habe und in<br />
Zusammenhang mit der Probenentnahme<br />
nun nicht<br />
mehr von „verdeckter Feldbeobachtung“<br />
die Rede sei,<br />
nur der Beleg hierfür liege<br />
ihm noch nicht vor.<br />
Klaus-Peter Willsch stellt klar:<br />
„Eine Entschärfung der Ausschreibung<br />
für das Forschungsvorhaben<br />
wäre nicht zuletzt<br />
dem umgehenden und vehementen<br />
Protest der Landwirte<br />
und ihrer Verbände zu verdanken.<br />
Methoden der verdeckten<br />
Feldbeobachtung<br />
Die Vorhabenbeschreibung aus<br />
dem Umweltbundesamt, die<br />
mir vorliegt, enthält Aussagen<br />
über den Einsatz von ‚Methoden<br />
der verdeckten Feldbeobachtung’<br />
und auch die Adressaten,<br />
nämlich Landwirte, die<br />
zur Teilnahme an dem Forschungsvorhaben<br />
aufgefordert<br />
werden, lassen nicht – wie Frau<br />
Hoffmann schreibt – auf eine<br />
vorherige Zustimmung des anonym<br />
‚beobachteten’ Landwirtes<br />
schließen.“, so der CDU-Politiker.<br />
„Offensichtlich haben die Berliner<br />
Genossen die Kollegin<br />
Verteidigungsminister Struck<br />
darf das Chaos in seinem Haus<br />
nicht länger dulden und muß<br />
in Sachen Wehrpflicht endlich<br />
ein Machtwort sprechen. Es ist<br />
der Minister selbst, der mit seiner<br />
Politik die immer neuen<br />
Diskussionen auslöst. Deshalb<br />
kann er seine Hände nicht länger<br />
in Unschuld waschen.<br />
Sollte es Struck nicht gelingen,<br />
diese Diskussion innerhalb seines<br />
Hauses und seiner Partei in<br />
Einsicht bei Forschungsvorhaben zu<br />
Pflanzenschutzmitteln wäre erfreulich<br />
SPD-Landtagsabgeordnete zur Vorlage ihrer Unterlagen aufgefordert<br />
nicht über den gesamten Entstehungsprozeß<br />
und die ursprüngliche<br />
Fassung des Forschungsvorhabens<br />
FKZ 203 67<br />
442 / 82 informiert.“<br />
140.000 Euro aus Steuermitteln<br />
für Forschungsvorhaben<br />
Die Gesundheit der Bevölkerung<br />
sei ein hohes Schutzgut<br />
und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
müsse den Vorschriften<br />
entsprechen, bekräftigt<br />
Klaus-Peter Willsch. Ihm<br />
gehe es aber auch darum, daß<br />
nicht 140.000 Euro Steuermittel<br />
für ein ideologisch motiviertes<br />
Forschungsvorhaben ausgegeben<br />
werden, das zum Denunziantentum<br />
unter den Landwirten<br />
anregt und bei dem die<br />
Pflanzenschutzdienste der<br />
Bundesländer nicht beteiligt<br />
werden.<br />
die richtigen Bahnen zu lenken,<br />
dann ist der Bundeskanzler gefragt.<br />
Bevor sich Generalinspekteur<br />
Schneiderhan noch einmal für<br />
eine allgemeine Dienstpflicht ausspricht,<br />
sollte er sich von den Juristen<br />
im Verteidigungsministerium<br />
beraten lassen. Dann würde er<br />
erfahren, daß eine Dienstpflicht in<br />
Deutschland aufgrund internationaler<br />
Verpflichtungen schon<br />
rechtlich nicht machbar ist.<br />
„Denn die werden dafür bezahlt,<br />
den ordnungsgemäßen<br />
Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln<br />
zu kontrollieren.<br />
Die Pflanzenschutzdienste<br />
verfügen über die notwendige<br />
fachliche Qualifikation und Erfahrung,<br />
Bewirtschaftungsverfahren<br />
und Pflanzenschutz zu<br />
überprüfen.<br />
Wozu ein weiteres Forschungsvorhaben,<br />
wenn die Daten in<br />
den Ländern vorliegen. Darauf<br />
konnte mir bislang weder die<br />
Bundesregierung noch Frau<br />
Hoffmann eine Antwort geben.<br />
Immerhin hat sie bestätigt, daß<br />
Verfahren gegen die ‚anonymisierten’<br />
(?) Landwirte bei festgestellten<br />
Verstößen dann<br />
wieder den Pflanzenschutzdiensten<br />
der Länder übergeben<br />
werden.“, stellt Klaus-Peter<br />
Willsch abschließend fest.<br />
Hessische Wirtschaftsförderung<br />
ruht künftig auf zwei Säulen<br />
Landesregierung bündelt und ordnet seine Förderinstrumente neu<br />
Rot-Grün hat auf der Basis<br />
überholter ideologischer Vorstellungen<br />
die strukturellen<br />
Probleme Deutschlands jahrelang<br />
verschärft, insbesondere<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Rot-<br />
Grün hat schlechthin bezweifelt,<br />
daß dauerhaftes Wirtschaftswachstum<br />
eine der unverzichtbaren<br />
Voraussetzungen<br />
für eine lebenswerte Zukunft<br />
Deutschlands ist. Deshalb hat<br />
diese Regierung jahrelang konjunkturelle<br />
und strukturelle<br />
Voraussetzungen wirtschaftlivon<br />
Peter Beuth<br />
Mit einer umfassenden Neuordnung<br />
der Wirtschaftsförderung<br />
und Bündelung der<br />
hier eingesetzten Elemente<br />
hat die Hessische Landesregierung<br />
eine Verbesserung<br />
der Wirtschaftsförderung in<br />
Hessen beschlossen, welche<br />
nun auch umgesetzt wird.<br />
Damit werden die Wirtschaftsförderaktivitäten<br />
des<br />
Landes künftig gebündelt,<br />
was eine höhere und kundenorientiertere<br />
Effizienz und<br />
Transparenz zur Folge haben<br />
wird.<br />
Das Zusammenspiel der<br />
bisher für die Wirtschaftsförderung<br />
zuständigen Investitionsbank<br />
Hessen (IBH),<br />
Technologiestiftung Hessen<br />
(TSH), Forschungs- und Ent-<br />
Auswertungen der Stasi-Unterlagen-Behörde<br />
belegen,<br />
daß die westdeutsche Deutsche<br />
Kommunistische Partei<br />
(DKP) jahrzehntelang einen<br />
militärischen Arm unterhalten<br />
hat, dessen Mitglieder<br />
zunächst in Ungarn und in<br />
der Tschechoslowakei und<br />
von 1974 bis 1989 in der<br />
DDR unter konspirativen<br />
Bedingungen ausgebildet<br />
wurden.<br />
wicklungsgesellschaft Hessen<br />
(FEH) und der Hessen Touristik<br />
Service e.V. (HTS) wird<br />
durch eine strikte Trennung in<br />
einen monetären und einen<br />
nicht monetären Bereich neu<br />
geordnet.<br />
Die monetäre Wirtschaftsförderung<br />
wird zukünftig ausschließlich<br />
in der IBH organisiert, deren<br />
Schwerpunkt schon bisher<br />
hier lag. Zur monetären Förderung<br />
gehören Zuschüsse, zinsgünstige<br />
Kredite, Kredite mit<br />
Haftungsfreistellung, Kreditbürgschaften<br />
sowie stille und<br />
offene Kapitalbeteiligungen.<br />
Unter nicht monetärer Förderung<br />
subsumieren sich alle Beratungsangebote,<br />
z.B. über nationale<br />
und internationale<br />
rechtliche Rahmenbedingungen,<br />
Informationen über nati-<br />
gesehenen Akten konnten Mitarbeiter<br />
der Behörde für die<br />
Stasi-Unterlagen nun 32 Seiten<br />
über die Aktivitäten für die<br />
DKP zusammensetzen und lesbar<br />
machen. Sie liefern nach<br />
Auskunft der sogenannten<br />
„Birthler-Behörde“ für die Stasi-Unterlagen<br />
„substantielle<br />
Details“ zur Zusammenarbeit<br />
von SED und DPK bei einer militärischen<br />
Ausbildung von<br />
Westdeutschen in der DDR.<br />
onale und internationale (EU)<br />
Förderprogramme, aber auch<br />
die Qualifizierung von Unternehmern<br />
und Mitarbeitern.<br />
Die Zuständigkeit für diese<br />
Maßnahmen liegt künftig bei<br />
der Hessenagentur GmbH,<br />
eine zu 100 Prozent im Eigentum<br />
des Landes Hessens befindliche,<br />
neu gegründete<br />
Agentur. In ihr werden die FEH<br />
und die TSH aufgehen.<br />
Daneben werden die nicht monetären<br />
Aufgaben der IBH und<br />
die nicht die Verbandsfunktionen<br />
der HTS betreffenden Aufgaben<br />
ihr übertragen.<br />
Mit dieser Optimierung bekennt<br />
sich die Hessische Landesregierung<br />
zu einer aktiven<br />
Wirtschaftsförderung mit einer<br />
eigenen Fördereinrichtung<br />
und zu einer zentralen Förderbank,<br />
der IHB.<br />
DDR bildete militärischen<br />
Arm der DKP aus<br />
Unterlagen der Staatssicherheit rekonstruiert<br />
Unruhen, Terror und Gewalt sollten sie in die verhaßte Bundesrepublik<br />
tragen. Dafür wurden die Mitglieder der „Gruppe<br />
Forster“, des militärischen Arms der Deutschen Kommunistischen<br />
Partei (DKP), durch den DDR-Staat trainiert<br />
und mit hohen DM-Beträgen ausgestattet.<br />
Ungarn und die CSSR beendeten<br />
die Zusammenarbeit<br />
mit dem illegalen Arm der<br />
DKP als ihr Verhältnis zur<br />
Bundesrepublik besser wurde.<br />
Die DDR hingegen intensivierte<br />
die Zusammenarbeit<br />
mit der DPK noch weiter.<br />
Substantielle Details<br />
Der Umstand, daß es eine bewaffnete<br />
Untergrundorganisation<br />
der DKP gab, war bekannt<br />
und wurde bereits im<br />
September 2003 öffentlich,<br />
als der Generalbundesanwalt<br />
einen Mann unter dem Verdacht<br />
festnehmen ließ, er sei<br />
Mitglied eines Killerkommandos<br />
im DDR-Staatsapparat<br />
gewesen. Der Mann ist<br />
inzwischen wieder auf freiem<br />
Fuß.<br />
Aus den unmittelbar vor der<br />
staatlichen Wiedervereinigung<br />
von den Stasi-Dienststellen<br />
zur Vernichtung vor-<br />
In den Unterlagen heißt es:<br />
„Die spezifische Aufgabe der<br />
Gruppe Ralf Forster besteht darin,<br />
Genossen der DKP auszuwählen,<br />
die äußerst verläßlich<br />
sind und die durch eine spezielle<br />
Schulung und Ausbildung<br />
für militärische Aufgaben in<br />
der BRD vorbereitet werden“.<br />
„Zur Tätigkeit der ,Gruppe<br />
Ralf Forster’ besteht weiterer<br />
Forschungsbedarf “, schrieb der<br />
Historiker Thomas Auerbach<br />
2003 über die „Sabotage- und<br />
Terrorstrategien des MfS gegen<br />
die Bundesrepublik“. Auerbach<br />
arbeitet in der Abteilung Bildung<br />
und Forschung der Behörde<br />
für die Stasi-Unterlagen.<br />
Hoher Arbeitsaufwand<br />
„Gruppe Forster“ war der<br />
Name des militärischen Arms<br />
der DKP, dessen Existenz die<br />
Partei bestreitet. Die Gruppe<br />
wurde von einer Abteilung „Verkehr“<br />
im ZK der SED betreut,<br />
deren Akten im Parteiarchiv<br />
nicht erhalten sind. Nur wenige<br />
Politbüromitglieder wußten<br />
von ihrer Existenz. Sie hatte einen<br />
eigenen Haushaltsplan bei<br />
der Abteilung Finanzen beim<br />
Ministerium für Staatssicherheit<br />
(MfS), den der „Gen. Minister“,<br />
Mielke also, zu bestätigen<br />
hatte.<br />
Das MfS leistete mit „hohem<br />
Arbeitsaufwand“, wie es heißt,<br />
Zuarbeit für die Linie Ralf Forster.<br />
Von MfS-Konten aus wurde<br />
die Gruppe mit etlichen hunderttausend<br />
Mark finanziert,<br />
das MfS sorgte für die konspirativen<br />
Umstände der militärischen<br />
Ausbildung.<br />
Ralf Forster war der Deckname<br />
des verantwortlichen KPD-<br />
Funktionärs Harry Schmitt, der<br />
die Gruppe aufbaute. Parallel<br />
zum Aufbau der DKP in der<br />
Bundesrepublik unterstützte<br />
die Parteiführung der SED von<br />
1969 an den Aufbau der konspirativen<br />
Gruppe Forster.<br />
Theorie und<br />
praktisches Training<br />
Ein „Militärrat“ der DKP traf<br />
sich in Ost-Berlin in konspirativen<br />
Räumen, die das MfS zur<br />
Verfügung stellte. Sechsmal im<br />
Jahr fuhren von 1974 an zwei<br />
bis sechs westdeutsche Genossen<br />
zu Lehrgängen in die DDR.<br />
Sie brauchten an den Grenzübergängen<br />
nur vereinbarte Codewörter<br />
zu nennen, um<br />
jederzeit in die DDR einreisen<br />
zu können.<br />
Theorie wurde in Ost-Berlin<br />
gelehrt, praktisches Training<br />
fand am Springsee in Brandenburg<br />
unter Anleitung von Offizieren<br />
der NVA statt. Gelernt<br />
wurde der Umgang mit Waffen<br />
und Sprengmitteln, die Taktik<br />
von Kleinkampfgruppen, Tarnung,<br />
Spurenverwischung und<br />
das lautlose Töten von Menschen.<br />
Von „Geiselbefreiung“<br />
bis zu Attentaten<br />
Ob DKP-Mitglieder, die in den<br />
Genuß dieser militärischen<br />
Ausbildung gekommen waren,<br />
ihre Kenntnisse jemals tatsächlich<br />
für Verbrechen in der Bundesrepublik<br />
oder anderswo angewendet<br />
haben, ist nicht bekannt.<br />
In der ZDF-Sendung „Frontal<br />
21“ bestätigte vor kurzem ein<br />
ehemaliges DKP-Mitglied der<br />
Gruppe: „Der Auftrag, zu dem<br />
wir uns verpflichtet hatten,<br />
reichte von der Geiselbefreiung<br />
bis zur Vernichtung von reaktionären<br />
Führungspersönlichkeiten<br />
des kapitalistischen Systems.“