in göttingen
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GESELLSCHAFT<br />
Foto:Rob<strong>in</strong> Kreide<br />
Jaek (l.) und Schlömerkemper während des Interviews<br />
Alt gegen<br />
Jung?<br />
–<br />
Jung<br />
gegen<br />
Alt?<br />
„Alt gegen Jung – Jung gegen Alt?“: Um dieser immer wieder von den Medien aufgeworfenen, letztlich aber nicht e<strong>in</strong>deutig<br />
mit Ja oder Ne<strong>in</strong> beantworteten Frage nachzugehen, veranstaltet die Gött<strong>in</strong>ger Initiative Neoko am 30. Juni e<strong>in</strong>e<br />
Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Alt gegen Jung?“. Auf dem Podium werden unterschiedliche<br />
Altersklassen um e<strong>in</strong>en Runden Tisch versammelt se<strong>in</strong>. Prof. Jörg Schlömerkemper führt mit e<strong>in</strong>em kurzen Impulsvortrag<br />
<strong>in</strong> das Thema e<strong>in</strong>. Moderiert wird der Abend von Sönke Jaek*. Im Vorfeld der Veranstaltung sprach Rob<strong>in</strong> Kreide<br />
mit beiden. Mit am Tisch saß Klaus Thornagel für den Veranstalter Neoko.<br />
Herr Prof. Schlömerkemper, Herr<br />
Thornagel, Herr Jaek, wie kam es zur<br />
Idee, gerade dieses Thema <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Podiumsdiskussion aufzugreifen?<br />
Thornagel: Zunächst e<strong>in</strong>mal hat das<br />
Thema angesichts des demografischen<br />
Wandels e<strong>in</strong>e große gesellschaftliche<br />
Relevanz. H<strong>in</strong>zu kommt: Wir als Neoko<br />
stehen für die über 60-Jährigen, die kurz<br />
davor stehen, aus dem Beruf auszuscheiden<br />
oder bereits ausgeschieden s<strong>in</strong>d. Uns<br />
<strong>in</strong>teressiert, wie wir von den jüngeren<br />
Generationen gesehen werden.<br />
Wie werden Sie denn gesehen?<br />
T.: Auf der e<strong>in</strong>en Seite erleben wir bei<br />
Neoko, dass für Ehrenämter gerne auf<br />
unsere Generation zurückgegriffen wird<br />
und unsere Erfahrung geschätzt wird. Es<br />
gibt aber noch e<strong>in</strong>e andere Sicht auf uns.<br />
Vor Kurzem hat mich me<strong>in</strong> 38-jähriger<br />
Sohn gefragt: „Weißt du eigentlich, was<br />
die Jugend von euch hält, wie sie über<br />
euch im Ruhestand denkt? Und wie sie<br />
den permanenten H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Altersvorsorge mit den Nachrichten<br />
über Rentenerhöhungen, Bonusprogramme<br />
und vorzeitigen Ruhestands<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gt?“ Das stimmt schon<br />
nachdenklich.<br />
16 <strong>in</strong> SOMMER 2014<br />
Jaek: Mir ist das Fragezeichen im Titel<br />
der Veranstaltung ganz wichtig. Ich würde<br />
am 30. Juni gerne klären: Gibt es denn<br />
überhaupt e<strong>in</strong> Gegene<strong>in</strong>ander? Ist es<br />
denn nicht eher e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander oder e<strong>in</strong><br />
Nebene<strong>in</strong>ander? Und wollen wir unser<br />
Verhältnis nur auf die Zukunft des Rentensystems<br />
reduzieren oder gibt es nicht<br />
noch viel mehr Punkte, über die wir mite<strong>in</strong>ander<br />
reden müssten?<br />
Die Zahlen zur zukünftigen F<strong>in</strong>anzierung<br />
der Renten sprechen e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>deutige Sprache. Jeder weiß, dass<br />
unser Rentensystem nicht fit für die<br />
Zukunft ist und es ist unklar, wann<br />
endlich die nötigen Reformen e<strong>in</strong>geleitet<br />
werden. Wieso ist die junge<br />
Generation eigentlich nicht längst auf<br />
die Barrikaden gegangen?<br />
Schlömerkemper: Weil sie immer noch<br />
glaubt, zukünftig <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise<br />
am bestehenden Wohlstand teilhaben zu<br />
können.<br />
J.: Jetzt fehlt hier – anders als bei der<br />
Veranstaltung am 30. Juni – die junge<br />
Generation am Tisch (lacht). Ich spreche<br />
daher e<strong>in</strong>mal stellvertretend für diese.<br />
Als Lehrer kann ich sagen: Die 18- bis<br />
20-Jährigen haben durchaus ihre eigenen<br />
Ideen zur zukünftigen Entwicklung der<br />
Gesellschaft. Man muss sie nur danach<br />
fragen.<br />
Die junge Generation schickt also<br />
nicht den ganzen Tag nur Fotos von<br />
ihren Smartphones aus an Freunde<br />
und Bekannte?<br />
J.: E<strong>in</strong>deutig ne<strong>in</strong>. Ganz viele unserer<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler entscheiden<br />
sich nach dem Abitur ganz bewusst für<br />
e<strong>in</strong> freiwilliges soziales Jahr, <strong>in</strong> dem sie<br />
sich <strong>in</strong> der Gesellschaft orientieren und<br />
ihre Wertmaßstäbe überprüfen wollen.<br />
Das f<strong>in</strong>de ich bee<strong>in</strong>druckend.<br />
Wie wird die junge Generation auf<br />
dem Podium vertreten se<strong>in</strong>?<br />
T.: E<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong> und e<strong>in</strong><br />
Berufsjunior treffen auf e<strong>in</strong>en mitten im<br />
Beruf Stehenden und zwei Ruheständler<br />
im Alter zwischen ca. 65 und 80 Jahren.<br />
Die beiden großen deutschen Volksparteien<br />
setzen bereits heute stark auf<br />
Themen für Ältere, weil diese Gruppe<br />
mittlerweile ihre Hauptklientel bildet.<br />
In e<strong>in</strong>er immer älter werdenden<br />
Gesellschaft wird dieser Trend noch<br />
zunehmen. Spätestens dann haben<br />
*Sönke Jaek ist Lehrer für Deutsch und Geschichte am Otto-Hahn-Gymnasium<br />
Gött<strong>in</strong>gen und Koord<strong>in</strong>ator des Regionalwettbewerbs „Jugend debattiert“.