'Loccumer Pelikan' 2/2003 als pdf-Datei - Religionspädagogisches ...
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schule und gemeinde<br />
Begegnung mit der Zeit Jesu zu neuem<br />
Glauben geführt werden. Suys begann<br />
mit dem Bau einer „Basilika vom Heiligen<br />
Herzen”, ließ um sie herum rekonstruierte<br />
Bauwerke aus dem Heiligen<br />
Land errichten: ein Dörfchen, eine<br />
orientalische Herberge, ein jüdisches<br />
Gotteshaus (Synagoge), den Palast des<br />
Pilatus, das hohe Gericht der Juden<br />
(Synedrium) und den Hügel Golgatha,<br />
wo Jesus zwischen zwei Verbrechern<br />
gekreuzigt worden war. Wer hierher<br />
kam, sollte mit eigenen Augen sehen<br />
können, dass die Geschichte von Jesus<br />
kein Ammenmärchen der Priester war.<br />
Der Künstler Piet Gerrits (1878-1957)<br />
hatte einige Jahre in Palästina gelebt.<br />
Im Auftrag von Pfarrer Suys baute er<br />
in Holland das palästinensische Dörfchen<br />
El Hosson und eine kleine sefardische<br />
Synagoge nach. Wegen Geldmangels<br />
kam der Bau der Basilika nicht<br />
über die Fertigstellung des Vorhofes<br />
und eines Kreuzganges hinaus. Die<br />
„Stiftung Heiliges Land” war <strong>als</strong>o ursprünglich<br />
kein Museum, keine Stätte<br />
der Information über religiöse Kultur,<br />
sondern ein Ort der Identifikation mit<br />
dem Weg Jesu. Nicht Wissen, sondern<br />
Weisheit sollte der Pilger erwerben. Am<br />
Anfang und Ende der Pilgerroute stand<br />
der Lobgesang Gottes. Heute beginnt<br />
und endet die moderne Familie den<br />
Rundgang mit einer Einkehr in das Restaurant<br />
„Jerusalem”.<br />
Der Eintritt ins Bibelmuseum kostet<br />
zehn Gulden für die Erwachsenen (9<br />
Mark) und fünf Gulden für Kinder bis<br />
dreizehn Jahren. In Holland spricht man<br />
deutsch. Museumsführer, Filme und Informationstafeln<br />
sind zweisprachig.<br />
Die Halle –<br />
Begegnungsstätte mit den<br />
religiösen Quellen unserer<br />
Kultur<br />
Das Museum gliedert sich in eine große<br />
Ausstellungshalle und den Freilichtbereich.<br />
Zuerst geht es in die Halle, den<br />
fertiggestellten Teil der „Basilika vom<br />
Heiligen Herzen”, mit Büchern, Kultgegenständen<br />
und Modellen aus biblischer<br />
und vorbiblischer Zeit. Wie sehr<br />
sich die moderne kulturhistorische Ausrichtung<br />
des Museums von der alten erbaulichen<br />
Absicht abgrenzen will, verdeutlicht<br />
Museumsdirektor Jan van Laarhoven<br />
(seit 1989) bereits mit den ersten<br />
Exponaten. Der studierte Kunsthistoriker<br />
führt den Besucher vor drei<br />
kleine Vitrinen. Die mittlere beherbergt<br />
ein Exemplar der Bibel in lateinischer<br />
Sprache (Vulgata), links in hebräischer<br />
Schrift das heilige Buch der Juden und<br />
rechts in arabischer Kalligraphie die<br />
Glaubensurkunde der Muslime. Thora,<br />
Bibel und Koran sind die drei heiligen<br />
Bücher, Offenbarungsurkunden der drei<br />
großen Weltreligionen, die gemeinsam<br />
den Glauben an Gott den<br />
Schöpfer und Vollender<br />
des Himmels und der Erden<br />
bezeugen und sich<br />
auf einen großen Mann<br />
berufen, den auch die<br />
Kinder aus dem Religionsunterricht<br />
kennen:<br />
Abraham ist Vater der Juden,<br />
Christen und Moslems.<br />
Auf Miniaturen<br />
wird die geplante Opferung<br />
Isaaks gezeigt. Abraham<br />
setzt das Messer an<br />
die Kehle seines Sohnes.<br />
Da kommt ein Engel vom<br />
Himmel und gebietet ihm<br />
Einhalt. Gott will kein<br />
Menschenopfer! Der Gott<br />
Abrahams ist ein Gott des<br />
Friedens und der Versöhnung.<br />
Die Ausrichtung<br />
des Museums orientiert<br />
Foto: Husmann sich an Abrahams Spuren.<br />
Sie will den Besucher zu<br />
mehr Toleranz erziehen. Ein Zitat von<br />
Hans Küng belehrt ihn: „Alle drei Religionen<br />
betrachten Abraham <strong>als</strong> ihren<br />
Stammvater. Würden sie über diesen<br />
Hintergrund nachdenken, könnte ein<br />
wichtiger Beitrag zum Frieden in der<br />
Welt geleistet werden.” Aus dem katholischen<br />
Pilgerzentrum wurde eine Begegnungsstätte<br />
mit den religiösen Quellen<br />
unserer Kultur, zuerst dem Judentum,<br />
dann seinen Geschwisterreligionen<br />
Christentum und Islam.<br />
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit,<br />
und weit zurück führt die Ausstellung.<br />
Im Geiste stehen die Besucher vor der<br />
ältesten Stadt der Welt, Jericho, hören<br />
Trompetenschall und sehen hohe Mauern<br />
unter dem Ansturm jüdischer Einwanderer<br />
fallen. Das Vergangene ist<br />
nicht vergangen, denn noch heute fordert<br />
der uralte Streit zwischen Israelis<br />
und Palästinensern blutige Opfer. Als<br />
Moses um 1200 vor Christus das Volk<br />
Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft<br />
in die Freiheit führte, da betrat<br />
es einen geographischen Raum, der bereits<br />
seit Jahrtausenden besiedelt war.<br />
Städte wie Jericho waren seit 8000 vor<br />
94 Loccumer Pelikan 2/03