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'Loccumer Pelikan' 2/2003 als pdf-Datei - Religionspädagogisches ...

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schule und gemeinde<br />

kluge Wahrheiten gesammelt werden.<br />

So entstand ein Kommentar (Mischna),<br />

der im Laufe der Generationen wieder<br />

kommentiert wurde (Gemara). Beide<br />

Kommentare wurden im vielbändigen<br />

Werk des Talmud vereinigt. Das Judentum<br />

ist dieser Dialog der Geschlechter<br />

über die Zeiten.<br />

Durch den Engel Gabriel wurde die<br />

Geburt Jesu angekündigt. Gabriel war<br />

es auch, der nach moslemischer Überlieferung<br />

im Jahre 610 dem Propheten<br />

Mohammed die heilige Glaubensurkunde<br />

diktierte. Mohammed reiste später<br />

nach Mekka zur Kaaba, einem Heiligtum,<br />

das von Abraham erbaut worden<br />

war, jetzt aber der Vielgötterei<br />

diente. Der Prophet Allahs stellte den<br />

ursprünglichen Glauben an den einen<br />

Gott (Monotheismus) wieder her. Eine<br />

lange Geschichte galt es zu erinnern.<br />

Ihre Spuren verzweigen sich durch die<br />

Weltgeschichte und kommen am Ende<br />

der Ausstellung in der heiligen Stadt<br />

Jerusalem wieder zusammen.<br />

In der Heiligen Stadt<br />

Ein Modell zeigt sie im Zustand kurz<br />

vor der katastrophalen Zerstörung<br />

durch die Römer (70 nach Christus).<br />

Mit Leuchtknöpfen kann sich der Besucher<br />

orientieren: Tempelberg und<br />

Golgatha, Kidron-Tal und Beduinenzelte<br />

vor den Mauern, Teich Siloah und<br />

Palast des Herodes. Jerusalem – hier beten<br />

Juden vor den Resten der Westmauer<br />

des salomonischen Tempels (Klagemauer)<br />

für die Ankunft des Messias,<br />

hier stehen El-Aksa-Moschee und<br />

christliche Grabeskirche. In Jerusalem<br />

starb Jesus, und Mohammed sprang auf<br />

seinem Pferd Buraq von hier aus direkt<br />

in den Himmel.<br />

Das Museumsdorf<br />

Der Himmel über Nijmegen ist an diesem<br />

Tag bewölkt. Das kann die Freude<br />

der Kinder nicht trüben. Strahlend stehen<br />

sie inmitten einer Ziegenherde. Das<br />

Museumsdorf ist nämlich bewohnt.<br />

Gesang klingt aus der Synagoge, Beduinen<br />

führen Kamele durch die Straßen,<br />

Händler bieten Waren an. Nach<br />

orientalischer Sitte herrscht reges Leben<br />

auf den Dächern. Von Nazareth<br />

geht es in Richtung Tiberias. Am Wege<br />

liegt das Haus des Zöllners, eines jener<br />

Außenseiter, zu denen sich Jesus<br />

besonders gerufen wusste. Hinter der<br />

Karawanserei erstrecken sich See und<br />

Fischerdorf. In einem großen Aquarium<br />

schwimmen Petersfische. Man<br />

sieht den Segelmacher bei der Arbeit.<br />

Fischernetze sind zum Trocknen gespannt.<br />

Es riecht nach Salz und getrockneten<br />

Fischen. Jeden Augenblick<br />

könnten Andreas und Simon Petrus, die<br />

ersten Jünger Jesu, um die Ecke kommen.<br />

Dann wird es städtisch. Über die<br />

gepflasterten Straßen Kanaas führt der<br />

Rundgang in römische, griechische<br />

und ägyptische Häuser, vorbei am Palast<br />

des Pilatus und dem jüdischen Gerichtshaus.<br />

Bettler und Händler werben<br />

um die Gunst der Gäste, und eine römische<br />

Gaststätte lädt zum Verweilen<br />

ein. Wohltuend auch der Besuch des<br />

angrenzenden Museumsladens, der frei<br />

von allem Kitsch sich der Vermittlung<br />

orientalischer Kultur widmet und dabei<br />

die Gegenwart nicht vergisst. Aus<br />

den Lautsprechern klingen jiddische<br />

Lieder von Shura Lipovsky: „Oy, oy<br />

tsuker-zis/ halt mir bay di hent.” Die<br />

freundliche Verkäuferin erzählt von<br />

Live-Auftritten der Künstlerin im Bibelmuseum.<br />

In diesem Jahr sei ein weiterer<br />

kultureller Schwerpunkt gesetzt<br />

worden. Das Ensemble Aeide Mousa<br />

spiele altgriechische Musik, begleitet<br />

von Originalinstrumenten. Die zehnte<br />

Legion „Gemina” führe Szenen aus<br />

dem Leben der römischen Soldaten<br />

auf, Geschichtenerzähler riefen alte<br />

Mythen und Märchen in Erinnerung.<br />

Neben der ständigen Ausstellung werde<br />

es Sonderaustellungen geben. „Beduinen,<br />

Gastlichkeit in der Wüste”, wo<br />

die Besucher eingeladen seien, selbst<br />

Korn zu mahlen und Brot zu backen.<br />

Die große Ausstellung „Ewiges Leben,<br />

Tod und Jenseits in der Welt der Bibel”<br />

führe anschließend in die endzeitlichen<br />

Vorstellungen der alten Völker<br />

ein.<br />

Nach dem Besuch von Kanaa tritt die<br />

Familie wieder ins Freie. Beduinen haben<br />

ihre Zelte am Wegesrand aufgeschlagen.<br />

Muttertiere mit ihren Lämmern<br />

grasen auf den Weiden. Etwas<br />

weiter in Richtung Ausgang steht halb<br />

zerfallen eine Nachbildung des Gartens<br />

Gethsemane, wo Jesus die letzten Stunden<br />

vor seinem Martertod im Gebet<br />

verbrachte und den Zuspruch eines Engels<br />

erhielt. Früher sollte der christliche<br />

Pilger zur Identifikation mit Leben,<br />

Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu<br />

geführt werden. Doch für den jüdischen<br />

Besucher ist der Mann aus Nazareth<br />

nicht der Erlöser (Messias) gewesen.<br />

So plant Jan van Laarhoven den<br />

Bau einer Synagoge und einer Kirche<br />

<strong>als</strong> Abschluss des langen Weges durch<br />

die Geschichte unserer Herkunft, wie<br />

sie in Nijmegen erzählt wird.<br />

Alle Familienmitglieder haben den<br />

Ausflug nach Holland mit Leib und<br />

Seele genossen, und jedes kam auf seine<br />

Kosten. Die zehnjährige Hannah<br />

will das Bibelmuseum <strong>als</strong> Ausflugsziel<br />

bei der kommenden Klassenfahrt vorschlagen.<br />

Ihr Bruder Johannes besucht<br />

den Konfirmandenunterricht. Vielleicht<br />

bietet der Pastor einen Gemeindeausflug<br />

nach Nijmegen an? Der kleine Jaakob<br />

weiß jetzt, dass Jesus kein Holländer<br />

war, sondern ein Jude, in dem die<br />

Christen den Sohn Gottes und die Muslime<br />

den großen Propheten vor Mohammed<br />

verehren. Da hat er einen neuen<br />

Gedankenblitz: „Es gibt drei Religionen,<br />

weil wir drei Geschwister<br />

sind!” Kindliche Logik ist nicht ohne<br />

Hintersinn. Die drei großen Weltreligionen<br />

sollten wie Geschwister sein,<br />

das hatten sich schon Moses Mendelssohn<br />

und sein Freund Lessing gewünscht.<br />

Anschriften:<br />

Biblisches Freilichtmuseum<br />

Profetenlaan 2<br />

6564 BL H. Landstichting (Nijmegen)<br />

Tel: 003180-229829<br />

Fax: 003180-220473<br />

Geöffnet vom<br />

20. März bis 2. November<br />

Buchungen für Gruppen, spezielle Angebote<br />

und komplette Organisation individueller<br />

Rahmenprogramme bietet<br />

an: Inspiration-Tours, Dorothea Heeks,<br />

Hinter der alten Kirche 21, 46446 Emmerich.<br />

Telefon: 02822-4618. Fax:<br />

02833-18279.<br />

96 Loccumer Pelikan 2/03

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