'Loccumer Pelikan' 2/2003 als pdf-Datei - Religionspädagogisches ...
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informatives<br />
Buch- und Materialbesprechungen<br />
Christhard Lück: Religionsunterricht<br />
an der Grundschule<br />
Studien zur organisatorischen und<br />
didaktischen Gestalt eines umstrittenen<br />
Schulfaches<br />
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig,<br />
2002<br />
Der Religionsunterricht speziell an Grundschulen<br />
steht im Mittelpunkt dieser Betrachtung<br />
und empirisch-analytischen Studie, die<br />
der Verfasser im Rahmen seiner Dissertation<br />
im Vorfeld einer repräsentativen Untersuchung<br />
durchgeführt hat. Welche Formen des<br />
Religionsunterrichts werden von Religionspädagoginnen<br />
und -pädagogen für die Grundschule<br />
favorisiert und welche findet man in<br />
der Praxis? Welches sind die jeweiligen<br />
Hauptanliegen und Ziele, welches die zentralen<br />
Kritikpunkte? Wie sieht die rechtliche<br />
Situation in Bezug auf die einzelnen Modelle<br />
aus? Neben diesen Fragen zur Gestalt des<br />
Unterrichts geht es in dieser Arbeit aber auch<br />
um den Zusammenhang zwischen der Einstellung<br />
der Religionslehrerinnen und -lehrer,<br />
ihrer Berufszufriedenheit, ihrer Kirchenbindung<br />
und zahlreicher anderer personaler<br />
und soziodemographischer Hintergrundvariablen<br />
einerseits und der jeweiligen Gestaltungsform<br />
des Religionsunterrichts andererseits.<br />
Auf der Suche nach einem zukunftsfähigen<br />
Religionsunterricht kommen auch die<br />
existierenden Probleme und die „Grauzonen”<br />
des Religionsunterrichts in den Blick. Schon<br />
hier wird deutlich, wie umfangreich das Projekt<br />
ist, das sich der Verfasser hier vorgenommen<br />
hat.<br />
Nahezu die Hälfte der Arbeit besteht aus der<br />
Darstellung der „gegenwärtig diskutierten<br />
Grundformen des Religionsunterrichts in der<br />
Grundschule”, wobei sich der Autor auf 5<br />
Grundmodelle beschränkt: auf den konfessionellen<br />
RU, den konfessionell-kooperativen,<br />
den ökumenischen, den interreligiösen und<br />
den allgemeinen RU. Zusätzlich nimmt er die<br />
wichtigsten aktuell diskutierten Ansätze<br />
(„Hamburger Modell”, „REP”, „LER” u.a.) in<br />
den Blick. Diese sehr sorgfältig durchgeführte<br />
Zusammenstellung zeigt bereits die Schwierigkeit<br />
der vorgenommenen Klassifizierung<br />
und mancher Differenzierungen, die in solcher<br />
Klarheit selten erkennbar sind. Indem der Verfasser<br />
bei den einzelnen Grundformen immer<br />
auch auf Weiterentwicklungen, Varianten und<br />
Subtypen hinweist, bemüht er sich selbst um<br />
größtmögliche Klarheit. Die tabellarische<br />
Form ist sehr informativ und verschafft der<br />
Leserin bzw. dem Leser einen ausgezeichneten<br />
Überblick. Dabei wird auch die jeweilige<br />
rechtliche Situation der einzelnen Modelle berücksichtigt.<br />
Die vom Verfasser vorweggenommene<br />
Erkenntnis, dass alle Gestaltungsformen<br />
ihre Stärken und ihre Schwächen haben,<br />
dass unterschiedliche regionale Bedingungen<br />
wie auch die unterschiedliche Schülerpopulation<br />
andere Modelle rechtfertigen<br />
und dass eine gewisse Unsicherheit in diesem<br />
Zusammenhang sinnvoll ist und gestattet sein<br />
muss, wird in den Detailfragen eindrucksvoll<br />
belegt.<br />
In der Ergänzung von qualitativer und quantitativer<br />
empirischer Forschung soll die im ersten<br />
Teil der Arbeit erfolgte theoretische Darlegung<br />
mit der Praxis verknüpft und durch sie<br />
hinterfragt werden. Eine quantitative Untersuchung<br />
soll die Lehrenden, ihre Präferenzen,<br />
Vorstellungen und Fragen im Zusammenhang<br />
mit den möglichen Gestaltungsformen des Religionsunterrichts<br />
genauer in den Blick nehmen.<br />
Die für diese Untersuchung notwendigen<br />
Hypothesen werden mit Hilfe der Ergebnisse<br />
bisheriger Befragungen seit 1970 und<br />
mit den Erkenntnissen aus der eigenen Briefumfrage<br />
aufgestellt und fundiert. Die unter katholischen<br />
(Grundschul-) Religionslehrerinnen<br />
und -lehrern durchgeführte empirische<br />
Untersuchung von Englert/Güth aus dem Jahr<br />
1999 („Essener Umfrage”) wegen ihrer „großen<br />
thematischen wie auch geographischen<br />
und zeitlichen Nähe” wird detailliert erörtert,<br />
daneben finden die wichtigsten in ähnlichem<br />
Zusammenhang durchgeführten Erhebungen<br />
eine angemessene Beachtung.<br />
In sorgfältiger Analyse wird die vom Verfasser<br />
initiierte und von 104 westfälischen Religionslehrerinnen<br />
und -lehrern beantwortete<br />
Briefumfrage auf ihre wichtigsten und häufigsten<br />
Aussagen zu 14 Schlüsselthemen hin<br />
untersucht, in den Zusammenhang der bisher<br />
durchgeführten Untersuchungen gestellt und<br />
daraus gewonnene erste, qualitativ akzentuierte<br />
empirische Ergebnisse vorgestellt. Die<br />
daraus resultierenden 21 Hypothesen versprechen<br />
aufschlussreiche Erkenntnisse in der sich<br />
anschließenden quantitativen Untersuchung<br />
unter westfälischen Religionslehrerinnen und<br />
–lehrern, auch <strong>als</strong> Replikationsstudie und in<br />
Ergänzung zu den bereits durchgeführten. Sie<br />
wird im Herbst d.Js. bei der EVA Leipzig unter<br />
dem Titel „Religionslehrer/innen an der<br />
Grundschule” erscheinen. Man darf neugierig<br />
sein auf viele „Grauzonen”, aber insbesondere<br />
auf die „grünenden” Zonen des Religionsunterrichts<br />
in der Grundschule.<br />
Lena Kuhl<br />
Markus Hartenstein / Constanze<br />
Luft: Ich freue mich<br />
Ein Bilderbuch zur Schöpfung<br />
Verlag Ernst Kaufmann, Lahr, 2002<br />
12,00 Euro<br />
Markus Hartenstein, ein durch zahlreiche Veröffentlichungen<br />
bekannt gewordener Religionspädagoge,<br />
ist für den Text dieses Bilderbuches<br />
verantwortlich, Constanze Luft, eine<br />
Grafik-Designerin und ausgebildete Erzieherin,<br />
für die Illustrationen.<br />
Das, was Schöpfungspsalmen in der Bibel tun,<br />
nämlich in der Form des Staunens und Lobes<br />
von der Schöpfung zu reden, und zwar direkt<br />
in der Anrede an Gott, das tut auch dieses Bilderbuch.<br />
Dadurch ist die Ausgangssituation<br />
unmissverständlich. Es geht hier nicht um die<br />
Entstehung der Welt, sondern um das Erleben<br />
der Welt, um das Erleben eines Kindes, um<br />
seine Freude an der von Gott geschaffenen<br />
Welt. Alles geht von Erfahrungen, vom Staunen,<br />
vom Nachdenken eines Kindes aus, dem<br />
von Gottes Schöpfung erzählt wird und das<br />
darauf reagiert. Trotz des Psalm- oder Gebetscharakters<br />
greift der Text auf die wegen ihrer<br />
poetischen Kraft und Eindringlichkeit geschätzte<br />
priesterschriftliche Schöpfungserzählung<br />
zurück. Er geht von den darin überlieferten<br />
sieben Tagen aus. Der Wortlaut der Bibel<br />
„...und Gott sah, dass es gut war.” wird kindgemäß<br />
übersetzt in : „Denn du hast gesagt:<br />
‘Das Licht ist gut.’” Oder später: „Dann fällt<br />
mir ein, dass du gesagt hast: ‘Das Wasser ist<br />
gut.’” Oder „Es ist gut, dass alles wächst und<br />
Früchte bringt.” Aus dem, was das Kind selbst<br />
sieht und erlebt, kann es diesem Urteil immer<br />
zustimmen: „Das finde ich auch und freue<br />
mich darüber.” Trotzdem werden an jedem Tag<br />
der Woche und mit jeder Neuschöpfung auch<br />
die Gefahren geahnt, die Menschen und<br />
Schöpfung bedrohen. Dieses Wissen um die<br />
Grenzen wird aber so behutsam eingetragen,<br />
dass es grundsätzlich die Freude nicht beeinträchtigt.<br />
„Ich weiß, dass jeder Tag zu Ende<br />
geht. Und mir fällt ein, dass jedes Leben einmal<br />
zu Ende ist. Aber ich freue mich auf den<br />
neuen Tag....” Das Einbeziehen der bedrohlichen<br />
Elemente macht das Buch um so glaubwürdiger,<br />
zumal sie in das Gesamtbild einfügt<br />
werden und so von dem Kind akzeptiert werden<br />
können. „Da fällt mir ein, dass du gesagt<br />
hast: ‘Die Menschen können mir vertrauen.<br />
Sie brauchen keine Angst vor der Zukunft haben.’<br />
Das finde ich sehr gut.” Der Auftrag an<br />
den Menschen, Gott zu helfen und das Leben<br />
auf der Welt zu schützen und zu pflegen, wird<br />
klar benannt. In der Zusage des Kindes wird<br />
die daraus erwachsene Verantwortung deutlich<br />
und in selbstständiger Entscheidung auf<br />
ein Maß beschränkt, das jeden moralischen<br />
Zeigefinger vermissen lässt: „Ich freue mich<br />
darüber und will herausfinden, was ich kann.”<br />
Die Illustrationen sind auf den ganzen Seiten<br />
den Texten zugeordnet. Sie passen in ihrer<br />
Sparsamkeit und sorgfältigen Auswahl zu den<br />
knappen Texten. Sie regen über die Illustration<br />
zu längerer Betrachtung, ja fast zur Meditation<br />
an und bringen sowohl durch die farbliche<br />
Gestaltung <strong>als</strong> auch durch die graphischen<br />
Möglichkeiten Erkenntnisse, die sich<br />
dem Text sinnvoll angliedern können.<br />
Ein Nachwort des Verfassers verweist Eltern<br />
und Erzieher/innen auf das Beziehungsgeschehen<br />
zwischen Gott und den Menschen, der in<br />
diesem Buch <strong>als</strong> „Liebhaber des Lebens” und<br />
nicht <strong>als</strong> Erzeuger oder Hersteller der Welt angesprochen<br />
wird. Es verweist ebenso auf das<br />
Beziehungsgeschehen zwischen Erwachsenen<br />
und Kindern, die mit ihrer Freude am Leben<br />
und auch ihrem Wissen um die Grenzen auf<br />
das Gespräch miteinander angewiesen sind.<br />
Das vorliegende Bilderbuch ist eins der besonders<br />
gelungenen und ansprechenden zum<br />
Thema „Schöpfung”.<br />
Lena Kuhl<br />
102 Loccumer Pelikan 2/03