Gemeindeblatt 2009 Nummer 1 - Ruhstorf ad Rott
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Nr. 1/09 <strong>Ruhstorf</strong>er <strong>Gemeindeblatt</strong> Seite 7<br />
Die <strong>Ruhstorf</strong>er Wehrhäusl<br />
Wehrhäusl ist den nicht mehr ganz so<br />
jungen <strong>Ruhstorf</strong>ern sicher ein Begriff,<br />
gab es doch vor einigen Jahrzehnten in<br />
der damaligen Gemeinde <strong>Ruhstorf</strong> vier<br />
solcher Wehrhäusl.<br />
Die Silbe „wehr“ (auch wöhr, wöhrd<br />
oder wöhrt) in Ortsnamen bedeutet nach<br />
J. A. Schmeller im Bayerischen Wörterbuch<br />
„erhöhter Grund im Wasser eines<br />
Flusses oder Sees, der über dieses hervorragt.“<br />
Wenn auch unsere Wehr- oder<br />
Wöhrthäusl nicht in einem Fluss liegen,<br />
so sind sie doch alle unweit der <strong>Rott</strong> so<br />
angelegt, dass sie von einem normalen<br />
Hochwasser nicht erreicht werden konnten.<br />
Besitzer war jeweils ein Bauer. Das<br />
Gelände um das Häusl herum diente in<br />
der warmen Jahreszeit als Weideland für<br />
das Jungvieh des Bauern und die Bewohner<br />
mussten sich um dieses Weidevieh<br />
kümmern.<br />
Im Auhäusl in Frimhöring versorgte in<br />
den letzten Jahren seines Bestehens Frau<br />
Maria Stieglbauer das Jungvieh. Sie durfte<br />
dafür mit ihrer Familie im Auhäusl<br />
wohnen, sich eine Kuh, ein Schwein und<br />
einige Hühner halten, das dürre Holz aus<br />
dem nahen Erlenwald zum Einheizen<br />
sammeln und das Herbstlaub als Streu im<br />
Stall nutzen. Außerdem konnte sie sich<br />
einen kleinen Gemüsegarten anlegen. Ihr<br />
Mann Alois war beim Lachhamerbauern<br />
in <strong>Ruhstorf</strong>, dem das Auhäusl gehörte,<br />
als Baumann beschäftigt. Diese Informationen<br />
habe ich den äußerst interessanten<br />
Lebenserinnerungen „Der Wehrhäuslbub“<br />
des Hermann Stieglbauer entnommen,<br />
der im Auhäusl aufgewachsen ist,<br />
lange in <strong>Ruhstorf</strong> gelebt hat und heute,<br />
83jährig, in München wohnt. Auch Frau<br />
Anna Wachler aus der Frimhöringer<br />
Straße und Frau Therese Schröder,<br />
wohnhaft im Aufeld, Töchter des Ehepaares<br />
Stieglbauer, können vom Leben<br />
im Wehrhäusl berichten, weil sie dort<br />
aufgewachsen sind.<br />
Das eben beschriebene Wehrhäusl, ehemals<br />
Frimhöring Nr. 106, lag etwas östlich<br />
der Mühlbachbrücke. Es ist erstmals<br />
1810 erwähnt, damals schon unter dem<br />
Besitzer Josef Lachhamer und blieb bis<br />
zuletzt beim Lachhamerhof. Es existiert<br />
heute nicht mehr.<br />
Unweit davon, rottaufwärts, gegenüber<br />
Kochseder-Werner, lag das Wöhrthäusl<br />
Frimhöring Nr. 107, bekannt als Schömernwöhrt.<br />
Hier wird 1844 als Besitzer<br />
Johann Leb vom Bergmaiergut in <strong>Ruhstorf</strong><br />
erwähnt. 1917 kaufte Ferdinand<br />
Pilzweger, Schömer aus <strong>Rott</strong>ersham das<br />
Anwesen. Auch dieses Wehrhäusl besteht<br />
heute nicht mehr.<br />
Für den Bau der Autobahn A 3 wurde bei<br />
Wehrhäuser eine große Menge Kies abgebaut.<br />
So entstand der heutige Baggersee.<br />
Dabei verschwand auch ein weiteres<br />
Wehrhäusl, Wehrhäuser Nr. 98 1/2, ursprünglich<br />
Huberswöhrt genannt, weil es<br />
dem Huberbauern, Sanl<strong>ad</strong>erer in <strong>Rott</strong>ersham<br />
gehörte. Im Jahre 1909 wurde es<br />
von den Moreaus in Kleeberg erworben.<br />
Mir ist es deshalb auch unter dem Namen<br />
Schlosswöhrt bekannt. Zum Zeitpunkt<br />
des Abrisses war es aber im Besitz von<br />
Josef und Anna Absmeier.<br />
Das einzige Wehrhäusl, das heute noch<br />
besteht und auch noch bewohnt, allerdings<br />
nicht mehr im ursprünglichen Sinn<br />
genutzt wird, ist das Reschnwöhrhaus,<br />
heute Wehrhäuser 3, früher Haus Nr. 99<br />
1/2, das zum Anwesen Himmelsdorfer,<br />
Resch in <strong>Rott</strong>ersham gehört. Aufzeichnungen<br />
über die früheren Besitzverhältnisse<br />
habe ich nicht gefunden.<br />
Der Ortsteilname Wehrhäuser mit den<br />
Anwesen Simmelbauer und Berger, heute<br />
Moarbauer, hat seinen Ursprung sicher<br />
auch in der Lage, nahe am Fluss, aber<br />
hochwassersicher.Und im Ortsteil<br />
Schindlwöhr existierte bestimmt auch<br />
einmal ein Wehrhäusl, das zum Schindlhof<br />
in Eholfing gehörte.