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Heft 2 - Sauerländer Heimatbund e.V.

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

pflichtung, Tausch- und andere notwendige<br />

Briefe) vorgelesen ..."<br />

Die Niederschrift behandelt die<br />

Schlichtung einiger Grenzstreitigkeiten<br />

und endet schlieBlich mit dem<br />

Seufzer: „dem sey nulin wie ihm will,<br />

Gott weiB alles, alB (also) haben Wir,<br />

umb streitkosten zu Vermeiden, solches<br />

dem allerhochsten heimbgestellt<br />

und efi da bey belaBen muBn, gott<br />

stehe dem rechten bey."<br />

HiJsten hat viel privaten Grundbesitz,<br />

und unter den Hofbesitzern gab es<br />

schon ofter mal kleinere Grenzstreitigkeiten<br />

zu schlicliten. In einer spateren<br />

Niederschrift (1701) geht es u. a.<br />

um den Grundbesitz des Pastors:<br />

allda die Riggen undt posto aus<br />

der Erden Gerissen undt auff einen<br />

Hoffen geworffen, welches der BiJrgerMstr<br />

(BiJrgermeister) Kleine dem<br />

pastor bey seinem Kamp einhauen<br />

laBen und der Freyheit darnach well<br />

50 Rth (Reichstaler) mit proceB hat<br />

gekost..."<br />

Dieser Bericht schlieBt mit der<br />

lapidaren Feststellung: undt<br />

die Biirgereyn Habn zwey Tonne<br />

Biers um Besten gehabt und auch<br />

getrunken ...".<br />

Arnsberg: Nottuin von 1450<br />

In einer Gopie der (langst verbrannten)<br />

Arnsberger „Nottuln" (vonnoten<br />

sein, not tun = Gebote) mit der<br />

Oberschrift „Glaubige Abschrift dero<br />

Statte Arnsperg uralten Gebrauche<br />

und Gewohnheiten" aus der uralten<br />

Zeit um 1450 helBt es unter Punkt 21:<br />

Ware gut, daB man des Jahres einmal<br />

die Mark umginge, auf daB die Jungen<br />

lernen mit den Alten. —<br />

Die Stadtische Verfassung von 1608<br />

(Morgensprache) bestimmt u. a., daB<br />

der „Burgermeister, so oft es ratsam<br />

erscheint, mit Rat und BiJrgerschaft<br />

die Feldmark und Schnade, auch der<br />

StadtWaldemeine(Neuland nachdem<br />

Roden von Waldgebiet) umgehe, damit<br />

man in guter Gedachtnus behalte,<br />

wo unser Landmark, Schneede und<br />

Waldemeine hergehe, und sothanes<br />

(solches) die Jungen von den Alten<br />

lernen und dessen Wissenschaft behalten<br />

..." Bei den Rundgangen<br />

muBten „alte Zeugen" zugegen sein<br />

so einesteils ihr hohes Alter erreicht,<br />

zu Zeugen vorgestellet und<br />

. . . zu beeiden . . . wie sie solches<br />

Der koniglich preuBische Katasterdirektor<br />

und Steuerrat Nikolaus Emmerich<br />

hat den Regierungsbezirk Arnsberg<br />

vermessen lassen<br />

hiebevor von den Alten gehort, auch<br />

gesehen und selbsten mehrmals . . .<br />

ausgehen helfen, richtig auszugehen<br />

(voranzugehen) und die Limiten allenthalben<br />

umstandlich (genau) anzuzeigen<br />

. . . und solches nicht zu<br />

unterlassen, weder um Gunst, Gabe,<br />

Nutzen, HaB, Feind- Oder Freundschaft,<br />

noch etwas anderes, so Sonne<br />

Oder Mond bescheinen mochte."<br />

Auch hier schlieBen die Berichte zumeist<br />

mit Feststellungen wie „Nach<br />

solch langer Bewegung lieB sich alt<br />

und jung den von der Stadt altem,<br />

loblichem Herkommen gemaB gespendeten<br />

Tropfen gut munden . . .".<br />

Belecke: Mit vollem Gewehr<br />

In Belecke zog man — so besagen<br />

die Protokolle — 1653 „mit vollem<br />

Gewehr, Fahnen und Trommen und<br />

Windthunden" aus, nachdem zuvor<br />

„in presentz gentzlichen Umbstandes<br />

(in Gegenwart der Anwesenden)<br />

sechs eltiste Biirgere ... in leibligen<br />

Eydt genohmen . . . daB selbe . . .<br />

ohne jemandeB VerkiJrtzung (Schaden)<br />

auffrigtich zeigen undt vorgehen".<br />

Unterwegs wurde „einige refection"<br />

(Mahlzeit) gehalten. Man suchte<br />

und fand in der heimatlichen Flur die<br />

Marksteine, Grenzbaume, Schnademale,<br />

Kreuze, Kerbungen, Bachlaufe,<br />

Pfade, und alles, was es an Merkmalen<br />

alter Grenzkennzeichnung<br />

gab. Manchmals war es sehr feierlich,<br />

doch zumeist ging es lustig und munter<br />

zu, zumal wenn es ans „Stutzasen"<br />

ging, wobei dann jeweils ein<br />

kraftiger Schluck begehrter FliJssigkeiten<br />

aus der Flasche die Stimmung<br />

anfeuerte.<br />

Warstein: „Auftritte"<br />

Das Heimatbuch der Warsteiner (von<br />

1844) schreibt iJber die Schnadezijge<br />

der Waster-Stadter Magistrat und<br />

BiJrgerschaft, jung und alt zog von<br />

Grenzstein zu Grenzstein, besichtigte<br />

jeden, gab den einzelnen Steinen<br />

jedesmal von Seiten beider Grenznachbarn<br />

andere Namen ... Es fehlte<br />

bei solchen ZiJgen nicht an Streitigkeiten<br />

und Zechereien und lacherlichen<br />

Auftritten; so pflegte man den<br />

jungen Leuten dadurch ein „pro memoria"<br />

(GedachtnisstiJtze) zu geben,<br />

daB man sie mit dem Hintern gegen<br />

die Grenzsteine stieB". Zu 1727 heiBt<br />

es an einer Stelle „von dannen zog<br />

man ... iJber ein Morastchen (Sumpf)<br />

zu einem Schnadstein, allwo die<br />

Herren von Warstein denen von<br />

Meschede ein Glas Weins prasentirt<br />

und somit demnachst (darauf) in<br />

guter VerstandniB von einander gegangen<br />

..."<br />

Wegen des ijblichen Umtrunkes wahrend<br />

und nach dem Limitengang aber<br />

wurde im Jahre 1796 vom Warsteiner<br />

Magistrat ausdrijcklich festgesetzt,<br />

daB „samtliche Zechereien auf stadtische<br />

Kosten in Zukunft ganzlich vermieden<br />

werden sollen ..."<br />

Der Landgraf kommt<br />

Als es im Jahre 1802 hieB, „der Landgraf<br />

von Hessen kommt" und „laBt<br />

dem Herzogtum Westfalen und seinen<br />

Untertanen „Gnade und alles Gute<br />

entbieten", wurde sehr bald auch<br />

die „Einrichtung eines Katasters"<br />

(Aniegen von FiurbiJchern alles vorhandenen<br />

Grundeigentums zur Berichtigung<br />

der Grundsteuer-Verhaltnisse")<br />

verfiigt, was wiederum 1816<br />

die PreuBen bei der Besitzergreifung<br />

gerne welter zweckdienlich in die Tat<br />

umsetzten. Und zu aller Anschauung<br />

ist seit damals am Arnsberger Kata-<br />

34<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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