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zuckerrüben journal 2-2008 zuckerrüben journal 2-2008

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Z U C K E R R Ü B E N<br />

J O U R N A L 2-<strong>2008</strong><br />

Aktuelles<br />

Quotenrückgabe:<br />

Ziel fast erreicht<br />

Betriebswirtschaft<br />

Rübe im Wettbewerb<br />

angekommen<br />

Anbau<br />

Fungizide: Mit Flexibilität zum Erfolg<br />

Technik<br />

Rüben in die<br />

Biogasanlage?


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

I n h a l t<br />

Mitteilungen des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes e.V.<br />

und der Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins der Zuckerindustrie e.V.<br />

R e d a k t i o n :<br />

Natascha Kreuzer (verantwortlich),<br />

Rochusstraße 18, 53123 Bonn,<br />

Telefon: (02 28) 96499717, Fax: (02 28) 9 64 93 43,<br />

E-Mail: ZRJournal@aol.com<br />

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.<br />

Telefon: (02 28) 652534<br />

Bezirksgruppe Nordrhein des<br />

Vereins der Zuckerindustrie e. V.<br />

Telefon: (02 21) 4 98 03 32<br />

R e d a k t i o n s b e i r a t :<br />

Heinrich Brockerhoff, Johannes Brünker,<br />

Dr. Karl Otto Ditges, Dr. Helmut Esser,<br />

Dr. Peter Kasten, Dr. Willi Kremer-Schillings,<br />

Hermann Mugele<br />

Ve r l a g :<br />

Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbH,<br />

Rochusstraße 18, 53123 Bonn,<br />

Telefon: (02 28) 52006-35, Fax: (02 28) 52006-60<br />

S a t z & L i t h o :<br />

Print PrePress GmbH & Co. KG<br />

53340 Meckenheim<br />

D r u c k :<br />

DCM · Druck Center Meckenheim<br />

S. 6<br />

Sinkende Rübenpreise und schwankende<br />

Getreide- und Rapspreise stellen die Wirtschaftlichkeit<br />

der einzelnen Kulturen immer wieder<br />

auf den Prüfstand. Lesen Sie ab Seite 6, was dabei zubeachten<br />

ist.<br />

A k t u e l l e s<br />

EU-Zuckermarkt<br />

Quotenrückgabe: Ziel fast erreicht ● 3<br />

Leistungen der Zuckerwirtschaft respektieren! 4<br />

Zuckerquoten wegen WTO unter massivem Druck 5<br />

B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />

Die Blattkrankheiten<br />

traten 2007 so<br />

früh auf wie selten.<br />

Welche Konsequenzen<br />

sich für <strong>2008</strong> ziehen lassen,<br />

lesen Sie auf Seite 10<br />

und 13.<br />

S. 10<br />

Rübe im Wettbewerb angekommen ● 6<br />

Rübenabrechnung<br />

Kein Buch mit sieben Siegeln 8<br />

A n b a u<br />

Fungizide:<br />

Mit Flexiblität zum Erfolg ● 10<br />

Behandlungstermin ist entscheidend 13<br />

Rübenanbau im Klimawandel 15<br />

S. 17<br />

Ob Zuckerrüben als Substrat für<br />

Biogasanlagen in Frage kommen,<br />

wird immer wieder diskutiert.<br />

Welche Erfahrungen<br />

rheinische Praktiker<br />

gemacht haben, lesen<br />

Sie ab Seite 17.<br />

Titelbild: Die Bestandskontrolle zur Vorbeugung von Blattkrankheiten sollte nicht<br />

vernachlässigt werden.<br />

Foto: agrarportal<br />

T e c h n i k<br />

Rüben in die Biogasanlage? ● 17<br />

Z u c k e r<br />

Rübenbewertungskommission<br />

Damit bezahlt wird, was in der Rübe ist 19<br />

Rübensaat im Rheinland später als sonst 20<br />

2 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A k t u e l l e s<br />

Quotenrückgabe: Ziel fast erreicht<br />

Am 31. März endete die Frist für<br />

die sogenannte zweite Rückgabewelle,<br />

in welcher die Zuckerunternehmen<br />

gegen den höchsten Entschädigungssatz<br />

Quoten an die EU<br />

zurückgeben konnten. Nachdem<br />

unter den in 2006 festgelegten Bedingungen<br />

lediglich 2,2 Mio. t<br />

Quote an die EU zurückgegeben<br />

und damit das angestrebte Rückgabeziel<br />

von 6 Mio. t weit verfehlt<br />

worden war, modifizierte die EU<br />

nach intensiver Diskussion mit<br />

den Mitgliedstaaten, den Rübenanbauerverbänden<br />

und der Zuckerindustrie<br />

im vergangenen Jahr den<br />

Restrukturierungsfonds. Die erhöhten<br />

Entschädigungszahlungen<br />

führten EU-weit zu einer deutlich<br />

größeren Bereitschaft, sich an der<br />

Quotenrückgabe zu beteiligen.<br />

Bereits in der ersten Rückgabewelle<br />

unter den neuen Rahmenbedingungen<br />

wurden bis Ende Januar<br />

weitere 2,64 Mio. t Quote zurückgegeben,<br />

was zusammen mit den<br />

bereits vorher zurückgegebenen<br />

2,2 Mio. t eine Gesamtrückgabe<br />

von 4,84 Mio. t bedeutete. Nachfolgend<br />

informierte die EU-Kommission<br />

die Zuckerunternehmen<br />

über die individuelle Betroffenheit<br />

im Falle einer finalen entschädigungslosen<br />

Schlusskürzung, die<br />

entsprechend der Zielvorgabe von<br />

6 Mio. t Rückgabevolumen einen<br />

Grafik 1: Rückgabe von Zuckerquote in der EU in %<br />

(ohne Isoglukose und Inulinsirup)<br />

Rumänien<br />

Österreich<br />

Großbritannien<br />

Niederlande<br />

Frankreich inkl. Überseegebiet<br />

Dänemark<br />

Litauen<br />

Polen<br />

Deutschland<br />

Tschechien<br />

Belgien<br />

Schweden<br />

Finnland<br />

Slowakei<br />

Spanien<br />

Griechenland<br />

Italien<br />

Ungarn<br />

Portugal inkl. Azoren<br />

Slowenien<br />

Bulgarien<br />

Lettland<br />

Irland<br />

4,10<br />

13,50<br />

13,50<br />

13,60<br />

16,50<br />

17,70<br />

19,50<br />

20,70<br />

20,70<br />

21,80<br />

23,40<br />

24,00<br />

Gesamtumfang von 1,16 Mio. t haben<br />

könnte.<br />

Nicht zuletzt auf Grund dieser Information<br />

wurden daraufhin bis<br />

zum Stichtag 31. März weitere<br />

0,85 Mio. t Zucker- und Isoglukosequote<br />

zurückgegeben. Damit beläuft<br />

sich das Gesamtrückgabevolumen<br />

nun auf knapp 5,7 Mio. t.<br />

Das angestrebte Rückgabeziel<br />

wurde somit zu 95 % erreicht. Ein<br />

Wert, mit dem man zufrieden sein<br />

kann. Die europäische Zuckerwirtschaft<br />

hat damit ihre Hausaufgaben<br />

zweifellos gemacht.<br />

Q u o t e n r ü c k g a b e i n a l l e n<br />

E U - S t a a t e n<br />

44,60<br />

47,70<br />

50,00<br />

50,00<br />

67,40<br />

74,10<br />

87,50<br />

100,00<br />

100,00<br />

100,00<br />

100,00<br />

0 % 25 % 50 % 75 % 100 %<br />

Alle EU-Mitgliedstaaten beteiligten<br />

sich an der Quotenrückgabe, wenn<br />

auch in sehr unterschiedlichem<br />

Maße (Grafik 1). Vier Staaten – Irland,<br />

Lettland, Slowenien und Bulgarien<br />

– gaben ihre Quoten vollständig<br />

zurück. In den großen Rübenerzeugungsländern<br />

variierte<br />

die Quotenrückgabe. Erhebliche<br />

Quotenrückgaben gab es in Italien<br />

mit 67 % und Spanien mit 50 %.<br />

Die Rückgaben in Deutschland,<br />

Polen und Belgien lagen bei knapp<br />

über 20 %, in Frankreich und<br />

(Mutterland ohne Überseegebiete),<br />

in Dänemark bei knapp unter<br />

20 %. Von den größeren Rübenanbauländern<br />

verzichteten lediglich<br />

Österreich, Großbritannien<br />

und die Niederlande auf die zweite<br />

Rückgabewelle und beließen es bei<br />

einem Rückgabevolumen von<br />

13,5 %.<br />

Auch die deutsche Zuckerwirtschaft<br />

beteiligte sich nachhaltig an<br />

den Rückgabeaktionen. War anfangs<br />

seitens der EU-Kommission<br />

noch angedacht, dass vor allem<br />

weniger wettbewerbsfähige Anbauregionen<br />

und Mitgliedstaaten<br />

den größten Teil der Quotenrückgabe<br />

abdecken, zeigte sich bereits<br />

nach relativ kurzer Zeit, dass die<br />

angestrebten Rückgabeziele nicht<br />

ohne Beteiligung der großen und<br />

wettbewerbsstärkeren Staaten erreicht<br />

werden konnten. Die Rückgabe<br />

traf damit also auch sogenannte<br />

Zukunftsregionen des Rübenanbaus<br />

wie das Rheinland. Zur<br />

Beteiligung gab es allerdings<br />

kaum eine Alternative. Da der Zuckerüberhang<br />

nicht wegzudiskutieren<br />

ist, wäre man so oder so mit<br />

einer Quotenrückgabe oder einer<br />

dann entschädigungslosen Schlusskürzung<br />

konfrontiert worden. Vor<br />

diesem Hintergrund war es richtig<br />

und sinnvoll, die Quoten jetzt zurückzugeben.<br />

Viele Diskussionen<br />

zeigten, dass diese Entscheidung<br />

auch geschlossen vom Berufsstand<br />

mitgetragen wurde.<br />

Die Quotenrückgabe schwankte<br />

auch innerhalb Deutschlands zwischen<br />

den Unternehmensgebieten<br />

(Grafik 2). Im Bereich der Südzucker<br />

AG und der Pfeifer & Langen<br />

KG kamen Anbauerverbände und<br />

Zuckerunternehmen überein, den<br />

Empfehlungen der EU-Kommission<br />

in vollem Umfang zu folgen.<br />

Hier wurden jeweils rund 21,5 %<br />

der Quoten zurückgegeben. Die<br />

Quotenrückgabe bei Nordzucker<br />

belief sich insgesamt auf 18,7 %<br />

Tabelle 1: Quotenrückgabe in der EU<br />

Quotenrückgabebedarf laut EU:<br />

6,0 Mio. t<br />

– Quotenrückgabe 2006/07 und 2007/08: 2,2 Mio. t<br />

– Quotenrückgabe 1. Welle <strong>2008</strong>/09: 2,65 Mio. t<br />

– Quotenrückgabe 2. Welle <strong>2008</strong>/09: 0,85 Mio. t<br />

Theoretischer Bedarf Schlusskürzung:<br />

0,3 Mio. t<br />

Foto: Peter Hensch<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 3


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A k t u e l l e s<br />

Grafik 2: Rückgabe von Zuckerquote in Deutschland<br />

(ohne Isoglukose und Inulinsirup)<br />

Pfeifer & Langen<br />

Südzucker<br />

Nordzucker<br />

Danisco<br />

16,12 %<br />

0 % 30 % 20 % 30 %<br />

18,70 %<br />

21,53 %<br />

21,30 %<br />

Grafik 3: Bisherige und neue Zuckerquotenanteile in Deutschland<br />

Bisherige Zuckerquotenanteile in Deutschland<br />

(inklusive Zusatzquote)<br />

0,6 %<br />

22,0 %<br />

33,5 %<br />

Südzucker<br />

Amino (MEF)<br />

Danisco<br />

3,6 %<br />

40,3 %<br />

Nordzucker<br />

Pfeifer & Langen<br />

21,8 %<br />

Neue Zuckerquotenanteile<br />

in Deutschland ab <strong>2008</strong>/09<br />

34,3 %<br />

3,9 %<br />

Südzucker<br />

Pfeifer & Langen<br />

40,0 %<br />

Nordzucker<br />

Danisco<br />

und bei Danisco auf 16,1 %. Die<br />

leicht unterschiedlichen Quotenrückgaben<br />

verschieben die Quotenverteilung<br />

zwischen den Zuckerunternehmen<br />

innerhalb<br />

Deutschlands aber nur unerheblich<br />

(Grafik 3). Die Unternehmen<br />

haben ihre jeweiligen Anteile in<br />

Etwa gehalten.<br />

Die Umsetzung der Quotenrückgabe<br />

wurde im Rheinland intensiv<br />

mit der Rüben anbauenden Landwirtschaft<br />

diskutiert und verlief<br />

ohne Komplikationen. In einer<br />

ersten unverbindlichen Umfrage<br />

erklärten 75 % der Landwirte, dass<br />

sie, wenn möglich, keine Quote<br />

zurückgeben wollten. Daraus resultierte,<br />

dass in der verbindlichen<br />

Umfrage zur ersten Rückgabeaktion<br />

im Herbst lediglich die Alternativen<br />

„vollständige Rückgabe“<br />

oder „Teilnahme an einer linearen<br />

Restkürzung“ angeboten wurden.<br />

4,1 % der Quote wurde über vollständige<br />

Rückgaben zurückgegeben.<br />

Daraus ergab sich für die verbleibenden<br />

Anbauer eine lineare<br />

Kürzung von 9,8 % im Rahmen<br />

der ersten Rückgabewelle. Bereits<br />

im dazugehörigen Anschreiben<br />

wurde mitgeteilt, dass im Falle einer<br />

zweiten Rückgabewelle diese<br />

linear auf die verbleibenden Anbauer<br />

umgelegt würde. Die Höhe<br />

der zweiten Rückgabewelle betrug<br />

8 % der Altquote, bestehend aus<br />

Basisliefermenge und Zusatzquote.<br />

Durch die um die vollständigen<br />

Rückgaben reduzierte Grundgesamtheit<br />

an Anbauern bedeutete<br />

dies eine Quotenkürzung für die<br />

aktiven Anbauer um weitere<br />

8,4 %. Bei beiden Quotenkürzungen<br />

wurden sowohl die Basisliefermenge<br />

als auch die Zusatzquote<br />

um den entsprechenden Prozentsatz<br />

gekürzt. Nach der linearen<br />

Verteilung ruhender Quoten<br />

auf alle Anbauer in Höhe von<br />

0,8 % bedeutete das im Endeffekt<br />

für <strong>2008</strong> eine Quotenreduzierung<br />

von 17,4 %. Die Quote in <strong>2008</strong><br />

liegt damit um knapp 4 % unter<br />

der von 2007.<br />

Q u o t e j e t z t w i e 2 0 0 5<br />

Betrachtet man die Entwicklung<br />

der rheinischen Zuckerquote über<br />

die vergangenen Jahre hinweg, so<br />

fällt auf, dass das jetzige Niveau<br />

bereits im letzten Jahr vor der Zuckermarktreform<br />

Realität war<br />

(Grafik 4). Insbesondere durch<br />

den vorherigen Zukauf der Zusatzquote<br />

konnte ein stärkeres<br />

Durchschlagen der Quotenrückgaben<br />

verhindert werden. Die rheinische<br />

Quote <strong>2008</strong> liegt lediglich<br />

1,3 % unter der deklassierten Quote<br />

von 2005/06. Da auch in den<br />

Folgejahren hohe Marktrücknahmen<br />

Realität waren, hatten alle Beteiligten<br />

rund um und in der rheinischen<br />

Zuckerwirtschaft mehrere<br />

Jahre Zeit, sich auf die neue Situation<br />

einzustellen, auch wenn man<br />

lange gehofft hatte, an Quoteneinschnitten<br />

vorbeizukommen. Die<br />

Leistungen der Zuckerwirtschaft respektieren!<br />

Bernhard Conzen<br />

Die Beteiligung der deutschen und<br />

rheinischen Zuckerwirtschaft an<br />

der freiwilligen Quotenrückgabe ist<br />

niemandem leicht gefallen, war<br />

aber angesichts der bestehenden<br />

Mengenüberschüsse ein unvermeidbarer<br />

Schritt. Die notwendige<br />

Größenordnung des Rückgabevolumens<br />

konnte nur durch die Beteiligung<br />

der Mitgliedstaaten mit<br />

hoher Quotenausstattung erreicht<br />

werden. Auch im Rheinland wurden<br />

insgesamt 21,5 % der Quote<br />

zurückgegeben. Durch den vorherigen<br />

Zukauf der Zusatzquote konnten<br />

die Auswirkungen aber deutlich<br />

abgefedert werden. Die jetzige<br />

Rückgabe mit angemessenen Entschädigungszahlungen<br />

ist ökonomisch<br />

für die Rüben anbauenden<br />

Betriebe ohne Zweifel die bessere<br />

Alternative als eine entschädigungslose<br />

Schlusskürzung 2010.<br />

Mit dieser Quotenrückgabe aber<br />

sollte auch ein Schlussstrich gezogen<br />

werden können unter die zermürbenden<br />

Unsicherheiten um<br />

die Quotenausstattung und damit<br />

die Anbauplanung in den Folgejahren.<br />

Planungssicherheit ist unter<br />

den schwierigeren wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen des<br />

Rübenanbaus eine wesentliche<br />

Größe.<br />

Die EU-Kommission sollte die<br />

Leistungen, die vom Zuckersektor<br />

zum Erreichen eines ausgeglichenen<br />

EU-Zuckerhaushalts erbracht<br />

wurden, respektieren und durch<br />

Einhalten von Zusagen über die<br />

Höhe von Importen honorieren.<br />

Immer weitere Importzugeständnisse<br />

an Drittstaaten auf WTO-<br />

Ebene oder im Rahmen von Freihandelsabkommen<br />

werden allmählich<br />

zu einer existenziellen<br />

Gefahr für die gesamte europäische<br />

Zuckerwirtschaft. Daran<br />

kann keinem gelegen sein. Die hohen<br />

Umwelt- und Sozialstandards<br />

der europäischen Zucker- und Rübenerzeugung<br />

sind politischer<br />

und gesellschaftlicher Wille in<br />

Europa. Daher muss Europa auch<br />

bereit sein, diese Standards durch<br />

einen ausreichenden Außenschutz<br />

für Zucker zu verteidigen.<br />

Die Rübenanbauerverbände auf<br />

nationaler Ebene und die CIBE als<br />

deren europäischer Dachverband<br />

werden nicht aufhören, die EU-<br />

Kommission an ihre Zusagen im<br />

Rahmen der Zuckermarktreform<br />

und an ihre Verpflichtungen den<br />

europäischen Verbrauchern gegenüber<br />

zu erinnern.<br />

Bernhard Co n z e n<br />

Vorsitzender des Rheinischen<br />

Rübenbauer-Verbandes e.V.<br />

4 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A k t u e l l e s<br />

jetzige Rückgabe fand aber bei<br />

den Rübenanbauern breite Unterstützung.<br />

Zählt man den Vertragsanbau<br />

von Industrierüben noch<br />

zur Vertragsliefermenge im Rahmen<br />

der Quote hinzu, so liegt das<br />

kontraktierte Zuckervolumen in<br />

<strong>2008</strong> sogar über dem von 2005.<br />

F i n a l e S c h l u s s k ü r z u n g<br />

n ö t i g ?<br />

Grafik 4: Entwicklung der rheinischen Quote seit 2005 (berücksichtigt: Zusatzquote,<br />

Deklassierung, Marktrücknahme und Quotenrückgabe)<br />

500 000<br />

400 000<br />

300 000<br />

200 000<br />

100 000<br />

0<br />

Eine wichtige Frage lautet nun, ob<br />

es nach den erfolgten Quotenrückgaben<br />

noch zu einer finalen<br />

Schlusskürzung kommt. Folgt<br />

man den Kalkulationen der EU, so<br />

stünde noch ein Kürzungsvolumen<br />

von rund 0,3 Mio. t zur Verteilung<br />

gemäß des EU-Aufteilungsschlüssels<br />

an. Ob es zu einer<br />

solchen überhaupt kommt und<br />

wenn ja, in welcher genauen Höhe,<br />

wird voraussichtlich erst im<br />

Frühjahr 2010 in Brüssel entschieden.<br />

Nach derzeitigem Stand<br />

könnte sie für Deutschland bei<br />

knapp 3 % liegen, wobei die bisherigen<br />

Rückgaben zu einer geringen<br />

Differenzierung zwischen den<br />

Zuckerunternehmen führen<br />

könnten.<br />

Wesentlicher wird die Frage sein,<br />

wie sich ein möglicher Abschluss<br />

der WTO-Verhandlungen auf die<br />

Zucker-Importmengen und damit<br />

Rheinische Quote in t WW<br />

2005/06 2006/07 2007/08 <strong>2008</strong>/09<br />

auf den EU-Zuckerhaushalt auswirkt.<br />

Es wäre nicht zu akzeptieren,<br />

dass die gewaltigen Anstrengungen,<br />

die der Zuckersektor in<br />

den vergangenen Jahren unternommen<br />

hat, durch einen überzogenen<br />

WTO-Abschluss untergraben<br />

werden. Die EU hat für die<br />

Laufzeit der Zuckermarktordnung<br />

ein Importvolumen von etwa<br />

4 Mio. t Zucker pro Jahr veranschlagt.<br />

Auf dieser Annahme beruhen<br />

die Kalkulationen zu einem<br />

ausgeglichenen EU-Zuckerhaushalt<br />

und darauf basierten auch die<br />

Annahmen zum notwendigen<br />

Maß der Quotenrückgabe. Weitere<br />

Importmengen würden zu neuen<br />

Überschüssen und damit verbunden<br />

zu einem weiteren Preisdruck<br />

führen. Das kann nicht im Interesse<br />

der EU-Agrarpolitik sein,<br />

wenn man einen gesunden und<br />

wettbewerbsfähigen europäischen<br />

Zuckersektor erhalten will, der<br />

den hohen Ansprüchen an eine<br />

umweltverträgliche Produktion<br />

gerecht wird. Es gibt daher keine<br />

Alternative zur Aufrechterhaltung<br />

eines ausreichenden Außenschutzes<br />

für Zucker in Europa.<br />

Dr. Peter K a s t e n<br />

Rheinischer Rübenbauer-Verband<br />

Zuckerquoten wegen WTO unter massivem Druck<br />

Der europäischen Zuckerwirtschaft<br />

drohen wegen der Agrarverhandlungen<br />

in der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) weitere Quotenkürzungen.<br />

Wenn die derzeit in<br />

Genf diskutierten Regeln angenommen<br />

würden, müsste die Europäische<br />

Union ihre zollfreien<br />

Importkontingente für Zucker um<br />

rund 40 % ausweiten. Nach Darstellung<br />

eines Experten wäre die<br />

Gemeinschaft gezwungen, ein<br />

neues zollfreies Importkontingent<br />

in der Größenordnung von 3 bis<br />

6 % des Binnenverbrauchs zu eröffnen.<br />

Abhängig von der unterstellten<br />

Verbrauchsmenge müssten<br />

die EU-Zuckerquoten damit<br />

um weitere 470 000 t bis<br />

900 000 t gekürzt werden – zusätzlich<br />

zu der im Rahmen der Reform<br />

angestrebten Quotenrückgabe<br />

von 6 Mio. t. EU-Agrarkommissarin<br />

Mariann Fischer Boel<br />

räumte ein, dass der Zuckersektor<br />

am stärksten von den WTO-Agrarberatungen<br />

betroffen sei. Sie werde<br />

jedoch alle in der EU-Marktordnung<br />

enthaltenen Instrumente<br />

nutzen, um die europäische Zuckerwirtschaft<br />

auf die veränderten<br />

Rahmenbedingungen einzustellen,<br />

womit sie offensichtlich einen<br />

weiteren Quotenschnitt meinte.<br />

Das, was in der WTO vereinbart<br />

werde, dürfe nicht über das hinausgehen,<br />

was mit der Reform<br />

der Zuckermarktordnung beschlossen<br />

worden sei, stellte der<br />

Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen<br />

Vereinigung Zucker<br />

(WVZ), Dr. Dieter Langendorf,<br />

klar.<br />

Die genauen Auswirkungen eines<br />

WTO-Kompromisses auf den europäischen<br />

Zuckersektor hängen<br />

im Wesentlichen davon ab, ob die<br />

besondere Schutzklausel gerettet<br />

werden kann und wie mit den<br />

Produkten umgegangen wird,<br />

die – wie sehr wahrscheinlich<br />

Zucker – als sensibel eingestuft<br />

werden. Die unveränderte Beibehaltung<br />

der Schutzklausel, die den<br />

WTO-Ländern bei einem sprunghaften<br />

Anstieg der Importmengen<br />

oder einem Preisverfall die Erhebung<br />

von zusätzlichen Schutzzöllen<br />

gestattet, scheint beim derzeitigen<br />

Verhandlungsstand illusorisch.<br />

Nach Einschätzung von<br />

Handelsexperten wird die EU die<br />

Klausel künftig wohl nur zeitweise<br />

in Anspruch nehmen dürfen. Der<br />

Umfang des zollfreien Importkontingents,<br />

das für sensible Produkte<br />

eingeführt werden muss, hängt<br />

wiederum davon ab, wie stark der<br />

Zollschutz außerhalb des Kontingents<br />

gesenkt wird. Je geringer die<br />

Zollkürzungen sind, umso größer<br />

fällt das Importkontingent aus.<br />

Damit wird der europäische Zuckersektor<br />

von zwei Seiten in die<br />

Enge getrieben. Die vom Vorsitzenden<br />

des WTO-Landwirtschaftsausschusses,<br />

Crawford Falconer,<br />

vorgeschlagenen Kürzungssätze<br />

von 66 bis 73 % für die Spitzenzollsätze<br />

sind für die europäischen<br />

Zuckererzeuger trotz der Reform<br />

nicht verkraftbar. Auf Weißzucker<br />

erhebt die EU derzeit einen Basiszoll<br />

von 419 €/t und im Rahmen<br />

der besonderen Schutzklausel einen<br />

Zusatzzoll, der abhängig vom<br />

Weltmarktpreis 100 bis 120 €/t beträgt.<br />

Nach Einschätzung von Experten<br />

benötigt der europäische<br />

Zuckersektor einen Zollschutz von<br />

mindestens 260 €/t. Wenn Zucker<br />

nicht als sensibel eingestuft wird,<br />

droht damit ein Preisverfall, ansonsten<br />

ein Mengendruck.<br />

Derweil gerät der Zeitplan in den<br />

WTO-Verhandlungen erneut unter<br />

Druck. Fischer Boel machte deutlich,<br />

dass, abgesehen von den erneut<br />

offenen Fragen bei den sensiblen<br />

Produkten, noch der Umgang<br />

mit tropischen Produkten<br />

strittig sei. Etliche Entwicklungsländer<br />

drängen darauf, Rohrzucker<br />

als tropisches Produkt einzustufen,<br />

für das die Industrieländer<br />

gezwungen wären, ihren Marktzugang<br />

schneller zu verbessern als<br />

für die übrigen Erzeugnisse. Zugleich<br />

machte die Kommissarin<br />

deutlich, dass die EU ein großes<br />

Interesse habe, noch in diesem<br />

Jahr die Verhandlungen abzuschließen.<br />

Dadurch könnte die<br />

Agrarreform für die gemeinsame<br />

Landwirtschaftspolitik nach 2013<br />

gründlich vorbereitet werden.<br />

AgE<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 5


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />

Rübe im Wettbewerb angekommen<br />

Getreide und Raps können durch Preisschwankungen zu Konkurrenten werden – Rübe bleibt Konstante<br />

Foto: Peter Hensch<br />

Die Umstrukturierung der Zuckerwirtschaft<br />

fällt zusammen mit<br />

einem grundlegenden Wandel der<br />

Agrarmärkte. Mit einer ungeahnten<br />

Geschwindigkeit ist die Landwirtschaft<br />

in den freien Markt entlassen<br />

worden, der gekennzeichnet<br />

ist durch weltweit steigenden<br />

Bedarf an Agrarrohstoffen zur<br />

Nahrungsmittel-, Futtermittelund<br />

Energieproduktion. Die weltweit<br />

knappen Weltgetreidevorräte,<br />

die steigende Nachfrage und der<br />

schier unersättliche Energiebedarf<br />

sorgen für anhaltend höhere Kurse<br />

für Getreide und Ölsaaten im<br />

Vergleich zu früheren Jahren. Spekulative<br />

Kapitalbewegungen auch<br />

aus landwirtschaftsfremden Branchen<br />

bedingen Preisunsicherheiten,<br />

die es gilt, im landwirtschaftlichen<br />

Unternehmen einzukalkulieren.<br />

Entgegen dieser Grundstimmung<br />

für Getreide und Ölsaaten<br />

sind die Marktaussichten für Zucker<br />

eher gedämpft. Hohe Weltzuckerbestände<br />

mit fast 55 % der<br />

Weltjahresproduktion und stark<br />

ansteigende Produktionskapazitäten<br />

in Asien halten den Preis für<br />

Zucker am Weltmarkt unter<br />

Druck. Die Gestaltung der Zuckermarktpolitik<br />

und die langfristige<br />

Nachfrage nach Bioethanol wird in<br />

Abhängigkeit vom Rohölpreis<br />

maßgeblich Einfluss auch auf die<br />

Zuckerproduktion in der EU haben.<br />

Durch die veränderten Preise der<br />

Konkurrenzfrüchte ist auch die<br />

Zuckerrübe im Wettbewerb angekommen.<br />

Aus der rein betrieblichen<br />

Sicht eines landwirtschaftlichen<br />

Unternehmens gilt es, unter<br />

Berücksichtigung der knappen<br />

Faktoren Arbeit, Kapital und Fläche,<br />

den optimalen Gewinn zu<br />

realisieren. Eine gute Entscheidungsgröße<br />

ist hierbei die Direktund<br />

Arbeitserledigungskosten<br />

freie Leistung (DAL), die auch kulturspezifische<br />

Unterschiede in<br />

den Direktkosten und den Kosten<br />

der Arbeitserledigung wie Lohn,<br />

Lohnansatz und Maschinenkosten<br />

in die Entscheidung einbezieht.<br />

Die entkoppelte Betriebsprämie<br />

kann unberücksichtigt bleiben, da<br />

sie nicht die Vorzüglichkeit einer<br />

Kultur beeinflusst, sondern nur<br />

Einfluss auf die Gesamtliquidität<br />

des Betriebes hat.<br />

B l e i b t d i e Z u c k e r r ü b e<br />

k o n k u r r e n z f ä h i g ?<br />

Bei einem Zuckerrübenertrag von<br />

650 dt/ha und einem kalkulierten<br />

Preis inklusive Mehrwertsteuer<br />

von 3,50 €/dt unter Berücksichtigung<br />

aller Zuschläge wie beispielsweise<br />

Zuckergehalt, Qualität oder<br />

Schnitzelvergütung ergibt sich eine<br />

DAL von 740 €/ha mit einer<br />

einzelbetrieblichen Streuung von<br />

580 bis 900 €/ha (Tabelle). Ertrags-<br />

und Erlösunterschiede (Grafik<br />

1) bedingen eine weitere Differenzierung.<br />

Diese Betrachtung<br />

macht deutlich, dass jede Modell-<br />

Grafik 1: DAL bei verschiedenen Rübenerträgen und -preisen<br />

Grafik 2: DAL von Winterraps im Vergleich zu Rüben mit 650 dt/ha Ertrag<br />

DAL frei Leistung (€/ha)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Zuckerrübe<br />

500 550 600 650 700 750 800<br />

Ertrag (dt/ha)<br />

DAL: Direkt- und Arbeitserledigungskosten freie Leistung<br />

3,7 €/dt<br />

3,5 €/dt<br />

3,3 €/dt<br />

DAL freie Leistung (€/ha)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Winterrraps<br />

48 €/dt<br />

650 dt/ha, 3,5 €/dt<br />

44 €/dt<br />

38 €/dt<br />

34 36 38 40 42<br />

Ertrag (dt/ha)<br />

DAL: Direkt- und Arbeitserledigungskosten freie Leistung<br />

6 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />

kalkulation zur Beurteilung der<br />

Wirtschaftlichkeit des Zuckerrübenanbaus<br />

den Blick auf die einzelbetriebliche<br />

Realität nicht ersetzen<br />

kann.<br />

Bringt man die DAL verschiedener<br />

Konkurrenzfrüchte miteinander<br />

in Beziehung, so lässt sich ein<br />

Gleichgewichtspreis ableiten. Unter<br />

den obigen Annahmen (650<br />

dt/ha, 3,50 €/dt inklusive MwSt.)<br />

bleibt die Zuckerrübe gegenüber<br />

Raps auch bei Preisen um 45 €/dt<br />

inklusive MwSt. als Blattfrucht<br />

und gegenüber Getreide bis<br />

23 €/dt inklusive MwSt. konkurrenzfähig<br />

(Grafik 2 und 3). Bei<br />

dauerhaft höheren Raps- und Getreidepreisen<br />

kommt die Zuckerrübe<br />

jedoch zunehmend unter<br />

Druck. Da Marktexperten mittelfristige<br />

Preise für Getreide um 20<br />

€/dt und für Ölsaaten um 40 €/dt<br />

voraussehen, hat die Zuckerrübe<br />

ihren Sonderstatus als Cashcow<br />

der Fruchtfolge endgültig eingebüßt.<br />

Insbesondere um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Ethanol- und<br />

Industrierübenanbaus mit Preisen<br />

eher um 3 €/dt inklusive MwSt. ist<br />

es schlechter gestellt, denn Getreideerträge<br />

unter 70 dt/ha liefern<br />

den gleichen Einkommensbeitrag.<br />

Es verwundert daher nicht, wenn<br />

viele Landwirte lieber Getreide<br />

und Raps anbauen würden, als in<br />

manchen Rübenanbaugebieten<br />

mehrjährige geltende Lieferverträge<br />

zu erfüllen. Weiche Faktoren,<br />

wie Mehrerträge der Folgekulturen,<br />

Einsparungen bei der Bodenbearbeitung<br />

oder die Verhinderung<br />

von Flächenteilungen verbessern<br />

die Wirtschaftlichkeit des Anbaus<br />

und sind daher in die einzelbetriebliche<br />

Entscheidung einzubeziehen.<br />

A u f w e l c h e n S t a n d o r t e n<br />

b l e i b t d i e R ü b e ?<br />

Die langfristige Markteinschätzung<br />

für Getreide und Ölsaaten ist<br />

ausschlaggebend für die Stellung<br />

der Zuckerrübe in der Fruchtfolge.<br />

Wird das obige Preisniveau für<br />

Getreide und Raps dauerhaft überschritten,<br />

so bleibt die Zuckerrübe<br />

nur noch auf sehr ertragreichen<br />

und fabriknahen Standorten anbauwürdig,<br />

wenn die Zuckerrübe<br />

nicht im Rückenwind des Getreide-<br />

und Ölmarktes im Preis nachzieht.<br />

Starke Preisschwankungen<br />

bei Getreide und Raps stabilisieren<br />

hingegen den Zuckerrübenanbau,<br />

da unter solchen Umständen<br />

das Produktionsrisiko einzelbetrieblich<br />

breiter gestreut werden<br />

muss. Der durch die neue Zuckermarktordnung<br />

bis 2015 garantierte<br />

Mindestpreis wirkt dann auf niedrigem<br />

Niveau stabilisierend.<br />

Die Produktion von Zuckerrüben<br />

gilt es, unter allen Umständen zu<br />

optimieren, um gegenüber anderen<br />

Konkurrenzfrüchten wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben (Grafik 4).<br />

Es gilt einen Dreisprung aus:<br />

● Ertragssicherheit,<br />

● Ertragssteigerung<br />

● und Senkung der Produktionskosten<br />

zu erzielen.<br />

Kostenstruktur des Zuckerrübenanbaus<br />

Ertrag, dt/ha 650<br />

Preis inklusive MwSt., €/dt* 3,5<br />

Umsatz, €/ha 2 275<br />

Saatgut, €/ha 270 +/– 25 €<br />

Dünger, €/ha 200 +/– 25 €<br />

Pflanzenschutz, €/ha 240 +/– 25 €<br />

Hagelversicherung, Strom etc., €/ha 45 +/– 5 €<br />

Lohnkosten, €/ha 200 +/– 25 €<br />

Maschinenkosten, €/ha 580 +/– 60 €<br />

Direkt- und Arbeitserledigungskosten<br />

740 580 bis 900 €<br />

freie Leistung, €/ha<br />

* Preis inklusive aller Zuschläge, wie Zuckergehalt, Qualität, Schnitzelvergütung<br />

Hier sind die Landwirte, die Beratung,<br />

die Verbände und die Zuckerindustrie<br />

gefordert. Es steht<br />

mehr auf dem Spiel, als sich für<br />

den Anbau von Weizen oder Gerste<br />

zu entscheiden, denn mit dem<br />

Ausstieg oder der Einschränkung<br />

des Zuckerrübenanbaus entzieht<br />

man der Zuckerfabrik die Rohstoffbasis.<br />

Fabrikschließungen<br />

sind endgültig und gehen letztendlich<br />

einher mit steigenden<br />

Transportkosten oder sogar mit<br />

dem Wegfall einer Produktionsalternative<br />

für die Landwirtschaft.<br />

Mittelfristig wird sich die Zuckerrübe<br />

von der durchschnittlichen<br />

Preisentwicklung der Konkurrenzfrüchte<br />

nicht abkoppeln können.<br />

Brauchte in der Vergangenheit die<br />

Zuckerrübe aus Sicht der Fruchtfolgegestaltung<br />

den Getreideanbau,<br />

auch wenn damit kein Unternehmergewinn<br />

realisiert werden<br />

konnte, so stehen aktuell mit Raps<br />

und Mais alternative Blattfrüchte<br />

zur Verfügung, die voll an den<br />

Preissteigerungen partizipieren.<br />

Nach dem Motto „Konkurrenz belebt<br />

das Geschäft“ gilt es, den Zuckerrübenanbau<br />

zukunftsfähig<br />

weiterzuentwickeln. Die guten klimatischen<br />

Voraussetzungen im<br />

Rheinland, die Kenntnisse und die<br />

langjährigen Erfahrungen der<br />

Landwirte, die funktionierenden<br />

Strukturen im Transport und in<br />

der Verarbeitung und der unersättliche<br />

Energiebedarf sind nur einige<br />

Voraussetzungen, die es gilt, zu<br />

nutzen und zielorientiert einzusetzen.<br />

Dr. Harald L o p o t z<br />

Landwirtschaftskammer NRW<br />

Grafik 3: DAL bei Winterweizen im Vergleich zu Rüben mit 650 dt/ha Ertrag<br />

Grafik 4: DAL bei Winterweizen im Vergleich zu Rüben mit 750 dt/ha Ertrag<br />

1400<br />

1200<br />

Winterweizen<br />

25 €/dt<br />

23 €/dt<br />

1400<br />

1200<br />

Winterweizen<br />

25 €/dt<br />

23 €/dt<br />

DAL freie Leistung (€/ha)<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

650 dt/ha, 3,5 €/dt<br />

21 €/dt<br />

19 €/dt<br />

DAL freie Leistung (€/ha)<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

750 dt/ha, 3,5 €/dt<br />

21 €/dt<br />

19 €/dt<br />

200<br />

70 75 80 85 90 95<br />

Ertrag (dt/ha)<br />

DAL: Direkt- und Arbeitserledigungskosten freie Leistung<br />

200<br />

70 75 80 85 90 95<br />

Ertrag (dt/ha)<br />

DAL: Direkt- und Arbeitserledigungskosten freie Leistung<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 7


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />

Kein Buch mit sieben Siegeln<br />

Was steht in der Rübenabrechnung im Detail?<br />

Rübenabrechnung – warum einfach,<br />

wenn es auch kompliziert<br />

geht? So oder so ähnlich äußern<br />

Landwirte sich immer wieder,<br />

wenn im Laufe der Kampagne die<br />

Gutschriftanzeigen und Rübenabrechnungen<br />

verschickt werden.<br />

Sie beklagen, dass das System der<br />

Rübenabrechnung mit den vielen<br />

Mitteilungen immer schwieriger<br />

und undurchsichtiger werde. Dabei<br />

wird an der ein oder anderen<br />

Stelle sogar vermutet, dass dies absichtlich<br />

geschieht, damit die<br />

Landwirte die Abrechnung nicht<br />

mehr nachvollziehen können. Dieser<br />

Vorwurf trifft mit Sicherheit<br />

nicht zu. Der Aufbau und die Vielzahl<br />

der versandten Dokumente<br />

sind zum größten Teil bestimmt<br />

durch die formalen Anforderungen<br />

an eine Abrechnung per Gutschriftverfahren.<br />

Vom Grundsatz her gibt es zwei<br />

unterschiedliche Möglichkeiten,<br />

die Abrechnung der gelieferten<br />

Rüben abzuwickeln.<br />

R e c h n u n g s s t e l l u n g d u r c h<br />

d i e L a n d w i r t s c h a f t<br />

Im Normalfall erstellt ein Unternehmer,<br />

nachdem er Ware geliefert<br />

oder eine Dienstleistung erbracht<br />

hat, eine Rechnung an den<br />

Warenempfänger. Diese ist dann<br />

vom Warenempfänger zu prüfen<br />

und bei Richtigkeit entsprechend<br />

der Zahlungsvereinbarungen zu<br />

begleichen. Für diese Form der<br />

Abrechnung gibt es gewisse formale<br />

Grundsätze, die deutlich geringer<br />

ausfallen als bei der zweiten<br />

Möglichkeit, Rübenlieferungen<br />

abzurechnen.<br />

G u t s c h r i f t e r s t e l l u n g d u r c h<br />

d e n W a r e n e m p f ä n g e r<br />

Bei dieser Form der Abrechnung<br />

stellt nicht der Landwirt selbst die<br />

Rechnung, sondern der Warenempfänger,<br />

hier die Zuckerfabrik.<br />

Diese schickt in Form einer Gutschrift<br />

quasi im Auftrag des liefernden<br />

Landwirtes eine Rechnung<br />

an sich selber. Hierfür gibt<br />

es eine Reihe von formalen Vorschriften,<br />

die alle zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Als Erstes muss für die gelieferte<br />

Ware eine Gutschriftanzeige erstellt<br />

werden. Dabei werden für alle<br />

gelieferten Rüben die bis zu diesem<br />

Zeitpunkt bekannten Preise<br />

abgerechnet. Einfach ist dies für<br />

die Grundpreise der Quotenrüben,<br />

da diese bis 2014 schon festgesetzt<br />

sind. Schwieriger wird es bei der<br />

Schnitzelvergütung und den Preisen<br />

für Überschussrüben, da diese<br />

erst nach der Kampagne endgültig<br />

festgelegt werden. Daher wird in<br />

der Gutschriftanzeige nur mit vorläufigen<br />

Werten gerechnet. Ebenfalls<br />

abgerechnet werden die bei<br />

der Erstellung bekannten Prämien<br />

für Früh- und Spätlieferung. Andere<br />

Prämien, wie Qualität und<br />

Bonus/Malus Erde können während<br />

der Kampagne keine Berücksichtigung<br />

finden, da sie erst nach<br />

Ablauf der Kampagne anhand von<br />

einzelbetrieblichen Vergleichen<br />

mit den Durchschnittswerten der<br />

Fabrik ermittelt werden.<br />

Die Gutschriftanzeigen erhalten<br />

die Betriebe während der Kampagne<br />

monatlich. Nach Erhalt hat<br />

der Betrieb die Möglichkeit, der<br />

Gutschriftanzeige zu widersprechen.<br />

Geschieht dies nicht, so<br />

wird die ausgestellte Gutschriftanzeige<br />

wirksam.<br />

Beispiel:<br />

Produktionsabgabe in<br />

Höhe von 0,98 €/t bei<br />

16 % Zuckergehalt berücksichtigt<br />

Gemäß Zusatzvereinbarung<br />

am<br />

Kampagneende<br />

Beträge werden an<br />

den Maschinenring<br />

bezahlt<br />

Zeitlieferprämie gemäß<br />

Regelung in der<br />

Branchenvereinbarung<br />

Verbandsbeitrag<br />

wird an den Rübenbauer-Verband<br />

weitergeleitet.<br />

Produktionsabgabe in<br />

Höhe von 0,85 €/t bei<br />

16 % Zuckergehalt<br />

berücksichtigt<br />

Die Gegenrechnung<br />

erfolgt auch ohne Spätlieferung<br />

Gebühr für die Bereitstellung<br />

der Zusatzquote<br />

Gesamtforderung aus<br />

Rübenlieferungen<br />

Es werden nur Transporte<br />

im Rahmen der Nachbarschaftshilfe<br />

über die Gutschrift<br />

abgerechnet. Gewerbliche<br />

Transporte<br />

werden sofort mit dem<br />

vollen Steuersatz über<br />

den Frachtführer abgerechnet.<br />

Wird an die BLE<br />

abgeführt<br />

Veränderung zum letzten<br />

Beleg, Betrag wird<br />

nicht überwiesen.<br />

Wenn man von der Gesamtforderung aus Rübenlieferungen, zum Beispiel 40 658,05 €, die bereits erhaltenen Akonto-Zahlungen und die Warenrechnungen zum Beispiel für Saatgut, Schnitzel<br />

und Kalk abrechnet, erhält man den Betrag der augenblicklichen Restforderung.<br />

Die Gutschrift ist ein reiner Buchungsbeleg. Nach Eingang dieses Dokumentes erfolgt keine Zahlung.<br />

8 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

B e t r i e b s w i r t s c h a f t<br />

Zu den in der Branchenvereinbarung<br />

festgesetzten Terminen erhält<br />

der Betrieb, sofern Rüben geliefert<br />

wurden, eine Abrechnung.<br />

Die erste Abrechnung innerhalb<br />

des jeweiligen Zuckerwirtschaftsjahres<br />

erfolgt im November als<br />

Akontozahlung auf alle bis zum<br />

31. Oktober gelieferten Rüben. Die<br />

Beträge dieser Akontozahlung<br />

stimmen nicht überein mit der<br />

Gutschriftanzeige zum 31. Oktober,<br />

da in der Akontozahlung ein<br />

Betrag von 9,63 €/t reine Rüben<br />

ausgezahlt wird. In der Gutschriftanzeige<br />

jedoch ist der Gesamtbetrag<br />

der Rüben inklusive einer<br />

vorläufigen Schnitzelvergütung<br />

enthalten. Bei der ersten Ratenzahlung<br />

im Dezember wird dann<br />

für alle bis zum 30. November gelieferten<br />

Rüben ein Betrag von<br />

16,3 €/t reine Rüben ausgezahlt,<br />

dabei wird jedoch gegengerechnet,<br />

was bei der Akontozahlung bereits<br />

überwiesen wurde. Vom Grundsatz<br />

beinhalten alle Abrechnungen<br />

die vom Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres<br />

an den Betrieb<br />

Foto: Peter Hensch<br />

zu zahlenden Gelder. Überwiesen<br />

wird in der jeweiligen Abrechnung<br />

immer der Differenzbetrag<br />

zwischen Gesamtzahlung und der<br />

bisher gezahlten Beträge.<br />

Eine häufig gestellte Frage bezieht<br />

sich darauf, was man mit der Gutschriftanzeige<br />

überhaupt machen<br />

soll? Sie ist der Buchungsbeleg für<br />

buchführende Betriebe. Optierende<br />

Betriebe müssen zusätzlich<br />

entsprechend ihrer Meldefrist<br />

für die Umsatzsteuer die in<br />

der Gutschriftanzeige<br />

ausgewiesene Umsatzsteuer<br />

beim Finanzamt<br />

anmelden.<br />

Die Beträge der<br />

Gutschriftanzeige<br />

haben also in<br />

erster Linie wenig<br />

mit den zu<br />

den verschiedenen<br />

Zeitpunkten<br />

auszuzahlenden<br />

Beträgen<br />

zu tun. Hierüber<br />

informiert<br />

die Abrechnung.<br />

Am Ende des Zuckerwirtschaftsjahres<br />

sollten dann alle Beträge,<br />

die in der Gutschriftanzeige<br />

dargestellt sind, auch ausbezahlt<br />

werden. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen,<br />

dass die Zahlbeträge<br />

über die Abrechnung von Saatgut,<br />

Schnitzel, Carbokalk und<br />

sonstiger Leistungen vermindert<br />

sein können.<br />

Wichtig ist, dass Gutschriften und<br />

Rübengeldraten voneinander getrennt<br />

betrachtet werden müssen.<br />

Das Guthaben aus versendeten<br />

Gutschriften wird nicht ausgezahlt.<br />

Nur die Guthaben aus ver-<br />

Beispiel:<br />

Wenn Sie die Buchführung<br />

nicht selber<br />

durchführen, sollten<br />

Sie sämtliche Belege,<br />

wie Lastschriften,<br />

Rübengeldraten<br />

und auch Warenrechnungen,<br />

an die<br />

Buchstelle oder den<br />

Steuerberater weiterleiten.<br />

Wurde an den Maschinenring<br />

überwiesen.<br />

Über diesen Betrag sollte<br />

Ihnen vom Maschinenring<br />

eine Rechnung<br />

vorliegen.<br />

Ist bei der Endrechnung (April Folgejahr)<br />

identisch mit dem Betrag der Gutschrift.<br />

Dieser Betrag wird überwiesen,<br />

sofern keine<br />

fälligen Warenbezüge<br />

verrechnet werden.<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 9


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

Ende Juli/Anfang August und für<br />

die Ausbreitung ungünstige Witterungsbedingungen<br />

in den Folgemonaten<br />

die Befallsausbreitung<br />

stark reduzierten.<br />

Befallsjahre mit hohen Ertragseffekten<br />

bei Fungiziden von im Extremfall<br />

bis zu 25 bis 30 % bereinigter<br />

Zuckerertrag waren die Jahre<br />

2003 oder 2007. Im Jahr 2003<br />

entwickelte sich nach relativ frühem<br />

Befallsbeginn Mitte Juli trotz<br />

Jahrhundertsommer mit extremer<br />

Trockenheit und oftmals vollständigem<br />

Blattverlust während der<br />

Hitzephase im Herbst ein extremer<br />

Befall.<br />

Ungewöhnlich früh war der Befallsbeginn<br />

2007. Schon zum Mosendeten<br />

Rübengeldraten werden<br />

ausgezahlt.<br />

Mit jeder Gutschrift wird das Gesamtguthaben<br />

neu ermittelt. Dieses<br />

Gesamtguthaben steht unterhalb<br />

der Gutschrift in der Zeile,<br />

die mit der Bezeichnung „Gutschrift“<br />

angezeigt wird. In der darauffolgenden<br />

Zeile mit der Bezeichnung<br />

„abzüglich letzte Gutschrift“<br />

(gefolgt von der letzten Belegnummer)<br />

wird einfach das Guthaben<br />

aus der letzten Gutschrift<br />

abgezogen. Dieser Betrag ist bisher<br />

nicht überwiesen worden! In<br />

der letzten Zeile unterhalb der<br />

Gutschrift, die mit der Bezeichnung<br />

„Gutschrift lfd. Monat“ angezeigt<br />

wird, ist lediglich die Veränderung<br />

zum Vormonat dargestellt.<br />

Dieser Betrag (Gutschrift<br />

lfd. Monat) wird nicht ausgezahlt,<br />

wie einige glauben.<br />

Hubert O f f e r<br />

Dr. Helmut E s s e r<br />

Pfeifer & Langen<br />

Köln<br />

Häufige Fragen rund um die Rübenabrechnung<br />

Warum stimmt die Menge Entgelt<br />

Fracht nicht mit der Gesamtrübenmenge<br />

überein, wenn alle<br />

Rüben organisiert angeliefert<br />

wurden?<br />

Es werden nur die Transporte im<br />

Rahmen der Nachbarschaftshilfe<br />

über die Rübenabrechnung gutgeschrieben.<br />

Gewerbliche Transporte<br />

werden von der Fabrik sofort<br />

mit dem gewerblichen<br />

Frachtführer abgerechnet.<br />

Warum erhalte ich die Gegenrechnung<br />

Spätlieferprämie belastet,<br />

obwohl ich nicht mehr spät geliefert<br />

und keine Spätlieferprämie<br />

gutgeschrieben bekommen habe?<br />

Die Gegenrechnung der Spätlieferprämie<br />

ist eine Preisminderung<br />

bei den Überschussrüben<br />

und wird auf alle gelieferten<br />

Überschussrüben umgerechnet.<br />

Die Handhabung erfolgt wie ursprünglich<br />

bei den C-Rüben.<br />

Warum ist der Vertragsrübenpreis<br />

in der letzten Gutschrift geringer?<br />

Unterjährig sind wir mit einer<br />

Produktionsabgabe in Höhe von<br />

0,85 €/t bei 16 % Zuckergehalt in<br />

die Berechnung gegangen. Endgültig<br />

wurde Anfang <strong>2008</strong> die<br />

Produktionsabgabe auf 0,98 festgesetzt<br />

und somit wurde der Vertragsrübenpreis<br />

um 0,13 €/t bei<br />

16 % Zuckergehalt verringert.<br />

Ist es richtig, dass auf „Verzinsung<br />

Zusatzquote“ Mehrwertsteuer<br />

gerechnet wird? Zinsen<br />

sind eigentlich von der Umsatzbesteuerung<br />

ausgeschlossen.<br />

Bei dieser Belastung handelt es<br />

sich um eine Gebühr für das<br />

Zurverfügungstellen der Zusatzquote,<br />

auf die Umsatzsteuer zu<br />

erheben ist.<br />

Warum wird auf einige Fuhren<br />

im Spätlieferprämienzeitraum<br />

keine Spätlieferprämie gezahlt?<br />

Bei diesen Rüben handelt es sich<br />

um Industrierüben, die keine<br />

Zeitlieferprämie erhalten.<br />

Wie kann ich mein Restguthaben ermitteln?<br />

Gesamt-Gutschriftsbetrag aus der letzten Gutschrift, abzüglich geleistete<br />

Akonto-Zahlungen, abzüglich Warenbezüge und abzüglich der<br />

Bruttobeträge aus den Positionen, Entgelt Frachtvergütung, Entgelt<br />

Mautvergütung und Entgelt Laden/Reinigen.<br />

Gutschriftsbetrag aus der letzten Gutschrift: 40 000 €<br />

abzüglich Akonto-Zahlung 10. November 10 000 €<br />

abzüglich Akonto-Zahlung 10. Dezember 8 000 €<br />

abzüglich Akonto-Zahlung 31. Januar 4 000 €<br />

abzüglich Warenrechnung vom 1. März 1 800 €<br />

abzüglich Entgelt Frachtvergütung 1 200 €<br />

abzüglich Entgelt Mautvergütung 100 €<br />

abzüglich Entgelt Laden/Reinigen 1 800 €<br />

Restguthaben 13 100 €<br />

Fungizide: Mit Flexib<br />

Blattkrankheiten in Zuckerrüben<br />

spielen im Rheinland mittlerweile<br />

eine wichtige und sehr ernstzunehmende<br />

Rolle. Anfang der 90er<br />

Jahre war die Situation noch gänzlich<br />

anders. Cercospora, Ramularia,<br />

Mehltau oder Rost waren seltener<br />

Gast auf rheinischen Rübenfeldern.<br />

Der Befall konzentrierte<br />

sich primär auf Problemflächen in<br />

Betrieben mit sehr enger Rübenfruchtfolge<br />

oder Beregnungsflächen.<br />

Mitte der 90er Jahre änderte<br />

sich die Situation grundlegend.<br />

Vor allem Cercospora nahm deutlich<br />

zu und wurde zur wichtigsten<br />

Blattkrankheit im Rheinland.<br />

Glücklicherweise änderte sich mit<br />

zunehmendem Krankheitsbefall<br />

auch die Zulassungssituation bei<br />

den Rübenfungiziden. So stehen<br />

den Rübenanbauern heute eine<br />

Reihe gut und breit wirksamer<br />

Mittel und Mittelkombinationen<br />

zur Verfügung.<br />

Entscheidend bei allen pilzlichen<br />

Krankheiten sind der Termin des<br />

Befallsbeginns, der Pilzdruck am<br />

Standort, die Folgewitterung in<br />

den Monaten August bis Ende<br />

September und der Rodetermin.<br />

In Versuchen der Arbeitsgemeinschaft<br />

Zuckerrübenanbau Bonn<br />

erreichen die Ertragseffekte beim<br />

bereinigten Zuckerertrag (BZE)<br />

im Mittel der Versuche 2001 bis<br />

2007 an den Standorten Kerpen-<br />

Buir mit mittlerem Krankheitsdruck<br />

und Titz-Kalrath mit höherem<br />

Krankheitsdruck 10 bis 15 %.<br />

Dieser Wert setzt sich allerdings<br />

aus sehr unterschiedlichen Einzelergebnissen<br />

zusammen. Vergleichsweise<br />

geringe Ertragseffekte<br />

gab es zum Beispiel 2001 oder<br />

2005, als ein später Befallsbeginn<br />

Tabelle 1: Boniturtermin<br />

und Schadschwelle<br />

bis Ende Juli ➞<br />

bis Mitte August ➞<br />

ab Mitte August ➞<br />

Anfang bis Mitte September ➞<br />

Anzahl von 100 zufällig aus dem mittleren<br />

Blattbereich entnommenen Blätter zeigen Blattflecken<br />

5 Blätter = durchgehender Anfangsbefall<br />

15 Blätter<br />

45 Blätter<br />

60 Blätter<br />

10 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

ilität zum Erfolg<br />

natswechsel Juni/Juli traten zwei<br />

bis drei Wochen früher als üblich<br />

erste Blattflecken auf. Die feuchte<br />

Witterung im Juli und August<br />

führte zu einer rasanten Befallsausbreitung<br />

mit Cercospora und<br />

Ramularia und entsprechenden<br />

Ertragsverlusten bei zu später oder<br />

unterlassener Behandlung.<br />

M o n i t o r i n g s e h r h i l f r e i c h<br />

Für den Fungizideinsatz in Zuckerrüben<br />

gibt es sichere und zuverlässige<br />

Schadschwellen. Sie beziehen<br />

sich auf die Befallshäufigkeit<br />

im Bestand und nicht auf die<br />

Befallsstärke. Bis Ende Juli liegt<br />

die Bekämpfungsschwelle bei 5 %<br />

pora- oder Ramularia-Blattflecken,<br />

ist eine erste Behandlung dringend<br />

angeraten. Die Bekämpfungsschwelle<br />

steigt bei fortschreitender<br />

Vegetation weiter an.<br />

Die Bonitur auf den Befallsbeginn<br />

ist also nicht ganz einfach, da ein<br />

früher Minimalbefall ausschlaggebend<br />

sein kann. Im Rahmen eines<br />

breit angelegten Monitoringprogramms<br />

versucht die Arbeitsgemeinschaft<br />

Zuckerrübenanbau<br />

wöchentlich bonitiert und im Internet<br />

veröffentlicht (siehe auch<br />

Artikel Seite 13). Bei einer solch intensiven<br />

Beobachtung kann doch<br />

eigentlich nichts mehr schief gehen<br />

– so sollte man eigentlich<br />

denken!<br />

M o n i t o r i n g e r s e t z t k e i n e<br />

e i g e n e n B e o b a c h t u n g e n<br />

Trotz der intensiven Beobachtung<br />

funktioniert die sichere Bekämpfung<br />

der Blattkrankheiten in der<br />

Praxis nicht in jedem Jahr. 2003<br />

Bei Mehltag zeigen sich je nach Sorten unterschiedlich<br />

starke Anfälligkeiten.<br />

Fotos: Christian Heinrichs<br />

Stelle nichts. Mit allergrößter<br />

Wahrscheinlichkeit werden die<br />

Probleme von <strong>2008</strong> andere als die<br />

von 2007 werden. Praxis und Beratung<br />

müssen aber aus dem Jahr<br />

2007 lernen.<br />

Lernen muss man, dass spätestens<br />

ab Mitte/Ende Juni Befallskontrollen<br />

auf den eigenen Flächen einsetzen<br />

müssen. Den Startschuss<br />

hierfür kann das Monitoringprogramm<br />

mit den intensiven Bestandskontrollen<br />

geben. Die Bonitur<br />

auf den Befallsbeginn in den<br />

eigenen Flächen ist dabei nicht<br />

einfach, da Cercospora oder Ramularia<br />

zunächst in kleinen Befallsnestern<br />

auftreten und schon<br />

ein sehr geringer und optisch nur<br />

schwer feststellbarer Anfangsbefall<br />

von nur fünf Flecken auf 100<br />

Blättern ausschlaggebend für eine<br />

Erstbehandlung sein kann. Im Gegensatz<br />

zu Pilzkrankheiten in Getreide<br />

gibt es bei Blattkrankheiten<br />

in Rüben keine ausgeprägten Befallsregionen,<br />

in denen jede Fläche<br />

befallen ist oder auch nicht.<br />

Eine Fläche mit starkem und frühem<br />

Befall kann direkt neben einer<br />

Vielzahl anderer Flächen mit<br />

schwachem Befall liegen. Alle Anbauer<br />

besitzen auf Grund der Befallssituation<br />

der Vorjahre Kenntnisse<br />

über die grundsätzliche Gefährdung<br />

ihrer Anbauflächen.<br />

Cercospora-Nest aus dem Jahr 2007, als die<br />

ersten Blattflecken zwei bis drei Wochen<br />

früher als üblich auftraten.<br />

Befallshäufigkeit (siehe Tabelle 1).<br />

Zeigen dann nur fünf von 100<br />

Blättern aus dem mittleren Blattkranz<br />

der Rüben auch nur einen<br />

einzigen, winzig kleinen Cercos-<br />

Bonn der Praxis eine Hilfestellung<br />

zu geben. Ab Mitte Juni wird der<br />

Befallsverlauf auf über 100<br />

Zuckerrübenflächen im Rheinland<br />

und 2007 sind eindrucksvolle Beispiele.<br />

Die Gründe sind unterschiedlich.<br />

Im Jahr 2003 haben<br />

viele die massive Befallsausbreitung<br />

durch Taubildung während<br />

der Hitzephase im August unterschätzt.<br />

Landwirte, aber auch die<br />

Beratung haben – ähnlich wie<br />

beim Braunrost in Winterweizen<br />

2007 – dazulernen müssen.<br />

Im Jahr 2007 war der Befallsbeginn<br />

ungewöhnlich früh. Er wurde<br />

in den Monitoringflächen sicher<br />

und zuverlässig erfasst. Auf<br />

Grund der Boniturdaten erfolgten<br />

Anfang Juli erste Warn- und Behandlungshinweise,<br />

die leider<br />

nicht immer schnell genug umgesetzt<br />

wurden. Viele Behandlungen<br />

erfolgten zu spät und konnten daher<br />

auch nicht erfolgreich sein.<br />

„Nachkarten“ bringt an dieser<br />

S o r t e n e i n f l ü s s e b e a c h t e n<br />

Auch bei Zuckerrübensorten gibt<br />

es hinsichtlich ihrer Anfälligkeit<br />

gegenüber Blattkrankheiten erhebliche<br />

Unterschiede. Im Rahmen<br />

der Sortenprüfungen werden diese<br />

Unterschiede erfasst und bewertet.<br />

Cercospora-tolerante Sorten<br />

zeichnen sich durch eine langsamere<br />

Befallsausbreitung im Bestand<br />

aus. Vor allem in Jahren mit<br />

starkem Cercosporabefall bieten<br />

diese Sorten auf Befallsstandorten<br />

eine höhere Ertragsleistung und<br />

-sicherheit, falls die Fungizidbehandlung<br />

nicht zeitgerecht erfolgt.<br />

Im Jahr 2007 musste allerdings<br />

festgestellt werden, dass einige<br />

cercospora-tolerante Sorten eine<br />

deutlich höhere Anfälligkeit gegenüber<br />

Ramularia-Blattflecken<br />

besitzen können. Unter diesen<br />

speziellen Bedingungen brachte<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 11


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

die Cercosporatoleranz keine Vorteile.<br />

Unterschiede gibt es auch<br />

hinsichtlich der Mehltauanfälligkeit.<br />

Besonders anfällig ist Pauletta,<br />

die oft schon früh im Juni/Juli<br />

starken und bekämpfungswürdigen<br />

Befall zeigt.<br />

W a s m a c h t d i e e r f o l g r e i c h e<br />

B e h a n d l u n g s c h w i e r i g ?<br />

Die größte Schwierigkeit bei der<br />

Bekämpfung von Blattkrankheiten<br />

liegt in der mitunter rasanten Befallsentwicklung<br />

von Cercospora<br />

und Ramularia. Fast vergleichbar<br />

mit der Krautfäule in Kartoffeln<br />

kann sich aus einem minimalen<br />

Anfangsbefall bei optimal befallsfördernder<br />

Witterung in Kürze ein<br />

massiver und flächendeckender<br />

Befall entwickeln. Die größte Gefahr<br />

liegt also in einer zu späten<br />

Reaktion auf beginnenden Befall.<br />

Verstärkt wird diese Problematik<br />

durch die äußerst begrenzte heilende<br />

(kurative) Wirkung der zugelassenen<br />

Fungizide (siehe Tabelle<br />

2). Behandlungen in einem vorhandenen<br />

Befall bei optimaler<br />

Auch Ramularia trat im letzten Jahr bereits sehr früh und sehr stark auf.<br />

Ausbreitungswitterung brauchen<br />

die Wirkstoffe schnell auf und<br />

führen zu einer äußerst geringen<br />

Stoppwirkung. Dies war im Extremjahr<br />

2007 sehr deutlich sichtbar,<br />

als an sich sehr gute und teure<br />

Behandlungsvarianten sehr unzufriedenstellende<br />

Wirkungen<br />

zeigten, wenn auf Befallsflächen<br />

wenige Tage zu spät behandelt<br />

wurde. Bei Mehltau und Rost sind<br />

diese Zusammenhänge bei Weitem<br />

unproblematischer.<br />

T i p p s f ü r 2 0 0 8<br />

Entscheidend für den Erfolg der<br />

Fungizidbehandlung in Zuckerrüben<br />

ist der optimale Spritzstart.<br />

Für Flächen mit Starkbefall in den<br />

Vorjahren sind frühe Kontrollen<br />

ab Mitte Juni und der regelmäßige<br />

Besuch von entsprechenden Internetseiten<br />

mit aktuellen Boniturdaten<br />

Pflicht. Über persönliche Beraterkontakte,<br />

Fax- oder Internetdienste<br />

und über Fachzeitschriften<br />

erfolgen während der Vegetation<br />

zusätzlich weitere Informationen<br />

und Warn- oder Behandlungshinweise.<br />

Spätestens wenn erste Befallsmeldungen<br />

– egal aus welcher Region<br />

des Rheinlandes – auflaufen,<br />

muss intensiv in den eigenen Flächen<br />

kontrolliert und bei Anfangsbefall<br />

umgehend reagiert werden!<br />

Auf Grund der unterschiedlichen<br />

Befallssituationen gibt es einen<br />

Termin für den Spritzstart im<br />

Rheinland, aber keinen allgemeingültigen<br />

Termin für alle Flächen.<br />

Bei der Behandlung gilt das Motto:<br />

„Lieber einen Tag zu früh, als einen<br />

Tag zu spät!“<br />

Die Behandlung mit vollen Aufwandmengen<br />

bringt Schutz für<br />

circa drei bis vier Wochen. Für Flächen<br />

mit frühen Rodeterminen<br />

reicht in aller Regel eine Behandlung.<br />

Eine Reduzierung von Auf-<br />

Tabelle 2: Fungizide in Zuckerrüben<br />

Mittel<br />

l/ha<br />

Wirkung gegen Krankheiten in Tagen bei 15° C Durchschnittstemperatur<br />

Cercospora Ramularia Mehltau Rost<br />

heilend vorbeugend heilend vorbeugend heilend vorbeugend heilend vorbeugend<br />

€/ha<br />

(2007)<br />

Wartezeit<br />

in Tagen<br />

Capitan 0,60 8 16 11 16 3 10 4 10 21 42<br />

Score 0,40 6 20 10 20 2 6 5 12 33 28<br />

Dormak 10 EC 1,00 6 13 6 13 2 6 4 10 28 28<br />

Cirkon 1,25 3 10 6 13 2 6 2 6 31 28<br />

Harvesan 0,60 10 20 13 20 3 10 4 10 22 42<br />

Spyrale 1,00 6 20 10 20 5 15 5 12 35 28<br />

Amistar + Harvesan 0,6 + 0,6 10 30 13 30 3 10 4 30 57 42<br />

Amistar + Spyrale 0,6 + 0,6 6 30 10 30 4 10 5 30 55 35<br />

Juwel 1,00 6 30 10 30 5 23 10 30 61 28<br />

Fungizide richtig einschätzen!<br />

Die in Rüben zugelassenen Mittel unterscheiden sich in ihrer Leistung auf die unterschiedlichen<br />

Krankheiten. Die Tabelle gibt die aktuell bewertete Leistung der Mittel<br />

an. Grundlage der Einstufung ist die Bewertung anhand von Versuchsergebnissen. In<br />

Abhängigkeit der durchschnittlichen Tagestemperatur können sich Infektionen<br />

schnell (bei höheren Temperaturen) oder langsamer (bei niedrigeren Temperaturen)<br />

entwickeln. Der Abbau der Mittel und somit die Wirkungsdauer sind im gleichen Maße<br />

temperaturabhängig. Die aufgeführten Mittel besitzen eine heilende Wirkung (=<br />

Bekämpfung bereits erfolgter Infektionen) und eine vorbeugende Wirkung (= Schutz<br />

vor folgenden Infektionen). Die heilende Wirkung der Mittel ist immer deutlich<br />

schwächer als die vorbeugende Wirkung. Reine Strobilurine haben keine heilende<br />

Wirkung. Ihr Einsatz erfolgt daher immer in Kombination mit anderen Wirkstoffen<br />

(Amistar plus Partner oder im Kombipräparat Juwel). In der Tabelle wird bei der Bewertung<br />

in Tagen von einer Durchschnittstemperatur von 15 °C ausgegangen. Reduzierungen<br />

der Aufwandmengen vermindern die heilende und vorbeugende Wirkung.<br />

Beispiel: Beim Vergleich der Varianten Cirkon (1,25 l/ha) und Spyrale (1,0 l/ha) besitzt<br />

Cirkon bei Cercospora sowohl heilend als auch vorbeugend eine deutlich geringere<br />

Leistung als Spyrale. Eine Behandlung gegen Cercospora vier Tage nach erfolgter<br />

Infektion ist bei Spyrale mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg versprechender als bei<br />

Cirkon. Die größte Leistungsreserve bei der heilenden Wirkung auf Cercospora besitzen<br />

Behandlungen mit voller Aufwandmenge von Harvesan.<br />

12 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

wandmengen macht hier überhaupt<br />

keinen Sinn. Bewährt haben<br />

sich gute, breit wirksame Mittel in<br />

Soloanwendung wie Spyrale sowie<br />

Strobilurin-/Azolkombinationen<br />

wie Juwel oder Amistar plus Harvesan<br />

beziehungsweise Spyrale. In<br />

den Versuchen hatten Kombinationen<br />

mit Strobilurinen bei stärkerem<br />

Befallsdruck nach der Anwendung<br />

häufig die Nase vorn. In<br />

mehltauanfälligen Sorten, vor allem<br />

Pauletta, ist bei stärkerem<br />

Mehltaubefall Spyrale Mittel der<br />

Wahl für die Erstbehandlung –<br />

auch hier bei Befall keine Reduzierung<br />

der Aufwandmengen!<br />

Bei sehr frühen Erstbehandlungen<br />

sind bei späteren Rodeterminen<br />

zwei, bei sehr später Rodung und<br />

massivem Befall in Ausnahmejahren<br />

wie 2007 eventuell auch drei<br />

Behandlungen notwendig und<br />

trotz gesunkener Rübenpreise<br />

auch wirtschaftlich. Befallsjahre<br />

wie 2007 mit oftmals unnötigem<br />

Starkbefall hinterlassen ansonsten<br />

über das kranke Rübenblatt ein<br />

Erbe für die Folgejahre.<br />

Bei einer geplanten Doppelbehandlung<br />

stellt sich die Frage nach<br />

der Mittelstrategie. Strobilurine<br />

(Amistar oder Juwel) bringen neben<br />

der reinen Krankheitsbekämpfung<br />

auch in Zuckerrüben<br />

die bekannten positiven Strobieffekte.<br />

Hierfür reicht allerdings<br />

der einmalige Einsatz. Daher stellt<br />

sich die Frage, ob Strobilurine zur<br />

ersten oder zur zweiten Behandlung<br />

eingesetzt werden sollen. In<br />

Gebieten mit sicherer Wasserversorgung<br />

spielt es keine große Rolle,<br />

wann Strobilurine eingesetzt<br />

werden. In Gebieten mit Frühsommertrockenheit<br />

kann es zum<br />

teilweisen oder völligen Blattverlust<br />

in den Sommermonaten Juli<br />

und August kommen. Hier ist der<br />

Strobilurineinsatz in der zweiten<br />

Fungizidspritzung wahrscheinlich<br />

die sinnvollere Lösung. Beachtet<br />

werden müssen bei späten Behandlungen<br />

auch die unterschiedlichen<br />

Wartezeiten der Mittel.<br />

Heinrich B r o c k e r h o f f<br />

Landwirtschaftskammer NRW<br />

Kreisstelle Düren<br />

Behandlungstermin<br />

entscheidend<br />

Wie dramatisch die Einbußen<br />

durch den Befall mit Blattkrankheiten<br />

sein können, hat das letzte<br />

Anbaujahr auf vielen Zuckerrübenflächen<br />

deutlich gezeigt. Zur<br />

regionalen Orientierung über die<br />

Befallsentwicklung führen die<br />

Berater des Landwirtschaftlichen<br />

Informationsdienstes Zuckerrübe<br />

(LIZ) seit 1999 gemeinsam mit<br />

dem Pflanzenschutzdienst (PSD),<br />

den Anbauerverbänden und anderen<br />

Institutionen in West-, Nordund<br />

Ostdeutschland ein Blattkrankheiten-Monitoring<br />

durch.<br />

Hierbei werden ab Anfang Juli bis<br />

Ende September rund 280 Zuckerrübenschläge<br />

wöchentlich auf<br />

Cercospora/Ramularia, Mehltau<br />

und Rost untersucht. Die Befallsentwicklung<br />

kann auf aktuellstem<br />

Stand auf den Internetseiten<br />

www.liz-online.de unter Blattkrankheiten-Monitoring<br />

und unter<br />

www.pflanzenschutzdienst.de eingesehen<br />

werden.<br />

2007 wurde auf einzelnen Monitoringflächen<br />

bereits Ende Juni/Anfang<br />

Juli 2007 die aktuelle<br />

Behandlungsschwelle überschritten<br />

(rote Punkte in Grafik 1). Eine<br />

zügige Jugendentwicklung, eine<br />

ungewöhnliche Wärme im April,<br />

ein sehr früher Reihenschluss und<br />

ausreichende Niederschläge im<br />

Sommer waren die idealen Voraussetzungen<br />

für eine Frühinfektion.<br />

Regionen mit hohen Rübenanteilen,<br />

Flussniederungen oder<br />

Beregnungsflächen waren dabei<br />

deutlich stärker betroffen.<br />

C e r c o s p o r a - B e f a l l s v e r l a u f<br />

ü b e r d i e J a h r e<br />

Grafik 2: Cercospora 2005 bis 2007 (etwa 280 Standorte/Jahr)<br />

Behandlungshäufigkeit (%)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grafik 1: Monitoring 2007: Behandlungsschwelle zum Teil schon überschritten<br />

2007<br />

2005<br />

2006<br />

Juli August September<br />

Im Vergleich der Jahre 2005 bis<br />

2007 entwickelte sich der Cercosporabefall<br />

2007 deutlich stärker<br />

als in den Vorjahren (Grafik 2).<br />

Die Behandlungsschwelle wurde<br />

2007 bereits zu Beginn des Monitorings<br />

Anfang Juli überschritten,<br />

während 2005 und 2006 die Behandlungswürdigkeit<br />

erst zur Monatswende<br />

Juli/August erreicht<br />

wurde.<br />

Auf Grund des ungewöhnlich frühen<br />

Anfangsbefalls wurden im<br />

letzten Jahr eine Vielzahl von Meldungen<br />

für die Landwirte veröffentlicht,<br />

mit der Aufforderung,<br />

die eigenen Rübenbestände auf<br />

das Auftreten von Cercospora- und<br />

anderen Blattkrankheitserregern<br />

hin zu untersuchen. Dies grenzt<br />

nicht nur den Beobachtungsaufwand<br />

in der Praxis ein, sondern<br />

optimiert den Behandlungstermin.<br />

Auf Grund des hohen Befallsdrucks<br />

führten die Landwirte in<br />

2007 dann auch auf 25 % aller<br />

Monitoringflächen bereits Mitte<br />

Juli die Erstbehandlung durch und<br />

damit etwa drei Wochen früher als<br />

normal. In den Vorjahren war dies<br />

erst Anfang bis Mitte August der<br />

Fall.<br />

Obwohl im Monitoring gewarnt<br />

wurde, reagierten viele Rübenanbauer<br />

in 2007 mit einer verzögerten<br />

Behandlung. Sowohl auf unbehandelten<br />

als auch auf zu spät behandelten<br />

Flächen breitete sich<br />

der Anfangsbefall schneller als<br />

sonst aus, da für den Pilz Anfang<br />

Juli optimale Befallsbedingungen<br />

gegeben waren. Dieser frühe Befallsbeginn<br />

und die weitere positive<br />

Entwicklung in 2007 führte zu<br />

einem deutlich höheren Endbefall<br />

von fast 60 % Befallshäufigkeit als<br />

in 2005 und 2006 mit 40 % Befallshäufigkeit.<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 13


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

Grafik 3: Anzahl der Behandlungen auf den Monitoringflächen<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2007 2006 2005<br />

durch. Eine zweite Behandlung<br />

fand kaum statt.<br />

V e r h a l t e n d e r b e t e i l i g t e n<br />

L a n d w i r t e<br />

Die Auswertung der am Monitoring<br />

beteiligten Schläge zeigt, dass<br />

mindestens die Hälfte aller Behandlungen<br />

nicht termingerecht<br />

durchgeführt wurde (Grafik 4). Auf<br />

45 % der Monitoringflächen erfolgte<br />

2007 eine verspätete oder keine<br />

Behandlung. Nur 30 % der beobachteten<br />

Flächen wurden rechtzeitig<br />

behandelt. Mit der zeitlichen<br />

Verzögerung einer Behandlung<br />

Zusammenfassend kann festgestellt<br />

werden, dass nicht die Anzahl<br />

der durchgeführten Maßnahmen<br />

entscheidend ist, sondern<br />

unabhängig vom jährlichen Befallsverlauf<br />

der Termin des Behandlungszeitpunktes.<br />

2007 kamen<br />

viele Behandlungen zu spät<br />

und konnten den fortgeschrittenen<br />

Befall nicht mehr eindämmen,<br />

während vor allem in 2006<br />

viele zu frühe Applikationen auf<br />

relativ gesunden Blättern wirkungslos<br />

blieben. Hierbei wurde<br />

die Wirkungszeit durch zu frühe<br />

Behandlungen gesunder Bestände<br />

verschenkt.<br />

Das Anbaujahr 2007 kann als Ausnahmejahr<br />

für den Blattkrankheits-<br />

Befall gesehen werden, sollte die<br />

2 Behandlungen 1 Behandlung ohne Behandlung<br />

Nach einem frühen ersten Behandlungstermin<br />

ist eine kontinuierliche<br />

Aufmerksamkeit der befallenen<br />

Schläge gefordert, um eine<br />

eventuelle Anschlussbehandlung<br />

nicht zu verpassen. Das Monitoring<br />

informiert bis Ende<br />

September über die pilzliche Befallsentwicklung<br />

in den Regionen.<br />

Z e i t p u n k t d e r B e h a n d l u n g<br />

i s t e n t s c h e i d e n d<br />

Ein wichtiges Ziel des Blattkrankheits-Monitorings<br />

besteht darin,<br />

den optimalen Behandlungszeitpunkt<br />

zu treffen. Eine zu frühe<br />

Behandlung macht oftmals eine<br />

zweite Behandlung notwendig<br />

und eine verspätete Behandlung<br />

hat Mindererträge zur Folge.<br />

Die günstigen Infektionsbedingungen<br />

für Cercospora und Ramularia<br />

in 2007 machten in der<br />

Regel eine Zweitbehandlung erforderlich<br />

(Grafik 3). Diese Anschlussbehandlung<br />

erfolgte auf<br />

30 % der Monitoringflächen Mitte<br />

bis Ende August. In den beiden<br />

anderen Jahren 2005 und 2006<br />

führten knapp 50 % aller Betriebe<br />

keine oder nur eine Behandlung<br />

Riefen und Blattöhrchen online bestimmen<br />

Ungras-Bestimmungen können<br />

seit Ende Februar auch auf der<br />

Internetseite des Landwirtschaftlichen<br />

Informationsdienstes Zuckerrübe<br />

unter LIZ-Unkraut-Bestimmung<br />

gemacht werden. 29<br />

Ungräser lassen sich damit<br />

schrittweise anhand des Pflanzenorgans<br />

wie Blätter oder Stängel,<br />

der verschiedenen Merkmale,<br />

wie Blattanlage oder Blattform,<br />

und der dazugehörigen Eigenschaften<br />

schnell und einfach<br />

bestimmen. Die Beschreibung<br />

der Pflanzen wird durch Zeichnungen<br />

unterstützt.<br />

Zu jedem Ungras gibt es eine ausführliche<br />

Beschreibung zu Wachstumsstadien,<br />

Vermehrung, Samen,<br />

Standort, Verbreitung und<br />

weitere Hinweise. Unterstützt<br />

wird diese Bestimmung durch<br />

viele Fotos in den unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien.<br />

Das mehrsprachige Pflanzen-Lexikon<br />

informiert sowohl über die<br />

Unkraut- und Ungrasnamen als<br />

auch über die lateinische Bezeichnung<br />

und dem daraus abgeleiteten<br />

internationalen Code.<br />

Bei den Namen sind auch regionstypische<br />

Bezeichnungen in<br />

den einzelnen Landessprachen<br />

berücksichtigt. Damit bietet sich<br />

dem Nutzer ein weiter komplettiertes<br />

Angebot zu allen Fragen<br />

der Bekämpfung von Unkräutern<br />

und Ungräsern mit direktem<br />

und schnellem Zugriff.<br />

Dr. Marlise M e e r - R o h b e c k<br />

LIZ Elsdorf<br />

Grafik 4: Wann wurde auf den Monitoringpraxisflächen behandelt?<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

lässt jedoch die Effektivität dieser<br />

Maßnahme stark nach und im<br />

Endeffekt ist ein höherer Befall<br />

gegeben.<br />

In 2005 und 2006 lag auf Grund<br />

der späteren Infektion mit Cercospora<br />

der Anteil der rechtzeitig behandelten<br />

Flächen in beiden Jahren<br />

bei gut 40 %. Der Anteil zu<br />

spät behandelter Flächen war<br />

durch die späte Befallsentwicklung<br />

und der dadurch abnehmenden<br />

Cercospora-Schadwirkung<br />

deutlich niedriger.<br />

F a z i t<br />

2007 2006 2005<br />

unter Schwelle, behandelt<br />

> 7 Tage zu früh<br />

4 bis 7 Tage zu früh<br />

rechtzeitig<br />

4 bis 7 Tage zu spät<br />

< 7 Tage zu spät<br />

über Schwelle, unbehandelt<br />

Praxis aber dahingehend sensibilisieren,<br />

anhand der Informationen<br />

aus dem Monitoring die eigenen<br />

Schläge aufmerksam zu beobachten.<br />

Auch in <strong>2008</strong> steht allen Rübenanbauern<br />

mit dem Monitoring<br />

ein Instrument zur Verfügung,<br />

das rechtzeitig und aktuell über<br />

den Blattkrankheits-Befall informiert.<br />

Eine genaue Einschätzung<br />

zur Wirtschaftlichkeit einer Fungizidmaßnahme<br />

auf dem Einzelschlag<br />

bietet außerdem das<br />

Programm LIZ-Fungizid unter<br />

www.liz-online.de.<br />

Dr. Marlise M e e r - R o h b e c k<br />

LIZ-Koordinationsstelle<br />

Elsdorf<br />

14 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

Rübenanbau im Klimawandel<br />

Wird sich der Anbau verändern?<br />

„Ich kann das Wort Klimawandel<br />

bald nicht mehr hören. Überall<br />

kommt es einem entgegen und<br />

für alles wird es gebraucht. Ob<br />

Feinstaubplakette, teure Spritpreise<br />

wegen Zwangsbeimischung<br />

von Biokraftstoffen oder schmelzende<br />

Gletscher in den Alpen.<br />

Und jetzt auch noch im Zuckerrüben<strong>journal</strong>.“<br />

– So oder ähnlich<br />

könnte die Reaktion auf dieses<br />

Thema wohl lauten. Was ist denn<br />

nun dran am Klimawandel und<br />

wenn es ihn denn gibt, hat er Auswirkungen<br />

auf den Rübenbau?<br />

Um das zu beurteilen, reicht es<br />

nicht, sich an die letzten Jahre zu<br />

erinnern, die noch gut im Gedächtnis<br />

sind. Einzelne Jahre mit<br />

Extremen sind noch präsent, so<br />

das sehr trockene Jahr 1996, der<br />

nasse Herbst 1998 mit seiner Rübenschlammschlacht,<br />

der heiße<br />

Sommer 2003 oder der viel zu<br />

warme und trockene April 2007.<br />

Um eine Tendenz aufzuzeigen,<br />

muss man schon viele Jahre in<br />

einer Reihe sehen.<br />

N i e d e r s c h l ä g e – k e i n<br />

b e g r e n z e n d e r F a k t o r<br />

In den letzten drei Jahrzehnten<br />

hat sich der Niederschlag am<br />

Standort Elsdorf zwar leicht verringert,<br />

im Mittel beträgt er aber<br />

700 mm, wovon rund 400 mm<br />

im Zeitraum April bis September<br />

fallen, also in der Zeit des Massenwachstums<br />

der Zuckerrübe. Erfreulich<br />

ist, dass der Zuckerertrag<br />

bei sinkenden Niederschlägen<br />

steigt. Rot markiert sind in Grafik 1<br />

die Jahre mit besonders geringem<br />

Niederschlag. Die Zuckererträge<br />

lagen in diesen Jahren exakt auf<br />

oder sogar über der Trendlinie, obwohl<br />

mehr als 100 mm Niederschlag<br />

zum Mittel fehlte! Wenn<br />

also selbst mit 600 mm Niederschlag<br />

ein Zuckerertrag von<br />

11 t/ha realisiert wurde, bedeutet<br />

dies, dass pro Tonne Zuckerertrag<br />

rund 50 mm Niederschlag benötigt<br />

wurden. Bei 700 mm entspricht<br />

dies mindestens 14 t/ha<br />

Zuckerertrag. In der Praxis wurden<br />

auch schon 15 t/ha erreicht.<br />

Somit ist der Niederschlag in unserer<br />

Region kein Faktor, der den<br />

Ertrag begrenzt.<br />

E s w i r d w ä r m e r<br />

Es wird tatsächlich wärmer. Von<br />

1980 bis 2007, so zeigt es die<br />

Trendlinie, die einzelne Extreme<br />

ausblendet, stieg die Maximaltemperatur<br />

von 14 auf 16 °C. Im gleichen<br />

Maße stieg auch der Zuckerertrag.<br />

Höhere Temperaturen<br />

scheinen also der Rübe gutzutun,<br />

was nicht verwundert, wenn man<br />

weiß, dass diese Pflanze ihren Ursprung<br />

im Mittelmeerraum hat.<br />

Und anders als bei Getreide, Mais<br />

oder Raps, die bei großer Hitze<br />

durch Notreife ihre Ertragsbildung<br />

abbrechen, ist die Zuckerrübe in<br />

der Lage, durch ihr unterirdisches<br />

Speicherorgan auch längere<br />

Durststrecken zu überstehen und<br />

danach ihren Stoffwechsel fortzusetzen.<br />

Das kann die Kartoffel<br />

zwar auch, aber sie bildet eine<br />

neue Generation von Knollen. Das<br />

Ergebnis sind „schwimmende Lagerkartoffeln“.<br />

Wer das einmal erlebt<br />

hat, weiß, wie problematisch<br />

dies in der Vermarktung ist. Die<br />

Zuckerrübe ist also auch hier ein<br />

Multitalent.<br />

Höhere Minimum-Temperaturen<br />

bedeuten in der Regel wärmere<br />

Nächte. Und hier gibt es dann<br />

doch ein Problem: Was am Tage<br />

an Zucker gebildet wurde, wird<br />

nachts wieder veratmet. Was dem<br />

Rheinland fehlt, ist eine große<br />

Temperaturdifferenz zwischen Tag<br />

und Nacht, wie sie im kontinentalen<br />

Klima Süd- und Ostdeutschlands<br />

normal ist. Daher sind im<br />

Rheinland die Zuckergehalte auch<br />

immer deutlich niedriger als in<br />

diesen Regionen. Dazu ein Beispiel:<br />

Aus den letzten zehn Jahren<br />

wurden die drei Jahre mit dem<br />

höchsten Zuckergehalt ermittelt,<br />

die im Durchschnitt einen Zuckergehalt<br />

von 17,0 % erbrachten. Die<br />

Temperaturdifferenz zwischen Tag<br />

und Nacht betrug in diesen Jahren<br />

im September 12 °C, im Oktober<br />

9 °C. Die drei Jahre mit dem niedrigsten<br />

Zuckergehalt (im Mittel<br />

16,2 %) brachten es nur auf eine<br />

Tag-/Nacht-Differenz von 9 und<br />

7 °C. Wie im Weinbau, so gilt auch<br />

bei der Zuckerrübe: Sonnige Tage<br />

und kalte Nächte im Herbst bringen<br />

den Zucker!<br />

Auch die Bewölkung spielt dabei<br />

eine Rolle: Eine Wolken-Decke<br />

hält eben nachts warm und verhindert<br />

eine Ausstrahlung in die<br />

Atmosphäre.<br />

K o h l e n d i o x i d a n t e i l s t e i g t<br />

Ebenfalls der Gehalt an Kohlendioxid<br />

(CO 2 ) in der Atmosphäre<br />

steigt. Wo die Ursache zu suchen<br />

ist und ob der Mensch daran beteiligt<br />

ist, soll hier nicht diskutiert<br />

werden. Der Anstieg ist eine Tatsache<br />

und auch der Verweis darauf,<br />

dass vor Millionen von Jahren die<br />

Gehalte ähnlich hoch gewesen<br />

sein sollen wie heute, hilft nicht<br />

wirklich weiter. Vor zweihundert<br />

Jahren lag der CO 2 -Gehalt bei 280<br />

ppm, im Jahr 2006 betrug er 380<br />

ppm und steigt weiter.<br />

In einem Freilandversuch mit<br />

künstlich erhöhter CO 2 -Konzentration<br />

konnten folgende Beobachtungen<br />

gemacht werden:<br />

Eine Verdoppelung der CO 2 -Konzentration<br />

führte zu<br />

● einer 100 % höheren Photosyntheseleistung,<br />

● einer verringerten Öffnung der<br />

Blattöffnungen,<br />

● einer erhöhten Blattfläche,<br />

● einem höheren spezifischen<br />

Blattgewicht,<br />

● einer frühere Blüte.<br />

Allerdings wurde auch eine<br />

schnellere Alterung beobachtet.<br />

Die erhöhte Konzentration führte<br />

bei C 3 -Pflanzen, zu denen die Zuckerrübe,<br />

aber auch Weizen und<br />

Raps gehören, zu einer höheren<br />

Trockenmasse. Dies war jedoch<br />

bei C 4 -Pflanzen wie Mais, Zuckerrohr,<br />

Hirse oder Amaranth nicht<br />

der Fall. Bemerkenswert ist auch,<br />

Foto: Peter Hensch<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 15


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

A n b a u<br />

Grafik 1: Niederschlag und Zuckerertrag Elsdorf 1980 bis 2007<br />

mm<br />

1200<br />

1000<br />

dass die Bildung von Protein im<br />

Weizenkorn geringer ausfiel, die<br />

Zuckergehalte in Rüben jedoch<br />

durch höhere CO 2 -Konzentrationen<br />

angehoben wurden.<br />

N e h m e n W e t t e r e x t r e m e z u ?<br />

Wenn jeder sein Wetter selber machen<br />

dürfte, würde nur noch Chaos<br />

herrschen. Denn für jeden ist<br />

das Wetter zu einem anderen Zeitpunkt<br />

extrem. Wenn wir gerade etwas<br />

gesät haben, freuen wir uns<br />

über Regen, damit die Saat wachsen<br />

kann. Der Nachbar, der gerade<br />

Heu macht, wünscht sich aber<br />

noch mindestens zwei trockene<br />

Tage.<br />

°C<br />

20<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1980<br />

1980<br />

1982<br />

1982<br />

1984<br />

1984<br />

Niederschlag Zuckerertrag Linear (Zuckerertrag) Linear (Niederschlag)<br />

1986<br />

1986<br />

1988<br />

1988<br />

1990<br />

1990<br />

1992<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

1998<br />

Extrem ist also relativ. 100 mm<br />

Regen im Januar sind auszuhalten,<br />

die gleiche Menge im August<br />

ist eine Katastrophe, denn die Getreideernte<br />

kann nicht beginnen.<br />

Und in einer durch die Medien<br />

vernetzten Welt erfahren wir auch<br />

von jedem Winkel der Erde in kürzester<br />

Zeit die neuesten Schreckensnachrichten.<br />

Was Wetterextreme so bedeutsam<br />

macht, ist der internationale Handel<br />

mit Agrarrohstoffen. Die Trockenheit<br />

in Australien hat dies<br />

eindrucksvoll gezeigt. Die dadurch<br />

entstandene relative Verknappung<br />

von Getreide hat die Preise für fast<br />

alle Agrarrohstoffe weltweit explodieren<br />

lassen. Veränderte Verzehrsgewohnheiten<br />

in den<br />

Schwellenländern und der vermehrte<br />

Einsatz in Bioenergie haben<br />

dies noch zusätzlich verstärkt.<br />

Diesen Extremen kann man nur<br />

begegnen, wenn das Risiko verteilt<br />

wird und man auf den Anbau<br />

mehrerer Kulturen setzt, die zu<br />

unterschiedlichen Zeiten gesät<br />

und geerntet werden. Ein Spektrum<br />

verschiedener Blatt- und<br />

Halmfrüchte senkt das Risiko von<br />

Ernte- und Einkommensausfällen.<br />

Als Kriterium nur den jeweils<br />

höchsten Erlös einer Kultur zum<br />

Maßstab seiner Anbauplanung zu<br />

machen, ist sehr spekulativ und<br />

kann dann schnell ins Auge gehen.<br />

Auch unter diesem Aspekt<br />

gehört die Zuckerrübe mit in die<br />

Fruchtfolge.<br />

Grafik 2: Jahresmittelwert Minimum-/Maximum-Temperatur und Zuckerertrag Elsdorf 1980 bis 2007<br />

1994<br />

Zuckerertrag Minimum Maximum Linear (Minimum) Linear (Maximum)<br />

1996<br />

1998<br />

2000<br />

2000<br />

2002<br />

2002<br />

2004<br />

2004<br />

2006<br />

2006<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

t/ha Zuckerertrag<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

S c h ä d l i n g e , K r a n k h e i t e n ,<br />

U n k r a u t<br />

Das Spektrum an diesen unerwünschten<br />

Begleiterscheinungen<br />

hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten<br />

verändert. Schnecken<br />

und Mäuse haben gerade in den<br />

letzten drei Jahren stark zugenommen<br />

und schädigen nicht nur die<br />

Zuckerrübe. Maßnahmen gegen<br />

Blattkrankheiten wie Cercospora<br />

und Ramularia müssen in jedem<br />

Jahr mindestens einmal erfolgen,<br />

während sie noch vor einem Jahrzehnt<br />

eher sporadisch auftraten.<br />

Aber auch im Getreide treten neue<br />

Symptome auf, die bisher unbekannt<br />

waren, zum Beispiel Ramularia,<br />

unspezifische Sonnenbrandflecken<br />

in der Gerste oder verstärktes<br />

Auftreten wie Septoria-Arten,<br />

Fusariosen und Rost im Weizen.<br />

Das Unkrautspektrum hat sich<br />

ebenfalls verschoben. Besonders<br />

die wärmeliebende Hundspetersilie,<br />

aber auch Bingelkraut und<br />

Hirse breiten sich mehr und mehr<br />

aus, können aber mit den bekannten<br />

Mitteln bekämpft werden. Exoten<br />

wie Stechapfel und Samtpappel,<br />

ursprünglich in Ländern wie<br />

Ungarn oder rund ums Mittelmeer<br />

beheimatet, tauchen vereinzelt<br />

schon in rheinischen Rübenfeldern<br />

auf. Hier wird es mit der<br />

Bekämpfung kritisch, denn sie<br />

werden von unseren heutigen<br />

Wirkstoffen kaum erfasst.<br />

Bei den tierischen Schädlingen<br />

der Rübe ist diese Entwicklung<br />

noch nicht zu beobachten. Aus<br />

dem Mais weiß man aber, dass tierische<br />

Schädlinge aus Südeuropa,<br />

zum Beispiel der Maiswurzelbohrer,<br />

immer weiter nach Norden<br />

wandern. Noch ist die Gammaeule<br />

in Zuckerrüben kein wirkliches<br />

Problem, wollen wir hoffen, dass<br />

es auch so bleibt.<br />

F a z i t<br />

Für die maritim geprägten Klimaregionen<br />

Westeuropas sagen die<br />

Klimamodelle steigende Temperaturen<br />

bei konstanten Niederschlägen<br />

voraus, die eventuell stärker<br />

im Sommer fallen werden. Dies<br />

ist für die Zuckerrübe, die aus<br />

16 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

Te c h n i k<br />

dem Mittelmeerraum stammt, von<br />

Vorteil, wie auch die Entwicklung<br />

der Zuckererträge in den letzten<br />

Jahrzehnten gezeigt hat. Steigende<br />

CO 2 -Gehalte fördern ebenfalls<br />

das Wachstum und bei der Zuckerrübe<br />

auch den Zuckergehalt.<br />

Wetterextreme können in einzelnen<br />

Jahren Probleme bereiten.<br />

Die klimatischen Veränderungen<br />

führen jedoch zu einer Verschiebung<br />

des Spektrums bei Unkräutern<br />

und Krankheiten, die im Wesentlichen<br />

mit heutigen Mitteln,<br />

möglicherweise aber mit anderen<br />

Strategien, beherrscht werden<br />

können. Bei tierischen Schädlingen<br />

ist, außer bei Feldmäusen<br />

und Schnecken, derzeit keine Veränderung<br />

erkennbar. Es ist davon<br />

auszugehen, dass der derzeitige<br />

jährliche Ertragsanstieg von rund<br />

1,5 % bei Zuckerrüben unvermindert<br />

anhält oder sogar noch beschleunigt<br />

wird.<br />

Dr. Willi K r e m e r - S c h i l l i n g s<br />

Pfeifer & Langen<br />

Köln<br />

Rüben in die Biogasanlage?<br />

„Das ist ja fast wie früher“ – so haben<br />

viele Berufskollegen reagiert,<br />

als sie die Rübenblattmiete von<br />

Norbert Dyckers im letzten Herbst<br />

sahen. Die Biogasanlage im Betrieb<br />

Dyckers in Korschenbroich<br />

ist seit November 2006 in Betrieb<br />

und vergärt neben Schweinegülle<br />

und Mais auch Zuckerrübenblatt.<br />

„Wir sind mit der Anlage sehr zufrieden,<br />

denn sie schließt den<br />

Kreislauf in unserem Betrieb: Der<br />

Weizen geht in die Schweinemast,<br />

die Gülle in die Biogasanlage und<br />

die Gärsubstrate wieder auf den<br />

Acker“, beschreibt Landwirt Dyckers<br />

die Philosophie seines<br />

Ackerbau- und Schweinemastbetriebes.<br />

Außerdem betreibt er ein<br />

Lohnunternehmen rund um die<br />

Möhre. Die Biogasanlage hat eine<br />

Leistung von 350 KW und heizt<br />

neben den Schweineställen auch<br />

eine benachbarte Gärtnerei.<br />

B l a t t d i r e k t g e b o r g e n<br />

Das Rübenblatt hat er in Zusammenarbeit<br />

mit dem Maschinenring<br />

Neuss-Mönchengladbach auf<br />

rund 65 ha mit einem Überladeband<br />

direkt geborgen, um den<br />

Erdanhang möglichst gering zu<br />

halten. Bei den Rüben hat er auf<br />

gesundes Blatt geachtet und<br />

sie bereits Ende September<br />

gerodet,<br />

um das Rübenblatt vor dem Mais<br />

zu ernten. Siliert wurde das Blatt<br />

in einer festen Siloanlage, die zur<br />

Biogasanlage gehört. „In den ersten<br />

Wochen haben wir die Anlage<br />

zur Hälfte mit dem Sickersaft aus<br />

dem Rübenblatt betrieben“, berichtet<br />

Norbert Dyckers. „Dabei ist<br />

der Silagehaufen von 2 m Höhe<br />

auf 40 cm geschrumpft.“<br />

Anschließend wurde der Mais gehäckselt<br />

und auf die bestehende<br />

Rübenblattmiete siliert. Das ergibt<br />

eine Mischung von etwa ein Viertel<br />

Rübenblatt und etwa drei Viertel<br />

Mais. Mit dieser Mischung<br />

läuft die Vergärung gut, auch<br />

wenn Dyckers davon überzeugt<br />

ist, dass die stabile Vergärung in<br />

seiner Anlage vor allem in den<br />

großen Güllemengen begründet<br />

ist. Die Gasausbeute sei fast gleich<br />

bei der reinen Maisbeschickung<br />

und der Mischung mit Rübenblatt.<br />

In Zukunft will Dyckers mehr auf<br />

spätreife Maissorten setzen, um<br />

die Siliertermine von Rübenblatt<br />

und Mais noch weiter auseinanderzuziehen,<br />

damit die Rübenblattsilage<br />

richtig zusammengesunken<br />

und verdichtet ist.<br />

Mit dem Einsatz von Zuckerrüben in seiner<br />

Biogasanlage hat Peter Huber bisher gute<br />

Erfahrungen gemacht. Zukünftig will er<br />

auch Futterrüben als Gärsubstrat nutzen.<br />

M a i s k o n k u r r e n z l o s<br />

Norbert Dyckers ist zufrieden mit dem<br />

Betrieb der Biogasanlage und plant eine<br />

zweite Anlage.<br />

Fotos: Annegret Keulen, Natascha Kreuzer<br />

Da der Feststoffdosierer der Biogasanlage<br />

mit Messern ausgestattet<br />

ist, könnte Dyckers problemlos<br />

auch ganze Rüben in die Anlage<br />

geben. Allerdings ist für ihn die<br />

Rübe keine Konkurrenz zur Maissilage.<br />

„Für die Biogasanlage extra<br />

Rüben anzubauen, lohnt nicht.<br />

Vielleicht könnte man je nach<br />

Preis Überschussrüben verarbeiten,<br />

aber das wäre mit einem höheren<br />

Aufwand für die Rübenreinigung<br />

verbunden.“ Für<br />

die Zukunft will<br />

er ausprobieren,<br />

ob er die Anlage auch mit<br />

Zwischenfrüchten aus Untersaaten<br />

im Getreide bestücken kann.<br />

„Die Zwischenfrüchte könnten interessant<br />

sein, weil Getreide und<br />

Mais immer teurer werden.<br />

Eigentlich müsste der Nawaro-<br />

Bonus auf 10 Cent steigen, um<br />

den Mais zu bezahlen.“ Den Anteil<br />

Rübenblatt zu erhöhen, sei<br />

auch schwierig, denn Rübenblatt<br />

habe auf Grund des großen Volu-<br />

Die Abwärme der Biogasanlage Dyckers<br />

wird unter anderem zum Heizen einer<br />

Gärtnerei genutzt.<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 17


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

Te c h n i k<br />

Diese Biogas-Rüben wurden bereits nicht mehr geköpft. In der kommenden Saison sollen<br />

die gesamten Rüben für die Biogasanlage mit Blatt gerodet werden.<br />

Nach der Reinigung in der Trommelwaschmaschine werden die Rüben in einem Schredder<br />

zu Mus verarbeitet. Die notwendigen mobilen Maschinen stellt ein Unternehmen der Umwelttechnik<br />

bereit.<br />

mens bei der Ernte keine große<br />

Transportwürdigkeit.<br />

Für die Zukunft setzt Dyckers weiter<br />

auf Biogas: Er plant eine Erweiterung<br />

seiner Anlage auf 850 KW<br />

in Zusammenarbeit mit einer weiteren<br />

Gärtnerei. Sollten alle Pläne<br />

genehmigt werden, wird das Heizkraftwerk<br />

in der rund 1,5 km entfernten<br />

Gärtnerei stationiert und<br />

das Biogas über eine entsprechende<br />

Erdleitung dort hintransportiert.<br />

R ü b e n e r n t e i m F e b r u a r<br />

Im Gegensatz zum Betrieb Dyckers<br />

nutzt Peter Huber aus Düsseldorf-Hubbelrath<br />

ganze Zuckerrüben<br />

in seiner 500 kW-Anlage,<br />

die seit dem Jahr 2005 in Betrieb<br />

ist. Zudem erzeugt das Unternehmen<br />

Eier mit rund 35 000 Legehennen<br />

in verschiedenen Haltungssystemen.<br />

Hühnermist und<br />

Trockenkot kommen deshalb<br />

Das Rübenblatt im Betrieb Dyckers wird gemeinsam mit dem Mais siliert.<br />

ebenfalls in die Biogas-Anlage. Daneben<br />

betreibt Familie Huber einen<br />

größeren Hofladen.<br />

Die letzten von insgesamt rund<br />

10 ha Biogas-Rüben hat Huber erst<br />

im Februar gerodet. „Für die Rübe<br />

in der Biogaserzeugung spricht vor<br />

allem der um 20 bis 30 % höhere<br />

Energieertrag je Hektar im Vergleich<br />

zum Silomais. Dadurch werden<br />

Flächen, zum Beispiel für Getreideanbau,<br />

frei. Außerdem bieten<br />

die Rüben ein wesentlich größeres<br />

Zeitfenster für die Ernte. Zwischen<br />

September und Februar kann ich<br />

mir zum Roden die Tage mit der<br />

günstigsten Witterung heraussuchen“,<br />

beschreibt der Betriebsleiter<br />

die Pluspunkte der Rübe. Da Silomais<br />

nur teuer zugekauft werden<br />

könne und zudem mit hohen Kosten<br />

für die Ein- und Auslagerung<br />

belastet sei, der Silomais der Rübe<br />

auch in puncto Transportwürdigkeit<br />

nachstehe, rechne sich der Einsatz<br />

von Rüben, hat Huber in Vollkostenrechnungen<br />

für seinen Betrieb<br />

ermittelt.<br />

R ü b e n v e r g ä r e n s c h n e l l e r<br />

Derzeit fährt er die Anlage mit 20<br />

bis 25 % Hühnergülle oder Hühnermist.<br />

Die restlichen 75 bis<br />

80 % des Gärsubstrats bestehen<br />

aus Maissilage und Rübenbrei zu<br />

etwa gleichen Teilen. „Mit den Rüben<br />

lässt sich die Anlage nach Störungen<br />

auch sehr viel schneller<br />

hochfahren“, so die Erfahrung des<br />

Unternehmers. „Rüben sind wesentlich<br />

schneller vergoren als<br />

Maissilage.“ Den Rübenanteil will<br />

Huber allmählich bis auf rund<br />

70 % erhöhen. Alle Komponenten<br />

werden getrennt gelagert und dosiert.<br />

„Ich kann die Anlage so viel<br />

genauer fahren, als dies beim Einsatz<br />

einer Mischsilage aus Rüben<br />

und Mais möglich wäre“, meint er.<br />

Von einem Unternehmen der<br />

Umwelttechnik lässt Huber die<br />

Zuckerrüben direkt auf dem Betrieb<br />

zu einem pumpfähigen Mus<br />

verarbeiten, das im Hochsilo lange<br />

lagerfähig ist. Denn das Mus säuert<br />

sehr schnell auf einen pH-Wert<br />

von 3 bis 3,5. Um den Schmutzanteil<br />

möglichst klein zu halten, wird<br />

dem Schredder eine Trommelwaschmaschine<br />

vorgeschaltet.<br />

H o c h s i l o s f ü r R ü b e n b r e i<br />

Auf Grund der positiven Erfahrungen<br />

will der Betriebsleiter die Fläche<br />

für Biogas-Rüben in diesem<br />

Frühjahr auf 60 bis 70 ha ausdehnen<br />

und für die Lagerung des Gärsubstrats<br />

zwei weitere Hochsilos<br />

errichten. Huber baut die Biogas-<br />

Rüben nicht nur auf den eigenen<br />

Flächen an. Er hat auch Anbauvereinbarungen<br />

mit benachbarten<br />

Betrieben getroffen. Diese Flächen<br />

werden ebenfalls mit den Gärresten<br />

gedüngt, was sich positiv<br />

auf den Humusgehalt im Boden<br />

auswirkt. Allerdings hat sich der<br />

Düngewert der Gärreste durch<br />

den Austausch von Maissilage zugunsten<br />

von Rüben hinsichtlich<br />

N- und P-Gehalt in etwa halbiert.<br />

Bei der Sortenwahl setzt der staatlich<br />

geprüfte Landwirt auf Spitzensorten<br />

im Segment der Zuckerund<br />

Massenrüben. Außerdem will<br />

der experimentierfreudige Unternehmer<br />

ab Herbst die Eignung<br />

von Futterrüben als Gärsubstrat<br />

testen. „Da die Futterrübe eine<br />

glattere Oberfläche besitzt und<br />

weiter aus dem Boden wächst, verspreche<br />

ich mir durch deren Einsatz<br />

eine deutliche Verringerung<br />

des Schmutzanteils“, sagt Huber.<br />

Außerdem soll der höhere Wasseranteil<br />

der Futterrübe die Verwertung<br />

von Trockenkot aus der Legehennenhaltung<br />

vereinfachen. Bisher<br />

muss dem Trockenkot vor<br />

dem Gärprozess Wasser hinzugefügt<br />

werden.<br />

Der Anbau der Biogas-Rüben erfolgt<br />

grundsätzlich wie der von<br />

Zuckerrüben. Lediglich die N-<br />

Düngung wird hochgefahren. Allerdings<br />

will Huber bei den Biogas-Rüben<br />

im kommenden Herbst<br />

18 LZ 20-<strong>2008</strong>


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

Zu c k e r<br />

noch eine zusätzliche Fungizidbehandlung<br />

durchführen. Darauf<br />

hatte er im vergangenen Jahr verzichtet,<br />

was sich im Nachhinein<br />

als Fehler herausgestellt hat. Während<br />

ein Teil der Biogas-Rüben auf<br />

Grund technischer Gegebenheiten<br />

noch leicht geköpft gerodet wurde,<br />

will Huber bei der kommenden<br />

Ernte ungeköpft mit Blatt roden,<br />

denn auch das Blatt ist Futter für<br />

die Mikroorganismen in der Biogasanlage.<br />

Trotz der ersten guten<br />

Erfahrungen mit der Vergärung<br />

von Zuckerrüben macht Peter Huber<br />

deutlich: „Ich hänge nicht an<br />

der Rübe. Wenn sich die Preise<br />

verändern und sich herausstellt,<br />

dass der Einsatz anderer Substrate<br />

günstiger ist, habe ich kein Problem<br />

damit umzusteigen und etwas<br />

anderes auszuprobieren.“<br />

K a m m e r i s t s k e p t i s c h<br />

Auch die Landwirtschaftskammer<br />

Nordrhein-Westfalen hat in der<br />

Biogasanlage im Gartenbauzentrum<br />

in Straelen bereits 2003 neben<br />

zahlreichen anderen Substraten<br />

auch Zuckerrüben vergoren.<br />

Die Rüben wurden zunächst mit<br />

einem Häcksler, der für Kommunalarbeiten<br />

genutzt wird und normalerweise<br />

Äste und Zweige zerkleinert,<br />

gehäckselt und nach dem<br />

Transport nach Straelen in Hochsilos<br />

gelagert. „In den Versuchen der<br />

Kammer zeigte sich auch, dass Rüben<br />

etwa 30 % schneller als Maissilage<br />

vergären. Probleme bereitete<br />

allerdings eine Schwimmsicht, die<br />

sich auf den angesäuerten Rüben<br />

im Hochsilo gebildet hatte, sie war<br />

nur noch mit dem Bagger zu entfernen“,<br />

berichtet Dr. Waldemar<br />

Gruber von der Landwirtschaftskammer<br />

NRW. Er hält die Rübe<br />

zurzeit nicht für wettbewerbsfähig<br />

gegenüber anderen Substraten,<br />

weil Ernte, Transport und Lagerung<br />

im Hochsilo einfach zu teuer seien.<br />

Auch sei nicht klar, wie die an den<br />

Rüben anhaftende Erde auf Dauer<br />

wieder aus der Biogasanlage herauskommen<br />

solle.<br />

Annegret K e u l e n<br />

Natascha K r e u z e r<br />

Damit bezahlt wird,<br />

was in der Rübe drin ist<br />

Wer zerbricht sich eigentlich den<br />

Kopf über all die neuen Vereinbarungen<br />

mit den vielen Detailfragen<br />

zu den Waschproben, zur Probennahme,<br />

zum Rübenlabor und<br />

zur Hofbilanz? In der Branchenvereinbarung<br />

ist dafür die sogenannte<br />

Rübenbewertungskommission<br />

vorgesehen. Mitglieder<br />

dieser Kommission sind Vertreter<br />

des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes<br />

(RRV) und der Zuckerfabriken<br />

sowie Dr. Peter Rieß als<br />

von beiden Seiten bestellter Gutachter<br />

(siehe Kasten Seite 20).<br />

In Abhängigkeit von den zu bearbeitenden<br />

Themen trifft sich die<br />

Rübenbewertungskommission<br />

ein- oder mehrmals im Jahr. Im<br />

Weiteren soll auf einige Fragen<br />

und Themengebiete aus den Sitzungen<br />

eingegangen werden:<br />

● Was ist bei der Rübenprobennahme<br />

gemäß der neuen Branchenvereinbarung<br />

zu beachten?<br />

● Wie wird die Analyse zur Zuckergehaltsbestimmung<br />

durchgeführt?<br />

Wie wird zu diesem<br />

Zweck Gefrierbrei gewonnen<br />

und gelagert, wie ist er zu<br />

transportieren, aufzuarbeiten<br />

und zu analysieren?<br />

● Wie zuverlässig arbeiten die<br />

Rübenlabors des Rheinlands?<br />

● Wie ist eine Waschprobe auf<br />

der Rübenplatte zu ziehen?<br />

● Werden genügend Waschproben<br />

gezogen und welche Aussage<br />

lässt sich aus den Ergebnissen<br />

ableiten?<br />

● Wie ist die Verarbeitungsqualität<br />

und das Handling von Zuckerrüben,<br />

die in Langzeitmieten<br />

gelagert beziehungsweise<br />

erst im Frühjahr geerntet wurden?<br />

R ü b e n p r o b e n a h m e<br />

Mit der generellen Festsetzung<br />

des Kopfabzugs auf 3 % wurde<br />

gleichzeitig die Probenahme der<br />

Rüben für die Laboranalyse neu<br />

geregelt. Galt es früher, etwa 20<br />

mittlere gut geköpfte Rüben aus<br />

der Ladung zu entnehmen, so soll<br />

der Probenehmer heute eine Probe,<br />

die dem Durchschnitt der gesamten<br />

Ladung entspricht, entnehmen.<br />

Die Probenahme wird<br />

regelmäßig vom bestellten Sachverständigen<br />

und von den Schätzern<br />

des RRV überprüft.<br />

A n a l y s e n i m R ü b e n l a b o r<br />

Der Bestimmung des Zuckergehalts<br />

und der für die Qualitätsbezahlung<br />

maßgeblichen Inhaltsstoffe<br />

kommt die Hauptbedeutung<br />

in den Sitzungen der Rübenbewertungskommission<br />

zu. Dabei<br />

werden sowohl die richtige Probenvorbereitung<br />

als auch die einzelnen<br />

Analyseschritte kritisch unter<br />

die Lupe genommen. Mindestens<br />

einmal pro Woche wird jedes<br />

Rübenlabor vom bestellten Sachverständigen<br />

überprüft. Die verschiedenen<br />

Labore werden anhand<br />

der Analyseergebnisse mit<br />

einander verglichen. Dazu werden<br />

entweder zehn einheitlich gewonnene<br />

Proben von Rübenbrei oder<br />

zehn Säcke à 20 kg von möglichst<br />

homogenen Rüben zur Analyse<br />

ins Rübenlabor gegeben. Die Ergebnisse<br />

der Analysen werden sofort<br />

ausgewertet und allen zuständigen<br />

Laborverantwortlichen und<br />

Die Analysemethoden in den Laboren der Zuckerfabriken werden immer wieder kritisch überprüft, um höchste Genauigkeit zu erzielen.<br />

Foto: Peter Hensch<br />

LZ 20-<strong>2008</strong> 19


Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L<br />

Zu c k e r<br />

Mitglieder der Rübenbewertungskommission:<br />

Rheinischer Rübenbauer-<br />

Verband:<br />

Gerd-Volker Berning<br />

Dr. Karl Otto Ditges<br />

Dr. Peter Kasten<br />

Manfred Steuerwald<br />

Edmund Strutz<br />

der RRV-Geschäftsstelle per E-Mail<br />

zugeleitet. Mögliche Abweichungen<br />

werden zeitnah diskutiert und<br />

mögliche Ursachen ermittelt und<br />

falls notwendig korrigiert. Am Ende<br />

einer jeden Kampagne werden<br />

die Ergebnisse aller Vergleiche in<br />

der Rübenbewertungskommission<br />

vorgestellt und diskutiert. Die seit<br />

Jahren zunehmende Übereinstimmung<br />

zwischen den beteiligten<br />

Rübenlabors wird als Maß für die<br />

dort stattfindende gute Arbeit gewertet.<br />

Ab der kommenden Kampagne<br />

wird nur noch das Jülicher Rübenlabor<br />

über eine Vollanalytik verfügen.<br />

Die Proben aus Appeldorn<br />

und dann auch aus Euskirchen<br />

müssen in gefrorenem Zustand<br />

täglich nach Jülich transportiert<br />

werden. Die damit im Zusammenhang<br />

stehenden Fragen wurden<br />

ebenfalls in der Rübenbewertungskommission<br />

diskutiert und<br />

in eine veränderte Vereinbarung<br />

zur Entnahme und Untersuchung<br />

von Zuckerrübenproben eingearbeitet.<br />

Demnach muss der gewonnene<br />

Rübenbrei unverzüglich eingefroren<br />

und in einer geeigneten<br />

Gefriertruhe bis zum Transport<br />

zwischengelagert werden. Während<br />

des Transports muss sichergestellt<br />

werden, dass die Proben<br />

im tiefgefrorenen Zustand verbleiben<br />

und erst in Jülich langsam<br />

aufgetaut und zur Analytik vorbereitet<br />

werden.<br />

W a s c h p r o b e n<br />

Zuckerfabriken:<br />

Dr. Helmut Esser<br />

Dr. Stefan Brinker<br />

Hermann Mugele<br />

Tim Wischmann<br />

Unabhängiger Gutachter:<br />

Dr. Peter Rieß<br />

In den Fabriken, in denen eine<br />

subjektive Feststellung der<br />

Schmutzprozente erfolgt, kommt<br />

den regelmäßigen Waschproben<br />

eine große Bedeutung zu. Dabei<br />

sollen jede Woche etwa zehn<br />

Waschproben zur Eichung der beteiligten<br />

Sachverständigen gezogen<br />

werden. Mit eingerechnet werden<br />

dabei die Waschproben, die<br />

die einzelnen Rübenanbauer interessehalber<br />

oder aus Reklamationsgründen<br />

durchführen lassen.<br />

Ein Merkblatt, wie bei dieser sogenannten<br />

Waschprobe zu verfahren<br />

ist, gibt es schon lange. Es ist zwischen<br />

dem RRV und der Zuckerindustrie<br />

verhandelt und in den<br />

zurückliegenden Jahren immer<br />

wieder an die geänderten Verhältnisse<br />

angepasst worden. Die letzte<br />

Änderung betraf die Probenahme<br />

für eine Waschprobe auf der Rübenplatte.<br />

Dazu muss sichergestellt<br />

sein, dass die Fuhre auf eine<br />

saubere Fläche abgekippt wird.<br />

Anschließend müssen die Rollrüben<br />

entfernt und aus dem so vorbereiteten<br />

Rübenhaufen zwei<br />

möglichst repräsentative Proben<br />

entnommen werden.<br />

Am Ende der Kampagne stellt der<br />

RRV die gewonnenen Ergebnisse<br />

aller Waschproben zusammen<br />

und wertet sie aus. Diese Auswertung<br />

dient als Diskussionsgrundlage<br />

in der jährlichen Sitzung der<br />

Rübenbewertungskommission.<br />

Hier wird besonderer Wert auf die<br />

Übereinstimmung zwischen dem<br />

Schätz- und dem Waschergebnis<br />

gelegt. Mögliche Ursachen für Abweichungen<br />

werden angesprochen<br />

und – falls notwendig – in der folgenden<br />

Kampagne besonders ins<br />

Auge gefasst, zum Beispiel die Bewertung<br />

von faulen Rüben in Rübenfuhren.<br />

Seit Einführung der Hofbilanz<br />

und seitdem der Kopfanteil generell<br />

auf 3 % festgesetzt worden ist,<br />

geht es bei den Waschproben im<br />

Rheinland deutlich entspannter<br />

zu. Die Emotionen der früheren<br />

Jahre mögen dem einen oder anderen<br />

fehlen, weil sie angeblich<br />

immer das Salz in der Suppe gewesen<br />

sind. Fest steht jedoch, dass<br />

die zwischen dem RRV und der<br />

Zuckerindustrie gefundenen Regelungen<br />

zu mehr Transparenz<br />

und auch zu mehr Akzeptanz geführt<br />

haben.<br />

Immer wieder beschäftigen sich<br />

die Mitglieder in der Rübenbewertungskommission<br />

mit den Auswirkungen<br />

einer Langzeitlagerung<br />

von Zuckerrüben. Es zeichnet sich<br />

ab, dass die Lagerungsdauer einen<br />

starken Einfluss auf die Ausbeutbarkeit<br />

des Zuckers hat und dass<br />

die für frische oder nur kurzzeitig<br />

gelagerte Rüben entwickelte Ableitung<br />

des Standardmelasseverlustes<br />

keine Anwendung finden<br />

kann.<br />

V i e l e T h e m e n<br />

Das Themenfeld der Rübenbewertungskommission<br />

ist recht umfangreich.<br />

Es reicht von der Beurteilung<br />

der Rübenprobenahme bis<br />

hin zur Langzeitlagerung von Zuckerrüben.<br />

Ziel der Gespräche und<br />

Diskussionen in der Gruppe ist am<br />

Ende immer eine beiden Seiten gerecht<br />

werdende Regelung zu finden.<br />

In diesem Geist sind auch die<br />

vorliegenden Vereinbarungen und<br />

Merkblätter entstanden.<br />

Dr. Stefan B r i n k e r<br />

Pfeifer & Langen<br />

Euskirchen<br />

Rübensaat im Rheinland später als sonst<br />

Die diesjährige Aussaat erfolgte<br />

rund zwei Wochen später als im<br />

langjährigen Mittel, gegenüber<br />

dem Bilderbuchapril des vergangenen<br />

Jahres sogar um drei Wochen.<br />

Nur fünfmal in den vergangenen<br />

50 Jahren wurde ähnlich spät gesät<br />

wie in <strong>2008</strong>, zuletzt im Jahr 2001.<br />

Aus pflanzenbaulicher Sicht war<br />

das Warten auf vernünftige Aussaatbedingungen<br />

aber die richtige<br />

Entscheidung, denn gerade Rüben<br />

reagieren auf ungünstige Saatbedingungen<br />

schnell mit Ertragseinbußen.<br />

Zudem führen späte Saattermine<br />

nicht zwangsläufig zu<br />

niedrigeren Erträgen, wie die langjährige<br />

Ertragsstatistik belegt.<br />

Rheinischer<br />

Rübenbauer-Verband e.V.<br />

Saatzeiten und Zuckererträge (trendbereinigt) seit 1950<br />

Zucker<br />

dt/ha<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

53<br />

71<br />

67 04<br />

05<br />

00<br />

60<br />

99<br />

81<br />

93 82<br />

58<br />

07<br />

69<br />

78<br />

73<br />

90<br />

89 57<br />

96<br />

02<br />

92<br />

72 03<br />

54 61 68<br />

77 88<br />

91<br />

87<br />

97<br />

74 65<br />

76<br />

56<br />

98 84<br />

59<br />

52<br />

mittlere Saatzeit<br />

64<br />

50<br />

63<br />

55<br />

79<br />

88<br />

06<br />

85<br />

51 94<br />

12. 3. 17. 3. 22. 3. 27. 3. 1. 4. 6. 4. 11. 4. 16. 4. 21. 4. 26. 4. 1. 5. 6. 5.<br />

95<br />

83<br />

62<br />

70<br />

66<br />

01<br />

75<br />

86<br />

20 LZ 20-<strong>2008</strong>

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