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Vortragstext - Zentrum Seniorenstudium - LMU

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Bild 31 Den Zusammenhang zwischen der inneren Uhr der Bienen und der<br />

Himmelsorientierung sollten Max Renner und ich 1958 im Auftrag des Chefs in<br />

einem Versetzungsversuch zwischen der Ost- und der Westküste Nordamerikas<br />

prüfen. Wir dressierten Bienen auf Long Island um 13.30 Uhr Ortszeit auf einen im<br />

Nordwesten gelegenen Futterplatz. Die Sonne steht um diese Zeit dort in SSW. Am<br />

geplanten Versetzungsplatz 4000 km westlich in Kalifornien, in Davis, ist es um<br />

diese Zeit erst 10.30 Uhr und die Sonne steht in SO. Dorthin war ich vorausgeflogen<br />

und hatte um den vorgesehenen Stockplatz in den 8 Haupthimmelsrichtungen Test-<br />

Besuchskästchen installiert. Bild 32 Das Einschlupfloch war mit einer Lichtschranke<br />

versehen, das Kästchen wurde im Boden versenkt. In einer entfernten Scheune<br />

liefen die Leitungen in einem automatisierten Registrierzentrum zusammen. Über<br />

Nacht brachte Max Renner das Volk mit einem Linienflug von New York nach San<br />

Francisco und mit einem Kleinflieger weiter nach Davis. Ergebnis des Versuchs: Bild<br />

33: Die auf Long Island auf die Futterzeit 13.30 Uhr in Richtung NW dressierten<br />

Bienen starteten die Suchflüge am nächsten Tag in Kalifornien verfrüht gegen 10 Uhr<br />

Ortszeit knapp 24 Stunden nach der Dressurzeit entsprechend ihrer inneren Uhr und<br />

suchten den Futterplatz entsprechend dem gegenüber der Ostküste rund 90 Grad<br />

verschobenen Sonnenstand statt im Nordwesten im Südwesten. Damit offenbarten<br />

sie zweifelsfrei ihre Fähigkeit, mit ihrer inneren Uhr aus dem jeweiligen Sonnenstand<br />

die Kompassrichtung auf der Erde zu ermitteln. Das an der Ost- und Westküste um<br />

30 Grad verschiedene Erdmagnetfeld hatte offenbar keinen Einfluss. Dennoch wollte<br />

Karl von Frisch prüfen, ob sie nicht doch unter bestimmten Bedingungen in der Lage<br />

sind, das Magnetfeld wahrzunehmen.<br />

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Bild 34 Anfang der sechziger Jahre hatte Harald Esch, ein Münchner Physiker, der<br />

zur Frisch-Lindauerschen Schule gestoßen war, entdeckt, dass die<br />

Schwänzelstrecke, die im Schwänzeltanz die Entfernung eines Ziels signalisiert,<br />

durch Schall betont wird, und dass Nachtänzerinnen Pieplaute erzeugen, mit denen<br />

sie die Tänzerin zur Abgabe einer Kostprobe veranlassen. Lindauer, der 1973 an die<br />

Universität Würzburg gewechselt war, konnte dort in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bioakustiker Axel Michelsen aus Dänemark und weiteren Physikern mit<br />

hochempfindlicher Technik zeigen, dass der durch Kontraktionen der<br />

Brustmuskulatur erzeugte Schall über die Flügel in die Luft abgestrahlt wird. In<br />

Dressurversuchen gelang Lindauer der Nachweis, dass Bienen diesen<br />

luftübertragenen Schall mit einer Tonhöhe von ca. 250 Hz tatsächlich hören können.<br />

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