Vortragstext - Zentrum Seniorenstudium - LMU
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wirbellosen Tiere und insbesondere auch die Bienen total farbenblind sind. V. Frisch<br />
wandte nun seine bei den Fischen entwickelte Futter-Dressurmethode bei den<br />
Bienen an.<br />
Bild 2 Sehen wir uns dazu einen Ausschnitt seiner frühen Filmdokumentation an:<br />
v.Frisch fütterte Bienen auf einem blauen Quadrat mit Zuckerwasser in einem<br />
Glasschälchen und legte darum herum graue Quadrate verschiedener Helligkeit mit<br />
leeren Glasschälchen. Um eine Dressur auf den Futterort zu vermeiden, veränderte<br />
er laufend den Platz des blauen Quadrats. Im Test gab es nur leere Schälchen auf<br />
allen neu verteilten Quadraten. Dennoch landeten die Bienen ausschließlich auf dem<br />
blauen Quadrat. Gleiches gelang mit Gelb. Rot verwechselten sie allerdings mit<br />
schwarz. Damit hatte er bewiesen: Bienen sind farbentüchtig aber rotblind. Als v.<br />
Frisch auf dem Zoologenkongress 1913 den Kollegen die Blaudressur im Freien<br />
vorführte und die Bienen dabei auch auf der blauen Krawatte eines Kritikers<br />
landeten, war der Bann gebrochen. Der Sieg des jungen Dozenten über den<br />
ehrwürdigen Ophthalmologen machten ihn in der Fachwelt früh bekannt. 1920<br />
dressierte sein Freund Alfred Kühn in Tübingen Bienen auf die Spektralfarben einer<br />
Kohlebogenlampe und entdeckte dabei, dass die Bienen das für unsere Augen<br />
unsichtbare ultraviolette Licht sowie auch blaugrünes Licht als Farbtöne<br />
wahrnehmen.<br />
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Bild 3 Dies war im Wesentlichen der Kenntnisstand, als ich 1953 in der Luisenstraße<br />
das zoologische Großpraktikum unter der Leitung von Martin Lindauer absolviert<br />
hatte. In der Hörgeldprüfung bei Karl von Frisch über das Praktikum, fragte mich<br />
dieser, ob ich bei ihm promovieren wolle. Ich war so verwirrt, dass ich „nein“ sagte,<br />
ich wollte Lehrer werden. Er schlug vor, ich solle untersuchen, wie die Bienen mit<br />
ihrem so anders gearteten Farbensinn die bunte Welt der Blumen sehen. Lindauer<br />
führte mich in die Dressurmethode ein. Imker war ich schon seit meiner Schulzeit und<br />
bin es immer noch in unserem Garten in Berg am Laim. Dort führte ich damals auch<br />
die Versuche durch.<br />
Später erzählte mir Lindauer, den ich wie Karl von Frisch bis zum Tod in herzlicher<br />
Verbundenheit begleiten durfte, öfter von seinem Lebensweg, der so ganz anders<br />
verlaufen war, als der unseres gemeinsamen Meisters Karl von Frisch. Ich schildere<br />
ihn kurz:<br />
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