2012 April / Lebenshilfe Freising / Tausendfüßler-Magazin
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<strong>April</strong> <strong>2012</strong> // 21. Jahrgang<br />
TAUSENDFÜßLER<br />
Das <strong>Magazin</strong> der<br />
Thema: Wohnen: Von Nischenplätzen, Kunst und Wohnen auf dem Dorf // Ab Seite 3<br />
Von und für Menschen mit Behinderung: Jubiläumsausstellung in Erlangen // Seite 21<br />
Wendeheft erschienen: Unser Leitbild gibt es jetzt in Leichter Sprache // Seite 22<br />
Helfen hilft: Großes Klassik-Benefizkonzert am Flughafen am 20. Mai // Seite 31<br />
Eine Heimat haben<br />
Wohnen bei der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>
02 Vorwort<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA:<br />
Eine Heimat haben – Wohnen bei<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
03 Von der Heimaufsicht zur Qualitätsberatung<br />
04 Alles nur Müller – oder was?<br />
06 Integration durch „Nischenplätze“<br />
08 Wohnen in Sünzhausen – älter werden<br />
im Hermann-Altmann-Haus<br />
10 Förderstätte: Arbeits-, Lebens- und<br />
Bildungswelten neu entdecken<br />
12 Kunst und Musik bei Menschen mit<br />
Schwerstmehrfachbehinderung<br />
14 Ihre Meinung ist uns wichtig! –<br />
oder: Evaluierung in der IWA<br />
16 Mit Sicherheit (in die) Gesellschaft!<br />
Das Betreute Wohnen<br />
18 Willkommen und Abschied – der<br />
gruppenübergreifende Fachdienst Wohnen<br />
19 Gewalt gegen und von Menschen<br />
mit Behinderung<br />
VOLL DABEI – DIE SEITEN VON<br />
MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />
21 Künstler der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> bei<br />
einer Ausstellung in Erlangen<br />
22 Unser Leitbild in Leichter Sprache<br />
SO WAR’S – DIE CHRONIK DER<br />
LEBENSHILFE FREISING<br />
23 Abschied von Hildegard Dreischl<br />
24 Frühjahrsempfang <strong>2012</strong><br />
25 Jonglieren und Crêpes<br />
26 Tigerkids und Lumperer<br />
27 HELFEN HILFT<br />
32 VERANSTALTUNGSKALENDER / IMPRESSUM<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
unser heutiger Tausendfüssler<br />
beschäftigt sich mit dem<br />
Schwerpunktthema Wohnen.<br />
Seit über 30 Jahren bietet die<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> Menschen<br />
mit Behinderung in derzeit<br />
sechs Wohnhäusern und mehr<br />
als zehn Wohngruppen und<br />
Einzelwohnungen Heimat, Sicherheit,<br />
Schutz, Geborgenheit,<br />
Selbstverwirklichung, Kontakt<br />
und Kommunikation. Rund 200<br />
>> FRANZ BURGER<br />
hauptamtliche MitarbeiterInnen<br />
bieten mit hoher Flexibilität<br />
und überdurchschnittlicher Identifikation mit den Betreuten<br />
die Grundlage für eine menschliche und familiäre Wohngemeinschaft.<br />
Bei uns arbeiten Kolleginnen und Kollegen mit<br />
langjähriger Erfahrung und hoher Qualifikation, die wir durch<br />
ein durchdachtes Weiterbildungsangebot unterstützen.<br />
Dennoch können wir die Hände nicht in den Schoß legen.<br />
Welche Konzepte entwickeln wir für die Tagesbetreuung von<br />
Bewohnern, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden? Brauchen<br />
wir weitere Wohnplätze? Wie erreichen wir in Verhandlungen<br />
mit den Kostenträgern die Erhaltung von Qualitätsstandards?<br />
Wie begegnen wir dem Fachkräftemangel im pädagogischen<br />
Bereich? Das alles sind Fragen, die zeitnah Antwort brauchen<br />
und mit denen wir uns in nächster Zeit intensiv auseinandersetzen.<br />
<strong>2012</strong> wird also für uns kein langweiliges Jahr werden.<br />
Langweilig wird es schon auch deshalb nicht, weil „Großes“<br />
bevorsteht. Unser neues „Inklusionszentrum“, der Nachfolgebau<br />
der früheren „Fröbelschule“ wird im September eröffnet und<br />
bietet ganzen acht Einrichtungen Heimat. Es wird ein Haus, in<br />
dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne<br />
Behinderung gemeinsam spielen, lernen und feiern. Dieses<br />
Haus mit Leben zu füllen und Inklusion behutsam und zielgerichtet<br />
umzusetzen, wird unsere große Aufgabe für die kommende<br />
Zeit. Das Konzept stimmen wir derzeit mit allen beteiligten<br />
Stellen ab.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.<br />
BESUCHEN SIE UNS JETZT AUCH AUF FACEBOOK!<br />
Sie finden den Link auf unserer Internetseite<br />
www.lebenshilfe-fs.de<br />
Ihr<br />
Franz Burger<br />
Geschäftsführer<br />
2 // VORWORT
Von der Heimaufsicht<br />
zur Qualitätsberatung<br />
Der neue Prüfleitfaden der bayerischen FQA<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Jedes Jahr wird geprüft, ob Menschen<br />
mit Behinderung gut wohnen können.<br />
Früher hat das die Heimaufsicht gemacht.<br />
Jetzt heißt das FQA. Jetzt soll<br />
aber nicht nur geprüft werden. Jetzt gibt<br />
es auch Tipps, wie Menschen mit Behinderung<br />
noch besser wohnen können.<br />
Die 96 bayerischen „Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen<br />
– Qualitätsentwicklung und<br />
Aufsicht“ (FQA) arbeiten seit Januar 2008 mit einem<br />
innovativen Prüfleitfaden. Er wurde von Praktikern für<br />
Praktiker unter der Projektleitung der GAB Gesellschaft<br />
für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung in<br />
München entwickelt.<br />
Er dient in erster Linie der Qualität der jährlichen Einrichtungsprüfungen<br />
durch die ehemalige Heimaufsicht. Der<br />
Prüfleitfaden unterstützt die AuditorInnen der FQA darin,<br />
die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der über 700 Einrichtungen<br />
der Behindertenhilfe in Bayern zu verstehen.<br />
Die Einrichtungen sind für die Umsetzung des Pflegeund<br />
Wohnqualitätsgesetzes (PfleWoqG) verantwortlich.<br />
Daher erschließen sich die Prüfenden die Einrichtung<br />
mithilfe von Schlüsselsituationen. Sie sollen mindestens<br />
die Hälfte des Prüftags an alltäglichen Lebenssituationen<br />
der betreuten Menschen mit Behinderung teilnehmen,<br />
um die Ergebnisqualität beurteilen zu können.<br />
Unterstützt von den offenen Fragen des Prüfleitfadens<br />
befragen die Prüfenden ein weiteres Drittel ihrer Zeit<br />
die Verantwortlichen in den Einrichtungen. Lediglich 20<br />
Prozent ihrer Zeit verbringen sie mit Dokumentation.<br />
Durch die erlebten verschiedenen Lebenssituationen<br />
und der multiprofessionellen Zusammenstellung<br />
des Prüfteams entsteht so ein nahezu rundes Bild über<br />
den Grad der Umsetzung des Gesetzes. Die Ergebnisse<br />
werden in einem Abschlussgespräch mit den Verantwortlichen<br />
dargelegt, nach dem Konsensprinzip vereinbart<br />
und in einem Prüfbericht zusammengefasst.<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 3
Wichtig waren vor allem<br />
drei Aspekte:<br />
1. Die Prüfung geschieht im Verständnis<br />
der gemeinsamen Aufgabe von Träger<br />
bzw. Einrichtung und FQA: Schutz<br />
der Würde und Selbständigkeit der<br />
Bewohnerin / des Bewohners sowie<br />
die Sicherung deren Lebensqualität.<br />
Die Aufgabe ist dieselbe, lediglich die<br />
Rollen sind unterschiedlich verteilt<br />
(Prüfen auf Augenhöhe). Deshalb unterstützt<br />
der Prüfleitfaden nicht nur<br />
die Auditoren – auch die Einrichtungen<br />
können aus dem Fragenkatalog<br />
für ihre Qualitätsentwicklung Anregungen<br />
gewinnen.<br />
2. Es geht nicht um eine Bewertung der<br />
Einrichtung (etwa nach Noten) sondern<br />
um eine Feststellung der Gesetzeskonformität.<br />
Hierzu ist es notwendig,<br />
dass die Prüfenden verstehen, wie<br />
sich die Einrichtung organisiert und<br />
führt. Die offenen Fragen des Prüfleitfadens<br />
laden ein zu unbefangenem<br />
Wahrnehmen und verstehenden und<br />
klärenden Gesprächen.<br />
3. Auch die FQA hat wie die geprüften<br />
Einrichtungen ein Qualitätsmanagement<br />
zu betreiben: dies beginnt bei der<br />
Vereinbarung über die Kernprozesse<br />
im Prüfleitfaden, die Leitsätze, Grundsätze<br />
der Urteilsbildung, der Qualifikation<br />
hierfür bis hin zu Feedback durch<br />
die Einrichtungen. Um eine Gleichbehandlung<br />
sicherzustellen, evaluieren<br />
die übergeordneten FQAs an den Regierungen<br />
die FQAs vor Ort.<br />
Mit dem Prüfleitfaden ist es gelungen,<br />
den Schwerpunkt von der „drohenden<br />
Prüfinstanz“ hin zu einer kooperierenden<br />
Fachstelle mit Prüfauftrag im Sinn<br />
einer Qualitätsentwicklung aller Beteiligten<br />
zu etablieren.<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Die Backfabrik Müller-Brot in Neufahrn musste zumachen.<br />
Es wurde unsauber gearbeitet und schlecht<br />
kontrolliert. Beim Wohnen in der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
wird genau aufgepasst. Das sagen viele Prüf-Berichte.<br />
Aber manchmal steht nicht alles drin, was für<br />
Menschen mit Behinderung Gutes gemacht wird.<br />
Der Hygieneskandal bei Müller-Brot in Neufahrn hat die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit in den letzten Wochen auf die Veröffentlichung von<br />
Prüfungsergebnissen gelegt. Ein großer Aufschrei ging durch bayerische<br />
Lande, warum das <strong>Freising</strong>er Landratsamt nicht früher über die<br />
gravierenden Mängel berichtet habe. Wenig beachtet wurde dagegen<br />
eine Tatsache, die auch die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> betrifft: Der Bayerische<br />
Verwaltungsgerichtshof hat Anfang dieses Jahres entschieden,<br />
dass die seit einigen Monaten vollzogene Veröffentlichung der Prüfberichte<br />
unserer stationären Einrichtungen nur mit unserer expliziten<br />
Zustimmung erfolgen darf.<br />
Nach langen internen Beratungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen,<br />
dass wir der Veröffentlichung bis zur Klärung der weiteren rechtlichen<br />
Lage nicht zustimmen.<br />
Dr. Stefan Ackermann, GAB München<br />
externer Berater im Qualitätsmanagement<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
ALLE WOHNANGEBOTE DER LEBENSHILFE FREISING<br />
finden Sie auf unserer Homepage:<br />
www.lebenshilfe-fs.de/erwachsene.html<br />
4 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
Alles nur Müller – oder was?<br />
Warum die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> nicht will, dass Prüfberichte veröffentlicht werden<br />
„Haben die etwa etwas zu verbergen?“<br />
höre ich Sie denken.<br />
Nein, wir haben nichts zu verbergen. Im Gegenteil: Seit der<br />
Einführung der Prüfleitfäden (siehe vorheriger Artikel), der Qualifizierung<br />
der FQA in Qualitätsmanagement und der vereinheitlichten<br />
Prüfberichte, die schließlich 2011 auf der Homepage des<br />
Landratsamtes <strong>Freising</strong> veröffentlicht wurden, hat sich einiges<br />
sehr positiv verändert. Die FQAs (früher Heimaufsichten) setzen<br />
unsere Häuser für Eingliederungshilfe nicht mehr mit Pflegeeinrichtungen<br />
gleich. Sie sprechen viel mehr mit BewohnerInnen<br />
und Personal, sind bei bestimmten Alltagssituationen dabei<br />
und äußern nicht nur Kritik sondern geben auch positive Rückmeldungen.<br />
Unsere Berichte sind sehr gut, wir könnten mit<br />
Stolz sagen: „Es gibt keine Mängel.“<br />
Warum wir uns gegen eine Veröffentlichung aussprechen,<br />
liegt daran, dass unserer Auffassung nach die Berichte relativ<br />
wenig über die tatsächliche Qualität in den Einrichtungen aussagen.<br />
Es ist eine Stichtagserhebung, die Hinweise geben kann,<br />
aber nicht muss. Die Schwerpunktsetzung und Bewertungen<br />
der Prüfberichte können letztlich nur „Eingeweihte“ verstehen<br />
bzw. richtig bewerten. Wenn man sich zum Beispiel vorstellt,<br />
dass das Öffnen und Schließen von Rollstuhlgurten, das ein Bewohner<br />
behinderungsbedingt nicht selbst durchführen kann,<br />
als „freiheitsentziehende Maßnahme“ gilt, die jedes Mal genau<br />
schriftlich dokumentiert werden muss, wird ein völlig falsches<br />
Bild nach außen transportiert. Und wenn von den 567 „freiheitsentziehenden<br />
Maßnahmen“ pro Jahr zwei nicht perfekt dokumentiert<br />
werden, wird dies als Mangel deklariert. Ein Platzsuchender<br />
liest sich den Bericht durch und wird alleine durch den<br />
Begriff „freiheitsentziehende Maßnahmen“ abgeschreckt. 99 %<br />
denken dabei an Einsperren ins Zimmer.<br />
Wir setzen in Bezug auf Qualität immer noch vorzugsweise<br />
auf das, was Menschen selbst bei uns erleben, wenn sie<br />
unsere Häuser besichtigen, bei uns zur Probe wohnen, Unterstützung<br />
bei Ein- und Umzügen erhalten etc. Behinderte<br />
Menschen und ihre Angehörigen spüren sehr schnell und<br />
eindeutig, ob ein Wohnhaus der <strong>Lebenshilfe</strong> ein „Ort zum<br />
Leben“ ist – selbst wenn an einem Tag für zwei Stunden ausnahmsweise<br />
keine „Fachkraft“ im Dienst wäre, sondern „nur“<br />
eine so genannte Hilfskraft, die sich seit 13 Jahren Tag für Tag<br />
mit behinderten Menschen beschäftigt.<br />
Wir pflegen seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit<br />
mit der Heimaufsicht / FQA. Wir prüfen die Anregungen zur<br />
Qualitätsentwicklung immer und setzen diese auch oft um.<br />
Deshalb halten wir die bisherige Prüfpraxis für ausreichend.<br />
Leider stieß bei Müller-Brot eine verantwortungsvolle Aufsicht<br />
nicht auf offene Ohren für qualitative Weiterentwicklung.<br />
Ein abgewandelter Slogan wie „Alles <strong>Lebenshilfe</strong>, oder<br />
was?“ hätte da sicher mehr Werbechancen.<br />
Martina Neumeyer<br />
Bereichsleiterin Wohnen und Förderung<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 5
Integration durch<br />
„Nischenplätze“<br />
Wie finde ich einen Wohnplatz,<br />
der für alle Beteiligte passt?<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Oft ist es sehr schwierig, den richtigen Wohnplatz<br />
für Menschen mit Behinderung zu finden.<br />
Man kann dann versuchen, dass man<br />
einen Nischenplatz findet. Das ist ein Wohnplatz<br />
bei einer Wohngruppe, die es schon gibt.<br />
Dann müssen alle zusammenarbeiten, damit<br />
sich der neue Mitbewohner oder die neue<br />
Mitbewohnerin wohl fühlt.<br />
Für Menschen mit geistiger Behinderung ist es oftmals<br />
sehr schwierig, einen geeigneten Wohnplatz zu finden.<br />
Vor allem wenn zusätzliche außergewöhnliche Beeinträchtigungen<br />
bzw. Verhaltensauffälligkeiten – insbesondere<br />
eingeschätzte unzureichende Gruppenfähigkeit<br />
– dazukommen.<br />
Der Wohnbereich der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> bietet eine<br />
sehr große Palette von individuellen Wohnalternativen.<br />
Doch hat uns die Vergangenheit gelehrt, dass man<br />
nicht allen Personen mit ihren individuellen Bedürfnissen<br />
gerecht werden kann. Derzeit nicht möglich ist die<br />
Integration von Menschen mit erheblicher Fremdgefährdung,<br />
Weglauftendenz und akuter Suchtproblematik,<br />
weil keine geeigneten „geschlossenen“ Wohnplätze<br />
vorhanden sind.<br />
„Nischenplätze“?<br />
Ist die Betreuung des wohnplatzsuchenden Menschen<br />
mit geistiger Behinderung und zusätzlichen außergewöhnlichen<br />
Beeinträchtigungen bzw. Verhaltensauffälligkeiten<br />
in einer eigenen Wohnung nicht möglich, ist der<br />
Weg einer Integration in ein bestehendes Wohnumfeld<br />
gängige Praxis. Hierbei wird versucht, für die Person eine<br />
sogenannte „Nische“, einen auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen<br />
Betreuungsraum innerhalb eines bereits gefestigten<br />
Wohnumfelds zu finden bzw. zu schaffen.<br />
Die Rahmenbedingungen müssen allerdings<br />
wie „Puzzleteile“ zueinander passen.<br />
• Wichtigstes Puzzleteil ist die Bereitschaft der künftigen<br />
MitbewohnerInnen der mutmaßlich erstmal<br />
unbequemen MitbewohnerIn die Möglichkeit zur<br />
Integration zu geben. Toleranz, Solidarität und Verständnis<br />
sind hier unabdingbare Notwendigkeit –<br />
übrigens auch für die beunruhigten Angehörigen<br />
(z.B. Geht die Veränderung auf Kosten der Lebensqualität<br />
meines Kindes/Bruders/Schwester etc.?)<br />
• Die häuslichen Rahmenbedingungen müssen den Anforderungen<br />
gemäß umgestaltet werden (Bedarf es eines<br />
bestimmten Bettes, Zimmereinrichtung, Lifter etc.?).<br />
6 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
• Die vorhandenen personellen Rahmenbedingungen<br />
sind zu prüfen, um den Mehraufwand (zusätzliche<br />
Personaleinsätze) auch bewältigen zu können. Personaleinsätze<br />
und Schichtbesetzung müssen neu angepasst<br />
werden. Das Personal muss zeitnah geschult<br />
sein bzw. finanziellen Ressourcen dafür gebildet werden.<br />
Erfahrungsgemäß lassen sich zusätzliche Personalstellenanteile<br />
nur in sehr besonderen Einzelfällen<br />
und dann nur mit erheblichem Aufwand beim Kostenträger<br />
(meist Bezirk Oberbayern) erreichen.<br />
Ist ein möglicher geeigneter Platz<br />
gefunden – was dann?<br />
Ein besonderes Augenmerk liegt schließlich bei der<br />
Heranführung der künftigen BewohnerIn in das neue<br />
Wohnumfeld. Das Vorgehen muss ganz individuell, der<br />
Art und Intensität der außergewöhnlichen Beeinträchtigungen<br />
bzw. Verhaltensauffälligkeiten entsprechend<br />
konzipiert werden. Zum Beispiel kann eine Heranführung<br />
über anfängliche stundenweise Anwesenheit in<br />
der neuen Wohnumgebung, über ganztägigen Aufenthalt,<br />
einmalige Übernachtung, Wochenenden usw.<br />
erprobt werden. Rückfälle müssen „verkraftet“ werden,<br />
dann neue Ansätze gefunden und erneut für Toleranz<br />
und Solidarität geworben werden.<br />
Offenheit und transparente Kommunikation<br />
Wichtigste Voraussetzung für das Gelingen ist die Offenheit<br />
im Umgang miteinander – eine transparente<br />
Kommunikation. Allen Beteiligten muss klar sein, dass<br />
eine beabsichtigte Integration auch schief gehen kann.<br />
Überzogene Erwartungen oder gar erzwungene Integration<br />
– „das muss doch gehen!“ – zeigen sich oftmals<br />
als zusätzlicher Hemmschuh – vielleicht ist es ein<br />
ungünstiger Zeitpunkt, vielleicht reichen die Rahmenbedingungen<br />
der Einrichtung doch nicht aus, vielleicht<br />
ist die Toleranz und Solidarität der betroffenen MitbewohnerInnen<br />
/ Angehörigen doch nicht ausreichend.<br />
Vielleicht ist auch der „Preis“ der Integration des „Nischenplatzes“<br />
auf Kosten der Lebensqualität Anderer<br />
doch unverhältnismäßig und daher zu hoch.<br />
In unserer jahrzehntenlangen Arbeit für und mit unseren<br />
BewohnerInnen und Angehörigen durften wir<br />
glücklicherweise oftmals „Erfolgsgeschichten“ erleben<br />
– mussten allerdings in auch nicht seltenen „Fällen“ auf<br />
anderer spezialisierte Einrichtungen oder Großeinrichtungen<br />
(mit mehr Möglichkeiten, Nischen zu bilden)<br />
außerhalb des Landkreises verweisen und vermitteln.<br />
Aber um es salopp zu sagen: Ein Versuch hat noch<br />
niemandem geschadet!<br />
Dieter Endruteit<br />
Leiter Juliane-Maier-Haus Moosburg<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 7
DER GANZE TEXT IST IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Wohnen in Sünzhausen<br />
Älter werden im Hermann-Altmann-Haus<br />
Das Hermann-Altmann-Haus<br />
Das Hermann-Altmann-Haus liegt in Sünzhausen.<br />
Es ist das einzige Wohnhaus der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> in<br />
einem Dorf.<br />
Das ist also etwas Besonderes.<br />
Man kann nicht zu Fuß einkaufen gehen oder ins Kino.<br />
Dafür gibt es einen schönen Garten. Und nicht so viele<br />
Autos.<br />
Manche Menschen finden das richtig gut.<br />
Die Bewohner werden älter<br />
Das Hermann-Altmann-Haus ist das älteste Wohnhaus der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>.<br />
Im Dezember 1981 sind die ersten Leute hier eingezogen.<br />
Jetzt sind alle Zimmer belegt, es leben hier 20 Personen.<br />
Fast die Hälfte von ihnen wohnt bereits 28 Jahre und länger<br />
im Hermann-Altmann-Haus.<br />
Wir wollen, dass sie auch weiterhin hier bleiben können.<br />
Auch wenn sie einmal in Rente gehen, nicht mehr so gut laufen<br />
können oder mehr Hilfe benötigen als jetzt.<br />
Die Leute, die hier wohnen und hier arbeiten, mögen das<br />
Haus sehr gerne.<br />
Die Menschen wollen viele weitere Jahre darin schön<br />
wohnen können.<br />
Deshalb muss umgebaut werden<br />
Wenn einmal Rentnerinnen und Rentner hier wohnen, brauchen<br />
wir mehr Platz.<br />
Es muss dann eine Tagesstruktur geben.<br />
Das heißt, dass Menschen, die nicht mehr arbeiten gehen,<br />
im Haus betreut werden, auch unter der Woche.<br />
Sie haben dann Zeit zum Beispiel:<br />
• zum Basteln,<br />
• zum Musikmachen,<br />
• für Gymnastik,<br />
• zum Faulenzen.<br />
Wenn ältere Menschen hier wohnen wollen, braucht das<br />
Hermann-Altmann-Haus einen Aufzug.<br />
8 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
Dann können in allen Zimmern Menschen wohnen, die nicht<br />
gut gehen können.<br />
Manche Zimmer sind hier sehr klein. Das wollen wir auch<br />
ändern.<br />
Damit es im Winter warm ist, braucht das Hermann-Altmann-<br />
Haus neue Fenster.<br />
Und das Dach muss besser gedämmt werden.<br />
Wie es jetzt weitergeht<br />
Deshalb wird in Sünzhausen bald gebaut. Eine Idee ist, ein<br />
neues Haus neben das alte zu bauen. Im neuen Haus sind<br />
dann moderne Zimmer zum Wohnen.<br />
Das alte Haus bleibt stehen, es wird noch gebraucht. Hier ist<br />
dann Platz für die Tagesstruktur.<br />
Das ist gut. Und billiger, als alles neu machen.<br />
Im Dorf kann man nämlich schon lange keine Lebensmittel<br />
mehr kaufen.<br />
Zum Einkaufen muss man mit dem Auto fahren.<br />
Das ist schwer für manche Leute. Zum Beispiel für alte Leute.<br />
Wenn wir hier bauen, könnten wir auch ein kleines Geschäft<br />
bauen.<br />
Dann können die Menschen im Dorf Lebensmittel kaufen.<br />
Und das Hermann-Altmann-Haus wird noch bekannter in<br />
Sünzhausen.<br />
Günther Schwab<br />
Leiter Hermann-Altmann-Haus <strong>Freising</strong>-Sünzhausen<br />
Die Idee mit dem Dorfladen<br />
Noch eine Idee ist, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> einen Dorfladen in<br />
Sünzhausen eröffnet könnte.<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 9
Arbeits-, Lebens- und<br />
Bildungswelten neu entdecken<br />
Förderstätte Moosburg: Wie der „Morgenkreis“ zur „Arbeits- und Tagesbesprechung“ wurde<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Manche Menschen haben eine so schwere<br />
Behinderung, dass sie nicht in der Werkstatt<br />
arbeiten können. Sie gehen in die Förderstätte<br />
Moosburg. Hier entdecken sie mit ihren Betreuern,<br />
dass sie ganz viel lernen und arbeiten<br />
können. Jeder Mensch kann etwas eigenes<br />
ganz besonders gut.<br />
Historie<br />
Vor etwa drei Jahren, haben wir uns auf dem Weg gemacht,<br />
die Inhalte der Förderstätte Moosburg neu zu<br />
hinterfragen und aufgrund unsere Erfahrung in der<br />
täglichen Arbeit eine Vision zu entwickeln, die über<br />
den inhaltlichen Auftrag der tagesstrukturierenden<br />
Maßnahme hinaus geht. So veränderten wir gemeinsam,<br />
Schritt für Schritt im Takt der Förderstätte die<br />
Tagesstruktur. Voraussetzung dafür war, dass sich alle<br />
MitarbeiterInnen in ihrem helfenden Handeln zurücknehmen<br />
und ganz individuell auf das eingehen, was<br />
uns jeden Tag an Wünschen, Bedürfnissen, Befindlichkeiten<br />
und Interessen auf die unterschiedlichste Weise<br />
mitgeteilt wurden. Jede FörderstättengängerIn sollte<br />
ihren Arbeits-, Bildungs- und Lebensplatz in dieser Einrichtung<br />
finden und mitbestimmen können, mit welchen<br />
Inhalten diese versehen werden.<br />
Gesetzliche Grundlage<br />
Es gibt wohl keine unzureichendere Beschreibung für<br />
Menschen die eine Förderstätte besuchen als jene Definition,<br />
die die Paragraphen 136 ff. Sozialgesetzbuch<br />
IX beschreiben:<br />
• Die Werkstatt steht allen behinderten Menschen (…)<br />
unabhängig von der Art oder der Schwere der Behinderung<br />
offen, sofern erwartet werden kann, dass<br />
10 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
OB GARTENARBEIT, Musik machen oder kunstvoll<br />
weben, auch schwerstbehinderte Menschen können<br />
in der Förderstätte ihre Vorlieben und Fähigkeiten<br />
entwickeln.<br />
sie spätestens nach Teilnahme an Maßnahmen im<br />
Berufsbildungsbereich wenigstens ein Mindestmaß<br />
an wirtschaftlicher verwertbarer Arbeitsleistung erbringen<br />
können<br />
• Dies ist nicht der Fall bei behinderten Menschen,<br />
bei denen trotz einer Behinderung angemessenen<br />
Betreuung eine erhebliche Selbst- oder Fremdgefährdung<br />
zu erwarten ist oder das Ausmaß der erforderlichen<br />
Betreuung und Pflege die Teilnahme an<br />
Maßnahmen im Berufsbildungsbereich oder sonstige<br />
Umstände ein Mindestmaß wirtschaftlich verwertbarer<br />
Arbeitsleistung dauerhaft nicht zulassen.<br />
• Behinderte Menschen, die die Voraussetzungen für<br />
eine Beschäftigung in einer Werkstatt nicht erfüllen,<br />
sollen in Einrichtungen oder Gruppen betreut und gefördert<br />
werden, die der Werkstatt angegliedert sind.<br />
Die Förderstätte Moosburg ist aufgrund ihrer geschichtlichen<br />
Entwicklung dem Bereich „Wohnen und<br />
Förderung“ angegliedert.<br />
Aktueller Stand <strong>2012</strong><br />
Wir machen seit mehr als drei Jahren die täglicher Erfahrung,<br />
dass jeder Mensch arbeits- und bildungsfähig ist.<br />
Diese Möglichkeiten gemeinsam zu entdecken, auszuprobieren<br />
und somit eine Wahlmöglichkeit von sinnvollem<br />
Tun und Handeln herzustellen, ist inzwischen eine<br />
wesentliche Aufgabe unsere Einrichtung und deren Neigungs-,<br />
Arbeits- und Bildungsangeboten.<br />
Eine besondere Aufmerksamkeit wird allen körperlich<br />
und in der Kommunikation stark eingeschränkten Betreuten<br />
zuteil. Es bedarf eines hohen Maßes an Aufmerksamkeit,<br />
Erfahrung und Einfühlungsvermögen,<br />
diese Inhalte zu vermitteln. Eine besondere Hilfestellung<br />
eröffnen uns alle Hilfsmittel auf Basis der Unterstützten<br />
Kommunikation.<br />
So werden die Neigungs-, Arbeits- und<br />
Bildungsbereiche ganz konkret und<br />
inhaltlich umgesetzt:<br />
• Neigungsbereich<br />
Der Neigungsbereich steht allen Teilnehmern gemäß<br />
der eigenen Vorlieben und Fähigkeiten offen.<br />
Bei den offenen Angeboten, wie der Förderstätten-<br />
Band, der Kunstwerkstatt und den Klangreisen kann<br />
jeder teilnehmen.<br />
• Arbeitsbereich<br />
Natur/Umwelt und Garten, Mosaikwerkstatt, Kerzenwerkstatt,<br />
arbeitsbezogenes Werken, Kochgruppe,<br />
Müll und Wäschedienst: JedeR TeilnehmerIn lernt<br />
verschiedene Arbeitsbereiche und deren Inhalte<br />
kennen, bis sie den für sie passenden gefunden hat.<br />
Er/Sie erfährt individuelle Unterstützung auf dem<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 11
Weg zur Selbständigkeit. Im Vordergrund stehen<br />
hier das Kennenlernen der verschiedenen Werkzeuge,<br />
Materialien und deren produktive Verarbeitung.<br />
• Bildungsbereich<br />
Hierzu zählen: Frauengruppe „unbeschreiblich weiblich“,<br />
Frauengruppe „Frauenpower“, Band „Mia san<br />
Mia“ (festes Ensemble), Körpererfahrung/Körperarbeit,<br />
Bibliothek, Mediathek.<br />
Visionen für die Zukunft<br />
Wir wünschen uns eine weitere Öffnung und Durchlässigkeit<br />
der Förderstätte Moosburg, nach innen und<br />
nach außen. Innerhalb der <strong>Lebenshilfe</strong> sollten sich die<br />
ineinander übergreifenden Einrichtungen der Berufsschulstufe,<br />
der Werkstätten für behinderte Menschen<br />
und deren Förderstätten durch gegenseitige Hospitationen<br />
und Konzeptionstage gemeinsam weiterentwickeln<br />
und von der jeweiligen Erfahrung profitieren.<br />
Jeder Mensch ist bildungsfähig<br />
Die Bildungsangebote der Förderstätte können sowohl<br />
langfristig, als auch thematisch und zeitlich begrenzt<br />
genutzt werden. Jenseits aller Arbeit und Förderung<br />
wollen wir den TeilnehmerInnen ein Angebot zur Verfügung<br />
stellen, in dem sie sich und ihre Fähigkeiten<br />
neu erfahren, ausbauen und im Rahmen der Erwachsenenbildung<br />
weiterentwickeln. Als Beispiel sei hier unser<br />
neustes Projekt der Bibliothek und Mediathek angeführt.<br />
Hier können an einem festen Tag Bücher, Filme<br />
und andere Kommunikationsmittel mit einem eigenen<br />
Büchereiausweis ausgeliehen werden.<br />
Wir wünschen uns, dass Integration und Inklusion keine<br />
leeren und vergänglichen Worthülsen für Menschen<br />
mit einer schweren Mehrfachbehinderung sind, sondern<br />
dass Arbeit und Bildung auch in Firmen, Betrieben<br />
und öffentlichen Einrichtungen im Rahmen von<br />
Praktika etc. stattfinden kann.<br />
Wir wünschen uns, dass wir den Begriff Förderstätte<br />
ersetzen oder ergänzen in „Arbeits- und Bildungsstätte<br />
Moosburg“ oder in ergänzender Form „Förderstätte<br />
– Arbeit und Bildung“. Am Ende der Vision, sollte der<br />
Paragraph 136 Sozialgesetzbuch IX sich selbst ad absurdum<br />
geführt haben.<br />
Rafael Wachs<br />
Leiter Förderstätte Moosburg<br />
Kunst die froh macht, Musik die spricht<br />
Ungewöhliche Wege zur Kommunikation mit schwer behinderten Menschen<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Manche Menschen sind ganz schwer behindert.<br />
Sie können zum Beispiel nicht sprechen oder<br />
sich kaum bewegen. Die Betreuer müssen auf<br />
andere Weise herausfinden, was diese Menschen<br />
sagen wollen. Dann können auch Menschen<br />
mit schweren Behinderungen ganz tolle<br />
Sachen machen. Astrid malt mit ihren Füßen.<br />
Oder Florian redet mit Hilfe seiner Trommel.<br />
Miteinander reden, einen Vortrag halten, seine Gedanken<br />
niederschreiben, eine E-Mail oder eine SMS<br />
schreiben, etwas pantomimisch darstellen … – wenn<br />
wir einmal darüber nachdenken, fallen uns sehr viele<br />
Möglichkeiten ein, die Menschen ohne Behinderungen<br />
haben, um sich mitzuteilen.<br />
Menschen mit Mehrfachschwerstbehinderung<br />
sind in der Regel sehr viel eingeschränkter.<br />
Ich sehe „Astrid“ vor mir – sie kann nicht reden, nicht<br />
schreiben, sich nicht mit Hilfe von Fotos, Bildern oder<br />
elektrischen Hilfsmitteln verständigen. Sie ist nahezu<br />
12 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
lind und körperlich schwerstbehindert – sie<br />
kann den Kopf etwas drehen. Was denkt sie<br />
wohl? Was fühlt sie? Was macht sie glücklich<br />
und was traurig? Die Antwort auf diese und<br />
ähnliche Fragen können wir nur vermuten.<br />
Die MitarbeiterInnen des Anneliese-<br />
Schweinberger-Hauses haben den Auftrag,<br />
für alle BewohnerInnen – wie schwer ihre Behinderungen<br />
auch sind – Möglichkeiten des<br />
Ausdrucks zu finden und auszuprobieren.<br />
Aus diesem Anliegen heraus wurde z. B.<br />
auch für „Astrid“ ein Weg gefunden, sich beim<br />
Gestalten eine Holzskulptur zu beteiligen. „Astrid“<br />
wurde zunächst von einer Mitarbeiterin<br />
gefragt, ob sie Lust hat, sich künstlerisch zu<br />
betätigen. Aus dem Ausdruck ihres Gesichtes<br />
konnte zunächst nur vermutet werden, dass<br />
„Astrid“ tatsächlich Lust hat.<br />
„Astrid“ wurde also im Bett von zwei Mitarbeiterinnen<br />
aufgesetzt, ihre Füße mit Plastiktüten<br />
umwickelt, mit Farbe bestrichen, und<br />
während die eine Mitarbeiterin die Füße gegen<br />
die ausgesägte Holzfigur presst, hat die<br />
andere Mitarbeiterin „Astrid“ beim Sitzen stabilisiert.<br />
So ist ein wunderbares Kunstwerk<br />
entstanden. Ein Kunstwerk, das zudem im<br />
Rahmen der Ausstellung zu „50 Jahre <strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverband<br />
Bayern“ in Erlangen bewundert<br />
werden kann. Das ist toll.<br />
Und toll sind die Wachheit und die Freude, die wir<br />
in solchen Situationen bei „Astrid“ erleben. Ihre Augen<br />
sind dann weit geöffnet, sie streckt sich im Rahmen ihrer<br />
Möglichkeiten, dreht ihren Kopf von einer zur anderen<br />
Seite und lächelt.<br />
„Florian“ liebt Musik und Rhythmus. Das war schon<br />
immer so – wie sehr, war uns noch nicht klar, als er 1999<br />
ins Anneliese-Schweinberger-Haus einzog. „Florian“<br />
versteht, was man zu ihm sagt und er kann auch viele<br />
Wörter und kurze Sätze sprechen. Aufgrund seiner<br />
Behinderung hat er Schwierigkeiten mit einer Informationsflut<br />
zurecht zu kommen. Er hat dies u.a. auch<br />
dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er Gegenstände<br />
zerstörte oder sehr laut schrie.<br />
2001 bekamen wir ein gebrauchtes Schlagzeug geschenkt.<br />
Wir haben es auch „Florian“ zum Ausprobieren<br />
angeboten. „Florian“ hat sich ans Schlagzeug gesetzt<br />
und gespielt. Wenn er und „Lucia“ (Musikpädagogin)<br />
heute mit den Congas Zwiesprache halten, dann gibt<br />
sein Rhythmus das „Gespräch“ vor.<br />
Das Schlagzeug war damals unwissentlich<br />
der Grundstock der Band „Meister<br />
Aubeck“.<br />
„Meister Aubeck“ wurde am 4. März <strong>2012</strong> der Kultur-<br />
Anerkennungspreis des Landkreises <strong>Freising</strong> verliehen.<br />
Außerdem wurde am 6. Januar <strong>2012</strong> im Bayerischen<br />
Rundfunk ein halbstündiger Beitrag zu „Meister<br />
Aubeck“ ausgestrahlt. Das ist toll. Und toll ist auch,<br />
wenn man „Florian“ nach seiner Musikstunde erlebt –<br />
wie ruhig und ausgeglichen er ist. Man spürt dann, dass<br />
er hier eine ideale Form des Ausdrucks gefunden hat.<br />
Wenn Menschen mit schwerer Behinderung musizieren<br />
oder künstlerisch gestalten, erleben sie eine Freiheit<br />
von Einschränkungen, mit denen sie sonst im Alltag<br />
konfrontiert sind. Sie können einfach ausprobieren,<br />
ihre Fähigkeiten entdecken und sich weiterentwickeln.<br />
Menschen mit Schwerstbehinderung können über ihre<br />
Kreativität mit ihrer Umwelt Kontakt aufnehmen und<br />
zeigen, wie sie sie sehen. Wo Worte unausgesprochen<br />
bleiben, finden sie sich wieder in Farbe und Form. Mit<br />
künstlerischem Gestalten erfahren die Menschen mit<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 13
Schwerstmehrfachbehinderung Selbstbestätigung und<br />
Spaß am Kreativsein und lernen ihre Fähigkeiten und<br />
Interessen kennen.<br />
Und Musik und Kunst kennen keine Behinderung. Sie<br />
bauen Brücken zwischen allen Menschen. Wer Kunstwerke<br />
von Menschen mit Behinderung sieht, wer die<br />
Musik von Menschen mit Behinderung hört, bekommt<br />
einen anderen Blick auf seine Mitmenschen mit Behinderung:<br />
Sie sind Menschen wie jeder andere auch, mit<br />
Vorlieben, mit Fähigkeiten, mit Ambitionen, mit dem<br />
Wunsch, mittendrin im Leben der Gesellschaft zu sein,<br />
mit der Freude, ihr Talent öffentlich zu präsentieren, Lob<br />
und Beifall zu bekommen.<br />
Evi Hübl<br />
Leiterin Anneliese-Schweinberger-Haus Moosburg<br />
Ihre Meinung ist uns wichtig!<br />
Oder: Evaluierung in der Integrativen Wohnanlage <strong>Freising</strong><br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
E-va-lu-ierung heißt: Man wird gefragt, wie es<br />
einem selbst geht, zum Beispiel in dem Wohnhaus<br />
in dem man gerade lebt. Man wird gefragt,<br />
was einem gefällt und was nicht, oder ob<br />
man etwas verändern möchte. In einem Fragebogen<br />
stehen dazu Fragen, die man alleine<br />
beantworten kann oder auch mit jemandem<br />
gemeinsam. Den Fragebogen gibt es auch für<br />
Eltern und Betreuer. Man muss nicht mitmachen,<br />
wenn man nicht will.<br />
Auch im Bereich Wohnen und Förderung ist es wichtig,<br />
im Austausch und Kontakt mit Eltern, Angehörigen und<br />
rechtlichen BetreuerInnen zu bleiben. Bereits 2007 fand<br />
hier eine Evaluierung der Kundenzufriedenheit statt. Damals<br />
war die Zufriedenheit der BewohnerInnen in unserem<br />
Haus, der Integrativen Wohnanlage (IWA) in <strong>Freising</strong>,<br />
sehr hoch, die der Eltern, Angehörigen und rechtlichen<br />
BetreuerInnen dagegen eher niedrig.<br />
Natürlich muss jedes Ergebnis solch einer Befragung<br />
gut angeschaut, hinterfragt und reflektiert werden. Dies<br />
ist ja auch Sinn und Zweck. Wir alle wissen, dass nur gemeinsam<br />
eine optimale Betreuung der BewohnerInnen<br />
des Wohnhauses gewährleistet werden kann. Dazu gehört,<br />
dass alle Beteiligten ein möglichst hohes Maß an Zufriedenheit<br />
erreichen.<br />
Unter dem Motto „Ihre Meinung ist uns wichtig!“ fand<br />
deshalb in der IWA 2011 zum zweiten Mal eine Befragung<br />
der Eltern, Angehörigen und rechtlichen BetreuerInnen<br />
zur allgemeinen Erhebung der Zufriedenheit mit unserer<br />
Arbeit statt. Wichtig war uns hierbei vor allem, wie unsere<br />
gegenseitige Zusammenarbeit erlebt wird, ob das Gefühl<br />
des „Gut-informiert-Seins“ besteht und natürlich ob diese<br />
auch das Empfinden haben, dass es „ihren“ Betreuten gut<br />
bei uns geht. Wir wollten herausfinden, ob sich die damalige<br />
relativ niedrige Zufriedenheit im Vergleich zu jetzt geändert<br />
hat. Hat sie sich erhöht dank unserer Bemühungen<br />
und Anstrengungen oder blieb sie gleich?<br />
Viele Eltern, Angehörige und rechtliche BetreuerInnen,<br />
wenn auch nicht alle, haben sich beteiligt. Letztendlich<br />
14 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
kam als Ergebnis heraus, dass die allgemeine Zufriedenheit<br />
im Vergleich zu 2007 erheblich gestiegen ist, was uns<br />
in unserer Arbeit bestärkte.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
Auf die Frage „Woran machen Sie fest, dass wir gute Arbeit<br />
leisten?“ wurde uns unter anderem mitgeteilt:<br />
• „Gute Absprachen mit Eltern und Betreuern, Betreuung<br />
im Krankheitsfall, Beachtung der Ernährung, freundlicher<br />
Umgangston, Erkennen von Gefahren und Überforderung<br />
der Bewohner, Anregung und Gestaltung<br />
von Freizeitaktivitäten“<br />
• „Das absolute Vorhandensein fachlicher und menschlicher<br />
Kompetenzen“<br />
• „Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Aber eine gewisse<br />
Einschränkung des Fernsehkonsums und noch mehr<br />
Übernahme von Pflichten und Regelmäßigkeiten würde<br />
ich mir wünschen“<br />
• „Konstruktive Kritik und daraus abgeleitete gemeinsame<br />
Absprachen sollten erkennbar, messbar umgesetzt<br />
werden.“<br />
Nun sind solche Befragungen anonymisiert und die<br />
Nennung des eigenen Namens freiwillig. So sind wir natürlich<br />
auf die Offenheit, die uns übrigens ein großes Anliegen<br />
ist, angewiesen, die es dann ermöglicht, sich auszutauschen,<br />
ins Gespräch miteinander zu kommen und auch<br />
zu bleiben sowie Dinge zu klären.<br />
Es gab aber auch Rückmeldungen, die deutlich machten,<br />
dass in bestimmten Bereichen noch Verbesserungsbedarf<br />
aus der Sicht der Befragten besteht. Auf die Frage „Welche<br />
Verbesserungsvorschläge haben Sie für uns?“ wurde uns<br />
zum Beispiel mitgeteilt:<br />
Monika Vieregg<br />
Leiterin Integrative Wohnanlage <strong>Freising</strong><br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 15
Mit Sicherheit<br />
(in die)<br />
Gesellschaft!<br />
Das Betreute Wohnen der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> will, dass alle Menschen mit<br />
Behinderung so wohnen können wie sie wollen.<br />
Dafür braucht man Assistenten. Die helfen<br />
den Menschen mit Behinderung, die richtige<br />
Wohnform zu finden. Ganz neu ist: Jetzt kann<br />
man auch in Familien wohnen.<br />
Im Jahr 2009 hat sich die Einrichtung Betreutes Wohnen<br />
im Zuge des Paradigmenwechsels in der Behindertenhilfe<br />
hin zur Inklusion und im Verständnis einer personenzentrierten<br />
Ausrichtung von Assistenzangeboten<br />
einer neuen fachlichen Konzeption verpflichtet:<br />
„Es sollen Angebotsstrukturen entstehen, die jedem<br />
Menschen mit Behinderung adäquate Möglichkeiten<br />
bieten, um entsprechend der individuellen Bedürfnisse<br />
und Vorstellungen zu wohnen und zusammenzuleben.<br />
Im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen deshalb die<br />
Pluralisierung der Wohn- und Lebensformen und die Initiierung<br />
individueller Assistenzkonzepte für Menschen mit<br />
Behinderung.<br />
Das Betreute Wohnen der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> verpflichtet<br />
sich der Verwirklichung selbstbestimmter Teilhabe von Menschen<br />
mit geistiger Behinderung. Den individuellen Unterstützungsangeboten<br />
entspricht ein System von flexiblen und<br />
durchlässigen Wohnformen mit stationären, teilambulanten<br />
und ambulanten Charakteristika.“<br />
Was heißt das konkret? Dazu möchte ich zwei Grundgedanken<br />
skizzieren: Den Begriff und das Verständnis<br />
von Assistenz sowie die tatsächliche Organisation einer<br />
Pluralisierung von Wohn- und Lebensformen in<br />
der Praxis, an der man die Weiterentwicklung der Angebotsstruktur<br />
und das Wachstum des Betreuten Wohnens<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> erkennen kann.<br />
Der Begriff der ASSISTENZ setzt sich bewusst ab von<br />
Begriffen wie Versorgung, Pflege, Betreuung oder Förderung<br />
und signalisiert eine Hilfestellung im Sinne und im<br />
Auftrag des Klienten, der eine Unterstützung erhält oder<br />
eine Dienstleistung bucht. Darin besteht ein wesentlicher<br />
Unterschied zum Begriff der Betreuung oder der Förderung.<br />
Demnach ist die Hilfeerbringung natürlich auch<br />
personenzentriert und fachlich fundiert, allerdings oftmals<br />
unter den Maßgaben der Einrichtung selbst, des Leistungsträgers<br />
oder im Interesse der öffentlichen Kontrollinstanzen.<br />
Spricht man aber von individuellen Bedürfnissen und<br />
Vorstellungen der Klienten, so muss sich auch die Qualität<br />
der Unterstützung ändern und je verschieden und flexibel<br />
der Nutzerin oder dem Nutzer anpassen. Assistenz im Verständnis<br />
des Betreuten Wohnens und gerade im Sinne des<br />
Leitmottos „<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> – damit Teilhabe gelingt“<br />
ist die Idee einer Hilfeerbringung, ein teilhabendes Leben<br />
16 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
außerhalb von (Sonder-) Einrichtungen im sogenannten<br />
Sozialraum zu ermöglichen und dauerhaft zu sichern.<br />
So ist mittlerweile eine umfangreiche und durchlässige<br />
Angebotsstruktur an Wohn- und Lebensformen im<br />
Rahmen des Betreuten Wohnens entstanden:<br />
• das stationäre Angebot im Wohnhaus Drosselweg im<br />
<strong>Freising</strong>er Stadtteil Lerchenfeld mit einer 4er-Wohngemeinschaft,<br />
einer Paarwohnung und zwei Einzelappartements<br />
• die teilambulanten Außenwohngruppen in <strong>Freising</strong><br />
mit insgesamt fünf Plätzen<br />
• das Ambulant Unterstützte Wohnen in Stadt und Landkreis<br />
<strong>Freising</strong> mit derzeit 15 Nutzerinnen und Nutzern,<br />
die vorwiegend alleine in ihrer Wohnung leben<br />
• ein Nutzer des Persönlichen Budgets in der Stadt<br />
Moosburg, der sich die Unterstützung des Fachpersonals<br />
bewusst für die Zwecke einer sogenannten<br />
Budgetassistenz bucht und Hilfe bei der Organisation<br />
des individuellen Hilfenetzwerkes gewissermaßen als<br />
Manager in eigener Sache in Anspruch nimmt<br />
Im Bereich der Inanspruchnahme des Persönlichen<br />
Budgets sehen wir vielfältige Möglichkeiten einer Öffnung<br />
zu anderen Personenkreisen und einer Angebotsergänzung<br />
im Rahmen des Ambulant Unterstützten<br />
Wohnens: Menschen mit einer Körperbehinderung, die<br />
dahingehend unterstützt werden sollen, mit Hilfe der<br />
Fachkräfte der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> ihr Leben in größtmöglicher<br />
Unabhängigkeit und im Verständnis der<br />
oben beschriebenen Assistenz zu organisieren.<br />
Welche Ideen und konkreten Ansätze zur Weiterentwicklung<br />
der Angebotsstruktur gibt es aber noch? Im<br />
Kontext der Inklusion und dem dahinter stehenden<br />
Innovationspotential dürfen wir künftig auch Personen<br />
in unser Handeln miteinbeziehen, die wir bislang nicht<br />
vorrangig bedacht haben: Menschen ohne Behinderung,<br />
die eine gesellschaftliche Verantwortung übernehmen<br />
und einen Beitrag leisten wollen, ein soziales<br />
Klima der „Enthinderung“ zu schaffen.<br />
Hierzu starten wir im März <strong>2012</strong> mit einem neuen Angebot,<br />
dem BETREUTEN WOHNEN IN FAMILIEN. Hier vermittelt<br />
das Fachteam der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> erwachsene<br />
Menschen mit geistiger Behinderung in eine Gastfamilie<br />
und begleitet das Zusammenleben in Form regelmäßiger<br />
Hausbesuche. Der Gast, also der Mensch mit Behinderung,<br />
lebt bei der Gastfamilie und wird von ihr im Rahmen<br />
einer ganzheitlichen Betreuung unterstützt. Die Familien<br />
verfügen idealerweise über keine fachspezifischen Kenntnisse<br />
oder eine durch Professionalität geprägte Haltung.<br />
Es werden vielmehr die gegebenen familiären Rahmenbedingungen<br />
zur Entwicklungsförderung – oder besser: zur<br />
„Enthinderung“ – des Gastes genutzt. Die Gastfamilien erhalten<br />
ein Betreuungsentgelt in Höhe von 550 Euro sowie<br />
eine Erstattung der Aufwendungen für Miete und Verpflegung.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> ist nun auf der Suche nach<br />
Einzelpersonen, Paaren oder Lebensgemeinschaften, die<br />
Wohnraum zur Verfügung stellen können.<br />
Warum sollten die potentiellen Gastfamilien das aber<br />
auch wollen? Vielleicht weil Sie von Kompetenzen und<br />
Fähigkeiten profitieren können, die nur Menschen mit<br />
Behinderung aufgrund ihrer spezifischen Weise ihres<br />
Soseins und ihrer Lebenssituation haben und das „normale“<br />
Leben dadurch bereichern. So wird der Begriff<br />
Teilhabe auf besondere Weise erweitert: zur Teilgabe<br />
(nach Andreas Lob-Hüdepohl).<br />
Gastfamilien bekommen also etwas zurück:<br />
• Ihr Alltag in der Familie wechselt vom Zustand der<br />
Normalität zum Modus der Vielfältigkeit.<br />
• Beständige zwischenmenschliche Beziehungen<br />
schaffen Sicherheit.<br />
• Unkonventionelle Lebensformen ermöglichen individuelle<br />
Entfaltung.<br />
• Menschen mit Behinderung sind im Sinne der Teilgabe<br />
wertvolle Partner und Ideengeber.<br />
„Wenn zur Gemeinschaft der Verschiedenen, in der Du als<br />
Mensch lebst, ein Mensch mit Behinderung dazugehört,<br />
dann begegne ihm mit der gleichen Liebe wie allen anderen<br />
auch und sieh zu, dass er sich an Eurem Tisch wohlfühlt<br />
und dass es ihm gut geht. Dann wird es auch Dir gut gehen.<br />
Das ist Inklusion.“ (Klaus von Lüpke)<br />
Inklusion ist demzufolge nicht nur ein Auftrag an die<br />
Behindertenhilfe, ihre Strukturen umfassend zu reformieren.<br />
Die Inklusionsdebatte fordert vielmehr die Mehrheitsgesellschaft<br />
dazu auf, ihr moralisches Bewusstsein<br />
zu verändern. Sie muss sich sensibilisieren für Meinungen<br />
und Vorstellungen von Menschen mit Behinderung<br />
und ihre Beiträge im öffentlichen Leben gleichberechtigt<br />
zulassen. Nur in einer solchen Vielfalt ist es „normal, verschieden<br />
zu sein“. In diesem Verständnis entwickelt das<br />
Betreute Wohnen pluralisierte Wohn- und Lebensformen.<br />
Johannes Reicheneder<br />
Leiter Betreutes Wohnen<br />
Das Aktuellste zum Projekt „Betreutes Wohnen in Familien“<br />
finden Sie in Facebook: www.facebook.com/pages/<br />
Betreutes-Wohnen-in-Familien-<strong>Lebenshilfe</strong>-<strong>Freising</strong>-eV<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 17
Willkommen und Abschied<br />
Was macht eigentlich der gruppenübergreifende Fachdienst?<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Herr Hackl beschreibt seine Arbeit im Fachdienst.<br />
Er muss prüfen, wie viel Hilfe ein<br />
Mensch mit Behinderung braucht. Außerdem<br />
hilft er, wenn jemand neu bei der <strong>Lebenshilfe</strong><br />
wohnen will oder wenn er wieder auszieht.<br />
Zu meinen Hauptaufgaben zählen die Hilfebedarfserhebung<br />
nach dem HMB-W-Verfahren (Hilfebedarf für<br />
Menschen mit Behinderung) für die bei der <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Freising</strong> lebenden und arbeitenden Personen und das<br />
Aufnahme-, Überleitungs- und Entlassverfahren.<br />
Die Stadt Bremen bietet im Internet die Beschreibung<br />
des HMB-W-Verfahrens in Leichter Sprache an:<br />
http://www.soziales.bremen.de/sixcms/media.php/13/<br />
HMBW%20Verfahren%20Leichte%20Sprache.pdf<br />
Hilfebedarfserhebung<br />
Alle Personen, die sich für ein Wohnangebot oder einen<br />
Arbeitsplatz in der Förderstätte Moosburg entscheiden,<br />
werden, sofern sie dies nicht aus eigenen<br />
finanziellen Mitteln begleichen können, durch den<br />
Bezirk unterstützt (SGB XII-Eingliederungshilfe). Dafür<br />
verlangt der Bezirk ein aufwändiges Berichtswesen in<br />
dem zu einem der Bedarf des Betreuten als auch die<br />
täglich geleistete Arbeit durch die Betreuer genau dokumentiert<br />
wird. Anhand dessen legt der Bezirk durch<br />
ein Bepunktungssystem die Hilfebedarfsgruppe der<br />
Person fest. Je nach Höhe der Hilfebedarfsgruppe (1-<br />
5) erhält das Wohnhaus oder die Förderstätte einen<br />
Tagessatz, aus dem sich dann u.a. die Personalkosten<br />
refinanzieren lassen.<br />
Im Wesentlichen besteht meine Aufgabe nun darin,<br />
für die in den Wohnhäusern oder dem Ambulant Unterstützten<br />
Wohnen lebenden oder in der Förderstätte<br />
Moosburg arbeitenden Personen, die ihrem Bedarf<br />
entsprechenden Hilfebedarfsgruppen zu erreichen.<br />
Hierfür nutze ich die Informationen zu den Betreuten<br />
in unserem EDV-System Bevia. Die täglichen Dokumentationen,<br />
die Förderplanungen oder die Bewertungen<br />
der einzelnen Fertigkeiten liefern mir hierbei wichtige<br />
Inhalte und geben erste Rückschlüsse auf eine angemessene<br />
Höhe der Hilfebedarfsgruppe. Außerdem stehe<br />
ich in regelmäßigem Austausch mit den Hausleitern<br />
und den Betreuern der Gruppe, um wichtige Fragen in<br />
Bezug auf den notwendigen Bedarf zu klären. Zusätzlich<br />
berate ich die Teams bei Fragen zur inhaltlichen<br />
Darstellung des Berichtswesens, bei Höhergruppierungen<br />
oder Neueinstufungen. Regelmäßig finden<br />
Gespräche mit dem Bezirk in einem der Wohnhäuser<br />
oder in der Förderstätte statt. Auch hier versuche ich,<br />
vor allem aber zusammen mit dem zuständigen Hausleiter<br />
und den Betreuern der Wohngruppe, die die notwendigen<br />
Informationen aus dem Gruppengeschehen<br />
liefern, die für den Betreuten angemessene Hilfebedarfsgruppe<br />
zu erreichen.<br />
Aufnahme-, Überleitungs- und<br />
Entlassverfahren<br />
Oft rufen mich interessierte Personen oder auch deren<br />
Familienangehörige an und erkundigen sich nach den<br />
Wohnangeboten der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>. Sehr gerne<br />
erkläre ich unsere verschiedenen Betreuungsangebote,<br />
biete Besichtigungen an und vermittle die Interessenten<br />
zu den Hausleitern, um dort vor Ort in Kontakt<br />
treten zu können. Fällt die Entscheidung zugunsten<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>, so biete ich meine Unterstützung<br />
an und nehme Kontakt mit dem Bezirk auf, leiste<br />
Hilfestellung beim Ausfüllen notwendiger Formulare<br />
und begleite die Angehörigen bis zur Aufnahme durch<br />
regelmäßige Telefonate oder persönliche Gespräche.<br />
Sehr gerne würde ich allen anfragenden Personen einen<br />
freien Platz bieten. Leider ist unser Angebot begrenzt.<br />
So sind vielleicht entsprechende Häuser belegt, oder die<br />
Betreuungsform des Wohnangebotes entspricht nicht<br />
dem notwendigen Hilfebedarf des Interessenten. In diesem<br />
Fall biete ich stets die Aufnahme in unsere Warteliste<br />
an und melde mich unmittelbar bei den Angehörigen<br />
oder interessierten Personen bei einem frei werdenden<br />
Platz. Kann eine anfragende Person nicht in eines unserer<br />
Häuser aufgenommen werden, da sie z.B. noch nicht<br />
18 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
volljährig ist, dann biete ich andere geeignete Häuser und<br />
Einrichtungen an. Will oder kann eine Person nicht mehr<br />
bei der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> leben, dann unterstütze ich<br />
die Angehörigen und die Bewohner bei der Suche nach<br />
einem neuen Zuhause und begleite die Treffen und Gespräche<br />
in anderen Einrichtungen.<br />
Stephan Hackl, Diplom-Sozialpädagoge (FH)<br />
Gruppenübergreifender Fachdienst<br />
Was tun gegen Gewalt und Angst<br />
Gewalt gegen und von Menschen mit Behinderung<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Alle Menschen sollen ohne Gewalt und<br />
Angst leben können, ganz besonders<br />
Menschen mit Behinderung. Die Mitarbeiter<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> lernen, wie man<br />
immer besser Gewalt verhindern kann:<br />
Gewalt an Menschen mit Behinderung,<br />
aber auch Gewalt, die Menschen mit<br />
Behinderung selber machen.<br />
Im Artikel 16 der Behindertenrechtskonvention (BRK)<br />
der Vereinten Nationen steht, dass Menschen mit Behinderung<br />
ein Recht auf ein Leben ohne Ausbeutung,<br />
Gewalt und Missbrauch haben. Da Frauen als besonders<br />
gefährdet gelten, wird in der BRK immer wieder<br />
betont, dass geschlechtsspezifische Lebenswelten und<br />
Sichtweisen berücksichtigt werden müssen.<br />
Wie ist nun aber die Realität?<br />
In einer brandaktuellen Studie im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
wurde erstmalig repräsentativ nachgewiesen, dass<br />
• Frauen mit Behinderungen nicht nur ein höheres<br />
Risiko haben, Opfer von Gewalt zu werden, sondern<br />
auch umgekehrt frühe Gewalterfahrungen im Leben<br />
der Frauen maßgeblich zu späteren gesundheitlichen<br />
und psychischen Beeinträchtigungen und Behinderungen<br />
beigetragen haben,<br />
• ein Großteil von Frauen mit Behinderung bereits in<br />
Kindheit und Jugend einem erheblichen Ausmaß<br />
von Gewalt durch Eltern und anderen Personen ausgesetzt<br />
waren,<br />
• insbesondere die sexuelle Ausbeutung besonders<br />
hoch ist: jede 2. bis 3. Frau mit Behinderung hat sexuelle<br />
Übergriffe erlebt,<br />
• sich der in der Kindheit erlebte sexuelle Missbrauch<br />
vielfach im Erwachsenenleben fortsetzt,<br />
• dabei die Frauen in Einrichtungen am häufigsten sexuelle<br />
Gewalt und Ausbeutung erlebt haben,<br />
• Frauen mit Behinderung auch deutlich öfter körperliche<br />
und seelische Gewalt erleiden,<br />
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 19
• die Übergriffe selbst insgesamt schwerer und bedrohlicher<br />
sind als bei der Kontrollgruppe,<br />
• die Täter/Täterinnen bei Gewalt überwiegend im<br />
unmittelbaren sozialen Nahraum von Partnerschaft<br />
und Familie zu verorten sind,<br />
• in Einrichtungen körperliche und sexuelle Gewalt<br />
durch BewohnerInnen und/oder ArbeitskollegInnen<br />
sowie psychische Gewalt durch BewohnerInnen und<br />
Personal eine besondere Rolle spielen.<br />
Die detaillierten Ergebnisse der Studie können im Internet<br />
unter: http://www.uni-bielefeld.de/IFF/for/zentrale_<br />
ergebnisse_kurzfassung.pdf nachgelesen werden.<br />
Obwohl mehr Frauen mit Behinderung von Gewalt<br />
betroffen sind, ist es dennoch wichtig zu ergänzen,<br />
dass auch Männer mit Behinderung Gewalthandlungen<br />
ausgesetzt sind. Die Folgen sind nicht minder<br />
schwer. Diese Tatsachen sind erschreckend und sollten<br />
uns alle aufrütteln!<br />
Gleichzeitig erleben wir in unseren Einrichtungen<br />
immer auch Gewalt von behinderten Menschen – gegen<br />
andere BewohnerInnen und auch gegen unser<br />
Personal. In den letzten Jahren kann man durchaus<br />
von einer Zunahme dieses Verhaltens sprechen. Dabei<br />
spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Für<br />
Betroffene ist dies oft eine einschneidende Erfahrung,<br />
die sie lange nicht mehr loslässt.<br />
Wir sind also als Arbeitgeber in vielerlei<br />
Hinsicht gefordert<br />
• Wie sorgen wir dafür, dass die uns anvertrauten Menschen<br />
mit Behinderung ein Leben ohne (Angst vor)<br />
Gewalt in unseren Einrichtungen und Diensten führen<br />
können?<br />
• Wie sorgen wir dafür, dass MitarbeiterInnen vor Gewalt<br />
durch betreute Menschen geschützt werden?<br />
• Was tun wir, wenn es doch zu Übergriffen, Grenzverletzungen,<br />
Aggressionen kommt?<br />
• Machen wir einen Unterschied in unserer Bewertung,<br />
wenn der Täter ein behinderter Mensch ist?<br />
Der Bereich Wohnen und Förderung hat für sein Fort- und<br />
Weiterbildungsprogramm <strong>2012</strong> den Themenschwerpunkt<br />
„Prävention und Intervention bei Gewalt“ gewählt.<br />
Wir versuchen alle MitarbeiterInnen aus unserem Bereich<br />
zu diesem Thema zu schulen, soweit sie sich nicht nachweislich<br />
in den letzten zwei Jahren sich im Rahmen einer<br />
Fortbildung mit dem Thema beschäftigt haben.<br />
Die einzelnen Themen lauten:<br />
• Machtungleichgewicht im Betreuungsalltag – verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Macht<br />
• Gewaltfreie Kommunikation<br />
• Herausforderndes Verhalten von Menschen mit Behinderung<br />
• Prävention und Intervention bei sexueller Gewalt –<br />
Grundlagenseminar<br />
• Kriminelles Verhalten von Menschen mit Behinderung<br />
>> IM RAHMEN UNSERES QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
haben wir ein Vorgehen bei sexueller Gewalt erarbeitet.<br />
Es gibt eine eigene Beauftragte, die von allen zu Rate<br />
gezogen werden kann, wenn es Verdachtsmomente<br />
gibt, Beratungs- und Unterstützungsbedarf gegeben ist:<br />
LISA HINRAINER, Wohnhaus Johannisstraße,<br />
Tel. 08161 / 53 85 90,<br />
lisa.hinrainer@lebenshilfe-fs.de<br />
Für unsere Bewohnerinnen wird es, wie bereits in den<br />
Vorjahren, wieder einen Selbstverteidigungskurs „WEN<br />
DO“ geben, der mit Spielen, Techniken, Gesprächen,<br />
Tricks etc. gefährlichen Situationen entgegentreten hilft.<br />
Der bayerische Landesverband <strong>Lebenshilfe</strong> führt<br />
derzeit eine Abfrage zum herausfordernden Verhalten<br />
von Menschen mit Behinderung durch, anhand derer<br />
Haltungen und geeignete Unterstützungsmaßnahmen<br />
erarbeitet werden sollen.<br />
Martina Neumeyer<br />
Bereichsleiterin Wohnen und Förderung<br />
20 // HAUPTSACHE – DAS THEMA
Fotos: <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern/Jens Wegener<br />
Ganz Bayern sieht: Das können nur wir!<br />
In Erlangen: Kunst von Menschen mit Behinderung bei der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
In Erlangen zeigt eine Ausstellung Kunst<br />
von Menschen mit Behinderung aus<br />
ganz Bayern. Aber nur die <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Freising</strong> durfte gleich drei Kunstgruppen<br />
hinschicken: „al.Bert“ aus dem Hermann-<br />
Altmann-Haus, Kunst- und Werkgruppe<br />
„Holzwürmer“ aus dem Anneliese-<br />
Schweinberger-Haus und die Malgruppe<br />
aus dem Juliane-Maier-Haus.<br />
„Gemeinsam stark durchs Leben“ heißt das Motto der<br />
großen Jubiläumsausstellung der <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern.<br />
Zum Auftakt des 50-jährigen Jubiläums wurde<br />
die Kunstschau von der Landesvorsitzenden Landtagspräsidentin<br />
Barbara Stamm am 24. Januar <strong>2012</strong><br />
persönlich in den Räumen der Landesgeschäftsstelle<br />
Erlangen eröffnet. An der Ausstellung beteiligen sich<br />
14 Kunstgruppen der <strong>Lebenshilfe</strong>n in Bayern mit den<br />
unterschiedlichsten Kunstwerken – vom Acrylgemälde<br />
über Seidenmalerei bis hin zu Objekten aus Holz,<br />
Keramik oder Papier.<br />
Als einzige <strong>Lebenshilfe</strong> in Bayern wurden aus dem<br />
Landkreis <strong>Freising</strong> gleich drei Kunstgruppen ausgewählt:<br />
das Kreativkollektiv „al.Bert“ des Hermann-<br />
Altmann-Hauses Sünzhausen, die Kunstgruppe mit<br />
Werkgruppe „Holzwürmer“ des Anneliese-Schweinberger-Hauses<br />
Moosburg und die Offene Malgruppe<br />
des Juliane-Maier-Hauses Moosburg.<br />
VOLL DABEI – DIE SEITEN VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG // 21
DER GANZE TEXT IST IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Leit-Bild in leichter Sprache<br />
In diesem Leit-Bild stehen die Regeln<br />
der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>.<br />
An diese Regeln sollen sich alle halten.<br />
1. Warum gibt es dieses Leit-Bild?<br />
Altes Leit-Bild<br />
von 1999<br />
Andere<br />
wichtige Texte<br />
Wir hatten schon einmal ein<br />
Leit-Bild.<br />
Das alte Leit-Bild ist<br />
aus dem Jahr 1999.<br />
Jetzt haben wir dieses neue<br />
Leit-Bild geschrieben.<br />
Ein neues Leit-Bild ist wichtig,<br />
damit wir auch in der Zukunft<br />
gute Arbeit machen.<br />
Es gibt schon andere Texte,<br />
die uns helfen,<br />
gut zu arbeiten:<br />
• die UN-Konvention.<br />
Das sind wichtige Regeln<br />
über die Rechte von<br />
Menschen mit<br />
Behinderung.<br />
An diese Regeln<br />
müssen sich alle in<br />
Deutschland halten.<br />
• das neue<br />
Grundsatz-Programm<br />
der Bundes-Vereinigung<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />
Das sind Regeln, nach<br />
denen alle <strong>Lebenshilfe</strong>n<br />
in ganz Deutschland<br />
arbeiten sollen.<br />
• unser altes Leit-Bild,<br />
Mit vielen Menschen<br />
zusammen<br />
geschrieben.<br />
An dieses Leit-<br />
Bild halten.<br />
Lesen:<br />
Was ist uns wichtig?<br />
Wie arbeiten wir?<br />
Wir haben dieses Leit-Bild<br />
mit vielen Menschen<br />
zusammen geschrieben.<br />
Zum Beispiel<br />
• mit Menschen mit<br />
Behinderung,<br />
• mit Eltern<br />
• und mit Mitarbeitern.<br />
Wir haben viel miteinander<br />
geredet,<br />
bis allen das Leit-Bild<br />
gefallen hat.<br />
Wenn dieses Leit-Bild geändert<br />
werden soll,<br />
müssen wieder alle damit<br />
einverstanden sein.<br />
• unsere Satzung.<br />
Das sind Regeln,<br />
wie unsere <strong>Lebenshilfe</strong><br />
arbeiten muss.<br />
• unser<br />
Qualitäts-Hand-Buch.<br />
In diesem Buch steht, wie<br />
wir gut arbeiten wollen.<br />
• Regeln, wie die verschiedenen<br />
Einrichtungen<br />
bei uns arbeiten wollen.<br />
Diese Texte alleine reichen<br />
aber nicht.<br />
Wir wollten einen Text,<br />
in dem alle wichtigen Ziele<br />
zusammen stehen.<br />
Darum haben wir ein<br />
neues Leit-Bild gemacht.<br />
Jeder bei der <strong>Lebenshilfe</strong><br />
soll sich an dieses<br />
Leit-Bild halten.<br />
Nur so können wir die Ziele<br />
schaffen,<br />
die in diesem Leit-Bild stehen.<br />
Dieses Leit-Bild zeigt,<br />
was bei unserer<br />
Arbeit wichtig ist.<br />
Und das Leit-Bild zeigt<br />
anderen, wie wir arbeiten.<br />
Zum Beispiel, dass wir alle<br />
Menschen ernst nehmen.<br />
Und dieses Leit-Bild kann sich<br />
weiter verändern.<br />
Wenn sich unsere Arbeit<br />
verändert,<br />
kann sich auch dieses<br />
Leit-Bild verändern.<br />
2. Wie sehen wir die Menschen?<br />
Was ist uns besonders wichtig?<br />
Alle Menschen sind<br />
gleich viel wert.<br />
Jeder ist wertvoll.<br />
Alle Menschen sind<br />
gleich viel wert:<br />
Jeder Mensch muss gut<br />
behandelt werden.<br />
Jeder Mensch hat die<br />
gleichen Rechte.<br />
Jeder Mensch hat das<br />
Recht zu leben.<br />
Diese Rechte sind auch<br />
für Menschen mit<br />
Behinderung.<br />
Niemand darf Menschen<br />
mit Behinderung<br />
schlechter behandeln.<br />
Das steht auch in<br />
vielen Gesetzen.<br />
Jeder Mensch ist wertvoll.<br />
Man darf keinen Menschen<br />
töten,<br />
weil er eine Behinderung hat.<br />
Und Babys darf man nicht<br />
abtreiben,<br />
weil sie eine Behinderung<br />
haben.<br />
Niemand darf wegen seiner<br />
Behinderung<br />
Nachteile haben.<br />
brosch_leitbild_hoch_umschlag_02.indd 5 13.02.<strong>2012</strong> 14:04:20<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 5<br />
brosch_leitbild_hoch_11_leichte_sprache.indd 4-5 13.02.<strong>2012</strong> 13:50:37<br />
Seite 7<br />
brosch_leitbild_hoch_11_leichte_sprache.indd 6-7 13.02.<strong>2012</strong> 13:50:39<br />
Lesen Sie das Leit-Bild in Leichter Sprache<br />
Jetzt gibt es das neue Leit-Bild der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> auch als Heft.<br />
Das ist wichtig für Sie!<br />
Im Leit-Bild steht, auf was alle bei der <strong>Lebenshilfe</strong> achten sollen.<br />
Im Leit-Bild steht, dass Menschen mit Behinderung mehr<br />
mitreden sollen.<br />
Am Leit-Bild haben viele mitgemacht.<br />
Auch Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt, aus dem<br />
Wohnhaus oder aus der Berufsschulstufe. Vielen Dank dafür!<br />
Damit alle das Leit-Bild verstehen, kann man es jetzt auch in<br />
Leichter Sprache lesen. Es steht in einem Wende-Heft drin.<br />
Das heißt: Man muss das Heft nur umdrehen. Dann kann<br />
man es in schwerer Sprache oder in Leichter Sprache lesen.<br />
Wenn Sie das Heft haben wollen, müssen Sie:<br />
Herrn Martin Weindl anrufen unter der Telefon-Nummer<br />
08161 4830124 oder eine E-Mail schreiben:<br />
martin.weindl@lebenshilfe-fs.de<br />
Wir wollen bei der <strong>Lebenshilfe</strong> jeden Tag so zusammenarbeiten,<br />
wie es im Leit-Bild steht. Sie können mitreden, wie man<br />
das am Besten macht. Dafür muss man sich anmelden:<br />
Bereich Freizeit und Familie:<br />
Herr Thomas Winter, Telefon-Nummer 08161 4830 152<br />
Bereich Wohnen und Förderung:<br />
Frau Martina Neumeyer, Telefon-Nummer 08161 98 99 19<br />
Bereich Schule und Bildung:<br />
Frau Hildegard Waldinger, Telefon-Nummer 08161 4841 79<br />
Bereich Beruf und Arbeit:<br />
Herr Christian Burger, Telefon-Nummer 08161 4830 169<br />
22 // VOLL DABEI – DIE SEITEN VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
Abschied von Hildegard Dreischl<br />
Das Wohnhaus Johannisstraße trauert um die fröhliche und hilfsbereite Seniorin<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Frau Hildegard Dreischl ist gestorben.<br />
Sie wurde unter dem Tag im Wohnhaus<br />
Johannisstraße betreut. Sie hat immer<br />
gelacht, gesungen und gern gestrickt.<br />
Beim Kochen hat sie immer mitgeholfen.<br />
Sonst hat sie bei ihrem Bruder in Paunzhausen<br />
gewohnt. Jetzt ist sie gestorben.<br />
Viele sind traurig darüber.<br />
Hildegard Dreischl besuchte als externe Besucherin seit<br />
September 2006 die Tagbetreuung des Wohnhauses Johannisstraße.<br />
Sie wohnte nicht im Wohnhaus, sondern<br />
lebte bei ihrem Bruder in Paunzhausen in einer kleinen<br />
Einliegerwohnung. Sie war sehr in ihrer Familie eingebunden<br />
und wurde sehr liebevoll von der Familie, ganz<br />
besonders von ihrer Nichte Sabine Wietelmann betreut.<br />
Hildegard war ein sehr herzlicher und fröhlicher<br />
Mensch. Sie war sehr gesellig, sorgte sich um die Menschen<br />
um sich herum und half gerne anderen. Sie freute<br />
sich, gemeinsam mit den anderen BewohnerInnen<br />
des Wohnhauses ihren Tag zu gestalten. Sie liebte es,<br />
zu stricken, Musik zu machen und zu singen und half<br />
mit Freude beim Kochen.<br />
Hildegard war auch immer gerne mit der Tagbetreuung<br />
unterwegs, sei es zum Spaziergang, Stadtgang<br />
oder sie machte gemeinsam mit ihrem Freund Urlaub<br />
mit der Tagesstrukturgruppe. Sie war bei allen sehr beliebt.<br />
Hildegard fehlte uns, wenn sie einmal nicht in die<br />
Tagbetreuung kam.<br />
Völlig überraschend verstarb Hildegard Dreischl am<br />
5. Februar <strong>2012</strong> mit 72 Jahren. Ihr Lachen, ihre Fröhlichkeit,<br />
ihre Einzigartigkeit wird in unserem Herzen einen<br />
Platz haben.<br />
Wir vermissen sie.<br />
Bewohnerinnen und Bewohner<br />
Betreuerinnen und Betreuer<br />
des Wohnhauses Johannisstraße <strong>Freising</strong><br />
SO WAR´S – DIE CHRONIK DER LEBENSHILFE FREISING // 23
Viele Gäste beim Frühjahrsempfang<br />
dm-Gründer Prof. Werner sprach über bedingungsloses Grundeinkommen<br />
Beim traditionellen Frühjahrsempfang der <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Freising</strong> konnten die 1. Vorsitzende Monika Haslberger<br />
und Geschäftsführer Franz Burger eine Vielzahl von<br />
Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sozialverbänden begrüßen.<br />
Mit über 160 Anmeldungen war der Empfang<br />
im Großen Saal des Tagungshauses VivaVita so gut besucht<br />
wie lange nicht mehr.<br />
>> FESTREDNER PROF. GÖTZ WERNER<br />
vertrat engagiert und eloquent seine Thesen<br />
zum bedingungslosen Grundeinkommen.<br />
Vielleicht lag es am diesjährigen Gastredner Prof.<br />
Götz Werner aus Stuttgart. Der Gründer der national<br />
höchst erfolgreichen Drogeriemarktkette dm und heute<br />
noch Mitglied im dortigen Aufsichtsrat macht seit<br />
Jahren auf sein Projekt eines bedingungslosen Grundeinkommens<br />
durch Vorträge und Auftritte in TV und<br />
Radio aufmerksam. Auch in <strong>Freising</strong> öffnete er den gespannt<br />
zuhörenden Besuchern den Blick auf die heutigen<br />
Zustände mit einer verhängnisvollen Verquickung<br />
von Arbeit, Einkommen und Ansehen. Würde durch ein<br />
für alle gleiches Grundeinkommen ein bescheidener<br />
Wohlstand gesichert, könnte sich der Mensch der Entfaltung<br />
und Weiterentwicklung seiner je individuellen<br />
Fähigkeiten und Stärken widmen. Auch Menschen mit<br />
Behinderung kämen in den Genuss der Grundsicherung,<br />
darüber hinaus notwendige weitere Förderung<br />
soll wie bisher nach Art und Schwere der Beeinträchtigungen<br />
dazukommen. Seine Vision, so Prof. Werner,<br />
werde unser Sozialsystem nicht abschaffen sondern<br />
zum Teil übernehmen, individuelle Hilfen und Förderungen<br />
stünden weiterhin bei Bedarf bereit.<br />
In einer kurzen Diskussion der Gäste mit dem Redner<br />
wurden Einzelfragen geklärt und weitere Probleme<br />
angesprochen. Doch Prof. Werner war das ganz recht,<br />
sollten doch seine Thesen zu weiteren und tieferen Gesprächen<br />
anregen. Das setzten die zahlreichen Besucher<br />
des Empfangs beim anschließenden Buffet der VivaVita-<br />
Küche sogleich in die Tat um.<br />
24 // SO WAR´S – DIE CHRONIK DER LEBENSHILFE FREISING
Schwieriges Jonglieren, köstliche Crêpes<br />
Integrative Aktionen der Außengruppe Eching 8E der Heilpädagogischen Tagesstätte<br />
Jonglieren<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Die Jugendlichen der Echinger Außengruppe<br />
8E der Heilpädagogischen Tagesstätte haben<br />
etwas zusammen mit den Schülern der<br />
Realschule Eching gemacht. Sie haben mit<br />
Bällen, Tüchern, Ringen und Tellern jongliert.<br />
Außerdem haben sie süße Crepes gebacken<br />
wie in Frankreich.<br />
Die Außengruppe 8E der Heilpädagogischen Tagesstätte<br />
wurde von Herrn Schönwald (Sportlehrer der Realschule<br />
Eching) und seiner Jongliergruppe eingeladen. Wir freuten<br />
uns schon riesig und konnten es kaum erwarten. Herr Schönwald<br />
erklärte uns die einzelnen Stationen: Bälle, Tücher, Diabolo,<br />
Ringe, Teller auf Stäben, Klötze, Balanceübungen auf<br />
einen großen Ball. Die RealschülerInnen bemühten sich sehr,<br />
unseren Mädchen und Jungs den Umgang mit den verschiedenen<br />
Gegenständen zu zeigen. Beide Gruppen hatten sehr<br />
viel Spaß zusammen. Ein Dankeschön an die Jongliergruppe<br />
für diesen tollen Nachmittag!<br />
Crêpes-Backen mit dem Französischzweig der<br />
Realschule Eching<br />
Am 2. Februar war in Frankreich „La Chandeleur“ (bei uns<br />
Mariä Lichtmess). Da an diesem Tag traditionell Crêpes zubereitet<br />
werden, veranstalteten die Klassen 7e und 7f gemeinsam<br />
mit uns, der Außengruppe 8E der Heilpädagogischen<br />
Tagesstätte, einen schönen Crêpes-Nachmittag.<br />
Nach Rezept wurden verschiedene Zutaten vermischt, gerührt<br />
und die Crêpes anschließend in der Pfanne rausgebacken.<br />
Eine Schülerin der Außengruppe dekorierte die Tische<br />
in den Farben der Flagge Frankreichs. Die fertigen Crêpes<br />
ließen wir uns als Abschluss gemeinsam schmecken.<br />
Außengruppe 8E<br />
Hanni Daffner und Monika Sterr<br />
SO WAR´S – DIE CHRONIK DER LEBENSHILFE FREISING // 25
TigerKids und Lumperer<br />
Fasching in den Integrativen Kindergärten InKiMo und Zauberwald<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Die Kindergarten-Kinder in Moosburg und<br />
Neufahrn haben Fasching gefeiert. Die einen<br />
waren als Sportler verkleidet und haben Mode<br />
vorgeführt. Die Kinder in Neufahrn sind durch<br />
die Geschäfte gezogen. Sie haben viel geschenkt<br />
bekommen<br />
Die Kinder des Kindergartens InKiMo in Moosburg waren<br />
getreu dem Jahresmotto „TigerKids“ auch in der<br />
Faschingszeit sportlich unterwegs. So sah man bei der<br />
gemeinsamen Faschingsfeier mit den Eltern im bunt dekorierten<br />
Nebengebäude des TSV Moosburg viele Fußballer,<br />
Taucher, Cheerleader, Reiter und weitere sportliche<br />
Akteure zusammen tanzen. Der Durst konnte mit einem<br />
leckeren Fruchtcocktail gestillt werden, bevor beim großen<br />
Quiz rund um den Kindergarten das Wissen der großen<br />
und kleinen Maschkeras gefragt war. Natürlich durfte<br />
auch die Maskenprämierung nicht fehlen und so liefen<br />
die Kinder der Bären- und Elefantengruppe mit ihren Eltern<br />
stolz über den „Laufsteg“, um möglichst viele Punkte<br />
bei der Abstimmung für sich zu gewinnen. Die Sieger<br />
freuten sich über tosenden Applaus und erhielten goldene<br />
Pokale, gefüllt mit süßen Leckereien. Als besondere<br />
Überraschung und Höhepunkt des Nachmittags traten<br />
die „Little Dream Hoppers“ der Narrhalla Moosburg unter<br />
der Leitung von Renata Dost mit ihrem „Tanz im Wunderland“<br />
auf. Die Kinder bestaunten die tollen Kostüme der<br />
Kindergarde ebenso, wie deren akrobatische Einlage<br />
und klatschten begeistert zur hippen Musik. Als Dankeschön<br />
überreichten die InKiMo-Kinder den Tänzerinnen<br />
je einen selbstgebastelten Orden mit Haarschmuck und<br />
forderten eine Zugabe – die gerne gegeben wurde.<br />
Das diesjährige Faschingsfest des Neufahrner Kindergartens<br />
„Zauberwald“ hätte farbenreicher nicht<br />
sein können: Unter dem Motto „Kunterbuntes Künstlertreiben“<br />
trugen die Buben und Mädchen Malkittel<br />
voller Kleckse, bemalte Falthüte und Kappen in kräftigen<br />
Tönen, Paletten und Pinsel. Ein paar Cowboys, Prinzessinnen<br />
und andere Narren waren auch dabei. Alle<br />
zusammen bildeten einen langen lustigen Zug durch<br />
Neufahrn. Nach dem Brauch der „Lumperer“ machten<br />
die Kleinen mit Rasseln auf sich aufmerksam und immer<br />
wieder Halt. Dabei baten sie mit dem traditionellen<br />
Spruch als „kloana Maschkara“ für ihren leeren Sack<br />
„um a kloane Gab“ und wurden jedes Mal beschenkt:<br />
Im Rathaus verteilte Bürgermeister Rainer Schneider<br />
Fähnchen, in der Bank bekamen die Kinder Süßigkeiten,<br />
die Bäckereien hielten Krapfen und Süßes bereit,<br />
die Metzgerei gab Würstchen aus. „Vor einem Jahr haben<br />
wir einen Lumpererumzug gemacht, weil wir das<br />
bayerische Brauchtum als Jahresthema hatten. Das<br />
machte den Kindern viel Spaß, und wir möchten auch<br />
weiter die bayerischen Traditionen pflegen, so dass wir<br />
heuer wieder losgezogen sind“, erklärte Susanne Ziegltrum,<br />
Leiterin der integrativen Einrichtung.<br />
26 // SO WAR´S – DIE CHRONIK DER LEBENSHILFE FREISING
Weg mit den alten Latschen<br />
Sachspendenaktion von Sport Schuster<br />
„Alles geschenkt?“ Manche konnten es gar nicht fassen,<br />
dass sie die prall gefüllte Tüte einfach so mitnehmen<br />
durften. Das Münchner Sporthaus Schuster<br />
spendete den Bewohnerinnen und Bewohnern der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>-Häuser Sportbekleidung, die aus dem<br />
Verkauf genommen wurden, sei es wegen Umtausch,<br />
kleiner Fehler oder weil sie für Fotoaufnahmen gebraucht<br />
worden waren.<br />
Die Übergabe wurde als ein ganz besonderes Einkaufserlebnis<br />
inszeniert: Die Tische im großen Saal<br />
des VivaVita waren mit hunderten von Sportschuhen<br />
bedeckt, hochwertige Outdoor-Jacken, Skihosen,<br />
Wanderrucksäcke und vieles mehr hingen an den Kleiderstangen.<br />
Sogar große Spiegel und geräumige Umkleidekabinen<br />
hatten die fünf Mitarbeiter von Sport<br />
Schuster nach <strong>Freising</strong> gebracht – und freuten sich an<br />
der Begeisterung, die sie damit auslösten.<br />
„Wir wollten, dass die Waren eine sinnvolle Verwendung<br />
finden. Und weil auch viele Menschen mit Behinderung<br />
Sport treiben, in die Berge, zum Wandern<br />
oder walken gehen oder begeistert Fußball spielen,<br />
möchten wir das gerne unterstützen“, meint Logistikleiter<br />
Harry Hahn, der die Idee zu dieser Aktion hatte.<br />
IN LEICHTER SPRACHE:<br />
Ein Sport-Geschäft in München hat Menschen<br />
mit Behinderung Sport-Kleidung geschenkt.<br />
Man durfte sich die Sachen selber aussuchen.<br />
Toll! Bei einer Beerdigung haben viele Leute<br />
Geld für die <strong>Lebenshilfe</strong> gesammelt. Andere haben<br />
ein Bild verkauft und das Geld dann gespendet.<br />
Ein Ehepaar wollte keine Geschenke zum<br />
Geburtstag. Ihre Gäste haben Geld gesammelt.<br />
Das kann die <strong>Lebenshilfe</strong> jetzt für Menschen mit<br />
Behinderung verwenden. Vielen Dank!<br />
Damit fand er sofort die Unterstützung seines Chefs<br />
Flori Schuster, der der Aktion sogar eine Doppelseite<br />
im neuen Katalog des Sporthauses einräumte. Wir bedanken<br />
uns für diese wunderbare Initiative!<br />
HELFEN HILFT // 27
„Wiederholungstäter“<br />
verzichteten auf Geschenke<br />
Der <strong>Lebenshilfe</strong> ist die Familie von Müffling sehr verbunden.<br />
Bereits zum zweiten Mal hat die Familie einen<br />
runden Geburtstag zum Anlass genommen, um Freunde<br />
und Familie zu Spenden für die <strong>Lebenshilfe</strong> aufzurufen.<br />
Diesmal hatten sie sich ein ganz konkretes Projekt<br />
ausgesucht und sammelten für den Neubau der<br />
Heilpädagogischen Tagesstätte. „Wir wissen, dass die<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> hier viel Unterstützung braucht. Da wollen<br />
wir gerne etwas beitragen“, so Regina von Müffling, die<br />
eigens eine Spendenbox gebastelt hatte.<br />
Förderung der Stiftungsarbeit<br />
Seit mehreren Jahren unterstützt das Ingenieurbüro<br />
Martin Vogt die Arbeit der Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>.<br />
Freie und regelmäßige Spenden wie diese ermöglichen<br />
es uns, flexibel zu helfen - eben dort, wo es<br />
aktuell am nötigsten ist. Und übrigens: Die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Freising</strong> feiert in diesem Jahr ihren zehnten<br />
Geburtstag. Mehr dazu im nächsten Tausendfüssler<br />
und auf www.stiftung-lebenshilfe-fs.de<br />
Pop Art für den guten Zweck<br />
>> WIR SAGEN DANKESCHÖN! Die Flughafen München<br />
GmbH spendete wieder 4.000 Euro zur Unterstützung<br />
der Frühförderstellen +++ Helga und Robert Thies mit ihren<br />
Helfern spendeten 2.500 Euro aus den Einnahmen des<br />
Dietersheimer Weihnachtsmarkts +++ Der Echinger Gemeinderat<br />
verzichtete auf Sitzungsgelder und spendeten<br />
sie zugunsten von Menschen mit Behinderung +++ Der<br />
Frauenbund Marzling spendete 500 Euro zugunsten der BewohnerInnen<br />
des Anneliese-Schweinberger-Hauses (ASH),<br />
denen sie schon seit langem verbunden sind +++ Ebenfalls<br />
an das ASH spendeten die Grundschüler aus Hörgertshausen:<br />
350 Euro +++ 1000 Euro gaben die Landfrauen Allershausen<br />
+++ Das Bürgerforum Günzenhausen sammelte 500<br />
Euro für die Frühförderstelle Neufahrn +++ Außerdem unterstützen<br />
wieder zahlreiche Firmen und Privatpersonen unsere<br />
Einrichtungen und Angebote, u.a. die Schülerinnen und<br />
Schüler des Josef-Hofmiller-Gymnasiums, Ottfried Hühn, Dr.<br />
Franz Schrott, Matthias Glatschke, Dieter Gorny und andere.<br />
Herzlichen Dank allen unseren Freunden und Förderern für<br />
ihre anhaltende Unterstützung!<br />
Sabine Schöne und ihr Kollege Josef Reif, gemeinsame<br />
Inhaber des Café Münster in Moosburg, versteigerten<br />
eine Arbeit des Ende 2011 verstorbenen Pop Art-Künstlers<br />
James Rizzi. Seine bunten, prallen Bilder haben<br />
eine treue Fangemeinde, offenbar auch in Moosburg.<br />
Die Auktion erzielte einen Erlös von 800 Euro zugunsten<br />
des Juliane-Maier-Hauses und wurde entsprechend<br />
aufmerksam von Thomas Roggenbuck, Bewohner des<br />
Moosburger Wohnhaus begleitet. Herzlichen Dank!<br />
Trauernde spendeten für<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Wir danken der Familie Fritschka aus Moosburg und<br />
ihren Freunden und Angehörigen. Herr Rudolf und<br />
Frau Maria Fritschka verstarben kurz hintereinander. In<br />
beiden Todesanzeigen baten die Hinterbliebenen um<br />
Spenden zugunsten des Juliane-Maier-Hauses. Freunde<br />
und Verwandte kamen dem großzügig nach. Wir<br />
bedanken uns für diese außergewöhnliche Geste!<br />
28 // HELFEN HILFT
Spendenübergabe wird zur Jam-Session<br />
CD und Benefizkonzert bringen 5000 Euro für die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
Erst kam die CD „Leben helfen“ und dann das Konzert,<br />
nun gab es die Spende. Bei einer ganz besonderen<br />
Spendenübergabe überreichten die Organisatoren<br />
Dierk Püster und Martin „Butsch“ Biechele einen Scheck<br />
über 5000 Euro an Stiftungsvorstand Franz Burger. Dabei<br />
waren neben Bewohnern der <strong>Freising</strong>er <strong>Lebenshilfe</strong>-Häuser<br />
auch Musiker von „Meister Aubeck“, „Form<br />
Zwei“ und den „Zickenden Tightbomben“ aus Moosburg,<br />
die dem Abend die musikalische Krone aufsetzen<br />
als sie mit Meister Aubeck rappten.<br />
Für das Projekt „Leben helfen“ trommelten Püster<br />
und Biechele im Herbst 2010 über ein Dutzend Bands<br />
aus der Region zusammen, um gemeinsam eine Benefiz-CD<br />
für die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> zu produzieren. Mit<br />
großer Unterstützung des Farmland Studio-Teams um<br />
Yogi Lang lag die CD nach wenigen Wochen pünktlich<br />
zum Weihnachtsgeschäft vor. Musikalisch spannte sich<br />
darauf ein weiter Bogen von Heavy Metal, Rock Funk<br />
und Hip Hop über Folkklassiker bis zu Psychedelic Rock<br />
und Volksmusik. Und mittendrin, als Gleiche unter Gleichen,<br />
„Meister Aubeck“. Beim nachfolgenden Live-Konzert<br />
im Lindenkeller wurde „Meister Aubeck“, die integrative<br />
Band der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> zur Überraschung<br />
des Abends.<br />
Mit dem Erlös unterstützt die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Menschen mit Behinderung im Landkreis <strong>Freising</strong>. Aktuelle<br />
Projekte sind die Ausstattung der Therapieräume<br />
in der neugebauten Heilpädagogischen Tagesstätte<br />
und die Gestaltung des Außengeländes, das auch für<br />
Kinder mit schweren und mehrfachen Behinderungen<br />
geeignet sein soll.<br />
„Füreinander da sein –<br />
In die Zukunft wirken“.<br />
"<br />
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Veranstaltungskalender<br />
TERMIN VERANSTALTUNG VERANSTALTER/ORT<br />
Do, 19.4. Schafkopf-Turnier Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong>,<br />
Gartenstr. 57, 85354 <strong>Freising</strong><br />
Fr, 20.4. Single-Party der Offenen Behindertenarbeit OBA, Gartenstr. 57, 85354 <strong>Freising</strong><br />
Fr,11.5.<br />
16-19 Uhr<br />
Fr, 11.5.<br />
Sa, 12.5.<br />
Sa, 12.5.<br />
10-18 Uhr<br />
Sa, 19.5.<br />
So, 20.5.<br />
19 Uhr<br />
Maifest Integrativer Kindergarten „Am<br />
Veitshof“ I+II <strong>Freising</strong> (Ausweichtermin 16.5.)<br />
Maifest der Einrichtungen in der Interims-<br />
Containeranlage in <strong>Freising</strong>-Lerchenfeld<br />
Maifest Integrativer Kindergarten<br />
„Bunte Arche“ Eching<br />
Jubiläumstag 50 Jahre <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern<br />
Kindergartenfest Integrativer Kindergarten<br />
„Moosschifferl“ Attaching<br />
Benefizkonzert von Cantabile <strong>Freising</strong><br />
zugunsten der <strong>Lebenshilfe</strong>. Mendelssohn: Die<br />
erste Walpurgisnacht / Orff: Carmina Burana<br />
IK „Am Veitshof“,<br />
Johannisstr. 8a/c, 85354 <strong>Freising</strong><br />
Containeranlage,<br />
Erdinger Str. 90, 85356 <strong>Freising</strong><br />
IK „Bunte Arche“, Lilienstr. 2, 85386 Eching<br />
Unterer Markt, 97070 Würzburg<br />
IK „Moosschifferl“,<br />
St.-Erhard-Str. 15, 85356 <strong>Freising</strong><br />
Flughafen München, MAC-Forum<br />
Fr, 25.5. Mai-Fest der Integrativen Wohnanlage /<br />
Offenen Behindertenarbeit<br />
IWA/OBA, Gartenstr. 57, 85354 <strong>Freising</strong><br />
Sa, 7.7.<br />
Sa, 14.7.<br />
17 Uhr<br />
Sommerfest Integrativer Kindergarten<br />
„Zauberwald“ Neufahrn<br />
Open-Air von Anneliese-Schweinberger-Haus /<br />
Juliane-Maier-Haus / Förderstätte Moosburg<br />
IK „Zauberwald“, Dietersheimer Str. 8a,<br />
85375 Neufahrn<br />
ASH/JMH/FöSt, Schlesierstr. 13/15,<br />
85368 Moosburg<br />
>> IMPRESSUM<br />
Möchten Sie etwas schreiben, haben Sie einen<br />
Themenvorschlag oder können Sie als Interviewpartner<br />
zur Verfügung stehen? Rufen Sie uns<br />
in der Geschäftsstelle der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong><br />
an, Tel.: 08161 - 4830 - 124. Über Ihre Mitarbeit<br />
würden wir uns sehr freuen.<br />
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe:<br />
1. Juni <strong>2012</strong><br />
HERAUSGEBER:<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> e.V.<br />
Gartenstraße 57<br />
85354 <strong>Freising</strong><br />
Tel.: 08161- 4830 - 0<br />
Fax: 08161- 4830 - 130<br />
www.lebenshilfe-fs.de<br />
info@lebenshilfe-fs.de<br />
VERANTWORTLICH:<br />
Franz Burger, Geschäftsführer<br />
REDAKTION:<br />
Dr. Martin Weindl,<br />
Stabsstelle für Kommunikation<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
GESTALTUNG UND DRUCK ÜBER:<br />
werkBLICK, grafik & design<br />
Martin Hansen<br />
www.werk-blick.de<br />
ERSCHEINUNGSWEISE:<br />
Vierteljährlich an alle Mitglieder und MitarbeiterInnen der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Freising</strong> sowie für Förderer und Freunde.