10.07.2014 Aufrufe

Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 2/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zu Besuch bei Architekt Holder<br />

Eigentlich war es schon immer Rathaus<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

Anzeige <strong>Alb</strong>magazin.qxd:Anzeige Gewerbesch<br />

Die Historie zum Schmuckstück und heutigen Verwaltungsgebäude in Würtingen ist lang wie spannend und reicht bis<br />

Anfang des 17. Jahrhunderts zurück, wo für damalige Verhältnisse ein großes Haus mit Gastwirtschaft und Ökonomieteil<br />

in der Herrengasse 33 gebaut wurde. Jene Besitzer, das Ehepaar Stephan und Agnes Glück (geb. Geiger), trieben dort<br />

ihre Land- und Gastwirtschaft um, während Stephan Glück auch 24 Jahre lang das Amt des Schultheißen besetzte, die<br />

Ratsstube unterm eigenen Dach.<br />

Getränkemarkt<br />

RAUSCHER<br />

Marktstüble<br />

Der Stapel im Archiv des Architekten ist riesig und imposant. Zahlreiche Pläne und Querschnitte zum Rathaus<br />

sind mit der Hand am Arm entstanden<br />

Marktstraße 5<br />

Lonsingen<br />

72813 St. Johann<br />

Telefon 0 71 22/6 13<br />

Aus der Herrengasse 33 wurde Schulstraße 1. Ein Schmuckstück mitten im Dorf erzählt Geschichten<br />

Als Stephan Glück 1723 stirbt, übernimmt<br />

dessen Sohn Hans Adam Glück die Wirtschaft.<br />

Wie sein Vater ist auch er bis zu<br />

seinem Tod 1763 Schultheiß und schließlich<br />

sogar Oberschultheiß. Über seine Frau<br />

Magdalena Brendle war Hans Adam Glück<br />

zu einer reichen Mitgift gekommen.<br />

100 Jahre die Schultheißen von Würtingen<br />

gestellt<br />

Hatten die Vorfahren seiner Frau doch über<br />

100 Jahre lang (bis 1699), die Schultheißen<br />

in Würtingen gestellt. Frühmorgens im Februar<br />

1774 bricht zwischen vier und fünf<br />

Uhr im Hause des Gastwirts Stephan Kuder,<br />

der 1772 die Witwe des verstorbenen<br />

Schultheißen und Gastwirts Stephan Glück<br />

heiratete, eine Feuerbrunst aus. Innerhalb<br />

von zwei Stunden brennen mit dem Gasthof<br />

14 Gebäude, damit ein Großteil des Dorfes,<br />

in Würtingen ab. Das Ehepaar entschließt<br />

sich mutig zu einem eiligen Neubau und<br />

führt die Gast- und Landwirtschaft weiter.<br />

In einem noch größeren und stattlicheren<br />

Haus, als es der Vorgängerbau war. Die damalige<br />

Erscheinungsform um 1774 bleibt,<br />

was die Länge, Breite und Höhe umfasst,<br />

bis heute unverändert.<br />

1774 brennen im Dorf 14 Gebäude ab<br />

Als Barbara (1782) und Stephan Kuder<br />

(1788) sterben, geht das Haus auf Kuders<br />

Stiefsohn Georg Adam Glück über, der von<br />

1788 bis 1812 neben seiner Land- und<br />

Gastwirtschaft ebenfalls Schultheiß in<br />

Würtingen ist. 1829 verkaufen die Söhne<br />

Georg Adam Glücks das Haus für 2400<br />

Gulden an die Gemeinde Würtingen. Im<br />

Gegenzug geht das bisher als Schulhaus<br />

genutzte Gebäude in der Kirchgasse (heute<br />

Andreasstraße 1) für 600 Gulden an die<br />

Erbengemeinschaft Glück. Der Gemeinde<br />

Würtingen bietet sich nun die Möglichkeit,<br />

mehrere Nutzungen im neu erworbenen<br />

Gebäude unterzubringen. Dank der großzügigen<br />

Struktur finden neben Schulräumen<br />

auch Lehrerwohnungen und eine<br />

Wohnung für die Krankenschwester Platz.<br />

1829 an die Gemeinde verkauft<br />

Wie bisher, dient das Gebäude auch weiterhin<br />

als Rathaus, samt den dazugehörigen<br />

Funktionsräumen. Hierzu zählen<br />

Feuerwehr, Bauhof, zeitweise eine Postvermittlung<br />

und der Arrest. Als im Zuge<br />

der Gemeindereform, Würtingen Sitz der<br />

Verwaltung der neu gebildeten Gemeinde<br />

St. Johann wird, kann ohne große bauliche<br />

Eingriffe dem damit verbundenen größeren<br />

Raumbedarf Rechnung getragen werden.<br />

Die bisherigen Wohn- und Schlafräume<br />

werden zu Büroräumen umfunktioniert.<br />

Der technische Standard bleibt bescheiden.<br />

Bereits 1999 wurden Überlegungen<br />

zur Sanierung und Modernisierung des<br />

unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes<br />

angestellt und erste Gespräche mit<br />

dem Landesdenkmalamt geführt. Der Erhalt<br />

des stattlichen wie ortsbildprägenden<br />

Gebäudes stand außer Frage. Unter der<br />

Leitung des Gächinger Architekten Walter<br />

Holder, wurde das Gebäude letztlich<br />

in den Jahren 2007 bis 2008 nach denkmalpflegerischen<br />

Gesichtspunkten umgebaut,<br />

saniert und modernisiert. Zunächst<br />

musste aus statischen Gründen unter<br />

dem gesamten Bau ein tragfähiges Fundament<br />

eingebaut werden. Darauf wurde die<br />

Gebäudestruktur, mittels einer Stahlkonstruktion,<br />

abgestützt. Grund waren starke<br />

Verformungen, wohl hinsichtlich mangelhafter<br />

Gründung. „Die damit verbundenen<br />

Arbeiten bedeuteten für alle beteiligte<br />

Handwerker und Ingenieure eine nicht<br />

alltägliche Herausforderung. Entscheidungen<br />

mussten oft spontan und vor Ort<br />

getroffen werden“, blickt Holder zurück. So<br />

entschied man sich für eine Hebeaktion<br />

eines Gebäudeteils, um einen Teil der erheblichen<br />

und ungleichen Setzungen wieder<br />

zurückzunehmen. „Dadurch war der<br />

Einbau des großen Ratssaals im Dachgeschoss<br />

erst möglich. Als Grundlage für die<br />

äußere und innere Farbgebung diente eine<br />

von 15 vorgefundenen Farbfassungen,<br />

welche durch eine Befundsicherung von<br />

einem Restaurator an Decken, Wänden<br />

und Stuckgesimsen festgestellt wurden“,<br />

erklärt der heute 70-jährige Architekt. Im<br />

Zuge der Baumaßnahme seien auch alle<br />

stillen Raumreserven in die Planung mit<br />

einbezogen und reaktiviert worden. So<br />

dass jetzt der Verwaltung mehr als ein<br />

Drittel der vorherigen Nutzfläche zusätzlich<br />

zur Verfügung steht. Außer einer modernen<br />

Registratur fand auch eine Poststelle<br />

Platz im neuen Rathaus. Durch den<br />

Sanierung gelungen, Architekt zufrieden. Täglich war<br />

Walter Holder auf der Baustelle<br />

Einbau eines Personenaufzugs sind alle<br />

drei Etagen barrierefrei erschlossen. So<br />

hat die Würtinger Ortsmitte mit dem historisch<br />

bedeutenden und sanierten Gebäude<br />

„eine überzeugende Aufwertung“ erfahren,<br />

glaubt Holder.<br />

Text & Fotografie: Patricia Kozjek<br />

Riesige Getränkeauswahl<br />

aus mehr als 250 Artikeln<br />

Gerne liefern wir auch zu Ihnen<br />

nach Hause, Anruf genügt!<br />

Biertischgarnituren<br />

Kühlwagen<br />

Kühlschränke<br />

Zapfanlagen<br />

Weizenstand<br />

Theken/Spültheken<br />

Sonnenschirme<br />

Stehtische<br />

Gläser und Krüge<br />

Heimdienst<br />

24 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!