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Räumliche und zeitliche Verteilung prezipierender ...

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Fachbereich Physik<br />

Arbeitsgruppe Modellierung, Prof. May-Britt Kallenrode<br />

Numerische Physik<br />

Räumliche <strong>und</strong> <strong>zeitliche</strong> <strong>Verteilung</strong> <strong>prezipierender</strong><br />

magnetosphärischer Teilchen<br />

Diplomarbeit<br />

von<br />

Jan Maik Wissing<br />

Matrikelnr.: 901389<br />

25. November 2005


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung 5<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen 7<br />

2.1 Bewegung im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.1.1 Gyration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.1.2 Oszillationsbewegung (Bounce) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.1.3 Drift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2 Ringstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.2.1 Anstieg des Ringstroms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2.2 Abbau des Ringstroms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3 Adiabatische Invarianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

2.3.1 Unterschied McIlwain L <strong>und</strong> Roederer L ∗ . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.3.2 Wie können die drei adiabatischen Invarianten überhaupt gebrochen<br />

werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.4 Südatlantische Anomalie (SAA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.5 Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.5.1 DST-Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.5.2 PC-Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.5.3 Kp-Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5.4 ACE Bz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.6 Korrelationskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.6.1 Pearson - nur linear . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.6.2 Spearman-Rangkorrelation - linear <strong>und</strong> nichtlinear . . . . . . . 26<br />

2.6.3 Kendall-Rangkorrelation - linear <strong>und</strong> nichtlinear . . . . . . . . 28<br />

2.6.4 t-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3 Vorarbeiten mit den Daten 30<br />

3.1 NOAA-15/16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

3.2 Messinstrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2.1 SEM-2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.2.2 MEPED (Elektron) Detektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.3 Datenaufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3.1 Entpacken <strong>und</strong> auf 16 Sek<strong>und</strong>en mitteln . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3.2 Reduktion auf sinnvolle Daten - Gaussfits . . . . . . . . . . . 34<br />

3.4 Charakteristika der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.5 Lassen sich Vor-/Nachpeaks durch Übersprechen erklären? . . . . . . 44<br />

3.6 Räumliche Anordnung der Maxima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

3.7 Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.8 Wahl eines geeigneten Koordinatensystems . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

3.8.1 Positionen der magnetischen Pole . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4 Korrelationen 54<br />

4.1 Lage des Hauptmaximums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.1.1 Verschiebung der Maxima bei geomagnetischer Aktivität . . . 54<br />

4.1.2 Zeitliche Muster - Frequenzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

4.1.3 Vergleich mit geomagnetischen Indizes . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.1.4 Korrelationen mit den magnetischen Indizes . . . . . . . . . . 61<br />

4.2 Breite bzw. Größe des Hauptmaximums . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

4.2.1 Korrelationen mit den magnetischen Indizes . . . . . . . . . . 66<br />

4.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

5 Vergleich der Sektoren 69<br />

5.1 Stromsysteme in der Magnetosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.2 Was treibt den Stromkreislauf an <strong>und</strong> wie sieht er aus? . . . . . . . . 74<br />

5.3 Ist die Aurora Teil des Birkelandstromsystems? . . . . . . . . . . . . 77<br />

5.4 Sind meine Zählraten Teil der Aurora bzw. des Birkelandstromsystems? 77<br />

5.5 Vergleich der Zählraten mit dem Birkelandstromschema aus Abb. 5.4 79<br />

5.6 Kann der Birkelandstrom auch das Vertauschen von Vorpeak <strong>und</strong><br />

Hauptpeak erklären? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

5.7 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

6 Deutung der Charakteristika 82<br />

6.1 Automatisiertes Erkennen der Charakteristika . . . . . . . . . . . . . 82<br />

6.2 Lassen sich Vor- bzw. Nachpeaks mit dem Birkelandstrom erklären? . 83<br />

6.3 Auftreten von Plateaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

6.4 Polkappenereignis - Oktoberevent 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

6.4.1 Oktoberevent in anderen Kanälen . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

6.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

7 Einfallende Teilchen 92<br />

7.1 Welche Teilchenpopulationen sieht man in welchem Detektor? . . . . 92<br />

7.2 Atmosphärischer Spiegelwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

7.2.1 Isotrope <strong>Verteilung</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

7.3 Wie viele Teilchen treffen tatsächlich auf die Atmosphäre auf? . . . . 100<br />

7.3.1 Treffen sie dort in die Atmosphäre, wo sie im Orbit bzw. in<br />

Abb. 7.3 gesehen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

7.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

8 Schlussbetrachtung <strong>und</strong> Ausblick 104<br />

9 Literaturverzeichnis 106<br />

10 Anhang 112<br />

Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

Eidesstattliche Versicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115<br />

4


1 Einführung<br />

Am 31. Januar 1958 unternahm Dr. James van Allen einen Satellitenstart mit dem<br />

Ziel das Vorkommen der Kosmischen Strahlen genauer zu untersuchen. Beim Auswerten<br />

der Satellitendaten von Explorer I entdeckte van Allen den nach ihm benannten<br />

Strahlungsgürtel.<br />

Zwar war die erste Annahme über die Art der gemessenen Teilchen falsch, es<br />

waren keine kosmischen Strahlen, sondern großteils hochenergetische Protonen <strong>und</strong><br />

Elektronen aus dem Strahlungsgürtel, doch hat seine Entdeckung stark dazu beigetragen,<br />

dass Nachforschungen über die bislang kaum bekannten Geschehnisse in der<br />

Magnetosphäre angestellt wurden.<br />

Seitdem hat sich einiges getan. Es kreisen viele Satelliten mit allerlei Messgeräten<br />

um die Erde oder zwischen Erde <strong>und</strong> Sonne, wir haben Theorien darüber, wie sich<br />

Teilchen in einem von elektrischen Feldern oder von Magentfeldgradienten durchzogenen<br />

Bereich verhalten müssen <strong>und</strong> viele Indizes sollen das komplexe Verhalten der<br />

Magnetosphäre mit einfachen Zahlen darstellen. Auch der Einfall solarer Protonen<br />

wird oftmals beschrieben.<br />

Was jedoch noch immer Fragen aufwirft, sind die magnetosphärischen Elektronenpopulationen.<br />

So zeigt Callis [Callis 1], dass magnetosphärische Elektronen ganz<br />

andere räumliche <strong>und</strong> <strong>zeitliche</strong> Charakteristika zeigen als die solaren Protonen.<br />

Während beispielweise das Auftreten von solaren Teilchen stark an die solare Aktivität<br />

geb<strong>und</strong>en ist, sind magnetosphärische Teilchen immer vorhanden <strong>und</strong> zeigen<br />

sowohl räumlich wie auch zeitlich eine große Variabilität. Es gibt also keine einfache<br />

Trennung zwischen Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ereignis. In Abbildung 1.1 ist die räumliche Variation<br />

hochenergetischer Elektronen in der Magnetosphäre über einen Zeitraum von<br />

zwei Jahren dargestellt. Wenn ich auch in meiner Arbeit mehr auf die Struktur der<br />

einfallenden Teilchen eingehen möchte, so zeigt doch die SAMPEX-Messung der radialen<br />

Elektronenverteilung die <strong>zeitliche</strong> <strong>und</strong> räumliche Variabilität der <strong>Verteilung</strong>,<br />

welche auch Auswirkungen auf die einfallenden Teilchen haben dürfte.<br />

Insbesondere über das Zusammenwirken von Stromsystemen <strong>und</strong> Teilchenpopulationen<br />

oder auch die räumliche sowie <strong>zeitliche</strong> Struktur einfallender energiereicher<br />

Elektronen ist noch recht wenig bekannt.<br />

Ich möchte also in dieser Arbeit einen Überblick verschaffen, wo Elektronen ein-<br />

5


1 Einführung<br />

Abbildung 1.1:<br />

Dargestellt<br />

ist die radiale<br />

<strong>Verteilung</strong><br />

hochenergetischer<br />

Elektronen<br />

über zwei Jahre<br />

[SAMPEX].<br />

(Genaueres zum<br />

L-Parameter<br />

steht unter<br />

Abschnitt 2.3.1.)<br />

fallen <strong>und</strong> wieso sie dort einfallen. Auch möchte ich herausfinden, ob der Stand<br />

der Sonne, also die lokale Ortszeit, einen Einfluss auf den Teilcheneinfall hat. Des<br />

Weiteren interessiert mich, ob <strong>und</strong> wie Position <strong>und</strong> Intensität des Teilchenflusses<br />

vom interplanetaren Magnetfeld <strong>und</strong> der geomagnetischen Aktivität abhängen. Und<br />

nicht zuletzt, da mittlerweile die ersten Klimamodelle in den Bereich der Hochatmosphäre<br />

vordringen, möchte ich eine Möglichkeit aufzeigen, wie aus Satellitendaten,<br />

einem Magnetfeldmodell <strong>und</strong> Simulationen von Pitchwinkelverteilungen der einfallende<br />

Teilchenfluss bestimmt werden kann. Gerade im Hinblick auf Klima- <strong>und</strong> Magnetosphärenmodelle<br />

stellt sich außerdem die Frage, ob der Teilchenfluss evtl. durch<br />

einfache Größen, wie z.B. die geomagnetischen Indizes parameterisiert werden kann.<br />

Da einige Indizes schon seit mehr als h<strong>und</strong>ert Jahren gemessen werden, würde dies<br />

außerdem eine Simulation des Teilchenflusses in diesem Zeitraum ermöglichen.<br />

6


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Zunächst möchte ich mit diesem Kapitel auf einige gr<strong>und</strong>legende Dinge wie Teilchenbewegung<br />

im Magnetfeld, die in der Arbeit verwendeten Indizes <strong>und</strong> eine mathematische<br />

Herleitung der später genutzten Korrelationskoeffizienten eingehen.<br />

2.1 Bewegung im Magnetfeld<br />

Die Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld hängt stark von der Bewegungsrichtung<br />

des Teilchens, der Homogenität des Feldes <strong>und</strong> evtl. auftretender äußerer<br />

Kräfte 1 ab. Um den Sachverhalt zunächst etwas zu vereinfachen, werden im Folgenden<br />

einige Spezialfälle betrachtet.<br />

• Existiert ein homogenes Magnetfeld, so ergibt sich eine Gyration.<br />

• Unterliegt das Magnetfeld einem magnetfeld-parallelen Gradienten, so ergibt<br />

sich für Teilchen mit einem magnetfeld-senkrechten Bewegungsanteil außerdem<br />

eine Oszillation.<br />

• Ist der Gradient nicht parallel, sondern senkrecht zum B-Feld, so führt dies zu<br />

einer Gradientendrift. Zusätzlich zum Magnetfeld können auch äußere Kräfte,<br />

wie z.B. die Gravitation oder elektrische Felder, Driften hervorrufen. Sie heißen<br />

Kraftfelddriften.<br />

Im Normalfall besteht die Teilchenbewegung aus einer Überlagerung von Gyration,<br />

Oszillation <strong>und</strong> Drift.<br />

2.1.1 Gyration<br />

Aus der Bewegungsgleichung<br />

m d⃗v<br />

dt = q (⃗v × ⃗ B) (2.1)<br />

1 Die vom Sonnenwind erzeugte Deformation der Magnetosphäre ist in Abb. 2.8 dargestellt.<br />

7


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

lässt sich schließen, dass geladene Teilchen in einem Magnetfeld rechtwinklig zum<br />

Magnetfeld <strong>und</strong> zur feldsenkrechten Geschwindigkeitskomponente beschleunigt werden.<br />

Dies erzeugt eine Kreisbewegung um das gedachte Führungszentrum des Partikels.<br />

2 (vgl. [Oulu Textbook])<br />

Damit bewegen sich in der Magnetosphäre gefangene, geladene Partikel auf Gyrationsbahnen<br />

um ihre Feldlinie. Der Bahnradius, der sich durch Gleichsetzen von<br />

Lorentzkraft F L = qv ⊥ B <strong>und</strong> Zentrifugalkraft F Z = mv2 ⊥<br />

r (L)<br />

ergibt, heißt Lamor-Radius:<br />

2.1.2 Oszillationsbewegung (Bounce)<br />

r L = v ⊥<br />

ω c<br />

= mv ⊥<br />

|q|B . (2.2)<br />

Betrachten wir nun die gleiche Teilchenbewegung in einem inhomogenen Magnetfeld,<br />

speziell den Fall eines magnetfeld-parallelen Gradienten, wie er beispielsweise auftritt,<br />

wenn sich ein Teilchen aus Richtung Äquator einem magnetischen Pol nähert.<br />

In diesem Fall gelangt das Teilchen, während es um seine Führungsfeldlinie gyriert,<br />

in ein Gebiet höherer Feldstärke. Das heißt, die Feldlinien sind nicht mehr parallel,<br />

sondern laufen zusammen. Diese Magnetfeldkonfiguration nennt man auch Magnetische<br />

Flasche. Es wirkt hier ein Teil der Lorentzkraft<br />

⃗F L = q⃗v × ⃗ B (2.3)<br />

nicht mehr der Zentrifugalkraft entgegen, sondern führt zu einem Abbremsen der<br />

Bewegung des Führungszentrums bis zum Erreichen des Spiegelpunktes. Danach<br />

wird das Teilchen in die Gegenrichtung, den Bereich mit geringerer Feldstärke, beschleunigt<br />

(gespiegelt).<br />

Man kann sich die Spiegelung auch über den Pitchwinkel α, d.h. den vom Magnetfeld<br />

<strong>und</strong> dem Geschwindigkeitsvektor eingeschlossenen Winkel, verdeutlichen.<br />

Es gilt:<br />

tan α = v ⊥<br />

v ||<br />

. (2.4)<br />

v ⊥ <strong>und</strong> v || geben hierbei die Geschwindigkeitskomponenten in Relation zum Magnetfeld<br />

an.<br />

2 Die Gyrationsbewegung um die Magnetfeldlinie entspricht einem elektrischen Kreisstrom, der<br />

ein magnetisches Dipolmoment erzeugt, das das äußere Feld abschwächt. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

kann beispielsweise der mit Magnetometern gemessene DST-Index Informationen über den<br />

Ringstrom liefern.<br />

8


2.1 Bewegung im Magnetfeld<br />

Abbildung 2.1: Zu sehen ist das<br />

Wirkungsprinzip der Magnetischen<br />

Flasche, hier dargestellt<br />

mit Protonen. [Scherfl]<br />

Während der Pitchwinkel im homogenen Magnetfeld, also bei der Gyration, konstant<br />

bleibt, wird er durch ein ansteigendes Magnetfeld immer mehr vergrößert, bis<br />

schließlich am Spiegelpunkt die gesamte Geschwindigkeit in der senkrechten Komponente<br />

steckt. Nachdem sich die Bewegungsrichtung am Spiegelpunkt umgekehrt<br />

hat, nimmt der Pitchwinkel ab. Die Pitchwinkeldarstellung ist deshalb so interessant,<br />

da man mit dem Pitchwinkel <strong>und</strong> der Feldstärke am Ort des Teilchens über<br />

die Gleichung:<br />

B SP =<br />

B<br />

sin 2 α<br />

(2.5)<br />

den Spiegelpunkt B SP berechnen kann. Ist dieser Spiegelpunkt hoch genug, sprich<br />

oberhalb der Hochatmosphäre, so sind die Teilchen in der Magnetosphäre gefangen<br />

<strong>und</strong> oszillieren von Pol zu Pol (s. Abb. 2.2). Liegt der Spiegelpunkt in der Hochatmosphäre<br />

oder gar darunter, anders ausgedrückt, ist der Pitchwinkel am Äquator<br />

kleiner als der kritische Winkel 3 , so gelangen die Teilchen in den Verlustkonus <strong>und</strong><br />

gehen der Magnetosphäre verloren.<br />

3 Laut Prölss [Prölss] sind es 5.3 ◦ ohne Berücksichtigung der Atmosphäre. Mit Berücksichtigung<br />

wird der kritische Winkel noch etwas größer. Insbesondere in Kapitel 7 werde ich mich genauer<br />

damit beschäftigen.<br />

9


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abbildung 2.2: Magnetische<br />

Flasche im Erdmagnetfeld<br />

[Scherfl]<br />

2.1.3 Drift<br />

Driften treten auf, wenn sich äußere Kräfte auf die Teilchenbewegung auswirken. In<br />

der allgemeinen Form beschreibt dies die Kraftdrift:<br />

⃗v Kraftdrift = ⃗ F × ⃗ B<br />

qB 2 . (2.6)<br />

Die auftretenden Kräfte können von sehr unterschiedlicher Natur sein. Im Folgenden<br />

werden vier mögliche Kraftdriften beschrieben:<br />

1. Gravitationsdrift: Es wirkt die Gravitation ⃗ F = m⃗g.<br />

⃗v G = m⃗g × ⃗ B<br />

qB 2 (2.7)<br />

Abbildung 2.3: Die Gravitationsdrift<br />

ist ladungsabhängig <strong>und</strong> bewirkt somit<br />

einen Strom. [Prölss]<br />

10


2.1 Bewegung im Magnetfeld<br />

2. E × B-Drift: Es wirkt die elektrische Kraft ⃗ F = q ⃗ E.<br />

⃗v E×B = ⃗ E × ⃗ B<br />

B 2 (2.8)<br />

Abbildung 2.4: Die ⃗ E × ⃗ B-Drift bewirkt<br />

eine Drift aller Ladungsträger<br />

in die gleiche Richtung. [Prölss]<br />

3. Gradientendrift: In inhomogenen Magnetfeldern wirkt die magnetische Gradientenkraft:<br />

⃗ F = − 1 2 mv2 ⊥ ∇B<br />

B .<br />

⃗v ∇B = − 1 ∇B × B ⃗<br />

2 mv2 ⊥<br />

(2.9)<br />

qB 3<br />

Abbildung 2.5:<br />

Ladungsträgerbewegung in einem<br />

inhomogenen Magnetfeld,<br />

vereinfacht dargestellt mit zwei unterschiedlich<br />

starken Magnetfeldern<br />

<strong>und</strong> einer Sprungstelle. Die Gradientendrift<br />

erzeugt einen Strom.<br />

[Prölss]<br />

4. Krümmungsdrift: Da das Dipolfeld in der Äquatorebene annähernd axialsymmetrisch<br />

ist, ist die durch den magnetischen Gradienten bedingte Drift um<br />

die Erde mit einer Krümmung der Bahn des Führungszentrums verb<strong>und</strong>en.<br />

11


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Daher tritt zusätzlich zur Gradientenrift eine Krümmungsdrift auf. Es wirkt<br />

die Krümmungskraft ⃗ F = −mv 2 ‖ ∇B<br />

B .<br />

⃗v Kruemmung = −mv||<br />

2 ∇B × B ⃗ . (2.10)<br />

qB 3<br />

Aufgr<strong>und</strong> ∇B = − R ⃗ K<br />

lässt sich diese Gleichung auch durch den Krümmungsradius<br />

B RK<br />

2<br />

R K darstellen. Anschaulich bewirkt hier die Zentrifugalkraft, ähnlich wie die<br />

Gravitation bei der Gravitationsdrift, eine Ladungstrennung.<br />

Abbildung 2.6: Die Krümmungsdrift<br />

bewirkt aufgr<strong>und</strong> der Zentrifugalkraft<br />

eine Ladungstrennung. Hier<br />

dargestellt ist wie die Oszillation<br />

über die Krümmungsdrift einen Teil<br />

zum Ringstrom beiträgt. [Prölss]<br />

Genauere Beschreibungen der Teilchenbewegungen finden sich außerdem in [Kallenrode 3]<br />

<strong>und</strong> im [Prölss].<br />

Des Weiteren gibt es auch noch Driften bei zeitabhängigen Feldern, hier sollen<br />

jedoch zunächst Driften bei stationären Feldern behandelt werden. (vgl. [Stroth])<br />

2.2 Ringstrom<br />

Einer der wichtigsten magnetosphärischen Ströme, der Ringstrom, basiert auf verschiedenen<br />

Driften, daher möchte ich ihn hier gleich vorstellen. Der Ringstrom besteht<br />

aus geomagnetisch gefangenen 10-200 keV Ionen (hauptsächlich H+, He+ <strong>und</strong><br />

O+) <strong>und</strong> Elektronen, die azimuthal in einer Höhe von 2-7 Re (Erdradien) um die<br />

Erde driften. Die Drift ist eine Kombination aus:<br />

• (Magnetfeld-)Gradientendrift (s. Abschnitt 2.1.3): Da die geladenen Teilchen<br />

in einem starken Magnetfeld stärker abgelenkt werden als in einem schwachen,<br />

entsteht ein Strom in westlicher Richtung.<br />

• Krümmungsdrift: Die Zentrifugalkraft bewirkt im Magnetfeld eine Ladungstrennung<br />

<strong>und</strong> somit einen Strom in westlicher Richtung. Verdeutlichen kann<br />

12


2.2 Ringstrom<br />

man sich diese Drift anhand von Abb. 2.3, wobei allerdings die wirkende Kraft<br />

nicht die Gravitiation, sondern die durch die Oszillationsbewegung entstandene<br />

Zentrifugalkraft ist.<br />

• Krümmungsdrift aufgr<strong>und</strong> von Feldlinienkrümmung (nicht zu verwechseln mit<br />

der vorherigen Kraftdrift): Gekrümmte Feldlinien erzeugen aufgr<strong>und</strong> Konzentration<br />

der Feldlinienbahnen auf der Innenseite einen Strom in Richtung der<br />

positiven Ionen (ostwärts) an eben dieser Innenseite.<br />

• Dichtegradientendrift: Ein Dichtegradient führt an der Innenkante der <strong>Verteilung</strong><br />

zu einem ostwärts gerichteten Strom <strong>und</strong> an der Außenkante zu einem<br />

westwärts gerichteten Strom.<br />

Diese vier Driftströme überlagern sich zu einem effektiv westwärts gerichteten Strom,<br />

der mit dem von ihm induzierten Magnetfeld das Feld zwischen Erde <strong>und</strong> Ringstrom<br />

abschwächt. (vgl. [Oulu Textbook])<br />

2.2.1 Anstieg des Ringstroms<br />

Der größte Anstieg des Ringstroms erfolgt in Entfernungen kleiner L=4 (siehe hierzu<br />

z.B den Anstieg der Teilchenintensität nach Tag 40 in Abb. 1.1). Zwei Prozesse<br />

wurden vorgeschlagen diesen Anstieg beschreiben zu können:<br />

1. Partikelinjektionen durch Teilstürme<br />

2. Transport <strong>und</strong> Beschleunigung von Partikeln aus dem Plasma<br />

Nach aktueller Meinung wird dem letzteren Prozess mehr zugetraut Partikel in<br />

die Regionen L


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

verschiedene Prozesse eine Rolle spielen, da der Abbau des Ringstroms auf unterschiedlichen<br />

Zeitskalen erfolgen kann. So zeigt sich ein relativ langsames Abklingen<br />

um ungefähr eine Größenordnung über einen Zeitraum von 30 Tagen (folgend Tag<br />

50), das mit den langsamen Zeitskalen des Ladungsaustauschs erklärbar wäre. Das<br />

Abklingen um mehr als eine Größenordnung innerhalb von wenigen Tagen um Tag<br />

300 herum dagegen lässt sich auf Gr<strong>und</strong> seiner Zeitskala eher im Wellen-Modell erklären.<br />

Wie in allen natürlichen Systemen gibt es keinen Gr<strong>und</strong> anzunehmen, dass<br />

einer der Prozesse nicht stattfindet. Beide Prozesse sollten parallel operieren, wobei<br />

je nach Wellenfeld <strong>und</strong> Dichtefluktuationen der eine oder andere überwiegt.<br />

2.3 Adiabatische Invarianten<br />

Die komplexe Bewegung geladener Teilchen im geomagnetischen Feld lässt sich unter<br />

bestimmten Bedingungen in drei einfachere Bewegungen aufsplitten. Die Voraussetzung<br />

hierfür ist, dass sich die B-Felder auf Skalen groß bzw. langsam gegenüber den<br />

Skalen der Teilchenbewegung ändern.<br />

1. Gyration eines Partikels um die Feldlinie<br />

2. Bounce-Bewegung entlang einer Feldline (magnetischer Spiegel)<br />

3. azimuthale (scheitelwinklige) Drift eines Partikels um die Erde<br />

Wenn die skalenmäßigen Änderungen im magnetischen Feld groß bzw. langsam<br />

gegenüber der Bewegung des Teilchens sind, bleiben drei Größen, die Adiabatischen<br />

Invarianten, konstant.<br />

• Die erste Invariante ist verb<strong>und</strong>en mit der Kreisbewegung des Elektrons um<br />

die Feldlinie <strong>und</strong> besagt, dass das magnetische Moment µ eine Konstante der<br />

Bewegung ist:<br />

µ = p2 ⊥<br />

2m 0 B<br />

= konstant . (2.11)<br />

Hierbei ist p ⊥ der (relativistische) Impuls senkrecht zum magnetischen Feld,<br />

m 0 ist die Ruhmasse des Elektrons <strong>und</strong> B ist die magnetische Flussdichte 4 .<br />

4 Da die betrachteten Partikelbewegungen im Fast-Vakuum stattfinden gilt mit B = µ 0 µ r H <strong>und</strong><br />

µ r,V akuum = 1 die Gleichung bis auf den Faktor µ 0 = 4π · 10 −7 N A<br />

auch für die magnetische<br />

Feldstärke H.<br />

14


2.3 Adiabatische Invarianten<br />

• Die zweite Invariante gehört zur Bounce-Bewegung entlang der Feldlinie <strong>und</strong><br />

ist gegeben durch:<br />

∮<br />

J = p ‖ ds = konstant , (2.12)<br />

wobei p ‖ der Impuls parallel zum magnetischen Feld ist <strong>und</strong> ds der Weg des<br />

Teilchens entlang der Feldlinie. Wenn keine weiteren Kräfte wirken, kann man<br />

diese Gleichung auch so weit verändern, dass nur noch Eigenschaften der Magnetfeldgeometrie<br />

vorkommen. Und zwar gilt ohne Kräfte, dass der Impuls<br />

entlang des Bounce-Weges konstant bleibt. Es folgt mit J = 2pI:<br />

I =<br />

∫ [ s ′<br />

m<br />

S m<br />

1 − B(s) ] 1<br />

2<br />

ds. (2.13)<br />

B m<br />

Es ist s m die Distanz des Partikels zum Spiegelpunkt, B(s) die Feldstärke am<br />

Punkt s <strong>und</strong> B m die Feldstärke am Spiegelpunkt. 5<br />

• Während die ersten beiden Invarianten die Bewegung um, bzw. die Bewegung<br />

entlang der Führungsfeldlinie beschreiben, fordert die dritte Invariante explizit<br />

das Verlassen dieser Feldlinie <strong>und</strong> gehört somit zur Driftbewegung des Partikels<br />

um die Erde:<br />

∮<br />

Φ = ⃗AΦ dl (2.15)<br />

Hier ist ⃗ A Φ das magnetische Vektorpotential <strong>und</strong> dl ist die Kurve, auf der das<br />

Führungszentrum bei der Driftbewegung verläuft. Mit Stokes wird daraus:<br />

∫<br />

Φ = (∇ × A ⃗ Φ )dS ⃗ ∫<br />

= ⃗Bd S ⃗ (2.16)<br />

Es sind hierbei ⃗ B das magnetische Feld <strong>und</strong> d ⃗ S die umschlossene Fläche. Eine<br />

konstante dritte Invariante besagt damit, dass das Elektron bei seiner Bewegung<br />

um die Erde immer dieselbe Menge des magnetischen Flusses einschließt.<br />

In einem Dipolfeld heißt dies mit anderen Worten, dass das Elektron auf der<br />

5 Einige Autoren geben eine leicht abweichende 2. Invariante K an, indem sie die Annahme voraussetzen,<br />

dass die erste Invariante nicht verletzt wird:<br />

K =<br />

J<br />

2 √ 2m 0 µ = I√ B m (2.14)<br />

15


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

gleichen radialen Entfernung bleibt. Damit kann die dritte Invariante auch<br />

durch den Roederer L ∗ -Parameter ausgedrückt werden:<br />

L ∗ = 2πM<br />

ΦR E<br />

(2.17)<br />

M ist das magnetische Moment des Dipolfeldes der Erde.<br />

Um einen irreversiblen Anstieg im relativistischen Elektronenfluss zu bekommen,<br />

muss also zumindest eine der Invarianten verletzt werden. [Green <strong>und</strong> Kivelson]<br />

In Abb. 2.7 sind die drei adiabatischen Invarianten <strong>und</strong> die mit ihnen verknüpften<br />

Teilchenbewegungen zusammenfassend dargestellt.<br />

Abbildung 2.7: alle adiabatischen<br />

Invarianten auf<br />

einen Blick<br />

2.3.1 Unterschied McIlwain L <strong>und</strong> Roederer L ∗<br />

Da der Roederer L ∗ -Parameter schon im Zusammenhang mit der dritten Invariante<br />

erwähnt wurde, sollte man gleich sagen, dass es noch einen weiteren L-Parameter<br />

gibt. Der McIlwain L-Parameter ist als Abstand der Feldlinie vom Erdmittelpunkt<br />

über dem Äquator in Einheiten des Erdradius definiert, wobei das Erdmagnetfeld<br />

als Dipolfeld genähert wird. Die dritte adiabatische Invariante, das Roederer L ∗ ,<br />

ist eine dimensionslose Größe, die invers mit dem magnetischen Fluss in Beziehung<br />

16


2.3 Adiabatische Invarianten<br />

steht, der vom Partikel-Drift-Orbit eingeschlossen wird. L ∗ ist die radiale Distanz<br />

(in Erdradien) der äquatorialen Punkte auf der dipolaren Drift-Schale, auf der die<br />

Teilchen relaxieren würden, wenn alle nicht-dipolaren Komponenten des geomagnetischen<br />

Feldes langsam (relativ zur Partikel-Drift-Periode) verschwinden würden. L ∗<br />

unterscheidet sich vom deutlich leichter zu bestimmenden McIlwain Parameter L,<br />

der in der Analyse des äußeren Strahlungsgürtels weit verbreitet ist, obwohl er in<br />

dieser Region deutlich von der Invariante abweicht (insbesondere bei hoher magnetischer<br />

Aktivität). Bei geringer geomagnetischer Aktivität (Kp ≈ 1) unterscheiden<br />

sich L ∗ <strong>und</strong> L bis zu einem radialen Radius von r ≈ 6R E vernachlässigbar. Bei hoher<br />

Aktivität (Kp ≈ 5) hingegen kann L ∗ bei r ≈ 6R E um bis zu 2 kleiner sein als<br />

L ([Brautigam <strong>und</strong> Albert]). Dies ist hier allerdings nur der Vollständigkeit halber<br />

erwähnt <strong>und</strong> wird in dieser Arbeit nur für die dritte Invariante benötigt.<br />

2.3.2 Wie können die drei adiabatischen Invarianten überhaupt<br />

gebrochen werden?<br />

Durch Einwirkungen vom Interplanetaren Magnetfeld/Sonnenwind wird das geomagnetische<br />

Feld ständig deformiert (s. Abb. 2.8). Geschieht eine solche Deformation<br />

langsam in Relation zu Gyration, Oszillation <strong>und</strong> Drift werden die Teilchen mit dem<br />

Magnetfeld mitbewegt <strong>und</strong> führen unter Erhaltung der Invarianten ihre Bewegung<br />

fort. Da sich bei Kompression/Dekompression des Magnetfeldes auch die Stärke des<br />

Feldes ändert, passen sich die Bewegungsgrößen an. Ist eine Änderung nun schnell<br />

gegenüber Gyration, Oszillation oder Drift, so geht man davon aus, dass das Teilchen<br />

zu träge ist, um sich mit dem Magnetfeld mit zu bewegen. Es behält seine<br />

Bewegungsgrößen bei.<br />

• Beispiel: Die erste Invariante führt dazu, dass bei einer (skalenmäßig) langsamen<br />

Kompression des Erdmagnetfeldes ein Elektron zusammen mit der<br />

Führungsfeldlinie näher zur Erde wandert. Die Kompression führt aber auch zu<br />

einer Verkürzung des Weges zwischen den Spiegelpunkten. Damit erhöht sich<br />

der Impuls parallel zum Feld gemäß Gleichung 2.12. Folgt eine (skalenmäßig)<br />

schnelle Dekompression, so wird die zweite Invariante verletzt. Man geht davon<br />

aus, dass das Führungszentrum des Elektrons nicht beliebig schnell auf<br />

die Magnetfeldvariationen reagieren kann <strong>und</strong> die Dekompression der Magnetosphäre<br />

nicht in gleichem Ausmaß mitmacht. Damit würde das Elektron einen<br />

Großteil der durch die Kompression gewonnenen Geschwindigkeit beibehalten.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich eine Beschleunigung vorzustellen, gemeinsam<br />

haben sie jedoch alle, dass sie eine oder mehrere der adiabatischen Invarianten<br />

17


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abbildung 2.8:<br />

Deformation<br />

der Magnetosphaere<br />

durch<br />

den Sonnenwind<br />

[Krieg <strong>und</strong> Bischoff]<br />

verletzen. Ohne eine Verletzung wären die Teilchen nach dem Relaxieren des Feldes<br />

wieder mit ihrer ursprünglichen Geschwindigkeit in ihrer ursprünglichen Höhe.<br />

Damit wären gefangene Teilchen unveränderbar quasi-stationär.<br />

2.4 Südatlantische Anomalie (SAA)<br />

Nachdem wir nun schon einen Einblick in gr<strong>und</strong>legende Teilchenbewegungen <strong>und</strong><br />

die Adiabatischen Invarianten hatten, sollte ich noch ein paar Sätze zu einer immer<br />

wieder in den Daten auftauchenden Tatsache sagen. So wird regelmäßig im Bereich<br />

des Südatlantiks eine recht hohe Zählrate gemessen. In den Daten äußert sich das<br />

darin, dass ein Maximum zwischen -30 ◦ <strong>und</strong> 20 ◦ geomagnetischer Breite auftritt,<br />

allerdings nur in jedem 2. Halborbit, also nur auf einer Erdseite. Wenn sich die Erde<br />

unter dem Satelliten wegdreht, durchläuft die Intensität ein Maximum <strong>und</strong> geht<br />

dann auf 0 zurück, um nach etwa 15 Halborbits (halbe Erddrehung) ein Maximum<br />

im anderen Halborbit zu haben. Damit ist das Maximum ortsfest <strong>und</strong> durch die<br />

Geometrie des Erdmagnetfeldes vorgegeben.<br />

Die sogenannte Südatlantische Anomalie ist die Region, in der der innerste van-<br />

Allen-Strahlungsgürtel der Erdoberfläche am nächsten kommt. 6 Ursache der Anomalie<br />

ist ein abgeschwächtes Magnetfeld, das aus der um 450 km zum geometrischen<br />

6 Der nahe Strahlungsgütel <strong>und</strong> die freie Flugbahn über den Südatlantik waren übrigens ausschlaggebend<br />

dafür, dass in der Vergangenheit viele Höhenforschungsraketen von Brasilien aus<br />

gestartet wurden.<br />

18


2.5 Indizes<br />

Erdmittelpunkt verschobenen Magnetfeldachse folgt. [Wikipedia] Das Resultat ist<br />

eine erhöhte Strahlungsintensität.<br />

Die Südatlantische Anomalie kann den Betrieb erdnaher Satelliten ernstlich beeinträchtigen.<br />

So hat sie einen großen Einfluss auf Satelliten <strong>und</strong> andere Raumfahrzeuge<br />

mit einer Inklination zwischen 35 ◦ <strong>und</strong> 60 ◦ . Die starke Strahlung 7 sorgte<br />

bei Flügen der Space Shuttles für eine erhöhte Strahlenbelastung <strong>und</strong> machte einen<br />

zusätzlichen Strahlungsschild für die ISS (International Space Station) nötig. Auch<br />

das HST (Hubble Space Telescope) macht während eines Durchfluges keine Aufnahmen.<br />

[Leckrone]<br />

Abel <strong>und</strong> Thorne [Abel <strong>und</strong> Thorne] schreiben, dass die Anomalie in der Höhe<br />

von 60 - 80 km zumindest bei Nacht die dominierende Ionisationsquelle ist. Ich<br />

werde sie allerdings in vielen Fällen herausschneiden, da sie zur Bestimmung von<br />

Positionen anderer Charakteristika der Elektronenzählraten störend ist. In dem Teil<br />

dieser Arbeit, in dem es um die Möglichkeit einer Bestimmung tatsächlich einfallender<br />

Teilchen geht, wird sie natürlich berücksichtigt, da die Magnetfeldkonfiguration<br />

mit in die Rechnung eingeht.<br />

2.5 Indizes<br />

Wie schon in Abb. 2.8 gesehen, wird das terrestrische Magnetfeld durch den Einfluß<br />

des Sonnenwindes stark deformiert. Das so verformte Magnetfeld, die Magnetosphäre,<br />

durchlebt aber auch noch weitere Variationen, die sich inbesondere über<br />

messbare Abschwächungen oder Verstärkungen des Magnetfeldes auszeichnen. Da<br />

mit Messstationen oder später auch Satelliten immer nur Punktmessungen gemacht<br />

werden können, hat man schon früh versucht aus diesen einzelnen Werten Indizes zu<br />

erstellen, die globalere Aussagen über das geomagnetische Feld <strong>und</strong> insbesondere seine<br />

Variabilität erlauben. So gibt es beispielsweise Indizes für die Polarkappe, mittlere<br />

Breiten oder auch die gesamte Erde. In diesem Abschnitt soll eine kleine Übersicht<br />

über die wichtigsten Indizes gegeben werden. Im Hinblick auf meine Arbeit heißt<br />

dies vor allem, dass im Falle einer guten Korrelation mit bestimmten Eigenschaften<br />

die Indizes besser zu handhaben sind als eine Vielzahl von Messwerten.<br />

7 Im Gr<strong>und</strong>e ist es keine Strahlung, sondern eine große Anzahl hochenergetischer Protonen <strong>und</strong><br />

Elektronen. Die Bezeichnung als Strahlungsgürtel stammt allerdings noch aus der Zeit von<br />

Explorer I (1958), dessen Geigerzähler beim Flug durch diese Region große Zählraten anzeigte.<br />

Daher ging man zunächst von (radioaktiver) Strahlung aus.<br />

19


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.5.1 DST-Index<br />

Der stündliche Disturbance-Storm-Time- oder kurz DST-Index [Sugiura] repräsentiert<br />

die achsensymmetrischen Störungen des magnetischen Feldes beim Dipoläquator in<br />

Bodennähe.<br />

Gemessen wird der DST-Index von mehreren Magnetometerstationen in mittleren<br />

<strong>und</strong> äquatorialen Breiten. Die Messstationen liegen nicht so nah am Äquator,<br />

dass die äquatorialen Elektrojets in der E-Region 8 die magnetischen Störungen am<br />

Erdboden dominieren. Vor allem wird in diesen Breiten die Nordkomponente (H)<br />

der magnetischen Störungen von der Intensität des magnetischen Ringstroms (s.<br />

Abschnitt 2.2) dominiert, weshalb der DST-Index als Ringstromindex gilt. Damit<br />

sollte sich dieser Index insbesondere für Vergleiche mit der Lage des Hauptmaximums<br />

(s. Kapitel 4.1) anbieten, da das Hauptmaximum möglicherweise ein Teil<br />

des Ringstroms ist. Es gibt auch abweichende Meinungen, denen zufolge der DST-<br />

Index kein reiner Ringstromindex ist (vgl. Campell, 1996a,b), aber maßgebliche<br />

Übereinstimmungen bestreitet wohl niemand.<br />

Die Messung erfolgt über den diamagnetischen Effekt, der dazu führt, dass der<br />

Ringstrom die Intensität des Erdmagnetfeldes abschwächt. Es lässt sich somit laut<br />

Dressler, Parker <strong>und</strong> Schöpke eine Abschätzung über den Gesamtenergieinhalt der<br />

Ringstromteilchen machen (vgl. [Dressler <strong>und</strong> Parker], [Schopke]). Außerdem kann<br />

der Index genutzt werden, um die Entwicklung geomagnetischer Stürme aufzuzeichnen,<br />

da die wichtigste Eigenschaft der Hauptphase eines Sturms (laut aktueller Definition)<br />

die Verstärkung des Ringstroms ist (vgl. [Oulu Textbook]).<br />

DST-Werte oberhalb von -20 nT zeigen Zeiten mit ruhigem Feldverhalten, Werte<br />

unterhalb von -50 nT geben moderate Störungen des Feldes an. Bei extremen Umstrukturierungen<br />

(magnetischen Stürmen) des magnetischen Feldes kann der Index<br />

unter -400 nT fallen. (vgl. [Oulu Textbook])<br />

Die Daten werden vom ”<br />

World Data Centre for Geomagnetism“ in Kyoto ausgewertet.<br />

Den Index für wissenschaftliche Arbeiten aufzubereiten ist ein aufwändiger<br />

Prozess, daher gibt es mehrere Versionen des DST-Index, angefangen beim ”<br />

Quick-<br />

Look“-DST, der 12-36 St<strong>und</strong>en nach den Messungen veröffentlicht wird, bis hin zum<br />

endgültigen DST-Index, der erst Jahre später erscheint. Der DST-Index kann vom<br />

WDC-2 Kyoto Index Service oder vom [NOAA-NGDC-Server] bezogen werden.<br />

8 90-160 km Höhe [Naval Research-Formelsammlung]<br />

20


2.5 Indizes<br />

Abbildung 2.9:<br />

DST-Verlauf<br />

während<br />

eines geomagnetischen<br />

Sturms<br />

2.5.2 PC-Index<br />

Der Polar Cap (PC)-Index [Troshichev] ist ein geomagnetischer Aktivitätsindex,<br />

der auf Daten einer Station nahe des nördlichen oder südlichen Magnetpols basiert.<br />

Der PC-Index wird als Messung der geomagnetischen Störungen angesehen,<br />

die durch Hall-Ströme <strong>und</strong> feldlinienausgerichtete Ströme in hohen Breiten verursacht<br />

werden. Der Stromfluss in hohen Breiten wiederum ist eng verknüpft mit<br />

dem elektrischen Feld des Sonnenwindes, das damit selbst von der Sonnenwindgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> den Nord-Süd bzw. Ost-West Komponenten des Interplanetaren<br />

Magnetfeldes (B y <strong>und</strong> B z des IMF ) abhängt. Da sich die beiden Messstationen,<br />

Thule (Qaanaaq) im Norden <strong>und</strong> Vostok im Süden, nahe des Zentrums der jeweiligen<br />

Polarkappe befinden, sind die Beiträge von Stromsystemen außerhalb des Konvektionsstromsystems<br />

im allgemeinen gering. Der PC-Index ist der Index, der am<br />

schnellsten Änderungen der Kopplung von Sonnenwind <strong>und</strong> Magnetosphäre anzeigt.<br />

(vgl. [Bargatze <strong>und</strong> McPherron])<br />

Eingeführt wurde der Index laut Oulu Space Physics Textbook [Oulu Textbook],<br />

um den Teil des ionosphärischen Strömungssystems zu messen, der auf magnetosphärische<br />

Feldlinienkonvektion 9 zurückgeht. Man nimmt an, dass der PC-Index<br />

9 Bei der Feldlinienkonvektion verbinden sich die Magnetfeldlinien der Erde mit dem interplanetaren<br />

Magnetfeld. Durch den Sonnenwind werden so Magnetfeldlinien von der sonnenzugewandten<br />

Seite zum Magnetosphärenschweif mittransportiert. Wichtig ist die Richtung des Interplaneta-<br />

21


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

mit dem Energieeintrag des Sonnenwindes in die Magnetosphäre korreliert.<br />

In dieser Arbeit wird nur der Thule-PC-Index genutzt, da ich aufgr<strong>und</strong> der Auswirkungen<br />

der Südatlantischen Anomalie inbesondere die Nord-Daten vergleiche <strong>und</strong><br />

der Südindex für 2003, also den Großteil meiner Beobachtungszeit, nicht verfügbar<br />

ist.<br />

Der PC-Index kann über den [NOAA-NGDC-Server] bezogen werden.<br />

2.5.3 Kp-Index<br />

Die planetare Kennziffer, oder kurz der Kp-Index, wurde 1938 von Bartels [Bartels]<br />

eingeführt. 13 Magnetometerstationen in mittleren Breiten messen die größte Variation<br />

der beiden horizontalen Komponenten des magnetischen Feldes in Drei-<br />

St<strong>und</strong>en-Intervallen. Da das magnetische Feld täglichen <strong>und</strong> jahreszeitabhängigen<br />

Schwankungen unterliegt, die nicht in die Messung einfließen sollen, werden die<br />

Messwerte nachbearbeitet. J. Bartels erstellte hierzu eine Umwandlungstabelle für<br />

jede Messstation, mit der von jeder Messung ein ruhiger Tag abgezogen werden<br />

kann, sodass nur noch die unregelmäßigen, durch Störungen im Interplanetaren Magnetfeld<br />

verursachten Variationen zurückbleiben. Schließlich wird aus diesen lokalen<br />

Ks“-Werten der globale Kp-Index berechnet, wobei noch eine Gewichtung der einzelnen<br />

Messstationen berücksichtigt wird. (vgl. [GFZ-Potsdam])<br />

”<br />

Auch dieser Index kann über den [NOAA-NGDC-Server] frei heruntergeladen werden.<br />

2.5.4 ACE Bz<br />

Zum Vergleich mit dem Interplanetaren Magnetfeld nutze ich außerdem Magnetfeldmessungen<br />

von ACE. Dies ist zwar kein Index, aber da ACE um den L 1 -Punkt<br />

zwischen Sonne <strong>und</strong> Erde kreist (s. Abb. 2.10), sollte sich mit den Daten erkennen<br />

lassen, wieweit die Magnetosphäre vom Interplanetaren Magnetfeld abhängt. Ich<br />

nutze nur die Bz-Komponente des Feldes, da sie Aufschluss darüber gibt, ob die<br />

Ausrichtung des Interplanetaren Magnetfelds Feldlinienverschmelzung <strong>und</strong> damit<br />

einen Teilchenaustausch mit der vorderen Magnetosphäre erlaubt.<br />

ren Magnetfelds, die vorgibt wo bzw. ob eine Rekonnektion der Feldlinien überhaupt stattfinden<br />

kann. Feldlinienkonvektion erlaubt den Eintrag von Plasma durch Flux-Transver-Events in die<br />

Magnetosphäre.<br />

22


2.6 Korrelationskoeffizienten<br />

Abbildung 2.10: ACE-Orbit, dargestellt in GSE-Koordinaten (Geocentric Solar Ecliptic).<br />

Die x-Achse gibt die Verbindungslinie Sonne-Erde an, die z-Achse bezeichnet<br />

den ekliptischen Nordpol <strong>und</strong> die als Hochachse dargestellte y-Achse komplettiert<br />

das kartesische Koordinatensystem. [ACE Science Center]<br />

2.6 Korrelationskoeffizienten<br />

In dieser Arbeit werden Indizes oft zum Vergleich mit den Daten herangezogen. Es<br />

stellt sich die Frage, wie man diese Datensätze am besten vergleichen kann. Graphisches<br />

Darstellen hilft zwar in einigen Fällen eine Korrelation sichtbar zu machen,<br />

aber um eine objektive Auswahl zu treffen, welcher Index mehr oder weniger mit dem<br />

Datensatz korreliert, ist es nur wenig geeignet. Hierfür eignen sich vor allem Korrelationskoeffizienten.<br />

Es gibt verschiedene Arten diese Koeffizienten zu bestimmen.<br />

Je nachdem, ob ein linearer, nichtlinearer oder sonst wie vermuteter Zusammenhang<br />

untersucht wird, gibt es verschiedene Berechnungsarten.<br />

Der Korrelationskoeffizient kann Werte zwischen -1 <strong>und</strong> 1 annehmen. Werte von<br />

+1 bzw. -1 geben einen funktionalen, deterministischen Zusammenhang an, d.h.<br />

im Falle einer linearen Korrelation liegen alle Werte auf einer Graden (im Falle<br />

von Rängen liegen diese auf einer Graden). Ein Wert von +1 zeigt einen linearen,<br />

gleichsinnigen Zusammenhang; ein Wert von -1 zeigt einen linearen, gegenläufigen<br />

23


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abbildung 2.11: Korrelation-Koeffizient Schema [Müller-Statistik]<br />

Zusammenhang.<br />

• Achtung: Eine noch so hohe Korrelation gibt keinen Rückschluss auf Kausalität!<br />

2.6.1 Pearson - nur linear<br />

Der Bravais-Pearsonkorrelationskoeffizient untersucht die ordinalen Merkmale zweier<br />

Datenreihen (n Beobachtungspaare (x ν , y ν ) mit ν = 1, 2, ..., n) auf Korrelation.<br />

Da keine Ränge benutzt werden, können nur lineare Zusammenhänge bzw. funktionale<br />

Zusammenhänge, die durch Koordinatentransformation linearisiert werden,<br />

erkannt werden.<br />

Herleitung<br />

Da ich häufiger mit Korrelationen arbeiten möchte, hielt ich es für wichtig die einfacheren<br />

Koeffizienten herzuleiten, damit ich auch weiß, was dort passiert. Zunächst<br />

benötigt man eine lineare Fitfunktion mit der Zuordnung:<br />

y fit,ν = b · x ν + a. (2.18)<br />

Es sind hierbei x ν bzw. im Folgenden auch y ν die Messwerte <strong>und</strong> y fit,ν der zum<br />

Messwert x ν gefittete y ν -Wert. Damit lässt sich a auch durch die folgende Gleichung<br />

darstellen:<br />

a = y fit,ν − b · x ν =<br />

n∑<br />

ν=1<br />

y ν<br />

n − b n ∑<br />

ν=1<br />

x ν<br />

n . (2.19)<br />

Da im Weiteren immer nur die Summe von ν = 1 bis n benutzt wird, verkürze ich<br />

dies <strong>und</strong> schreibe hierfür nur das Summenzeichen. Andere Grenzen werden explizit<br />

angegeben. Ich wende nun das Kriterium der kleinsten Quadrate an, um den quadratischen<br />

Abstand der Messpunkte zum Fit zu minimieren <strong>und</strong> setzt dort f fit,ν <strong>und</strong><br />

24


2.6 Korrelationskoeffizienten<br />

a ein:<br />

Dies wird nun abgeleitet ( dMin<br />

db<br />

Min = ∑ (y ν − y fit,ν ) 2<br />

Min = ∑ (y ν − bx ν − a) 2<br />

Min = ∑ (y ν − bx ν − ∑ y ν<br />

n + b ∑ x ν<br />

n )2 . (2.20)<br />

!<br />

= 0):<br />

0 = ∑ 2(y ν − bx ν − ∑ y ν<br />

n + b ∑ x ν<br />

n ) · (−x ν + ∑ x ν<br />

n<br />

). (2.21)<br />

Nach dem Ausmultiplizieren werden die Vorfaktoren 2b bzw. 2 ausgeklammert:<br />

0 = 2b ∑ ( x 2 ∑ x ν<br />

ν − 2x ν<br />

n + ∑ x ν<br />

n · ∑ x ν<br />

n<br />

Nach b aufgelöst ist dies:<br />

+2 ∑ ( −x ν y ν + x ν<br />

∑ y ν<br />

n + y ν<br />

b =<br />

)<br />

∑ x ν<br />

n − ∑ x ν<br />

n · ∑ y ν<br />

n<br />

)<br />

. (2.22)<br />

∑ ( ∑<br />

x ν y ν − x<br />

yν<br />

ν − y ∑ xν<br />

n ν n<br />

+ ∑ x ν<br />

n · ∑ )<br />

y ν<br />

n<br />

∑ ( x 2 ∑<br />

ν − 2x xν<br />

ν n<br />

+ ( ∑ ) . (2.23)<br />

x ν<br />

n<br />

) 2<br />

Nun vereinfacht man noch die Summen:<br />

∑ xν y ν − 1 ∑ ∑ yν xν<br />

n<br />

b = ∑ x<br />

2<br />

ν − 1 . (2.24)<br />

n (∑ x ν ) 2<br />

Zwei Nebenrechnungen zeigen jetzt, dass Zähler <strong>und</strong> Nenner mit zwei statistischen<br />

Größen übereinstimmen, der Kovarianz <strong>und</strong> der Varianz. Die Kovarianz ist:<br />

cov xy =<br />

=<br />

=<br />

=<br />

∑ ((xν − x) · (y ν − y))<br />

n ∑ ∑<br />

∑ yν<br />

xν<br />

(xν y ν − x ν − y<br />

n ν +<br />

n<br />

∑ ∑ n ∑ ∑<br />

∑ yν xν xν yν<br />

xν y ν − −<br />

n<br />

n<br />

∑ ∑ n<br />

∑ xν yν<br />

xν y ν −<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

xν<br />

∑<br />

yν<br />

n 2 )<br />

+ n ∑ x ν<br />

∑<br />

yν<br />

n 2<br />

. (2.25)<br />

25


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Für die Varianz der x-Werte gilt:<br />

Damit gilt für b:<br />

s 2 x =<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

∑ (xν − x) 2<br />

n ∑<br />

∑ xν<br />

(xν −<br />

n )2<br />

n<br />

∑ x<br />

2<br />

ν + ∑ xν<br />

(∑<br />

n<br />

)2 − 2 ∑ x<br />

(x ν ν n<br />

)<br />

n<br />

∑ x<br />

2<br />

ν + n (∑ ∑<br />

x ν) 2 xν ∑<br />

− 2<br />

n 2 xν<br />

n<br />

n<br />

∑ x<br />

2<br />

ν − (∑ x ν) 2<br />

n<br />

n<br />

b = n · cov xy<br />

n · s 2 x<br />

. (2.26)<br />

= cov xy<br />

. (2.27)<br />

s 2 x<br />

Die im Zähler stehende Kovarianz, der Mittelwert aller Produkte korrespondierender<br />

Abweichungen der <strong>Verteilung</strong>, ist nicht invariant gegenüber Einheitstransformationen<br />

(z.B. Umskalierung der Variablen). Somit ist eine Standardisierung anhand<br />

beider Streuungen sinnvoll. Statt durch die Varianz der x-Werte (s 2 x) zu teilen,<br />

wird anhand der Standardabweichungen beider <strong>Verteilung</strong>en standardisiert (s x <strong>und</strong><br />

s y ). Man erhält somit die Bravais-Pearson- oder Produkt-Moment-Korrelation (vgl.<br />

[Kück-Statistik]):<br />

r BP = cov xy<br />

s x s y<br />

=<br />

∑ (xν − x) · (y ν − y)<br />

√ ∑(xν<br />

− x) 2 ·<br />

√ ∑(yν<br />

− y) 2 . (2.28)<br />

2.6.2 Spearman-Rangkorrelation - linear <strong>und</strong> nichtlinear<br />

Die Spearman-Rangkorrelation wird eingesetzt, wenn man monotone, nichtlineare<br />

oder lineare Zusammenhänge zweier ordinalskalierter Merkmale vermutet. Sie nutzt<br />

die Gleichung von Bravais-Pearson, allerdings nicht mit den Werten, sondern mit<br />

deren Rängen, also statt den Beobachtungspaaren (x ν , y ν ) die Rangpaare (r x (ν),<br />

r y (ν))). Somit werden die Messwerte nur noch auf Monotonie <strong>und</strong> nicht mehr auf<br />

einen funktionalen (parametrischen) Zusammenhang untersucht. Da ich vor allem<br />

mit diesem Koeffizienten arbeiten werde, erschien mir auch hier eine Herleitung<br />

sinnvoll.<br />

26


2.6 Korrelationskoeffizienten<br />

Herleitung<br />

Betrachten wir zunächst den Fall, dass es keine doppelten Rangpaare gibt, dann<br />

laufen die Ränge r x (ν) in ganzen Zahlen von 1 bis n, also kann man die Summen<br />

∑ rx/y (ν) <strong>und</strong> ∑ rx/y 2 n+1<br />

(ν) durch die geschlossenen Ausdrücke n( ) <strong>und</strong> n(2n2 +3n+1)<br />

2 6<br />

ersetzen. Damit vereinfacht sich die Formel der Kovarianz folgendermaßen:<br />

cov =<br />

=<br />

∑<br />

∑ ∑ rx(ν) r<br />

rx (ν) · r y (ν) − y(ν)<br />

n<br />

n<br />

∑ rx (ν) · r y (ν) − n( n+1<br />

2 )2<br />

. (2.29)<br />

n<br />

Als nächstes führen wir d ν als den Abstand der Ränge r x (ν) <strong>und</strong> r y (ν) ein. Es gilt:<br />

∑<br />

d<br />

2<br />

ν = ∑ (r x (ν) − r y (ν)) 2<br />

Oder aufgelöst nach ∑ r x (ν) · r y (ν) ist dies:<br />

= ∑ (r 2 x(ν) − 2r x (ν) · r y (ν) + r 2 y(ν)). (2.30)<br />

∑<br />

∑ r<br />

2<br />

rx (ν) · r y (ν) = x (ν) + ∑ ry(ν) 2 − ∑ d 2 ν<br />

2<br />

∑<br />

= n(2n2 + 3n + 1) d<br />

2<br />

− ν<br />

6<br />

2 . (2.31)<br />

Dies setzen wir nun in die Kovarianz ein <strong>und</strong> vereinfachen den Term. Wir bekommen:<br />

cov = n2 − 1<br />

12<br />

− d2 ν<br />

2n . (2.32)<br />

Was passiert mit den Standardisierungen beim Übergang zu Rängen?<br />

√ ∑ r 2<br />

s x s y =<br />

x(ν) − (∑ r x(ν)) 2<br />

n √ ∑ ry(ν) 2 − (∑ r y(ν)) 2<br />

n<br />

n<br />

n<br />

√ n(2n2 +3n+1)<br />

− n n+1 2<br />

6 2 √ n(2n2 +3n+1)<br />

− n n+1 2<br />

6 2<br />

=<br />

n<br />

n<br />

n(2n 2 +3n+1)<br />

− n n+1 2<br />

6 2<br />

=<br />

n<br />

= n2 − 1<br />

= s 2 (2.33)<br />

12<br />

27


2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Es ergibt sich für den Spearman-Rangkorrelationskoeffizienten ohne Berücksichtigung<br />

verb<strong>und</strong>ener Rangplätze:<br />

r SP,unkorrigiert = cov<br />

s 2<br />

=<br />

n 2 −1<br />

−<br />

12<br />

n 2 −1<br />

12<br />

∑ d 2<br />

ν<br />

2n<br />

= 1 − 6 ∑ d 2 ν<br />

(n 2 − 1)n .<br />

(2.34)<br />

Diese Gleichung gilt allerdings nur, wenn die Gesamtzahl der verb<strong>und</strong>enen Ränge<br />

maximal 20% ausmacht. Überschreiten die verb<strong>und</strong>enen Ränge diesen Wert, so muss<br />

eine Korrektur vorgenommen werden. Hierzu nehmen wir Gleichung 2.34 <strong>und</strong> multiplizieren<br />

Zähler <strong>und</strong> Nenner mit 2n:<br />

r SP,unkorrigiert =<br />

=<br />

n 3 −n<br />

6<br />

− ∑ d 2 ν<br />

( n3 −n<br />

6<br />

)<br />

n 3 −n<br />

− ∑ d 2 6 ν<br />

√<br />

( n3 −n) · ( n3 −n) . (2.35)<br />

6 6<br />

Nun fügen wir die Korrekturterme T x = ∑ nv x<br />

t 3 x,j −t x,j<br />

j=1<br />

t 3 y,j −t y,j<br />

12<br />

ein,<br />

<strong>und</strong> T<br />

12 y = ∑ nv y<br />

j=1<br />

in denen t x,j /t y,j die Anzahl der jeweils (in t y/x,j ) zusammengefassten Ränge in den<br />

Variablen x/y <strong>und</strong> nv x/y die Anzahl der verb<strong>und</strong>enen Ränge in den Variablen x/y<br />

darstellen:<br />

r SP =<br />

n 3 −n<br />

− T<br />

6 x − T y − ∑ n<br />

i=1 d 2 i<br />

√<br />

( n3 −n<br />

− 2T<br />

6 x )( n3 −n<br />

− 2T<br />

6 y ) .10 (2.36)<br />

Nachdem der Korrelationskoeffizient gemäß oben stehender Formel bestimmt wurde,<br />

sollte man ihn noch mit dem kritischen Wert vergleichen, um die Signifikanz<br />

seiner Aussage zu überprüfen. Siehe hierzu Abschnitt 2.6.4.<br />

2.6.3 Kendall-Rangkorrelation - linear <strong>und</strong> nichtlinear<br />

Auf einem ähnlichen Prinzip beruht auch die Kendall-Rangkorrelation. Der entscheidende<br />

Unterschied zur Spearman-Korrelation ist die bessere Berücksichtigung<br />

10 Dies ist auch exakt die Formel, die in Mathematica implementiert ist.<br />

28


2.6 Korrelationskoeffizienten<br />

verb<strong>und</strong>ener Ränge. Da allerdings bei der Berechnung jeder Eintrag mit jedem verglichen<br />

wird, ist die Laufzeit (hier O(n 2 )) zu groß, um mit diesen Datenmengen<br />

arbeiten zu können. Bei einigen Testläufen brach Mathematica sogar aufgr<strong>und</strong> mangelnden<br />

Speichers ab. Ich habe mich daher auf die Spearmanberechnung beschränkt.<br />

2.6.4 t-Test<br />

Die Korrelationskoeffizienten unterliegen einem stochastischen Problem, da es insbesondere<br />

bei kleinen Messwertemengen vorkommen kann, dass sich zufällig eine<br />

(Schein-) Korrelation ergibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Korrelation<br />

zufällig ergibt, sinkt aber mit größerem Koeffizient (gegen 1 oder -1). Diesem<br />

Problem widmet sich der t-Test, der zu jedem Korrelationskoeffizienten anhand der<br />

Anzahl der Messwertepaare angibt, ob die Berechnung im Rahmen einer bestimmten<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit signifikant ist. Hierfür wird zunächst der t-Test berechnet:<br />

t = r · √n − 2<br />

√<br />

1 − r<br />

2 . (2.37)<br />

Dieser Wert wird dann mit der Signifikanzschwelle - dem kritischen Wert - verglichen,<br />

die sich aus der Anzahl der Messpaare <strong>und</strong> der gewünschten Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

ergibt. Die Signifikanzschwellen lassen sich aus [Bortz-Statistik] Tabelle<br />

D entnehmen oder direkt in Mathematica generieren. Ist der T-Wert größer<br />

als die Schwelle, so ist die Korrelation unter Berücksichtigung der angenommenen<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit signifikant.<br />

29


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

3.1 NOAA-15/16<br />

Die meisten in dieser Arbeit benutzten Daten gehen auf die POES (Polar Operational<br />

Environmental Satellites) Satelliten der NOAA (National Oceanic and Atmospheric<br />

Administration) zurück. Mit den baugleichen Satelliten NOAA-15/16 ist<br />

es möglich über das gesamte Jahr 2003 zeitgleiche Messungen an verschiedenen<br />

Punkten der Magnetosphäre zu bekommen. Beide Satelliten fliegen in etwa 870 km<br />

Höhe <strong>und</strong> haben mit einer Inklination von 98 ◦ einen fast polaren Orbit. Außerdem<br />

sorgt eine leichte Präzession dafür, dass sie den Äquator immer zur gleichen<br />

Lokalzeit überfliegen, d.h. sie sind sonnensynchron. In dieser Zeit unterscheiden<br />

sich die beiden Satelliten. Während NOAA-15 1 den Äquator um 7:30h (Ortszeit)<br />

in südlicher Richtung <strong>und</strong> um 19:30h in nördlicher Richtung überquert, sind dies<br />

bei NOAA-16 2 2:00h <strong>und</strong> 14:00h. Diese Zeiten sind gut aus den Orbitspuren des<br />

[Space Science and Engineering Center] abzulesen. Es sollte somit möglich sein aus<br />

den Satellitendaten, wenn nötig, Morgen-, Abend-, Tag- <strong>und</strong> Nachtsektor einzeln zu<br />

betrachten bzw. untereinander zu vergleichen. Eine weitere, sich aus der Inklination<br />

ergebende, Eigenschaft ist, dass die geographischen Pole niemals überflogen werden.<br />

Dies ist aber nicht relevant, da sich die Struktur der Teilchenverteilungen weniger<br />

an den geographischen Polen als viel mehr am Magnetfeld orientiert, dessen Pole<br />

mitunter im Messbereich liegen. Außerdem werden vor allem Teilchen in geringeren<br />

Breiten betrachtet. Die POES-Daten sind frei unter [NOAA-POES] abrufbar.<br />

3.2 Messinstrumente<br />

Die POES-Satelliten wurden für eine Vielzahl von Aufgaben konzipiert, unter anderem:<br />

Wetteranalyse <strong>und</strong> -vorhersage, Klimaforschung, Messung der Ozeanoberflächentemperatur,<br />

Untersuchung von Temperatur <strong>und</strong> Feuchtigkeitsgehalt der At-<br />

1 gestartet 13.05.1998<br />

2 gestartet 21.09.2000<br />

30


3.2 Messinstrumente<br />

mosphäre, Detektion von Vulkanausbrüchen <strong>und</strong> Waldbränden [NOAA-POES]. Auch<br />

für die Untersuchung der Magnetosphäre sind Instrumente an Bord. Diese wurden<br />

im Space Environment Monitor (SEM-2) zusammengefasst <strong>und</strong> werden im nächsten<br />

Abschnitt genauer beschrieben.<br />

3.2.1 SEM-2<br />

Das für diese Arbeit wichtige Instrument auf den NOAA-Satelliten ist der Space<br />

Environment Monitor (SEM-2), ein gegenüber dem Vorläufer (SEM) vielfach verbessertes<br />

Modell. Der SEM-2 ist untergliedert in eine Datenverarbeitungseinheit<br />

(DPU Data Processing Unit) <strong>und</strong> zwei Sensoreneinheiten, dem Total Energy Detector<br />

(TED) <strong>und</strong> dem Medium Energy Proton and Electron Detector (MEPED). Beide<br />

Sensoreinheiten haben Detektorenpaare, die in unterschiedliche Richtung schauen,<br />

um somit die Richtung der Partikelflüsse bestimmen zu können. Während das TED<br />

Protonen <strong>und</strong> Elektronen im Bereich von 0.05 bis 20 keV in 16 verschiedenen Energiebereichen<br />

misst, lassen sich mit dem MEPED Protonen von 30 bis > 6900 keV<br />

in 6 Unterteilungen <strong>und</strong> Elektronen von > 30 keV bis > 300 keV in drei Unterteilungen<br />

messen (s. Tab. 3.1). Außerdem werden hochenergetische Protonen im<br />

MeV-Bereich von omnidirektionalen Detektoren gezählt.<br />

3.2.2 MEPED (Elektron) Detektor<br />

Abbildung 3.1: MEPED Elektronen<br />

Detektor<br />

Der Medium Energy Proton and Electron<br />

Detector (MEPED) besteht aus zwei unterschiedlichen<br />

Detektorentypen für Protonen<br />

<strong>und</strong> Elektronen, von denen ich mich<br />

vor allem mit dem Elektronen-Detektor<br />

beschäftigen werde. Der Elektronendetektor<br />

wird durch eine umgebende Schicht aus<br />

Aluminium <strong>und</strong> Wolfram gegen Elektronen<br />

mit E


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

krometer Dicke <strong>und</strong> einer Detektorfläche von 25 mm 2 . Die Oberseite ist noch durch<br />

einen Aluminiumfilm bedeckt, der die Lichtempfindlichkeit zusätzlich senkt <strong>und</strong> außerdem<br />

für den elektrischen Kontakt sorgt. Die Energieeinträge in den Detektor werden<br />

nach ihrer Pulshöhe analysiert <strong>und</strong> Pulse mit einem Level von über 2500 keV<br />

herausgefiltert. Die Satelliten NOAA-15/16 haben jeweils zwei dieser Detektoren an<br />

Bord, von denen einer radial von der Erde weg <strong>und</strong> der andere um 90 ◦ dazu gekippt<br />

gegen die Flugrichtung gerichtet ist. Da bei der Detektormontage auf freie Sicht<br />

geachtet werden muss, wurden die Detektoren mit einer leichten Abweichung (9 ◦ in<br />

der XZ-Ebene beim radial montierten Detektor <strong>und</strong> 9 ◦ in der YZ-Ebene beim heckmontierten<br />

Detektor) angebracht. Bei einer Detektoröffnung von 30 ◦ sollte dies aber<br />

nur eine minimale Auswirkung auf die Messungen haben. Aus den unterschiedlichen<br />

Pulshöhen ergeben sich in jeder Ausrichtung drei Kanäle mit unterschiedlichen<br />

Energien. Ich werde im Folgenden sowohl die unten stehenden Bezeichnungen als<br />

auch, wo nötig, nur Richtungs- <strong>und</strong> Energiekennung nutzen (z.B. 0e1 für mep0e1).<br />

Tabelle 3.1: Alle MEPED-<br />

Messkanäle gehen bis maximal<br />

2.5MeV . [Evans <strong>und</strong> Greer]<br />

Kanal Energiebereich gemessen in<br />

mep0e1 > 30 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

mep0e2 > 100 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

mep0e3 > 300 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

mep90e1 > 30 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

mep90e2 > 100 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

mep90e3 > 300 keV Elektronen<br />

Counts<br />

100 cm 2 s ster<br />

Es werden allerdings auch Protonen bestimmter Energiebereiche von den Elektronendetektoren<br />

gezählt. Die möglichen Energien sind in Tabelle 3.5 aufgeführt. In Abschnitt<br />

3.5 werde ich mich genauer mit dem Übersprechen von Kanälen beschäftigen.<br />

Wie wir im Zusammenhang mit der Gyration bereits gesehen haben, kreisen die<br />

Elektronen um ihre Feldlinie. Damit misst ein Satellit genau genommen nicht die Population<br />

”<br />

an seinem Ort“, sondern die der benachbarten Feldlinien. Um abschätzen<br />

zu können, wie stark dieser Effekt die Messung beeinflussen kann, berechne ich die<br />

Gyrationsradien mit:<br />

r L = m qB<br />

√<br />

2E<br />

m . (3.1)<br />

Eine Abschätzung für den größten anzunehmenden Gyrationsradius ergibt sich mit<br />

der höchsten gemessenen Teilchenenergie, die bei allen Elektronenkanälen 2,5 MeV<br />

ist, <strong>und</strong> dem schwächsten Magnetfeld in Satellitenhöhe, das mit etwa 27,6 µT angegeben<br />

wird. Mit diesen Werten ist der Gyrationsradius ca. 193 m. Da der Radius<br />

32


3.3 Datenaufbereitung<br />

für alle anderen gemessenen Energien <strong>und</strong> Magnetfelder noch kleiner ist, können wir<br />

die Position des Satelliten durchaus als Position der Führungsfeldlinie nähern.<br />

3.3 Datenaufbereitung<br />

In den heruntergeladenen NOAA-Satellitendaten sind außer den Teilchenflüssen der<br />

verschiedenen MEPED-Kanäle (in 2 Sek<strong>und</strong>enauflösung) <strong>und</strong> der Positionsangabe<br />

in diversen Koordinaten 3 auch noch viele Informationen enthalten, die für mich<br />

unwichtig sind. Um im täglichen Umgang mit den Daten die Einlesevorgänge kurz<br />

zu halten, werde ich also Daten des Total-Energy-Detector (TED) <strong>und</strong> Betriebsdaten<br />

des Satelliten (Temperaturen, Betriebsspannungen etc.) aussortieren.<br />

3.3.1 Entpacken <strong>und</strong> auf 16 Sek<strong>und</strong>en mitteln<br />

Bevor die Satellitendaten sortiert bzw. verarbeitet werden können, müssen sie erst<br />

entpackt <strong>und</strong> in ein für Mathematica lesbares Format gebracht werden. Wie dies<br />

im Einzelnen geschieht, ist recht aufwändig, aber letztendlich im Detail eher unwichtig.<br />

Zusammengefasst kann man sagen, dass die in Blöcken abgelegten Daten in<br />

eine tabellarische Form gebracht werden <strong>und</strong> dabei alle (MEPED-)Messwerte, die<br />

ursprünglich über verschiedene Zeitintervalle gemessen wurden, auf 16 Sek<strong>und</strong>en gemittelt<br />

werden. Durch dies erste Mitteln wird die Datenmenge pro Tag von ca. 30<br />

MB auf 2,7 MB (jeweils ASCII) reduziert. Vorher war eine sinnvolle Bearbeitung<br />

schon aufgr<strong>und</strong> der Menge kaum machbar. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für das Mitteln ist,<br />

dass sich die Statistik verbessert 4 . Trotz Mitteln auf 16 Sek<strong>und</strong>en sind die Daten<br />

mit etwa 1 ◦ -Schritten sehr gut ortsaufgelöst. Da Jan Philipp Bornebusch ebenfalls<br />

Daten der POES-Satelliten benötigt, haben wir in Zusammenarbeit eine Routine<br />

zum Entpacken <strong>und</strong> Mitteln geschrieben.<br />

Dieser Arbeit zug<strong>und</strong>e liegen Daten des Jahres 2003, gemessen von NOAA15 <strong>und</strong><br />

NOAA16. Vergleiche mit den Jahren 2001 <strong>und</strong> 2002 haben keine gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Unterschiede gezeigt, allerdings eignete sich 2003 am besten, da im gesamten Zeitraum<br />

beide Satelliten Daten liefern <strong>und</strong> Jahr 2003 sowohl geomagnetisch ruhige wie<br />

auch aktive Perioden zeigt.<br />

3 Angegeben sind geographische <strong>und</strong> geomagnetische Koordinaten, wobei jeweils noch zwischen<br />

Fuß-der-Feldlinie <strong>und</strong> unterhalb-des-Satelliten unterschieden wird.<br />

4 Während bei der 90er-Kanälen <strong>und</strong> mep0e1 aufgr<strong>und</strong> der hohen Zählraten ein Mitteln nicht<br />

nötig wäre, ist bei mep0e2 <strong>und</strong> mep0e3 jede Verbesserung willkommen.<br />

33


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

3.3.2 Reduktion auf sinnvolle Daten - Gaussfits<br />

Abbildung 3.2: Beispielhalborbit. Die Breite ist in geomagnetischen Koordinaten<br />

angegeben, auf die ich in Kapitel 3.8 genauer eingehen werde. Hier reicht es jedoch<br />

zu wissen, dass die geomagnetischen Breitengrade Linien vergleichbaren Magnetfelds<br />

sind <strong>und</strong> somit 90 ◦ N bzw. 90 ◦ S die Magnetpole der Erde darstellen.<br />

Es gibt zahlreiche Gründe die aufbereiteten Daten zu komprimieren bevor sie weiter<br />

ausgewertet werden. Ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> ist z.B. die unübersichtliche Menge<br />

an Daten. Pro Halborbit (Pol zu Pol) sind dies knapp 200 (Beispielzählungen ergaben<br />

190) Messwerte. Das macht pro Tag <strong>und</strong> Kanal 200 · 2 · 28 = 11400 Messwerte.<br />

Das ist zwar mit der benutzten Hardware handhabbar, verlangsamt die Rechnungen<br />

aber stark <strong>und</strong> ist wie wir sehen werden unnötig. Es war jedoch nicht das Ziel, nur<br />

den Datensatz zu verkleinern, sondern einen besseren Zugriff auf charakteristische<br />

Größen zu bekommen. So würde sich beispielsweise ein Datensatz anbieten, in dem<br />

für jeden Orbit die einzelnen Maxima direkt mit Position, Höhe <strong>und</strong> Breite abgespeichert<br />

sind. Des Weiteren sollte natürlich eine möglichst hohe Auflösung erhalten<br />

bleiben. Daher habe ich mich entschieden keine Mittelwerte zu bilden, sondern jeden<br />

Orbit mit Funktionen anzufitten. Die Suche nach einer geeigneten Funktion<br />

34


3.3 Datenaufbereitung<br />

gestaltete sich aber schwierig, da die Elektronenkanäle 5 mehr als ein Maximum pro<br />

Polarkreisdurchlauf haben.<br />

Letztendlich habe ich mich entschieden den Bereich von Pol zu Äquator mit bis<br />

zu vier Gaussfunktionen anzufitten. Die hat zahlreiche Vorteile:<br />

1. Die Messwerte werden auch bei komplexer Struktur sehr gut wiedergegeben<br />

(siehe Abschnitt 3.3.2).<br />

2. Datenreduktion von etwa 200 Messpunkten 6 auf zwei bis acht Gausspeaks 7<br />

3. Die Fitparameter haben eine direkte Bedeutung: Position des Maximums,<br />

Höhe <strong>und</strong> Halbwertsbreite.<br />

4. Der störende Einfluss der Südatlantischen Anomalie konnte in den meisten<br />

Fällen herausgefiltert werden.<br />

5. Die gleiche Routine, die die Südatlantische Anomalie entfernt, sorgt auch<br />

dafür, dass die wöchentliche Kalibrierung der Messgeräte herausgefiltert wird.<br />

Es wurde hierbei wie folgt vorgegangen. Die Messwerte wurden gemäß ihrer geomagnetischen<br />

Koordinaten in einzelne Halborbits (Pol-zu-Pol-Überflüge) aufgesplittet.<br />

Dann wurden die Messwerte jedes Orbits interpoliert, allerdings erst nachdem ein<br />

laufender Median 8 die Messwerte etwas geglättet hat.<br />

Ich bestimme nun die Position der Extrema, indem ich die leicht geglättete Kurve<br />

(hierfür war das Glätten notwendig!) ableite <strong>und</strong> aus der Ableitung die Nullstellen<br />

auslese. Diese gehen als mögliche Positionen für die Gaussfits in die Fitroutine. Somit<br />

ermittelt die Fitroutine nur noch die Höhe <strong>und</strong> Breite der Gausspeaks <strong>und</strong> es<br />

gibt keine Maxima, die sich durch zwei Peaks an ein <strong>und</strong> derselben Stelle ergeben.<br />

Da aber durchaus ein Maximum entstehen kann, wenn zwei Gausskurven recht nah<br />

aneinander sind (jenes Maximum würde natürlich mit an die Fitroutine übergeben<br />

5 <strong>und</strong> auch die Protonenkanäle, wie ich bei Nachforschungen zu Kapitel 5 herausgef<strong>und</strong>en habe<br />

6 Messwert plus Position<br />

7 mit Angabe von Position, Höhe <strong>und</strong> σ-Breite<br />

8 Ganz genau betrachtet ist es ein Linearfilter, der bewirkt, dass jeder Messwert selbst mit einem<br />

Faktor 0.5 <strong>und</strong> Vorgänger sowie Nachfolger jeweils mit einem Faktor 0.25 zum neuen Wert<br />

beitragen. Folge dieser Funktion ist, dass sich Messwerte mit einem linearen Änderungsverlauf<br />

nicht verändern, während einzelne Messwerte, die vom generellen Trend abweichen, eingeebnet<br />

werden. Im eigentlichen Messwerteverlauf ist der Unterschied kaum sichtbar, wohl jedoch in<br />

deren Ableitung, die ich zum Bestimmen von sinnvollen Anfangsparametern für die Gaussfits<br />

benötigt habe.<br />

35


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

werden), wird nach dem Fitten die Höhe der Peaks überprüft. Peaks mit sehr geringer<br />

oder negativer Höhe werden entfernt <strong>und</strong> die Fitroutine nochmals ohne diese<br />

Peaks gestartet.<br />

Um die Anomalie weitgehend aus den Daten herauszunehmen, wird, wenn in<br />

Äquatorrichtung vom letzten betrachteten Maximum noch ein Minimum liegt, die<br />

geglättete Kurve bei diesem Minimum abgeschnitten. Da die Südatlantische Anomalie<br />

bis über den Äquator reicht, wird das Minimum auf der anderen Seite nicht erreicht<br />

<strong>und</strong> somit nur der Bereich bis zum letzten Minimum vor der Anomalie betrachtet.<br />

Tritt die Anomalie aber nicht auf, so läuft die Messkurve in Äquatorrichtung<br />

zum Minimum aus <strong>und</strong> es wird die gesamte Kurve zum Anfitten herangezogen.<br />

Schief geht dies nur dann, wenn die Anomalie nicht kontinuierlich ansteigt, sondern<br />

lokale Minima enthält (s. Abb. 3.4). Für den Fall, dass diese Störungen dann noch<br />

weiter aussortiert werden sollen, kann man sie gemäß der geomagnetischen Breite<br />

entfernen. Zunächst soll dies aber genügen.<br />

Abschließend möchte ich zu den Gaussfits sagen, dass ich sie nur dann angewendet<br />

habe, wenn es sinnvoll war direkt auf charakteristische Eigenschaften der Orbits<br />

zuzugreifen. In allen anderen Fällen ist der gesamte gemittelte Datensatz benutzt<br />

worden.<br />

Probleme mit den Gaussfits<br />

In einigen Fällen treten beim Fitten mit Gaussfunktionen Probleme auf. Insbesondere<br />

dann, wenn die Größe der Maxima sich nicht deutlich vom Untergr<strong>und</strong> abhebt<br />

(s. Abb. 3.3). Daher ist das Fitten der höherenergetischen 0 ◦ -Kanäle mep0e2 <strong>und</strong><br />

mep0e3 nicht sinnvoll möglich gewesen. Ein weiteres Problem taucht auf, wenn die<br />

Abbildung 3.3: kleine<br />

Werte lassen sich schlecht<br />

fitten<br />

36


3.4 Charakteristika der Daten<br />

Zählraten bis zum Anomaliemaximum nicht monoton ansteigen, sondern (auch nach<br />

leichtem Glätten mit einem laufenden Median) noch ein lokales Minimum aufweisen.<br />

In diesem Fall sieht die Fitfunktion dies als Vorpeak an. Man kann entsprechende<br />

Peaks allerdings herausfiltern, indem man den Äquatoranteil bis etwa 40 ◦ herausschneidet.<br />

Abbildung 3.4: Anomalie<br />

wird nicht immer<br />

vollständig entfernt<br />

3.4 Charakteristika der Daten<br />

In diesem Abschnitt möchte ich eine Übersicht über die vorkommenden Zählratenverteilungen<br />

geben. Generell gibt es bei jedem Pol-zu-Pol-Durchlauf (Halborbit) im<br />

Bereich der Polarovale ein Maximum. In einigen Fällen sieht man weitere Maxima.<br />

Es sind im Folgenden grün eingezeichnet: jeweils ein Halborbit an Messdaten <strong>und</strong> rot<br />

eingezeichnet: die mit Gaussfunktionen gefittete Kurve. Außerdem sind die Positionen<br />

der Peaks sowie deren Halbwertsbreiten eingezeichnet. Die Höhe der Peaks wird<br />

durch die angelegte Höhe der Halbwertsbreiten angezeigt. Ist die Höhe der Kurve<br />

größer, so entsteht ein Teil des Peaks durch Überlagerung mit anderen Peaks. Die<br />

Position des blauen Punktes gibt den mittleren Peak an, der allerdings weniger Aussagekraft<br />

hat, als ich zunächst dachte. Ich habe versucht die in den verschiedenen<br />

Halborbits auftauchenden Charakteristika zu klassifizieren:<br />

• Vorpeaks: Es treten Maxima äquatorwärts vom Hauptmaximum auf (s. Abb.<br />

3.5).<br />

• Nachpeaks: Es treten polwärts des Hauptmaximums weitere kleine Maxima<br />

auf (s. Abb. 3.6).<br />

37


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

Abbildung 3.5:<br />

Vorpeaks<br />

Abbildung 3.6:<br />

Nachpeaks<br />

38


3.4 Charakteristika der Daten<br />

• Es können auch Peaks beidseitig des Hauptmaximums auftreten (s. Abb. 3.7).<br />

Abbildung 3.7:<br />

Dreifachpeaks<br />

• Plateaus: An Tagen mit hoher Solaraktivität sieht man den kompletten Bereich<br />

des Polarovals angehoben (s. Abb. 3.8). Interessant ist, dass die Höhe<br />

des Plateaus recht homogen ist <strong>und</strong> man deutlich die Bereiche des Plateaus<br />

vom Hauptmaximum unterscheiden kann (s. Abb. 3.4). An anderen Tagen<br />

sieht man nur das Plateau, ohne dass ein Hauptmaximum zu erkennen wäre.<br />

Möglicherweise werden die Teilchen aus unterschiedlichen Quellen gespeist.<br />

Welche Ursachen dies haben kann, soll im Laufe dieser Arbeit hinterleuchtet<br />

werden.<br />

• Südatlantische Anomalie: Mit der unter Kapitel 2.4 angegebenen Regelmäßigkeit<br />

ist die Südatlantische Anomalie zu sehen (s. Abb. 3.10).<br />

• Asymmetrien: Es treten unterschiedlich hohe Peaks innerhalb eines Halborbits<br />

auf (s. Abb. 3.11). Möglicherweise könnte dies ein <strong>zeitliche</strong>s Phänomen<br />

sein. Da der Satellit fast 50 Minuten von einem Hauptmaximum zum anderen<br />

braucht, kann sich die Struktur mittlerweile geändert bzw. der Strahlungsgürtel<br />

entleert haben. Da ein einzelner Halborbit kaum etwas darüber<br />

aussagt, ob die Zählratenasymmetrie systematisch Norden bzw. Süden bevorzugt<br />

oder nur rein zufällig auftaucht, habe ich alle Hauptmaxima-Relationen<br />

39


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

Abbildung 3.8: Plateau (In geomagnetischen Breiten unterhalb von -75 ◦ bzw. oberhalb<br />

von 80 ◦ existieren aufgr<strong>und</strong> der Inklination der POES-Satelliten keine Messwerte.<br />

Der Fit in diesem Bereich ist damit vernachlässigbar.)<br />

des Jahres 2003 für den Kanal mep90e3 in Abb. 3.12 aufgetragen. Man sieht<br />

eine eindeutige Dominanz für größere Peaks auf der Südhemisphäre. Die Auftragung<br />

für den Satelliten NOAA-16 ergab ein ähnliches Bild. Zumindest bei<br />

den 90er-Kanälen ergibt sich eine solche Asymmetrie, auf die ich in Abschnitt<br />

3.7 genauer eingehen will.<br />

Eine weitere Asymmetrie zeigt sich im Kanal mep0e1. Während jedoch Tabelle<br />

6.1 nur eine leichte Dominanz der südlichen Hauptmaxima für den Satelliten<br />

NOAA-15 <strong>und</strong> eine leichte Dominanz der nördlichen Hauptmaxima für NOAA-<br />

16 zeigt, offenbart die Auftragung 3.13 der Hauptmaximums-Relationen für<br />

das gesamte Jahr 2003 ein weiteres Detail, eine jahres<strong>zeitliche</strong> Abhängigkeit.<br />

Hier dargestellt sind die Daten aus NOAA-15, aber auch NOAA-16 zeigt diese<br />

Asymmetrie, wenn auch nicht ganz so deutlich. Zu sehen ist eine Asymmetrie,<br />

die im (Nord-)Winter größere Hauptmaxima im Norden <strong>und</strong> im Sommer<br />

größere Hauptmaxima im Süden zeigt. Leider sind mir hierzu keinerlei<br />

Untersuchungen bekannt <strong>und</strong> ich selbst kann nur vermuten, dass es sich<br />

möglichweise um ein Schweifphänomen handelt. Das einzige, was sich in Bezug<br />

auf die Magnetosphäre während eines Jahrdurchlaufes ändert, ist die Neigung<br />

der Erdachse (<strong>und</strong> damit auch die der Magnetfeldachse) zur Sonne. Die im<br />

40


3.4 Charakteristika der Daten<br />

Abbildung 3.9: Vergleich eines Tages ohne <strong>und</strong> mit Plateau in der Polarkappe<br />

Schnitt größeren Zählraten werden jeweils dort gemessen, wo die Erdhalbkugel<br />

im lokalen Winter war, also dort, wo das Polaroval stärker in Richtung Magnetosphärenschweif<br />

ausgerichtet ist. Auch wäre es denkbar, dass die erhöhte<br />

Sonneneinstrahlung im lokalen Sommer <strong>und</strong> die damit einhergehende erhöhte<br />

Ionisierung der Ionosphäre, über die Leitfähigkeit Einfluss auf die magnetosphärischen<br />

Stromsysteme nimmt. Weitere Untersuchungen hierzu könnten interessant<br />

sein, erfordern aber sicherlich genaue Kenntnisse über die bislang nur<br />

recht vage bekannten Stromsysteme der Magnetosphäre <strong>und</strong> insbes. im Magnetosphärenschweif.<br />

41


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

Abbildung 3.10:<br />

Anomalie<br />

Abbildung 3.11:<br />

unterschiedlich<br />

hohe Peaks<br />

42


3.4 Charakteristika der Daten<br />

Abbildung 3.12:<br />

2003, NOAA-<br />

15, mep90e3,<br />

1 Orbit:<br />

Asymmetrie<br />

Abbildung 3.13:<br />

jahreszeitabhängige<br />

Asymmetrie<br />

im Kanal<br />

mep0e1<br />

43


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

Die Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks sind zunächst verwirrend, da man spontan keinen Gr<strong>und</strong><br />

sehen mag, der diese Struktur rechtfertigt. Man hat bei früheren Untersuchungen<br />

aber auch schon mehrere Maxima gef<strong>und</strong>en, die sich schließlich auf eine unsaubere<br />

Trennung verschiedener Messkanäle zurückführen ließen ([Kallenrode 2] <strong>und</strong><br />

[Heber]). Es liegt daher nahe zu überprüfen, inwiefern die einzelnen Kanäle durch<br />

Übersprechen beeinflusst werden können.<br />

Eine genauere Untersuchung der Ursachen <strong>und</strong> Häufigkeiten obenstehender Charakteristika<br />

(insbes. Vorpeaks, Nachpeaks <strong>und</strong> Plateaus) wird erst in Kapitel 6 vorgenommen,<br />

da in Kapitel 5 zunächst die Gr<strong>und</strong>lagen hierfür gelegt werden müssen.<br />

3.5 Lassen sich Vor-/Nachpeaks durch Übersprechen<br />

erklären?<br />

Für das Deuten der Daten ist es wichtig sich Gedanken darüber zu machen, inwiefern<br />

ein Übersprechen der Kanäle möglich ist. Falls dies möglich ist, muss man schauen,<br />

ob bestimmte Eigenschaften der untersuchten Kanäle überhaupt von den zu untersuchenden<br />

Populationen hervorgerufen werden, oder ob sie nur durch Übersprechen<br />

verursacht werden. In erster Linie sind damit die Vor- bzw. Nachpeaks gemeint,<br />

aber möglicherweise könnte auch das Hauptmaximum in den von mir untersuchten<br />

Elektronenkanälen durch Übersprechen verursacht werden.<br />

In der Instrumentenbeschreibung [Evans <strong>und</strong> Greer] steht hierzu: ”<br />

Im Prinzip<br />

kann der Beitrag der Protonen zum Elektronenmesskanal aus den Protonendetektoren<br />

bestimmt werden. Aber Strahlungseinflüsse auf die Silizium-Detektoren der<br />

Protonen können diese Korrektur unsicher machen. Insbesondere sind Beobachtungen<br />

in den Elektronenkanälen mit Vorsicht zu genießen, wenn die Protonenkanäle<br />

große Flüsse im Bereich über 200 keV zeigen.“<br />

Die Möglichkeit eines Übersprechens besteht also durchaus. Daher sollten wir<br />

untersuchen, welche Kanäle wohin übersprechen können. In Tabelle 3.5 sind mögliche<br />

Beeinflussungen angegeben.<br />

Um herauszufinden, ob der Vor- oder der Nachpeak bei den Elektronenmessungen<br />

auf ein Übersprechen aus einem Protonenkanal herrührt, vergleiche ich die Position<br />

der Protonenmaxima mit den Positionen der Vorpeaks (s. Abb. 3.15). Betrachten<br />

wir den Nachpeak bei 70 ◦ geomagnetischer Breite. Es ist kein Protonenkanal zu<br />

sehen, der hohe Zählraten in diesem Bereich misst, weshalb dieser Nachpeak nicht<br />

durch Übersprechen dieser Kanäle verursacht werden kann. Weitere Vergleiche mit<br />

44


3.5 Lassen sich Vor-/Nachpeaks durch Übersprechen erklären?<br />

Kanal sensibel bei Protonen mit den Energien entspricht Protonenkanal<br />

0/90 E1 210 keV bis 2700 keV teilweise mep*p2 sonst mep*p3<br />

0/90 E2 280 keV bis 2700 keV ab mep*p3<br />

0/90 E3 440 keV bis 2700 keV teilweise mep*p3 sonst mep*p4<br />

Abbildung 3.14: MEPED Elektronen Detektor: Empfindlichkeit gegenüber Protonen<br />

[Evans <strong>und</strong> Greer]<br />

Abbildung 3.15: Der Nachpeak wird nicht durch Übersprechen der Protonenkanäle<br />

in die Elektronenkanäle verursacht.<br />

Vorpeaks, dem Hauptmaximum, aber auch mögliches Übersprechen der 90er-Kanäle<br />

in die 0er-Kanäle wurde überprüft. Es mag zwar sein, dass in wenigen Fällen einzelne<br />

Maxima durch ein Übersprechen verursacht wurden, aber an der Tatsache, dass es<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks gibt, ändert dies nichts. Es ist also eine Elektronenpopulation<br />

für dieses Maximum verantwortlich.<br />

Ich werde in Abschnitt 6.2 eine mögliche Deutung der verschiedenen Peaks machen.<br />

Bis dahin soll zunächst reichen, dass sie von der Zählrate her kaum eine Bedeutung<br />

haben. Ich werde sie also in den meisten Fällen vernachlässigen <strong>und</strong> mich<br />

vorrangig mit dem Hauptmaximum beschäftigen.<br />

45


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

3.6 Räumliche Anordnung der Maxima<br />

Kommen wir von der orbitweisen Darstellung zur <strong>Verteilung</strong> der Maxima auf der<br />

Weltkarte. In Abb. 3.16 ist die räumliche <strong>Verteilung</strong> in geomagnetischen Koordinaten<br />

aufgetragen. Zu sehen ist in allen Kanälen eine klare Aufreihung der größten<br />

Peaks auf einer leicht geschwungenen Linie (rot). Am deutlichsten ist dies in den<br />

hochenergetischen Kanälen zu sehen. Ebenfalls recht deutlich ist die Anordnung<br />

des zweitgrößten bzw. drittgrößten Peaks um dieses Hauptmaximum. Häufig ist das<br />

äquatorseitige Nebenmaximum das zweitgrößte <strong>und</strong> tritt in recht festem Abstand<br />

zum Hauptmaximum auf. Die Anordnung der Peaks in polseitiger Richtung ist dagegen<br />

unregelmäßig.<br />

Abbildung 3.16: generelle Anordnung der Gauss-Peaks über h<strong>und</strong>ert Tage (Tag 101-<br />

201 im Jahr 2003), Kanal: mep90e3<br />

46


3.7 Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie<br />

3.7 Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie<br />

Die Südatlantische (Magnetfeld-) Anomalie (SAA) wirkt sich auf die Struktur der<br />

Magnetosphäre aus. In Abb. 3.17 ist der Betrag des Magnetfeldes in 600 km Höhe,<br />

also kurz unterhalb der POES-Satellitenflughöhe, aufgetragen, wie man es mit dem<br />

IGRF-Magnetfeldmodell 9 simulieren kann.<br />

Abbildung 3.17:<br />

IGRF-Magnetfeldsimulation<br />

in 600<br />

km Höhe für<br />

Mitte 2003<br />

Auffällig ist das abgeschwächte Feld im Bereich von 300 ◦ geogr. Länge bis 100 ◦<br />

geogr. Länge. Da sich die geladenen Teilchen der Magnetosphäre entlang der Feldlinien<br />

bewegen, hat das abgeschwächte Feld zur Folge, dass die Strahlungsgürtel<br />

näher an die Atmosphäre heranrücken. Damit erklären sich die vergleichsweise hohen<br />

Zählraten über dem Südatlantik.<br />

Zudem beeinflusst die Anomalie auch die Zählraten im Polaroval. Die Beobachtungen<br />

zeigen, wenn die Anomalie auftritt, so ist das Hauptmaximum (die Zählrate)<br />

bei den 90er-Kanälen im Norden deutlich kleiner als wenn sie nicht auftritt. (s. Abb.<br />

3.20 <strong>und</strong> Abb. 3.19 in der eine Schwelle von 5 Counts gesetzt ist). Bei den 0er-Kanälen<br />

cm 2 s sr<br />

ist dieser Unterschied deutlich kleiner. Barth [Barth] hat Elektronenflüsse anhand<br />

9 International Geomagnetic Reference Field: Mit Hilfe von Legende-Funktionen <strong>und</strong> den<br />

von der International Association of Geomagnetism and Aeronomy (IAGA) veröffentlichten<br />

zeitabhängigen Fitparametern kann das Magnetfeld der Erde an beliebigen Punkten bestimmt<br />

werden.<br />

47


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

von NO x -Messungen bestimmt <strong>und</strong> sieht diesen Effekt ebenfalls (s. Abb. 3.18). Er<br />

begründet dies damit, dass die Elektronen, die in einem starken magnetischen Feld<br />

gespiegelt werden <strong>und</strong> ostwärts in die südatlantische Region driften, dort ein schwaches<br />

Feld sehen. Daher bewegen sie sich näher an die Erde heran, um die zum Spiegeln<br />

erforderliche Feldstärke zu erreichen. Diese Teilchen treffen auf die Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> werden absorbiert. Dieser ”<br />

windshield wiper effect“ verringert die Anzahl der<br />

Elektronen in der Südatlantischen Region.<br />

Abbildung 3.18: 20. März 1998 bis 20. März<br />

1999 NO x Messungen in 106km Höhe.<br />

Einfluss von Ionisation durch schwache<br />

Röntgenstrahlung herausgerechnet. Zu sehen<br />

ist ein Anstieg der NO x -Dichte von Ost-Kanada<br />

in östlicher Richtung ([Barth]).<br />

Tabelle 6.1 zeigt eine Größenrelation Hauptmaxima <strong>und</strong> gibt an, dass das Größenverhältnis<br />

bei den 0er-Kanälen satelliten- (sektor-)abhängig ist, während alle<br />

90er-Kanäle eine deutliche Südlastigkeit zeigen. Ich kann mir das nur dadurch erklären,<br />

dass der 90er-Kanal die gespiegelten Teilchen misst <strong>und</strong> diese in größerer<br />

Zahl vorhanden sind, je näher man dem Strahlungsgürtel kommt, wie es durch die<br />

Südatlantische Anomalie geschieht. Für die 0er-Kanäle hingegen ist die Flughöhe<br />

des Satelliten nicht so relevant, da er die magnetfeldparallelen Teilchen zählt, die<br />

nicht im Magnetfeld gespiegelt werden. Daher stellt sich keine eindeutige Nord-Süd-<br />

Dominanz ein <strong>und</strong> andere, in diesem Fall jahres<strong>zeitliche</strong>, Veränderungen können die<br />

Zählrate beeinflussen.<br />

48


3.7 Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie<br />

Abbildung 3.19: Anomalieauswirkungen für den Norden über h<strong>und</strong>ert Tage im Jahr<br />

2003, Kanal: mep90e3<br />

Abbildung 3.20:<br />

Anomalieauswirkung<br />

im<br />

Norden<br />

49


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

3.8 Wahl eines geeigneten Koordinatensystems<br />

Die Wahl eines geeigneten Koordinatensystems stellt ein nicht unerhebliches Problem<br />

dar. Da es letztendlich möglich sein soll, mit den Ergebnissen dieser Arbeit<br />

Verbesserungen an bestehenden Klimamodellen vorzunehmen, ist es nötig, zumindest<br />

das Ergebnis in geographischen Koordinaten darzulegen. Zum Auswerten der<br />

Daten ist dieses Koordinatensystem aber aus verschiedenen Gründen ungeeignet.<br />

Da die Bahnen der Elektronen stark von der Magnetfeldstruktur abhängen, ist das<br />

Hauptproblem beim Nutzen der geographischen Koordinaten die zur Erdachse gekippte<br />

<strong>und</strong> verschobene Magnetfeldachse. Man kann somit nur schwer zwei aufeinander<br />

folgende Satellitenorbits vergleichen, da das geomagnetische Feld an gleichen<br />

Breitengraden nicht gleich stark ist.<br />

Eine leichte Verbesserung gegenüber der geographischen Auftragung ist die Ver-<br />

Abbildung 3.21:<br />

Magnetfeld der Erde<br />

wie es vom IGRF für die<br />

Flughöhe der NOAA-<br />

Satelliten simuliert,<br />

Hochachse: geographische<br />

Breite, Längsachse:<br />

geographische Länge<br />

wendung geomagnetischer Koordinaten. Technisch stellt dies kein Problem dar, da<br />

die geomagnetischen Koordinaten bereits im Datensatz enthalten sind. Setzt man<br />

voraus, dass die Elektronenbahnen stark vom Magnetfeld vorgegeben werden, dann<br />

50


3.8 Wahl eines geeigneten Koordinatensystems<br />

sollte man für geomagnetisch ruhige Zeiten eine annähernd breitenkreis 10 -parallele<br />

Ausrichtung erwarten. Beim Auftragen der Zählraten gegen die einzelnen Halborbits<br />

zeigt sich, dass es zwar in weiten Bereichen auf der Nordhalbkugel eine solche<br />

Ausrichtung gibt, aber in Teilbereichen der Nordhalbkugel <strong>und</strong> insbes. auf der<br />

Südhalbkugel deutliche Abweichungen von dieser Breitenkreisausrichtung sichtbar<br />

sind. Ursprung dieser Abweichungen ist wohl die Berechnung der geomagnetischen<br />

Koordinaten. Hierbei wird angenommen, dass die geomagnetischen Koordinaten<br />

nur gegenüber den geographischen Koordinaten gekippt sind, d.h. es wird eine Dipolnäherung<br />

gemacht <strong>und</strong> der Pol mit dem nördlichen Magnetpol 11 der Erde zur<br />

Deckung gebracht. Dies entspricht der Realität aber nur bedingt. Zum einen liegt<br />

der südliche Magnetpol nicht dem nördlichen gegenüber, zum anderen verzerren Anomalien<br />

das Magnetfeld. Aufgr<strong>und</strong> dieser Verzerrungen habe ich mich entschossen<br />

für einige Untersuchungen ein eigenes Koordinatensystem einzuführen. Als Gr<strong>und</strong>lage<br />

soll hierbei kein analytisches Modell, sondern die Zählrate in geomagnetisch<br />

ruhigen Zeiten 12 dienen. Wie wir sehen werden gibt es bei jedem Polarovaldurchflug<br />

ein großes Zählratenmaximum. Man kann nun alle Maxima in einer ruhigen<br />

Periode suchen <strong>und</strong> das Nord- <strong>und</strong> Südovalmaximum mit einer Funktion gegen die<br />

geographische Länge fitten.<br />

Die Tabelle mit den vollständigen Fitparametern befindet sich im Anhang, siehe<br />

Tabellen 10.2 <strong>und</strong> 10.1.<br />

Dies ermöglicht nun die Verzerrungen des Erdmagnetfeldes fast völlig herauszurechnen,<br />

um die aufeinander folgenden Orbits vergleichen zu können. Letztendlich<br />

werden die meisten Berechnungen mit diesen Koordinaten gemacht werden, da sie<br />

sich anschließend problemlos in geographische Koordinaten zurückrechnen lassen.<br />

Diese Koordinaten ergeben sich also aus der geographischen Länge <strong>und</strong> der Differenz<br />

aus geographischer Breite <strong>und</strong> der Position des ruhigen Polarovals bei dieser Breite.<br />

Somit bezeichnet eine Breite von 0, die Lage direkt auf dem ruhigen Polaroval, ein<br />

positiver Wert eine Position näher am Pol <strong>und</strong> ein negativer Wert die Richtung zum<br />

Äquator. Damit die Rückrechnung in geographische Koordinaten möglich ist <strong>und</strong><br />

eine bessere Vergleichbarkeit mit den anderen Koordinatensystemen gewährleistet<br />

ist, habe ich auch die Breite in Grad berechnet. Zusammengefasst heißt dies:<br />

• geographisch, da letztendlich das Klimamodell hiermit arbeitet<br />

10 magnetischer Breitenkreis<br />

11 Um der Verwechselung von magnetischem Nord- <strong>und</strong> Südpol vorzubeugen, deren Namensgebung<br />

aufgr<strong>und</strong> Geometrie <strong>und</strong> Kompassnavigation leider entgegengesetzt ist, schreibe ich erst die<br />

Ortsangabe der Halbkugel <strong>und</strong> dann, ob es ein (geometrischer) Pol oder ein Magnetpol ist.<br />

12 Tag 50 bis 130 im Jahre 2003<br />

51


3 Vorarbeiten mit den Daten<br />

Abbildung 3.22: Fitfunktionen der neuen Polaroval-Koordinaten<br />

• geomagnetisch, da sich vieles hiermit besser darstellen lässt<br />

• in experimentell ermittelten Koordinaten, da hiermit alle aus dem unregelmäßigen<br />

Erdmagnetfeld resultierenden Anomalien bestmöglich normiert werden<br />

<strong>und</strong> es sich auf geographische Koordinaten zurückmappen lässt<br />

3.8.1 Positionen der magnetischen Pole<br />

Es ist nicht ganz einfach die Lage der magnetischen Pole der Erde anzugeben. Das<br />

Problem liegt darin, dass die magnetischen Pole nicht exakt gegenüberliegen, das<br />

als Dipol genäherte Magnetfeld erstens zum Erdmittelpunkt verschoben ist <strong>und</strong><br />

zweitens nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Dipol hat, die Erdkruste magnetisiert<br />

ist <strong>und</strong> damit das innere Magnetfeld noch weiter verändert. Es gibt daher:<br />

• Den magnetischen Nordpol, der im eigentlichen Sinne ein magnetischer Südpol<br />

ist. Er bezeichnet den Punkt, an dem die Feldlinien senkrecht aus der Erde<br />

52


3.8 Wahl eines geeigneten Koordinatensystems<br />

kommen. Im Jahr 2003 lag er bei 78 ◦ Nord, 104 ◦ West. (Magnetischer Südpol:<br />

65 ◦ Süd <strong>und</strong> 135 ◦ Ost) (vgl. [Wikipedia])<br />

• Den geomagnetischen Nordpol, der ein berechneter Pol des unregelmäßigen<br />

Erdmagnetfeldes ist, mit Annahme, dass sich im Erdmittelpunkt ein Stabmagnet<br />

befindet. Er liegt zur Zeit bei 78 ◦ 30’ Nord, 69 ◦ West. (Geomagnetischer<br />

Südpol: 78 ◦ Süd, 110 ◦ Ost)(vgl. [Wikipedia])<br />

• Außerdem gibt es diverse durch Messungen <strong>und</strong> Fits bestimmte Polpositionen.<br />

So errechnet z.B. das IGRF-Magnetfeldmodell für das Jahr 1996 als magnetischen<br />

Nordpol (79,0 N, 105,1 W) <strong>und</strong> als als magnetischen Südpol (64,7 S,<br />

138,6 O).<br />

53


4 Korrelationen<br />

4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

Auf den folgenden Seiten möchte ich ergründen wie sich Position <strong>und</strong> Größe des<br />

Hauptmaximums beim Wechsel zwischen geomagnetisch ruhigen <strong>und</strong> geomagnetisch<br />

aktiven Zeiten verändert. Des Weiteren bieten sich Korrelationen mit magnetischen<br />

Indizes an, um zu überprüfen, ob es möglich ist Position <strong>und</strong> Größe des Hauptmaximums<br />

indirekt über solche Indizes zu ermitteln. Dies würde eine Parametrisierung<br />

der Teilchendaten erleichtern <strong>und</strong> damit Vorteile für längerfristige Atmosphärenbzw.<br />

Klimasimulationen bringen.<br />

4.1.1 Verschiebung der Maxima bei geomagnetischer Aktivität<br />

In den Bildern 4.1 <strong>und</strong> 4.2 sind nur das größte <strong>und</strong> zweitgrößte Maximum in geomagnetisch<br />

ruhigen bzw. aktiven Zeiten angegeben. Es ist anzunehmen, dass sich<br />

der Teilcheneinfall bei zunehmender Aktivität, ähnlich wie das Auroraoval, Richtung<br />

Äquator verschiebt. Interessant ist allerdings wie. Es scheint so, dass sich nicht<br />

der gesamte Einfall verschiebt, sondern nur das zweitgrößte Maximum -welches dem<br />

Hauptmaximum in ruhigen Zeiten aus Äquatorsicht vorgelagert ist- mit dem Hauptmaximum<br />

vertauscht. 1 Damit verschiebt sich zwar der Median des Hauptmaximums<br />

(rote Linie), aber die räumliche Anordnung, wo überhaupt Peaks sind, bleibt konstanter<br />

als erwartet. Eine mögliche Erklärung findet sich in Kapitel 5.6, benötigt zum<br />

Verständnis allerdings ein magnetosphärisches Stromsystem, das erst in Kapitel 5<br />

vorgestellt werden muss.<br />

Ziel dieses Kapitels ist die Untersuchung der Position des gemessenen Elektronen-<br />

Hauptmaximums. Erschwert wird dies allerdings durch die Unregelmäßigkeiten des<br />

1 Ob die Maxima tatsächlich vertauschen, oder der Vorpeak einfach an Größe zunimmt kann ich<br />

nicht eindeutig klären, da die Größe der Maxima ständig schwankt <strong>und</strong> damit Zeitreihen von<br />

Einzelorbits kaum vergleichbar sind. Wenn die Maxima nicht vertauschen, sondern der Vorpeak<br />

an Größe zunimmt, hieße das, dass die Gesamtzählraten von Orbits mit einem zum Nachpeak<br />

gewordenen Hauptmaximums größer sein müßten, als in Orbits in denen es eine Vorpeak gibt.<br />

Dies konnte ich jedoch nicht feststellen.<br />

54


4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

Abbildung 4.1: wenig geomagnetische Aktivität, Jahr 2003, Kanal: mep90e3<br />

(Gewählt wurde der mep90e3 Kanal, da die Struktur aufgr<strong>und</strong> der hohen Energie<br />

deutlich zu sehen ist <strong>und</strong> zudem die Zählraten der gespiegelten Teilchen groß genug<br />

sind um sich mit den Gaussfunktionen fitten zu lassen.) Zu sehen ist in rot der<br />

Verlauf des Hauptmaximums <strong>und</strong> in blau/türkis die Anordnung der Nebenmaxima.<br />

Erdmagnetfeldes. Diese äußern sich darurch, dass auch in ruhigen Perioden die geographische<br />

wie auch die geomagnetische Breite des Hauptmaximums von Orbit zu<br />

Orbit stark variiert. Um einen vergleichbaren Datensatz zu bekommen, führe ich die<br />

bereits beschriebenen Polaroval-Koordinaten ein. Somit ergibt sich für jeden Orbit<br />

eine Lagebestimmung in Relation zur (in ruhigen Zeiten gemessenen) Position des<br />

Hauptmaximums bei eben dieser geographischen Länge. Untersucht wurde der gesamte<br />

Datensatz 2003 mit beiden NOAA-Satelliten <strong>und</strong> allen Elektronenkanälen mit<br />

Hilfe der Gaussfits. Interessiert haben mich hierbei die folgenden Fragestellungen:<br />

1. Gibt es <strong>zeitliche</strong> Muster im Datensatz, die auf evtl. Ursachen schließen lassen<br />

(z.B. eine Abhängigkeit von der Sonnenrotation oder ähnliches)?<br />

2. Gibt es eine Korellation mit Indizes?<br />

55


4 Korrelationen<br />

Abbildung 4.2: viel geomagnetische Aktivität, Jahr 2003, Kanal: mep90e3<br />

3. Kann man somit auf den Ursprung der Variationen schließen?<br />

4. Lässt sich die Lage mit Hilfe von Indizes simulieren (möglicherweise einfache<br />

Anbindung an Klimamodelle)?<br />

4.1.2 Zeitliche Muster - Frequenzanalyse<br />

Mit Hilfe der Fourieranalyse werden die Positionsdaten auf wiederkehrende Frequenzen<br />

untersucht. Hierbei ist zu beachten, dass längere Perioden als ein Monat<br />

schon aufgr<strong>und</strong> des in Relation ”<br />

kurzen“ Beobachtungszeitraumes von einem Jahr<br />

kaum mehr auszumachen sind. Am anderen Ende der Skala ist die Grenze durch<br />

den Zeitraum gegeben, den der Satellit zwischen zwei Polarovaldurchflügen braucht.<br />

Aufgr<strong>und</strong> gemittelter Zeiträume für den jeweiligen Orbit <strong>und</strong> leichter <strong>zeitliche</strong>r Ungenauigkeiten<br />

im Falle von fehlenden Orbits 2 , erhöht sich diese Grenze noch ein<br />

wenig.<br />

2 Es wurden die Gaussfits genutzt, in denen einige Orbits aufgr<strong>und</strong> fehlerhafter Fits, wie z.B. ein<br />

Maximum bei 120 ◦ nördlicher Breite herausgelassen wurden. Fehlt ein Orbit, so verschieben<br />

56


4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

In Tabelle 4.1.2 stehen die auftretenden Periodizitäten, wie sie sich mittels Umrechnung<br />

T = 1 aus der Darstellung der Fouriertransformation entnehmen ließen.<br />

ν<br />

Verbreiterte Maxima <strong>und</strong> Ablesefehler erschweren die Auswertung. Auffällig intensiv<br />

jedoch sind die Perioden 12h <strong>und</strong> 24h. Aufgr<strong>und</strong> interner Kommunikation mit Jan<br />

Phillip [Bornebusch] bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Schwingungen<br />

auf Auswirkungen der Südatlantischen Anomalie schließen lassen. Die Unterschiede<br />

von ruhigen zu aktiven Zeiten zeigen sich vornehmlich in einer äquatorgerichteten<br />

Wanderung des Hauptmaximums. Wie in Abbildung 4.3 schematisch dargestellt, bewirkt<br />

die Abschwächung des Magnetfeldes in Bereichen der Anomalie, dass sich die<br />

Elektronenpopulation dort näher an den Äquator verschieben kann. Damit erklärt<br />

sich die 24h-Periode. Da der Satellit jedoch nach 12h, also nach halber Erddrehung,<br />

die Anomalie wieder überfliegt, ergibt sich auch eine 12h Periode. Möglicherweise<br />

sorgt auch der Wechsel des Interplanetaren Magnetfeldes für ein <strong>zeitliche</strong>s Muster.<br />

Allerdings kann man diese Periode nur in der Kanälen mep0e1 <strong>und</strong> mep0e2 deutlich<br />

sehen.<br />

Alle weiteren Häufungen, wie die bei 10 Tagen, 6,5 Tagen, 2,5 Tage, 1,7 Tagen<br />

<strong>und</strong> 33 St<strong>und</strong>en, waren nur sehr schwach ausgeprägt <strong>und</strong> können damit auch leicht<br />

durch statistische Effekte entstanden sein.<br />

Abbildung 4.3: periodische<br />

Auswirkungen<br />

der<br />

Südatlantischen Anomalie<br />

auf die Position des Elektronenhauptmaximums<br />

<strong>und</strong><br />

damit auch auf die Frequenz,<br />

rot: geomagnetisch aktive Zeit,<br />

schwarz: geomagnetisch ruhige<br />

Zeit<br />

sich die folgenden Orbits an diesem Tag nach vorne. Das schlichte Auslassen eines solchen<br />

Wertes macht die Fouriertransformation nicht mit.<br />

57


4 Korrelationen<br />

mep0e1 mep0e2 mep0e3 mep90e1 mep90e2 mep90e3<br />

37,9 Tage 37,9 Tage<br />

29,6 Tage ⊕ 30,9 Tage ⊕<br />

24,4 Tage 22,0 Tage 23,4 Tage<br />

13,9 Tage ⊕ 15,4 Tage ⊕<br />

9,2 Tage 9,6 Tage 10,1 Tage 9,4 Tage 10,3 Tage<br />

7,1 Tage ⊕ 6,6 Tage ⊕ 6,3 Tage 6,1 Tage<br />

4,2 Tage 4,2 Tage 4,2 Tage<br />

3,3 Tage 2,5 Tage ⊕ 2,4 Tage 2,5 Tage 2,6 Tage<br />

2,0 Tage 2,1 Tage<br />

1,7 Tage 1,7 Tage 1,8 Tage 1,5 Tage 1,7 Tage<br />

34,2 h 33,4 h 33,2 h<br />

31,6 h 30,9 h<br />

24,3 h ⊕ 26,5 h ⊕ 24,6 h ⊕ 24,7 h ⊕ 24,4 h ⊕<br />

21,3 h 20,2 h<br />

19,3 h 17,0 h<br />

12,2 h 12,3 h 12,4 h ⊕ 12,5 h ⊕ 12,2 h ⊕<br />

11,4 h 9,9 h<br />

4,8 h 4,9 h<br />

2,1 h<br />

Abbildung 4.4: Frequenzanalyse - Position des Hauptmaximums rot: 24h-Intervall,<br />

blau: 12h-Intervall mit jeweils deutlicher Ausprägung. Weitere möglicherweise sichtbare<br />

Perioden sind die der synodischen Sonnenrotation mit 27,28 Tagen bzw. der halben<br />

Rotation mit 13,64 Tagen. Diese Perioden wären damit zu erklären, dass sich die<br />

Erde durch den magnetischen Äquator der Sonne bewegt <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en das<br />

Interplanetare Magnetfeld seine Ausrichtung ändert. Während ein südlich ausgerichtetes<br />

Magnetfeld gut mit der Magnetosphäre ankoppeln kann <strong>und</strong> Teilchentransfer<br />

erlaubt, ist eine Rekonnektion bei nördlich ausgerichtetem Interplanetarem Magnetfeld<br />

nicht oder nur im Schweif möglich. Eine Auswirkung auf die Teilchenzählraten<br />

wäre in jedem Fall denkbar. Die durch eine Darstellung der fouriertransformierten<br />

Daten gewonnenen deutlich ausgeprägten Perioden sind mit einem ⊕ gekennzeichnet.<br />

58


4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

4.1.3 Vergleich mit geomagnetischen Indizes<br />

Wie wir gesehen haben, hängt das <strong>zeitliche</strong> Muster der Teilchenzählraten von einer<br />

Magnetfeldanomalie ab. Das Erdmagnetfeld hat demnach entscheidende Auswirkungen<br />

auf die Teilchenpopulation. Schauen wir uns daher die Indizes, die den <strong>zeitliche</strong>n<br />

Verlauf von Änderungen in der Magentosphäre beschreiben, genauer an. Folgende<br />

geomagnetische Indizes werden verwendet:<br />

• Kp-Index für das planetare Mittel der magnetischen Aktivität, da seine Messstationen<br />

in mittleren Breiten gestreut sind<br />

• DST-Index für den Gesamtenergieinhalt des Ringstroms<br />

• PC-Index für magnetische Feldlinienkonvektion bzw. den Energieeintrag des<br />

Sonnenwindes in die Magnetosphäre<br />

• ACE Bz als ”<br />

Index“ für das Interplanetare Magnetfeld <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

von Feldlinienverschmelzung <strong>und</strong> damit Energieeintrag an der Tagseite der<br />

Magnetosphäre [Scholer]<br />

Ideal wäre es, wenn diese Indizes nicht miteinander korrelieren würden, dann könnte<br />

man beim Vergleich mit den Messdaten einfacher auf die Ursache schließen. Um<br />

also zunächst einen Überblick zu bekommen, wie stark die Indizes selbst korrelieren,<br />

vergleiche ich sie mit der Rangkorrelation untereinander. Damit Daten mit<br />

unterschiedlicher Zeitauflösung überhaupt verglichen werden können, müssen höhere<br />

Zeitauflösungen ”<br />

heruntergemittelt“ werden. Somit erklärt sich z.B. die vollständige<br />

Korrelation der ACE-Daten untereinander. In den Fällen, in denen gleiche Indizes<br />

untereinander leicht von der perfekten Korrelation abweichen (s. PC-Index), ist dies<br />

durch fehlende Werte in der höheren Zeitauflösung bedingt. Diese Abweichungen<br />

sind aber vernachlässigbar.<br />

Beim Vergleich der Indizes ist ein genereller Trend auszumachen: je höher die<br />

Zeitauflösung, desto weniger korrelieren sie. Aufgr<strong>und</strong> der langen Abstände zwischen<br />

zwei Hauptmaximumsdurchflügen wird sich aber ohnehin eher ein Indiz mit<br />

geringerer Zeitauflösung anbieten bzw. werden die höheren Zeitauflösungen heruntergemittelt.<br />

Schaut man sich Tabelle 4.1 genauer an, so fallen drei Dinge auf:<br />

1. Der PC-Index korreliert recht gut mit allen anderen. Folglich eignet sich dieser<br />

Index höchstwahrscheinlich auch zum Korrelieren der Daten, lässt aber auf der<br />

anderen Seite kaum einen Rückschluss auf mögliche Ursachen zu.<br />

59


4 Korrelationen<br />

kp3h ACE3h ACE1h ACE15Min<br />

kp3h 1 -0,286 -0,286 -0,286<br />

ACE3h -0,286 1 1 1<br />

ACE1h -0,286 1 1 1<br />

ACE15Min -0,286 1 1 1<br />

Dst3h -0,56 0,145 0,145 0,146<br />

Dst1h -0,543 0,132 F:0,0001 0,097 0,097<br />

PC3h 0,787 -0,465 -0,465 -0,466<br />

PC1h 0,787 -0,465 -0,323 -0,323<br />

PC15Min 0,781 -0,46 -0,319 -0,25<br />

DST3h DST1h PC3h PC1h PC15Min<br />

kp3h -0,56 -0,543 0,787 0,787 0,781<br />

ACE3h 0,145 0,132 F:0,0001 -0,465 -0,465 -0,46<br />

ACE1h 0,145 0,097 -0,465 -0,323 -0,319<br />

ACE15Min 0,146 0,097 -0,466 -0,323 -0,25<br />

Dst3h 1 1 -0,494 -0,494 -0,485<br />

Dst1h 1 1 -0,468 -0,444 -0,437<br />

PC3h -0,494 -0,468 1 1 0,998<br />

PC1h -0,494 -0,444 1 1 0,999<br />

PC15Min -0,485 -0,437 0,998 0,999 1<br />

Tabelle 4.1: Korrelationen der einzelnen Indizes untereinander, genutzt wurde der<br />

Spearman-Rang-Korrelationsindex mit diversen Zeitunterteilungen. Abgesehen von<br />

zwei Fällen lag die Irrtumswahrscheinlichkeit nach dem T-Test unter 10 −10 . In diesen<br />

Fällen ist sie explizit angegeben.<br />

60


4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

2. Das IMF bzw. ACE Bz korreliert nur mit dem PC-Index.<br />

3. Mit dem Vorzeichen ist es auch möglich zwischen Korrelation <strong>und</strong> Antikorrelation<br />

zu unterscheiden. Ist beispielsweise der PC-Index groß, so ist es tendentiell<br />

auch der Kp-Index, während ACE Bz <strong>und</strong> DST eher klein bzw. negativ sind.<br />

4.1.4 Korrelationen mit den magnetischen Indizes<br />

Der Vergleich der Indizes mit der normierten Lage des Hauptmaximums ergab die in<br />

Tabelle 4.2 aufgeführten Koeffizienten. Zugunsten der Übersichtlichkeit habe ich nur<br />

jene Indizes aufgeführt, bei denen sich eine Korrelation mit mindestens 0,2 ergeben<br />

hat. Außerdem sind Werte größer oder gleich 0,4 rot markiert. Es zeigt sich, dass nur<br />

Kp- <strong>und</strong> DST-Index für die Beschreibung der Lage hilfreich sein können. Da in den<br />

benutzten Polarkoordinaten eine Abweichung Richtung Äquator als negativ definiert<br />

ist, führen hohe Kp-Werte tendentiell zu äquatorwärts verschobenen Hauptmaxima<br />

(beim DST sind es folglich kleine bzw. negative Werte).<br />

Leider zeigt die Rangkorrelation nur einen generellen Zusammenhang. In Abb. 4.5<br />

<strong>und</strong> 4.6 ist die Lage gegen Kp- bzw. DST-Index aufgetragen <strong>und</strong> es wird deutlich,<br />

dass die Streuung eine erhoffte Parametrisierung ad absurdum führt. In Tabelle 4.3<br />

sind lineare Fits der von Kp-Lage-Werten <strong>und</strong> deren sehr große Varianz 3 aufgeführt.<br />

Somit ist die gehoffte einfache Verknüpfung von Indizes <strong>und</strong> der Lage des Hauptmaximums<br />

nicht möglich. Mögliche Gründe werden in Abschnitt 4.3 angegeben.<br />

Interessant ist bei der Korrelation aber auch noch, dass in den 0er-Kanälen (den<br />

eher einfallenden Teilchen) die Korrelation zu höheren Energien abnimmt, während<br />

sie bei den 90er-Kanälen (den gespiegelten Teilchen) zu höheren Energien zunimmt.<br />

Eigentlich wäre zu vermuten, dass sich höherenergetische Elektronen weniger durch<br />

kleine Störungen von ihrer Bahn ablenken lassen <strong>und</strong> somit weniger statistisches<br />

Rauschen die Korrelation verdeckt. So gesehen wäre dies in den 90er-Kanälen der<br />

Fall. Damit bleibt die Frage, was in den 0er-Kanälen passiert. Tatsache ist, dass<br />

die Zählrate deutlich geringer ist als bei den 90er-Kanälen. Wie in Kapitel 7 noch<br />

genauer betrachtet wird, sehen wir in den 0er Kanälen einfallende Teilchen, während<br />

es sich bei den 90er Kanälen um eine Population handelt, die von Pol zu Pol oszilliert<br />

<strong>und</strong> somit in der Magnetosphäre gespeichert ist. Somit erklären sich die höheren<br />

Zählraten im 90er Kanal bzw. das schwierigere Anfitten der Gaussfunktionen im 0er<br />

Kanal. Ob dies ausschlaggebend für die verringerte Korrelation ist, kann ich jedoch<br />

nicht endgültig beurteilen. Wahrscheinlich gibt es jedoch auch physikalische Gründe<br />

für die unterschiedlichen Korrelationswerte, da in einer gespeicherten Population<br />

3 Berechnet mit: V (kp, z) = 1 ∑ n<br />

N i=1 (z i − F it(kp i )) 2 61


4 Korrelationen<br />

kp3h DST3h DST1h PC3h PC1h<br />

N15 0e1 -0,459 0,427 0,311 -0,38 -0,243<br />

N15 0e2 -0,283 0,313 0,219 -0,263 -0,151<br />

N15 0e3 -0,102 F:10 −7 0,166 0,076 -0,11 F:10 −8 -0,038 F:0,001<br />

N15 90e1 -0,141 0,325 0,219 -0,06 F:0,01 -0,038 F:0,001<br />

N15 90e2 -0,279 0,476 0,388 -0,208 -0,16<br />

N15 90e3 -0,434 0,637 0,545 -0,335 -0,268<br />

N16 0e1 -0,523 0,492 0,359 -0,497 -0,345<br />

N16 0e2 -0,321 0,359 0,27 -0,296 -0,216<br />

N16 0e3 -0,093 F:10 −6 0,147 0,087 -0,085 F:10 −5 -0,044 F:0,0001<br />

N16 90e1 -0,042 F:0,1 0,258 0,209 nicht sign. -0,019 F:0,1<br />

N16 90e2 -0,214 0,435 0,392 -0,163 -0,147<br />

N16 90e3 -0,385 0,611 0,535 -0,307 -0,251<br />

Tabelle 4.2: Korrelationen Lage des Hauptmaximums mit den einzelnen Indizes. Genutzt<br />

wurde der Spearman-Rang-Korrelationsindex mit diversen Zeitunterteilungen.<br />

Ausgelassen wurden die Vergleiche mit PC15Min, da diese Korrelationen fast exakt<br />

mit denen der 1h-Indizes übereinstimmen. Ebenfalls weggelassen wurden in dieser<br />

Tabelle alle Korrelationen mit den ACE-Magnetfelddaten, weil sie entweder nicht signifikant<br />

oder kleiner 0,2 waren <strong>und</strong> damit vernachlässigbar sind. Vor allem liegt dies<br />

daran, dass die Positionsdaten in recht langen Zeitabständen aufgenommen wurden,<br />

daher bringt die höhere Zeitauflösung im Index nichts. Irrtumswahrscheinlichkeiten<br />

größer als 10 −10 sind explizit angegeben.<br />

62


4.1 Lage des Hauptmaximums<br />

Abbildung 4.5: (mep0e1, NOAA15): Die Position des Hauptmaximums in normierter<br />

Breite (Polarovalkoordindaten) ist gegen den Kp-Index aufgetragen. Die rote Gerade<br />

stellt einen linearen Fit dar. Die Varianz der Wertepaare um diesen Fit ist allerdings<br />

recht groß.<br />

Abbildung 4.6: (mep0e1,<br />

NOAA15): Die Position des<br />

Hauptmaximums in normierter<br />

Breite (Polarovalkoordindaten)<br />

ist gegen den DST-Index<br />

aufgetragen. Ein linearer Fit<br />

ist hier nicht ideal, doch auch<br />

ohne die eingezeichnete Fitfunktion<br />

ist deutlich, dass die<br />

Varianz recht groß sein wird.<br />

63


4 Korrelationen<br />

Satellit/Kanal a Steigung b Varianz (in norm. Breite)<br />

NOAA15 mep0e1 3,77534 -0,989237 7,43861<br />

NOAA16 mep0e1 3,49791 -0,973693 5,93058<br />

NOAA15 mep0e2 2,9744 -0,666661 12,3738<br />

NOAA16 mep0e2 2,99543 -0,639635 9,90724<br />

NOAA15 mep0e3 4,70002 -0,458546 25,3023<br />

NOAA16 mep0e3 3,58079 -0,35993 21,902<br />

NOAA15 mep90e1 0,636684 -0,281679 5,80459<br />

NOAA16 mep90e1 0,0839414 -0,140241 6,67325<br />

NOAA15 mep90e2 0,849529 -0,455103 5,28277<br />

NOAA16 mep90e2 0,570197 -0,359897 5,15395<br />

NOAA15 mep90e3 1,39967 -0,569255 3,69827<br />

NOAA16 mep90e3 1,15801 -0,493951 3,61701<br />

Tabelle 4.3: Fits für die Veränderung der normierten Lage des Hauptmaximums<br />

(im NordOval) mit sich veränderndem Kp3h-Index: Lage(Kp) = (a + b ·<br />

Kp) norm. Breite. Die Varianz ist zu groß, um mit diesen Werten sinnvoll zu arbeiten.<br />

Beim DST-Index verhalten sich die Streuungen ähnlich, hinzu kommt aber<br />

auch, dass sich die DST-Werte-Paare nicht so einfach (linear) Fitten lassen.<br />

mehr Einflüsse vergangener Einwirkungen sichtbar sein müssen als beispielsweise<br />

im 0er Kanal, dessen Teilchen unmittelbar einfallen <strong>und</strong> somit keinen Bezug auf<br />

vergangene Variationen haben sollten.<br />

4.2 Breite bzw. Größe des Hauptmaximums<br />

Abgesehen von der Lage des Hauptmaximums ist auch die Breitenkreisausdehnung<br />

des Hauptmaximums interessant. Doch stellt sich hierbei das Problem, wie man die<br />

Breite definiert. Ein erster naiver Ansatz könnte sein, dass man die Breite ab einer<br />

bestimmten Mindesthöhe nimmt. Allerdings sind die Höhenunterschiede der einzelnen<br />

Peaks so unterschiedlich, dass man auf diese Art <strong>und</strong> Weise mal überhaupt<br />

keine Breite bestimmen kann <strong>und</strong> in anderen Fällen der Untergr<strong>und</strong> beinnahe beliebige<br />

Höhen annehmen kann. Als weiteren Ansatz habe ich versucht die bereits<br />

mit den Gaussfits bestimmten Halbwertsbreiten zu nutzen. Allerdings variieren diese<br />

von minimalster Breite bis hin zu denen der Untergr<strong>und</strong>fits, bei denen mit einer<br />

Halbwertsbreite gegen Unendlich der Untergr<strong>und</strong> angehoben wird. Es ist somit unerlässlich<br />

die riesigen Halbwertsbreiten mit einem Cutoff zu entfernen. Da aber dieser<br />

64


4.2 Breite bzw. Größe des Hauptmaximums<br />

kp3h ACE3h DST3h DST1h PC3h PC1h PC15Min<br />

N15 0e1 0,783 -0,249 -0,568 -0,491 0,744 0,572 0,439<br />

N15 0e2 0,766 -0,191 -0,627 -0,562 0,683 0,542 0,439<br />

N15 0e3 0,614 -0,172 -0,606 -0,524 0,541 0,416 0,321<br />

N15 90e1 0,717 -0,146 -0,655 -0,541 0,607 0,432 0,288<br />

N15 90e2 0,49 nicht sign. -0,592 -0,493 0,36 0,248 0,184<br />

N15 90e3 0,257 0,051 F:0,01 -0,46 -0,39 0,166 0,11 0,087<br />

N16 0e1 0,758 -0,218 -0,58 -0,501 0,717 0,536 0,415<br />

N16 0e2 0,747 -0,167 -0,628 -0,562 0,663 0,51 0,407<br />

N16 0e3 0,604 -0,14 -0,599 -0,512 0,529 0,389 0,296<br />

N16 90e1 0,699 -0,114 F:10 −9 -0,681 -0,578 0,588 0,428 0,328<br />

N16 90e2 0,482 nicht sign. -0,612 -0,512 0,355 0,255 0,207<br />

N16 90e3 0,265 0,057 F:0,01 -0,486 -0,403 0,188 0,127 0,108<br />

Tabelle 4.4: Korrelationen der gesamten Fläche unter der Kurve eines jeden<br />

Halborbits mit den einzelnen Indizes. Genutzt wurde der Spearman-Rang-<br />

Korrelationsindex mit diversen Zeitunterteilungen. Irrtumswahrscheinlichkeiten<br />

größer als 10 −10 wurden weggelassen. Ebenfalls ausgelassen wurden Vergleiche mit<br />

Indizes, deren Korrelationskoeffizienten kleiner als 0,2 waren (ACE1h, ACE15Min).<br />

(Jahr 2003)<br />

willkürlich gewählte Cutoff dann die maximale Breite bestimmen würde <strong>und</strong> dazu<br />

noch die Höhe des Peaks unbeachtet bleibt, habe ich diese Methode verworfen. Es<br />

erschien mir unter diesen Voraussetzungen sinnvoller Breite <strong>und</strong> Höhe des Peaks<br />

zusammen zu betrachten, daher habe ich die Fläche unter den Gaussfits, die sehr<br />

gut mit der realen Fläche übereinstimmt, bestimmt <strong>und</strong> mit den Indizes verglichen.<br />

Da in den Gaussfits jeder Peak einzeln auftaucht, ergeben sich zwei Möglichkeiten.<br />

Man kann nur die Fläche unter dem größten Peak oder aber die gesamte Fläche<br />

unter allen Peaks vergleichen. Beides hat Vor- wie auch Nachteile. Nur den größten<br />

Peak zu nehmen entfernt zwar die Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks aus dem Vergleich, da aber<br />

einige Hauptmaxima mit mehreren sich aufsummierenden Gaussfunktionen gefittet<br />

wurden, fehlt in einigen Fällen eine Teilfläche. Für die gesamte Fläche ist es andersherum.<br />

Letztendlich zeigt sich aber in den Korrelationen, dass der Unterschied<br />

zwischen ”<br />

Nur-dem-größten-Peak“ <strong>und</strong> der gesamten Fläche nur minimalen Einfluss<br />

hat. Es ergaben sich in den Koeffizenten lediglich Abweichungen unter ± 0,02,<br />

weshalb in Tabelle 4.4 nur die Korrelationen der gesamten Fläche angegeben sind.<br />

65


4 Korrelationen<br />

4.2.1 Korrelationen mit den magnetischen Indizes<br />

Aus der Tabelle 4.4 geht hervor, dass insbesondere die 3-St<strong>und</strong>en Indizes Kp3h,<br />

DST3h <strong>und</strong> PC3h recht gute Korrelationen mit dem <strong>zeitliche</strong>n Verlauf der Fläche<br />

unter allen Peaks zeigen. Die kleinen Koeffizienten für ACE zeigen, dass die Bz-<br />

Richtung des Interplanetaren Magnetfeldes kaum einen Einfluss auf die Größe der<br />

Fläche hat.<br />

In Bezug auf Korrelation <strong>und</strong> Antikorrelation kann man sagen, bei einem großen<br />

Kp- oder PC-Wert hat man tendentiell auch eine große Fläche unter den Peaks,<br />

während man beim DST-Index mit kleinen bzw. negativen Werten eine tendentiell<br />

große Fläche bekommt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Relevanz für die einfallenden Teilchen interessieren mich hauptsächlich<br />

die Indizes, die für eine Parametrisierung der 0er-Kanäle infrage kommen. Laut<br />

Tabelle 4.4 ist dies in erster Linie der Kp-Index.<br />

Da die Korrelationen deutlich besser waren als beim Vergleich mit der Position<br />

des Hauptmaximums, habe ich auch hier versucht, eine Parametrisierung der Fläche<br />

in Abhängigkeit vom Kp-Index zu bekommen. In Abb. 4.7 ist die Fläche unter den<br />

Gausskurven gegen den Kp-Index geplottet <strong>und</strong> in rot eine quadratische Fitfunktion 4<br />

hindurchgelegt worden.<br />

Berechnungen ergaben eine Varianz von 6, 94 · 10 8 e− , doch auch wenn der<br />

100 cm 2 s sr<br />

bloße Zahlenwert nicht sehr aussagekräftig ist, so sieht man inbesondere in der Abbildung,<br />

dass die Varianz der Wertepaare groß ist. Da sich in den anderen Kanälen wie<br />

auch bei den anderen Indizes ein ähnliches Bild ergibt, macht eine Parametrisierung<br />

so nicht viel Sinn.<br />

Schauen wir uns aber Abb. 4.7 nocheinmal an. Es gibt eine recht klare Grenze,<br />

wie groß die Fläche bei einem bestimmten Kp-Wert maximal sein kann. Dies hilft<br />

zwar nicht für eine direkte Parametrisierung, da der restliche Bereich noch recht<br />

groß ist, aber es kann zmindest helfen den möglichen Bereich etwas einzuschränken.<br />

4 f(Kp) = (a + b · Kp + c · Kp 2 )<br />

e −<br />

100 cm 2 s sr<br />

mit a = -4940,3, b = 1357,94, c = 2124,28<br />

66


4.3 Fazit<br />

Abbildung 4.7: (mep0e1, NOAA15): Die Fläche unter den Gausskurven ist gegen<br />

den Kp-Index aufgetragen. Gefittet wurde mit einer quadratischen Funktion, doch<br />

zufriedenstellend ist dies nicht.<br />

4.3 Fazit<br />

Lage <strong>und</strong> Breite des Hauptmaximums zeigen teilweise recht deutliche Rang-Korrelationen<br />

mit den Indizes, es scheint aber, dass auch noch andere Effekte einen<br />

bedeutenden Einfluss haben. Jedenfalls sind nur mit den Indizes keine sinnvollen<br />

Parametrisierungen möglich. Wie sich in Kapitel 5 zeigen wird, geht zumindest ein<br />

Teil der problematischen Parametrisierung auf die Sektorstruktur zurück. Diese ist<br />

von enormer Bedeutung sowohl für die Lage 5 als auch für die Breite 6 . Da für alle<br />

Korrelationen der gesamte Umlauf eines Satelliten, d.h. jeweils zwei Sektoren<br />

vermischt, genutzt wurde, streuen die Daten viel zu stark, als dass eine Parametrisierung<br />

Sinn machen würde. Leider war das genaue Untersuchen der Sektorstruktur<br />

ein Punkt, dem ich zu Beginn meiner Arbeit weniger Relevanz beigemessen habe,<br />

5 Aufgr<strong>und</strong> von Stromsystemen ergeben sich sektorabhängige Strukturen.<br />

6 Manche Sektoren zeigen systematisch höhere Zählraten als andere.<br />

67


4 Korrelationen<br />

als ihm wohl zusteht. Im Nachhinein betrachtet ist es nur konsequent, dass auch die<br />

in den MEPED-Kanälen betrachteten energiereichen Ladungsträger in irgendeiner<br />

Form eine Anbindung an die Stromsysteme haben.<br />

Es nicht allerdings nicht mehr möglich alle Berechnungen mit getrennten Sektoren<br />

zu wiederholen. Ich kann nur allen, die mit geladenen Teilchen in der Magnetosphäre<br />

arbeiten wollen, raten gleich zu Anfang ihre Daten in Sektoren aufzuteilen <strong>und</strong> diese<br />

einzeln auszuwerten.<br />

68


5 Vergleich der Sektoren<br />

Wie bereits in Kapitel 3.8 gezeigt, hat die Geometrie des Magnetfeldes einen großen<br />

Einfluss auf die Teilchenzählraten. Damit liegt nahe, dass die Ausrichtung der POES-<br />

Satellitenorbits zur Sonne <strong>und</strong> somit die Magnetfeldkonfiguration ebenfalls eine Auswirkung<br />

auf die Elektronen hat. Mit den Satelliten POES-15/16 ermöglicht es die<br />

NOAA 1 sowohl im Tag/Nachtsektor 2 als auch im Morgen/Abendsektor 3 auf Messdaten<br />

aus baugleichen Instrumenten zurückzugreifen. Es war hierfür notwendig die<br />

Datensätze anhand der Satellitenbewegungsrichtung (nach Norden bzw. Süden) zu<br />

separieren <strong>und</strong> die einzelnen Halborbits dem jeweiligen Sektor zuzuordnen. In Abb.<br />

5.1 sind die sektorenunterteilten Teilchenzählraten für den niedrigsten MEPED-<br />

Elektronenkanal mep0e1 (E > 30keV ) dargestellt.<br />

Zur besseren Übersicht wurden die Daten in Polarovalkoordinaten umgerechnet,<br />

sodass auch Breitengradabweichungen vom Mittel der Gesamtpopulation (weiße Linie)<br />

sichtbar werden.<br />

Offensichtlicher als die positionsmäßigen Abweichungen der Hauptmaxima von dieser<br />

weißen Linie, auf die ich später im Vergleich mit Protonenzählraten noch zurückkommen<br />

werde, sind die Zählraten des Hauptmaximums an sich. Insbesondere<br />

Morgen- <strong>und</strong> Abendsektor zeigen signifikante Abweichungen. Es werden deutlich<br />

mehr Elektronen im Morgensektor gemessen als im Abendsektor.<br />

Eine leichte Asymmetrie in den Zählraten zeigen auch Tag- <strong>und</strong> Nachtsektor,<br />

jedoch würde man hier, im Gegensatz zu Morgen- <strong>und</strong> Abendsektor, aufgr<strong>und</strong> der<br />

völlig anderen Magnetosphärenkonfiguration auf der Sonnen- bzw. der Schweifseite<br />

auch einen Unterschied erwarten.<br />

In Tabelle 5.3 ist der jeweilige Anteil der Sektoren von der Gesamtzählrate eines<br />

Tages angegeben. Berücksichtigt wurde für den Vergleich nur der Bereich ohne<br />

Anomalie (|Breite P olarovalkoord. | ≥ 40 ◦ ). Außerdem wurde mit einem geometrischen<br />

Faktor die Form der Erdkugel eingerechnet. Wie in der Tabelle 5.3 ersichtlich,<br />

ändert sich das Verhältnis von Morgen- zu Abendsektor zumindest im Kanal<br />

1 National Oceanic & Atmospheric Administration<br />

2 NOAA-16: 2h→nach Norden bzw. 14h→nach Süden<br />

3 NOAA-15: 7:30h→nach Süden bzw. 19:30h→nach Norden<br />

69


5 Vergleich der Sektoren<br />

mep0e1 auch in aktiven Zeiten nicht. Interessant ist auch, dass die Morgen-Abend-<br />

Asymmetrie bei hohen Teilchenenergien verschwindet. Da aber die hochenergetischen<br />

Teilchen der höheren Kanäle (mep0e3 zählt nur Elektronen mit E > 300keV )<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Steifigkeit weniger bzw. anders von der Magnetfeldkonfiguration beeinflusst<br />

werden als die niederenergetischen, liegt dieser Effekt nahe. Verw<strong>und</strong>ert<br />

hat mich jedoch die Asymmetrie im Morgen-/Abendsektor. Ich möchte nun also<br />

wissen, ob generell im Morgensektor mehr Teilchen ankommen, oder ob der Einfall<br />

ladungsabhängig ist. Zum Vergleich habe ich mir die mep0P 1 Protonendaten<br />

(30keV < E < 80keV ) angesehen <strong>und</strong> bei ihnen ebenfalls eine Asymmetrie in Morgen/Abendsektor<br />

festgestellt, allerdings mit deutlich mehr Teilchen im Abendsektor.<br />

Beim Übereinanderlegen der Elektronen/Protonen-Daten wird noch etwas sichtbar.<br />

Im Tag- <strong>und</strong> im Morgensektor werden die hohen Elektronenzählraten äquatorwärts<br />

von den Protonen gemessen. Im Nacht- <strong>und</strong> Abendsektor hingegen liegen die Maxima<br />

recht gut übereinander bzw. sind nicht räumlich aufzulösen. Um die Asymmetrie<br />

besser verstehen zu können, scheint es mir wichtig, mich genauer mit der Magnetosphäre<br />

<strong>und</strong> ihren Stromsystemen auseinanderzusetzen.<br />

70


Abbildung 5.1: Elektronen-Sektoren-Contour-Plots mep0e1. Der hier dargestellte<br />

Tag 51 (2003) steht repräsentativ für das Muster der Sektorenverteilung. Unabhängig<br />

von der geomagentischen Aktivität ist die Morgen-Abend-Asymmetrie jeden<br />

Tag sichtbar, wenn auch mit leicht unterschiedlichen Ausprägungen zwischen aktiver<br />

<strong>und</strong> ruhiger Zeit. Die Daten sind gemäß den Polarovalkoordinaten aufgetragen.<br />

Die Südatlantische Anomalie zeigt sich in den hohen Zählraten im Äquatorbereich.<br />

Im Abendsektor ist nur ein Teil der Anomalie zu sehen, da sowohl der unvollständige<br />

erste als auch letzte Orbit des Tages nicht dargestellt sind.<br />

71


5 Vergleich der Sektoren<br />

Abbildung 5.2: Legende in Elektronen<br />

100 cm 2 s sr<br />

Kanal Morgensektor Abendsektor Tagsektor Nachtsektor<br />

mep0e1 ruhig 48,2% 6,2% 10,9% 34,7%<br />

5625,43 724,394 1271,42 4060,32<br />

mep0e2 ruhig 47,8% 8,6% 19,0% 24,6%<br />

338,45 60,6366 134,814 173,845<br />

mep0e3 ruhig 23,1% 25,6% 21,8% 29,5%<br />

9,2833 10,2722 8,75004 11,8634<br />

mep0e1 aktiv 37,9% 16,9% 8,1% 37,2%<br />

7230,66 3220,81 1538,48 7102,69<br />

mep0e2 aktiv 24,2% 39,4% 9,8% 26,6%<br />

797,571 1299,64 324,771 876,095<br />

mep0e3 aktiv 18,0% 34,6% 21,4% 26,1%<br />

82,8778 159,442 98,555 120,178<br />

Abbildung 5.3: Sektorenvergleich, (Summe ungleich H<strong>und</strong>ert aufgr<strong>und</strong> von R<strong>und</strong>ung)<br />

Einheit in Elektronen , ruhig: Zeitraum Tag 50-130 Jahr 2003, aktiv: Tag 294-<br />

100 cm 2 s sr<br />

311 Jahr 2003, Die absoluten Zahlen geben das Mittel der täglichen Integration im<br />

anomaliefreien Breitenbereich an.<br />

72


5.1 Stromsysteme in der Magnetosphäre<br />

5.1 Stromsysteme in der Magnetosphäre<br />

Bereits 1973 zeigten Magnetometermessungen des NAVY-Satelliten TRIAD 4 einen<br />

Bereich mit magnetfeldparallelem, abwärts gerichtetem Strom auf der Morgenseite<br />

<strong>und</strong> einen magnetfeldparallelen, aufwärts gerichteten Strom im Abendsektor.<br />

Doch das war nicht alles, jeweils äquatorwärts dieser Stromschichten gab es einen<br />

weiteren entgegengesetzten, etwa gleich großen Strom. Diese magnetfeldparallelen<br />

Ströme wurden nach Kristian Birkeland benannt, der 1908 solche Ströme vorhergesagt<br />

hatte. Die polwärtigen Ströme heißen somit Region-1-Birkelandströme <strong>und</strong> die<br />

äquatorwärtigen Region-2-Birkelandströme. Eine detaillierte Darstellung der Birkelandströme<br />

folgte 1976 von [Iijima <strong>und</strong> Potemra (76)] (s. Abb. 5.4) ebenfalls aufgr<strong>und</strong><br />

von TRIAD-Messdaten. Vergleiche ich dies mit meinen Daten, sieht es so<br />

Abbildung 5.4:<br />

Birkelandströme, wie<br />

Iijima <strong>und</strong> Potemra<br />

[Iijima <strong>und</strong> Potemra (76)]<br />

sie für geomagnetisch ruhige<br />

Zeiten (|AL| < 10 mT ) aus 493<br />

TRIAD-Überflügen ermittelt<br />

haben. Der AL-Index steht für<br />

die kleinste Abweichung der<br />

horizontalen Magnetfeldkomponente<br />

von einem Basiswert<br />

<strong>und</strong> wird von verschiedenen<br />

Messstationen im Bereich<br />

des nördlichen Auroraovals<br />

gemessen.<br />

aus, als ob jeweils der äquatorseitige Region-2-Birkelandstrom stärkere Zählraten erzeugt.<br />

Potemra [Potemra] schreibt allerdings, dass die Region-1-Ströme (die polwärtigen)<br />

4 Flughöhe ca. 1100 km mit polarem Orbit [Potemra]<br />

73


5 Vergleich der Sektoren<br />

in ruhigen Zeiten größer <strong>und</strong> in aktiven Perioden beide Ströme etwa gleich groß sind.<br />

Es beschäftigen mich also folgende Fragen:<br />

1. Was treibt den Stromkreislauf an <strong>und</strong> wie sieht er aus?<br />

2. Ist die Aurora Teil des Birkelandstromsystems?<br />

3. Sind meine Zählraten Teil der Aurora bzw. des Birkelandstromsystems?<br />

4. Lassen sich die manchmal auftretenden Vor- bzw. Nachpeaks mit dem Birkelandstrom<br />

erklären?<br />

5.2 Was treibt den Stromkreislauf an <strong>und</strong> wie sieht<br />

er aus?<br />

Unabhängig davon, ob man eine Magnetosphäre 5 mit offenen Feldlinien oder ob<br />

man nur geschlossene Feldlinien für möglich hält, in beiden Fällen wird über den<br />

Sonnenwind ein Strom erzeugt, der über die Region-1-Birkelandströme abgeleitet<br />

wird.<br />

Im Fall der offenen Feldlinien wird über in den Sonnenwind hineinragende Feldlinien<br />

eine Ladungstrennung erwirkt, bei der sich Elektronen im Abendsektor <strong>und</strong><br />

positive Ionen im Morgensektor ansammeln. Im Fall von geschlossenen Feldlinien<br />

wird der Generatorpart vom Magnetopausenstrom 6 erzeugt.<br />

Schon Potemra schlägt vor, den Region-1-Birkelandstromkreis als antreibendes<br />

System anzunehmen, da es das stärkere der beiden Systeme ist <strong>und</strong> auch in geomagnetisch<br />

ruhiger Zeit stabil bleibt. Folgt man dem Region-1-Birkelandstrom zum<br />

Polaroval, so findet man ab der Ionosphäre horizontale Ströme parallel zum elektrischen<br />

Feld (Pedersenströme), die die unterschiedlichen Birkelandströme verbinden.<br />

Während nur ca. 20% des Region-1-Birkelandstroms über die Polkappe zum Region-<br />

1-Birkelandstrom im Abendsektor fließen, gelangt der Rest über die nahen Region-<br />

2-Birkelandströme in die Plasmaschicht bzw. den Ringstrom. Da der Ringstrom<br />

5 Bei einer offenen Magnetosphäre ragen über den Polkappen Feldlinien des Erdmagetfeldes in das<br />

Interplanetare Magnetfeld hinein <strong>und</strong> erlauben somit eine Interaktion zwischen Erdmagnetfeld<br />

<strong>und</strong> Ladungsträgern des Sonnenwindes. Die geschlossene Magnetosphäre erlaubt nicht, dass<br />

Feldlinien in den Sonnenwind hineinragen.<br />

6 Wenn der Sonnenwind frontal auf die Magnetosphäre auftrifft, werden die geladene Teilchen<br />

des Sonnenwindes während des Eindringens in die Magnetosphäre abgelenkt. Es resultiert ein<br />

Strom in Richtung Abendsektor.<br />

74


5.2 Was treibt den Stromkreislauf an <strong>und</strong> wie sieht er aus?<br />

die beiden Region-2-Birkelandströme verbindet, ist der Stromkreis geschlossen (s.<br />

Abb.5.5 <strong>und</strong> 5.6). Cloutier <strong>und</strong> Anderson [Cloutier] geben an, dass aufwärts <strong>und</strong><br />

abwärts gerichtete Birkelandströme sich um weniger als 10% unterscheiden, was<br />

ebenfalls für einen geschlossenen Stromkreis spricht.<br />

Abbildung 5.5:<br />

Birkelandstromsystem (oberer<br />

Teil mit Ladungstrennung<br />

nicht eingezeichnet): jB1<br />

bezeichnet die polseitigen<br />

Birkelandströme der offenen<br />

Feldlinien, jB2 die<br />

äquatorseitigen entlang der<br />

geschlossenen Feldlinien. jP<br />

steht für die Pedersenströme.<br />

Abbildung 5.6: Der Ringstrom verbindet die<br />

Region-2-Birkelandströme. [Wolf]<br />

Nicht eindeutig geklärt ist hier, ob der Ringstrom nur als Leiter im Birkelandstromsystem<br />

fungiert oder ob er den Stromkreislauf selbst mit antreibt. In letzterem<br />

Fall wäre denkbar, dass die von Alfvén beschriebene Ladungstrennung (durch<br />

Überlagerung von magnetischem Feld <strong>und</strong> elektrischem Konvektionsfeld in zwei Bereiche,<br />

die nur von Elektronen bzw. nur von Protonen bevölkert werden können) sich<br />

über die Region-2-Birkelandstromsysteme entladen. McPherron zeigt in seinem im<br />

[Schlegel] veröffentlichten Paper das komplette Zusammenspiel der Stromsysteme<br />

mit der Version der geschossenen Feldlinien (s. Abb. 5.7).<br />

75


5 Vergleich der Sektoren<br />

Abbildung 5.7: Magnetosphärenströme im Überblick [McPherron]<br />

76


5.3 Ist die Aurora Teil des Birkelandstromsystems?<br />

5.3 Ist die Aurora Teil des Birkelandstromsystems?<br />

Die erste direkte Verbindung zwischen energetischen auroralen Elektronen <strong>und</strong> Birkelandströmen<br />

entdeckte Cloutier [Cloutier] um 1970, als er nach einem abendlichen<br />

Raketenflug durch einen Polarlichtbogen Magnetometerdaten mit Teilchendaten<br />

verglich. Im aufwärts gerichteten Region-1-Birkelandstrom stellte er Elektronen<br />

im Bereich von 2 − 18 keV fest. Im Region-2-Birkelandstrom konnte er allerdings<br />

aufgr<strong>und</strong> der mit 2 keV zu hohen Schwelle keine Ladungsträger entdecken. Cloutier<br />

<strong>und</strong> Anderson [Cloutier] schreiben, die für die sichtbaren Emissionen verantortlichen<br />

(energetischen) Elektronen trügen offensichtlich zum Birkelandstrom bei, sie<br />

wären aber nicht die hauptsächlichen Ladungsträger. Nur etwa 17% des gesamten<br />

aufwärtigen Stroms wird von energetischen Elektronen (hier 0, 5 − 20 keV ) ausgemacht.<br />

Das lege nahe, dass der Hauptteil von Elektronen Energien unterhalb von<br />

0.5 keV hat. Diese unterschiedlichen Energiegrenzen geben eigentlich nur an, ab<br />

wo der jeweilige Detektor die niederenergetischen Elektronen nicht mehr feststellen<br />

konnte. Generell kann man sagen, dass einfallende Teilchen aufgr<strong>und</strong> von magnetosphärischen<br />

Beschleunigungsprozessen energetisch sind <strong>und</strong> sich aufwärts bewegende<br />

Teilchen nur thermische Energien (< 1eV ) [Schlegel] haben. 7<br />

Letztendlich stellte Tsunoda [Tsunoda] fest, dass die abwärts gerichteten Birkelandströme<br />

im Abendsektor mit der sichtbaren Aurora verknüpft sind, während die<br />

abwärts gerichteten Birkelandströme im gleichen Sektor eng mit der diffusen Radar-<br />

Aurora verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Die Aurora ist also Bestandteil des Birkelandstromsystems, wobei man allerdings<br />

beachten sollte, dass der Hauptanteil der Birkelandströme über niederenergentische<br />

Teichen transportiert wird, die keine Luftmoleküle anregen können.<br />

5.4 Sind meine Zählraten Teil der Aurora bzw. des<br />

Birkelandstromsystems?<br />

Laut Tohmatsu [Tohmatsu] wird das typische Auroraoval aus Elektronen mit einer<br />

Energie kleiner 21 keV gebildet, wenn auch diese Marke willkürlich scheinen mag<br />

<strong>und</strong> wahrscheinlich auf einen Detektormessbereich zurückzuführen ist, so ist dieser<br />

Wert doch deutlich unterhalb des MEPED-Messbereiches. Der niedrigste von mir<br />

untersuchte Energiekanal mep0e1 zählt Teilchen mit E > 30keV , daher sehe ich<br />

7 Abgesehen von den nicht auf aufsteigende Teilchen ausgerichteten Detektoren der POES-<br />

Satelliten wären somit im mep0e1/mep0P1-Energiebereich ohnehin nur einfallende Teilchen<br />

sichtbar.<br />

77


5 Vergleich der Sektoren<br />

keine eigentlichen Polarlichtteilchen. In Abb. 5.8 gibt Tohmatsu auch die Bereiche<br />

<strong>und</strong><br />

Teil-<br />

Abbildung 5.8:<br />

Auroraoval<br />

höherenergetische<br />

chen [Tohmatsu]<br />

an, in denen Elektronen mit E > 21keV bzw. Protonen mit E > 4keV einfallen.<br />

Diese Bereiche unterscheiden sich insbesondere in ihrer geringen Tag-/Nacht-<br />

Breitenabhängigkeit vom Polaroval. Sowohl dies, als auch die eindeutige Proton-<br />

/Elektron-Dominanz in den einzelnen Bereichen, trifft auf meine Daten zu. In Bezug<br />

auf das Birkelandstromsystem spricht vieles dafür, dass die beobachteten Teilchen<br />

ihm angehören. So bleiben bei den beobachteten Teilchenenergien die Bewegungsprinzipien<br />

dieselben, womit auch diese Teilchen (mit entsprechend größerem<br />

Lamorradius) an ihre Feldlinie geb<strong>und</strong>en sind. Die Ladungstrennung spricht außerdem<br />

dafür, dass die Teilchen einem Strom angehören. Letztendlich besteht mit den<br />

feldlinienparallelen Strömen eine Verbindung in den Ringstrom, in dem sich schon<br />

eine Population mit Energien bis zu 10 keV befindet. Dies könnte ein Gr<strong>und</strong> dafür<br />

sein, dass die mit dem Ringstrom verb<strong>und</strong>enen Region-2-Birkelandstromsysteme<br />

mehr Teilchen höherer Energie besitzen als die Region-1-Birkelandströme. Um dies<br />

endgültig klären zu können, müsste man sich aber die Energiebereiche zwischen<br />

den typischen Aurorateilchen <strong>und</strong> den mep0e1/mep0P1-Kanälen anschauen. Jedoch<br />

sprengt das den Rahmen dieser Diplomarbeit, weshalb ich aufgr<strong>und</strong> der bisherigen<br />

Untersuchungen annehme, dass ich Teilchen aus dem Birkelandstromsystem sehe.<br />

78


5.5 Vergleich der Zählraten mit dem Birkelandstromschema aus Abb. 5.4<br />

5.5 Vergleich der Zählraten mit dem<br />

Birkelandstromschema aus Abb. 5.4<br />

Mit Abb. 5.5 wird deutlich, dass man im Morgensektor von Abb. 5.1 die Elektronen<br />

sieht, die den jB2-Strom bilden. Im Abendsektor hingegen werden Teilchen des<br />

jB1-Stroms gezählt. Um diese Aussage zu überprüfen kann man die Elektronendaten<br />

mit den Protonenkanälen vergleichen (s.Abb.5.9). Hier zeigt sich, wie erwartet,<br />

dass die Position der Maxima im Morgensektor versetzt zu den Elektronen sind. Im<br />

Morgensektor befinden sich die Protonenmaxima polwärts derer der Elektronen.<br />

Im Tagsektor ergibt sich ein Unterschied zum von Iijima aufgezeigten Stromsystem.<br />

Eine mögliche Erklärung bietet Abb. 5.8. Für große Elektronenenergien erstrecken<br />

sich die hohen Zählraten bei etwa 60 ◦ Breite bis weit in den Tagsektor.<br />

Daher liegt auch hier das Elektronenmaximum äquatorwärts vom Protonenmaximum.<br />

Anders verhält es sich im Nachtsektor. Sieht man sich den Nachtsektor in Abb. 5.8<br />

an, so fällt auf, dass zur Überflugzeit 2h die hochenergetischen Elektronen das Auroraoval<br />

beidseitig überlappen, womit zumindest deutlich wird, warum im Nachtsektor<br />

keine räumlichen Unterschiede zwischen Elektronen <strong>und</strong> Protonen sichtbar<br />

werden.<br />

Im Abendsektor ist es ebenfalls nicht eindeutig. Im Hinblick auf die Theorie mit<br />

den Birkelandströmen sollten die Elektronenmaxima polwärts von den Protonenmaxima<br />

sein. Allerdings sieht es eher so aus, als ob die Maxima übereinander liegen<br />

oder in einigen Fällen sogar nicht im Einklang zu den Birkelandströmen angeordnet<br />

sind. Es stellt sich die Frage, ob es sinnig ist, den mep0e1-Kanal mit E > 30keV<br />

mit dem mepP 01-Kanal mit 30−80keV zu vergleichen, oder ob zugunsten ähnlicher<br />

Steifigkeit evtl. ganz andere Energieintervalle mit niedrigeren Protonenenergien oder<br />

höheren Elektronenenergien besser wären.<br />

79


5 Vergleich der Sektoren<br />

Abbildung 5.9: Tag 69: Vergleich der Zählraten von mep0P1 (schwarz) <strong>und</strong> mep0e1<br />

(rot), Birkelandströme<br />

80


5.6 Kann der Birkelandstrom auch das Vertauschen von Vorpeak <strong>und</strong> Hauptpeak erklären?<br />

5.6 Kann der Birkelandstrom auch das Vertauschen<br />

von Vorpeak <strong>und</strong> Hauptpeak erklären?<br />

In Abb. 4.2 ist dargestellt, dass sich das größte Maximum in geomagnetisch aktiver<br />

Zeit äquatorwärts bewegt, wobei es jedoch nicht, wie vielleicht zu erwarten<br />

wäre, kontinuierlich wandert, sondern (zumindest zu einem großen Teil) mit einem<br />

Sprung auf die Position des Vorpeaks wechselt (vgl. auch Kapitel 4.1.1). Im Hinblick<br />

auf das Birkelandstromsystem <strong>und</strong> die vorhandenen Überlappungen (s. z.B.<br />

Nachtsektor in Abb. 5.4) wäre somit denkbar, dass in ruhigen Zeiten der polseitige<br />

Birkelandstrom der größere ist -<strong>und</strong> damit das Hauptmaximum darstellt- <strong>und</strong> der<br />

äquatorseitige Birkelandstrom nur als Vorpeak zu sehen ist, während sich in aktiver<br />

Zeit das Verhältnis umdreht. Der Anstieg des äquatorseitigen Birkelandstroms<br />

lässt sich anhand der ”<br />

substorm currents“ (s. Abb. 5.7) erklären, die in geomagnetisch<br />

aktiver Zeit auftreten <strong>und</strong> den Schweifstrom mit der Ionosphäre verbinden.<br />

Akasofu [Akasofu] schreibt hierzu, dass die Schweifströme ab einem gewissen Stromfluss<br />

instabil werden <strong>und</strong> sich der Stromkreis über feldlinienparallele Ströme <strong>und</strong><br />

die Ionosphäre schließt. Der aufwärts gerichtete feldlinienparallele Strom wird dabei<br />

hauptsächlich von einfallenden Elektronen im keV-Bereich gebildet, während<br />

der abwärts gerichtete Strom durch thermische Elektronen der Ionosphäre zustande<br />

kommt ([Opgenoorth] <strong>und</strong> [Pellinen]).<br />

5.7 Fazit<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass es wahrscheinlich der Birkelandstrom ist,<br />

der für die Morgen-Abend-Asymmetrie (s. Tab. 5.3) verantwortlich ist. Allerdings<br />

ist kaum etwas über die Auswirkungen des Birkelandstroms auf unterschiedliche<br />

Teilchenenergien bekannt, da zumeist entweder der gesamte Strom, oder aber nur<br />

der visuell interessante Teil des Polarlichts untersucht wurde. Möglicherweise könnte<br />

eine Untersuchung des Energiebereiches unterhalb von 30 keV (wie z.B. den Total<br />

Energy Daten der NOAA-Satelliten) wichtige Ergebnisse liefern.<br />

Unabhängig von den Erkenntnissen über den Birkelandstrom lassen sich mittels der<br />

in Tabelle 5.3 angegebenen Prozente die unterschiedlichen Populationsgrößen der<br />

einzelnen Sektoren beschreiben.<br />

81


6 Deutung der Charakteristika<br />

Nachdem wir einen Einblick in das Birkelandstromsystem bekommen haben, möchte<br />

ich nun auf die in Kapitel 3.4 vorgestellten Charakteristika zurückkommen <strong>und</strong> mir<br />

Gedanken über die Ursachen für das Auftreten von Vor-/Nachpeaks <strong>und</strong> Plateaus<br />

machen. Zunächst sollte ich eine Übersicht darüber geben, wann <strong>und</strong> wie häufig<br />

diese Charakteristika auftreten.<br />

6.1 Automatisiertes Erkennen der Charakteristika<br />

Da man nicht alle Orbitdurchläufe von Hand klassifizieren kann, musste ich ein<br />

Programm schreiben, welches Vorpeaks, Nachpeaks <strong>und</strong> Plateaus identifiziert. Ich<br />

nutze die Gaussfits der einzelnen Halborbits, da hier schon alle Maxima mit Ort,<br />

Höhe <strong>und</strong> Halbwertsbreite bestimmt wurden. Diese Maxima durchlaufen dann den<br />

Identifizierungsprozess. Zunächst entferne ich alle Maxima, deren Halbwertsbreite<br />

größer oder gleich 50 (Breitengrade) ist, da sie nur den Untergr<strong>und</strong> anheben. Dann<br />

entferne ich alle Maxima, die innerhalb des Bereichs auftreten, in dem die Anomalie<br />

liegt. Um nicht jedes noch so kleine Maximum als Vor- oder Nachpeak zu identifizieren,<br />

sortiere ich jene aus, die eine bestimmte Größe bzw. einen bestimmten Anteil<br />

des Hauptmaximums unterschreiten. Soweit vorsortiert, können die verbleibenden<br />

Maxima zugeordnet werden. Ein Maximum äquatorwärts des Hauptmaxiums ist ein<br />

Vorpeak, eines polwärts ist ein Nachpeak. Treten mehrere Maxima polwärts auf, so<br />

ergibt sich ein Plateau, da auch die Plateaus durch mehrere Gaussfits dargestellt<br />

werden. Leider war die Identifikation der Plateaus teilweise fehlerhaft. Es wurden<br />

manchmal Plateaus erkannt, die sich tatsächlich als mehrere Nachpeaks herausstellten,<br />

daher musste ich diese noch per Hand nachkontrollieren. Da man aber 3000-4000<br />

erkannte Plateaus nicht mal eben durchschaut, habe ich mich darauf beschränkt alle<br />

Plateaus zu untersuchen, auf die noch ein weiteres folgt. Somit sind zumindest diese<br />

gesichert.<br />

In Tabelle 6.1 ist das Ergebnis der Erkennungsroutine eingetragen. Für die Kanäle<br />

mep0e2 <strong>und</strong> mep0e3 waren die Zählraten zu gering, als dass automatisch zwischen<br />

Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Vor-/Nachpeaks unterschieden werden konnte. Daher sind nur die<br />

82


6.2 Lassen sich Vor- bzw. Nachpeaks mit dem Birkelandstrom erklären?<br />

restlichen Kanäle aufgeführt. Die unterschiedliche Anzahl an Halborbits zeigt, dass<br />

die Fitroutine die Kanäle mit größeren Zählraten einfacher fitten konnte. Im Falle<br />

von problematischen Fits (Rekusionslimit erreicht), wie es vor allem bei schlechtem<br />

Peak-Untergr<strong>und</strong>verhältnis vorkommt, wurden diese Halborbits nicht weiter verwendet.<br />

Der Kanal mep90e2 dürfte aber recht nah an der maximalen Anzahl sein. Die<br />

Prozentangaben beziehen sich immer auf mindestens ein Charakteristika pro Halborbit<br />

(egal ob Nord- oder Südhemisphäre) in Relation zur Halborbitzahl. Ursachen<br />

der Charakteristika werden in den folgenden Abschnitten behandelt.<br />

Kanal Halborbits VorP. NachP. TripleP. Plateaus welcher Peak höher<br />

mep0e1 N15 8493 51,5% 57,8% 20,5% 11,7% s :4469 n :3242<br />

mep0e1 N16 8149 52,2% 58,0% 20,2% 11,7% s :3214 n :4160<br />

mep90e1 N15 8844 84,6% 68,7% 40,9% 14,6% s :4989 n :2046<br />

mep90e2 N15 9025 79,4% 50,6% 24,7% 7,2% s :5261 n :1644<br />

mep90e3 N15 8875 60,0% 32,3% 11,7% 3,0% s :5439 n :1370<br />

mep90e3 N16 8671 59,8% 30,2% 10,4% 2,7% s :5105 n :1426<br />

Abbildung 6.1: Jahr 2003. Höher meint mindestens 20% höher. Die statistischen<br />

Daten für die Plateaus sind mit Vorsicht zu genießen, denn es ist mit einem Programm<br />

kaum möglich zu unterscheiden, ob es sich um ein Plateau, einen erhöhten<br />

Untergr<strong>und</strong> oder einen zweiten Nachpeak handelt. Daher sind diese Werte nicht<br />

sehr aussagekräftig! Für die Kanäle mep0e1 <strong>und</strong> mep0e2 ist das Verhältnis von Untergr<strong>und</strong>rauschen<br />

<strong>und</strong> Peak-, Nebenpeaksignal für eine algorithmische Lösung nicht<br />

ausreichend. Offensichtlich sind Vor-/Nachpeaks <strong>und</strong> Plateaus häufig auftretende<br />

Phänomene, weshalb eine Suche nach den Ursachen angebracht ist.<br />

6.2 Lassen sich Vor- bzw. Nachpeaks mit dem<br />

Birkelandstrom erklären?<br />

Iijima <strong>und</strong> Potemra [Potemra] beschreiben in ihrem Paper, dass der Birkelandstrom<br />

im Falle eines starken geomagnetischen Sturms Überlappungen der einzelnen Regionen<br />

aufweist (s. Abb. 6.2). Für die Erholungsphase ist außerdem ein weiterer Birkelandstrombereich<br />

im Innern der Polkappe angegeben. Ist der Birkelandstrom nun mit<br />

den Elektronen meines Messbereichs verknüpft, so sollten die Überlappungen bzw.<br />

die weiteren Strombereiche komplexere Strukturen wie Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks (inbes.<br />

im Falle der zusätzlichen Strombereiche) oder auch Mehrfachpeaks (insbes. im Falle<br />

83


6 Deutung der Charakteristika<br />

von Überlappungen) erzeugen. Für diese Theorie würde sprechen, wenn in geomagnetisch<br />

aktiven Zeiten, d.h. negativer Ausschlag im DST bzw. hoher Kp-Index,<br />

gehäuft Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks zu sehen sind. Betrachten wir hierzu Abbildung 6.3, in<br />

der das <strong>zeitliche</strong> Auftreten der Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks zusammen mit DST- <strong>und</strong> Kp-<br />

Index dargestellt ist. Da es recht viele dieser Peaks gibt, sind hier nur Häufungen von<br />

mindestens 5 aufeinander folgenden Peaks eingetragen. Die ebenfalls eingezeichneten<br />

solaren Protonenevents in Form von horizontalen Balken interessieren uns zunächst<br />

nicht. 1<br />

Es fällt auf, daß in geomagnetisch aktiver Zeit deutlich mehr Häufungen zu sehen<br />

sind, als in geomagnetisch ruhigen Abschnitten.<br />

Abbildung 6.2: schematische Darstellung der Birkelandströme während <strong>und</strong> nach<br />

einem geomagnetischen Sturm [Iijima <strong>und</strong> Potemra (78)]<br />

1 Ich gehe davon aus, dass die Teilchenpopulationen magnetosphärisch sind <strong>und</strong> kein direkter<br />

Zusammenhang zu den solaren Teilchen besteht. Im Vergleich mit den Plateaus in der Polkappe<br />

wird dies deutlich zu sehen sein.<br />

84


6.2 Lassen sich Vor- bzw. Nachpeaks mit dem Birkelandstrom erklären?<br />

Abbildung 6.3: Vorpeaks (rote Punkte) <strong>und</strong> Nachpeaks (blaue Punkte) (NOAA15)<br />

im Vergleich zu DST-Index (blau), KP-Index (orange) <strong>und</strong> größeren Protonenereignissen<br />

(vertikale Balken <strong>und</strong> schwarze Peaks, Größe ist logarithmisch), wie sie die<br />

NOAA aufgr<strong>und</strong> von GOES-Daten für das Jahr 2003 angibt. Die aktiven Zeiten sind<br />

durch große Kp-Werte gekennzeichnet (siehe rechte Hochachse).<br />

85


6 Deutung der Charakteristika<br />

6.3 Auftreten von Plateaus<br />

Ein in der Polarkappe auftretendes Phänomen ist das Plateau. Hierbei ist kein einzelner<br />

Peak zu sehen, sondern in der Polkappe sind bis zum Polaroval überall ähnliche<br />

Zählraten zu finden. Wie bei den Vor- <strong>und</strong> Nachpeaks wollen wir uns auch hier die<br />

<strong>zeitliche</strong> <strong>Verteilung</strong> in Relation zu den geomagnetischen Indizes anschauen (s. Abb.<br />

6.4). Die Abbildung zeigt auf der Nordhalbkugel, wo jedes 2 Plateau eingezeichnet<br />

ist, noch recht starke Ähnlichkeit mit Abb. 6.3. Dies wird insbesondere daran liegen,<br />

daß viele Nachpeaks von der Routine als Plateau interpretiert werden. Auf<br />

der Südhalbkugel hingegen sind nur die nachkontrollierten Plateaus eingezeichnet.<br />

Hier sieht man nur noch wenige Merkmale. Ich habe zudem die solaren Protonenereignisse<br />

eingezeichnet [NOAA-GOES]. Da Protonenereignisse hochgradig mit Elektronenereignissen<br />

korrelieren [Steinhilber 2], kann ich diese Zeitpunkte als Indiz für<br />

einen stark erhöhten Elektronenfluss im Sonnenwind annehmen. Interessant ist nun<br />

Folgendes: Die geprüften Plateaus treten, unabhängig von DST <strong>und</strong> KP-Index, nur<br />

dann auf, wenn auch ein solares Protonen- (Elektronen-) Ereignis vorliegt. Natürlich<br />

zeigen in den meisten Fällen auch die geomagnetischen Indizes eine hohe Aktivität<br />

bei Events an, was damit zusammenhängt, dass mit den Teilchenevents meist 3 auch<br />

eine Stoßwelle verb<strong>und</strong>en ist, die beim Auftreffen auf die Magnetosphäre größere<br />

Umstrukturierungen hervorruft. Allerdings sieht man an den Tagen 230 bzw. 336,<br />

dass es an Tagen mit großer Umstrukturierung der Magnetosphäre nicht zwingend<br />

Plateaus bzw. an Tagen mit mit solarem Ereignis <strong>und</strong> Plateaus nicht zwingend große<br />

geomagnetische Aktivität geben muss. Offensichtlich treten die Plateaus nur in Zeiten<br />

mit hohem solaren Teilchenfluss auf. Man kann daher davon ausgehen, dass die<br />

Elektronen in der Polarkappe direkt über offene Feldlinien aus dem Sonnenwind<br />

kommen.<br />

2 also auch viele nicht richtig erkannte<br />

3 Aufgr<strong>und</strong> der <strong>zeitliche</strong>n Verzögerung der Stoßwelle muss diese nicht zwingend die Erde treffen,<br />

daher ”<br />

meist“.<br />

86


6.4 Polkappenereignis - Oktoberevent 2003<br />

Abbildung 6.4: Plateaus (NOAA15) im Vergleich zu DST-Index, KP-Index <strong>und</strong><br />

größeren Protonenereignisse (vertikale Balken), wie sie die NOAA aufgr<strong>und</strong> von<br />

GOES-Daten für das Jahr 2003 angibt. [NOAA-GOES]<br />

6.4 Polkappenereignis - Oktoberevent 2003<br />

Mit dem ”<br />

Solar Proton Event“ aus dem Oktober 2003 (Tag 297-310, Maximum bei<br />

Tag 303/304) ist es möglich sich ein Polkappenereignis genauer anzuschauen. Um bestimmte<br />

Einzelheiten im Zählratenverlauf betrachten zu können, habe ich mich nach<br />

dem Sichten der Daten entschlossen, stellvertretend nur einen Sektor zu betrachten.<br />

Der Intensitätsverlauf des Hauptmaximums, als auch die Füllung der Polarkappe,<br />

scheinen nicht oder nicht sichtbar vom Sektor abzuhängen. 4 Aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse<br />

von Kapitel 5 nutze ich den Morgensektor für den mep0e1 Elektronenkanal,<br />

da dort der Verlauf der Zählraten besonders deutlich zu sehen sein sollte. Weil außerdem<br />

der Verlauf in Nord- <strong>und</strong> Südhemisphäre keine nennenswerten Unterschiede<br />

ergeben hat, beschränke ich mich auf den Breitenbereich zwischen -90 ◦ <strong>und</strong> -40 ◦ (in<br />

4 Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht die Position des Hauptmaximums oder die absolute<br />

Intensität, sondern allein der <strong>zeitliche</strong> Verlauf.<br />

87


6 Deutung der Charakteristika<br />

Polarovalkoordinaten). In diesem Ausschnitt kann die <strong>zeitliche</strong> Variation des Hauptmaximums<br />

wie auch die Füllung der Polarkappe gut beobachtet werden (s. Abb. 6.5<br />

<strong>und</strong> 6.6).<br />

Zum Vergleich habe ich die Elektronendaten von ACE (vgl. 2.5.4) herangezogen.<br />

ACE kreist um den L 1 -Punkt, somit geben seine Kanäle den Teilchenfluss im IMF 5<br />

an <strong>und</strong> solare Elektronen-Ereignisse in Richtung Erde können beobachtet werden.<br />

Die hier ausgewählten Kanäle DE30:DE1 6 <strong>und</strong> LEFS60:E1p 7 liegen mit 38-53 keV<br />

bzw. 45-62 keV etwa in dem Bereich, in dem auch mep0e1 misst. Der Unterschied<br />

zwischen DE1 <strong>und</strong> E1p ist eine unterschiedliche Blickrichtung des Detektors (30 ◦<br />

bzw 60 ◦ zur Spinrichtung von ACE) <strong>und</strong> die Tatsache, dass E1p auch Ionenanteile<br />

messen kann. Diese Kanäle unterscheiden sich allerdings nur an Tag 297 ein wenig<br />

<strong>und</strong> insbesondere der Kanal E1p eignet sich gut zum Vergleich.<br />

Außerdem vergleiche ich mit dem kp-Index, der ein Maß für die geomagnetische<br />

Aktivität ist.<br />

Auffallend sind zwei Übereinstimmungen:<br />

1. Hohe Elektronenflüsse im Sonnenwind korrelieren sehr gut mit dem Auftreten<br />

von Plateaus.<br />

2. Intensive Hauptmaxima treten zusammen mit großem Kp auf.<br />

6.4.1 Oktoberevent in anderen Kanälen<br />

Ich hab auch überprüft, ob sich in den anderen Kanälen interessante Einzelheiten,<br />

wie z.B. Zeitverzögerungen zwischen den betrachteten Indizes oder dem zunächst<br />

betrachteten Kanal ergeben, da dies einen Hinweis auf die Art der Beschleunigungsprozesse<br />

liefern könnte. Es zeigte sich jedoch, dass zumindest im Rahmen der<br />

Zeitauflösung von einem Sektordurchflug alle 100 Minuten weder bei den Plateaus<br />

noch bei den Zählratenmaxima eine <strong>zeitliche</strong> Verzögerung sichtbar war. Hieraus<br />

folgt, dass die Beschleunigungsprozesse entweder recht schnell sein müssen (¡100<br />

Min) oder aber dass die Teilchen bereits ihre hohen Energien haben <strong>und</strong> nur noch<br />

durch Einwirkung auf die Magnetosphäre ausgeschüttet werden müssen. Generell<br />

eignen sich die POES-Satelliten aufgr<strong>und</strong> ihres festen <strong>und</strong> tiefen Orbits kaum, um<br />

Beschleunigungsphänomene in der Magnetosphäre zu untersuchen. Zu den solaren<br />

5 Interplanetaren Magnetfeld<br />

6 DE30 ist der Deflected Electrons“-Detektor, der aufgr<strong>und</strong> eines ablenkenden Magnetfeldes nur<br />

”<br />

Elektronen misst.<br />

7 Das Low Energy Foil Spectrometer“ (LEFS60) misst Ionen <strong>und</strong> Elektronen, die in einem Winkel<br />

”<br />

von 60 ◦ zur Spinachse des Satelliten auftreffen.<br />

88


6.4 Polkappenereignis - Oktoberevent 2003<br />

Abbildung 6.5: Oktoberevent - Anfang: Zu sehen ist der Varlauf der Zählraten des<br />

mep0e1-Kanal im Hauptmaximum <strong>und</strong> in der Polarkappe. Zum Vergleich sind Elektonenzählraten<br />

von ACE (DE1 in rot <strong>und</strong> E1p in blau) <strong>und</strong> der Kp-Index im gleichen<br />

Zeitraum dargestellt.<br />

89


6 Deutung der Charakteristika<br />

Abbildung 6.6: Oktoberevent - Event<br />

Abbildung 6.7: Legende in Elektronen<br />

100 cm 2 s sr<br />

90


6.5 Fazit<br />

Teilchen der Polkappe kann man allerdings noch anmerken, dass ACE auch für<br />

höhere Elektronenkanäle einen starken Anstieg sieht, weshalb hier ein weiterer Beschleunigungsprozess<br />

(innerhalb der Magnetosphäre) nicht nötig ist.<br />

6.5 Fazit<br />

Erklären kann man das gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Erscheinungsbild der Teilchen<br />

in der Polkappe damit, dass es sich um unterschiedliche Quellen handelt.<br />

Während die einzelnen Vor-/Nachpeaks über die Region-2-Birkelandströme mit dem<br />

Ringstrom, also der geschlossenen Magnetosphäre verb<strong>und</strong>en sind, werden beim Auftreten<br />

von Plateaus über die offenen Feldlinien Teilchen direkt aus dem Sonnenwind<br />

eingetragen. Deutlich wird dies insbesondere dadurch, dass Zählraten in der Polkappe<br />

keine feinere Struktur aufzeigen <strong>und</strong> die Kappe gleichmäßig gefüllt ist. Außerdem<br />

ist eine klare Abhängigkeit von solaren Eruptionen, wie dem Oktoberevent<br />

2003 sichtbar. Die genauere Betrachtung des Zeitraumes Tag 293-310 2003 zeigt<br />

außerdem, dass Kp ein guter Index für die Ausprägung des Hauptmaxmums <strong>und</strong><br />

ein hoher Fluss im Kanal E1p (<strong>und</strong> DE1) von ACE ein gutes Indiz für eine gefüllte<br />

Polkappe ist. Dies bedeutet auch, dass die solaren Elektronen über den Polkappen<br />

in die Magnetosphäre (<strong>und</strong> damit auch in die Atmosphäre) eindringen. Im Hinblick<br />

auf die Atmosphärenmodellierung ist dieses Nebenergebnis wichtig, da nach<br />

heutigem Standard in solaren Ereignissen nur die Protonen berücksichtigt werden<br />

(vgl. [Jackman]), während gleichzeitig die Elektronen nur unter dem Gesichtspunkt<br />

magnetosphärischer Elektronen berücksichtigt wurden (vgl. [Callis 1],[Callis 2] <strong>und</strong><br />

[Callis 3]).<br />

91


7 Einfallende Teilchen<br />

Ein Ziel dieser Arbeit soll es sein, den Einfall der Elektronen besser beschreiben zu<br />

können. Hierfür werfen wir zunächst einen Blick auf die beiden Detektorausrichtungen<br />

<strong>und</strong> überlegen uns, was dies für die gemessenen Teilchen bedeutet.<br />

7.1 Welche Teilchenpopulationen sieht man in<br />

welchem Detektor?<br />

Da sich die Elektronen im Magnetfeld auf Gyrationsbahnen um ihre Führungsfeldlinie,<br />

bzw. in einer Bouncebewegung von Pol zu Pol bewegen (siehe Gr<strong>und</strong>lagenkapitel 2),<br />

kann man in den Polbereichen von einer Population auf dem Weg zum Spiegelpunkt<br />

<strong>und</strong> einer ihr gegenläufigen Population sprechen. Während die gegenläufige<br />

Population nur aus gespiegelten Teilchen besteht, setzt sich die erstere aus zwei<br />

Gruppen zusammen. Eine Gruppe besteht aus Teilchen, die vor dem Erreichen der<br />

dichteren Atmosphäre gespiegelt werden (<strong>und</strong> somit zur gegenläufigen Population<br />

werden) <strong>und</strong> die andere Gruppe, die ihre Energie durch Wechselwirkung mit der<br />

Atmosphäre verlieren, also den einfallenden Teilchen.<br />

Recht übersichtlich ist dies für die 0-er Kanäle, die (mit einer montagebedingten<br />

kleinen Abweichung) radial nach oben ausgerichtet sind. Sie messen immer die Population<br />

in Richtung Spiegelpunkt, wobei man anhand des Pitchwinkels bestimmen<br />

kann, welche Elektronen gespiegelt bzw. welche in der Atmosphäre verloren gehen.<br />

Den Pitchwinkel 1 der gemessenen Elektronen kann man über das Magnetfeld am<br />

Ort des Satelliten bestimmen. Da der 0 ◦ -Kanal mit seinem 30 ◦ -Öffungswinkel immer<br />

nur nach oben schaut, ist der Pitchwinkel gleich der Abweichung des Magnetfeldes<br />

von der Senkrechten, also:<br />

die Vertikalkomponente des Magnet-<br />

wobei B H die Horizontalkomponente <strong>und</strong> B V<br />

felds bezeichnen.<br />

1 Winkel zwischen Magnetfeld <strong>und</strong> Teilchenbewegung<br />

tan α 0 = B H<br />

B V<br />

, (7.1)<br />

92


7.1 Welche Teilchenpopulationen sieht man in welchem Detektor?<br />

Die 90 ◦ -Kanäle schauen entgegen der Flugrichtung nach hinten. Die Differenzierung,<br />

welche Teilchenpopulationen gerade detektiert werden, ist hier etwas schwieriger.<br />

Es lässt sich aber dennoch ein Pitchwinkel bestimmen <strong>und</strong> somit die gemessene<br />

Teilchenpopulation zuordnen. Ein Pitchwinkel größer 90 ◦ bezeichnet gespiegelte<br />

Teilchen, ein kleinerer Pitchwinkel gibt die einfallenden bzw. auf dem Weg zum<br />

Spiegelpunkt befindlichen Teichen an. Der Pitchwinkel sollte sich mit<br />

cos α =<br />

⃗a ·⃗b<br />

|⃗a| · | ⃗ b|<br />

(7.2)<br />

<strong>und</strong> den Vektoren des Detektors ⃗a <strong>und</strong> des Magnetfeldes ⃗ b berechnen lassen. Während<br />

sich das Magnetfeld mit dem IGRF-Modell 2 näherungsweise bestimmen läßt, muß<br />

man beim Detektor auch die Flugrichtung beachten, da diese aufgr<strong>und</strong> des benutzten<br />

Koordinatensystems 3 nach jedem Halborbit springt. Zur Bestimmung des von<br />

Magnetfeld <strong>und</strong> 90er-Kanal eingeschlossenen Winkels rechne ich nun die Satellitenbewegung<br />

in einen Vektor im Koordinatensystem des Magnetfeldes um. Ich bin nur<br />

an der Richtung interessiert <strong>und</strong> lasse die Zeitkomponente daher gleich weg.<br />

⃗a F lugrichtung =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

Nord<br />

Ost<br />

Unten<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

(r Erde + h Sat ) · ∆θ<br />

(r Erde + h Sat ) · cos( θ 1+θ 2<br />

) · ∆φ<br />

2<br />

∆h Sat<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ (7.3)<br />

Es sind hierbei ∆φ <strong>und</strong> ∆θ in Rad angegeben <strong>und</strong> ∆h Sat ist aufgr<strong>und</strong> der stationären<br />

Umlaufbahn ungefähr Null. Als nächstes bestimmt man die Detektorblickrichtung,<br />

die entgegen die Flugrichtung zeigt:<br />

⃗a Detektor = −⃗a F lugrichtung . (7.4)<br />

Ich betrachte nur aufeinander folgende Satellitenpositionen, weshalb ich das (Nord/-<br />

Ost/Unten)-System als Orthonormalsystem nähern kann. Damit ergibt sich der eingeschlossene<br />

Winkel durch:<br />

cos α 90 ◦ =<br />

⃗a Detektor · ⃗B Magnetfeld<br />

|⃗a Detektor | · | ⃗ B Magnetfeld | . (7.5)<br />

2 International Geomagnetic Reference Field: Mit Hilfe von Legende-Funktionen <strong>und</strong> den<br />

von der International Association of Geomagnetism and Aeronomy (IAGA) veröffentlichten<br />

zeitabhängigen Fitparametern kann das Magnetfeld der Erde an beliebigen Punkten bestimmt<br />

werden.<br />

3 Koordinatensystem: x : Weg in Nordrichtung, y : Weg in Ostrichtung <strong>und</strong> z : Weg nach unten<br />

93


7 Einfallende Teilchen<br />

Der sich ergebende Winkel kann nun kleiner oder größer als 90 ◦ sein. Im ersten Fall<br />

messe ich die Teilchen auf dem Weg zum Spiegelpunkt, also die Population, von<br />

denen ein Teil in die Atmosphäre gelangt. Im zweiten Fall messe ich die gespiegelten<br />

Teilchen.<br />

In Abbildung 7.1 sind die sich ergebenden Pitchwinkelverläufe für die beiden Detektoren<br />

während eines Tages aufgetragen. Die roten Punkte geben den Verlauf im<br />

0-er Kanal wieder, der sich im Bereich der magnetischen Pole 0 ◦ nähert <strong>und</strong> in<br />

Richtung Äquator auf 90 ◦ zunimmt, um nach dem Überqueren des magnetischen<br />

Äquators wieder kleinere Werte anzunehmen. Im Gegensatz zum 0-er Kanal sieht<br />

der 90-er Kanal auch Elektronen mit einem Pitchwinkel über 90 ◦ . In diesem Kanal<br />

beginnt der Pitchwinkelverlauf mit einem kleinen Winkel im Äquatorbereich, steigt<br />

an, um über den Polen die Population im Spiegelpunkt zu sehen (90 ◦ ), <strong>und</strong> sieht<br />

nach dem Überschreiten der magnetischen Pole die gespiegelte Population mit einem<br />

zum Äquator ansteigenden Pitchwinkel. Was nun passiert gibt die Abb. 7.1<br />

verfälscht wieder. In der Graphik wird als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage die Richtung des<br />

Magnetfeldes benutzt, daher kommt es nach dem Pitchwinkelmaximum am Äquator<br />

zu einem langsamen Abfall des Winkels. Legen wir jedoch die Idee einer Population<br />

Richtung Pol <strong>und</strong> einer ihr gegenläufigen zugr<strong>und</strong>e, so muß man beim Überschreiten<br />

des maximalen Pitchwinkels beachten, dass nun wieder die Population Richtung Pol<br />

betrachtet wird, <strong>und</strong> damit die Beschreibung des Pitchwinkelverlaufs von vorne beginnt.<br />

94


7.2 Atmosphärischer Spiegelwinkel<br />

Abbildung 7.1: Pitchwinkelverlauf der beiden Kanäle für einen beliebigen Tag, hier<br />

1.1.2003. Lücken im Kurvenverlauf zeigen, wo fehlerhafte Magnetfeldwerte aus den<br />

Satelliten-Daten entfernt werden mussten. Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Daten kann an<br />

diesen Stellen kein Winkel bestimmt werden. Erläuterungen zum Verlauf des 90-er<br />

Kanals findet man in Abschnitt 7.1.<br />

7.2 Atmosphärischer Spiegelwinkel<br />

Nachdem wir eine Übersicht über den Pitchwinkelverlauf der beiden Detektorrichtungen<br />

haben, stellt sich die Frage, wie groß der Pitchwinkel eines Teilchens maximal<br />

sein darf, damit es noch bis zur Atmosphäre vordringen kann.<br />

Der Pitchwinkel der Elektronen verändert sich mit dem Magnetfeld. Nimmt man<br />

nun für die dichtere Atmosphäre eine Grenze an, ab der die Teilchen durch Kollisionen<br />

ihre Energie abgeben <strong>und</strong> damit der magnetosphärischen Teilchenoszillationsbewegung<br />

entzogen werden, so kann man aus dem Magnetfeld in Satellitenhöhe <strong>und</strong><br />

dem Magnetfeld an der Atmosphärenoberkante 4 einen kritischen (Spiegel-) Winkel<br />

berechnen, ab dem Teilchen nicht mehr gespiegelt werden. Zur Berechnung nutze ich<br />

4 Ich nehme vereinfachend an, dass ich mit einer festen Grenze rechen darf.<br />

95


7 Einfallende Teilchen<br />

das IGRF-Magnetfeldmodell, mit dem auch die Magnetfelddaten in den Satelliten-<br />

Bins generiert wurden.<br />

Idealerweise sollten die beiden, zur Berechnung des kritischen Winkels genutzten<br />

Punkte auf einer Feldlinie liegen. In der Praxis war es jedoch nicht möglich, die B-<br />

Felder anhand der Feldlinien zuzuordnen. Daher habe ich die B-Felder anhand der<br />

Koordinaten zugeordnet, was im interessanten Bereich der magnetischen Pole recht<br />

gute/ähnliche Ergebnisse liefern sollte. Es gilt somit für den maximalen Pitchwinkel<br />

α Spiegel einfallender Teilchen:<br />

√<br />

BSat<br />

sin(α einf. ) ≤<br />

= sin(α Spiegel ). (7.6)<br />

B Atm.,120km<br />

In Abbildung 7.2 ist der mit obenstehender Gleichung ermittelte atmosphärische<br />

Pitchwinkel dargestellt. Die hellen Stellen geben die Bereiche an, in denen -bedingt<br />

durch das Magnetfeld- auch noch Teilchen mit großen Pitchwinkeln in die Atmosphäre<br />

eindringen können.<br />

Ich möchte nochmal auf die Frage zurückkommen, welche Teilchenpopulationen<br />

die Kanäle sehen. Hierfür habe ich den (mittleren) Pitchwinkel im 0er Kanal an<br />

allen benötigten Koordinaten bestimmt <strong>und</strong> in Abb. 7.4 aufgetragen. Die Bereiche,<br />

in denen der Kanal aufgr<strong>und</strong> des zu großen Pitchwinkels keine einfallenden<br />

Teilchen mehr misst, sind schwarz markiert. Gut zu sehen ist, dass in den hohen<br />

Breitengraden, in denen das Hauptmaximum des Teilcheneinfalls liegt, die einfallende<br />

Population gemessen wird. Der 90er Kanal hingegen zählt im interessanten<br />

Bereich des Haupteinfalls nur die gespiegelten Teilchen 5 .<br />

7.2.1 Isotrope <strong>Verteilung</strong>?<br />

Die Zahl der auf die Atmosphäre auftreffenden Teilchen hängt von der <strong>Verteilung</strong><br />

ab. Schauen wir uns dazu die beiden Detektorrichtungen an. In Abb.7.2.1 sind die<br />

Zählraten der beiden niedrigsten Elektronenkanäle für einen beliebigen Tag (Tag<br />

50, 2003) dargestellt. Es zeigen sich im gesamten Beobachtungszeitraum weitaus<br />

höhere Zählraten im 90er- als im 0er-Kanal, unabhängig von Sektor- oder Energieauswahl.<br />

Offensichtlich sind die Zählraten aber im 90er Kanal deutlich höher als<br />

im 0er-Kanal. Das heißt, es gibt keine isotrope <strong>Verteilung</strong> sondern eine abgeplattete<br />

(pancake-) <strong>Verteilung</strong>, wie sie [Horne <strong>und</strong> Meredith] ebenfalls für hochenergetische<br />

Elektronen beobachtet haben <strong>und</strong> mit der radialen Diffusion begründen. Doch<br />

5 Der 90er Kanal ist zwar hier nicht dargestellt, doch zusammen mit Abb. 7.1 <strong>und</strong> Abb. 7.4 wird<br />

deutlich, dass er nur um den Äquator herum einfallende Teilchen messen kann.<br />

96


7.2 Atmosphärischer Spiegelwinkel<br />

schauen wir uns die Ursachen einer solchen <strong>Verteilung</strong> genauer an. Warum sehen<br />

wir denn so viele Teilchen im 90er-Kanal <strong>und</strong> so wenig im 0er? Im 90er Kanal<br />

befinden sich die gespiegelten Teilchen, die nicht ohne Weiteres 6 ihren Orbit verlassen<br />

können <strong>und</strong> sich somit in der Magnetosphäre ansammeln. Die Teilchen im<br />

0er Kanal hingegen werden unmittelbar nachdem sie gemessen wurden in der Atmosphäre<br />

deponiert <strong>und</strong> können somit keine andauernden Populationen ohne ständigen<br />

Teilchennachschub ausbilden. Die Frage der isotropen <strong>Verteilung</strong> sollte also anders<br />

gestellt werden: Ist der Teil der einfallenden Teilchen isotrop? Ich habe keine Daten<br />

auf die ich mich stützen könnte, daher müssen ein paar gr<strong>und</strong>legende Überlegungen<br />

reichen. Zunächst spielt die große Population im 90er-Kanal keine Rolle, da sie -wie<br />

erwähnt- nicht in die Atmosphäre einfällt. Gefangene Teilchen im 0er-Kanal gibt es<br />

nicht, daher müssen allein die Teilchenquellen betrachtet werden. Die dominierende<br />

Quelle 7 dürften die gefangenen Teilchen darstellen, die durch Pitchwinkelstreuung<br />

an Wellen oder durch Teilchenkollisionen in den 0er-Kanal eingetragen werden. Diese<br />

Prozesse sollten keine Häufung bestimmter Winkel zur Folge haben. Für andere<br />

Einträge, wie z.B. Teilchen aus dem Sonnenwind, ist ebenfalls keine Vorzugsrichtung<br />

anzunehmen. Ich denke, der einzige Bereich in dem es Häufungen geben dürfte, ist<br />

der Grenzbereich zwischen gefangenen <strong>und</strong> einfallenden Teilchen, da es immer leichte<br />

Fluktuationen im geomagnetischen Feld gibt, die auch leichte Änderungen der<br />

Teilchenbahnen zur Folge hat. Mit diesen Überlegungen wäre die Annahme eines<br />

isotropen Einfalls durchaus in Betracht zu ziehen.<br />

6 z.B. hohe geomagnetische Aktivität oder Streuung in den Verlustkonus<br />

7 Gemeint sind hierbei die Bereiche außerhalb der Polarkappe, in der, wie in Abschnitt 6.5 beschrieben,<br />

solare Elektronen die dominierende Quelle sind.<br />

97


7 Einfallende Teilchen<br />

Abbildung 7.2: Dargestellt ist der atmosphärische Spiegelwinkel α Spiegel . Mit einer<br />

Feldlinienzuordnung der Magnetfeldpunkte wäre seine Bestimmung noch etwas besser,<br />

als mit der hier durchgeführten Koordinatenzuordnung, doch insb. im Bereich<br />

des Polarovals dürften sich kaum Abweichungen ergeben. Die Streifen entlang einiger<br />

Längengrade beruhen auf fehlerhaften Magnetfelddaten in den Satelliten-Daten.<br />

Ich habe sie jedoch per Interpolation bestmöglich entfernt.<br />

Abbildung 7.3: Legende zum atmosphärischen Spiegelwinkel<br />

98


7.2 Atmosphärischer Spiegelwinkel<br />

Abbildung 7.4: mittlerer Pitchwinkel am Detektor: Die Gebiete, in denen keine einfallenden<br />

Teilchen gemessen werden, sind schwarz markiert.<br />

Abbildung 7.5: Vergleich der Zählraten in den beiden Detektorausrichtungen: Offensichtlich<br />

sieht der 90er-Kanal (rechts) deutlich mehr Teilchen als der 0er-Kanal.<br />

Es wurde dieselbe Einfärbung genutzt wie bei der Darstellung des Oktoberevents,<br />

daher stimmt die Legende aus 6.6 hiermit überein.<br />

99


7 Einfallende Teilchen<br />

7.3 Wie viele Teilchen treffen tatsächlich auf die<br />

Atmosphäre auf?<br />

Setzt man eine isotrope <strong>Verteilung</strong> der einfallenden Teilchen voraus, so lässt sich ein<br />

Faktor bestimmen mit dem der Teilcheneintrag in die Atmosphäre berechnet werden<br />

kann.<br />

Wir machen zunächst die Annahme, dass alle Teilchen, die von oben in eine<br />

Flussröhre eintreten, unten wieder austreten müssen, es sei denn, sie werden gespiegelt<br />

[Bornebusch 2]. Mit anderen Worten, der um die gespiegelten Teilchen verminderte<br />

Teilchenfluss durch die Eintrittsfläche ist gleich dem Teilchenfluss durch<br />

die Austrittsfläche:<br />

I NOAA · f Spiegel · A NOAA = I Atm. · A Atm. (7.7)<br />

Aufgelöst nach dem atmosphärischen Teilchenfluss ist dies:<br />

I Atm. = I NOAA · f Spiegel · ANOAA<br />

A Atm.<br />

(7.8)<br />

Der Faktor f Spiegel , der den Anteil der Teilchen bestimmt, deren Pitchwinkel kleiner<br />

ist als der atmosphärische Spiegelwinkel, ergibt sich über die Integration des<br />

Kugelausschnitts bis zum atmosphärischen Spiegelwinkel:<br />

f Spiegel =<br />

∫ 2π ∫ αSpiegel<br />

0<br />

0<br />

sin θ dθ dφ<br />

= 2π (1 − cos(α Spiegel )). (7.9)<br />

Da die beiden benötigten Flächen keine gut messbaren Größen sind, ersetze ich sie<br />

durch leichter zu bestimmende Magnetfelder. Hierfür benötigen wir die Definition<br />

der Flussröhre:<br />

∮<br />

Θ = ⃗B dA. ⃗ (7.10)<br />

A<br />

Unter der Annahme, dass das Magnetfeld senkrecht auf dem Flussröhrenquerschnitt<br />

liegt, gilt:<br />

B NOAA · A NOAA = B Atm. · A Atm. . (7.11)<br />

Damit lautet die Berechnung des Teilchenflusses (pro Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> pro cm 2 ) in die<br />

Atmosphäre wie folgt:<br />

I Atm. = I NOAA · 2π (1 − cos(α Spiegel )) ·<br />

B Atm.<br />

B NOAA<br />

. (7.12)<br />

100


7.3 Wie viele Teilchen treffen tatsächlich auf die Atmosphäre auf?<br />

Nutzt man jetzt noch Gleichung 2.5 zur Bestimmung des Spiegelwinkels, so ergibt<br />

sich:<br />

1<br />

I Atm. = I NOAA · 2π (1 − cos(α Spiegel )) ·<br />

sin 2 (α Spiegel ) . (7.13)<br />

Will man lieber die Flüsse pro Steradiant bestimmen (pro Sek<strong>und</strong>e, pro cm 2 <strong>und</strong><br />

pro sr), so ist zu beachten, dass sich die <strong>Verteilung</strong> in Höhe der Atmosphärenobergrenze<br />

über den gesamten Halbraum erstreckt:<br />

I Atm. = I NOAA · 2π (1 − cos(α Spiegel))<br />

∫ π/2<br />

0 sin θ dθ dφ ·<br />

∫ 2π<br />

0<br />

= I NOAA · (1 − cos(α Spiegel )) ·<br />

1<br />

sin 2 (α Spiegel )<br />

1<br />

sin 2 (α Spiegel )<br />

(7.14)<br />

In Abb. 7.3 habe ich mit Hilfe von Gleichung 7.13 <strong>und</strong> dem IGRF-Magnetfeldmodell<br />

den durchschnittlichen Elektroneneinfall für die geomagnetisch ruhige Zeit von Tag<br />

50 bis Tag 130 (2003) berechnet. Gut zu sehen sind die Hauptmaxima in hohen<br />

Breiten, wie auch die Südatlantische Anomalie.<br />

7.3.1 Treffen sie dort in die Atmosphäre, wo sie im Orbit bzw.<br />

in Abb. 7.3 gesehen werden?<br />

Da die Bewegung der Teichen entlang der Feldlinien verläuft, bekommt man einen<br />

recht großen Fehler an Orten mit horizontalem Magnetfeld <strong>und</strong> nur keine Fehler in<br />

Bereichen mit etwa senkrechtem Magnetfeld. In der Nähe der magnetischen Pole,<br />

sollte diese Rechnung also einen rechte gute Näherung sein (somit auch für die<br />

Hauptmaxima).<br />

Dagegen werden im Bereich der Anomalie durch die geometrische Zuordnung der<br />

Magnetfeldorte größere Fehler gemacht, da der Spiegelpunkt durch zwei Punkte im<br />

Magnetfeld berechnet wird, deren Feldlinien weit entfernt sind <strong>und</strong> dies der Annahme<br />

einer Flussröhre widerspricht.<br />

Eine Verbesserung wäre möglich indem die magnetfeldparallele Bewegung nicht<br />

nur, wie in Abschnitt 7.2 angeregt, für die Berechnung des Pitchwinkels, sondern<br />

auch für die Berechnung des Eintrittsortes in die Atmosphäre zu berücksichtigt<br />

würde.<br />

101


7 Einfallende Teilchen<br />

Abbildung 7.6: mittlerer Einfall von Elektronen des mep0e1-Kanals: Da die Flüsse<br />

der einfallenden Teilchen auch in der recht ruhigen Periode von Tag 50 bis Tag<br />

130 im Jahr 2003 recht stark schwanken -<strong>und</strong> somit schlecht in der logarithmischen<br />

Darstellung zu erkennen sind- habe ich sie noch mit einem laufenden Mittelwert<br />

räumlich geglättet.<br />

102


7.4 Fazit<br />

7.4 Fazit<br />

Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Kapitel ist, dass die Detektoren sich sehr<br />

unterscheidende Elektronenpopulationen sehen. Während die 90er-Kanäle im interessanten<br />

(weil mit hohen Zählraten versehenen) Bereich des Polarovals ausschließlich<br />

die in der Magnetosphäre gefangene Teilchenpopulation sehen, werde vom 0er-Kanal<br />

in hohen Breiten nur einfallende Teilchen gesehen (s. Abb. 7.4). Damit werden zwei<br />

Effekte deutlich. Zum einen sind unterschiedliche Ergebnisse beim Vergleich mit den<br />

geomagnetischen Indizes verständlich, da die 90er-Kanäle aufgr<strong>und</strong> ihres ”<br />

Speichereffektes“<br />

auch länger nach einer Einwirkung dessen Effekte merken 8 . Im Gegensatz<br />

dazu sieht der 0er-Kanal ständig eine ”<br />

Teilcheneinbahnstraße“, deren Elektronen sofort<br />

verloren gehen <strong>und</strong> somit durch Quellen ersetzt werden müssen. Man sollte demnach<br />

in diesen Kanälen besser schnelle bzw. zeitlich scharf begrenzte Änderungen<br />

sehen können.<br />

Des Weiteren wird in diesem Kapitel die Möglichkeit einer diskontinuierlichen<br />

Pitchwinkelverteilung angesprochen, die zwar viele Teilchen im 90er- <strong>und</strong> wenig<br />

Teilchen in 0er-Kanal sieht, aber von einer scharfen Unterteilung der beiden ausgeht.<br />

Somit wäre trotz der unterschiedlichen Zählraten in den beiden Detektorrichtungen<br />

eine isotrope <strong>Verteilung</strong> für die einfallenden Teilchen denkbar.<br />

Als letzten Punkt in dieser Arbeit zeige ich auf wie man mit der Annahme einer<br />

isotropen <strong>Verteilung</strong> aus den 0er-Kanälen die einfallenden Teilchenflüsse bestimmt,<br />

wobei mit Hilfe eines dynamischen Magnetfeldmodells, sowie einer dynamischen Bestimmung<br />

der Atmosphärenobergrenze noch Verbesserungsmöglichkeiten einbringen<br />

kann.<br />

8 Nach einem starken Teilcheneintrag sollten diese auch einige Zeit im 90er-Kanal verbleiben.<br />

103


8 Schlussbetrachtung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Ich möchte nun noch einmal die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit nennen, wobei<br />

ich gleich anmerke, dass am Ende jedes Auswertungskapitels die dortigen Ergebnisse<br />

ausführlich besprochen werden.<br />

Generell lässt sich das Einfallsmuster von hochenergetischen Elektronen durch ein<br />

Hauptmaximum im Polaroval <strong>und</strong> oftmals auftretenden, sowohl in Äquatorrichtung<br />

als auch in Polrichtung vorgelagerten Nebenmaxima beschreiben. Hinzu kommt die<br />

Südatlantische Anomalie, die in ihrer Eigenschaft als abgeschwächtes Magnetfeld den<br />

Einfall von Teilchen erhöht. Außerdem kommt in Zeiten mit erhöhtem Teilchenfluss<br />

im Sonnenwind die Polarkappe als Einfallsgebiet hinzu, da über die offenen Feldlinien<br />

solare Teilchen direkt in die Magnetosphäre eindringen können.<br />

Es folgten in Kapitel 4.1 Untersuchungen zur Position des Hauptmaximums, die<br />

ergaben, dass das Hauptmaximum mit erhöhter geomagnetischer Aktivität in niedrige<br />

Breiten wandert. Daher ergaben sich auch Korrelationen mit DST- <strong>und</strong> Kp-Index.<br />

Im Hinblick auf die gewünschte Parametrisierung ist festzustellen, dass es nach einem<br />

linearen Zusammenhang aussieht, die Werte aber zu stark streuen, als dass eine<br />

Parametrisierung sinnvoll wäre. Ein Aufteilen in tages<strong>zeitliche</strong> Sektoren könnte die<br />

Situation verbessern.<br />

Korrelation der Größe Hauptmaximums bzw. der Gesamtfläche unter den Gausskurven<br />

mit den geomagnetischen Indizes ergaben sowohl bei Kp- als auch bei DST<strong>und</strong><br />

PC-Index recht gute Koeffizienten. Offensichtlich hängt die Gesamtmenge der<br />

einfallenden Elektronen stark von der geomagnetischen Aktivität ab. Eine Parametrisierung<br />

war aufgr<strong>und</strong> der starken Streuung auch hier nicht sinnvoll, doch<br />

möglicherweise könnte ein quadratischer oder exponentieller Zusammenhang bestehen.<br />

Auch in diesem Fall gehe ich davon aus, dass ein Aufteilen in tages<strong>zeitliche</strong><br />

Sektoren weniger Streuung zur Folge hat. Um letztendlich doch eine einfache Parametrisierung<br />

für Ort <strong>und</strong> Anzahl der einfallenden Elektronen zu bekommen, könnte<br />

man die Korrelationen aus Kapitel 4 für tageszeitlich getrennte Sektoren machen.<br />

Auf die Korrelationen folgt das Kapitel, das am meisten zum Verständnis der<br />

Elektronenverteilung beigetragen hat: der Vergleich der Sektoren. Hier werden erste<br />

Übereinstimmungen mit dem von Iijima <strong>und</strong> Potemra [Iijima <strong>und</strong> Potemra (76)]<br />

veröffentlichten Birkelandstromsystem sichtbar. Die Morgen-Abend-Zählratenasym-<br />

104


metrie 1 , das unterschiedliche Verhalten von Protonen <strong>und</strong> Elektronen <strong>und</strong> das Vertauschen<br />

von Vor- <strong>und</strong> Hauptpeak, aber auch die in Kapitel 6 angesprochenen Vor<strong>und</strong><br />

Nachpeaks lassen sich mit diesem magnetosphärischen Stromsystem verstehen,<br />

wenn auch nicht eins zu eins aus den niederenergetischen Betrachtungen von Iijima<br />

<strong>und</strong> Potemra übernehmen.<br />

Im einzelnen betrachtet heißt das, Vorpeaks <strong>und</strong> Nachpeaks sind wahrscheinlich<br />

ein Resultat des Birkelandstromssystems, da es während <strong>und</strong> nach einem geomagnetischen<br />

Sturm Überlappungen der Region-1- <strong>und</strong> Region-2-Birkelandströme<br />

gibt bzw. auch Sektionen innerhalb der Polkappe über Birkelandströme mit dem<br />

Ringstrom verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Des Weiteren wird die unterschiedliche Herkunft von ”<br />

Plateauteilchen“ <strong>und</strong> ”<br />

Polarovalteilchen“<br />

mit Hilfe von Indizes (Kp) <strong>und</strong> ACE-Elektronendaten dargelegt <strong>und</strong><br />

anhand des Oktoberevents 2003 gut sichtbar vorgeführt. Interessant ist sie deshalb,<br />

weil bislang Plateauereignisse vor allem mit Protonen in Verbindung gebracht wurden.<br />

In Kapitel 7 werden die Unterschiede der Populationen in 0er- <strong>und</strong> 90er-Detektorausrichtung<br />

besprochen <strong>und</strong> dargelegt, warum für die Bestimmung der einfallenden<br />

Elektronen nur der 0er-Kanal benötigt wird. Außerdem wird eine mögliche diskontinuierliche<br />

Pitchwinkelverteilung erklärt, die sich aus der Eigenschaften der unterschiedlichen<br />

Elektronenpopulationen in 0er- <strong>und</strong> 90er-Kanal ergeben könnte. Letztendlich<br />

wird auch eine Berechnung vorgestellt, mit der aus Zählraten der POES-<br />

Satelliten die einfallenden Teilchenflüssen bestimmt werden.<br />

Die gr<strong>und</strong>legende Folgerung aus dieser Diplomarbeit ist, dass sich das Birkelandstromsystem,<br />

wie es Iijima <strong>und</strong> Potemra für geringe Teilchenenergien untersucht<br />

haben, mit gewissen Veränderungen 2 auch für hochenergetische Elektronen im keV-<br />

Bereich anwenden lässt.<br />

Eine Betrachtung des fehlenden Energiebereich zwischen Iijimas Messungen <strong>und</strong><br />

dem niedrigsten hier benutzten Elektronenkanal (mep0e1 mit >30keV) könnten zusammen<br />

mit Protonen gleicher Steifigkeit klären, ob es tatsächlich der hochenergetische<br />

Ausläufer des Birkelandstroms ist, der die energiereichen Elektronen in dieser<br />

Weise beeinflusst. Insbesondere eine Untersuchung der Verlagerung des Stroms zu<br />

höheren Energien könnte aufschlussreich sein.<br />

Weiter gehende Untersuchungen zu diesem Thema sind an der Universität Osnabrück<br />

geplant.<br />

1 eindeutige Dominanz der Elektronen im Morgensektor (Protonen im Abendsektor)<br />

2 Verschiebung des maximalen Teilcheneinfalls Richtung Äquator<br />

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111


10 Anhang<br />

Tabellen<br />

Kanal a d e f<br />

0e1 N15 −71, 8691 166, 813 · 10 −3 3, 38084 · 10 −3 −43, 414 · 10 −6<br />

0e1 N16 −75, 2162 108, 951 · 10 −3 5, 02911 · 10 −3 −54, 0363 · 10 −6<br />

0e2 N15 −70, 3458 194, 904 · 10 −3 2, 71647 · 10 −3 −37, 8252 · 10 −6<br />

0e2 N16 −71, 4882 145, 469 · 10 −3 3, 67608 · 10 −3 −43, 5974 · 10 −6<br />

0e3 N15 −67, 7063 177, 894 · 10 −3 2, 67582 · 10 −3 −36, 8237 · 10 −6<br />

0e3 N16 −66, 5063 167, 959 · 10 −3 1, 89227 · 10 −3 −28, 7299 · 10 −6<br />

90e1 N15 −66, 8969 197, 512 · 10 −3 2, 44992 · 10 −3 −35, 487 · 10 −6<br />

90e1 N16 −67, 8866 149, 906 · 10 −3 3, 48475 · 10 −3 −42, 0779 · 10 −6<br />

90e2 N15 −65, 5236 196, 759 · 10 −3 2, 22267 · 10 −3 −32, 4075 · 10 −6<br />

90e2 N16 −65, 3173 183, 712 · 10 −3 2, 32408 · 10 −3 −32, 433 · 10 −6<br />

90e3 N15 −65, 341 200, 746 · 10 −3 2, 12103 · 10 −3 −31, 4208 · 10 −6<br />

90e3 N16 −65, 3003 185, 827 · 10 −3 2, 36823 · 10 −3 −32, 8729 · 10 −6<br />

Kanal g h Mittelw<br />

0e1 N15 146, 012 · 10 −9 −152, 667 · 10 −12 −65, 4651<br />

0e1 N16 173, 957 · 10 −9 −180, 048 · 10 −12 −64, 8993<br />

0e2 N15 126, 76 · 10 −9 −129, 867 · 10 −12 −64, 0221<br />

0e2 N16 142, 054 · 10 −9 −145, 377 · 10 −12 −63, 2995<br />

0e3 N15 123, 678 · 10 −9 −127, 13 · 10 −12 −63, 4398<br />

0e3 N16 97, 1836 · 10 −9 −98, 6753 · 10 −12 −62, 2274<br />

90e1 N15 119, 25 · 10 −9 −121, 509 · 10 −12 −60, 8934<br />

90e1 N16 137, 498 · 10 −9 −140, 594 · 10 −12 −59, 906<br />

90e2 N15 107, 008 · 10 −9 −106, 399 · 10 −12 −59, 3299<br />

90e2 N16 106, 112 · 10 −9 −105, 082 · 10 −12 −58, 5807<br />

90e3 N15 103, 598 · 10 −9 −102, 632 · 10 −12 −59, 4161<br />

90e3 N16 107, 399 · 10 −9 −106, 358 · 10 −12 −58, 9306<br />

Tabelle 10.1: Fitparameter der SüdFits für die Polarkoordinaten (a + dx + ex 2 +<br />

fx 3 + gx 4 + hx 5 )<br />

112


Kanal a d e f<br />

0e1 N15 66, 643 57, 819 · 10 −3 −1, 01186 · 10 −3 49, 6605 · 10 −6<br />

0e1 N16 66, 902 66, 7018 · 10 −3 −84, 8937 · 10 −6 36, 2451 · 10 −6<br />

0e2 N15 65, 0251 77, 7493 · 10 −3 −339, 591 · 10 −6 18, 7098 · 10 −6<br />

0e2 N16 65, 6736 89, 3611 · 10 −3 −1, 5142 · 10 −3 48, 8056 · 10 −6<br />

0e3 N15 62, 9802 137, 363 · 10 −3 −1, 79195 · 10 −3 −426, 781 · 10 −9<br />

0e3 N16 63, 6037 196, 519 · 10 −3 −2, 19825 · 10 −3 −43, 2843 · 10 −6<br />

90e1 N15 64, 5277 56, 5184 · 10 −3 −914, 59 · 10 −6 14, 7952 · 10 −6<br />

90e1 N16 64, 6593 44, 7845 · 10 −3 −781, 353 · 10 −6 39, 1236 · 10 −6<br />

90e2 N15 63, 7126 42, 7753 · 10 −3 −1, 03306 · 10 −3 29, 6397 · 10 −6<br />

90e2 N16 63, 4554 41, 289 · 10 −3 −764, 965 · 10 −6 35, 6235 · 10 −6<br />

90e3 N15 63, 004 35, 9133 · 10 −3 −1, 19839 · 10 −3 43, 8038 · 10 −6<br />

90e3 N16 62, 8021 34, 905 · 10 −3 −699, 993 · 10 −6 37, 9226 · 10 −6<br />

Kanal g h j k<br />

0e1 N15 −1, 06706 · 10 −6 11, 3053 · 10 −9 −65, 3947 · 10 −12 208, 004 · 10 −15<br />

0e1 N16 −1, 07606 · 10 −6 12, 4448 · 10 −9 −73, 8768 · 10 −12 236, 636 · 10 −15<br />

0e2 N15 −629, 408 · 10 −9 8, 1788 · 10 −9 −52, 7679 · 10 −12 178, 845 · 10 −15<br />

0e2 N16 −977, 168 · 10 −9 10, 4051 · 10 −9 −61, 2556 · 10 −12 197, 98 · 10 −15<br />

0e3 N15 169, 823 · 10 −9 −716, 179 · 10 −12 −4, 22454 · 10 −12 36, 0605 · 10 −15<br />

0e3 N16 1, 12666 · 10 −6 −9, 51 · 10 −9 38, 8632 · 10 −12 −82, 2016 · 10 −15<br />

90e1 N15 −356, 547 · 10 −9 5, 27904 · 10 −9 −38, 8764 · 10 −12 144, 632 · 10 −15<br />

90e1 N16 −954, 666 · 10 −9 11, 1885 · 10 −9 −69, 3869 · 10 −12 231, 435 · 10 −15<br />

90e2 N15 −636, 437 · 10 −9 7, 80243 · 10 −9 −51, 6163 · 10 −12 181, 271 · 10 −15<br />

90e2 N16 −890, 208 · 10 −9 10, 7533 · 10 −9 −68, 1687 · 10 −12 230, 717 · 10 −15<br />

90e3 N15 −892, 704 · 10 −9 10, 0081 · 10 −9 −61, 9925 · 10 −12 208, 476 · 10 −15<br />

90e3 N16 −924, 406 · 10 −9 10, 936 · 10 −9 −68, 6106 · 10 −12 231, 084 · 10 −15<br />

Kanal l m Mittelw<br />

0e1 N15 −340, 072 · 10 −18 222, 973 · 10 −21 65, 4958<br />

0e1 N16 −387, 56 · 10 −18 254, 35 · 10 −21 65, 7924<br />

0e2 N15 −304, 263 · 10 −18 204, 916 · 10 −21 64, 3474<br />

0e2 N16 −327, 682 · 10 −18 216, 835 · 10 −21 64, 5495<br />

0e3 N15 −87, 0407 · 10 −18 70, 6332 · 10 −21 63, 7662<br />

0e3 N16 84, 8174 · 10 −18 −32, 4367 · 10 −21 63, 4495<br />

90e1 N15 −262, 386 · 10 −18 184, 956 · 10 −21 62, 2281<br />

90e1 N16 −391, 367 · 10 −18 263, 192 · 10 −21 61, 9081<br />

90e2 N15 −318, 252 · 10 −18 219, 927 · 10 −21 60, 876<br />

90e2 N16 −394, 006 · 10 −18 266, 794 · 10 −21 60, 4034<br />

90e3 N15 −355, 465 · 10 −18 240, 567 · 10 −21 60, 3357<br />

90e3 N16 −393, 717 · 10 −18 266, 3 · 10 −21 59, 9248<br />

Tabelle 10.2: Fitparameter der NordFits, mit denen das Polarkoordinatensystem<br />

erstellt wird. (a + dx + ex 2 + fx 3 + gx 4 + hx 5 + jx 6 + kx 7 + lx 8 + mx 9 )<br />

113


10 Anhang<br />

Danksagung<br />

In erster Linie möchte ich mich bei meinen Eltern für die<br />

Ermöglichung dieses Studiums <strong>und</strong> bei Frau Prof. Dr.<br />

Kallenrode für die wissenschaftliche <strong>und</strong> menschliche Unterstützung<br />

bedanken.<br />

Des Weiteren geht mein Dank an meine beiden Komilitonen<br />

Jan Philipp Bornebusch <strong>und</strong> Friedhelm Steinhilber, mit<br />

denen ich jederzeit über auftauchende Probleme diskutieren<br />

konnte.<br />

Nicht zuletzt danke ich meiner Mutter dafür, daß sie mich<br />

in die Feinheiten der neuen deutschen Rechtschreibung<br />

eingeweiht hat <strong>und</strong> Natalie dafür, dass ich mich neben<br />

der ganzen Arbeit auch mal austoben kann.<br />

Ich danke für ihre Aufmerksamkeit.<br />

Jan Maik Wissing<br />

114


Eidesstattliche Versicherung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst<br />

<strong>und</strong> die benutzten Hilfsmittel <strong>und</strong> Quellen vollständig angegeben<br />

habe.<br />

Osnabrück, den<br />

(Jan Maik Wissing)<br />

115

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