Nr. 56 - Soziale Welt
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SOZIALE ORGANISATION IN FRANKFURT<br />
9<br />
wurden die Flüchtlinge zur Bahnhofsmission<br />
gebracht, wo man sich erst einmal um<br />
Verpflegung und Versorgung mit benötigter<br />
Kleidung kümmerte. Alleine im Zeitraum<br />
zwischen dem Februar und Mai 1953 brachten<br />
693 Flugzeuge 30.989 Flüchtlinge nach<br />
Frankfurt, die von der Bahnhofsmission betreut<br />
wurden.<br />
Ende 1954 bezog die Bahnhofsmission<br />
neue Räume, ebenfalls am Südausgang gelegen,<br />
wo sie nun im Kellergeschoss auch einen<br />
Schlafraum für weibliche Reisende besaß. An<br />
die Stelle der Arbeit mit Flüchtlingen trat mit<br />
den Jahren des Wirtschaftswunders und der<br />
Konsolidierung einer neuen <strong>Welt</strong>ordnung<br />
vermehrt der Dienst an Reisenden und Menschen,<br />
die bei der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Neuordnung der westdeutschen<br />
Gesellschaft keinen Platz für sich gefunden<br />
hatten. In der Nachfolge der „Wandererfürsorge“<br />
der Jahre zwischen den <strong>Welt</strong>kriegen<br />
wurde für Obdachlose und Arme Getränke,<br />
Aufenthalt und Gespräch angeboten. Erst in<br />
derr sechziger Jahren wurde das Angebot auf<br />
eine bescheidene Essensausgabe erweitert.<br />
Neben den alltäglichen Arbeiten begaben<br />
sich in der Bahnhofsmission immer wieder<br />
auch kuriose Geschichten, besonders dann,<br />
wenn Reisende aus fernen Ländern zu betreuen<br />
waren. Einmal kam ein Reisender<br />
aus Afrika mit einem großen Koffer in die<br />
Bahnhofsmission, der wissen wollte, wo eine<br />
Bank sei. Der Koffer war schwer angefüllt<br />
mit Münzgeld. Mit Bedauern mussten die<br />
Helferinnen ihm erklären, dass Hartgeld in<br />
Banken nicht eingetauscht wird. Schließlich<br />
konnte Kontakt zu einem Verwandten von<br />
ihm hergestellt werden, der dem Unglücklichen<br />
weiterhalf.<br />
In den sechziger Jahren kam es, bedingt<br />
durch das so genannte Wirtschaftswunder,<br />
zu massenhaften Anwerbungen von Gastarbeitern.<br />
Ausländische Reisende, die nach<br />
Deutschland zogen, um hier zu arbeiten, kamen<br />
in großer Zahl mit dem Zug an, und<br />
der Frankfurter Hauptbahnhof war für viele<br />
von ihnen der Ort, an dem sie erste Eindrücke<br />
von ihrer neuen Heimat sammeln konnten.<br />
Auch viele von ihnen gehörten zu den<br />
Gästen der Bahnhofsmission.<br />
Angesichts der in den achtziger Jahren immer<br />
höheren Besucherzahlen bei nun regelmäßig<br />
drei täglichen Essensausgaben gab es<br />
bald nur wenig Gelegenheit zum Gespräch<br />
mit den Besuchern, wenn es sich nicht gerade<br />
um Stammgäste handelte. Viele Menschen<br />
fanden in der Bahnhofsmission so<br />
über viele Jahre eine Anlaufstelle und vielleicht<br />
ein wenig Beheimatung, darunter viele<br />
liebenswerte Sonderlinge und Frankfurter<br />
Originale wie das „Herbertchen“, das den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einmal<br />
einen Gartenzwerg mitbrachte, den er aus<br />
einem Frankfurter Garten geklaut hatte. Mit<br />
der Zeit kamen verstärkt Drogenabhängige<br />
und psychisch Kranke hinzu, die in der<br />
Bahnhofsmission ein offenes Ohr und Vermittlungsangebote<br />
zu spezialisierten Stellen<br />
finden.<br />
mit den Jahren des Wirtschaftswunders<br />
und der Konsolidierung einer neuen <strong>Welt</strong>ordnung<br />
vermehrt der Dienst an Reisenden<br />
und Menschen, die bei der gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Neuordnung der<br />
westdeutschen Gesellschaft keinen Platz für<br />
sich gefunden hatten. In der Nachfolge der<br />
„Wandererfürsorge“ der Jahre zwischen den<br />
<strong>Welt</strong>kriegen wurde für Obdachlose und<br />
Arme Getränke, Aufenthalt und Gespräch<br />
angeboten. Erst in derr sechziger Jahren wurde<br />
das Angebot<br />
auf eine<br />
bescheidene<br />
Essensausgabe<br />
erweitert.<br />
Neben den<br />
alltäglichen<br />
Arbeiten begaben<br />
sich<br />
in der Bahnhofsmission<br />
immer wieder auch kuriose<br />
Geschichten, besonders dann, wenn Reisende<br />
aus fernen Ländern zu betreuen waren.<br />
Einmal kam ein Reisender aus Afrika mit<br />
einem großen Koffer in die Bahnhofsmission,<br />
der wissen wollte, wo eine Bank sei. Der<br />
Koffer war schwer angefüllt mit Münzgeld.<br />
Mit Bedauern mussten die Helferinnen ihm<br />
erklären, dass Hartgeld in Banken nicht eingetauscht<br />
wird. Schließlich konnte Kontakt<br />
zu einem Verwandten von ihm hergestellt<br />
werden, der dem Unglücklichen weiterhalf.<br />
In den sechziger Jahren kam es, bedingt<br />
durch das so genannte Wirtschaftswunder,<br />
zu massenhaften Anwerbungen von Gastarbeitern.<br />
Ausländische Reisende, die nach<br />
Deutschland zogen, um hier zu arbeiten, kamen<br />
in großer Zahl mit dem Zug an, und<br />
der Frankfurter Hauptbahnhof war für viele<br />
von ihnen der Ort, an dem sie erste Eindrücke<br />
von ihrer neuen Heimat sammeln konnten.<br />
Auch viele von ihnen gehörten zu den<br />
Gästen der Bahnhofsmission.<br />
Angesichts der in den achtziger Jahren immer<br />
höheren Besucherzahlen bei nun regelmäßig<br />
drei täglichen Essensausgaben gab es<br />
bald nur wenig Gelegenheit zum Gespräch<br />
mit den Besuchern, wenn es sich nicht gerade<br />
um Stammgäste handelte. Viele Menschen<br />
fanden in der Bahnhofsmission so über<br />
viele Jahre eine Anlaufstelle und vielleicht ein<br />
wenig Beheimatung, darunter viele liebenswerte<br />
Sonderlinge und Frankfurter Originale<br />
wie das „Herbertchen“, das den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern einmal einen<br />
Gartenzwerg<br />
mitbrachte,<br />
den er aus<br />
einem Frankfurter<br />
Garten<br />
geklaut hatte.<br />
Mit der Zeit<br />
kamen verstärkt<br />
Drogenabhängi-<br />
ge und psychisch Kranke hinzu, die in der<br />
Bahnhofsmission ein offenes Ohr und Vermittlungsangebote<br />
zu spezialisierten Stellen<br />
finden.<br />
Behinderte, Kranke und alleinreisende<br />
Kinder werden bis heute betreut. Bestohlene<br />
Reisende und solche ohne Geld bekommen<br />
erfahrene Hilfestellung dabei angeboten, eine<br />
Fahrkarte zu organisieren. Seit 2004 ist die<br />
regelmäßige Essensausgabe der Bahnhofsmission<br />
abgeschafft, da es inzwischen viele<br />
Stellen in Frankfurt gibt, die frisch zubereitetes<br />
Essen anbieten und die notdürftige Vergabe<br />
von Margarinebroten und gespendeten<br />
Lebensmitteln, Andachtsraum vor allem aus<br />
den Läden im Bahnhof, nicht mehr sinnvoll<br />
erschien.<br />
Mit dem Umzug in wiederum neue Räume<br />
an Gleis 1 im Sommer 2005 gingen auch<br />
verschiedene Veränderungen im Hilfsangebot<br />
der Bahnhofmission einher. Nun tragen<br />
die Helferinnen und Helfer leuchtend blaue<br />
Westen. Der Schwerpunkt der Arbeit mit<br />
Obdachlosen, Drogenabhängigen, psychisch<br />
Kranken und Armen hat sich stärker in Richtung<br />
Beratung entwickelt. Für alleinreisende<br />
Kinder gibt es seit 2004 den Betreuungsservice<br />
„Kids on Tour“ in Kooperation mit der<br />
Deutschen Bahn. Für Menschen, die in der<br />
Hektik des Bahnhofs etwas Ruhe suchen und<br />
sich besinnen möchten, bietet die Bahnhofsmission<br />
nun einen Raum der Stille an.<br />
Nach wie vor ist die Bahnhofsmission eine<br />
wichtige Anlaufstelle im Hauptbahnhof für<br />
alle Menschen, die ein Problem oder eine<br />
Sorge haben, sie ist Schauplatz von Schicksalen<br />
und menschlichen Begegnungen am<br />
Rande der Betriebsamkeit. Hier ist etwas von<br />
der Seele des Frankfurter Hauptbahnhofs<br />
spürbar, der stets die unterschiedlichsten<br />
Menschen anzieht.<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
von Autor und Verlag<br />
Allgemeine Sozialberatung in Bornheim<br />
Neue Anlaufstelle für Menschen in Not ab Oktober in Kooperation von Pfarrgemeinde und Caritas - St. Josef<br />
Informationen, Rat und Hilfe bei allen Fragen und Problemen des Alltags können sich Bornheimer Bürgerinnen und Bürger ab<br />
Oktober 2009 bei der „Allgemeinen Sozialberatung“ (ASB) der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef Bornheim holen. Regelmäßig<br />
montags von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr finden sie im Gemeindehaus in der Berger Straße 135 im Cäciliensaal Ansprechpartner,<br />
die ein offenes Ohr für sie haben. Ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Pfarrei<br />
engagiert sich für Menschen in Not. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. Alle sind willkommen, die Hilfe brauchen.<br />
„Als christliche Pfarrgemeinde entspricht<br />
es unserem Selbstverständnis und unserem<br />
Auftrag, dass wir da sind, für Menschen in<br />
Not“, erklärt Martin Dorda, Pastoralreferent<br />
der Pfarrgemeinde, der neben sechs freiwillig<br />
Engagierten zum Beratungsteam gehört. Von<br />
dieser christlichen Grundeinstellung getragen,<br />
hat die Gemeinde die Idee zum Projekt<br />
„ASB“ entwickelt und zusammen mit dem<br />
Caritasverband Frankfurt e. V. dieses soziale<br />
Beratungsangebot aufgebaut.<br />
Um sich auf ihren ehrenamtlichen Dienst<br />
vorzubereiten, haben sich die Ehrenamtlichen<br />
über das Frankfurter Hilfenetz informiert,<br />
verschiedene soziale Einrichtungen<br />
besichtigt und grundlegende Fähigkeiten erworben<br />
wie zum Beispiele Gesprächstraining.<br />
Am 28. September startet die „Allgemeinen<br />
Sozialberatung St. Josef Bornheim“ mit der<br />
offiziellen Eröffnung und Vorstellung.<br />
Die ASB ist eine Erstkontaktstelle, wo<br />
Menschen in Notlagen und Konfliktsituationen,<br />
die Gesprächsbedarf haben, direkt in<br />
ihrem Stadtteil Ansprechpartner finden. Hier<br />
bekommen sie problemlos erste Informationen,<br />
Rat und Hilfe. Eine Anmeldung für<br />
diese offene Sprechstunde ist nicht nötig.<br />
Gute Erfahrungen mit anderen ehrenamtlich<br />
organisierten Beratungsstellen in katholischen<br />
Pfarreien, die ebenfalls in Kooperation<br />
mit dem Caritasverband Frankfurt entstanden<br />
sind, zeigen,<br />
wie wirkungsvoll<br />
ein solches Angebot<br />
ist. Die ehrenamtlich<br />
tätigen<br />
Gemeindemitglieder<br />
kennen alle<br />
Ressourcen im<br />
Stadtteil und die<br />
örtlichen Gegebenheiten.<br />
Sie haben<br />
den Überblick<br />
über das ganze<br />
Spektrum an<br />
Unterstützungsmöglichkeiten<br />
und können oft<br />
sehr schnell ganz<br />
konkrete Nachbarschaftshilfe<br />
organisieren. Die<br />
vertraute Umgebung<br />
und die Solidarität<br />
unter den<br />
Stadtteilbewoh-<br />
St.-Josephskirche<br />
Frankfurt am Main-Bornheim<br />
nern erleichtern<br />
die Beratungsgespräche.<br />
In der neuen Beratungsstelle sind<br />
alle Menschen willkommen, unabhängig von<br />
ihrer religiösen, kulturellen oder nationalen<br />
Zugehörigkeit.<br />
Aufgabe der<br />
ehrenamtlich Engagierten<br />
ist es,<br />
zunächst einmal<br />
zuzuhören. Dass<br />
sie ihre Sorgen<br />
und Ängste in<br />
einem Gespräch<br />
loswerden können,<br />
ist für viele<br />
Menschen schon<br />
eine große Erleichterung.<br />
Gemeinsam<br />
mit den<br />
Ratsuchenden<br />
versuchen die Beraterinnen<br />
und<br />
Berater eine Klärung<br />
der Situation<br />
und geben<br />
erste Orientierung.<br />
Leitgedanke<br />
des Angebots<br />
ist die „Hilfe zur<br />
Quelle:<br />
Wikipedia Selbsthilfe“. Bei<br />
speziellen Fragestellungen<br />
und<br />
schwerwiegenden Problemen können die Ehrenamtlichen<br />
an geeignete Fachstellen weitervermitteln.<br />
Für die fachliche Begleitung und die Qualifizierung<br />
der ehrenamtlichen Beraterinnen<br />
und Berater sorgt Sigrid Bender, Sozialarbeiterin<br />
beim Caritasverband Frankfurt. Sie hat<br />
das Projekt von Anfang an begleitet, Schulungen<br />
für das Mitarbeiter-Team organisiert<br />
und ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen<br />
und Konflikten im Team.<br />
Das neue Beratungsangebot ist ein lokales<br />
Modellprojekt: In der „Allgemeinen Sozialberatung<br />
St. Josef Bornheim“ engagieren sich<br />
die Pfarrgemeinde und der Caritasverband<br />
Frankfurt gemeinsam im Sinne ihres diakonischen<br />
Auftrags für sozial benachteiligte<br />
Menschen. Es ist ein beispielhaftes Angebot,<br />
durch das weitere Pfarrgemeinden in Frankfurt<br />
zu sozialem Engagement motiviert werden<br />
sollen. Das Projekt ist ein Mosaikstein<br />
im neuen Pastoralkonzept der Frankfurter<br />
Stadtkirche für eine solidarische Stadtgesellschaft.<br />
Frankfurt-Bornheim,<br />
Gemeindehaus der<br />
katholischen Pfarrei St. Josef<br />
Bergerstraße 135<br />
U-Bahnlinie: U4 / Höhenstrasse<br />
Veröffentlichung mit freundlicher<br />
Genehmigung der Pfarrei St. Josef