EINBLICKE - Stadtmission Nürnberg
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<strong>EINBLICKE</strong> Ausgabe 1/2013<br />
Was hat uns überwintern lassen?<br />
Es geht wieder ´nauswärts, wie man so<br />
sagt. Die Tage werden länger, die Temperaturen<br />
steigen, manchmal meint man<br />
schon, ihn zu riechen, den kommenden<br />
Frühling.<br />
So reizvoll es wäre, diesen Frühlingsgedanken<br />
weiter nachzuhängen, möchte<br />
ich Sie dennoch bitten, sich noch einmal<br />
umzuwenden, noch einmal zurückzublicken<br />
auf den Winter: Wie haben wir ihn<br />
eigentlich überstanden, wie haben wir<br />
seine Kälte, Eis und Schnee, wie haben wir<br />
die Dunkelheit ausgehalten?<br />
Wir haben es ja geschafft. Wie aus einer<br />
dunklen Höhle treten wir jetzt langsam<br />
wieder hinaus ins Freie und ans Licht. Da<br />
muss doch etwas in uns sein, das nicht<br />
klein-, das nicht unterzukriegen ist, ein<br />
Licht, das niemand löschen kann, ein<br />
Feuer, das einfach weiterbrennt. Ich glaube,<br />
es lohnt sich, sich noch einmal klar zu<br />
machen, was das ist, das einem offenbar<br />
immer bleibt, auch im finstersten Tal.<br />
Wahrscheinlich sieht es bei jedem Menschen<br />
anders aus. Es mag die bleibende,<br />
unvergängliche Erinnerung an all das<br />
Schöne sein, das Sie haben erleben dürfen<br />
– vielleicht erzählt ein Foto oder ein Gegenstand<br />
in Ihrem Zimmer davon. Es mögen<br />
Menschen sein, mit denen Sie sich in<br />
Liebe über alle Zeiten hinweg verbunden<br />
wissen. Es mag die Schönheit der Welt<br />
sein, die immer neu und im Winter ja oft<br />
sogar ganz besonders kräftig erstrahlt. Jedenfalls<br />
tragen wir wohl alle so etwas wie<br />
einen unverlierbaren Schatz in uns. Proviant,<br />
der garantiert ausreicht, einen Vorrat,<br />
der sich nicht erschöpft. Albert Camus hat<br />
es einmal so formuliert: „In den Tiefen des<br />
Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir<br />
ein unbesiegbarer Sommer liegt.“<br />
Welch eine Entdeckung: Es gibt wirklich<br />
ein Licht, das stärker ist als alle Dunkelheit,<br />
eine Freude, die stärker ist als alle<br />
Traurigkeit, und man kann wohl auch<br />
noch weiter gehen: Es gibt die Gerechtigkeit,<br />
die stärker ist als all das Unrecht, den<br />
Frieden, den wir alle so von Herzen lieben,<br />
der den Krieg und alle Gewalt eindämmen,<br />
ja heilen kannl<br />
In all dem spüren wir das Leben, spüren<br />
wir das Göttliche, das Heilige dieser Welt.<br />
Und immer, wenn wir es spüren, wenn<br />
wir es wieder spüren, dann fühlen wir uns<br />
wieder mitten drin – im Leben, in der Gemeinschaft,<br />
in der Verbundenheit mit der<br />
Natur, mitten im Reich Gottes, wie Jesus<br />
all das genannt, zusammengefasst, und<br />
auf den Punkt gebracht hat.<br />
Also: Spüren Sie dem noch einmal nach<br />
und tanken Sie auf, an jedem Tag, genießen<br />
Sie das Gefühl der Verbundenheit,<br />
des “unbesiegbaren Sommers“ mitten im<br />
Winter!<br />
Pfarrer Dr. Claus Petersen<br />
Missiononarische Dienste der<br />
<strong>Stadtmission</strong> <strong>Nürnberg</strong> e.V.<br />
22<br />
Andacht