EINBLICKE - Stadtmission Nürnberg
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Vom Spielen<br />
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller<br />
Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er<br />
ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“<br />
Friedrich Schiller<br />
„Kommst du raus zum spielen?“ Jeder<br />
erinnert sich an diesen Ruf, der in unserer<br />
Kindheit durchs Fenster hereindrang und<br />
uns im Handumdrehen von den Hausaufgaben<br />
wegholte – nach draußen in die<br />
aufregendere Welt des Spiels.<br />
Wann genau auf dem langen Weg zum<br />
Erwachsenwerden ging uns eigentlich die<br />
Leichtigkeit des Spiels verloren? Warum<br />
erlauben wir uns nur noch so selten, uns<br />
die Zeit mit Spielen zu vertreiben? Fest<br />
steht, dass die meisten Menschen, eingeklemmt<br />
in Verpflichtungen und Termine,<br />
immer seltener Zeit für den herrlich<br />
zweckfreien Müßiggang des Spiels haben.<br />
Denn zu spielen ermöglicht es uns, in der<br />
unmittelbaren Gegenwart zu leben und<br />
diese auszukosten. Durch dieses Leben<br />
im hier und jetzt und die Konzentration<br />
auf den Moment, entstehen die größten<br />
Glücksgefühle.<br />
Spielenkönnen bedeutet, sich einlassen<br />
zu können auf eine unwirkliche Welt,<br />
bedeutet Abschalten vom Alltag, bedeutet<br />
Freunde, Bekannte und Mitmenschen einmal<br />
ganz anders erleben zu dürfen. Wenn<br />
wir spielen, müssen wir uns aber auch auf<br />
das Risiko einlassen, zu verlieren. So gut<br />
wie jedes Spiel unterscheidet am Ende<br />
zwischen Sieger und Verlierern. Manchmal<br />
ist es reines Glück, das über den Ausgang<br />
„Mensch-ärgere-Dich-nicht“-Spiel macht in jedem<br />
Alter Spaß!<br />
des Spiels entscheidet, manchmal Können,<br />
Geschicklichkeit, Anstrengung oder Erfahrung<br />
– meist eine Mischung aus alldem.<br />
Nur wer ernsthaft spielt, wird im Spiel<br />
die Emotionen erleben, die den Spielreiz<br />
ausmachen: Freude, Furcht, Anspannung,<br />
Entspannung, Erstaunen, Entsetzen, Überraschung,<br />
Enttäuschung, Hoffnung, Glück,<br />
Ausgelassenheit, Rache, Betroffenheit,<br />
Aggressivität, Vergeltung, Kooperation,<br />
Gemeinsamkeit und Ärger.<br />
Dazu eine kleine Geschichte von einem<br />
Fünfjährigen, der instinktiv genau wußte,<br />
dass man ernsthaft spielen muss:<br />
Ein Vater kommt von der Arbeit nach<br />
Hause und trifft seinen Sohn beim Spielen<br />
an. Dieser sitzt auf dem vordersten einer<br />
Reihe von Stühlen und spielt Eisenbahn.<br />
Der Vater will seinen Sohn küssen, der<br />
wendet sich jedoch strikt ab und sagt:<br />
„Vati, du darfst die Lokomotive nicht<br />
küssen, sonst denken die Wagen, es wäre<br />
nicht echt!“ (Fa)<br />
Unterhaltung/Lebensgeschichtliches 29