J U R Y B E R I C H T - Rudolf Steiner Schule Basel
J U R Y B E R I C H T - Rudolf Steiner Schule Basel
J U R Y B E R I C H T - Rudolf Steiner Schule Basel
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3. RANG<br />
Projekt:<br />
Verfasser:<br />
GRETCHEN<br />
Vischer AG Architekten + Planer<br />
BEURTEILUNG<br />
Das Projekt „Gretchen“ bearbeitet die gestellten Aufgaben recht detailliert. Den Verfassern<br />
ist es wichtig, das Äussere des markanten Saales möglichst nicht zu veränder;<br />
sie suchen daher für den geforderten Fluchtweg eine innenliegende, diskrete<br />
Lösung. Es werden grundlegende Gedanken zum Fluchtwegfluss gemacht und klar<br />
unterschieden zwischen Haupteingang und Fluchtausgang.<br />
Das Projekt verbindet die Funktionen von Akustik und Beleuchtung miteinander. Das<br />
Projekt nimmt Rücksicht auf die bestehenden Strukturen, Formen und Farben im<br />
Saal und organisiert die Stauräume in den seitlichen Annexräumen der Seitenbühne<br />
und des Eingangsbereichs.<br />
FLUCHTWEG<br />
Der Fluchtweg führt im Bereich der Seitenbühne mit einer internen Treppe ins Untergeschoss<br />
und von dort direkt unter dem Saal ins Freie. Der notwendige Eingriff in die<br />
Aussenfassade bleibt dadurch minimal, die Fluchttüre im Untergeschoss passt sich<br />
diskret der Fassade an und wird kaum wahrgenommen.<br />
Durch die Treppe im Bereich der heutigen Seitenbühne verliert der Saal an Stauraum<br />
und das Untergeschoss an Lagerfläche. Die Treppe wird zum reinen Fluchtweg. Einer<br />
schnelleren Saalentleerung oder zweiten Zugang bei speziellen Anlässen ist diese<br />
Lösung nicht dienlich. Der bauliche und finanzielle Aufwand ist in Bezug zum zusätzliche<br />
Nutzen bei dieser Lösung weniger wirtschaftlich.<br />
SAAL<br />
Es werden verschiedene raumakustische Massnahmen vorgeschlagen. Einerseits<br />
Absorberflächen auf den neuen Seitenwänden im Bereich des Eingangs und der Seitenbühne,<br />
andererseits hängende Deckenelemente, welche als Reflektoren und auch<br />
zur Schalldämmung dienen. Als zusätzliche Schalldämmmassnahme wird eine Polsterung<br />
der Tribünensitzen und -lehnen vorgeschlagen, die gleichzeitig auch den<br />
Sitzkomfort steigert.<br />
Diese Massnahmen zur Verbesserung der Raumakustik sind sinnvoll. Die Kombination<br />
sowohl der Raumakustik, als auch der Beleuchtung für Saal und Bühne mittels<br />
der abgehängten Deckensegel macht Sinn. Die verschiedenen, trapezförmigen Formen<br />
der abgehängten Elemente hingegen wirken unruhig. Die beeindruckende Höhe<br />
des Saales wird durch die hängenden und dunkel eingefärbten Elemente gestört. Der<br />
Gesamteindruck des Saales wird durch diese dominanten Elemente beeinträchtigt.<br />
Die sechs bestehenden Stehleuchten werden entfernt. Die Grund- und Indirektbeleuchtung<br />
des Saales sowie die Ausleuchtung der Zuschauertribüne erfolgt kombiniert.<br />
Im Bereich der Schrägstützen sind Stimmungsleuchten und in der Vorzone des<br />
Eingangs Wandleuchten geplant. An den Deckenelementen werden auch die Scheinwerfer<br />
für die Bühnenbeleuchtung befestigt.<br />
Die vorgeschlagene Beleuchtung scheint eine gute Ausleuchtung des Saales zu erwirken<br />
und ermöglicht flexible Stimmungen zu erzeugen. Durch die vielen verschiedenen<br />
Beleuchtungskörper wirken die Elemente etwas überinstrumentiert. Die Deckenlast<br />
wäre zu prüfen.<br />
Die Stauräume sind links und rechts der Bühne angeordnet. Der Haupteingang bekommt<br />
eine Vorzone, mit seitlichen Stauräumen, wodurch Störungen durch verspätete<br />
Zuschauer abgeschwächt werden. Durch den Einbau der Fluchttreppe entfällt ein<br />
grosser Teil des möglichen Stauraums. Dem Unterbringen von Bühnenmaterialien,<br />
Kulissen und Stühlen wird zu wenig Beachtung geschenkt.<br />
Die Bühne wird nur leicht verändert. Das Bühnenportal wird bewusst belassen. Das<br />
Portal und die Portalunterseite werden analog den Deckenelementen rot-braun gestrichen.<br />
Der Bühnenrand wird begradigt, damit die Bühne mit mobilen Bühnenelementen<br />
vergrössert werden kann. Die seitlichen Vorhänge (Sulfiten) werden durch<br />
Wandelemente mit einer harten Oberfläche ersetzt, die den Schall in den Saal reflektieren<br />
und damit die Sprachverständlichkeit verbessern.<br />
Das Farbkonzept passt sich den gegeben Umständen an und übernimmt teilweise<br />
die bestehenden Farben. Der Saal wirkt aber in dieser Umsetzung etwas trist und<br />
altmodisch.<br />
Für die Lagerung der Kulissen und Bühnenpodeste wird keine Lösung vorgeschlagen.<br />
RÉSUMÉE<br />
Den Verfassern war es ein Anliegen, mit dem Bestehenden bewusst umzugehen und<br />
dieses möglichst in das Projekt aufzunehmen.<br />
Die funktionalen Anliegen sind im Projekt „Gretchen“ teilweise gut und pragmatisch<br />
gelöst. Für die Stauraumproblematik, die zur Bühnenfunktion gehört, wird keine Lösung<br />
vorgeschlagen.<br />
Die Fluchtweglösung ist unökonomisch und wenig elegant. Die räumliche Wirkung<br />
der hängenden Deckenelemente im Saal erscheint zu dominant. Auf die Jury wirkt<br />
das vorliegende Projekt eintönig und schwer.<br />
1