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Abschlussbericht des Modellvorhabens - Bayerisches ...

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3. Motive<br />

INTERVIEW MIT PROF. THOMAS BAUER, BARITON AUS DEGGENDORF<br />

Sie treten in den europäischen Musik-<br />

Metropolen auf und arbeiten mit international<br />

renommierten Orchestern und<br />

Dirigenten zusammen. Und jetzt haben<br />

Sie sich dazu entschlossen, sich in der<br />

2000-Seelen-Gemeinde Blaibach im<br />

Bayerwald niederzulassen und dort ein<br />

Konzerthaus zu betreiben. Wie passt<br />

das zusammen?<br />

Heimat spielt für mich eine große Rolle.<br />

Seit ich den Bayerischen Wald vor<br />

30 Jahren verlassen habe hat sich die<br />

Region enorm gewandelt. Jetzt möchte<br />

ich selber etwas zur Entwicklung beitragen.<br />

Wohlstand, Bildung, Infrastruktur<br />

– all das gibt es auch in der ländlichen<br />

Peripherie – aber jetzt muss die Kunst<br />

nachziehen. Es ist für mich vor allem<br />

ein gesellschaftliches Projekt, ein ideeller<br />

Ansatz. Als Künstler investiere ich in<br />

Kunst!<br />

Warum haben Sie sich gerade für Blaibach<br />

als Standort entschlossen? War<br />

der Komplettleerstand der Ortsmitte für<br />

Sie nicht abschreckend?<br />

Mich hat zuallererst das leerstehende<br />

Waldlerhaus aus dem 16. Jahrhundert<br />

fasziniert. Das Haus befindet sich in einem<br />

sehr schlechten Zustand. Aber es<br />

gibt eine dreißig Jahre alte Ansichtskarte,<br />

auf der das Waldlerhaus abgebildet<br />

40<br />

ist – damals hat der Ort noch damit geworben.<br />

Es ist ein Glücksfall, dass das<br />

Gebäude nicht schon längst abgebrochen<br />

worden ist, es dürfte heute eines<br />

der ältesten Holzhäuser im Bayerwald<br />

sein. Ich habe das Haus gekauft und<br />

möchte es wieder zu einem Schmuckstück<br />

machen. Besonders spannend<br />

ist die unmittelbare Nachbarschaft zum<br />

modernen Kultur- und Konzerthaus: Tradition<br />

und Innovation.<br />

Prof. Thomas E. Bauer ist einer der international<br />

gefragtesten deutschen Baritone. Er ist im<br />

Bayerischen Wald aufgewachsen und hat seine<br />

erste musikalische Ausbildung bei den Regensburger<br />

Domspatzen erhalten. 2007 gründete<br />

Bauer das „Kulturwald-Festival“. Zum Zeitpunkt<br />

<strong>des</strong> Interviews weilte Bauer zu Auftritten<br />

in Dijon (Frankreich) – um am Folgetag zum ersten<br />

Spatenstich für das Kultur- und Konzerthaus<br />

nach Blaibach zu reisen.<br />

Das Konzerthaus wird sich wie schon<br />

das benachbarte, im Frühjahr eröffnete<br />

Bürgerhaus, durch eine für eine ländliche<br />

Gemeinde ungewöhnliche, mutige<br />

Architektur auszeichnen. Braucht eine<br />

Vision auch eine besondere Architektursprache?<br />

Es geht hier um Exzellenz, und die muss<br />

sich materialisieren, sie braucht Sichtbarkeit.<br />

Das Kultur- und Konzerthaus ist<br />

eine zu Stein gewordene ästhetische<br />

Idee. Überregionale Magazine berichten<br />

über die Blaibacher Projekte – das<br />

wäre undenkbar ohne die Architektur.<br />

Welche Reaktionen erfahren Sie, wenn<br />

Sie heute mit Blaibacher Bürgern sprechen,<br />

identifizieren sie sich schon mit<br />

Ihrem Vorhaben?<br />

Kultur braucht Zeit: Nicht alle Blaibacher<br />

waren sofort begeistert – aber jeder,<br />

dem wir das Konzept in Ruhe erklärt haben,<br />

hat am Ende gesagt „Das ist eine<br />

gute Sache“. Es gibt international viele<br />

ähnlich gelagerte bauliche Projekte,<br />

die zuerst als Fremdkörper empfunden<br />

werden – und später nicht mehr wegzudenken<br />

sind, an denen sich Identifikation<br />

festmacht. Ich bin überzeugt, dass<br />

die Blaibacher stolz auf das Konzerthaus<br />

sein werden.

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